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Einer der gerissensten und kaltblütigsten Outlaws des Westens hat den größten Coup seines Lebens vor. Ein Millionending! Whisky-Jack und Luis Barranca, den beiden Schlitzohr-Halunken, sträuben sich die Haare, als sie erfahren, wer dahintersteckt: Ausgerechnet Big Boss Malone, der mörderische Unheilstifter, der schon vor zwei Jahren gehängt worden sein sollte. Ist ein Toter auferstanden? Oder ist der neue Bandenboss ein Mann mit tausend Masken, der mit höllischen Tricks arbeitet? Wie auch immer - Whisky-Jack und Luis Barranca schwören sich, den Galgenvogel zu packen. Denn auch sie halten einen großen Trick parat ...
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Jetzt packen wir den Galgenvogel
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Von John Reno
Einer der gerissensten und kaltblütigsten Outlaws des Westens hat den größten Coup seines Lebens vor. Ein Millionending! Whisky-Jack und Luis Barranca, den beiden Schlitzohr-Halunken, sträuben sich die Haare, als sie erfahren, wer dahintersteckt: Ausgerechnet Big Boss Malone, der mörderische Unheilstifter, der schon vor zwei Jahren gehängt worden sein sollte. Ist ein Toter auferstanden? Oder ist der neue Bandenboss ein Mann mit tausend Masken, der mit höllischen Tricks arbeitet?
Wie auch immer – Whisky-Jack und Luis Barranca schwören sich, den Galgenvogel zu packen. Denn auch sie halten einen großen Trick parat ...
»Ich bin so glücklich.« Jill lächelte verliebt ihren Verlobten an.
Kelly, der Reporter, zog das schöne blonde Mädchen an sich und küsste es.
»Wie viele kleine Kellys wünschst du dir?«, flüsterte er und knabberte an ihrem Ohrläppchen.
»Mindestens fünf«, erwiderte die junge Frau verträumt. »Wir waren zu Hause fünf Geschwister, und das war sehr schön.«
Kelly lachte leise. »Ich schlage vor, wir machen das halbe Dutzend voll. Nun, das wird 'ne Menge herrlicher Arbeit. Findest du nicht auch, wir sollten schon mal ein bisschen üben?«
»Aber – wir sind doch noch nicht verheiratet.« Sie seufzte, und er spürte, wie sich ihr Busen an seiner Brust hob und senkte.
»Befürchtest du, Jack und Luis könnten früher vom Angeln zurückkommen?«, fragte Kelly, und seine Stimme verriet die Erregung.
»Nein, aber ...«
Was er in ihren Augen las, ließ sein Herz noch schneller schlagen. Er wusste, dass sie das gleiche heiße Verlangen hatte wie er.
Dann sah er, wie sich ihre braunen Augen weiteten und wie sich ihr zärtliches Lächeln von einem Augenblick zum anderen in einen Ausdruck fassungslosen Entsetzens verwandelte.
Sie starrte über seine Schulter hinweg zu den Weiden und Espen am östlichen Rand der kleinen Lichtung, und ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.
Kellys Kopf ruckte herum, und da erschrak auch er.
Drei Männer waren zwischen den Bäumen aufgetaucht. Trotz der Hitze trugen sie Staubmäntel, die bis über die Schäfte ihrer Stiefel fielen. Und es war, als ströme ein eisiger Hauch von diesen Männern aus. Zwei der Kerle hielten Gewehre im Hüftanschlag. Der dritte hatte den offenen Staubmantel zurückgeschlagen, und seine Hände lagen auf den Griffen zweier Colts, die aus den Holstern am silberbeschlagenen Gurt ragten.
Ein Grinsen umspielte seinen wulstigen Mund.
Mit glitzernden schwarzen Augen starrte er Jill an.
»Da kommen wir ja gerade richtig zur Party«, sagte er mit rauer Stimme.
»Trinken wir auf das glückliche Paar!«, brummte Jack Bullwhip, bei seinen Freunden auch als Whisky-Jack bekannt, und reichte seinem Amigo Luis Barranca die Whiskyflasche.
Luis grinste, dass seine weißen Zähne im tief gebräunten Gesicht blitzten.
»Hätte nicht gedacht, dass Zeilen-Kelly, dieses verdammte Schlitzohr, bei einer süßen Puppe wie Jill Chancen hat«, murmelte er. »Da hat er uns beide ganz schön ausgetrickst. Er hat uns sozusagen den Hasen vor der Flinte weggeschnappt.«
Er lachte und trank einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
Jack nickte gedankenverloren. Sie beide hatten sich Hoffnungen auf das schöne blonde Mädchen gemacht. Doch Zeilen-Kelly hatte ein paar Tage Vorsprung im Wettrennen um Jills Gunst gehabt und sie gut genutzt.
Jetzt war er mit seiner Verlobten auf dem Weg nach Agua Prieta in Mexiko, wo er sich mit Jill von dem befreundeten Padre Hippy trauen lassen wollte.
Jack und Luis begleiteten das junge Paar. Die beiden hatten darauf bestanden, dass sie Trauzeugen wurden.
Bald hatten sie allerdings gespürt, dass Kelly und Jill allein sein wollten, und sich unter einem Vorwand zurückgezogen.
Jack hatte im Zuge dessen erklärt, es gelüste ihn nach Fisch. Daraufhin waren sie angeln gegangen.
Kelly und Jill waren somit ein paar hundert Yards bachaufwärts ungestört.
Ein fetter Wurm hing nun an der Schnur, die Luis an eine Weidenrute gebunden hatte. Doch anscheinend waren die Fische verwöhnt. Oder der Wurm flehte um Gnade und wurde erhört.
»Kein Schwein beißt an!«, knurrte Jack missmutig.
»Schweine lassen sich eben schlecht angeln«, bemerkte Luis Barranca lachend und trank noch einen Schluck Whisky. »Vielleicht sollten wir es mal an einer anderen Stelle versuchen. Ich schlage vor ...«
»Pst!«, raunte Jack. »Da kommt einer.«
Er spähte angespannt ins Wasser, das in der Sonne glitzerte. Ein dunkler, schillernder Schatten schoss unter der gekräuselten Wasseroberfläche dahin.
»Was für einer?«, flüsterte Luis.
»Weiß nicht. Jedenfalls ein Riesending!« Jacks Stimme klang begeistert.
»Hai oder Walfisch?«, spöttelte Luis.
Whisky-Jack ignorierte die Bemerkung seines Freundes. Stattdessen konzentrierte er sich, hielt die Angel fest umklammert und starrte auf den Fisch.
»Nun beiß schon an, Sonny-Boy«, flüsterte er. Ein regelrechtes Jagdfieber hatte ihn erfasst. »Er beißt!«
Der große Bursche – Jack konnte immer noch nicht erkennen, um welche Art es sich handelte – verspürte tatsächlich Appetit auf den fetten Wurm. Die Angel ruckte.
Jack hatte schon einen Triumphschrei auf den Lippen.
Da krachte ein Schuss, und ein Schrei folgte.
Ein heller Mädchenschrei, voller Angst und Entsetzen.
Es war Jill, die ihn ausstieß.
Jack vergaß augenblicklich sein Beutestück. Er ließ die Angel einfach fallen, und der Fisch schwamm samt Wurm und Angel davon.
Jack sprang nun auf und griff zum Revolver.
Luis hatte ebenso schnell reagiert. Er hetzte bereits los.
Wieder peitschte ein Schuss.
Trotz der Hitze verspürten Jack und Luis ein Frösteln.
Jetzt herrschte Totenstille.
Was war im Camp passiert?
Sekundenlang war Kelly wie betäubt und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Zu groß war der Schock, nachdem er sich gerade noch wie auf einer rosaroten Wolke gefühlt hatte.
Diese drei Männer sahen aus, als hätte die Hölle sie ausgespuckt.
Der Kerl mit den zwei Sechsschüssern tauschte einen Blick mit den beiden anderen, die angespannt links und rechts von ihm mit den Gewehren im Anschlag verharrten.
»Hätte nicht gedacht, in dieser verdammt einsamen Gegend so was Knackiges zu finden«, sagte er mit rauer Stimme und befeuchtete seine wulstigen Lippen.
Jetzt grinsten auch die beiden anderen, und alle drei starrten Jill an.
Ein eisiger Schauder kroch über Kellys Wirbelsäule.
Sie wollten Jill, das Mädchen, das er liebte! Und er hatte nicht die geringste Chance gegen dieses teuflische Trio. Seine Gedanken jagten sich.
Jack und Luis. Die Freunde waren nicht weit. Es musste ihm gelingen, sie zu alarmieren.
Kelly gab sich keinen Illusionen hin. Er sah den Ausdruck der brutalen Gesichter, in denen das wüste, verkommene Leben auf dem rauen Trail seine Spuren hinterlassen hatte. Er sah Mitleidlosigkeit und Grausamkeit.
Er wusste, dass er keine Gnade zu erwarten hatte.
Sie würden ihn töten. Erst recht, wenn er etwas unternahm. Aber er musste etwas unternehmen, auch wenn es der reinste Selbstmord war. Vielleicht konnte er noch Jill retten.
In diesen schrecklichen Sekunden war auf einmal eine seltsame Leere und Ruhe in dem jungen Reporter.
Ich muss es tun, dachte er. Für Jill ...
Und während die drei Kerle das Mädchen lüstern angrinsten, das immer noch vor Entsetzen erstarrt war, griff Kellys Hand zu der Jacke, die neben ihm im Gras lag.
Der Mann mit den zwei tief geschnallten Revolvern setzte sich breitbeinig in Bewegung.
Die anderen folgten seinem Beispiel. Sporen klingelten, und die vom Gras gedämpften Schritte schienen in Kellys Ohren widerzuhallen.
Seine Rechte umschloss den Griff des Smith & Wesson. Langsam zog er die Waffe aus der Innentasche seiner karierten Jacke.
Bilder rasten förmlich vor seinem geistigen Auge vorbei.
Er sah Jill zum ersten Mal im Saloon von Helldorado. Ihr Lächeln, das ihn sofort entflammt hatte. Der erste Kuss. Er sah, wie sie von Hippy, dem Padre, getraut wurden, und sekundenlang glaubte er zu sehen, wie sie einen der sechs kleinen Kellys im Arm wiegte. Und im nächsten Augenblick sah er für einen schrecklichen Sekundenbruchteil, wie sie an seinem Grab weinte.
Dann hatte er die Waffe heraus und wirbelte damit herum. Die drei Kerle waren abgelenkt gewesen, und Kellys Verzweiflungsaktion war schnell.
Doch nicht schnell genug.
Einer der Männer feuerte sofort mit der Winchester.
Kelly verspürte einen Schlag und wurde gegen Jill geschleudert.
Blutiger Nebel schien auf einmal vor seinen Augen zu wallen. Instinktiv hob er die Hand mit dem Smith & Wesson, wollte schießen, doch er hatte keine Kraft mehr, um die Waffe zu halten. Wie aus weiter Ferne hörte er Jill schreien.
Abermals krachte es.
Dann wurde es dunkel und still um Kelly.
»Lebensmüde«, sagte der Anführer des Trios mit kalter, beinahe gelangweilter Stimme. »Na ja, wir hätten ihn ohnehin nicht an der Party teilnehmen lassen.«
Und dann schritt er langsam auf Jill zu.
Whisky-Jack war ebenso atemlos wie Luis Barranca.
Sein Herz hämmerte, und er musste sich für einen Augenblick an einen Baumstamm stützen, weil ihm flau war und seine Knie vor Schwäche zitterten.
Auch Luis war völlig erledigt. Mit fahriger Hand wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht und rang nach Atem.
Die Angst um Jill und Kelly hatte sie zu einer Leistung getrieben, die ihnen die letzten Kraftreserven abverlangt hatte.
Sie kamen sich vor wie der Mann, der waffenlos von einem ausgehungerten Löwen gejagt wird. In seiner Todesangst entwickelt der Mann übernatürliche Kräfte und schafft das schier Unglaubliche. Er entkommt dem Löwen, schafft es wie durch ein Wunder, auf einen Baum zu klettern und wähnt sich in Sicherheit. Dann fällt er vor Erschöpfung vom Baum, weil er seinem Körper zu viel abverlangt hat, direkt vor den Löwen ...
Zeilen-Kelly hatte mal diese Geschichte zum Besten gegeben, und sie hatten darüber geschmunzelt, weil Kelly stets die verrücktesten Geschichten erzählte und meistens furchtbar dabei übertrieb.
Jetzt glaubten sie ihm die Story.
Sie hatten vermutlich einen Rekord im Fünfhundert-Yards-Rennen aufgestellt. Doch jetzt waren sie so ausgepumpt, dass sie fast umfielen.
Und da war kein Löwe, dem sie vor die Füße fallen konnten. Da waren drei Höllenhunde auf der Lichtung.
Jack und Luis sahen, was dort geschah, doch sie waren zu erledigt, um sofort handeln zu können. Sie mussten erst zu Atem kommen. In ihrer augenblicklichen Verfassung hätten sie keine Chance gegen die drei Verbrecher gehabt. Sie konnten ja kaum eine Waffe in der zitternden Hand halten.
Sie waren vernünftig genug, abzuwarten. Wenn sie blindlings handelten, war überhaupt nichts gewonnen. Die Kerle standen dicht bei Jill, und sie würde von Schüssen gefährdet werden. Und wenn sie die Outlaws nicht alle drei richtig trafen, brauchte sich einer nur das Mädchen zu schnappen und mit ihrer Ermordung zu drohen.
Sie mussten auf ihre Chance warten. Wie gebannt nahmen sie den schrecklichen Anblick in sich auf.
Zeilen-Kelly lag reglos am Boden. Blut färbte eine Hälfte seines Hemdes von der Schulter bis zum Gürtel. Sein Smith & Wesson lag neben ihm im Gras.
Einer der drei Kerle hob die Waffe gerade auf und schob sie unter den offenen Staubmantel hinter den Gurt. Ein anderer Mann packte Jill, deren Gesicht das Grauen widerspiegelte. »Mörder!«, schrie sie erstickt. »Mörder!«
Dann schlug sie nach dem Mann, biss in sein Handgelenk und riss sich los. Anschließend warf sie sich schluchzend über Kelly, stammelte Unzusammenhängendes und umklammerte die reglose Gestalt.
»He, Mac, das ist vielleicht 'ne kleine Wildkatze«, sagte der dritte Kerl grinsend zu dem großen Mann, aus dessen Griff sich Jill losgerissen hatte.
»Nicht nur vielleicht, Brad«, erwiderte Mac gereizt und saugte an der Bisswunde an seiner Hand.
»Soll ich sie für dich zähmen?« Brad starrte lüstern auf das weinende blonde Mädchen.
Macs wütendes Gesicht verzerrte sich. In den schwarzen Augen blitzte es drohend auf. Er schlug den weiten Staubmantel zurück und legte die Hände auf die beiden Sechsschüsser an seiner Hüfte.
»Sie gehört mir!«, stieß er hervor. »Ist das klar?«
Brad zuckte zusammen. Wie abwehrend hob er eine Hand.
»Klar, Mac«, sagte er besänftigend. »Du bist der Boss. Du hast sie entdeckt. Klar gehört sie dir.«
Macs Haltung entspannte sich. Er zog die Rechte vom Colt und saugte wieder an der Bisswunde. Blut blieb an seinen wulstigen Lippen haften. Er leckte es fort.
Mit glitzernden Augen starrte er dann auf das blonde Mädchen hinab und presste die Lippen aufeinander. Sein Gesicht nahm dabei einen grausamen Ausdruck an.
Seine Hand schoss vor, und seine Finger krallten sich in Jills Haar.
Sie schrie vor Schmerzen auf, als er sie hochriss.
Dann schlug er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
»Du beißt mich nicht noch mal«, keuchte er.
Jack presste die Zähne aufeinander. Er sah, wie Luis an seiner Seite die Hand mit dem Revolver hob. Schnell legte er eine Hand auf den Arm des Freundes. »Noch nicht«, flüsterte er. »Sie ist in der Schusslinie.«
»Dieses Schwein«, keuchte Luis, immer noch atemlos. Aber er ließ die Hand mit dem Revolver sinken.
Mac ließ Jills Haar los und gab ihr einen Stoß. Sie stürzte mit einem wimmernden Laut zu Boden und fiel auf den Rücken. Der Verbrecher starrte auf sie herab, und sein Blick kroch förmlich über ihren Körper.
Sie erschauderte.
»Brad, Joe – ihr schafft die Leiche weg«, sagte er zu den beiden anderen, ohne den Blick von dem blonden Mädchen zu nehmen. »Ich will keine Fliegen bei meinem Picknick mit der Puppe haben. Und dann reitet ihr mit Jonas voraus und sagt Bescheid, dass ich später komme.«
»Da wird der Boss verdammt sauer sein«, wandte Brad ein. »Was sollen wir ihm erzählen, wenn er fragt, warum du so kurz vor dem Job ...«
Mac fuhr gereizt zu ihm herum, und Brad verstummte sofort. »Lasst euch was einfallen. Dringende Geschäfte haben mich aufgehalten. Ich gebe einen aus, wenn wir das Ding in Bisbee gedreht haben. Klar?«
Die beiden grinsten erfreut. Sie wussten, was Mac unter »einen ausgeben« verstand. Er hatte sich bisher immer äußerst großzügig gezeigt, wenn sie seine Extratouren beim Boss gedeckt hatten. Nächtelang Whisky und Flittchen hatte er für sie bezahlt. Sie hatten ihn mal gefragt, weshalb er sich nicht gleich von dem Geld, das er für ihr Schweigen bezahlte, Saloonschwalben kaufte; anstatt so lange durchs Land zu streifen, bis ihm anständige Mädchen und Frauen in die Klauen fielen.
»Flittchen interessieren mich nicht«, hatte er erwidert. »Ich brauche das Besondere.«
Und er hatte dabei einen so irren Ausdruck in den schwarzen Augen gehabt, dass sie eine Gänsehaut bekommen hatten.
Wahrscheinlich war er nicht ganz richtig im Kopf.
Aber das war es nicht allein, was ihnen Furcht einjagte und sie bewog, sich ihm bedingungslos unterzuordnen. Er war unglaublich schnell mit seinen Colts, weitaus schneller als jeder in der Bande, und sie hatten erlebt, wozu er in seinem Jähzorn fähig war.
Jetzt sahen sie wieder diesen irren Ausdruck in seinen Augen, und sie beeilten sich, seine Befehle zu befolgen.
Sie packten den Mann am Boden. Joe nahm ihn an den Füßen, und Brad hob ihn unter den Achseln an.
Mac starrte wieder auf die Blonde hinab.
Jill begann zu zittern. Sie wollte schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
»Eh, Mac!«
Brad stieß es überrascht hervor.
Unwillig löste Mac seinen Blick von der Blonden, an deren Angst er sich geweidet hatte.
»Was ist?«, fragte er ärgerlich.
»Der Typ ist gar nicht hin. Er lebt noch.«
»Na und?« Macs Stimme klang kalt und gefühllos. »Haut schon ab. Gebt ihm unterwegs den Rest. Aber nicht hier in der Nähe.«
»In Ordnung, Mac.«
Whisky-Jack und Luis tauschten einen Blick. Und beide lächelten. Es war ihnen zum Jubeln zumute gewesen, als sie gehört hatten, dass Zeilen-Kelly lebte.
Es war gut, dass sie auf ihre Chance gewartet hatten.
Sie verständigten sich ohne Worte. Luis wies mit dem Revolver zu den beiden Outlaws hin, die den bewusstlosen Kelly von der Lichtung trugen. Jack nickte.
Luis schlich lautlos zwischen den Weiden davon.
Er übernahm Brad und Joe.
Und Jack konzentrierte sich auf Mac.
»Schrei nur«, sagte Mac und starrte mit glitzernden Augen auf Jill hinab. Seine wulstigen Lippen verzogen sich zu einem grausamen Grinsen. »Niemand wird dich hören. Ich habe nämlich einen Mann dort drüben auf dem Hügel postiert. Er hält den Trail im Auge und warnt mich, wenn jemand auftauchen sollte. Wir sind also völlig ungestört.«
Breitbeinig trat er noch einen Schritt näher auf sie zu und streckte eine Hand nach ihr aus. Sie kroch zitternd vor ihm fort. Seine Rechte schoss vor und packte sie an der Bluse. Der Stoff zerriss.
Jill schrie auf.
»Ja, schrei nur«, keuchte der Bandit und starrte auf ihren Oberkörper. »Ich mag das.«
Der Ausdruck seiner schwarzen Augen jagte Jill einen eisigen Schauder über den Rücken.
Er ist wahnsinnig!, durchfuhr es sie.
Vorsichtig, ohne den Blick von dem schönen Mädchen zu nehmen, schlug er den offenen Staubmantel zurück und zog ein Messer aus der Scheide am Gurt. Die Klinge blitzte in der Sonne auf.
Langsam holte er mit dem Messer aus.
Das blonde Mädchen schrie ihre Angst hinaus.
