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Unsere Wirtschaft hat ihren Wert verloren - weil wir keine Werte mehr haben. Ein Bundespräsident, der sein Amt mit Halbwahrheiten, Vorteilsnahme und Pressezensur beschädigt und sich daraufhin ins Aussitzen flüchtet, ist nur das jüngste und prominenteste Beispiel für die Bedeutung von Cay von Fourniers dringlichen Appell: Nur Werte schaffen Wert! Schluss mit Klüngeleien, mit Bereicherung in den höchsten Ebenen, mit Finanzschiebereien und Geldentzug aus dem Wirtschaftskreislauf durch Hochrisikospekulationen. Wir müssen uns wieder auf das besinnen, was unser Land einmal groß gemacht hat und was uns wieder stützen und nach vorne bringen kann. Unternehmerische Tradition, starke Persönlichkeiten, die Verbindung von Mensch und Markt.
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Seitenzahl: 46
Cay von Fournier
Wirtschaft braucht Werte
Campus Verlag Frankfurt/New York
Vorwort
Wertelos ist wertlos
Ökonomische Wertekrise: Die Wirtschaft als chronische Patientin
Politische Wertekrise: Warum es in Athen keine Eulen und in Berlin einen neuen Bundespräsidenten gibt
Individuelle Wertekrisen: Von der Pervertierung der Werte »Leistung« und »Individualismus«
Ökologische Wertekrise: Nachhaltigkeit funktioniert nicht als Hochglanzaufkleber
Warum ausgerechnet Werte?
Wo Werte herkommen: Soziales Umfeld, Religion, Handwerker- und Kaufmannsehre
Warum Werte Mehrwert bringen: Vertrauen, Innovation, Motivation, Kontinuität
Wie Werte ins Spiel kommen: Ohne Krisen geht es nicht
Wer Werte ins Spiel bringen kann: Unternehmer und Unternehmen als Vorbilder
Ausweg aus der Wertekrise
Verantwortung tragen: Beispiele aus dem Mittelstand
Pflichten erfüllen: Plädoyer zur Rückbesinnung auf eine alte Tugend
Loyalität und Vertrauen leben: Manchmal ist eine günstige Gelegenheit ungünstig
Mut zu mehr Mut: Der Mittelstand duldet zu viel
Freiheit bewahren: Humane Marktwirtschaft für mehr Erfolg im Mittelstand
Geduld: Warum es so schwer ist, Werte zu leben – und warum wir trotzdem Ja zu Werten sagen sollten
Literatur
Zeitschriften/Studien
Bücher
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Anmerkungen
Über den Autor
Impressum
Werte schaffen Wert. Wertschätzung bringt Wertschöpfung. Dass dieser Zusammenhang kein reines Wortspiel, sondern ganz real wirksam ist, zeigt die Erfolgsgeschichte sehr vieler Mittelständler in Deutschland. Genauso sehen wir diesen Zusammenhang aber auch an den zahlreichen Krisen, die uns aktuell erschüttern: Warum scheitern Unternehmer, die viele Jahre lang erfolgreich gewesen sind? Wie kann es so weit kommen, dass ein ganzer Staat unter seiner eigenen Misswirtschaft zusammenbricht? Die aktuellen Krisen sind zumeist mehr als reine Wirtschaftskrisen – hinter ihnen verbergen sich tiefe Wertekrisen. Wenn wir diese Verwerfungen in den Griff bekommen wollen, müssen wir uns also mit mehr beschäftigen als mit Banken, Geschäftsmodellen, Geldanlagen und Steuern. Wir müssen über Werte sprechen. Wir müssen anfangen, anders zu wirtschaften. Das ist nicht einfach, aber es ist möglich. Und dazu möchte ich Sie mit dieser »Keynote« ermutigen. Denn wer gibt Impulse für eine humane Marktwirtschaft, wenn nicht wir? Und wann, wenn nicht jetzt?
Herzlichst,IhrDr. Dr. Cay von Fournier
Wir trauten dem Bundespräsidenten nicht mehr, erlebten den Niedergang der größten europäischen Drogeriemarkt-Kette, waren schockiert über rechtsextremen Terror und darüber, dass Griechenland, eine der ganz frühen und außerordentlich blühenden Kulturen Europas, am Abgrund steht. Es wurde betrogen, geblufft, über den Tisch gezogen, geschmiert, gemordet sogar. Wer weiß, was morgen passiert? Wir stecken mitten in einer Mehrfachkrise, bestehend aus einer ökonomischen, einer politischen und einer individuellen Wertekrise und flankiert von einer ökologischen Krise, die uns angesichts der erst genannten Krisen fast schon wieder aus dem Blick gerät.
Eigentlich wissen wir es ja: Wer skrupellos auf der Überholspur rast, überschlägt sich alsbald. Wertelos ist wertlos. Und doch kommen wir immer wieder ab vom richtigen Weg. Wie kommen wir zurück auf die richtige Spur? Und führt der Weg über die Werte wirklich zu mehr Erfolg?
Die Summe der jüngsten Schreckensmeldungen beantwortet nicht die Frage, warum es immer wieder zu ökonomischen Krisen kommt – in Unternehmen, Branchen, Nationen, ganzen Kontinenten. Und auch nicht, wie wir diese Krisen bewältigen könnten. Lassen Sie uns deshalb die Perspektive verändern. Wir stellen unseren Blick um auf »Weitwinkel« und treten einen Schritt zurück. Und schon sehen wir: Es war schon immer so.
Die Wirtschaft bewegt sich in Wellen. Sie ist immer fragil gewesen. Blasen entstanden und platzten. Es gab immer ein Hin und Her von Aufschwung und Abschwung. Wirtschaftlich erfolgreiche Zentren haben sich immer wieder verlagert. So war das antike Athen im fünften Jahrhundert vor Christus ein mächtiger Stadtstaat mit herausragender kultureller und ökonomischer Bedeutung. Die athenischen Münzen – auf der Rückseite jeweils dekoriert mit einer Eule, dem Symbol der Athene – galten als wichtigstes Zahlungsmittel im Mittelmeerraum. Die Stadt war so reich, dass die Bürger keine Steuern zahlten und es immer genug »Eulen« gab. In seiner Komödie »Die Vögel« (im Jahr 414 v. Chr.) scherzte Aristophanes, das Eulen offenbar in den Beuteln der Athener nisten und sich dort vermehrten. Ganz nebenbei attackierte er damit auch die bestechlichen Athener Richter. Athens Reichtum ist heute verloren, die Korruption geblieben.
Die Finanzmärkte, auf deren Dynamik wir heute schimpfen, sind ebenfalls kein neues Phänomen. »Waren und Kapital zirkulierten immer schon gleichzeitig, weil Kapital und Kredite stets das beste Mittel waren, um einen auswärtigen Markt zu erreichen und zu kontrollieren,«1 schreibt der französische Historiker Fernand Braudel. So sei der Kapitalexport im Florenz des 13. Jahrhunderts alltägliche Realität gewesen, im 16. Jahrhundert für Augsburg, Antwerpen und Genua, und im 18. Jahrhundert schon sei das Kapital durch ganz Europa und die Welt geflossen. Die Börsen seien immer aktiver geworden: »London ahmte Amsterdam nach (…); Genf und Genua nahmen ebenfalls an diesen gefährlichen Spielen teil; (…); Gelder und Kredite flossen immer freier von einem Handelsplatz zum anderen«2.
Die Spiele der Finanzbranche sind gefährlich – das haben wir mehr als einmal erlebt. Schon zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert sind Banken zusammengebrochen: in Florenz, Genua, Amsterdam. Vielleicht driften in der Sphäre der reinen Finanzgeschäfte Ethik und Profit leichter auseinander, weil es nicht mehr um konkrete Dinge, sondern um abstrakte Zahlen geht – um Zahlenspiele, die eine Eigendynamik entwickeln, die sich schwer kontrollieren lässt, der die Akteure aber vielleicht auch schwerer widerstehen können. Wenn weder der Kunde noch das konkrete Produkt sichtbar sind, sondern nur noch Kolonnen mit Zahlen, wird die Herausforderung größer, die Balance zwischen Ethik und Profit zu wahren. Das gilt heute genauso wie vor 500 Jahren.
Auf den lokalen Märkten indes, in denen sich Kaufleute und Kunden persönlich kennen und auf denen es um konkrete Produkte geht, gehen die beiden großen Faktoren Ethik und Profit