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Von spektakulären Prater-Festen und mondänen Bällen der High Society bis zu weinseligen Treffen in Gasthäusern – Gabriele Hasmann beleuchtet die vielfältigen Volksvergnügungen einer vergangenen Epoche, einer Zeit, in der der Lebenslust und Gemütlichkeit das Stadtleben prägten. Erleben Sie glanzvolle Zirkusshows, skurrile Ausstellungen und makabre Mumienpartys, begleitet von den Geschichten der Pompfünebrer, Bänkelsänger und Marktfrauen! Eine Hommage an das unverwechselbare Flair der Donaumetropole, die schon immer Menschen aus aller Welt verzaubert hat.
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Seitenzahl: 230
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Von spektakulären Prater-Festen und mondänen Bällen der High Society bis zu weinseligen Tre_ en in Gasthäusern – Gabriele Hasmann beleuchtet die vielfältigen Volksvergnügungen einer vergangenen Epoche, einer Zeit, in der der Lebenslust und Gemütlichkeit das Stadtleben prägten.
Erleben Sie glanzvolle Zirkusshows, skurrile Ausstellungen und makabre Mumienpartys, begleitet von den Geschichten der Pompfünebrer, Bänkelsänger und Marktfrauen!
Eine Hommage an das unverwechselbare Flair der Donaumetropole, die schon immer Menschen aus aller Welt verzaubert hat.
„Wien, das ist eine Symphonie von Vergangenheit und Gegenwart, ein Tanz zwischen Leichtigkeit und Tiefe, und immer von einer Melodie begleitet, die niemals verstummt.“
Friedrich Torberg (1908–1979) österreichischer Schriftsteller, Journalist, Publizist und Drehbuchautor
Vorwort
Venedig in Wien
und andere Volksbelustigungen
Unterhaltungs-Hotspot Prater
Spieleparadies Kopfsteinpflaster
Wo gekauft, gerauft und geludert wurde
Das Elysium
und ähnliche Orte der Geselligkeit
Kosmopoliten im Ausnahmezustand
Alles Walzer!
Abendunterhaltung anno dazumal
Treffpunkt der geistigen Elite
Mumienpartys
und weitere Freizeitbeschäftigungen
„Spectacle müssen seyn“
Kuriose Kabinette
Skurrile Partys und schräge Shows
Vergnügungsparks und Tiergärten
Vergnügen bei Sport & Spaß im Freien
Der erste Ballonaufstieg
und andere Sensationen und Spektakel
Wiener Galgenpartys
Die Stadt von oben
Wien leuchtet
Edle Rösser, Tierhetzen und menschliche Kanonenkugeln
Religiöse Feste als Massenspektakel
Stadtleben
und der Alltag zwischen den Vergnügungen
Berufe, die das Stadtbild prägten
Märkte, Greißler und Einkaufspaläste
Der öffentliche Verkehr zu Land und zu Wasser
Quellen und Literatur
Nostalgie gibt uns das Gefühl von Vertrautheit, Sicherheit und Zugehörigkeit. Wenn Menschen an das alte Wien denken – an Fiaker, Kaffeehäuser, kleine Greißler oder gemütliche Heurige –, versetzen sie sich in eine gefühlt langsamere, stressfreiere und überschaubarere Zeit zurück. In einer Welt, die sich ständig verändert, wirkt die Vergangenheit wie ein ruhiger Hafen. Gerade Wien mit seiner reichen Geschichte und seinem besonderen Charme lädt dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen.
Dieses Buch begleitet Sie in die „gute alte Zeit“, in der sowohl Lebenslust als auch Gemütlichkeit das pulsierende Stadtleben prägten.
Die Bewohner der Residenzstadt galten bereits im 16. Jahrhundert als feierfreudig und wurden im gesamten Reich als vergnügungs- und tanzwütig beschrieben – eine Wahrnehmung, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte durch die Menge neuer Belustigungsmöglichkeiten noch verstärkte.
Zugleich pflegte man in der Donaumetropole stets eine gemütliche Lebensweise – mit einem guten Glas Wein und interessanten Gesprächen. Dazwischen passierte das Leben, dessen Höhen und Tiefen man mit Tratsch und Klatsch sowie ausreichend „Sudern“ zu nehmen wusste.
Kombiniert mit einem gesunden Maß an Sensationslust und Neugierde, gewürzt mit einer Prise schwarzem Humor haben sich die Wiener quer durch alle Schichten zu dem entwickelt, was sie heute sind.
Und so stehen im Zentrum der Geschichten in diesem Buch auf der einen Seite die vielfältigen Vergnügungsmöglichkeiten und Freizeitbeschäftigungen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit –, die das gesellschaftliche Miteinander bestimmten: spektakuläre Shows, zauberhafte Bälle und mondäne Feuerwerksfeste im Prater oder bunte Jahrmärkte, kuriose Attraktionen und magische Darbietungen in der Stadt. Auf der anderen Seite wird über die weinseligen Treffen der einfachen Bevölkerung in Gasthäusern und Weinkellern berichtet, wo man sich bei Musik und Gesang unterhielt.
Ein weiterer Fokus liegt auf den zahlreichen Berufen, die mit dem Stadtleben verknüpft waren – beispielsweise Pompfüneberer, Bänkelsänger und Marktfrauen –, aber auch auf der Mobilität jener Zeit: von den Sesselträgern über die Kutschen bis hin zu den ersten Tramways.
Tauchen Sie nun ein in eine vor Energie vibrierende Atmosphäre, in der sich auf den Straßen die Schreie der Händler mit dem Klappern von Pferdehufen mischten und die Gerüche frisch importierter exotischer Früchte und Kräuter durch die engen Gassen strömten.
Dieses Buch ist eine Hommage an die Wiener Seele und das unverwechselbare Flair einer Metropole, die damals wie heute Menschen aus aller Welt verzaubert. Lassen Sie sich mitreißen von der Lust am Vergnügen und der einzigartigen Gemütlichkeit, die das alte Wien so besonders machen!
Ihre Gabriele Hasmann
und andere Volksbelustigungen
Im Wien der vergangenen Jahrhunderte war die Volksbelustigung ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Ob auf Plätzen, in Gärten oder auf belebten Straßen – kaum ein öffentlicher Raum blieb vom bunten Treiben unberührt. Sie bot nicht nur eine Gelegenheit zur Unterhaltung, sondern diente auch als soziales Bindeglied zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten. In einer Zeit großer wirtschaftlicher Ungleichheit hatten solche Gelegenheiten einen fast versöhnlichen Charakter. Zwischen Monarchie, Tradition und Moderne fanden die Wiener in den Volksbelustigungen eine willkommene Ablenkung vom Alltag, der von harter Arbeit, politischen Spannungen und finanziellen Unsicherheiten sowie daraus resultierenden Zukunftsängsten geprägt war.
Besonders die Veranstaltungen, die mit religiösen Feiertagen, Erntefesten oder politisch bedeutsamen Ereignissen zusammenfielen, hatten große Bedeutung. Dabei entstanden oft eigene Rituale, Lieder oder Speisen, die sich fest im kollektiven Gedächtnis verankerten. Bei diesen Gelegenheiten kamen die Menschen zusammen, um ihre Sorgen für kurze Zeit zu vergessen und im Miteinander eine Form von Gemeinschaft und Identität zu erleben. Mochte die Welt am nächsten Tag wieder grau und streng geregelt sein – in diesen unbekümmerten Momenten jedoch beherrschten Farben, Musik und Lachen das Leben der Stadtbewohner. Eine Lebensweise, die bis heute im kulturellen Gedächtnis Wiens weiterlebt.
Was die öffentlichen Belustigungen besonders auszeichnete, war ihre Vielfalt. Es gab kaum eine Form der Unterhaltung, die es nicht gab. Von den zahlreichen Angeboten im Prater über Straßenfeste bis hin zu Jahrmärkten – die Wiener legten besonderen Wert auf die Schaffung gemeinschaftlicher Erlebnisse für jeden Geschmack und auf einen bunten, lebendigen Austausch. Die Geselligkeit wurde aber nicht nur bei Veranstaltungen gepflegt, man suchte auch abseits davon nach Möglichkeiten, sich gemeinsam zu amüsieren – und machte nahezu jedes Fleckchen in der Stadt zu einem Ort für Spaß und Spiel.
Besonders wichtig bei den Volksbelustigungen war dabei die Teilnahme aller sozialen Schichten. Jeder, ob arm oder reich, konnte sich an diesen Feierlichkeiten beteiligen und es gab eine Form der sozialen Gleichheit und Gerechtigkeit, die im Alltag oft schwer zu finden war. Für viele Menschen handelte es sich um die einzige Gelegenheit, sich außerhalb ihrer Rolle oder ihres Standes frei zu bewegen.
Bei den Volksbelustigungen ging es außerdem um den Erhalt von Traditionen und die Stärkung kultureller Wurzeln. Auf diese Weise wurden alte Tänze, überlieferte Märchen oder historische Trachten über viele Generationen weitergegeben.
Die Feste und anderen Formen der Unterhaltung waren weit mehr als nur Vergnügen und Brauchtumspflege – sie spiegelten den tiefen Wunsch der Wiener nach Gemeinschaft und Lebensfreude wider und stärkten das Selbstverständnis der Stadt als Ort der Offenheit und Vielfalt. Sie waren Ausdruck der Hoffnung und zeugten vom tiefen Bedürfnis, auch in schwierigen Zeiten nicht den Lebensmut zu verlieren und seinen Platz in der Welt zu behaupten.
„Der Prater ist wie ein großes, offenes Buch, das zum Verweilen und Staunen einlädt“, so ein Zitat von Adalbert Stifter, in dem der österreichische Dichter die Vielseitigkeit der Unterhaltungsmöglichkeiten im bekannten Vergnügungspark betonte.
Die heutige Touristenattraktion verdankt ihre Entstehung laut Erzählungen einer außergewöhnlichen Idee, die sich in einer Gastwirtschaft im Herzen Wiens entwickelte.
Anfang des 17. Jahrhunderts arbeitete in der „Stadt-Tafferne“ am Stubentor (heute Wollzeile 17) ein Schankbursch namens Michael Ainöther, besser bekannt als „Taffern-Micherl“. Mit seinen nur 1,25 Metern Größe, den krummen Beinen und einem Buckel war der junge Mann kein Adonis, doch seine Fröhlichkeit, Freundlichkeit und Hingabe machten ihn zum Liebling der Wirtshausbesucher. Eines Tages, inmitten des allabendlichen Stimmengemurmels, Lachens und Gläserklirrens, hatte Michael hinter dem Tresen eine Eingebung: Er träumte von einem Ort, an dem man sich vom Alltag erholen und seine Freizeit genießen konnte – und wo wäre das besser möglich als am Rande der idyllischen Praterauen, wo die Wiener am Wochenende so gerne flanierten, ohne jedoch eine Möglichkeit zur Konsumation und Unterhaltung vorzufinden?
Seine Vision teilte er mit dem Stammpublikum der Stadt-Tafferne, wobei seine Begeisterung so ansteckend war, dass ihm einige wohlhabende Bürger ihre Unterstützung zusagten. Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln und der Erlaubnis des Magistrats setzte Michael seinen Plan um und eröffnete am 1. Mai 1603 sein erstes Lokal: eine schlichte Holzhütte am Ende der Jägerzeile, über deren Eingang der prophetische Spruch Gott behuet dies Haus so lang, bis ein Schneck die Welt umgang. Und ein Ameis dürst so sehr, Daß er’s austrinkt’s ganze Meer die Gäste begrüßte.
Schon im ersten Sommer zog die kleine Wirtschaft die Menschen in Scharen an, sodass Michael ausbauen musste. Bald wurden nicht nur Wein und Bier ausgeschenkt, sondern auch eine Bühne für Puppenspiele und eine Kegelbahn errichtet. Die Wiener waren entzückt! Fünf Jahre später wich die Holzhütte einem prächtigen steinernen Bau, der neben bodenständigen Speisen auch feine Gerichte für die gehobene Gesellschaft bot. Michael, einst ein einfacher Schankbursch, starb als reicher Mann, der das Gasthaus bis zu seinem Tod 1651 führte.
Die Auen wurden weiterhin vom Wiener Hof für die herrschaftliche Jagd genutzt, bis Kaiser Joseph II. das Naturgebiet im Jahr 1766 für die Öffentlichkeit zugänglich machte und es gestattete, frey spazieren zu gehen, zu reiten und zu fahren, und zwar nicht nur in der Hauptallee, sondern auch in den Seitenalleen, Wiesen und Plätzen, sich daselbst mit Ballonschlagen, Kegelscheiben und anderen erlaubten Unterhaltungen eigenen Gefallens zu divertiren. Diese Entscheidung des fortschrittlichen Monarchen markierte den Beginn einer neuen Ära an diesem Ort, an dem schon bald Menschen aller Schichten Erholung und Unterhaltung finden sollten.
Rund um den Platz, auf dem Michael Ainöther sein erstes Lokal eröffnete hatte, entstanden immer mehr Belustigungen für das Volk sowie auch ein vielfältiges gastronomisches Angebot, nachdem „Bier-Würthe“, „Wein-Schenke“ und „Coffe-Sieder“ eine Betriebskonzession für den Prater erhalten hatten.
Mit dem wachsenden Angebot kam auch die Feierlaune – und schon bald wurden farbenprächtige Feuerwerke Teil des Vergnügens. Diese waren anfangs allerdings der Aristokratie und dem Großbürgertum vorbehalten – in erster Linie deshalb, weil nur sie sich den Eintritt zu dem Spektakel leisten konnten. Der bekannte Pyrotechniker Johannes Georg Stuwer senkte jedoch bald die Preise und schoss seine Feuer speienden Raketen in den Wiener Nachthimmel.
Der Feuerwerksplatz im Prater
Die Salven wurden auf einem riesigen Gerüst gezündet und stellten im ausgehenden 18. Jahrhundert überwiegend Figuren dar, meist wurden dabei geschichtliche oder mythologische Darstellungen präsentiert. Bei den aufwendigen pyrotechnischen Inszenierungen hat man die Raketen Etage für Etage abgebrannt und mit akustischen oder choreografischen Elementen zu einer packenden Dramaturgie kombiniert.
Die sogenannten Lustfeuerwerker, die Stuwer schon bald Konkurrenz machten, waren wahre Meister der prachtvollen Verschwendungskunst. Sie überboten sich gegenseitig mit ihren pyromanischen Kreationen, um ihr Publikum in größtmögliches Erstaunen zu versetzen, ließen Feuerräder wirbeln, Schwärmer rasen und Feuerkugeln bersten. Farbenfrohe Licht-Bouquets, glühende Schnurfeuer und funkelnde Kaskaden verwandelten den Nachthimmel in eine bunt glitzernde Leinwand, die für ekstatische Begeisterung sorgte.
Verzückt und zugleich ergriffen blickten damals Tausende Wiener auf die Funkenbilder, die am schwarzen Firmament tanzten. Kinder juchzten, verliebte Paare hielten sich verträumt an den Händen, und so manches „Oh“ und „Ah“ entfuhr zart geschminkten Lippen oder verschwand in sorgsam gestutzten Schnurrbärten. Das Leben hätte in diesem Moment schöner nicht sein können.
Ein Höhepunkt jener Zeit waren die Feuerwerke zu Ehren Kaiser Josephs II., bei denen unter anderem eine riesige flammende Krone und ein aus Funken gestalteter Adler den Himmel erleuchteten. Es handelte sich dabei nicht nur um ein Spektakel zur Unterhaltung, sondern auch um einen Ausdruck monarchischer Würde und Pracht.
Weil das Pulver nicht feucht werden durfte, konnten die Veranstaltungen nur bei trockenem Wetter stattfinden, weshalb nach einigen Beschwerden Rückversicherungsscheine eingeführt wurden: Entfiel das Feuerwerk wegen Regens oder starken Windes, erhielt man den Preis seines Billetts rückerstattet.
Es dauerte nicht lang, bis auch andere Veranstaltungen und verschiedene Großereignisse auf dem riesigen Areal stattfanden, von denen einige legendär werden sollten – so etwa die regelmäßige „Praterschau“ im späten 18. Jahrhundert, Frühjahrsfeste voller Theateraufführungen, Kunststücke, Akrobatik und Musik. Zusätzlich gab es schon bald Jahrmärkte, die den Ruf des Praters als gesellschaftlichen Treffpunkt etablierten.
Im Jahr 1782 zählte man bereits 47 Betriebe – 43 davon waren Wirtshäuser. In deren Umfeld siedelten sich zunehmend fliegende Händler und Schausteller an, und schon bald sorgten zahlreiche bunte Verkaufsbuden, Gaukler, Puppenspieler, Zirkusartisten und erste mechanische Attraktionen wie Schaukeln und Ringelspiele für die Belustigung des Publikums.
Der „Hutschenschleuderer“ wirbelte seine Schaukeln durch die Luft, während nebenan der „Salamucci“ seine Wurst- und Käsesemmeln direkt aus dem Korb verkaufte – es handelte sich bei dem Imbissverkäufer um Praterlegende Basilio Calafati, der später ein Pferdekarussell betrieb und darauf 1840 als erster Unternehmer dampfende Lokomotiven installierte.
Die Wahrsagerin orakelte in ihrem Zelt, während im benachbarten Praterbeisl eine Damenkapelle musizierte und auf dem nächsten Stellplatz menschliche Kuriositäten zur Schau gestellt wurden. Am Rande des Trubels stand einer, den alle nur „den Uhrenmann“ nannten. In seiner windschiefen Bude tickten Dutzende Zeitmesser – große Standuhren, winzige Taschenuhren, hängend an Nägeln, auf Regalen, in Kästen. Er stellte sie nicht, er ließ sie laufen – jede in ihrer eigenen Zeit. Das Stimmengewirr, das Lachen, die Schreie … alles zog an ihm vorüber, er saß nur da, sprach mit niemandem und lauschte dem Ticken.
Im Laufe der Zeit wurde in diesem abgeschlossenen Vergnügungskosmos aus den Gastronomen und Schaustellern eine eingeschworene Gemeinschaft – von den Besuchern als „bizarres Völkchen“ bestaunt, belächelt, hin und wieder auch gefürchtet.
Doch genauso bunt wie die Schausteller war auch das Publikum. Unter die Paare mit ihren Kindern, die dem Nachwuchs sonntags etwas Besonderes bieten wollten, mischten sich Offiziere, die ihre Mädchen in billige Weinschenken ausführten, und ältere Eheleute, die sich zur Feier des Tages eine knusprige Stelze gönnten. Zudem stolzierten Burschen über das Areal, die an den Schießbuden oder auf wilden Fahrgeschäften ihre Männlichkeit unter Beweis stellen wollten. Anschließend legten sie ihren Freundinnen auf dem Karussell oder beim Anblick besonders grausiger Ausstellungsobjekte fürsorglich den Arm um die Schultern, damit diese sich beschützt fühlten.
Zwischen all diesen Menschen bewegten sich Diebe und Tagelöhner, die entweder Zigarettenstummeln aufhoben, um sie später zu rauchen, oder in fremde Taschen griffen, um dort Münzen und Geldscheine herauszufischen.
Der Prater war aber auch ein Vielvölker-Mikrokosmos im Kaiserreich-Makrokosmos: Ungarische Husaren und polnische Ulanen tanzten mit böhmischen Köchinnen und Wiener Wäschermädeln. Das ehemalige kaiserliche Jagdrevier war zum Vergnügungspark sowie zur Bühne für die Unterhaltung der Wiener Gesellschaft geworden, auf der 1814 das erste Riesenspektakel stattfand: ein Militärfest zur Erinnerung an die Völkerschlacht von Leipzig, das „Monarchentreffen“, bei dem rund 20.000 Soldaten bewirtet wurden.
Es verwundert außerdem kaum, dass man die bunte Kulisse des Praters auch für die Wiener Weltausstellung im Jahr 1873 wählte, die erstmalig in einer deutschsprachigen Stadt stattfand – es handelte sich bei dieser bedeutenden internationalen Veranstaltung um eines der aufsehenerregendsten Ereignisse in der gesamten Donaumonarchie. Sie wurde ins Leben gerufen, um den internationalen Austausch von Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft zu fördern. Für Wien, damals auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Habsburgermonarchie, war die Ausstellung eine Gelegenheit, sich als fortschrittliche, innovative Weltmetropole zu präsentieren.
Kurz vor der Eröffnung kam es allerdings zur internationalen Finanzkrise, die Börse stürzte ab, Tausende verloren ihre Ersparnisse, viele Firmen gingen pleite. Die Stadt hielt dennoch an ihrem Vorhaben fest, man wollte internationale Größe zeigen, Touristen anziehen, Modernität ausstrahlen – auch wenn es hinter den Kulissen krachte. Typisch für die Ringstraßenära: glänzende Fassaden, hinter denen nicht alles so golden war. So entstand eine beeindruckende Ausstellungslandschaft, deren Herzstück die eigens dafür errichtete Rotunde als Wahrzeichen der Weltausstellung darstellte (die im Jahr 1937 abbrennen würde) – mit einem Durchmesser von 108 Metern der zu seiner Zeit mit Abstand größte Kuppelbau der Welt.
Es kamen 50.000 Aussteller aus allen Teilen der Erde und zeigten technische Errungenschaften, Kunsthandwerk, landwirtschaftliche Produkte und exotische Güter. Besonders beachtenswert war die Präsentation neuer Technologien wie Dampfmaschinen, Telegrafen und Textilmaschinen. Außerdem wurde auf der Ausstellung die erste funktionierende Schreibmaschine vorgestellt, die später als „QWERTY-Typenmaschine“ Bekanntheit erlangte und den Grundstein für moderne Tastaturen legte.
Erstmalig konnte auch Japan an einer solchen Veranstaltung teilnehmen, was in ganz Europa zu einer großen Begeisterung für dieses Land führte. Die Leitung der Ausstellung hatte Sano Tsunetami, ein ehemaliger Samurai, der sein Land als erster japanischer Diplomat am österreichischen Kaiserhof vertrat. Er war mit einer 70-köpfigen Mannschaft angereist, darunter Fachleute und Beamte, aber auch Handwerker und Gärtner, die den Aufbau vornahmen. Ihre Exponate überzeugten in allen Bereichen: Wirtschaft, Handel, Kunst und Handwerk. Rund 200 Objekte oder Aussteller aus dem Land der Kirschblüte erhielten Preise und Medaillen.
Besonders die exotischen Stoffe, Kleidungsstücke und kunstvoll gefertigten Fächer erweckten reges Interesse beim Publikum. Einige Exponate wurden direkt vor Ort für die Wiener Museen erworben. Die Gäste tummelten sich auch mit großem Vergnügen in dem auf dem Gelände angelegten japanischen Garten mit einigen landestypischen Gebäuden.
Während der Weltausstellung brach eine Cholera-Epidemie aus, die fast 3000 Wienern das Leben kostete, doch sie lief ohne Unterbrechung wie geplant bis November 1873 weiter.
Obwohl die Weltausstellung für Wien eine große Herausforderung dargestellt hatte und auch in einem Millionendefizit endete, zeigte der Mega-Event langfristig positive Effekte. Die Donaumetropole wurde nicht nur international als Kultur- und Wirtschaftszentrum wahrgenommen, die Ausstellung trug außerdem maßgeblich zur Modernisierung der Infrastruktur in der Stadt bei – unter anderem durch den Ausbau der Verkehrsnetze, der Errichtung neuer Hotels und der Erneuerung von Wasserleitungen.
Wenige Jahre später folgte eine weitere für die Wiener höchst vergnügliche Veranstaltung: Im Mai 1886 initiierte Pauline Fürstin Metternich im Prater den ersten Blumenkorso.
Die Adelige übernahm in jener Zeit bereits immer häufiger Aufgaben der nur noch selten in der Residenzstadt weilenden Kaisergattin Sisi, so etwa das Organisieren von Feierlichkeiten und das Vorführen der neuesten Mode. Sie galt daher bald als eine Art Trendsetterin, wurde wegen ihrer berüchtigten Lästereien vom Volk allerdings auch „Mauline Petternich“ genannt.
Die Anmeldungen zu dem Korso, den sie mithilfe des Wiener Hofs auf die Beine stellte, überstiegen alle Vorstellungen. Eine Zeit lang wurde sogar schon befürchtet, der in Wien vorhandene Blumenvorrat würde für die Teilnehmer nicht ausreichen. Aus diesem Grund ließ man 20.000 Rosen von der Riviera importieren, um allen Kutschen einen schönen floralen Schmuck verleihen zu können. Zudem wappneten sich die Veranstalter auch mit einer großen Menge an kulinarischen Spezialitäten für den erwarteten Ansturm von rund 300.000 Besuchern und hatten schließlich 24.000 Paar Würsteln, 1000 Kilo „sonstiges Wurstzeug“ und 700 Kilo Käse zur Verfügung, der Durst der Zuschauer sollte mit Bier aus 18 verschiedenen Brauereien aus dem Inund Ausland gestillt werden. Und es wurde alles verputzt und ausgetrunken!
Hauptallee mit Blumenkorso, 1912
Am 29. Mai fuhren über 200 festlich herausgeputzte Kutschen mit Zehntausenden Blumen über Ringstraße und Praterstraße auf die Prater Hauptallee bis zum Lusthaus. Besonders eindrucksvoll war eine Kutsche in Form eines riesigen Schwans, die vollständig aus weißen Rosen und Lilien gefertigt worden war. Die jubelnden Fußgänger bewarfen die Fahrzeuge und deren Insassen mit Blumensträußen; besonders gefeierte Künstler wie Johann Strauss, die dem Spektakel ebenfalls beiwohnten, konnten sich kaum vor dem Blütenregen retten.
Zum Programm gehörten neben einer musikalischen Begleitung außerdem ein imposantes Feuerwerk und verschiedene Schauwettkämpfe wie beispielsweise Damenfechten. Die Parade, die von Triumphbögen mit Tausenden kleinen Flammen beleuchtet wurde, dauerte bis weit nach Mitternacht und war so opulent, dass sie von der Presse als „lebendiges Gemälde“ bezeichnet wurde.
Nach weiteren erfolgreichen Paraden mit aufwendigem Blumenschmuck, stets unter reger Beteiligung von Militär, Geldadel und Künstlern, fand aufgrund der langsamen Etablierung des Automobils 1925 zum ersten Mal ein „Benzinblumenkorso“ statt. Zehn Industrielle und andere gesellschaftliche Größen stellten ihre Fahrzeuge zur Verfügung, mit welchen zugleich für diverse Produkte wie Seifen, Eiscremen und Kosmetikartikel geworben wurde. Die Budenbesitzer, die entlang der Hauptallee ihre Hütten aufgebaut hatten, erfreuten sich an dem regen Zulauf der rund 500.000 Besucher, die sich mit kaltem Bier und knusprigen Backhendln stärkten.
Ein paar Jahre nach dem ersten Blumenkorso im Jahr 1886 gab es für die Wiener eine neue Attraktion im Prater – 1890 kamen waschechte Cowboys in die Stadt, die mit ihrer spektakulären Wild West Show unter der Leitung von „Buffalo Bill“ William Frederick Cody auf ihrer zweiten Europareise in der Donaumetropole gastierten. Der Trupp des amerikanischen Bisonjägers hielt mit 80 Wagen und einer Mannschaft von über 200 Personen, darunter auch japanische, arabische und mexikanische Artisten, argentinische Gauchos, englische Soldaten und amerikanische Ureinwohner, 252 Pferden, 22 Bisons sowie einem Stier Einzug in Wien.
Die Abenteurer begeisterten das Publikum mit gespielten Kampfszenen und Tierjagden, wie sie zu dieser Zeit in den Reservaten in Nordamerika tatsächlich stattfanden. Bei seiner letzten Tournee 1906 stellte „Buffalo Bill“ außerdem „lebende Kuriositäten“ in einem Zelt aus, darunter eine Schlangenbändigerin, einen afrikanischen Riesen und einen Mann mit blauer Haut. Fassungslos bestaunten die Wiener die exotischen Menschen, die der Cowboy aus dem fernen Amerika nach Österreich gebracht hatte.
Auf die Wild West Shows folgte im Jahr 1895 „Venedig in Wien“, errichtet von Gabor Steiner, dem ehemaligen künstlerischen Leiter des Carltheaters. Bei der Illusionswelt nach englischem Vorbild handelte es sich um den Nachbau der Lagunenstadt, wo venezianische Palazzi mit Arkaden, Altanen und Loggien sowie der Dogenhof (Praterstraße 70) nach dem Vorbild des Ca’ d’Oro am Canal Grande zu sehen waren. Auf künstlichen Wasserstraßen mit einer Gesamtlänge von einem Kilometer fuhren aus Venedig importierte Boote, die von echten Gondolieri unter eleganten Brücken hindurch durch die Wiener Lagune gesteuert wurden. In der Luft lagen neben einem Hauch von Moder das Lachen der Südländer, das Platschen der immer wieder in den Kanal stoßenden Ruder und das Pfeifen des Windes in zugigen Bauten.
1897 ließ Steiner inmitten der Traumkulisse von der englischen Firma Basset das 65 Meter hohe Riesenrad errichten. In den Jahren danach entstanden einige Bühnen, die bis zu 4000 Besuchern Platz boten und von den Stars der damaligen Zeit bespielt wurden, etwa von den großen Komponisten Johann Strauss, Josef Lanner, Carl Michael Ziehrer und Franz Lehár. Außerdem traten im Wiener Venedig Schauspieler, Volkssänger und Gesangskomiker wie Hans Moser, der eigentlich Johann Julier hieß, Mizzi Zwerenz, Franz Glawatsch oder Annie Dirkens auf.
Am Rande der kulturellen Darbietungen konnten die Wiener Stierkämpfen, Damenboxen oder japanischen Ringkämpfen beiwohnen.
Auf dem Areal mit dem südländischen Ambiente fanden bis 1914 wechselnde Präsentationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten statt, um dem Volk neue vergnügliche Attraktionen zu bieten. Es gab zum Beispiel eine „Internationale Stadt“ mit bildhaften Eindrücken aus unterschiedlichen exotischen Ländern oder eine „Elektrische Stadt“ mit Demonstrationen urbaner Illumination und Vorführungen strombetriebener Apparate.
Im Jahr 1913 fand bei der Rotunde die vom Flottenverein organisierte Adria-Ausstellung statt, ein maritimer Themenpark mit Mittelmeerflair mitten im Prater, der die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und den Ländern an der Adria-Küste fördern sollte.
In jener Zeit waren Kreuzfahrten aufgrund der hohen Kosten immer noch elitären Kreisen vorbehalten. Um auch beim einfacheren Volk das Fernweh zu stillen, schuf man mit einer Kombination aus maritimem Lebensgefühl und einem Hauch Exotik eine perfekte Illusion der Ferne, sodass Träume vom Abenteuer in der großen weiten Welt fast Wirklichkeit wurden.
Mit der Präsentation von köstlichen Spezialitäten und anderen Produkten aus den Küstenregionen erfolgte zugleich eine kulinarische und kulturelle Reise durch die betreffenden Länder. Bestimmt konnten sich die Besucher vorstellen, den Ozean rauschen und die Möwen schreien zu hören, während die warme Brise im Prater nach einem Sonnentag und frisch gebratenem Fisch roch.
Es gab auf dem gesamten Pratergelände Gebäude und Gassen von Städten an der Adriaküste, einen venezianischen Palazzo und einen Campanile sowie einen kleinen künstlichen See mit dem Hafen von Piran und die Nachbildung des Rektorenpalasts in Ragusa. Die Rotunde beherbergte Exponate der österreichischen Kriegsmarine, eine Kommandobrücke und den Kommandoturm eines Schlachtschiffes mit nachgebautem Artilleriematerial. Der für die Ausstellung gebaute Dampfer „Wien“ war eine Nachbildung des 1911 in Dienst gestellten gleichnamigen Passagierschiffs im halben Maßstab. Darin befand sich ein luxuriöses Restaurant mit 1200 Plätzen. Besonders spektakulär war das riesige Wasserbecken, das die Adria symbolisierte. Hier wurden Vorführungen von Schiffsmanövern, Rettungsübungen und sogar Seeschlachten inszeniert.
Die letzte große Veranstaltung vor dem Ersten Weltkrieg im Frühjahr 1914 war der Themenpark „Alt-Wien 1814“, der anlässlich der Jahrhundertfeier des Wiener Kongresses im Prater errichtet wurde. Durch den perfekten Nachbau alter Ansichten wollten die privaten Betreiber erreichen, daß der Besucher die vollkommene Illusion erfahren wird, als habe ihn eine zauberkundige Fee aus dem Lärm und dem Trubel der Jetztzeit in das alte, schöne Wien in seinen Glanztagen des Jahres 1814 versetzt, so der Text in einer Festschrift zur Ausstellung.
Es gab die Triumphpforte, durch die Kaiser Franz I. nach seiner Rückkehr aus Paris im Juni 1814 in die Stadt eingezogen war, das alte Kärntnertortheater, Teile der Umgebungsmauer und weitere Erinnerungen aus der Stadt von einst, der viele Menschen immer noch nachtrauerten. Zusätzlich geboten wurden zahlreiche Theater- und Musikaufführungen sowie ein vielfältiges gastronomisches Angebot.
Unter die Besucher mischten sich zudem Schauspieler, die echte „Wiener Typen“ aus der damaligen Zeit verkörperten, um das Erlebnis in der Kulisse der „guten alten Zeit“ noch authentischer zu gestalten. Das erfolgreiche Jubiläumsvergnügen in Wien war angesichts der weltpolitischen Ereignisse allerdings von kurzer Dauer: Noch im August wurde der Themenpark geschlossen und wenig später abgerissen.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Areal des Vergnügungsparks „Venedig in Wien“ reaktiviert und mit dem angrenzenden Volksprater (nach dem Hanswurst von Josef Anton Stranitzky auch „Wurstelprater“ genannt) zusammengeführt.
Ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte des zu diesem Zeitpunkt bereits weitläufigen Geländes war die „Liliputstadt“ – eine Welt im Kleinformat, die Besucher mit ihrem Detailreichtum und ihren charmanten Bewohnern zum Staunen brachte.
Die erste Miniaturmetropole wurde bereits 1911 errichtet, doch weit größere Berühmtheit erlangte die zweite, die zwischen 1934 und 1937 nahe dem Praterstern am Beginn der Hauptallee entstand und bis 1940 bestand.
Mit einem prachtvollen Eingangstor, das die Worte „Liliput – Die kleinste Stadt der Welt!“ trug, lockte sie Neugierige an, die hier einen Mikrokosmos im Makrokosmos entdeckten. Die verwinkelten Gassen mit klangvollen Namen wie Piccolostraße waren gesäumt von winzigen umzäunten Häusern, einem Rathaus, einem Postamt, einer Feuerwache und sogar einem Stadttheater. Selbst ein Heuriger, ein Gemeinde-Kotter und eine Parfümerie fehlten nicht. Die Kulisse bot nicht nur einen Hauch von Nostalgie, sondern spiegelte auch den Charme des großstädtischen Lebens wider – jedoch auf eine märchenhafte, reduzierte Art.
Die Bewohner arbeiteten als Handwerker, die ihre Waren direkt an die Besucher verkauften, stempelten Postkarten mit kunstvollen Souvenirmarken oder lasen den Gästen die Zukunft aus der Hand. Im Ponywirt genossen die kleinen Menschen ihre freie Zeit – sie schrieben Briefe in die Heimat, spielten Karten oder tauschten Briefmarken. Es gab sogar eine winzige Straßenbahn, die durch die kleine Stadt fuhr. Die Mischung aus Alltag und Magie, aus Bühne und Realität machte dieses „zum Leben erwachte Puppenhaus“ zu einem Erlebnis.
Bewohner der Liliputstadt im Prater in ihrer Miniaturwelt, 1938
Besonders beeindruckend war die Silberhochzeit des Ehepaares Blase, deren Feier im Stephansdom ein großes Medienereignis wurde – ein Moment, der die Grenzen zwischen der kleinen Liliputstadt und dem großen Wien verschwimmen ließ.
Fünf Jahre nachdem die Miniaturwelt aus dem Prater verschwunden war, schlugen bei Luftangriffen zahlreiche Bomben auf dem Areal ein und der größte Vergnügungspark des alten Wiens ging in Flammen auf.
Hinter den Mauern der Wiener Hofburg wurden den Bewohnern von jeher Vergnügungen verschiedenster Art geboten, in die manchmal auch die Kaiserfamilie involviert war. Doch spätestens mit der Herrschaft Maria Theresias verlegte der Hochadel das heitere Treiben immer häufiger auch auf die Plätze und in die Straßen der Stadt und ließ das Volk daran teilhaben. Die Wiener wussten sich von jeher auch zu unterhalten und organisierten ebenfalls originelle Spiele und ausgelassene Feste, die wiederum nicht selten das Interesse des Adels weckten. Nach und nach vermischten sich die Gesellschaftsschichten, zumindest wenn es darum ging, Kräfte zu messen, Spaß zu haben und Abstand zum Alltag zu gewinnen.
Schon im Mittelalter und bis in die Barockzeit waren Turniere und Ritterspiele im Bereich der heutigen Hofburg oder anderer repräsentativer Plätze beliebte öffentliche Veranstaltungen. Dabei traten adelige Reiter im Lanzenstechen, Schwertkampf oder Schaukämpfen gegeneinander an. Diese Spiele wurden oft anlässlich kaiserlicher Feste organisiert, waren aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
