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SOMMERFRISCHE, WINTERSPORT UND ERNEST HEMINGWAY: TOURISMUS IM MONTAFON VON DEN ANFÄNGEN BIS IN DIE GEGENWARTDer Tourismus prägt das heutige Montafon in all seinen Facetten und mit all seinen positiven wie negativen Auswirkungen. Während der letzten Jahrzehnte entwickelte er sich zu einem der stärksten Wirtschaftszweige im Tal. Doch ist der Tourismus im Montafon kein so junges Phänomen wie man vielleicht meinen möchte. In einem großen Bogen wird in diesem Buch die Entwicklung des Tourismus im Montafon von der frühen Neuzeit bis hin zur Gegenwart nachgezeichnet: Von den ersten Wallfahrenden und Forschungsreisenden über die Alpinpioniere und Sommerfrischler sowie das "Kraft durch Freude"-Programm im Dritten Reich bis hin zum Ausbau der Seilbahnanlagen und der Infrastruktur ab 1950, dem Aufkommen von Protestbewegungen und schließlich der Entwicklung hin zur modernen Reisedestination mit einem möglichst breiten Freizeitangebot war es ein langer Weg. Ein Weg, geprägt von Pioniergeist, von Erfolgen, aber auch von Krisen und Kritik: ein Entwicklungsprozess, der noch längst nicht zu Ende ist.
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Seitenzahl: 427
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Edith Hessenberger/Michael Kasper
Willkommen im Montafon!
Tourismusgeschichte eines Alpentales
Edith Hessenberger/Michael Kasper
Tourismusgeschichte eines Alpentales
Universitätsverlag Wagner
Vorwort
Einleitung
Proto-Tourismus bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Unwirtliche Gegenden?
Früheste Zeugnisse von Mobilität
Grenzbereisung und früheste Bergbesteigung im 17./18. Jahrhundert
Von Händlern, Pilgern und Künstlern in der frühen Neuzeit
Wirte und Wirtshäuser in vortouristischer Zeit
Heilquellen und Bäder
Aufgeklärte Reisende um 1800
Priester und Naturforscher aus Graubünden und der Schweiz
Österreichische Beamte, Statistiker und Geodäten
Sehnsuchtsort Landschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Erzherzog Johann bereist das Montafon
Reiseschriftsteller entdecken den Süden Vorarlbergs
Die künstlerische Entdeckung von Landschaft und Bergbevölkerung
Alpinismus und Sommerfrische von 1850 bis ins frühe 20. Jahrhundert
Die Eroberung der Berge
Alpine Pioniertaten in Rätikon, Silvretta und Verwall
Zimba 1848
Piz Buin 1865
Valschevieler Maderer 1868
Drusenfluh 1870
Alpin- und Tourismuspionier Franz Joseph Battlogg (1836–1900)
Alpine Vereine werden gegründet
Ein neuer Beruf: Bergführer
Alpiner Schutzhüttenbau
Die ersten Frauen in den Montafoner Bergen
Bergmaler und alpine Fotografen
Alpinpionier und Arzt Karl Blodig (1859–1956)
Erster Wintertourismus
Sommerfrischetourismus im Montafon
Gasthöfe werden zu Hotels – Pioniere des Fremdenverkehrs
Rößle, Gaschurn
Taube, Schruns
Löwen, Schruns
Löwen, Tschaguns
Madrisa, Gargellen
Krone, Schruns
Stern, Schruns
Adler, St. Gallenkirch
Verkehrs- und Verschönerungsvereine
Verschönerungsverein Gaschurn
Verschönerungsverein Schruns
Früher Bahn-, Straßen- und Infrastrukturausbau
Prominente Gäste im Montafon
Reiseführer, Reisebeschreibungen und frühe Forschungen
Postkarten – Werbung (Anzeigen) – Plakate
Sommerfrische abseits der Tourismusbetriebe
Aufschwung von Berg- und Wintersport zwischen 1914 und 1945
Kriegszeit und wirtschaftliche Krisenjahre 1914 bis 1924
Erste Phase der Motorisierung
Der Aufschwung des Wintersports
Wintersportvereine und Skirennen
Skipioniere in den 1920er- und 1930er-Jahren
Ernest Hemingway im Montafon
Der Berg ruft!
Gruppenreisen von Kindern und Jugendlichen
Berg- und Tourismusfotografie
Der Heimatbegriff im touristischen Kontext
Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz
Tourismus und Antisemitismus vor 1938
Lucie Varga forscht im Montafon
Tourismus 1938/39 – „Kraft durch Freude“
Zweiter Weltkrieg
Wirtschaftswunder und Beschleunigung ab 1945
Jahre des Aufbaus
Besatzungszeit
Am Anfang waren die Sommerferien
Berbbahnen werden gebaut – Skigebiete entstehen
Gründung des Verkehrsverbandes Montafon 1949
Gründung des SC Montafon
Sportbewerbe als Tourismusmotor
Skischulen
Touristische Nutzung der Energiewirtschaftsinfrastruktur
Schrägaufzüge als touristische Aufstiegshilfe
Der Silvrettalauf
Die Silvretta-Hochalpenstraße
Der Silvrettastausee als Attraktion
Neue Wege der Beherbergung
Jeder vermietet
Campingplätze: Von der Notlösung zum Lifestyle
Das Kurhotel Schruns
Tourismus zwischen Charakter und Vielfalt
Folklore als Werbestrategie
Auf der Suche nach neuen Angeboten
Kulturgeschichte als Tourismusangebot
Neue Architektur – „alpenländischer Stil“
Tourismus total ab 1970
Auf dem Weg zur international bekannten Wintersportdestination
Die Silvretta Nova als Vision und Streitpunkt
Geplante, nicht realisierte Erschließungen
An den Grenzen?
Der Sieg des Wintertourismus
Kein Wintertourismus ohne Beschneiungstechnik
Überforderung und Tourismuskritik
Auf der Suche nach neuen Konzepten
Erste Erschließungskonzepte und die „Montafon-Studie“
Das „Montafon-Konzept“
Professionalisierung und Markenbildung ab 1985
Auf dem Weg zur Marke Montafon
Tal der Sterne
Neue Strukturen im Tourismusmanagement
Von der Alpenszene Montafon zur Marke Montafon
Neue Angebote
Aktivangebote und Sport-Infrastruktur
Angebote in unberührter Natur
Kulturangebote
Visionen und Ausblick: Ein Tourismus für die Zukunft
Lebensraummanagement als gesamtheitliches Entwicklungskonzept
Dank
Zeitleiste
Literatur und Quellen
Archive und Sammlungen
Interviews
Literatur
Zeitungsartikel
Abbildungsverzeichnis
Neben der Landwirtschaft, dem Bergbau und der Elektrizitätswirtschaft hat kein Wirtschaftszweig das Montafon so stark geprägt wie der Tourismus. Die letzten drei Bereiche brachten erheblichen Wohlstand in die Region, haben aber auch die Landschaft nachhaltig verändert und geprägt. Anlässlich des 70-Jahr-Jubiläums von Montafon Tourismus und nach abgeschlossener Fusionierung aller örtlicher Tourismusorganisationen war es an der Zeit, die lange und mit vielen Höhepunkten versehene Tourismusgeschichte des Montafon in einer Gesamt-Chronik zusammenzuführen und zu veröffentlichen.
Das nunmehr vorliegende Buch spannt einen weiten Bogen von den ersten Alpenüberquerungen, der Entdeckung der Alpen als Attraktionspunkt, der Gründung von Verschönerungsvereinen, über die Kriegs- und Zwischenkriegsjahre der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hin zur explosiven Entwicklung des Wintertourismus in der Nachkriegszeit und zum modernen Destinationsmanagement der heutigen Zeit. Gleichzeitig verweist es auch auf vergangene und aktuelle Konflikte und hinterfragt kritisch die Zukunft des Tourismus in Zeiten von Klimakrise, Ressourcenknappheit, volatilen Gesellschaftsmodellen aber zugleich weiterhin wachsenden Märkten.
Ein herzlicher Dank gilt der Autorin Edith Hessenberger und dem Autor Michael Kasper, die in zweieinhalb Jahren eine immense Anzahl von Quellen durchforstet, Interviews geführt und Recherchen angestellt haben und dieses reichhaltige Material schlussendlich zu dieser Publikation verschriftlicht haben.
Manuel Bitschnau
Der Tourismus prägt das Montafon wie kaum ein anderer Wirtschaftssektor – und ist aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken. Alle Menschen sind Teil davon, direkt oder indirekt, aktiv oder passiv: Tourismus ist ein zentraler, wenn auch nicht unumstrittener Bestandteil unserer Lebenswelt.
Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise junge gesellschaftliche Erscheinung: Das Phänomen des Reisens um der Unterhaltung willen ist kaum älter als 200 Jahre und entstand im ausgehenden 18. Jahrhundert.1 Der Begriff „Tourismus“ selbst wurde erstmals um 1800 in Großbritannien verwendet, wo die Industrialisierung die urbane Bevölkerung aus den schmutzigen und lauten Ballungsräumen in die friedliche und schöne Natur trieb. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff „Tourist“ auch im deutschsprachigen Raum üblich und bezeichnete einen wohlhabenden, vornehmen und unabhängigen, zumeist männlichen Reisenden, der sich zum Vergnügen für einen längeren Aufenthalt in fremde Länder begibt. In unserem Raum wurden jedoch bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert die synonymen Begriffe „Fremde“ und „Fremdenverkehr“ verwendet, man sprach kaum von Touristen und vom Tourismus.2 Dass sich der Tourismus zu einem bestimmenden – mitunter auch umstrittenen – Wirtschaftszweig entwickeln würde, war an seinem Beginn (vor über 150 Jahren) nicht abzusehen.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Grundlagen der touristischen Infrastruktur Schritt für Schritt geschaffen und weiterentwickelt und erfahren seither einen stetigen Ausbau: Unterkünfte, Beförderungsmittel, Sportanlagen sowie die Organisation der Bewerbung, der Gästevermittlung und -betreuung. Dieser Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen. Am Anfang standen die Aus- und Umbauten von Beherbergungsbetrieben, rasch folgte die Gründung von Verschönerungs- und Verkehrsvereinen (z. B. 1885 Gaschurn, 1888 Schruns) sowie des Landesverbandes für Fremdenverkehr in Vorarlberg 1893. Es folgte kein linearer Entwicklungsprozess, denn Weltkriege, Wirtschaftskrisen und unterschiedliche ideologische Strömungen wirkten sich mehr oder weniger unmittelbar auf die Evolution des Reisens aus.
Der Tourismus hat im 20. Jahrhundert aber auch zu einem enormen gesellschaftlichen Wandel geführt. Während traditionelle familiär-bäuerliche Strukturen aufbrachen, wurden „Fremde“ einerseits als Touristinnen und Touristen aus urbanen Räumen auf der Suche nach „Unverfälschtem“ angelockt und andererseits „Fremde“ als Arbeitskräfte ins Tal geholt. Darin zeigt sich auch eine gewisse Zwiespältigkeit der regionalen Entwicklung: „Zwar greifen Kapitalisierung, Beschleunigung und Entpersönlichung, doch muss die Tradition, das ‚Uralte‘ (rätoromanisch oder germanisch) greifen und lebendig sein, um das Tal weiterhin attraktiv für den Tourismus zu erhalten.“3
Tourismus und seine Geschichte werden in der Folge nicht nur als institutionelle Erscheinung beschrieben, sondern als Phänomen, dessen wechselvolle Entwicklung von verschiedenen Akteuren, nicht zuletzt von den Touristinnen und Touristen selbst sowie auch von den Handelnden in Tourismusregionen wie dem Montafon, vorangetrieben wurde.4
Blick aus der Wiesbadener Hütte, um 1930
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1 Rohrer, 2010, S. 22.
2 Netter, 2012b, S. 187.
3 Schneider, 2019, S. 19f.
4 Mai, 2004, S. 23.
Der Begriff „Tourismus“ beschreibt ein weites Feld und hat im Laufe der Zeit viele Spielarten entwickelt. Als kleinster gemeinsamer Nenner kann jedoch zusammengefasst werden: Unter Tourismus ist jenes Reisen zu verstehen, das freiwillig oder zum Vergnügen erfolgt5 oder auch einen bestimmten Zweck verfolgt.6 Dieses Kapitel erstreckt sich von frühesten Zeugnissen Reisender im Montafon (etwa jenem des angeblich durch das Tal der Ill zum Konstanzer Konzil ziehenden Gegenpapstes Johannes XXIII.) über die freiwillige Mobilität erheblicher Teile der Bevölkerung in der frühen Neuzeit, die in erster Linie Wallfahrten, Bildungsreisen Studierender, Wanderungen aus gesundheitlichen Gründen zu Heilbädern sowie Handelsfahrten umfasst, bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit setzte auch im Montafon ein bürgerlich geprägter Individualtourismus ein, der stark ethnografisch und naturwissenschaftlich geprägt war. Die Reisenden jener ersten Phase des frühen Tourismus verfassten umfassende Reiseberichte über ihre Erlebnisse sowie Beschreibungen der durchwanderten Gegenden. Teilweise waren sie bereits hauptberuflich als Reiseschriftsteller tätig, viele wurden bei ihren Unternehmungen aber in erster Linie von aufklärerischen Idealen und wissenschaftlichen Interessen angetrieben. Zu ihnen zählten etwa die Graubündner Priester Johannes Baptista Cattaneo und Luzius Pol, der österreichische Erzherzog Johann sowie der aus Bayern stammende Schriftsteller Ludwig Steub.
Im Umfeld der Montafoner Passübergänge Zeinisjoch, Schlappinerjoch, Schweizer Tor und Silbertaler Winterjöchli7 finden sich die wohl ältesten Belege für die Nutzung von Wegverbindungen durch das Tal. Einzelfunde aus der Bronze- und Eisenzeit, etwa eine frühbronzezeitliche Lanzenspitze von der Alpe Valzifenz, eine spätbronzezeitliche Lanzenspitze aus Gargellen und eine spätlatènezeitliche Bronzefibel bei Partenen8 sowie drei bronzezeitliche Dolche, ein römisches Fibelfragment und zwei eisenzeitliche bis frühmittelalterliche Lanzenspitzen aus dem Gauertal9 sind eindeutige Hinweise für eine schon lange andauernde Nutzung der Passübergänge vom Montafon nach Süden und nach Osten.
Bronzezeitlicher Dolch (Griffplattendolch) aus dem Umfeld der Alpe Spora, Gauertal
Aus römischer Zeit fehlen zwar bislang weitere archäologische Artefakte für den Verkehr durch das Montafon, doch hielt sich in der Landesgeschichte lange die irrige Ansicht, dass das Montafon im Zuge des römischen Alpenfeldzuges im Jahre 15 v. Chr. den Feldherren Drusus und Tiberius, den Stiefsöhnen des Kaisers Augustus, als Aufmarschgebiet gedient habe. Es gibt für diese Annahme jedoch keinerlei konkrete Hinweise. Ein Zug von kleineren römischen Militäreinheiten durch das Montafon könnte aufgrund der Fundlage in Graubünden jedoch durchaus stattgefunden haben.10
Bis ins Mittelalter fehlen weitere konkrete Hinweise auf Verkehr durch das Montafon. Einer bekannten Legende nach sei dann im Spätmittelalter der Gegenpapst Johannes XXIII auf seinem Weg zum Konstanzer Konzil im Jahr 1414 durch das Montafon gekommen und habe der Bevölkerung des Tales aus Dankbarkeit für eine sichere Reise das Wappen mit den gekreuzten Petrusschlüsseln verliehen. Eine Version der Legende besagt, der Papst sei mit seinem Gefolge über den Arlberg gekommen, die Reise hätte aber im Klostertal aufgrund der dort herrschenden Pest unterbrochen werden müssen. Die Montafoner hätten den geistlichen Würdenträger daraufhin über den Kristberg getragen, sodass dieser sicher und rasch nach Konstanz weiterreisen konnte. Eine andere Version der Erzählung weiß von der Reise des Papstes über das Zeinisjoch und dem feierlichen Geleit durch das Tal. Eine frühe zeitgenössische Quelle für die Reiseroute des Papstes über den Arlberg ist die Chronik des Ulrich von Richental, der als Konstanzer Bürger das Konzil miterlebte und anekdotisch von der Reise des Papstes über den Arlbergpass inklusive eines Sturzes berichtet. Dass Johannes diesen Weg nach Konstanz wählte, ist zwar durchaus möglich. Ob er dabei jedoch mit dem Montafon in Kontakt kam und ob dies gar zur Wappenverleihung führte, bleibt hingegen äußerst fraglich. In den Quellen findet sich hierfür kein Beleg. Da die gekreuzten Petrusschlüssel schon einige Jahre vorher im Montafon als Wappen verwendet wurden, ist zumindest die Verleihung des Wappens durch Johannes wohl auszuschließen und in das Reich der Legenden zu verweisen.11
Bild aus der Konstanzer Handschrift der Richentalchronik. Über dem umgestürzten Wagen der Ausruf des Papstes auf Latein: Jacio hic in nomine diaboli (hier liege ich im Namen des Teufels)
Am Beginn der geografisch geprägten Literatur über das Montafon steht die „Rhetiae descriptio“ (Beschreibung Rätiens) des Ladislaus Suntheim. Der in Ravensburg um 1440 geborene Suntheim hatte seit 1460 in Wien studiert, wurde Priester und wirkte dann in St. Stephan in Wien. Hier trat er mit bedeutenden Humanisten in Verbindung. Damals wurde sehr intensiv die Idee einer „Germania Illustrata“ diskutiert: In Wort und Bild sollte das gesamte deutsche Reich geografisch und landeskundlich erforscht dargestellt werden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, reiste Ladislaus Suntheim 1498 und 1502/03 nach Süddeutschland und ins Elsass. 1504 wurde er Domherr zu St. Stephan in Wien, wo er 1513 starb. Suntheim sammelte seine Reiseaufzeichnungen, die als Grundlage für die „Germania Illustrata“ gedacht waren. Auch dem Montafon widmete er einen topografischen Bericht, der jedoch nie veröffentlicht wurde:
„Item Muntafun / monsyuonis / ain Länndl vnd Herschafft Regum Romanorum vnd gehört zu der Grafschafft von Sunnenberg, darinn redt man Welisch, ain besundre Welisch, vnd auch Tewtsch, ligt ain meil von Pludentz vnd ist pirgig, vnd hat vil Ertztt, Mineraß, Alben vnd Holtz, Ist drey meil lanng vnd aine brait. Das wasser genannt die Ill rint dar durch vnd enntspringt darinn, vnd ist kain Stat noch Gsloß darinnen nit, vnd ist des Römischen Künigs, vnd stöst an das Länndl Pretigey genannt, vnd an das Enngadin [am Rand: Vallis angusta]. Vnd sein Reich pawren darinn usw. Dörffer darin sannd Victorsberg, sandt Anthoni, sannd Bartlemesberg, Silberberg, Fandanß, sand Gallen Kirchen.“12
Eine weitere frühe Beschreibung des Montafon findet sich in Sebastian Münsters „Kosmographey“, einem der meistgedruckten Werke des 16. Jahrhunderts. Dieses erschien nicht nur in 28 deutschen Auflagen, sondern wurde auch ins Lateinische, Französische, Italienische und Tschechische übersetzt. Der hier abgedruckte Text stammt aus der deutschen Ausgabe von 1550; er blieb über die Jahrzehnte unverändert und begegnet uns in dieser Version noch in der letzten deutschen Auflage von 1628. Ganz Europa konnte sich anhand von Münster über das Montafon informieren: