Wo steckt April Kyle? - Robert B. Parker - E-Book

Wo steckt April Kyle? E-Book

Robert B Parker

4,7

Beschreibung

Prostitution, Drogen und Gewalt. Das Rotlichtmilieu ist kein Kinderspielplatz und ganz sicher nicht der geeignete Ort für April Kyle, die von zu Hause abgehauen ist. Als der Vater erfährt, dass seine minderjährige Tochter anschaffen geht, ist sie für ihn nichts als eine verdammte Hure. Er hat sie abgeschrieben, während seine Frau sich an Spenser wendet. Im Milieu stößt er auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens. Die Gleichgültigkeit der Szene macht dem Privatdetektiv zu schaffen, aber mit Hawks schlagkräftiger Unterstützung erhält er endlich Antworten auf seine Fragen.

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Robert B. Parker Wo steckt April Kyle?

Robert B. Parker wurde 1932 geboren. Nach seinem M.A. in amerikanischer Literatur promovierte er 1971 über die „Schwarze Serie“ in der amerikanischen Kriminalliteratur. Seit seinem Debüt „Spenser und das gestohlene Manuskript“ im Jahr 1973 sind fast 40 Spenser-Krimis erschienen. 1976 wurde Parkers Roman „Auf eigene Rechnung“ von der Vereinigung amerikanischer Krimi-Autoren mit dem „Edgar Allan Poe Award“ als bester Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet. Robert B. Parker verstarb 2010.Infos zum Autor unter www.robertbparker.de

Robert B. Parker

Wo steckt April Kyle?

Ein Auftrag für Spenser

Übersetzt von Ute Tanner

PENDRAGON

1

„Sie ist eine verdammte Hure“, sagte Harry Kyle, „und ich will sie nicht wieder hier im Haus haben.“

„Ich bitte dich, Harry! Du sprichst von deiner eigenen Tochter“, sagte seine Frau.

„Sie ist eine verdammte Hure.“

„Das wissen Sie doch gar nicht, Mr. Kyle“, sagte Susan.

„Ach, das weiß ich nicht? Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie sie mit einem Typ rumgemacht hat, der älter war als ich. Ich hab gesehen, was sie treibt, und von mir aus kann sie das weiter treiben, denn hierher kommt sie mir nicht mehr.“

„Deshalb ist sie doch keine Hure, Mr. Kyle.“

„Ihre guten Lehren behalten Sie mal für sich, Lady. Ich brauch keine Tugendfee, die hier antanzt und auf gefühlsduselig macht, wie sie’s heute alle beigebracht kriegen.“

„Harry“, sagte ich.

Susan sah mich an. Sei still, sagte der Blick. Solche Blicke erlebe ich oft, aber wenn sie von Susan kommen, wirken sie. Wir standen in dem mustergültigen Wohnzimmer eines mustergültigen Hauses in einem mustergültigen Viertel von Smithfield. Die Polstermöbel waren kobaltblau, Teppich, Wände und Vorhänge farblich darauf abgestimmt. Die Einrichtung war massiv Eiche, schätzte ich, dunkel gebeizt. Man sah, dass sie alles auf einmal gekauft hatten. Es war eine Garnitur, eine Wohnzimmergarnitur. Ich hätte um meinen neuen Totschläger wetten mögen, dass im Esszimmer eine Esszimmergarnitur stand und oben mindestens vier Schlafzimmergarnituren. Im Keller hatten sie vermutlich eine Kellergarnitur, farblich auf den Zentralheizungsofen abgestimmt.

Kyle war groß und fett, sein Gesicht hatte eine ungesunde Röte und sein fleischiger Nacken hing ihm bis auf den Kragen. Er hatte, das wusste ich von Susan, mit Versicherungen eine Menge Geld gemacht. Die Hälfte davon hatte er offenbar in Klamotten investiert. Er hatte die Jacke nicht an, aber dass der Anzug maßgeschneidert war und gut und gern seine 750 Mäuse gekostet hatte, sah man schon an der Weste und der Hose. So dick er auch war, da quoll und blitzte nichts heraus.

„Da gibt man dem Kind alle Chancen“, sagte Kyle. „Und was passiert? Es schmeißt einem die Brocken vor die Füße.“

„Bitte, Harry“, sagte seine Frau.

„Ich schufte mich halbtot, um es zu was zu bringen, sie hätte es nicht besser haben können, und da macht sie so was? Da tut sie mir das an? Nein, danke. Ich habe keine Tochter mehr. Ist das klar?“

„Vielleicht war es jemand anders, Harry“, sagte seine Frau. Sie war dünn, hatte einen dunklen Teint und kurzgeschnittenes, schwarzes Haar. Ihr Gesicht war schmal und verbittert. Sie trug eine pinkfarbene Bluse, eine lange Hose und rosa Schuhe. Ihre Augen waren rot, sie hatte wohl geweint. Ein Wunder war’s nicht, ich fand Harry auch zum Heulen.

„Sprechen Sie mit Spenser, Mr. Kyle“, sagte Susan. „Er ist ein hervorragender Detektiv. Er wird April finden und sie heimbringen. Man darf ein Kind nicht verstoßen, nur weil man mit ihm nicht einverstanden ist. Wollen wir es nicht wenigstens versuchen?“

„Hör auf sie, Harry“, bat seine Frau. „Es geht um deine Tochter.“

Kyle sah mich an. „Also gut. Was haben Sie zu sagen?“

„Überhaupt nichts. Ich bin nur zu meinem Privatvergnügen hier.“

„Was, zum Teufel, soll das heißen?“

„April ist unter Umständen ernsthaft in Gefahr, Mr. Kyle“, sagte Susan. „Wenn es wirklich Ihre Tochter war, die Sie mit einem älteren Mann in der Combat Zone gesehen haben, muss sie unbedingt da heraus.“ Sie sah mich noch eindringlicher an als vorhin.

„Warum heulen Sie da bei mir rum?“, fragte Kyle. „Wenn Sie sich solche Sorgen um April machen, holen Sie sie doch.“

„Weil ich ein Haus brauche, in das ich sie zurückbringen kann, Mr. Kyle.“

„Verstehe. Rausholen wollen Sie sie schon, aber aufnehmen nicht, was?“

„April ist nicht meine Tochter, Mr. Kyle. Ob ich sie aufnehmen würde oder nicht, steht hier nicht zur Debatte. Entscheidend ist, ob Sie bereit sind, April aufzunehmen, begreifen Sie das nicht?“

„Ich bin kein Trottel, Schätzchen. Letztes Jahr habe ich für fast zwei Millionen Lebensversicherungen verkauft.“

„Und wie hoch haben Sie sich selbst versichert?“, fragte ich.

„Was soll der Quatsch?“

„Das werden Sie gleich sehen, wenn Sie Mrs. Silverman noch einmal Schätzchen nennen.“

„Sind Sie ein ganz harter Bursche oder was?“, fragte Kyle. Aber es klang nicht sehr schneidig.

„Ja“, sagte ich. Susan legte mir eine Hand auf den Arm und kniff kräftig hinein.

„Wollen Sie Ihre Tochter wieder zurückhaben, Mrs. Kyle?“, fragte Susan.

„Ja.“ Sie sah ihren Mann an. „Ja, aber Harry … ich … Kann ich Ihnen nicht einen Kaffee anbieten? Und ein Stück Kuchen? Und wir könnten uns hinsetzen und …“ Sie machte eine flattrige Bewegung mit der rechten Hand und hörte mitten im Satz auf.

„Herrgott, Bunni, keiner will deinen Scheißkuchen.“

„Ich habe ja nur gefragt, Harry“, sagte Mrs. Kyle.

„Halt einfach den Mund und überlass das Reden mir.“

Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ich sah Susan an. Der Ärger straffte ihr Gesicht und prägte kleine Kommas in ihre Mundwinkel. Kyle wandte sich uns zu, ganz Führungskraft, und schleuderte mir sein Kinn entgegen.

„Was verlangen Sie?“, fragte er.

„Um für Sie zu arbeiten?“

„Ja.“

„200 Milliarden Dollar pro Tag.“

Kyle runzelte die Stirn. Eben noch, als es um Preisverhandlungen ging, war er in seinem Element gewesen. Da kannte er sich aus.

„Klugscheißer, was?“

„Genau“, sagte ich.

„Wollen Sie den Auftrag nun haben oder nicht?“, fragte Kyle.

„Lieber verbringe ich den Rest meines Lebens auf einem Barry-Manilow-Konzert.“

Kyle sah Susan an. „Was, zum Teufel, quatscht der Kerl da?“

Susan wusste nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Er sagt, dass er nicht für Sie arbeiten will.“

„Herrgott, wozu haben Sie ihn dann überhaupt angeschleppt?“

„Als ich kam, habe ich Sie noch nicht gekannt“, sagte ich. „Wenn ich Ihr Kind wäre, würde ich auch abhauen.“

„Mr. Spenser“, sagte Bunni Kyle.

Susan schaute mich an, schaltete ihren Blick auf Vollspannung.

„Es geht um April“, sagte sie zu mir. „Sie braucht Hilfe. Für ihren Vater kann sie nichts.“

„Mir egal“, sagte Kyle. „Soll er doch machen, was er will.“

„Für mich.“ Susan sah mir in die Augen. „Mir zuliebe.“

Ich holte tief Luft. Mrs. Kyle schaute mich an. „Ich würde für Sie arbeiten, Mrs. Kyle.“

„Werden Sie nicht“, sagte Kyle. „Von mir kriegen Sie nicht einen Cent.“

„Einen Dollar“, sagte ich zu Mrs. Kyle. „Ich berechne Ihnen einen Dollar. Ich suche das Mädchen und bringe es Ihnen zurück.“

„Nichts da“, tönte Kyle. „Wenn ich nein sage, dann meine ich auch nein.“

Ich ging mit meinem Gesicht ganz nah an seins heran. Sein Atem roch nach Martinis und Erdnüssen. Ich raffte die kümmerlichen Reste meiner Beherrschung zusammen. „Wenn Sie nicht endlich die Luft anhalten“, sagte ich, „passiert Ihnen was.“

Kyle machte den Mund auf, sah etwas in meinem Gesicht und machte den Mund schnell wieder zu. Susan schob sich zwischen uns.

„Komm, Liebling“, sagte sie, „machen wir uns lieber auf die Suche nach April.“ Sie lehnte sich gegen mich und schob mich mit ihrem Hintern weg. Wäre ich nicht so sauer gewesen, hätte ich großen Spaß daran gehabt. „Ich rufe Sie an, sobald wir sie gefunden haben, Mrs. Kyle.“

Susan schob sich und mich rücklings in Richtung Tür.

Kyle sah mich an, er war rotbraun angelaufen.

„Könntest du wohl beim Schieben deinen Hintern ein bisschen hin und her schwenken?“, flüsterte ich Susan zu.

Sie gab mir einen unsanften Schubs.

„So habe ich es nicht gemeint“, sagte ich mit Falsett-Stimme und dann gingen wir.

2

„Der soll sich mal um Thanksgiving herum nicht auf die Straße trauen“, sagte ich. Wir saßen in Susans großem Ford Bronco. Er war rot, hatte überbreite Reifen und einen in den unteren Gängen zuschaltbaren Vierradantrieb. Laut Susan nahm er Schneestürme und Berge wie nichts und gab ihr das Gefühl, eine Waffe gegen den Winter zu haben.

„Er bläht sich auf wie ein Truthahn, nicht?“, meinte Susan.

„Darf ich ihn verprügeln, wenn wir April gefunden haben?“

Susan schüttelte den Kopf.

„Ihm die Reifen zerschneiden?“

„Nein.“

„Seine Fenster mit Schmierseife bestreichen?“

Susan bog in ihre Straße ein.

„Es wundert mich nicht, dass sie auf dem Strich gelandet ist“, sagte sie.

„Das Mädchen?“

„Ja, April. Ich habe versucht, zu retten, was … nein, das ist nicht das richtige Wort … ich habe versucht, sie von dem Desaster wegzusteuern, auf das sie seit ein, zwei Jahren zutreibt.“

„Sie ist jetzt in der letzten Klasse?“

„Ja, im Juni hätte sie ihren Abschluss gehabt.“

„Was ist denn das Problem, abgesehen davon, dass sie die Tochter eines ausgewachsenen Rindviehs ist?“

Susan fuhr den Bronco in die Einfahrt. „Genau weiß ich das auch nicht. Ich kenne nur ihre Version. Ein- oder zweimal habe ich auch mit ihren Eltern gesprochen, aber wie ergiebig das war, kannst du dir ja vorstellen.“ Sie machte das Licht aus und schaltete den Motor ab. Er dieselte einmal nach, dann war er ruhig. Wir blieben im Dunkeln sitzen. „Dass Heranwachsende ihre Eltern ablehnen müssen, um eine eigene Identität zu finden, hast du vielleicht schon mal gehört.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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