6,49 €
Ich ziehe mutterlose und verletzte Feldhasen- und Wildkaninchenjunge auf. In meinem Buch " Wilde Flaschenkinder" möchte ich meine Aufzuchtmethode vorstellen und Hilfestellung für alle geben, die sich mit der Aufzucht vertraut machen möchten.Ich stelle meine Gehege vor, zeige Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Feldhasen und Wildkaninchen auf. Ich beschreibe den Milchansatz und gebe Hinweise wie oft und wie viel gefüttert wird. Wie kann ich den Jungtieren bei Durchfall helfen? Welche gesetzlichen Bestimmungen müssen beachtet werden? Pro Jahr kommen über 100 Jungtiere in meine Obhut. Es ist mein Leitfaden von Anfang an bis zur Auswilderung.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 39
Veröffentlichungsjahr: 2019
Wie alles begann
Warum ist es in der heutigen Zeit so schwer, einen Junghasen aufzuziehen?
Wenn ein Hasenjunges zu mir kommt
Der Feldhase
Das Wildkaninchen
Meine Gehege
Alterseinschätzung
Einen kurzen Moment bitte
Der Milchansatz
Der Umgang mit der Spritze
Die Flaschenfütterung
Die Ernährung
Antibiotikum, ja oder nein?
Der Durchfall
Impfungen
Aufzucht-Checkliste
Aufzuchtprotokoll
Youtube-Kanal: Wilde Flaschenkinder
Wissenswertes
Dem Feldhasen geht es schlecht
Der Hase hat ein Darmproblem
Die Milch der Häsin
Danksagung
Quellenangaben
Jahrgang 1963,
aufgewachsen mit der Landwirtschaft und vielen Flaschenlämmern,
seit 2009 ehrenamtlich im Wildtierheim Preetz für die Aufzucht von Feldhasen und Wildkaninchen zuständig.
Alles begann im Sommer 2009. Mein Bruder rief an: „Meine Katze hat zwei kleine Feldhasen angeschleppt. Möchtest du sie aufziehen?“ Wir sind mit der Landwirtschaft und Jagd aufgewachsen und von klein auf an habe ich Flaschenlämmer aufgezogen. Spontan sagte ich: „Klar, mache ich!“
Sie waren so niedlich, die kleinen Fellnasen. Erst als sie bei mir in der Küche in einem kleinen Karton saßen, machte ich mir Gedanken, wie ich sie überhaupt aufziehen sollte. Im Internet fand ich zahlreiche Anleitungen. Ich entschied mich für die, die am häufigsten erwähnt wurde. Als gelernte Medizin-Technische-Assistentin ist der Umgang mit Spritzen kein Problem für mich und die Freude war riesengroß, als die ersten Tropfen der Katzenaufzuchtmilch auch genommen wurden. Einer der beiden Junghasen war sehr in sich gekrümmt und gab kleine Geräusche von sich. Damals konnte ich dieses Verhalten noch nicht deuten. Am nächsten Morgen lag er tot in der Kiste. Die Bissverletzung war zu groß gewesen. Seine Laute waren Schmerzlaute. Ich war traurig, einen Hasen verloren zu haben und setzte meine ganze Fürsorge in den zweiten kleinen Hasen.
Hasen sind Einzelgänger, sie mögen nicht in kleinen Kästen eingesperrt sein, sie benötigen Platz zum Muskeltraining und brauchen viel Ruhe. Stress kann tödlich für sie sein. So bekam er sein eigenes Zimmer und ich ging nur zum Füttern hinein. Mehrmals am Tag bekam er seine Milchflasche und es war wunderbar, seine Entwicklung zu beobachten. Seine Ohren wurden länger und er tobte freudig durch das Zimmer. Er sprang mir entgegen, trank zügig aus und sprang genauso schnell wieder in sein Versteck. Er wurde größer und ich musste mir etwas einfallen lassen, wie ich die Auswilderung am besten organisierte. Ein Kaninchengehege hatte ich zusammengestellt und ein Katzennetz darüber gespannt. So konnte der Hase sich im großen Garten auf seine Freiheit vorbereiten.
Ich war begeistert von der Aufzucht. Auch wenn der Abschied schwerfiel, ab jetzt wollte ich jedes Jahr Hasen aufziehen. Den Winter über hatte ich genügend Zeit mich weiter zu bilden und mich mit anderen Aufzuchtstationen auszutauschen.
Gespannt wartete ich auf das kommende Frühjahr. Beim örtlichen Tierheim bot ich meine Hilfe für die Aufzucht an. Ich hatte sieben Feldhasen bekommen. Keiner überlebte länger als 14 Tage. Ich war verzweifelt. Alle bekamen nach 14 Tagen Durchfall und starben innerhalb kürzester Zeit. Warum war das so? Was habe ich falsch gemacht? Andere Aufzuchtstationen machen es doch auch nicht anders. Allerdings bekam ich immer wieder tröstende Worte zu hören: „Mach dir nichts daraus! Man kann nicht jeden Hasen retten. In der Natur überlebt auch nur eines von zwölf Jungtieren“. Trotzdem! So wollte ich keine Aufzucht betreiben. Wenn die Sterblichkeitsrate höher ist als die erfolgreiche Aufzucht, das ist ja deprimierend! „Jetzt erst recht“, dachte ich mir und begann, sorgfältig und in alle Richtungen mein Wissen zu erweitern. Ich probierte viel aus, um die Aufzucht zu optimieren und vor allen Dingen rechtzeitig Symptome zu erkennen, um die richtige Behandlung einzuleiten.
Viele unterschiedliche Ansätze über die Aufzucht von Feldhasen und Wildkaninchen findet man in Büchern und im Internet. Ein gesundes Feldhasenjunges aufzuziehen kann gelingen mit Fencheltee und Katzen- oder Hundeaufzuchtmilchpulver. Auch mir ist das schon gelungen, aber meine Erfahrung zeigt mir, dass ich einfach nur Glück gehabt habe. Viele Faktoren erschweren die Aufzucht und die kleinen Hasen sterben schon nach kurzer Zeit. Es gibt inzwischen zahlreiche Studien über den Feldhasen. Seit vielen Jahren ist die Populationsdichte überall erschreckend zurück gegangen. Und auch dafür gibt es viele Gründe, die ich gerne mit erwähnen möchte, damit man verstehen kann, warum ein auf den ersten Blick gesund erscheinendes Hasenjunges trotz aller Bemühungen die Aufzucht nicht überlebt.
Ich möchte meine Gedanken und meine Erfahrungen in diesem Buch weitergeben. Es soll für jeden eine Hilfe sein, der sich mit der Aufzucht vertraut machen möchte. Natürlich habe ich kein Patentrezept, das gibt es nicht, und auch ich kann nicht jeden Hasen oder jedes Wildkaninchen retten.