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Ein heftiger Schneesturm fegt über die Nordseeküste hinweg und wirbelt alle Weihnachtspläne durcheinander. Weil der Fährverkehr zwischen Borkum und dem Festland eingestellt werden muss, stranden gleich mehrere Gäste in Julias kleiner Pension »Meereszauber«. Seit letztem Sommer kümmert sich Julia allein um das etwas in die Jahre gekommene Gästehaus. Kurzerhand beschließt sie, das Beste aus der Situation zu machen und ihren Gästen ein unvergessliches Weihnachtsfest zu bescheren. Tatsächlich genießen diese statt Weihnachtsstress schon bald die Ruhe und Abgeschiedenheit der Insel. Und auf Julia wartet nicht nur eine romantische Überraschung - sondern auch eine neue Perspektive für ihre Pension.
Alle Romane dieser Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Wir haben die Geschichten sorgsam für dich ausgewählt, damit sie dir an kalten Wintertagen das Herz erwärmen und dich beim Lesen in Weihnachtsstimmung versetzen.
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Seitenzahl: 370
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Widmung
Zitat
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Nachwort
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Inhaltsbeginn
Impressum
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Ein heftiger Schneesturm fegt über die Nordseeküste hinweg und wirbelt alle Weihnachtspläne durcheinander. Weil der Fährverkehr zwischen Borkum und dem Festland eingestellt werden muss, stranden gleich mehrere Gäste in Julias kleiner Pension »Meereszauber«. Seit letztem Sommer kümmert sich Julia allein um das etwas in die Jahre gekommene Gästehaus. Kurzerhand beschließt sie, das Beste aus der Situation zu machen und ihren Gästen ein unvergessliches Weihnachtsfest zu bescheren. Tatsächlich genießen diese statt Weihnachtsstress schon bald die Ruhe und Abgeschiedenheit der Insel. Und auf Julia wartet nicht nur eine romantische Überraschung – sondern auch eine neue Perspektive für ihre Pension.
Claudia Schirdewan
Winterglück und InselzauberEin Weihnachtsfest auf Borkum
Für Victoria und Nicolai
„Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften.“
(Francis P. Church in seinem Brief an Virginia in der Sun, 1897)
Der herbe Geruch von Sanddorn stieg ihr in die Nase, als sie prüfend in das Marmeladenglas spähte. Julia Sterweg griff nach einem Teelöffel und kratzte die Reste des Aufstrichs zusammen, den ihre Mutter aus den orangenen Beeren gekocht hatte. Die Menge würde gerade noch für Leons Schulbrot reichen. Gut, dass fast alle Gäste ihrer kleinen Pension schon gefrühstückt hatten. Trotzdem würde sie nachher einkaufen gehen müssen. Dabei hatte sie gehofft, mit ihren Vorräten bis zur Abreise der letzten Besucher auszukommen.
»Trink deinen Kakao«, bat sie ihren Sohn Leon, während sie eine Scheibe Vollkornbrot bestrich, in seine Spiderman-Dose packte und eine Clementine dazulegte. »Sonst kommst du zu spät zur Schule.«
Sie stellte die Brotdose und die mit Früchtetee gefüllte Thermoskanne auf den Frühstückstisch. Leon hatte höchstens zwei Bissen von seinem Käsebrot gegessen und an seinem Kakao noch nicht einmal genippt. Julia unterdrückte ein Seufzen.
Der Sechsjährige starrte auf den Adventskranz, der vor ihm auf dem Tisch stand und aussah wie jedes Jahr. Rote Kerzen und Tannenzapfen zierten das Grün. Wie immer. Nur, dass Julia den Kranz in diesem Jahr gekauft hatte. Sonst hatte ihre Mutter Thea ihn immer selbst gebunden und dekoriert.
Julia hatte lange überlegt, ob sie nicht besser etwas ganz anderes besorgen oder sogar auf einen Adventskranz verzichten sollte, sich dann aber dafür entschieden, die Tradition fortzusetzen. Thea hätte es vermutlich so gewollt. Mit jedem Tag, den die Kerzen weiter herunterbrannten, wuchs in Julia jedoch das Gefühl, dass sie Leon damit keinen Gefallen getan hatte. Die braunen Haare, die er von seinem Vater geerbt hatte, fielen ihm in die Stirn, und sie strich sie zurück, während sie neben ihrem Sohn Platz nahm.
»Hast du denn gar keinen Hunger, mein Schatz?«
Der Erstklässler schüttelte den Kopf. Er ist dünner geworden, dachte Julia. Das Sweatshirt schlackerte um seine Schultern, und den Knopf seiner Jeans hatte sie erst letzte Woche nach innen versetzt.
Ihr selbst ging es kaum anders. Julia zupfte an den Ärmeln ihres cremefarbenen Strickpullovers, der im letzten Winter auch noch deutlich enger gesessen hatte. »Gehst du heute wieder zusammen mit Finn und Carlo zur Schule? Ihr könntet später bei uns spielen, wenn ihr mögt.«
»Vielleicht.«
Der Tonfall reichte, um Julia wissen zu lassen, dass Leon sich nicht mit seinen Freunden verabreden würde. Ihr Blick glitt aus dem Küchenfenster. Die Hindenburgstraße lag noch im Dunkeln, doch das Licht der Straßenlaternen ließ den Gehsteig vor der Pension Meereszauber glitzern und verriet, dass es Frost gegeben hatte. Auch die Fensterrahmen waren von Eisblumen verziert. Bislang war es ein milder Dezember gewesen, wie er typisch für Borkum war, aber allmählich wurde es kühler.
»Geh gleich vorsichtig. Es könnte ein wenig glatt sein.«
»Wie lange ist überhaupt noch Schule?«, fragte Leon.
»In drei Tagen fangen die Ferien an. Dann packen wir sofort unsere Koffer, schließen hier alles ab und fahren zu Katrin. Freust du dich auf ihre Jungs? Max ist ja nur ein Jahr älter als du.«
Mit den Fingerspitzen schob sie die Kakaotasse ein Stück näher zu Leon. Endlich nahm er sie in die Hände und trank einen Schluck.
»Ich weiß. Aber ich kann mich gar nicht mehr richtig an ihn erinnern.«
»Wir waren ja auch schon fast zwei Jahre lang nicht mehr im Allgäu. Bestimmt werdet ihr ganz schnell wieder Freunde. Als wir letztes Mal dort waren, wart ihr unzertrennlich.«
Julia lächelte. Sie konnte es selbst kaum erwarten, endlich mit Leon zu ihrer Freundin Katrin und deren Familie zu fahren. Die Hohenachts lebten auf einem Hof mitten in den Bergen, umgeben von Kühen, Hühnern und Katzen. Der Tapetenwechsel würde Leon und ihr selbst guttun, besonders über die Weihnachtstage, wenn die Erinnerungen an Thea noch mehr als sonst in jeder Ecke lauerten.
Julias Mutter war im Sommer gestorben, an einem sonnigen Junitag, der eigentlich viel zu schön zum Sterben war, und ruhte jetzt auf dem Friedhof neben ihrem Mann Peter, der schon seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr bei ihnen war. Seinen Großvater hatte Leon gar nicht kennenlernen dürfen.
Als einziges Kind der beiden versuchte Julia seit Theas Tod, die Pension alleine zu bewirtschaften. Sie vermietete nur fünf Zimmer, aber die Arbeit ging trotzdem nie aus. Julias Augen wurden feucht, als sie Thea förmlich vor sich sah. Wie sie die Betten frisch bezog, den Gästen ein Frühstück brachte. Immer darauf bedacht war, dass es allen gut ging – vor allem aber Leon.
Thea hatte ihren Enkel vergöttert, und er hatte seine Großmutter innig geliebt. Die beiden waren so vertraut miteinander gewesen. Leon war unter Theas Dach aufgewachsen und hatte sicherlich genauso viel Zeit mit ihr verbracht wie mit Julia. Selbst, als ihr Herz schon so schwach gewesen war, dass sie den Großteil des Tages im Schaukelstuhl neben dem Kachelofen in der Stube verbringen musste, hatte Thea sich noch um Leon gekümmert. Stundenlang hatte sie mit ihm Memory gespielt, gelesen oder seine Lieblingssendungen geschaut. Löwenzähnchen liebte er besonders. Er wünschte sich schon lange einen Hund wie Keks, treu und mit kuschelweichem Fell.
Nach Theas Tod war Julia mehr als einmal versucht gewesen, ihm den Wunsch zu erfüllen, aber wie sollte ein Tier in ihrer Familie zu seinem Recht kommen? Solange Julia sich alleine um die Pension kümmerte, blieb kaum Zeit für regelmäßige Spaziergänge. Hinzu kam, dass es unter den Gästen immer wieder Allergiker gab.
»Kommt das Christkind auch zu Katrins Familie?«
»Natürlich«, versprach Julia und zwinkerte Leon zu. Sie hoffte so sehr, dass er über die Feiertage nicht noch trauriger wurde, sondern im Allgäu Ablenkung fand.
Sie hatte schon ein paar Kleinigkeiten für den Jungen besorgt und in ihrem Schrank versteckt. Sein Vater, Jasper Berends, hatte ihr ebenfalls ein Paket für ihn gegeben. Er hatte nichts gegen die Reisepläne einzuwenden gehabt. Im Gegenteil! Julia hatte den Eindruck, dass er ganz froh darüber war. Vermutlich fürchtete er, sie könnte ihn sonst bei der Kinderbetreuung einbinden. Als hätte er sich dabei jemals hervorgetan.
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Jetzt aber los, Leon. Warte am Neuen Leuchtturm auf die anderen Kinder, ja? Und mach im Unterricht gut mit. Noch sind keine Ferien.«
Leon holte Jacke, Schal und Mütze von der Garderobe im Flur und zog zuletzt seine grauen Fingerhandschuhe über. Julia half ihm, den Ranzen auf dem Rücken festzuschnallen. Umständlich schloss er den Brustgurt, und Julia lief schier das Herz über. Jeden Tag aufs Neue kam ihr dieser klobige Tornister viel zu groß für ihren kleinen Jungen vor. Zu Beginn des Schuljahres hatte sie ihm ein paar Mal angeboten, ihn zur Schule zu bringen und den Ranzen für ihn zu tragen, doch das hatte Leon stets und ungewöhnlich vehement abgelehnt. Vermutlich hatte er Angst, dass die anderen ihn auslachten. Doch das änderte nichts daran, dass er nun einmal zu den Kleinsten in der ersten Klasse gehörte. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Bis nachher, Mama.«
»Bis gleich, mein Schatz. Und denk dran, du darfst dich gern heute verabreden, wenn du möchtest.«
Leon antwortete nicht mehr, sondern zog leise die Tür hinter sich ins Schloss.
Julia blieb mit vor der Brust verschränkten Armen im Flur stehen. Sie fröstelte, wusste aber, dass es nicht an der Winterluft lag, sondern an der Sorge um Leon. Es wurde einfach nicht besser mit ihm. Fast jedes Mal, wenn Julia vorschlug, dass er Freunde einladen könnte, fand er eine Ausrede. Er wäre zu müde, der Bauch täte weh oder die anderen hätten ohnehin keine Zeit, behauptete er dann. Und er schlief schlecht. Beinahe jede Nacht hörte sie irgendwann das Tapsen seiner Füße auf dem Holzboden, bis er sich zu ihr unter die Decke kuschelte und sich im Schlaf hin und her wälzte.
Julia hatte schon das Foto von Thea, das sie auf ihren Nachttisch gestellt hatte, weggeräumt, weil sie dachte, es täte Leon nicht gut, seine Großmutter ständig vor Augen zu haben. Geholfen hatte dieser Schritt, der ihr selbst wehgetan hatte, aber auch nicht.
»Moin, Julia.« Eine fröhliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie drehte sich zu der schmalen, weiß lackierten Holztreppe herum, die zu den Gästezimmern im Obergeschoss führte.
»Moin, ihr zwei. Gut geschlafen?«, erkundigte sie sich bei dem älteren Ehepaar, das auf dem Treppenabsatz erschienen war. Die beiden zählten zu den Stammgästen der Pension Meereszauber, deshalb war Julia längst mit ihnen per Du. Sie waren über siebzig, nahmen die lange Anreise aus Kassel aber trotzdem mehrmals pro Jahr auf sich.
Die beiden nickten einhellig, und Julia bat sie in den Frühstücksraum, der durch eine Schiebetür aus Milchglas mit der Küche verbunden war. Diese Tür hatten ihre Mutter und sie vor gut fünf Jahren einbauen lassen. Es war die letzte Investition gewesen, die sie getätigt hatten. Julia wusste, dass längst wieder die ein oder andere Renovierung fällig wäre, aber sie war froh, überhaupt über die Runden zu kommen.
Gerd und Florentine Rathmann setzten sich wie üblich an den Tisch am Fenster, der bereits mit dem Zwiebelmusterporzellan eingedeckt war, das schon Julias Großmutter gehört hatte. Ein kleines Gesteck sorgte mit einem Teelicht für etwas Adventsstimmung, genau wie die winzigen Schokoladen-Nikoläuse, die auf den Servietten lagen. Es war Leons Idee gewesen, allen so das Frühstück zu versüßen, und Julia war gern damit einverstanden gewesen. Das war eine Ausgabe, die sie noch überblicken konnte, und trotzdem eine nette Geste, fand sie.
»Ich hole rasch den Kaffee. Er ist schon fertig.«
Julia rückte Florentine den Stuhl zurecht und eilte in die Küche, um die Kanne zu holen. Während sie einschenkte, kreisten ihre Gedanken noch immer um Leon, aber sie versäumte es dennoch nicht, ein wenig mit ihren Gästen zu plaudern. »Morgen ist schon euer Abreisetag, richtig? Was habt ihr denn heute noch Schönes vor?«
»Die Zeit geht immer viel zu schnell vorbei«, seufzte Gerd und rückte die Hornbrille zurecht, die ihm über die schmale Nase gerutscht war. »Irgendwann kommen wir zum Überwintern. Oder bleiben ganz!«
»Ich muss noch ein paar Souvenirs für unsere Enkelkinder kaufen. Und ich möchte unbedingt Tee mitnehmen. Ostfriesentee kaufe ich grundsätzlich nur hier«, sagte Florentine.
Gerd lachte und griff nach einem Brötchen.
»Da hörst du es, Julia. Meine Frau möchte Geld ausgeben. Ich will lieber noch einmal einen Spaziergang machen. An der Promenade entlang. Dann sammele ich Flora ein und entführe sie auf Kaffee und Kuchen in ein Café.«
»Das klingt doch großartig«, erwiderte sie. »Aber zieh dich warm an, Gerd. Der Wind soll heute zunehmen. Das Wetter ändert sich.«
»Das stimmt«, pflichtete Flora ihr bei. »Das merke ich in den Knochen.« Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her, als schmerzten ihre Hüften. »Darum bleibe ich auch lieber im Warmen und bummele durch die Geschäfte.«
»Jeder, wie er mag.« Gerd zwinkerte. »Sind wir denn die Letzten, die du loswerden musst, bevor es ins Allgäu geht?«
»Loswerden! Ich bitte dich.« Julia hob eine Augenbraue und schmunzelte. »Und nein, Frau Vogt und Herr Lehnfeld sind ebenfalls noch da. Beide reisen einen Tag nach euch ab. In drei Tagen beginnen Leons Ferien, dann starten wir direkt.«
»Das wird euch guttun.« Flora griff nach Julias Hand und drückte sie für einen Moment. »Euch beiden.«
In ihren grauen Augen stand so aufrichtiges Mitleid, dass Julia einen Kloß im Hals spürte. Sie schluckte schwer. Flora und Gerd hatten Thea gut gekannt. Im Laufe ihrer vielen Aufenthalte in der Pension hatte sich fast so etwas wie eine Freundschaft zwischen den drei Senioren entwickelt, und Julia wusste, wie seltsam es sich auch für die Rathmanns anfühlen musste, dass Thea auf einmal nicht mehr da war. Sie lächelte, bemüht, das Zittern ihrer Mundwinkel zu kontrollieren.
»Danke«, flüsterte sie, nickte den beiden noch einmal zu und zog sich in die Küche zurück. Sie räumte das benutzte Geschirr der anderen Gäste in die Spülmaschine und wischte den Esstisch ab. Im Radio spielten sie Last Christmas, und Julia wollte gerade den Ton ausstellen, weil sie rührselige Musik im Moment nicht ertragen konnte, als der Song für eine Eilmeldung unterbrochen wurde. Der Moderator warnte mit routinierten Worten vor einem Kälteeinbruch an der Nordsee. Anscheinend näherte sich eine neue Kaltfront von Osten her in rasendem Tempo.
Julia warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel war grau, aber es sah nicht nach Schnee aus. Der Wind hatte etwas zugenommen, doch so schlimm würde es schon nicht werden. Die letzten Winter waren immer mild gewesen, und selbst wenn es ein paar Flocken geben sollte, konnte es ihr egal sein. Sie würde ja ins Allgäu fahren, da herrschte ohnehin richtiger Winter!
Julia hörte, wie Flora und Gerd ihre Stühle zurückschoben und miteinander flüsternd den Frühstücksraum verließen, um sich ihren Plänen für den letzten Urlaubstag zu widmen. Wenn sie aus dem Haus waren, würde sie das Zimmer der beiden in Ordnung bringen, aber vorher wollte sie noch die Einkäufe erledigen.
Sie ging in den Flur und nahm ihren kanariengelben Wollmantel vom Haken. Sie hatte ihn im letzten Jahr gekauft; da hatte ihr der Gedanke gefallen, ein wenig Farbe in die tristen Wintermonate zu bringen. Nun wäre ihr eine schwarze Jacke lieber gewesen, aber Wintermode war teuer, und Leon würde vermutlich bald neue Schuhe brauchen – er war ziemlich gewachsen in den letzten Wochen. Julia wickelte sich einen dunkelblauen Schal um den Hals, nahm den Einkaufskorb und machte sich auf den Weg. Da sie nicht viel brauchte, würde sie nicht zu einem der Supermärkte außerhalb des Ortskerns fahren, sondern alles zu Fuß erledigen, beschloss sie.
Sie war gerade auf der Höhe des Neuen Leuchtturms, als ein paar erste Schneeflocken aus den grauen Wolken fielen, denen mehr und mehr folgten. Eine Windböe traf Julia von vorne, und sie senkte den Kopf. Sie hätte eine Mütze mitnehmen sollen. Schon jetzt fühlten ihre dunkelblonden Haare sich feucht an. Nicht, dass sie sich noch erkältete – sie wollte die Feiertage im Allgäu nicht krank auf dem Sofa verbringen müssen. Sie passierte die Gleise am Inselbahnhof. Die Kleinbahn mit der roten Lok und ihren bunten Waggons stand schon bereit, um die ersten Gäste, die den Heimweg antreten mussten, zum Hafen zu bringen und Neuankömmlinge abzuholen.
»Oh, Verzeihung!« Julia hatte gar nicht gemerkt, dass sie jemanden angerempelt hatte. Sie hob den Kopf. »Herr Lehnfeld. Moin!«
Ausgerechnet ihrem eigenen Gast war sie in die Hacken gelaufen.
»Moin«, erwiderte er und nickte ihr zu. Er war fast einen Kopf größer als Julia, und sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können.
Simon Lehnfeld kam aus Frankfurt, und soweit Julia wusste, war er zum ersten Mal auf Borkum. Der Anmeldebogen, den er ausgefüllt hatte, hatte ihr verraten, dass er zweiundvierzig Jahre alt war. Julia hätte geschworen, ihn noch nie ohne sein Handy in der Hand oder sogar am Ohr gesehen zu haben. Auch jetzt hielt er das teuer wirkende Gerät in den behandschuhten Fingern. Unter der grauen Mütze schauten ein paar blonde Strähnen hervor. Die Luftfeuchtigkeit hatte seine schwarz gerahmte Brille beschlagen lassen und versteckte seine stets müde wirkenden grünen Augen.
Eigentlich war er ein gut aussehender Mann, und bestimmt zog er so manchen Blick von Frauen auf sich, aber er verschwendete offensichtlich keinen Gedanken daran. Im Gegenteil, er wirkte immer so geschäftig und geradezu gehetzt, dass er selbst vermutlich gar nicht mehr wusste, wie er aussah oder wie er auf andere wirkte. Ob er jemals in Ruhe morgens in den Spiegel blickte, sich wie Julia fragte, wo das nächste Fältchen schon wieder hergekommen war?
Wohl kaum. In gewisser Weise konnte sie das sogar nachvollziehen. Seit der Trennung von Jasper hatte auch sie keine Zeit für Eitelkeiten und vor allem auch kein Interesse daran, noch einmal jemanden in ihr Leben zu lassen. Allein schon um Leons Willen musste sie vorsichtig sein. Ihr kleiner Sohn hatte wahrlich genug durchgemacht. Und davon abgesehen – welcher Mann würde ihr Leben schon teilen wollen? Der ständige Kampf, den Anschluss an den modernen Tourismus nicht zu verlieren, die Rechnungen zahlen zu können. Und dann gab es die langen Monate, in denen es auf Borkum ruhig wurde, aber auch kälter und einsamer. In denen weniger Geld in die Kasse kam und man vom Ersparten leben musste.
Julia schob den Gedanken beiseite und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Sie schaffte es eigentlich immer, eine gute Bindung zu ihren Gästen aufzubauen, und selbst mit den wenigen, zu denen sie gar keinen Draht fand, pflegte sie ein Mindestmaß an freundlicher Konversation.
Simon Lehnfeld war der erste Gast, zu dem sie überhaupt keinen Zugang hatte. Wenn sie ihn etwas fragte, antwortete er so knapp, dass sie sich wie ein Störenfried vorkam, und von sich aus machte er den Mund so gut wie nie auf. Die Sorgenfalte zwischen seinen Brauen zeigte deutlich, dass ihn etwas beschäftigte, und in Gedanken schien er überall zu sein, nur nicht auf der Hochseeinsel.
»Sie sind aber früh unterwegs. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Sie schon aus dem Haus gegangen sind«, versuchte sie es dennoch und lächelte ihn an. War er etwa auf dem Rückweg in die Pension? Sie hatte sein Zimmer noch gar nicht hergerichtet!
»Ich musste ein paar Anrufe erledigen und dachte, das kann ich mit einem Morgenspaziergang kombinieren«, gab er schulterzuckend zurück und zog den Reißverschluss seiner Daunenjacke ein Stück höher, als der Wind drehte und der Schnee ihn von vorne traf. Er hob den Kopf und betrachtete die Wolken. »Das sieht nicht gut aus.«
»Im Radio haben sie vor einem Kälteeinbruch gewarnt. Aber meistens kommt es dann ja doch nicht so schlimm.«
Simon murmelte missmutig etwas vor sich hin.
»Womöglich bekommen wir weiße Weihnachten. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«
Julia gab sich redliche Mühe, ein Gespräch in Gang zu bringen, doch er seufzte nur. Am liebsten wäre sie einfach weitergegangen, er hörte ihr ja ohnehin nicht zu. Aber er war ihr Gast, sie konnte ihn kaum einfach stehen lassen. Das Wetter schien ihn tatsächlich zu beunruhigen, und Simon Lehnfeld sah aus, als hätte er schon genug Sorgen. Warum auch immer.
»Sie reisen ja übermorgen ab. Bis dahin ist die Kaltfront womöglich durchgezogen. Und manchmal gibt es ja auch falschen Alarm.« Sie lächelte ihn an. »Meine Mutter meinte immer, der Wetterbericht sei Kaffeesatzleserei.«
»Ja. Wir werden sehen.« Sein Handy gab einen Ton von sich. Er wischte mit dem Handschuh den Schnee vom Display, warf einen Blick darauf und stieß erneut einen Seufzer aus. »Ich muss zurück. Funktioniert das Internet heute?«
Seine Worte versetzten Julia einen Stich. Ihr war bewusst, dass die Pension nicht auf dem neuesten Stand der Technik war, aber die Leute kamen doch zu ihr, um sich zu erholen. War es da so wichtig, das schnellste Internet zu haben?
»Natürlich«, entgegnete sie etwas spitzer als beabsichtigt. Auch gestern war es nicht den ganzen Tag ausgefallen, es hatte nur einmal eine schnell behobene Störung gegeben. »Aber bitte entschuldigen Sie, Ihr Zimmer ist noch nicht fertig. Ich kümmere mich gleich darum, wenn ich vom Einkaufen zurück bin. Ist das in Ordnung?«
»Ja. Ja, klar.« Er tippte irgendwas in sein Telefon.
»Sie können sich gerne in die Stube setzen, ich habe den Ofen eingeheizt«, schlug sie vor, aber Simon nickte nur, murmelte einen Abschiedsgruß vor sich hin und ging weiter.
Julia sah ihm nach. Er hatte die Schultern hochgezogen. Ob vor Kälte oder vor Anspannung, wusste sie nicht. Und es war ihr auch gleichgültig. Fest stand, dass Simon Lehnfeld mindestens so gestresst abreisen würde, wie er auf Borkum angekommen war. Aber das war weder ihre Schuld noch ihr Problem.
Sie ging mit erhobenem Kopf weiter. Erst jetzt spürte sie, dass ihre Strümpfe in den Sneakers schon feucht geworden waren. Warum nur hatte sie ihre warmen Stiefel nicht angezogen? Ein Windstoß traf sie von der Seite, und Julia fröstelte. Sie sollte sich beeilen. Als sie den Lebensmittelladen im Ortskern erreichte, war sie erleichtert. Der Duft von frischem Fisch und warmen Backwaren stieg ihr in die Nase. Hinter der Brottheke stand Neele Gerlach, die früher mit ihr zusammen die Schulbank gedrückt hatte.
»Moin, Juli«, rief sie ihr zu. »Sieh man zu, dass du schnell machst. Da kommen Eis und Schnee, das sag ich dir! Brauchst du was Leckeres für deine Gäste?« Sie deutete auf die Zimtschnecken, die sie gerade in der Auslage arrangierte.
Julia schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, ich schließe ja dieses Jahr über die Feiertage die Pension. Alle reisen bald ab. Ich hole nur noch das Nötigste.«
»Dann schon mal frohe Feiertage, falls wir uns nicht mehr sehen«, wünschte Neele.
»Dir auch.«
Julia brauchte nicht lange für ihre Einkäufe, doch als sie wieder auf die Straße trat, war es noch einmal merklich kälter geworden. Der Wind hatte weiter aufgefrischt und pustete die Schneeflocken vor sich her. Es war kaum noch ein Mensch unterwegs. Julia fuhr mit den Turnschuhen vorsichtig über die Pflastersteine. Es wurde rutschig!
Unruhe stieg in ihr auf. Hoffentlich hatte Gerd seinen Spaziergang abgebrochen. Nicht, dass der alte Herr sich noch etwas brach! Und Leon? Sollte sie ihn nachher besser von der Schule abholen? Erst einmal musste sie auf jeden Fall zurück zur Pension, um die Einkäufe zu verstauen und sich um die Zimmer zu kümmern. Bislang war nur das von Nina Vogt gerichtet. Sie hatte die Pension heute sehr früh verlassen, um einen Strandspaziergang zu machen. Das Meer inspiriere sie, hatte die Sängerin gleich bei ihrer Anreise erzählt. Ob sie inzwischen wieder zurück war?
Als Julia endlich die in einem tiefen Meerblau gestrichene Holztür aufschloss und den Flur mit den alten Dielen betrat, atmete sie auf. Sie war vollkommen durchgefroren. Julia schlüpfte aus den nassen Schuhen, warf die Strümpfe in den Wäschekorb, stopfte die Schuhe mit etwas altem Zeitungspapier aus und stellte sie dann zum Trocknen an den mit blau-weißen Delfter Kacheln verzierten Ofen in der Stube. Sie hatte ihn schon in aller Frühe angeheizt, sodass der Raum bereits angenehm warm war.
Außer dem Ofen gab es hier einen Buffetschrank, in dem Geschirr aufbewahrt wurde, ein mit rotem Samt bezogenes Biedermeiersofa, das Theas ganzer Stolz gewesen war, und ein offenes Bücherregal. Julia staubte es jede Woche ab, aber die Zeit, sich mit einem der vielen Schmöker, die Thea verschlungen hatte, hinzusetzen und sich in eine andere Welt zu lesen, hatte sie schon lange nicht mehr gefunden. In der Mitte der Stube stand ein runder Holztisch mit vier bequemen Korbstühlen.
An diesem Tisch saß nun tatsächlich Simon Lehnfeld, vertieft in irgendetwas, was er sich auf seinem Laptop ansah. Das Spitzendeckchen, das noch von Theas Mutter bestickt worden war, hatte er sorgfältig zusammengelegt und ebenso beiseitegeschoben wie den roten Weihnachtsstern, den Julia darauf platziert hatte.
»Ich brauche eine Tasse Tee. Möchten Sie auch eine?«, bot sie ihm an.
»Mhm. Gerne.« Er sah auf. Schatten lagen unter seinen Augen. »Der Wetterbericht für die nächsten Tage ist eine einzige Katastrophe. Die Meteorologen rechnen mit Blitzeis, Eisstürmen, undurchsichtigem Schneegestöber ...«
Julia fuhr durch den Kopf, dass er gerade ungewöhnlich viele Worte machte. Die Nachrichten schienen ihm wirklich zuzusetzen.
Simon blies die Wangen auf und rutschte auf dem Korbstuhl hin und her. »Das könnte übel werden. Hoffentlich komme ich überhaupt noch weg von der Insel. Ich habe schon rumtelefoniert, aber für heute gibt es keine Möglichkeit mehr. Der Katamaran fährt nicht, und die Fähren sind alle schon überbelegt, heißt es. Man kommt weder nach Emden noch nach Eemshaven. Mein Auto steht in Emden, aber das wäre mir schon fast egal.« Er rieb sich das Kinn.
Julia hatte ihm beklommen zugehört. Das hatte ihr noch gefehlt! Was, wenn die Gäste nicht abreisen konnten? Und wie sollte sie es Leon erklären, wenn sie am Ende doch nicht zu Katrin fahren konnten?
Simons Handy klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und nahm das Gespräch an. »Simon Lehnfeld hier. Ja, hallo.« Er drückte den Rücken durch, und Julia hätte schwören können, dass sich sein Gesichtsausdruck auf einen Schlag noch weiter verfinsterte. »Nein. Ich ... Natürlich. Aber sicher, es geht mir wieder bestens. Ja, das habe ich gehört. Ich versuche schon, alle Hebel in Bewegung zu setzen, doch es ist von hier aus nicht so einfach ... Genau, sogar ein Eissturm, wenn wir richtig Pech haben.«
Julia wollte nicht lauschen, bemerkte jedoch durchaus, wie angespannt ihr Gast klang. Bestimmt war das sein Chef. Auf Zehenspitzen schlich sie aus der Stube und zog leise die Tür hinter sich ins Schloss.
Nina stand am Strand unterhalb des Musikpavillons, wo in den Sommermonaten die Gäste bei fröhlichen Klängen Sonne, Strand und kühle Getränke genossen. Sie warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das in hellem Gelb gestrichene runde Gebäude. Ein paar Plakate hingen noch und bezeugten, welche Musikerinnen und Musiker sich in den vergangenen Monaten hier die Ehre gegeben hatten. Ein Mal hinter diesen tiefen Fenstern stehen und für die Kurgäste und Touristen singen, das wäre es. Sie würde ein luftiges Sommerkleid tragen, sich ganz der Musik hingeben und den Leuten den Tag mit ihrer Stimme verschönern.
Nina seufzte und schalt sich selbst dumm. Der Sommer war unendlich weit weg. Der Himmel über Borkum war von grauen Wolken verhangen, und selbst das Meer wirkte heute dunkler als sonst. Sie hatte eine Strickmütze über ihr kastanienbraunes Haar gezogen und trug den dicken Anorak, den sie erst hier auf der Insel gekauft hatte. Trotzdem war ihr, als pustete der Wind, der von Osten her die Wellen aufpeitschte, sie beinahe um.
Nina war nicht besonders groß und eher zierlich. Dem Wintersturm, der sich zusammenzubrauen schien, hatte sie wenig entgegenzusetzen. Ihre Zehen waren in den gefütterten Stiefeln längst taub geworden, doch das war ihr egal. Sie zog den Schal fester um ihren Mund. Das Einzige, auf das sie achtgeben musste, war ihre Stimme. Erkälten durfte sie sich auf keinen Fall. Sie schloss ihre blauen Augen, von denen sie wusste, dass sie einen attraktiven Kontrast zu ihrem Haar bildeten, und spürte die Schneeflocken, die der Wind vor sich hertrieb, auf ihrer Haut. Noch eine Woche, dann musste sie wieder zur Arbeit. Dann ging es aus der frischen, herben Inselluft zurück in die stickige, immer überheizte »Boutique«, wie sich der kleine Modeladen in ihrem Dorf im Emsland ganz unbescheiden nannte.
Sie hasste es, Kleidung zu verkaufen. Kleidung, die genauso öde und eintönig war wie die Kundinnen, die sich für weltgewandt hielten, weil sie ihre Männer dann und wann auf Geschäftsreisen schickten und ihre Urlaube in sterilen Hotels auf den Kanaren verbrachten. Die sie, die kleine Verkäuferin, oft genug von oben herab behandelten. Dabei war Nina keine Verkäuferin, nicht wirklich, auch wenn sie die Ausbildung absolviert hatte. Ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie einen anständigen Beruf erlernte. Trotzdem: Sie war Sängerin! Das war ihre wahre Berufung.
Nina breitete die Arme aus und genoss das Gefühl, sich dem Wind zu überlassen, der an ihr zerrte. Bald würde sich alles ändern. Schon am nächsten Tag reiste sie ab, zu Marc nach Lingen. Er war nicht nur ihr Lebensgefährte, sondern auch ihr Manager. Jedenfalls, wann immer er neben seiner Arbeit als Konzertpianist Zeit dafür fand. Marc hatte ein Tonstudio im Ruhrgebiet gebucht, und zwischen den Feiertagen würden sie sich dorthin zurückziehen. Nur sie beide. Alle Songs, die sie aufnehmen wollten, hatten sie schon festgelegt. Marc war sicher, dass sie damit landen würden, dass ein Plattenvertrag für Nina drin war. Und dann wäre es vorbei mit dem langweiligen Dasein zwischen dem Schleppen von Klamotten und dem Abrechnen der Kasse.
Ein Lächeln huschte über Ninas Gesicht. Sie war siebenunddreißig, noch war es nicht zu spät. Vielleicht stand sie schon im nächsten Sommer in diesem Pavillon auf der Promenade und machte die ersten Schritte in ein Leben voller Musik. Ach, Marc! Was wäre sie nur ohne ihn! Schade, dass er nicht mit ihr zusammen für diese kleine Auszeit nach Borkum gekommen war.
Doch er hatte versprochen, seine verwitwete Mutter nach München zu fahren, wo sie die Feiertage bei ihrem Bruder verbringen wollte. Marc war das nur recht. Wenn er Weihnachten nicht bei seiner Mutter auf dem Sofa herumlungern und den verhassten Gänsebraten essen musste, blieb Nina und ihm mehr Zeit im Studio.
Sie konnte es kaum erwarten, Marc endlich wiederzusehen. Als Erstes hatte sie sich in seine dunkle Stimme und die grasgrünen Augen verliebt. Beides vermisste sie mit jedem Tag mehr.
»He, junge Frau!«
Nina fuhr zusammen und drehte sich um. Ein in Ölkleidung gewandeter Mann stand auf der Treppe, die vom Strand zur Promenade führte, und gestikulierte ihr wild. Sie runzelte die Stirn. Was wollte er von ihr?
Er legte die Hände um den Mund und rief etwas, aber Nina schüttelte den Kopf und legte eine Hand an ihr Ohr, um ihm zu zeigen, dass sie kein Wort verstand. Der Wind brauste so sehr, dass er die Rufe des Mannes einfach verschluckte.
Kurz entschlossen stapfte sie in seine Richtung. Der Wind drängte sie immer wieder zur Seite, und jeder Schritt durch den feuchten Sand, der sich unter den unermüdlich fallenden Schneeflocken allmählich weiß färbte, war beschwerlich. Sie keuchte, als sie dem Mann gegenüberstand, der die Hände in die Hüften gestemmt hatte und sie missbilligend musterte.
»Hatten Sie vor, aufs Festland zu fliegen?«, fragte er.
Nina neigte verunsichert den Kopf zur Seite, doch als sie das Blitzen in den trüben Augen des Mannes sah, der bestimmt schon die siebzig überschritten hatte, grinste sie. »Da bräuchte ich mindestens einen Lenkdrachen«, sagte sie.
»Gibt es hier an jeder Ecke«, konterte er. »Würde ich der jungen Drachenbändigerin trotzdem nicht empfehlen.«
Er wurde ernst und deutete zum Himmel empor. Als er die Wolken beobachtete, las Nina in seinem Blick eine Mischung aus Respekt und Sorge.
»Da braut sich etwas zusammen, oder?«
»Ja«, bestätigte er. »Das wird gefährlich. Haben Sie die Nachrichten denn nicht gehört? Es könnte einen Eissturm geben.«
»Oh.« Ninas Gedanken begannen zu rasen. »Aber ... es gibt keine Probleme mit den Verbindungen zum Festland, oder? Ich reise bald ab und habe ganz wichtige Verpflichtungen.«
Der Mann zuckte mit den Schultern, sichtlich unbeeindruckt. »Die haben wir in diesen Tagen alle, oder? Aber das Wetter zeigt uns schon, wer bestimmt, was wichtig ist.« Er zwinkerte ihr versöhnlich zu. »Und ganz ehrlich: Es gibt Schlimmeres als ein Weihnachtsfest auf Borkum.«
»Natürlich. Klar. Aber wenn ich nicht wegkomme ... das wäre eine Katastrophe.« Ninas Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Die teure Studiozeit! Marc hatte doch schon alles bezahlt, und sie würden das Geld nicht zurückbekommen, wenn sie nicht erschienen. Sie musste es einfach auf das Festland schaffen. Das war ihre große Chance! »Meinen Sie, es wäre besser, heute schon zu fahren?«
Der Fremde schien von hier zu sein. Er wusste offenbar, was solche Wetterlagen bedeuteten, winkte jedoch zu Ninas Enttäuschung ab.
»Das kann ich nicht sagen. Kann ja auch alles wieder abziehen, wer weiß das schon? Und soweit ich gehört habe, sieht es heute auch nicht mehr gut aus. Der Katamaran fährt nicht, und die Fähren sind voll. Wissen Sie, was Sie am besten machen sollten?«
»Nein ...?« Erwartungsvoll sah Nina ihn an.
»Das, was ich jetzt auch machen werde. Ins Trockene gehen. Einen heißen Tee trinken und warten, bis diese Front vorbeigezogen ist.« Er tippte sich an die Mütze, während er sich schon abwandte. »Passen Sie auf sich auf!«
»Danke«, rief Nina ihm hinterher. Sie zog den Schal fester um ihren Hals. Die Wolle war schon nass vom Schnee und kratzte auf ihrer Haut. Der Mann hatte recht. Nicht so sehr wegen der Kaltfront, die da heranzuziehen schien – aber ihre Stimme! Die würde sie sich hier draußen wirklich noch ruinieren.
Nina beschleunigte ihre Schritte, bis sie den Neuen Leuchtturm erreichte. Sie warf einen Blick nach oben. Mehr als dreihundert Stufen führten auf die Spitze des Leuchtturms, das war fast schon ein Workout. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, einmal hinaufzusteigen und die Aussicht zu genießen. Aber das konnte sie ja auch beim nächsten Mal machen, wenn sie auf die Insel kam. Im Sommer vielleicht. Dann hoffentlich mit Marc. Wie schön es wäre, an einem sonnigen Tag mit ihm dort oben zu stehen, dem Kreischen der Möwen und dem Rauschen der Brandung zu lauschen. Sie schloss für einen Moment die Augen und stellte sich vor, wie Marc die Arme um sie legte. Ihr etwas ins Ohr flüsterte. Ihr vielleicht sogar endlich einen Antrag machte.
Ach was, Nina. Schnell schob sie den Gedanken beiseite, als eine eisige Böe sie zurück in die Gegenwart holte. Jetzt sollte sie nicht träumen, sondern zusehen, dass sie schnell zurück in die Pension kam. Eilig setzte sie ihren Weg fort und bog schließlich in die Hindenburgstraße ein.
Die Pension Meereszauber war einfach, aber von ihrem Verkäuferinnengehalt konnte sie sich nichts Großartiges leisten, auch wenn auf Borkum eine luxuriöse Ferienbleibe nach der nächsten aus dem Boden zu wachsen schien. Obwohl Nina fand, dass die Wände mal gestrichen und einige Möbel ausgetauscht werden könnten, fühlte sie sich in der Pension wohl. Julia Sterweg war eine nette Wirtin, auch wenn sie immer etwas bedrückt wirkte. Genau wie ihr Sohn, der kleine Leon, der eigentlich zum Knuddeln war mit seinen Wuschelhaaren und den braunen Augen.
Warum die beiden wohl so niedergeschlagen wirken?, überlegte Nina, während sie in der Jackentasche nach dem Hausschlüssel angelte. Vermutlich hatte es wirtschaftliche Gründe. Das verstand sie nur zu gut. Sich hier zwischen den neuen Anbietern zu behaupten war bestimmt genauso schwer, wie im Musikgeschäft Fuß zu fassen. Sie trat ein und wäre beinahe mit Simon Lehnfeld, einem anderen Gast, zusammengeprallt. Er hielt ein aufgeklapptes Notebook in den Händen und wollte offenbar gerade die Treppe hochsteigen.
»Hallo«, grüßte sie, nahm die Mütze ab und strich ein paar Schneeflocken von ihrem Anorak, bevor sie den Reißverschluss öffnete. Sie deutete auf den Computer. »Wissen Sie zufällig Näheres zu der Wetterlage?« Erst jetzt fiel ihr auf, wie finster Simon dreinblickte.
Aus der offenen Küchentür trat Julia, die Pensionswirtin, zu ihnen. In der Hand hielt sie eine Dose, in der Nina Teeblätter vermutete, und seufzte tief. »Sie haben es eben im Radio gemeldet«, erklärte Julia. Simon sah sie genauso angespannt an, wie Nina sich fühlte.
»Und?«
Julia schüttelte den Kopf. »Wir sitzen fest. In Emden und auch in Eemshaven gibt es bereits Blitzeis, und der Wind wird zu allem Überfluss auch immer stärker. Die Reederei hat den Fährverkehr auf unbestimmte Zeit eingestellt.«
Nina senkte den Blick. Betretenes Schweigen hing zwischen ihnen. Simon klappte sein Notebook zu.
»Das ist ein Desaster«, stieß er hervor, und Nina hätte schwören können, dass seine Finger zitterten. Er ließ sich auf die unterste Treppenstufe fallen.
Nina selbst blieb wie angewurzelt stehen. Ein Schauer lief über ihren Rücken. »Damit ist meine Karriere im Eimer«, flüsterte sie und sah aus dem Augenwinkel, wie Simon beipflichtend nickte.
»Meine auch.«
Julia lehnte sich an den Türrahmen, als könnte das Holz ihr Halt geben. Sie sah noch blasser aus als sonst.
»Und das Glück meines Sohnes«, flüsterte sie. Sie wandte sich ab, doch Nina hatte die Tränen in ihren Augen längst gesehen.
Der Wind wuchs sich zunehmend zu einem handfesten Sturm aus. Die Wolken, die er vor sich hertrieb, schienen von Minute zu Minute dunkler zu werden. Es war Mittag, doch der Himmel über Borkum war so düster, als bräche bereits die Nacht herein. Schneeflocken stoben aus allen Richtungen.
Julia hielt den Kopf gesenkt, als sie die Wilhelm-Bakker-Straße entlanglief. Sie hatte die Pension nicht gern allein gelassen, doch da sie ohnehin weder Simon Lehnfeld noch Nina helfen konnte, ihre Reisepläne zu ändern, hatte sie beschlossen, Leon von der Grundschule abzuholen. Die Kinder, die auf der Insel aufwuchsen, waren einige Wetterkapriolen gewöhnt. Sie kannten Sturmfluten und beißende Winde – aber dass sich ein solches Winterunwetter zusammenbraute, würde bestimmt viele von ihnen ängstigen, und Ängste hatte Leon im Moment wahrlich genug. Also hatte Julia Mantel, Handschuhe und Mütze geholt, war in ihre Stiefel geschlüpft und hatte sich auf den Weg gemacht, nicht ohne ihre Gäste zu bitten, sich ganz wie zu Hause zu fühlen.
Leider waren die Rathmanns noch nicht zurück gewesen, als sie losgegangen war. Ob sie bei diesem Sturm und dem Schneegestöber den Rückweg zur Pension überhaupt schafften? Florentine hatte vor einigen Jahren eine Hüftoperation hinter sich gebracht, und Gerd humpelte oft genug, er hatte Arthrose in den Knien, und Kälte tat ihm eigentlich gar nicht gut. Wenn sie wüsste, wo die beiden eingekehrt waren, würde sie versuchen, sie abzuholen. Handys lehnten sie jedoch als »neumodischen Schnickschnack« ab. »So etwas hat früher schließlich auch niemand gebraucht«, sagten sie immer, wenn Julia vorsichtig nachfragte, ob sie unterwegs vielleicht erreichbar waren. Da tickte das Rentnerpaar genau wie Thea, die auch alles, was über eine Fernbedienung für den Fernseher hinausging, als »Unfug« abgetan hatte. Wie oft war Julia genervt gewesen, wenn Thea Neuanschaffungen infrage gestellt hatte – und wie gern würde sie jetzt mit ihrer Mutter über solche Kleinigkeiten diskutieren und streiten, am liebsten jeden Tag. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ach, Mama.
Endlich erreichte sie die Grundschule. Die Fenster des roten Backsteingebäudes, das unter Denkmalschutz stand und ohne den Anbau wie aus der Zeit gefallen gewirkt hätte, waren von den Kindern liebevoll geschmückt worden. Kerzen aus Transparentpapier, Schneekugeln aus Wattebällchen und Engel und Schneemänner, die von kleinen Fingern aus Tonpapier ausgeschnitten worden waren, zierten die Scheiben, an denen sich bereits Eisblumen gebildet hatten.
Julias Blick wanderte zum ersten Stock, in dem sich Leons Klassenzimmer befand. Er hatte ihr erzählt, dass seine Lehrerin, Frau Aldermann, ein Gesteck auf das Pult gestellt hatte. Es war so groß, dass der ganze Raum nach Tanne roch und nach den Zimtstangen, die zusammen mit kleinen roten Kugeln und Nüssen auf die Zweige geklebt waren. Mit ernster Miene hatte Leon seiner Mutter verkündet, dass man aus Brandschutzgründen keine echten Kerzen anzünden dürfe, Frau Aldermann aber eine LED-Kerze besorgt habe, deren Flamme sogar flackerte. Immer, wenn sie morgens ein Kapitel aus der Adventsgeschichte vorlas, schaltete sie die Deckenlampen aus, damit es gemütlich wurde, und schenkte jedem Kind ein selbst gebackenes Plätzchen.
Julia blieb auf dem Schulhof stehen und zog die Schultern hoch. Leon liebte die junge Frauke Aldermann innig, aber selbst sie schaffte es im Moment nicht, zu ihm durchzudringen. Sie hatten mehrmals telefoniert, seit Thea gestorben war, denn auch die Lehrerin sorgte sich um Leon, der doch sonst immer so fröhlich bei der Sache gewesen war und manchmal sogar den Klassenclown gegeben hatte.
»Julia?«
Eine bekannte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie wirbelte herum und sah sich einem hochgewachsenen Mann in einer dunklen Winterjacke gegenüber. Er hatte seine Mütze tief in die Stirn gezogen. Sein kastanienbrauner Dreitagebart hing voller Schneeflocken, und seine grünen Augen funkelten überrascht. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, sie hier zu treffen.
»Jasper. Was machst du denn hier?«
Ihr Ex-Freund hob eine Augenbraue. »Ich dachte, ich hole Leon heute besser ab.«
Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete sichtlich beunruhigt die Wolken. Sie rasten geradezu über den Himmel, so sehr jagte der Wind sie inzwischen in Richtung der offenen See. Julia hätte schwören können, dass sie selbst hier, mitten im Ortskern, noch das Tosen der Wellen hörte. Das Meer musste vollkommen aufgewühlt sein.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, murmelte Jasper. Julia dachte, dass er wirklich besorgt sein musste, wenn er seinen Sohn freiwillig abholte. Jasper hatte kurz vor Leons Geburt eine Bar in der Bismarckstraße eröffnet, nur wenige Meter von der Promenade entfernt und somit in bester Lage. Die Einrichtung war edel, mit einer gläsernen Theke, Ledersofas und einem hochwertigen Sound-System. Ein Lokal, in dem Julia sich eher Business-Typen wie Simon Lehnfeld vorstellen konnte als Familien oder ältere Gäste wie die Rathmanns.
Jasper hatte damals nicht nur, ohne mit der Wimper zu zucken, seinen sicheren Job bei der Stadtverwaltung an den Nagel gehängt, sondern auch einen beträchtlichen Kredit aufgenommen, um sich seinen Traum von einer Bar zu erfüllen. Für Julias Geschmack war Jasper viel zu sehr ins Risiko gegangen – sie war hochschwanger gewesen, die Pension ihrer Mutter in die Jahre gekommen, und nun sollten sie ein solches Unterfangen wagen? Doch Jasper hatte darauf beharrt, dass eine Gelegenheit wie diese sich so schnell nicht wieder bieten würde. Spätestens, als er nach Leons Geburt mehr Zeit in der Bar als an Julias Wochenbett verbrachte, war das Ende ihrer Beziehung eingeläutet gewesen.
Leons Geburt war nicht leicht gewesen, Julia hatte über Wochen nicht richtig sitzen können und sich gefühlt, als hätte man sie kurzerhand in einen anderen Körper und in ein anderes Leben gezwängt. Sie hatte so oft geweint. Wenn Leon über Stunden geschrien und sie nicht gewusst hatte, warum. Wenn er nicht trinken wollte, wenn er sich in ihren Armen steif machte, als wollte er überall sein, nur nicht bei ihr. Und nie war Jasper an ihrer Seite gewesen. Immer nur Thea. Ohne ihre Mutter, da war Julia sicher, hätte sie diese ersten Wochen mit Leon gar nicht überstanden.
Die Schulglocke läutete. Nur Augenblicke später wurde die schwere Eingangstür aufgestoßen, und eine Horde Kinder strömte heraus. Erst jetzt fiel Julia auf, dass Jasper und sie nicht die einzigen Eltern waren, die sich auf den Weg gemacht hatten und nun, fröstelnd von einem Bein auf das andere tretend, auf dem Schulhof warteten. Sie winkte einigen bekannten Gesichtern zu, ohne die Tür aus den Augen zu lassen.
Endlich tauchte Leon auf. Er wäre beinahe ausgerutscht, so glatt war es inzwischen an einigen Stellen geworden. Als er seine Eltern sah, blieb er kurz stehen und neigte den Kopf zur Seite.
Julia schmunzelte. Seit seiner Einschulung hatten Jasper und sie nicht mehr gemeinsam hier auf dem Hof gestanden. Auch zum Elternabend war Julia alleine gegangen.
Als Leon schlitternd vor ihr zum Stehen kam, nahm sie ihn in die Arme. »Papa und ich hatten die gleiche Idee«, erklärte sie. »Wir waren etwas besorgt wegen des Wetters.«
»Das stimmt.« Jasper trat von einem Fuß auf den anderen. Als er sprach, bildete sein Atem kleine Wolken vor seinem Mund, so kalt war es geworden.
»Komm, Leon. Zeit, nach Hause zu gehen. Da kommt wohl noch einiges runter heute.«
»Das hat Frau Aldermann auch gesagt«, erzählte Leon. Er ließ sich von Julia an die Hand nehmen, gab Jasper, der ihm den Ranzen abgenommen hatte, die andere, und zu dritt überquerten sie vorsichtig, um ja nicht auszurutschen, den Schulhof, der sich ungewöhnlich schnell leerte.
»Sie glaubt, dass morgen der Unterricht ausfällt. Wir sollen unbedingt die Mails abrufen.«
»Das machen wir.«
»Mama, können wir denn überhaupt zu Katrin fahren? Frau Aldermann meint, dass die Fähren erst einmal ausfallen und der Katamaran auch. Die Nordsee gefriert an der Küste wohl schon, stellt euch das mal vor.«
Julia kniff die Lippen zusammen und wechselte einen Blick mit Jasper, der kaum merkbar mit den Schultern zuckte. »Wir müssen abwarten, Schatz«, sagte sie und drückte Leons Hand. Natürlich ahnte sie bereits, dass sie ihre Reise absagen mussten. Die Frage war nur, wie sie das Leon möglichst sanft eröffnen konnte. Den Kleinen ausgerechnet jetzt enttäuschen zu müssen zerriss ihr schier das Herz.
