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Beschreibung

Gut versteckt oder direkt vor der Nase: charmant, skurril, überraschend – und immer originell! Dieses Buch zeigt, was Reiseführer oft verschweigen. Vergessen Sie Fiaker und Prater – jetzt wird’s wirklich spannend! Dieses Buch führt Sie zu Wiens verborgensten und kuriosesten Orten: der ältesten unterirdischen Toilettenanlage, einer runden »Republik«, doppelten Hausnummern, einem Haustor ohne Haus, geheimen U-Bahn-Tunneln, u.v.m. 30 außergewöhnliche Plätze – manche sichtbar, manche beinahe vergessen, alle mit verblüffender Geschichte. Für Stadtflaneure, Neugierige und alle, die Wien abseits der Touristenpfade mit völlig neuen Augen entdecken wollen. Ein Muss für alle, die das Unerwartete lieben! Leseprobe > https://online.flipbuilder.com/DorisRittberger/vyhx/

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2025

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WIEN ORIGINELL

KURIOSE, BIZARRE UND UNGLAUBLICHE ORTE DER STADT.

PLACES 12

HARALD HAVAS

WILLKOMMEN

Die Stadt Wien und ihre Geschichte sind voll von Kuriosem, Furiosem, Unglaublichem und sogar so manchem veritablen Weltwunder. Ein wahres Sammelsurium an erstaunlichen Geschichten und Fakten. Manche davon historisch bedeutend, manche ein wenig makaber, manche hauptsächlich skurril, aber alle miteinander auf jeden Fall originell!

Es mag am Wiener Gemüt, an der Wiener Seele liegen, dass sich gerade in Wien solche Dinge besonders anhäufen. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe mehrere Bücher und Brettspiele mit seltsamen und interessanten Fakten verfasst, mehrere über Wien, aber auch über Österreich, über die Schweiz, über München und über Berlin. Glaube mir, nirgendwo ist die Dichte an lachhaften, großartigen und originellen Orten und Ereignissen so hoch wie in der österreichischen Bundeshauptstadt. Manchmal handelt es sich um skurrile Orte, etwa mit einer absonderlichen baulichen Lösung – manchmal äußerst kreativ, manchmal nachträglich verbessert, manchmal nie vollendet. Manchmal handelt es sich um Ereignisse, Geschehnisse, einmal mehr, einmal weniger weltbewegend. Manchmal auch einfach um außergewöhnliche Ideen außergewöhnlicher Persönlichkeiten.

Wo außer in Wien wäre wohl jemand auf die Idee gekommen, die lange Strecke zwischen Innenstadt und Zentralfriedhof mit einer pneumatischen Rohrpostanlage für Särge (!) zu überwinden? Wo sonst würde man ein modernes Hochhaus in der Innenstadt errichten, aber so, dass es für die Passanten rundherum als solches unsichtbar bleibt? Wo sonst würde man eine Autobahnbrücke über einen Fluss spannen, die noch lange nach ihrer Eröffnung auf beiden Seiten an keine Autobahn angeschlossen war?

Daneben gibt es auch Dinge, die faszinierend sind, eigentlich direkt vor der Nase des Vorbeispazierenden, und trotzdem unbemerkt bleiben. Wer kennt etwa die 20 großen Herren aus Stein links und rechts vom Eingang der Nationalbibliothek, einem stark frequentierten Ort am noch stärker frequentierten Heldenplatz, und weiß, warum sie dort stehen? Oder den Hauseingang (mit eigener Hausnummer), hinter dem kein Haus steht? Oder ein großes und prominentes Denkmal in Stein, mitten in der Innenstadt, das eine jüdische Hochzeit darstellt, inklusive Rabbi, was aber weder Einheimische noch die zahlreichen Touristinnen und Touristen, die das Monument gerne fotografieren, bewusst mitbekommen?

Von solchen und anderen faszinierenden Orten handelt dieses Buch. Oft lassen sich die Dinge mit eigenen Augen betrachten, fotografieren oder begehen. Manchmal sind sie eher verborgen und man kann das Wissen um die Besonderheit des Ortes, wenn man sich dorthin begibt, eher nur erahnen. Und manchmal sind die Orte einfach manifeste Adressen, die auf eine virtuelle, aber dennoch großartige Geschichte verweisen.

In diesem Sinne, lasse dich von diesem Buch inspirieren, suche die Orte auf oder begib dich einfach nur auf eine geistige Reise durch die originellsten Seiten der im Laufe der Zeit keltischen, römischen, babenbergischen, habsburgischen, republikanischen, stets jedoch faszinierenden Wienerstadt. Staune, lache oder schüttle auch manchmal einfach nur den Kopf über so viel Originalität an einem einzigen Platz. Du wirst die Reise, egal ob im Geist oder per pedes, nicht bereuen!

Harald Havas

Alle Places sind onlineabrufbar

Unsere Orte kannst du ganz einfach am Handy abrufen: QR-Code mit der Handykamera scannen, Karte öffnen, anklicken und schon kann es losgehen.

INHALT

1. Übersinnlich

2. Ritterlich

3. Anrüchig

4. Unzustellbar

5. Perfekt justiert

6. Nuklear

7. Spurtreu

8. Geruchlos

9. Orientalisch

10. Anschlusslos

11. Zeilenweise

12. Abgekürzt

13. Übersehbar

14. Exportiert

15. Tiefgelegt

16. Kugelig

17. Recycelt

18. Trickreich

19. Abgestürzt

20. Gemogelt

21. Sündig

22. Zahnradlos

23. Gerettet

24. Vermählt

25. Unsichtbar

26. Pneumatisch

27. Unerfassbar

28. Abgründig

29. Tierisch

30. Pompös

KAPITEL1

ÜBERSINNLICH

SPUKORTE UND SPUKGESCHICHTEN

BESONDERHEITEN

SpukorteSpukgeschichtengrenzwissenschaftliche Experimenteein Eingang zur Hölle

Wenn man bedenkt, was für eine lange Geschichte die Stadt Wien bereits hinter sich gebracht hat, dann ist die Zahl der in Wien über das Paranormale erzählten Geschichten geradezu verschwindend gering. Abgesehen von ein paar mittelalterlichen Sagen mit teuflischer Beteiligung, wie die um den Bau des Stephansdoms oder die Sache mit Basilisken, zeigen sich Geister, Monstren oder die Engerln, die offenbar aber ganz gern Urlaub in Wien machen, eher selten. Gerade einmal das Donauweibchen soll früher öfters ­– und da meist helfend – in Erscheinung getreten zu sein. Aber Spukhäuser in Wien? Verwunschene Friedhöfe? Geister in Schlössern und Palais? Eher Fehlanzeige. Dabei würde es Wien an potenziellen, hochkarätigen Spukorten nicht mangeln. Etwa der berühmte Friedhof der Namenlosen, die letzte Ruhestätte der aus der Donau gefischten Opfer von Selbstmorden. Auch die Weiten des Zentralfriedhofs würden sich als Spielwiese für so manche »Wilde Jagd« anbieten.

Auch in den Anwesen der Habsburger scheint es ausgesprochen wenig gespenstert zu haben. Einmal abgesehen von der Weißen Frau, die zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert immer wieder sowohl bei Tag als auch bei Nacht durch die Hofburg wandelnd gesichtet wurde. Man brachte sie mit den Habsburgern auch prophetisch in Verbindung. Trug sie weiße Handschuhe, stand eine dynastische Geburt bevor, trug sie aber schwarze, dann ein Todesfall in der Herrscherfamilie. Folgerichtig soll sie auch das letzte Mal drei Tage vor der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo gesichtet worden sein.

Und dann gibt’s da noch die Geschichte um eine spukende Frau in der Sommerresidenz Schönbrunn. Der letzte prominente Bericht stammt von der letzten österreichischen Kaisersgattin Zita. Bei einem Aufenthalt in Schönbrunn berichtete sie von einer im mariatheresianischen Stil gekleideten Dame, die sie jede Nacht durch eine Tapetentür kommend besuchte. Bei dem Geist, der auch dem Dienstpersonal bekannt war, und dem man immer respektvoll auswich, handelt es sich angeblich um die Gräfin Maria Wilhelmina von Auersperg, eine (quasi offizielle) Mätresse von Kaiser Franz I., dem Mann von Maria Theresia. Noch heute soll sie in der Nacht die Route Teepavillon bis zu ihrem Appartement im 2. Stock entlang wandeln. Ob aus Buße oder auf der Suche nach ihrem kaiserlichen Lover bleibt dahingestellt.

Darüber hinaus gibt es noch den Bericht eines Fremdenführers, der öfters im Toilettenraum von Kaiserin Elisabeth zwei angeregt plaudernde, aber leicht über dem Boden schwebende Damen gesehen haben will, wobei die eine der anderen die Frisur machte. Nicht ganz unplausibel, war für Sisi ihre Toilette doch mit das Wichtigste im Leben, wieso sollte sie also im Tod darauf verzichten? Allerdings spukt sie auch so bereits oft genug in Schönbrunn herum – von Häferln bis zur Postkarte. Und dann gibt es noch die Sache mit dem Spiegelkabinett im Prater. Hier soll ein ehemaliger Besitzer herumgeistern und gelegentlich anstelle der eigenen Reflexion der Besucher höchstselbst im Spiegelbild auftauchen … Aber das war’s eigentlich schon.

Dennoch ist Wien nicht gänzlich ohne paranormalen Bezug. Wie etwa zwei Geschichten zwischen Esoterik und Wissenschaft zeigen, die beide mit prominenten Hauptfiguren und Magneten zu tun haben.

Da wäre zum einen der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer, der zwischen 1759 und 1778 in Wien lebte, wo er Schüler von Hofarzt van Swieten war und auch promovierte. Das ganze Lebenswerk Mesmers hier abzuhandeln würde zu weit führen. Jedenfalls entdeckte er schon in Wien das, was er »Animalischen Magnetismus« nannte, eine Kraft, die vor allem von Magneten ausgehen soll und den Menschen beeinflussen oder sogar heilen könne. Dr. Mesmer experimentierte in diesem Sinne mit und behandelte Menschen. Sein berühmtester Fall in Wien war die Behandlung der mit drei Jahren erblindeten und zu ihrer Zeit über die Grenzen berühmten jungen Pianistin Maria Therese von Paradis. Durch seine Behandlung begann sie im späten Teenageralter wieder – schemenhaft – zu sehen. Mesmer wurde jedoch sehr angefeindet und als die Eltern Marias Behandlung abbrachen, verfiel sie wieder in Blindheit. Auch das wurde als Beweis gegen Mesmer verwendet und er verließ schließlich Wien Richtung Paris. Auch hier blieb ihm die wissenschaftliche Anerkennung verwehrt, aber seine Behandlungen und Reisen brachten ihm bald den Status einer Art frühen Popstars ein. Spätere Forschungen konnten den Animalischen Magnetismus nicht nachweisen, führten aber zu der Erkenntnis, dass Mesmers Erfolge wohl auf die zu dieser Zeit weitgehend unbekannte Hypnose zurückgingen. Immerhin kann Mesmer so indirekt die Wiederentdeckung der eigentlich seit der Urzeit und auch bei vielen Naturvölkern bekannten Methode der Trance beziehungsweise Hypnose durch die moderne Wissenschaft zugeschrieben werden. Und das im Prä-Freud’schen Wien. Deshalb heißt hypnotisieren auf Englisch auch heute noch »to mesmerize«.

Fast 100 Jahre später wurde in Wien noch einmal intensiv nach Magnetkräften geforscht. Und zwar durch den Baron Karl Ludwig von Reichenbach, auch bekannt als »Zauberer vom Cobenzl«. An sich war der in Leipzig geborene Reichenbach Naturforscher und Erfinder. So erfand er unter anderem spezielle Öfen zur Gewinnung neuer chemischer Verbindungen und ist der Entdecker des Paraffins.

Reichenbach verbrachte auch viel Zeit in Österreich und Wien, wo er das Schloss Cobenzl erwarb und teilweise zu seinem Labor umbaute. Anfangs verlief alles ganz harmlos, bis 1844 ein junger Arzt Reichenbach um Hilfe bei einer seiner Patientinnen bat, die im Dunkeln Lichterscheinungen an Magneten und Kristallen wahrnahm und beim Kontakt mit dem Südpol eines Magneten unangenehme Empfindungen bekam. Reichenbach experimentierte daraufhin mit ihr und anderen »sensitiven« Personen, die unter anderem er (freiwillig) stundenlang in abgedunkelte Räume steckte, bis sie tatsächlich an Magneten und Kristallen Lichterscheinungen wahrnahmen. Das und verschiedene Gerüchte um Verliese, Leichenfledderei und verbotene Menschenexperimente brachten ihm in der Bevölkerung bald den Ruf eines okkulten Magiers ein. Daher auch sein Beiname. Reichenbach selbst sah sich bei seinen Experimenten nicht als Okkultist. Er war überzeugt, einer neuen Naturkraft »zwischen Magnetismus, Elektrizität und Wärme« auf der Spur zu sein, die er »das Od« nannte. Da andere Wissenschaftler seine Experimente aber in keinem einzigen Fall bestätigen konnten, wurden er und seine Forschungen immer weniger ernst genommen. So zog er sich zunehmend verbittert zurück und kehrte schließlich nach Deutschland zurück, wo er 1869 im Alter von 81 Jahren starb. Bis heute hält die Wissenschaft nicht viel vom »Od«, aber in esoterischen Kreisen wird ungebrochen daran festgehalten und Reichenbach von einigen als der »drittgrößte Wissenschafter seit dem Untergang von Atlantis« verehrt. Er hat auch in der Terminologie der Parapsychologie seine Spuren hinterlassen, denn auch heute noch werden Menschen, die verstärkt übersinnliche Phänomene wahrnehmen, als »Sensitive« bezeichnet.

Interessant in diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, dass es in Wien durchaus eine Tradition der wissenschaftlichen Erforschung übersinnlicher Phänomene gibt. Die 1927 in Wien als »Österreichische Gesellschaft für Psychische Forschung« gegründete heutige »Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie« ist mit der Uni Wien assoziiert und Mitglied im »Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs«.

Am anderen Ende des Spektrums des Esoterischen – von Wissenschaft bis Aberglaube – findet sich das Gerücht, in Wien gäbe es ein »Tor zur Hölle«. Und zwar solle das bei der Mündung der Wien in den Donaukanal zu finden sein. Andere vermuteten es weiter drinnen im 3. Bezirk. Halloween 2011 wollten es die professionellen Stadtwanderer von »WildUrb« ganz genau wissen und ließen durch eine professionelle Hexe danach fahnden. Die wurde auch fündig und lokalisierte den Höllenschlund in der Rasumofskygasse vor dem gleichnamigen Palais. Falls wer den Ort besuchen möchte – oder ihm weiträumig ausweichen.

Es gibt auch eine recht einleuchtende Theorie für diese Geschichte: In dieser Gegend des 3. Bezirks befand sich nämlich früher die sogenannte Gänseweide, eine der ehemaligen Hinrichtungsstätten Wiens. Während man Am Tabor ertränkt, Am Hof gevierteilt, am Schweinemarkt (Lobkowitzplatz) erhängt, am Rabenstein (Schlickplatz) gerädert oder durch das Schwert gerichtet, am Wienerberg (bei der Spinnerin am Kreuz) durch diverse Methoden zu Tode gebracht und – historisch gesehen zuletzt – im Landesgericht I bis 1950(!) erhängt wurde, wurde man auf der Gänseweide üblicherweise verbrannt. Nicht nur die einzige in Wien verbrannte »Hexe«, sondern etwa auch Juden und Ketzer. Gelegentlich wurde auch ein Sodomit geköpft und verbrannt; so etwa 1661 ein Schneider aus Traiskirchen und 1672 ein Waldviertler samt seinem an der Tat beteiligten Pferd.

Wie auch immer, entweder kann man hier tatsächlich auch heute noch Echos der Bluttaten erspüren oder der Ort war schlicht und einfach ein Tor zur Hölle – auf Erden.

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ADRESSE

Hofburg, Schönbrunn, Cobenzl und Wienflussmündung

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KAPITEL2

RITTERLICH

BEGRABEN IN DER BURGMAUER

BESONDERHEITEN

Urnengräber vor und in einer Burgmauer eines ehemaligen und heute weitgehend unbekannten Schlosses

Falls du schon immer das Bedürfnis verspürt hast, innerhalb einer Burgmauer oder sogar in einer Nische darin begraben zu werden, aber leider keine Burg besitzt oder keinen Burgbesitzer kennst, der dir das gestatten würde – nun, in Wien kannst du das ohne Probleme möglich werden lassen. Alles, was du zu tun hast, ist dich einäschern zu lassen und eine reguläre Ruhestätte im städtischen Urnenhain gleich gegenüber dem Zentralfriedhof (2. Tor) zu reservieren. Denn was kaum jemand weiß oder kaum jemandem auffällt: Die Feuerhalle liegt innerhalb der Burgmauer des bis vor einigen Jahren komplett vergessenen, aber mittlerweile schon etwas bekannteren Schlosses Neugebäude.

Dieses Schloss wurde Mitte des 16. Jahrhunderts im heutigen Simmering errichtet und stand damals buchstäblich noch mitten im Wald. Der Bauherr Kaiser Maximilian II. wünschte sich, wohl hauptsächlich zu Jagdzwecken, ein Lustschloss, das schließlich »Neugebäude« genannt wurde, und, was man der Ruine heute nicht mehr ansieht, eines der größten Renaissancebauten in diesem Teil Europas war.

Der Rest der Geschichte ist die eines langsamen Verfalls und eines schwindenden Bedeutungsverlustes gleich nach der Fertigstellung zirka im Jahr 1580: Kaiser Rudolph kümmerte sich nicht um das Schloss, 1683 wurde es von den Türken eingenommen und für eigene Zwecke genutzt, und 1704 zerstörten die Kuruzzen große Teile des Baus …

Endgültig demoliert wurde es aber nicht vom Feind, sondern von Kaiserin Maria Theresia. Zwar übergab sie den Bau an das Militär, kannibalisierte zuvor aber alles, was noch nach etwas aussah, und verwendete die Teile für das mittlerweile viel wichtigere Schloss Schönbrunn. Insbesondere Marmor und andere behauene Steine für alle Stiegen, die Gloriette sowie die falsche römische Ruine im Park.

Übrig blieb ein mittelalterlicher Burg-Torso, der in den letzten Jahren – teilrenoviert – für Sommer-Kino-Vorführungen und Gala-Events aller Art genutzt wird. Die Burg liegt etwas erhöht über der Kaiser-Ebersdorfer Straße, von wo aus man einen recht guten Blick auf das Schloss hat. Dazu genügt es, mit dem 73A (etwa ab der U3-Station »Simmering«) daran vorbeizufahren.

Was einem nun jeder Stadtplan, jedes Navi und ein etwas ausgeprägterer Orientierungssinn verrät, ist die Tatsache, dass, wenn man der Achse Kaiser-Ebersdorfer Straße –Schloss weiter folgt, dahinter nach einer Weile die Simmeringer Hauptstraße und der Zentralfriedhof auftauchen. Und dazwischen liegen eben der Schlosspark sowie die ihn umfassende Burgmauer. Und dieser Park ist heute identisch mit dem Urnenhain der Stadt Wien. Eigentlich ist diese Tatsache wenig versteckt: Wenn man das Areal des Krematoriums durch den Pförtnereingang, der sich an der Simmeringer Hauptstraße befindet, betritt, sieht man sofort einen alten Befestigungsturm, an dem auch noch eine Hinweistafel angebracht ist, sowie nach links und rechts wegstrebende Mauern, die unschwer als ehemalige Befestigungsanlagen zu erkennen sind. Die Urnengräber befinden sich innerhalb der Burgmauer, an deren Außenseite oder teilweise auch in den Nischen der Burgmauer. Plätze für eine ewige, leicht ritterlich angehauchte Beerdigung sind dort jederzeit zu erwerben. Je nach aktueller Verfügbarkeit der Gräber und der Größe der Geldbörse. Die Mauer selbst sollte jedenfalls Bestand haben: Denn für die Errichtung des Schlosses wurde einst der damals härteste verfügbare Kalkstein verwendet. Der hieß ... Kaiserstein und stammte aus einem Steinbruch in der Nähe von Bruck an der Leitha, weshalb dieser Ort auch bis heute den Namen Kaisersteinbruch trägt.

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ADRESSE

1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 337, Feuerhalle Simmering

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