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Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden unverwüstlichen Schlitzohr-Halunken, geraten einmal mehr in Schwierigkeiten! Alles fängt damit an, dass Whisky-Jack ein paar abgebrühte Kartenhaie mit ihren eigenen Waffen schlägt. Aber mit diesem Sieg beim Pokern hat er gleichsam das Ass des Todes gezogen. Denn nun geht das Spiel mit krachenden Revolvern weiter. Dollarwölfe, zornige Apachen und eine kaltblütige Giftmörderin kreuzen ihren Weg. Doch selbst wenn der Teufel höchstpersönlich mitmischt, lassen sich die beiden Freunde nicht unterkriegen ...
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Da zog Jack das Ass des Todes
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Von John Reno
Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden unverwüstlichen Schlitzohr-Halunken, geraten einmal mehr in Schwierigkeiten! Alles fängt damit an, dass Whisky-Jack ein paar abgebrühte Kartenhaie mit ihren eigenen Waffen schlägt. Aber mit diesem Sieg beim Pokern hat er gleichsam das Ass des Todes gezogen. Denn nun geht das Spiel mit krachenden Revolvern weiter. Dollarwölfe, zornige Apachen und eine kaltblütige Giftmörderin kreuzen ihren Weg. Doch selbst wenn der Teufel höchstpersönlich mitmischt, lassen sich die beiden Freunde nicht unterkriegen ...
Der Kerl spielte so falsch, dass es fast schon wieder richtig war.
Jack Bullwhip, bei seinen Freunden auch als Whisky-Jack bekannt, hatte den Braten schnell gerochen, nachdem er die Einladung der drei Spieler angenommen hatte und in die Pokerpartie eingestiegen war.
Eigentlich hatte er seine leeren Taschen ein bisschen auffüllen wollen, doch bisher hatte er nur verloren, und wenn das so weiterging, konnte er bald nicht mal mehr die Zeche bezahlen.
Es war an der Zeit, zum Gegenschlag auszuholen.
Clyde Marsten, wie sich der junge Kerl mit dem schmalen Fuchsgesicht vorgestellt hatte, beherrschte das kleine Einmaleins der großen Kartenhaie.
Doch er hatte einen gewaltigen Fehler begangen.
Der große Lampenschirm, der seitlich hinter ihm hing, war innen schwarz und bestand außen aus Glas – ein Spiegel, in dem Jack Clydes Treiben seit Minuten beobachtete.
Gerade vertauschte Clyde eine Sieben mit einem König aus dem Ärmel und hatte damit vier Könige und ein Ass auf der Hand.
Jack sah großzügig darüber hinweg. Die anderen Spieler stiegen aus. Jack trieb den Einsatz hoch und zahlte dann zum Sehen.
Der fette Pott gehörte ihm.
»Four of a kind«, sagte der junge Clyde grinsend, als er seine Karten aufdeckte. »Und ein Ass. Nun, Mister, da werden Sie sich mal wieder übernommen haben.«
Whisky-Jack lächelte nur.
Langsam drehte er seine Karten herum. Vier Asse und einen König, der eigentlich ebenso wenig existieren durfte wie das Pik Ass in Clydes Blatt.
Clydes breites Grinsen erstarb. Er sah plötzlich aus, als hätte er in eine besonders saure Zitrone gebissen. Und sein Mund klaffte auf, als er aus geweiteten Augen auf Jacks Karten starrte.
Auch die anderen starrten, und für Sekunden war die Luft im Saloon mit Spannung erfüllt.
In Clydes Augen blitzte es auf. Sein Falschspiel war aufgefallen, und er trat die Flucht nach vorne an.
»Verdammter Falschspieler!«, stieß er in gespielter Empörung zornig hervor.
Dann griff er zum Colt.
Er hätte sich genauso gut erst noch die Haare kämmen können, die ihm wirr in die Stirn fielen.
Bevor er den Sechsschüsser auch nur ein wenig aus dem Leder gelupft hatte, starrte er in die Mündung von Jacks Revolver.
Das Knacken des Revolverhahns durchbrach die angespannte Stille.
»Ich hätte nicht übel Lust, dir dein Lügenmaul mit Blei zu stopfen!«, knurrte Whisky-Jack und erhob sich. Mit einem Satz war er bei Clyde, der vor Schreck wie erstarrt dasaß. Er packte den Falschspieler mit der Linken am Rockaufschlag und zog ihn vom Stuhl, bis der kleinere Mann fast auf den Zehenspitzen stand.
»Nun lass mal die Karten aus deinem Ärmel fallen, bevor ich auf die Idee kommen könnte, sie dir rauszuschießen«, sagte Jack sanft.
»Keine Schießerei in meinem Saloon!«, jammerte der rotgesichtige Wirt hinter dem Tresen.
Doch so weinerlich der Tonfall auch klang, so entschlossen griff der Mann nach der Schrotflinte, wie Jack aus dem Augenwinkel sah.
»Keine Schießerei in Ihrem Saloon«, mahnte Jack im gleichen Tonfall. »Sie sollten die Schrotspritze weglegen und dem Marshal Bescheid sagen, dass er hier ein Früchtchen abholen kann.« Das Früchtchen namens Clyde hing starr in Jacks Griff.
Die anderen beiden Männer starrten immer noch.
Jacks linker Arm, mit dem er den Falschspieler hielt, verkrampfte sich. Er schob seinen Revolver ins Holster und ließ Clyde los.
Der Kerl plumpste auf die Stuhlkante und stürzte mitsamt dem Stuhl um. Es polterte und krachte.
Und aus Clydes Rockärmel rutschte eine Karte.
Pik Ass.
Jack grinste. Er bückte sich und hob die Karte auf, um sie den anderen zu zeigen.
»Ihr habt es gesehen, Jungs. Clyde hat uns die ganze Zeit betrogen. Ich schlage vor ...«
Weiter kam er nicht mehr.
Jack hatte den Falschspieler unterschätzt. Gerade lag der Kerl noch wie ein Häufchen Elend am Boden. Doch als Jack zu den anderen blickte, handelte er. Schnell und verschlagen.
Er packte den Stuhl und drosch damit aus der Drehung heraus gegen Jacks Kniekehlen.
Whisky-Jack war zu überrascht, um noch rechtzeitig reagieren zu können. Er stürzte und prallte mit der Stirn gegen das Tischbein.
Die Whiskyflasche rollte daraufhin über den Tisch und zerklirrte am Boden.
Ein paar Tische weiter kreischte das blonde Saloongirl auf, das gerade einem Gast beim Trinken geholfen hatte.
Leicht benommen wälzte sich Jack herum. Gerade noch rechtzeitig.
Clyde war herangesprungen. Sein Stiefel schoss vor, doch er traf nicht Jack.
Jack drehte sich blitzschnell, packte das Bein des Angreifers und riss daran.
Mit einem Aufschrei krachte Clyde zu Boden.
Jack war nun doch ein bisschen zornig geworden. Der miese kleine Falschspieler hatte sich auch noch als heimtückischer Kämpfer erwiesen.
Jacks Kniekehlen schmerzten und sein Schädel brummte.
Und Clyde griff schon wieder zum Colt.
Jack machte es kurz.
Mit einem Satz war er bei dem fuchsgesichtigen, jungen Kerl und schlug zweimal mit der geballten Rechten zu.
Der Falschspieler verdrehte unmittelbar die Augen und sank zurück.
Das wär's dann, dachte Jack.
Nun klaubte er seinen Hut auf, der ihm beim Sturz vom Kopf gefallen war, klopfte Sägemehl an seiner Hose ab und richtete sich auf.
Genau in einen Aufwärtshaken hinein.
Einer der anderen Mitspieler hatte ihn voll erwischt.
Statt froh zu sein, dass er den Falschspieler entlarvt hatte, griff der Kerl an. Folglich musste er mit Clyde unter eine Decke stecken.
Das schoss Whisky-Jack durch den Kopf, während er von der Wucht des Treffers zurückgeschleudert wurde. Dann prallte er gegen den Tisch. Ein Glas zerschellte, und Münzen kullerten über den Boden.
Das Saloongirl schrie abermals, der Wirt brüllte etwas von »aufhören«, und einige Gäste verließen fluchtartig den Saloon.
Bevor Jack wieder einigermaßen klar sah, tauchte der dritte Mitspieler vor ihm auf – der so sanft wirkende Vierziger, der Burt Simons hieß und den Jack für einen Bürger von Eloy gehalten hatte.
Burt Simons packte Jack mit der Linken und holte mit der geballten Rechten weit aus.
Jack konnte gerade noch rechtzeitig den Kopf zur Seite reißen. Die Faust streifte sein Ohr, und für Sekunden glaubte Jack, der Hieb hätte ihm das Ohrläppchen weggerissen. Dann sah er Burt Simons Gesicht, das auf einmal gar nichts Sanftes mehr hatte.
Und als Simons zu einem neuen Schlag ausholte, kam Jack ihm zuvor. Sein Fausthieb schleuderte Simons zurück.
Im nächsten Augenblick griff der dritte Mann – Clay hieß er, wenn Jack sich richtig erinnerte – von hinten an. Er umklammerte Jack und rief Burt zu: »Mach den Bastard fertig!«
Burt Simons hatte sich gerade aufgerappelt und schickte sich an, Clay den Wunsch zu erfüllen.
Doch dann schrie er auf und setzte sich wieder hin.
Zusammen mit Clay, der ihm entgegenflog.
Jack war in die Hocke gegangen und hatte Clay über sich gegen den Angreifer geworfen.
Bevor sich beide entwirren konnten, war Jack zur Stelle und half ihnen dabei. Einige schnelle Treffer folgten. Bald lagen beide Männer friedlich nebeneinander am Boden und regten sich nicht mehr.
Jack atmete tief durch, rieb sich die Knöchel und warf dem Salooner einen Blick zu.
Der rotgesichtige Mann starrte ihn mit offenem Mund an.
»Was ist, Meister?«, fragte Whisky-Jack. »Wolltest du nicht den Marshal holen?«
»Der ist mit 'ner Posse unterwegs«, erwiderte der Wirt.
»Hat er keinen Deputy oder Stellvertreter?«
»Die sind alle mit unterwegs«, erklärte der Salooner. Er schwitzte und tupfte sich mit einem blauen Taschentuch übers rote Gesicht. »Sie jagen die Bande von Pokerface, die gestern hier die Bank überfallen hat.«
Eloy war zurzeit also ohne Gesetzesvertreter. Glück für Clyde Marsten und dessen Kumpane. So kamen die drei also mit einem blauen Auge davon.
Jack hatte nicht vor, auf die Rückkehr des Marshals zu warten. Schließlich hatte er einen Job zu erledigen. Den Abstecher nach Eloy hatte er nur gemacht, um Proviant einzukaufen und Wundsalbe und irgendein Medikament vom Doc zu holen, das eine der weiblichen Gefangenen brauchte, die auf dem Transport zum Zuchthaus erkrankt war. Jack hatte bloß Zeit für die Pokerpartie gehabt, weil der Doc das Medikament erst mixen musste.
Jetzt sammelte Jack sein Geld und die Summe ein, um die ihn Clyde Marsten mit seinem Falschspiel betrogen hatte. Dann zahlte er seine Zeche und wandte sich zum Gehen.
»Eine schöne Lampe haben Sie da«, sagte er grinsend und warf noch einen Blick auf die Lampe, deren Spiegelschirm ihm Clyde Marstens Karten und dessen geschickte Tricks verraten hatte.
Im nächsten Augenblick stutzte er.
Clyde war nicht mehr bewusstlos.
Der Falschspieler tat nur so.
Wie schlafend lag er da, doch seine Hand griff zum Colt.
Jack wirbelte herum.
Clyde nahm Jacks schnelle Bewegung wohl wahr. Auf einmal kroch seine Hand nicht mehr auf den Sechsschüsser zu.
Er riss die Waffe aus dem Holster und stieß sie auf Jack zu.
Whisky-Jack hatte noch in der Drehung gezogen.
Er feuerte.
Zwei Revolver blitzten und krachten, und der Saloon schien im Donnern der Waffen zu erbeben.
Burt Simons, der sich gerade ächzend aufstemmen wollte, ließ sich erschrocken wieder fallen.
Pulverrauch waberte im Schein der Lampe.
Totenstille setzte ein.
Whisky-Jack schritt zu Clyde Marsten. Dann ließ er die Hand mit dem Revolver sinken. Der Falschspieler war keine Gefahr mehr.
Jack hatte in Notwehr geschossen. Er hatte auf die Schulter des Mannes gezielt. Doch Clyde Marsten war mit dem Sechsschüsser in der Faust aufgesprungen, und Jacks Kugel hatte ihn in die Brust getroffen.
Er lebte noch. Doch Jack bezweifelte, dass der Mann die schwere Verletzung überleben würde.
Ein bitterer Geschmack war in Jacks Mund. Gewiss, der Mann hatte ihm keine Wahl gelassen. Dennoch bedauerte Jack, dass er gezwungen gewesen war, zu schießen, und dass er den jungen Mann unglücklich getroffen hatte.
»Kümmert euch um ihn«, krächzte er. »Ich hole den Doc.«
Dann hetzte er aus dem Saloon.
Luis Barranca langweilte sich auf Wache. Er wäre gern an Jacks Stelle nach Eloy geritten, um die Besorgungen zu erledigen. Seit einer Woche waren sie nun schon unterwegs und entbehrten die Annehmlichkeiten der Zivilisation. Jack würde sich gewiss ein paar schöne Stunden in Eloy gönnen: Ein paar gute Drinks in einem gemütlichen Saloon, eine köstliche Mahlzeit in einem Restaurant, vielleicht ein Barbierbesuch und ein heißes Bad.
Auf all das verzichteten sie zurzeit.
US Marshal John Kelly war ein eisenharter Mann, der bei diesem Job, für den er sie angeheuert hatte, Wert auf äußerste Disziplin legte. Kein Alkohol, kein Kontakt mit den sechs weiblichen Gefangenen.
Es war auch besser so.
Gleich in der ersten Nacht hatte der Marshal einen Deputy verloren. Der Mann hatte auf Wache getrunken.
Eine der gefangenen Frauen hatte sich an ihn herangemacht. Nüchtern hätte sich der Deputy wahrscheinlich nicht einlullen lassen. Er wusste, dass die zierliche Frau mit dem madonnenhaften Gesicht eine gefährliche Verbrecherin war, die wegen mehrfachen Totschlags verurteilt worden war. Zudem war Ann mit der knabenhaften Figur eine der reizlosesten der sechs Gefangenen.
Doch in seinem benebelten Zustand hatte der Deputy sie wohl für eine Schönheit gehalten und seine Pflicht vergessen.
Statt ihm die versprochenen Sinnesfreuden zu gewähren, hatte Ann ihm dann einen Stein auf den Schädel geschlagen. Der Deputy war zwei Tage später gestorben, ohne aus seiner Bewusstlosigkeit zu erwachen.
Ann war wieder eingefangen worden. Zu Fuß war sie nicht weit gekommen.
US Marshal Kelly hatte die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, das Alkoholverbot erlassen und seinen Männern strikt jeglichen Kontakt mit den Verbrecherinnen untersagt.
Ja, dachte Luis Barranca, Amigo Jack ist jetzt besser dran als ich. Aber er hat diesen kleinen Bonus auch verdient.
An diesem Tag hatte Whisky-Jack nämlich Geburtstag.
Die gemeinsame Feier wollten sie nachholen, wenn sie diesen Job erledigt hatten ...
Dann wurde Luis aus seinen Gedanken gerissen.
Aus zusammengekniffenen Augen spähte er in die dunkle Senke hinab, in der sie für diese Nacht ihr Camp aufgeschlagen hatten.
Dort beim Wagen bewegte sich etwas.
Da schlich jemand herum.
Eine der Gefangenen?
Luis Barranca spähte schnell in die Runde. Er hatte einen guten Beobachtungsplatz oberhalb des Camps. Niemand hatte sich genähert. Die Gestalt, die er in der Dunkelheit nur schemenhaft ausmachen konnte, hielt auf den östlichen Rand der Senke zu.
Einen Augenblick lang spielte Luis mit dem Gedanken, Alarm zu schlagen. Doch dann entschied er sich dagegen. Es konnte auch einer der Männer des Marshals sein.
Luis Barranca nahm die Winchester und schlich los. Er schlug einen Bogen zum östlichen Rand der Mulde, um der Person den Weg abzuschneiden.
Zu seiner Linken raschelten Blätter.
Luis verharrte und lauschte mit angehaltenem Atem.
Leise, tappende Schritte näherten sich.
»Freddy?«
Eine weibliche Stimme.
Luis Barranca grinste.
Da wollte sich eine der Gefangenen mit einem Freddy treffen. Keiner der vier Männer des Marshals hieß Freddy. Folglich musste es der Gefangenen irgendwie gelungen sein, Kontakt zu jenem Freddy aufzunehmen, der ihr offenbar zur Flucht verhelfen sollte.
Aber von Süden und Osten hatte sich keiner dem Camp genähert. Und wenn der zweite Wachtposten im Norden nicht geschlafen hatte, dann war kein Freddy zum Camp gelangt.
»Freddy?«
Die Stimme klang gedämpft und angespannt.
»Hier!«, raunte Luis.
Blätter raschelten, schnelle, schleichende Schritte näherten sich.
Dann tauchte die Gestalt zwischen den Büschen auf. Sie verharrte in einem Streifen Mondlicht und spähte angestrengt in seine Richtung.
Liz, die Giftmörderin.
»Freddy, wo bist du?«, flüsterte sie.
»Hier«, sagte Luis Barranca und trat mit dem Gewehr im Anschlag zwischen den Büschen hervor.
Liz erkannte ihn nicht sofort. Sie lief mit einem unterdrückten Jubelruf auf ihn zu. Dann fiel der Mondschein auf Luis, und Liz blieb stehen, als wäre sie gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt.
Zudem ließ sie die Hände sinken, die mit Handschellen gefesselt waren.
Dann fluchte sie, wenig damenhaft, aber sie war ja auch keine Lady.
»Freddy ist leider verhindert«, sagte Luis Barranca und ruckte mit dem Gewehr. »Zurück ins Körbchen.«
Liz wechselte sofort die Taktik. Sie setzte ein Lächeln auf, und Luis wusste, dass es falsch war.
»Hast du wirklich geglaubt, es gibt diesen Freddy?«, fragte sie und schritt mit wiegenden Hüften auf ihn zu, bis die Gewehrmündung sie fast berührte.
Luis wich etwas zurück.
Liz lachte leise. »Hast du großer, starker Mann etwa Angst vor einer schwachen Frau?«, fragte sie spöttisch.
Luis hatte keine Lust, sich auf eine Diskussion einzulassen. Er wusste, worauf sie hinauswollte.
»Gehen wir!«, sagte er.
»Wohin?«, fragte sie, und ihr Busen hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug.
»Zurück zum Wagen natürlich«, erwiderte er.
»Aber Luis, muss das sofort sein? Ich habe genau gewusst, dass du mich beobachtest. Ich wollte doch nur, dass du mich schnappst. Du hast mir von Anfang an gefallen.«
Sie hob die gefesselten Hände und nestelte an ihrer Bluse herum. Als es ihr nicht gelang, sie aufzuknöpfen, riss sie sie einfach auf.
Mondlicht schimmerte auf ihren prallen Brüsten mit den großen Höfen und den aufgerichteten Warzen.
»Gefällt dir das, großer Mann?«, fragte sie mit dunkler, lockender Stimme.
»Nicht schlecht«, gab Luis zu. »Aber ich habe kein Interesse. Pack wieder ein, und dann geht's zurück zum Wagen.«
Ihr Lächeln wurde nun noch gezwungener und noch falscher. Vermutlich hatte sie das gleiche Lächeln aufgesetzt, als sie ihren Opfern den tödlichen Gifttrank gereicht hatte.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, gurrte sie. »Ich bin nicht wie Ann. Ich kann kein Blut sehen. Ich habe noch keiner Fliege etwas zuleide getan.«
Luis musste lachen. »Möglich, dass du Fliegen verschont hast. Aber vergiss nicht die Menschen, die du mit Gift um die Ecke gebracht hast – fünf, wie ich hörte.«
»Ah, grab doch keine Leichen aus, Luis.« Sie reckte sich herausfordernd. »Lass uns das alles vergessen. Wie lange hab ich keinen Mann mehr gehabt!«
Sie schob sich noch näher heran, und Luis musste sie mit dem Gewehr auf Distanz halten.
»Gib dir keine Mühe«, sagte er. »Und jetzt hab ich genug. Entweder gehst du jetzt freiwillig zum Wagen zurück, oder ich trage dich ...«
Luis Barranca erahnte die Bewegung hinter sich mehr, als dass er sie wahrnahm. Vielleicht war es auch Liz' plötzlich triumphierendes Lächeln, das Glitzern ihrer Augen, die sich kaum merklich weiteten. Jedenfalls warnte ihn etwas, und er wirbelte herum.
Zu spät.
Er sah noch eine schnelle Bewegung im Dunkel, und dann schlug ihm schon etwas auf den Hut, dass er glaubte, sein Schädel würde explodieren.
Der Boden schien jetzt auf ihn zuzurasen, und dann prallte er auf und nahm nichts mehr wahr.
