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Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Neue Erschütterung auf Schloss Sternberg: Der Butler wird entführt! Eine Verwechslung, denn die dreiste Ganovengang meinte eigentlich einen anderen. Und das macht alles noch viel schlimmer… »Es ist jetzt kurz vor Mitternacht«, sagte Baronin Sofia von Kant zu ihrem Mann, Baron Friedrich. »Es muss etwas passiert sein, Fritz. Niemals würde Herr Hagedorn sich so verspäten, ohne uns Bescheid zu geben.« »Wahrscheinlich hast du Recht, aber er hatte heute Urlaub«, erwiderte der Baron. »Theoretisch kann er so spät zurückkommen, wie er will.« »Theoretisch, theoretisch!«, rief sie. »Er hat gesagt, er ist zum Abendessen zurück. Und was Herr Hagedorn verspricht, das hält er auch.« »Seine Verspätung könnte mit dem Freund zusammenhängen, den er treffen wollte. Herr Hagedorn sagte doch, er sei sehr krank. Vielleicht ging es ihm nicht gut.« Der Baron bemerkte den Gesichtsausdruck seiner Frau und verstummte. »Ich wünschte, ich könnte daran glauben«, sagte Sofia leise. Sie sah so bekümmert aus, dass er unwillkürlich zu ihr ging, um sie in die Arme zu schließen. Sie hatten schwere Monate hinter sich, schlimme Verleumdungen hatten ihnen das Leben zur Hölle gemacht. Sofia war darüber sogar krank geworden. Neue Aufregung war Gift, nicht nur für sie, sondern für die ganze Familie. Eberhard Hagedorn, seit langen Jahren Butler in Schloss Sternberg, hatte für diesen Sonntag um Urlaub gebeten, was für sich genommen schon ein ganz außergewöhnliches Ereignis gewesen war, denn der alte Butler behauptete von sich, Urlaub nicht sonderlich zu schätzen. »Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich arbeiten kann«, sagte er gern. Er wohnte im Schloss und war immer da, wenn er gebraucht
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Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Neue Erschütterung auf Schloss Sternberg:
Der Butler wird entführt! Eine Verwechslung,
denn die dreiste Ganovengang meinte eigentlich einen anderen.
Und das macht alles noch viel schlimmer…
»Es ist jetzt kurz vor Mitternacht«, sagte Baronin Sofia von Kant zu ihrem Mann, Baron Friedrich. »Es muss etwas passiert sein, Fritz. Niemals würde Herr Hagedorn sich so verspäten, ohne uns Bescheid zu geben.«
»Wahrscheinlich hast du Recht, aber er hatte heute Urlaub«, erwiderte der Baron. »Theoretisch kann er so spät zurückkommen, wie er will.«
»Theoretisch, theoretisch!«, rief sie. »Er hat gesagt, er ist zum Abendessen zurück. Und was Herr Hagedorn verspricht, das hält er auch.«
»Seine Verspätung könnte mit dem Freund zusammenhängen, den er treffen wollte. Herr Hagedorn sagte doch, er sei sehr krank. Vielleicht ging es ihm nicht gut.« Der Baron bemerkte den Gesichtsausdruck seiner Frau und verstummte.
»Ich wünschte, ich könnte daran glauben«, sagte Sofia leise. Sie sah so bekümmert aus, dass er unwillkürlich zu ihr ging, um sie in die Arme zu schließen. Sie hatten schwere Monate hinter sich, schlimme Verleumdungen hatten ihnen das Leben zur Hölle gemacht. Sofia war darüber sogar krank geworden. Neue Aufregung war Gift, nicht nur für sie, sondern für die ganze Familie.
Eberhard Hagedorn, seit langen Jahren Butler in Schloss Sternberg, hatte für diesen Sonntag um Urlaub gebeten, was für sich genommen schon ein ganz außergewöhnliches Ereignis gewesen war, denn der alte Butler behauptete von sich, Urlaub nicht sonderlich zu schätzen. »Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich arbeiten kann«, sagte er gern. Er wohnte im Schloss und war immer da, wenn er gebraucht wurde. Aber der Brief eines alten Freundes, der schwer erkrankt war, hatte ihn dazu bewogen, eine seiner raren Ausnahmen zu machen und um einen Tag Urlaub zu bitten, damit er sich mit diesem Freund in einem Nachbarort treffen konnte.
Er hatte angekündigt, zum Abendessen auf jeden Fall zurück zu sein, doch gegessen hatten sie längst, der Sonntag würde in wenigen Minuten vorüber sein, und Eberhard Hagedorn war noch immer nicht zurück.
»Ich finde, wir sollten die Polizei rufen«, sagte Baronin Sofia. »Selbst wenn es Herrn Hagedorns Freund schlecht ginge und er sich verpflichtet fühlte, sich um ihn zu kümmern: Er hätte uns angerufen und Bescheid gesagt.«
»Lass uns bis morgen früh warten«, schlug er vor. »Ich denke eigentlich immer noch, dass es sich nur um eine Verkettung unglücklicher Umstände handeln kann.«
Ihr Blick war forschend. »Glaubst du das wirklich? Ich nicht, muss ich sagen. Wir hatten Herrn Hagedorn angeboten, dass Herr Wiedemann ihn mit der Limousine abholt. Er hätte nur anrufen und einen Zeitpunkt ausmachen müssen, aber auch das hat er nicht getan. Herr Wiedemann hat den ganzen Nachmittag auf seinen Anruf gewartet. Ich habe es im Gefühl, dass etwas nicht stimmt.«
»Mama?«
Sie drehten sich beide erschrocken um und sahen ihre dreizehnjährige Tochter Anna an der Tür stehen. »Wieso schläfst du noch nicht?«, rief die Baronin. »Weißt du, wie spät es ist? Und hast du nicht gesagt, dass ihr morgen eine Arbeit in Englisch schreibt?«
Hinter Anna tauchte ihr drei Jahre älterer Bruder Konrad auf und schließlich auch noch der Cousin der beiden, der fünfzehnjährige Christian von Sternberg. Er war es, der jetzt sagte: »Wir können alle nicht schlafen, Tante Sofia. Wir haben darauf gewartet, dass Herr Hagedorn zurückkommt.«
Für die Teenager war der alte Butler mehr als ein Angestellter. Sie respektierten und vertrauten ihm.
»Ihm muss was passiert sein.« Anna ahnte nicht, dass sie die Befürchtungen ihrer Mutter wiederholte. Sie sah Sofia sehr ähnlich, hatte die blonden Locken, das hübsche runde Gesicht und das lebhafte Mienenspiel von ihr geerbt. Auch Konrad war blond, glich aber sonst eher dem Vater. Christian dagegen hatte dunkle glatte Haare, die er ziemlich lang trug. Er war schmal und genauso groß wie der ein Jahr ältere Konrad, er wirkte ernster und reifer als seine fünfzehn Jahre.
»Wir haben gerade beschlossen, bis morgen zu warten, bevor wir etwas unternehmen«, sagte der Baron mit erzwungener Ruhe. »Es nützt niemandem, wenn wir jetzt in Panik geraten. Ich weiß, dass Herr Hagedorn zum Abendessen wieder hier sein wollte, aber vielleicht hat er es sich anders überlegt. Es war sein erster Urlaubstag seit langer Zeit, vielleicht wollte er ihn bis zum Ende genießen.« Er hätte selbst nur zu gern an seine Worte geglaubt, doch es gelang ihm so wenig wie den anderen, er sah es an ihren Augen. Dennoch fuhr er fort: »Und jetzt geht ihr bitte alle ins Bett und versucht zu schlafen. Genau das würde Herr Hagedorn jetzt auch sagen, wenn er hier wäre.«
Dieser letzte Hinweis bewirkte immerhin, dass die Teenager sich zurückzogen, wenn auch nur langsam und erkennbar unwillig.
Als sie wieder allein waren, sagte Sofia: »Ich werde kein Auge zutun, bevor er hier ist.«
»Das hilft aber leider niemandem, im Gegenteil. Bitte, lass uns Ruhe bewahren. Was ist denn bis jetzt schon passiert? Unser Butler kehrt später zurück als angekündigt. Die Polizei würde sich krank lachen, wenn wir jetzt dort anriefen. Du weißt doch, wie das geht: Es muss erst eine ziemlich lange Zeit verstrichen sein, bevor sie beginnen, einen verschwundenen Erwachsenen zu suchen. Bei Kindern ist das etwas anderes, aber bei Erwachsenen? Die sind frei, zu gehen, wohin immer sie wollen. Ich verspreche dir, morgen früh ein Gespräch mit Kriminalrat Overbeck zu führen, aber heute Nacht unternehmen wir nichts mehr. Ich möchte mich nicht gerne lächerlich machen. Ein Mensch kann sich mal verspäten, selbst bei Herrn Hagedorn ist das möglich.«
Sie sah ein, dass er Recht hatte, und so nickte sie, obwohl sie immer noch niedergeschlagen aussah. »Ich hoffe nur«, sagte sie leise, »dass uns nicht ein neues Unglück trifft, Fritz.«
Er nahm sie noch einmal in die Arme und drückte sie liebevoll an sich. Ja, Unglück hatte es für die Familie im vergangenen Jahr wahrhaftig genug gegeben. Zuerst waren Christians Eltern, Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg, bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Der Junge, bis dahin glücklich und behütet aufgewachsen, von seinen Eltern geliebt und gefördert, war über Nacht Vollwaise geworden. Sofia, seine Tante, hatte ihre über alles geliebte Schwester verloren, und die ganze Familie trauerte um den Verlust vertrauter Menschen, mit denen sie bis zu diesem Unglück eng zusammengelebt hatten.
Sofia und Friedrich wohnten mit ihren Kindern schon seit Jahren im Schloss – seit das Fürstenpaar wusste, dass Christian ein Einzelkind bleiben würde. Damals hatten sie die Kants gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, nach Sternberg zu ziehen. Es waren für alle gute Jahre gewesen, nicht nur für die Kinder. Die Schwestern Elisabeth und Sofia hatten wie früher Freud und Leid geteilt, und Friedrich hatte in Leopold ebenfalls einen guten Freund gefunden. Das alles gehörte der Vergangenheit an. Seit dem Unfall lebte Christian als drittes Kind in der Familie seiner Tante, und alle waren sich einig darin, dass er den Verlust seiner Eltern mit großer Tapferkeit trug.
Doch kaum hatte das Leben wieder einigermaßen normale Züge angenommen, als auch schon der nächste Blitz eingeschlagen war: Eine Frau namens Corinna Roeder hatte behauptet, vom verstorbenen Fürsten Leopold einen Sohn zu haben, der anderthalb Jahre älter war als Christian. Sie hatte für ihre Behauptung Beweise vorgelegt, unter anderem Fotos, auf denen sie angeblich mit dem Fürsten zu sehen war, dem ihr Sohn Sebastian im Übrigen tatsächlich ähnlich sah.
Schlimme Monate waren auf diesen Brief gefolgt, aber letztlich war von den Behauptungen nichts übrig geblieben. Der Vater des Jungen war ein Krimineller namens Sven Helmgart, der unglücklicherweise große Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Fürsten hatte. So war der Betrug erst möglich geworden. Nun wartete Corinna Roeder auf ihren Prozess, Sven Helmgart allerdings befand sich noch immer auf freiem Fuß.
»An weiteres Unglück will ich nicht einmal denken«, sagte Friedrich und küsste seine Frau. »Und du solltest es auch nicht tun, Sofia.«
»Ich versuche es«, versprach sie.
»Wann wollen eigentlich Theodora und Oliver morgen fahren?«, fragte er.
Theodora von Falkenstein und Oliver von Zalkoven hatten sich auf Sternberg kennen- und liebengelernt, sie wollten am nächsten Tag wieder abreisen.
»Sehr früh«, antwortete Sofia.
»Das ist wahrscheinlich auch besser so«, murmelte der Baron. »Falls sich die Sache doch nicht so schnell klärt wie erhofft …«
Sie konnte ihm nur zustimmen.
Wenig später gingen sie zu Bett, doch nicht nur Sofia fand keinen Schlaf, auch Friedrich lag noch lange wach und lauschte auf Geräusche, die ihm die Rückkehr des alten Butlers ankündigten.
Zu hören war jedoch nichts. Es blieb geradezu gespenstisch still.
*
»Darf ich mich zu Ihnen setzen, Herr Meyerkorn?«, fragte Annalena von Harwitz, als sie am nächsten Morgen den Frühstücksraum des Hotels betrat.
Der alte Herr erhob sich höflich, um sie zu begrüßen. »Es wäre mir eine Freude, Frau von Harwitz«, erwiderte er.
»Fein, ich frühstücke nämlich nicht gern allein«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Hatten Sie einen schönen Tag gestern mit Ihrem Freund?«
Roland Meyerkorn lächelte ebenfalls. Er war über sechzig, sah aber älter aus. Nur seine braunen Augen wirkten jung, so lebhaft und interessiert blickten sie ihr jeweiliges Gegenüber an. Sein Gesicht jedoch war von tiefen Furchen durchzogen, die Wangen waren eingefallen, er war blass. Er hatte Annalena erzählt, dass er an Krebs erkrankt war und eine aggressive Behandlung hinter sich hatte: Chemotherapie und Bestrahlungen, monatelang. »Die Ärzte hatten mich, glaube ich, schon aufgegeben, aber ich bin zäh, und ich lebe immer noch. Bei der letzten Kontrolluntersuchung ist nichts gefunden worden. Nun habe ich beschlossen, mein Leben zu ändern, ich kann es mir nicht mehr leisten, Zeit zu verschwenden. Deshalb bin ich hier. Menschen, die mir viel bedeuten, möchte ich von jetzt an öfter treffen«, hatte er gesagt. »Mit meinem besten Freund aus früheren Tagen fange ich an, er arbeitet hier in der Nähe.«
»Es war ein wunderbarer Tag«, antwortete er jetzt voller Wärme auf Annalenas Frage. »Mein Freund Hardy hat sich überhaupt nicht verändert. Wissen Sie, er ist einer von der ruhigen Sorte, er hört lieber zu als selbst zu reden, aber ihm entgeht nichts, er ist ein sehr scharfer Beobachter. Das war er früher schon. Er bemerkte Dinge, die uns anderen nicht einmal auffielen. Wir haben in Erinnerungen geschwelgt. Na ja, Sie können es sich wahrscheinlich vorstellen, wie es ist, wenn sich zwei alte Männer treffen und Jugenderinnerungen austauschen: Alles kam wieder hoch. Die schöne Mathelehrerin, für die wir alle geschwärmt haben, der ungerechte Englischlehrer, der immer seine Lieblinge hatte, die Party, auf der wir das erste Mal geraucht und uns betrunken haben …«
»Ich glaube nicht, dass das eine Frage des Alters ist«, erwiderte Annalena nachdenklich. »Wir hatten neulich Klassentreffen, da war es genauso. Und die Geschichten ähneln sich wahrscheinlich alle.«
»Glauben Sie?«
»Ja, ich denke schon. Was haben Sie denn unternommen? Sind Sie spazieren gegangen?«
»Ja, natürlich, das Wetter war ja so schön. Nur bin ich noch nicht wieder so fit, dass ich sehr lange laufen kann. Also haben wir uns immer wieder Orte zum Einkehren gesucht. Wir haben ausgezeichnet gegessen, später in einem schönen Café auf der Terrasse gesessen und uns Kaffee und Kuchen genehmigt, und wir waren noch in der Kirche mit dem berühmten gotischen Altar. Zufällig war der Pfarrer anwesend, mit dem sind wir auch noch ins Gespräch gekommen. Ich war richtig traurig, als wir uns schließlich trennen mussten. Das habe ich auch zu Hardy gesagt: Wir könnten eine ganze Woche miteinander verbringen, ohne uns zu langweilen. Aber er hatte leider nicht länger Zeit.«
»Und Sie?«, fragte Annalena. »Bleiben Sie noch oder reisen Sie jetzt gleich ab?«
»Nein, ich habe beschlossen, noch einen oder zwei Tage anzuhängen. Das Hotel ist ja sehr schön und komfortabel, der Ort ist hübsch, in der näheren Umgebung gibt es viel zu sehen.«
»Das freut mich.« Sie strahlte ihn an. »Ich dachte schon, ab heute gäbe es hier niemanden mehr, mit dem ich morgens und abends ein paar Sätze wechseln kann.«
»Schade, dass Sie so viel arbeiten müssen, mit Ihnen zusammen würde mir die Zeit bestimmt auch nicht lang werden.«
»Ich sehe mal zu, ob ich mich nachmittags vor der einen oder anderen Sitzung drücken kann«, versprach Annalena. Sie arbeitete für ein kleines, aber sehr bekanntes Forschungsinstitut und besuchte in dessen Auftrag eine Tagung, die im Nachbarort abgehalten wurde. Ihre Aufgabe war es, Verbindungen zu anderen Instituten zu knüpfen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu prüfen. »Und dann führen Sie mich in die Kirche mit dem berühmten Altar, den habe ich nämlich immer noch nicht gesehen, obwohl ich schon einen Tag länger hier bin als Sie.«
Sie trank ihren letzten Schluck Kaffee und stand auf. »Der Nachteil von so netten Gesprächen am Morgen ist, dass man darüber leicht die Zeit vergisst. Jetzt bin ich schon wieder spät dran. Bis nachher, Herr Meyerkorn. Vielleicht können wir zusammen zu Abend essen.«
Wieder erhob er sich, um sich von ihr zu verabschieden. »Es wäre mir ein Vergnügen, Frau von Harwitz.«
Er sah ihr nach, wie sie auf hohen Absätzen in ihrem elegant geschnittenen grauen Seidenkostüm zum Ausgang lief – und er war, wie er feststellte, nicht der Einzige. Viele Blicke folgten der schönen Blondine, die davon jedoch nichts zu bemerken schien. Der einzige Mann im Hotel, dem sie bis jetzt ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatte, war Roland Meyerkorn.
Ausgerechnet ich, dachte er vergnügt, als er wieder Platz genommen hatte, um sein Frühstück fortzusetzen. Ich bin der Älteste hier und der am wenigsten Attraktive, aber mit mir redet sie, die anderen sieht sie nicht einmal. Ihm gefiel das ungeheuer gut, und er freute sich jetzt schon auf den Abend. Hoffentlich klappte es mit dem gemeinsamen Essen.