Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife von Elisabeth Zöller. Königs Erläuterungen Spezial. - Elisabeth Zöller - E-Book

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife von Elisabeth Zöller. Königs Erläuterungen Spezial. E-Book

Elisabeth Zöller

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Elisabeth Zöller: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

3091

Textanalyse und Interpretation zu

Elisabeth Zöller

WIR TANZEN NICHT NACH FÜHRERS PFEIFE

Sabine Hasenbach

Alle erforderlichen Infos zur Analyse

Zitierte Ausgabe:Zöller, Elisabeth: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife. München: dtv, 2014.

Über die Autorin dieser Erläuterung: Sabine Hasenbach hat Mineralogie (mit den Nebenfächern Mathematik, Physik und Chemie) an den Universitäten Köln und Bonn sowie Literaturwissenschaft (mit den Nebenfächern Psychologie und Soziologie) an der FernUniversität in Hagen studiert, wo sie mit einer Arbeit über Katherine Mansfield graduiert worden ist. Sie wohnt in Düsseldorf und arbeitet an der dortigen Heinrich-Heine-Universität. In ihrer Freizeit läuft sie Langstrecke.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2016

ISBN 978-3-8044-4091-3

© 2016 by C. Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Titelabbildung: © ullstein bild – Imagno Alle Rechte vorbehalten!

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Elisabeth Zöller: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Der Nationalsozialismus

Der 2. Weltkrieg

Jugendbücher zum Thema

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Prolog

Teil eins: Der brennende Himmel

Teil zwei: Der Tod beugt sich über mich

Epilog: Die Farbe der Hoffnung

3.3 Aufbau

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Paul Stern

Bastian Frei

Franzi Hummel

Eugen Ziegen

Billi

Fatz

Freddie

Hotte

Ralle

Zack

Nebenfiguren

Lagusch

Jupp Jablonski

Otto Steinkamp

Weitere Nebenfiguren

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Figurensprache

Erzählform und Erzählverhalten

Themen und Motive

Intertextualität

Stilmittel

3.7 Interpretationsansätze

Totalitarismus

Hoffnung

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Die Edelweißpiraten

Köln im 2. Weltkrieg

Äußerungen von Elisabeth Zöller

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 ***

Aufgabe 3 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Biografie und Biografisches

Über Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife

Zeitzeugen/Edelweißpiraten

Übergreifende Darstellungen

Internetlinks Nationalsozialismus/2. Weltkrieg

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im 2. Kapitel beschreiben wir das Leben Elisabeth Zöllers und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Elisabeth Zöller wurde am 6. Dezember 1945 in Brilon geboren. Derzeit lebt sie in Münster.

Geschichtlicher Hintergrund der Romanhandlung ist der Nationalsozialismus und der 2. Weltkrieg.

Der JugendromanWir tanzen nicht nach Führers Pfeife. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten ist 2012 erschienen. Auf sich aufmerksam machte Zöller 1993 mit Schwarzer, Wolf, Skin.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife – Entstehung und Quellen:

Elisabeth Zöllers Wunsch, über den Widerstand Jugendlicher im 3. Reich zu schreiben

Besuch der Originalschauplätze, Studium historischen Materials

Gespräche mit dem Edelweißpiraten Fritz Theilen

2012: Publikation des Romans als gebundene Ausgabe im Münchner Carl Hanser Verlag. 2014: Taschenbuchausgabe (dtv)

Inhalt:

Der 17-jährige Halbjude Paul Stern flieht vor den Nazis nach Köln und lernt dabei Franzi kennen, in die er sich verliebt. Sie hilft ihm und stellt ihn den Ehrenfelder Edelweißpiraten vor, zu denen auch Bastian Frei gehört. Die Gruppe versteckt Paul und verhilft ihm zu gefälschten Papieren, mit denen er in der Gärtnerei bei Franzi leben kann. Die Edelweißpiraten führen Aktionen gegen das NS-Regime aus und dabei wird Zack erschossen. Oberkommissar Ziegen verfolgt die Gruppe: Billi wird verhaftet; Bastian muss ins Wehrertüchtigungslager und wird anschließend mit Osteinsatz bestraft, wo er Sabotage betreibt. Er flieht in den Untergrund und wird von Ziegen verhaftet. Paul, mit dem Bastian inzwischen eine tiefe Freundschaft verbindet, will Bastians Hinrichtung verhindern und erschießt Ziegen. Bastian entkommt und gelangt zu seiner Familie ins Allgäu. Paul bleibt verschwunden, während Franzi schwanger in Köln das Kriegsende erlebt.

Chronologie und Schauplätze:

Schauplätze des chronologisch erzählten Romans sind Köln und sein Umland sowie Pfronten im Allgäu. Das Romangeschehen beginnt im Juni 1943 und endet im Mai 1945.

Hauptpersonen:

Paul Stern

Halbjude, wird von den Edelweißpiraten geschützt

Bastian Frei

Edelweißpirat, wird von Paul vor der Hinrichtung gerettet

Franzi Hummel

liebt Paul und bleibt schwanger von ihm zurück

Eugen Ziegen

Oberkommissar der Polizei in Diensten der Gestapo

Gegner der Edelweißpiraten

Auch die anderen Roman-Figuren werden ausführlich dargestellt.

Stil und Sprache:

Die Erzählersprache ist nüchtern, klar und mit Alltagssprache durchsetzt. Neben einer individuell geprägten Figurensprache und wechselndem Erzählverhalten finden sich auch zahlreiche Motive und ihre Wiederholungen, Intertextualität sowie multiperspektivisches Erzählen.

Folgende Interpretationsansätze bieten sich an:

Totalitarismus

Hoffnung

2.Elisabeth Zöller: Leben und Werk

Elisabeth Zöller (* 1945) © Peter-Andreas Hassiepen

2.1Biografie[1]

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1945

Brilon/Sauerland

Elisabeth Zöller wird am 6. Dezember geboren.

1951

Elisabeth Zöller und ihre Familie ziehen in die Nähe von Münster.

6

ab 1964

München, Lausanne, Münster

Studium der Germanistik, Kunstgeschichte, Pädagogik und Französisch.

19

1972–1989

München

Gymnasiallehrerin

27–44

1990

Elisabeth Zöller beginnt Kinder- und Jugendbücher zu schreiben.

45

1993

Schwarzer, Wolf, Skin wird unter dem Pseudonym Marie Hagemann veröffentlicht.

48

1998

Paderborn

Auszeichnung mit dem Paderborner Hasen für das Kinderbuch Die Chaosfamilie König.

53

2000

Anna rennt erscheint.

55

2001

Mühlheim an der Ruhr

Auszeichnung mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz für Anna rennt.

56

2004

Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens erscheint.

59

2005

Essen

Zöller erhält den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher für Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens.

60

2007

Bonn

Auszeichnung Zöllers mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

62

2008

Wir hatten trotzdem Glück. Die Geschichte einer Flucht erscheint.

63

2008

Unschlagbar – Das Buch, das dich gegen Gewalt stark macht wird veröffentlicht.

63

2008

Publikation von Ich, Racheengel.

63

2009

Unschlagbar: das Buch, das Dich gegen Gewalt stark macht wird auf die Shortlist Wissenschaftsbuch des Jahres (Junior-Wissensbücher) gesetzt. Erscheinen von Bis ans Limit (Co-Autorin Brigitte Kolloch).

64

2012

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel erscheint. Publikation vonWir tanzen nicht nach Führers Pfeife.

67

2013

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife ist Buch des Monats Februar 2013 der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach. Veröffentlichung von Das Monophon.

68

2014

Der Krieg ist ein Menschenfresser wird publiziert.

69

2015

F.E.A.R. wird veröffentlicht.

70

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Die Romanhandlung von Elisabeth Zöllers Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife vollzieht sich vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs.

Der Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus beruht auf einer totalitären Ideologie: Das ist ein politisches System, das den Staat absolut setzt und völlige Unterordnung erwartet. Charakteristisch dafür sind u. a. eine Ein-Parteien-Regierung (NSDAP) mit einer Führerpersönlichkeit (Adolf Hitler) sowie ein Medien- und Informationsmonopol (repräsentiert durch Reichspropagandaminister Joseph Goebbels). Menschen in einem totalitären System sind einer propagandistischen Gleichschaltung mit einem damit verbundenen ausgeprägten Anpassungsdruck unterworfen. Individuelle Rechte werden negiert und Verstöße gegen die Regeln des Systems rücksichtslos verfolgt und bestraft. Dies hat z. B. der Gewerkschafter[2] Josef Frei zu spüren bekommen, Bastians Vater. Er hat gegen das System opponiert und wurde interniert: „Die Nazis haben ihn verhaftet und weggesperrt. Er sitzt in einem Lager im Emsland. Sie stechen dort Torf. Das nennt man Schutzhaft.“ (S. 37) Als er bei einem Unfall stirbt, erfährt Bastians Familie keinen Trost und kein Bedauern.

Kern der nationalsozialistischen Ideologie ist die Rassenlehre. Sie unterscheidet zwischen Nichtariern und den allen anderen Rassen überlegenen Ariern. Aufgrund ihrer Überlegenheit hätten die Arier das Recht, mit Nichtariern willkürlich zu verfahren. Für die Nichtarier bedeutet das Ausgrenzung und in letzter Konsequenz Vernichtung. „Auslese und Ausmerze wurden zu Leitbegriffen der nationalsozialistischen Ideologie.“[3] Davon betroffen waren alle „Rassefremde“, zu denen die jüdischen Menschen zählten, so auch der Halbjude Paul und sein Vater.

Zunächst wurden jüdische Bürger über juristische Wege ausgegrenzt, so durch die Akklamation der „Nürnberger Gesetze“ im September 1935. Das darin eingebettete „Reichsbürgergesetz“ fraktionierte die deutschen Bürger in „Reichsbürger“ mit vollen Rechten und „Staatsangehörige“ mit eingeschränkten Rechten. Die jüdischen Menschen wurden den „Staatsangehörigen“ zugeordnet und so zu Bürgern zweiter Klasse mit eingeschränkten Rechten degradiert. Im Verlauf des Krieges wurden ihnen auch diese wenigen Rechte versagt. Bis 1941 kam es zu ersten Massendeportationen in den Osten, ab 1941 folgten organisierte Tötungen. Zu diesem Zweck wurden die Menschen in Sammellager überführt und mit Zügen der Deutschen Reichsbahn in Viehwaggons in die von Deutschen besetzten Ostgebiete transportiert. Zöller rekurriert darauf, als der Rangierer Hotte von seinen Beobachtungen erzählt:

„Wir stellen seit einiger Zeit Züge zusammen. Auf den Auftragszetteln steht: Massenbeförderung in Sonderreisewagen. Ein Zug besteht aus einem gedeckten Güterwaggon für Gepäck, Abteilwagen 2. Klasse für die Begleitkommandos und zwanzig, fünfundzwanzig Viehwaggons. […] Wir bringen den Zug nach Müngersdorf und stellen ihn an die Rampe. Einmal, manchmal zweimal in der Woche. Immer nachts. Im Morgengrauen ist er dann verschwunden. Manchmal sieht man winkende Hände aus den Waggons.“ (S. 28)

Dieses Schicksal ereilt Pauls Vater und auch Paul rechnet mit seiner Deportation: „Die Arier wollten Paul in den Osten verfrachten. Und das garantiert nicht zu seinem Vergnügen.“ (S. 17)

Ein weiteres Charakteristikum der nationalsozialistischen Ideologie ist die Euthanasie. Die Geschichte der Euthanasie ist mit der Idee der Eugenik verknüpft, die sich im 19. Jahrhundert entwickelte. Vater der Eugenik ist der englische Anthropologe Francis Galton. Im Zuge seiner humangenetischen Forschungen kam er zu dem Schluss, dass sowohl psychische als auch physische Eigenschaften vererbbar seien und dass durch geeignete Maßnahmen die Degeneration menschlichen Erbgutes verhindert wird und sich eine höher entwickelte Rasse durchsetzt. Adolf Hitler war ein Anhänger der Eugenik (oder Erbgesundheitspflege) und nahm die eugenische Idee in die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik auf und verschärfte sie. Im Juli 1933 wurde das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ erlassen: Es legitimierte die Sterilisation von z. B. depressiv Erkrankten und Epileptikern und wurde rigoros angewendet. Ab 1939 wurden Tötungen der betroffenen Menschen systematisch organisiert. Hitler ordnete in einem Führererlass an,

„die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbaren Kranken bei kritischer Beurteilung ihres Krankenzustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“[4]

Zur Durchführung der Tötung wurde die Organisation „Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“ gegründet. Als erbkrank und körperbehindert erfasste Menschen wurden vorgeladen, begutachtet und bei Erfüllen vorgegebener diagnostischer Kriterien in eine Tötungsanstalt eingewiesen, wo sie umgebracht wurden. Werner klärt in Zöllers Roman den ahnungslosen Lagusch über die Geschehnisse in den Heimen auf (S. 213 f.).

Der 2. Weltkrieg

Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg. Deutsche Truppen okkupierten später die Niederlande, Belgien sowie Frankreich. Am 22. Juni 1941 überfiel Hitler trotz des im August 1939 mit Joseph Stalin geschlossenen deutsch-russischen Nichtangriffspakts die Sowjetunion. Dieser Krieg gegen die Sowjetunion war von vornherein als rassebiologischer Vernichtungskrieg konzipiert, der zudem die Eroberung von neuem Lebensraum für die arische Rasse zum Ziel hatte (Parole „Volk ohne Raum“). Zusätzlich zu den Kriegshandlungen zwischen den regulären Truppen im Osten vollzog sich eine Art Parallelkrieg gegen die Zivilbevölkerung. Zunächst erfolgten Massenerschießungen, schließlich Massentötungen nach industriellem Muster. Von diesen Massentötungen waren auch deutsche Juden betroffen, die zum Zweck ihrer Ermordung in den Osten deportiert worden waren.

Die zerstörte Kölner Altstadt im Februar 1945 © ullstein bild

Der Verlauf des 2. Weltkriegs ist hinlänglich bekannt: Nach anfänglichen Erfolgen blieb die deutsche Offensive im Oktober 1941 aufgrund eines unerwarteten Wintereinbruchs stecken. Die Sowjetunion konnte ihre Armee reorganisieren, zudem wurde sie von ihren Verbündeten USA und Großbritannien mit Waffen unterstützt. In der Winteroffensive 1942/43 gelang der Roten Armee schließlich die Vernichtung der 6. deutschen Armee in Stalingrad. Am 4.3.1944 begann die sowjetische Frühjahrsoffensive, in deren Verlauf die deutschen Truppen aus der Ukraine verdrängt wurden. Dieses denkwürdige Datum erwähnt Zöller explizit (vgl. S. 318).

In der darauf folgenden Sommeroffensive von 1944 erreichte die Rote Armee bereits die Reichsgrenze. Ebenfalls im Sommer 1944 überquerten englische und amerikanische Verbände sowie Truppen weiterer Verbündeter unter dem Oberbefehl Eisenhowers den Ärmelkanal und landeten an der nordfranzösischen Küste (Invasion der Normandie). Ende Juli 1944 gelang den Amerikanern bei Avranches der Durchbruch durch die deutsche Front. Dies ermöglichte den Vorstoß der alliierten Truppen in den Westen. Am 21. Oktober 1944 kapitulierte Aachen, die Amerikaner marschierten im 80 km von Köln entfernt gelegenen Hürtgenwald ein (vgl. S. 350). Im März 1945 nahmen sie das linksrheinische Köln ein. Der deutsche Reichssender meldete: „Der Trümmerhaufen Köln wurde dem Feinde überlassen.“ Im Mai 1945 schließlich eroberten amerikanische und russische Truppen Berlin.

Jugendbücher zum Thema

Zahlreiche Jugendbücher (auch von Autorin Elisabeth Zöller; vgl. Kapitel 2.3) befassen sich mit der Thematik des 2. Weltkriegs und dem Nationalsozialismus. Nachfolgend eine kurze Auswahl:

Das Tagebuch der Anne Frank von Anne Frank (Original: Het Achterhuis, 1947), in Deutschland erstmals 1950 veröffentlicht. Die 13-jährige Jüdin Anne Frank schildert ihr Leben in ihrem Versteck von 1942 bis zu ihrer Entdeckung und Deportation ins KZ Bergen-Belsen 1944.

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl von Judith Kerr (Original: When Hitler Stole Pink Rabbit, 1971), in Deutschland erschienen 1973. Erzählt wird der Existenzkampf der neun Jahre alten Anna, Kind einer jüdischen Intellektuellenfamilie, die kurz vor den Reichstagswahlen 1933 in die Schweiz und von dort aus nach Paris flieht.

Die Bücherdiebin von Markus Zusak, (Original: The Book Thief, 2005), erschienen in deutscher Übersetzung 2008. Erzählt wird die Geschichte der neunjährigen Liesel Meminger, die 1939 bei bayrischen Pflegeeltern untergebracht wird, wo sie den Krieg erlebt. Dessen Grauen bewältigt sie mit Lesen von Büchern, die sie stiehlt.

Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne (Original: The Boy in the Striped Pyjamas, 2006), veröffentlicht auf Deutsch 2007. Der neunjährige Bruno wächst als Sohn eines KZ-Kommandanten in Auschwitz auf. Bei dem Versuch, einem inhaftierten Jungen bei der Suche nach seinem Vater zu helfen, kommt er ums Leben.

2.3Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

ZUSAMMENFASSUNG

Elisabeth Zöller thematisiert in ihren Jugendromanen[5] die Konfrontation junger Menschen mit Gewalt: In ihren historischen Romanen die Gewalt im 1. Weltkrieg und in der Zeit der Nationalsozialisten, aber auch den individuellen Umgang mit Gewalt in unserer Gegenwart: in Schule und krisenhaften Situationen. Außerdem verfasste Zöller einen viel beachteten Ratgeber zur Gewaltprävention für Kinder, Jugendliche und Eltern.

Elisabeth Zöller erzählt in ihren Jugendbüchern häufig von der Konfrontation junger Menschen mit Gewalt (besonders vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus) und zeigt junge Menschen in krisenhaften Situationen. Schon ihr 1993 erschienener Debütroman Schwarzer, Wolf, Skin thematisiert das soziale Phänomen der Gewalt und kann daher als programmatisch angesehen werden. Erzählt werden die Gefühle und Erlebnisse des Protagonisten Wolf, der sich einer Gruppe von Skinheads angeschlossen hat. Dabei nimmt die Autorin die Perspektive Wolfs ein. Zöller hat für diesen Roman in der gefährlichen Skinheadszene recherchiert. Um nicht persönlich der Gewalt dieser Menschen ausgesetzt zu sein, erschien der Roman unter dem Pseudonym Marie Hagemann.

Nach einer Reihe von Büchern für sehr junge Leser erschien 2000 der Roman Anna rennt. Die Geschichte ist im Nachkriegsdeutschland des Jahres 1955 angesiedelt. Georg, Sohn eines Rechtsanwalts, tötet einen Flüchtling. Georgs Familie will die juristischen Folgen verhindern, doch Anna, die Augenzeugin war und sich vor einer Aussage fürchtet, will das nicht zulassen und tritt nach langem Kampf als Belastungszeugin auf.

2004 folgte der Roman Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens. Vor dem Hintergrund des nationalsozialistischen Deutschland mit seiner praktizierten Euthanasie[6] wird die Geschichte des intelligenten, aber körperbehinderten Anton erzählt. Da diese Veröffentlichung auf der Grundlage realer historischer Ereignisse angesiedelt ist, kann Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens als historischer Roman[7] bezeichnet werden: Modell für Anton ist ein Onkel Elisabeth Zöllers. Der Roman wurde mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2005 ausgezeichnet.

Auch der Roman Wir hatten trotzdem Glück. Die Geschichte einer Flucht