Wohl in meiner Haut - Gisela Enders - E-Book

Wohl in meiner Haut E-Book

Gisela Enders

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Beschreibung

Prices of homes in the US are still historically low. Interest on money in Europe is also historically low. Real estate is interesting for investing especially with the economic downshift in Europe. A generation of best agers is growing with all intentions of making something out of this part of life. Why not realizing the dream of owning a nice holiday home in Florida for a number of years to escape the dreadful European winter months in exchange for warm sunshine? All this would take place in the company of nice people with activities of all sorts and in abundance? What would you think if all this wouldn't only be very easy to do but on top be quite affordable, too? In this report the author tells the story of his dream and outlines - out of his own experience – step by step - how he and his wife put it into reality. He describes vividly how they chose the right region, place and community for them in Florida and finally the right house to buy. On these pages the crucial findings to make a decision are put together and brought to a point without unnecessary filling text. In reading this 'Instruction to spend the winter months in Florida' you save on buying, reading and evaluating numerous books or internet sites, which often just barely touch aspects of the topic. The author and his wife decided on a first class gated 55+ community and a 1997 fully furnished 'pre manufactured' (former model) home at the cost of totally 43.000 US dollars and a monthly all inclusive land and community fee of 900 US dollars. This fee covers all expenses and amenities of the house and the community. Until their own actual retirement and the longer use of the home then they rent it out in Florida's main winter season (November – April). Most of the regular expenses are obtained and covered that way. In this report of own experience all questions before and during the buying process are answered, as well as those concerning the maintenance following.

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Seitenzahl: 316

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Gisela Enders

Wohl in meiner Haut

Glücklich und gesund mit jedem Gewicht

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Körperliebe – ein Recht für alle

Lebenserwartung und Gesundheit

Dicke und dünne Lebenserwartung

Diäten

Dicker Stress

Ausgrenzung wird früh erlernt

Dicke Menschen im Berufsleben

Stress bei der medizinischen Versorgung

Der Weg in ein glückliches und gesundes Leben

Mediendiät

Dicke Vorbilder und Bilder

Was Akzeptanz verändern könnte

Den Körper so annehmen, wie er ist

Bewegung, egal wie rund

Ruhe

Ernährung, ohne ans Essen zu denken

Wohl in meiner zweiten Haut

Mode – AUCH für Männer EIN THEMA

Wir sind nicht alleine auf der Welt

Liebe, Sex und Partnerschaft

Erfolgreich im Beruf – für dicke Menschen eine Utopie?

Erfolgreiche dicke Menschen

Der Umgang mit Tiefschlägen

Alltägliche Bemerkungen und der Umgang damit

Der Traum von einer besseren Welt

Weiterführende Links

Über die Autorin

Bereits erschienene Bücher

Impressum

Impressum neobooks

Vorwort

Sich im eigenen Körper wohl zu fühlen, rundum alles schön zu finden, ist leider für viele Menschen zu einem absoluten Fremdwort geworden. Morgens wird ängstlich auf die Waage gestiegen, der Blick in den Spiegel nach der Dusche ist selten mit Selbstliebe verbunden. Über den Tag verteilt wird Nahrung in gut und böse eingeteilt und leckere Dinge werden nur mit schlechtem Gewissen und den dazu passenden Bemerkungen verspeist. Sollte abends noch weggegangen werden, steht nicht der Genuss einer lauen Sommernacht oder der Spaß mit lieben Menschen im Vordergrund, sondern die Bewertung der Gäste nach Schönheitskriterien. Ganz zu schweigen von den Kommentaren übers Essen. Alles was schmeckt, wird zur Sünde.

Wie schade, dass soviel Energie in unserer Gesellschaft in einen Schönheits- und Gesundheitskult gesteckt wird, dem die meisten Menschen nicht gerecht werden können. Und wie erstaunlich, dass so wenige Menschen diese Kultur und diese Vorgaben hinterfragen. Dieses Buch hinterfragt den Schönheits- und besonders Schlankheitswahn. Viel Wohlsein im eigenen Körper orientiert sich am eigenen Gewicht. Dicken Frauen und Männern wird es abgesprochen, sich im und mit dem eigenen Körper putzmunter, beweglich, lebendig und sexy zu fühlen. Deshalb geht es in diesem Buch um Gewicht und die Chancen das Gewicht langfristig und gesund zu verändern. Leider sind diese Chancen sehr gering und neue Wege müssen sich auftun für Menschen mit Gewicht. Diese neuen Wege sind tatsächlich neu, manchmal revolutionär, manchmal erstaunlich einfach und manchmal erfordern sie Übung und Mut.

Gerne nutze ich dieses Vorwort, um ein bisschen über mich und meinen Werdegang zu berichten. Seit vielen Jahren ist es meine Leidenschaft, mich und andere Menschen bei der Akzeptanz ihres Körpers zu begleiten. Zunächst fing alles mit mir selber an. Ich habe über viele Jahre, wie so viele andere dicke Menschen, das Gefühl gehabt, dass ich ein vollständiges und erfolgreiches Leben erst führen könne, wenn ich endlich abgenommen hätte. Erst später habe ich begriffen, dass die vielen Diäten mich dick gemacht haben und mein Stoffwechsel heute sicherlich ein kleines Sensibelchen ist.

Glücklicherweise bin ich bereits recht früh in meinem Leben auf die damals noch recht kleine, aber existente Dickenbewegung in Deutschland gestoßen und habe später auch die deutlich größere Fat Acceptance Bewegung in den USA für mich entdeckt. Da gibt und gab es viel zu lernen. Das habe ich getan, ich erlebe dieses Lernen als einen fließenden Prozess. Mir und meiner Gesundheit hat es sehr gut getan, in den letzten 20 Jahren keine Diäten mehr zu machen und zu essen, nach was mir ist. Ich bin dabei auch nicht wie ein Hefekloß aufgegangen, sondern mein Gewicht verhält sich relativ stabil im hohen Bereich. Dankbar bin ich dafür, dass bisher auch nicht mehr Gelenkschwierigkeiten aufgetreten sind wie bei Gleichaltrigen. Die Prophezeiungen, die ich mir anhören musste, als ich mich vom Diäthalten verabschiedet habe, sind allesamt nicht eingetreten. Weder bin ich deutlich schwerer geworden, noch kann ich mich kaum bewegen, noch können meine Gelenke mich nicht tragen. Ganz zu schweigen von Diabetes und Herzkrankheiten, alles schön. Wobei ich damit nicht prahlen will, sondern in Demut dankbar bin. Denn ich glaube nicht, dass ich im wesentlichen für meine Gesundheit verantwortlich bin, sondern mein Körper und das Universum. Ich kann dazu beitragen, das ist alles.

Ich freue mich an meinem Körper. Mein Kleiderschrank ist relativ groß, und von Zeit zu Zeit habe ich viel Spaß daran, mich schick zu machen. Ich fühle mich aber auch wohl in meiner Haut, wenn ich Jeans und einen Pulli trage, die meiste Zeit ist das so.

Meine stetig wachsende Selbstliebe hat auch dazu geführt, einen wunderbaren Mann an meiner Seite zu haben. Einen Mann, der jedes Pfund an mir liebt und mich nach Kräften unterstützt. Dafür an dieser Stelle meinen herzlichen Dank, Thomas. Neulich schrieb eine Zeitung über mich: „Und sie ist sogar verheiratet!“. Ich fand, in diesem Satz steckt wieder eine gemeine versteckte Botschaft. Warum bitte sollen dicke Frauen nicht verheiratet sein?

Seit 2008 arbeite ich als Coach und begleite Menschen bei anstehenden Entscheidungen und Veränderungen und natürlich bei der Lösung ihrer meist beruflichen Probleme und Herausforderungen. Ein Bereich meiner Coaching- und Trainerinnentätigkeit widmet sich dicken Menschen. Diese kommen zu mir, weil sie sich selbst wohler in ihrer Haut fühlen wollen und weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie mit Diäten nicht weiterkommen. Im Buch finden sich viele Dialoge und Geschichten von meinen Klienten. Diese haben in dieser Form nie stattgefunden. Das Gespräch und die Arbeit sind ein sehr intimer Prozess und ich will nicht, dass Menschen und ihre ganze persönliche Entwicklung eins zu eins in einem Buch nachzulesen ist. Dennoch habe ich zum besseren Verständnis abgewandelte Dialoge in dieses Buch aufgenommen. Vielleicht findet sich die eine oder andere Person wieder, hoffentlich immer so verfremdet, dass dies als ein Beitrag gewertet werden kann, der anderen hilft, mehr Frieden mit dem eigenen Körper zu schließen.

In meiner Freizeit leite ich den Verein Dicke e. V. Hier setze ich mich für die Akzeptanz dicker Menschen ein, versuche, viele Menschen zu erreichen und zu informieren und als Lobby gegen die Diskriminierung dicker Menschen zu fungieren. Gerade der Kontakt mit vielen Menschen in diesem Netzwerk macht mir großen Spaß. Und der Online-Kurs und die Workshops „Wohl in meiner Haut“ des Vereins haben viel zur Entwicklung diesen Buches und der Übungen beigetragen.

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre des Buches. Viele Übungen brauchen Zeit, deshalb macht es sicherlich Sinn, das Buch stückchenweise zu lesen und immer wieder einzelne Arbeitsschritte aus dem 2. Teil auszuprobieren und bei Wohlgefallen einzuüben.

Viel Spaß

Gisela Enders

Körperliebe – ein Recht für alle

Warum ein Buch zum Thema Körperliebe? Es ist doch ein selbstverständliches Gut, was man eigentlich gar nicht erwähnen müsste. Aber so ist es leider nicht. Im Gegenteil. Die Arbeit am eigenen Körper, die Unzufriedenheit mit dem, was da ist, nimmt immer mehr zu. Und lässt Menschen zurück, die nicht mithalten können und wollen. Die dabei aber auch keinen eigenen Weg finden, so auszusteigen, dass sie danach sagen können: Ich entspreche keinem gesellschaftlichen Schönheitsideal, aber ich fühle mich rundum wohl und gesund. Leider haben fehlende Akzeptanz und Körperliebe Auswirkungen auf das ganze Leben. Sich in seiner Haut unzufrieden zu fühlen, schränkt das gesamte Potential eines Menschen ein. Leider leben wir noch nicht in einer Gesellschaft, die darauf aus ist, das volle Potential für alle Menschen möglich zu machen. Es wurden schon viele Ratgeber zur Potentialentfaltung veröffentlicht, dieser hier konzentriert sich auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, die sich selbst oft sehr einschränken, aber auch von der Gesellschaft eingeschränkt werden: Dicke Menschen oder auch Menschen, die das Gefühl haben, zu dick zu sein. Die Zielgruppe lässt sich noch weiter fassen, es ist geschrieben für alle Menschen, die ein Gewichtsthema mit sich rumtragen. Die sich schuldig fühlen, weil sie zu viel oder das Falsche essen, die kritisch den eigenen Körper betrachten und beim Gedanken an Bewegung nicht Spaß, sondern Soll-Erfüllung an erste Stelle setzen. Und an alle, die genervt sind von Gesprächen über Sünde am leckeren Tisch und mit tollen Nahrungsmitteln. An alle, die sich nicht mehr entschuldigen wollen für ihren Genuss und für das Leben mit Lust und Freude mit und am eigenen Körper. Hoffentlich auch für Sie!

Dabei soll es Sie begleiten auf Ihrem Weg, die Welt, in der Sie leben, zu hinterfragen. Ganz individuell, so wie es für Sie passt. Immer wenn ich mit Menschen in einen tiefer gehenden Austausch gehe, bin ich irgendwann beim Du. Es ist die persönlichere vertrautere Anrede, die meist mehr in Gang setzt. Deshalb habe ich mich auch dafür entschieden, Sie in diesem Buch zu duzen. Einfach weil ich Dich möglichst nah erreichen will.

Nun aber zurück zum Thema. Uns werden zu dem Thema Gewicht, Übergewicht, gesundes Essen und Bewegung viele Weisheiten verkauft. Jeder hat dazu etwas zu sagen, jeder will daran auch etwas verdienen. Gut ist alles, was mit Gewichtsabnahme zu tun hat. Der Mainstream vermittelt uns folgende Botschaften: Schlank ist gesund, Übergewicht ist ungesund. Dicke Menschen gefährden ihre Gesundheit und sollten ihre Anstrengungen, Gewicht zu verlieren intensivieren. Wenn es nicht klappt, haben sie nicht ausreichend lange und konsequent durchgehalten. Nur schlanke Menschen sind schön und erfolgreich... Und alles scheint zu funktionieren, auch wenn man bei genauem Nachfragen erfährt, dass der entsprechende wissenschaftliche Nachweis nur ein halbes Jahr lang geführt wurde oder Probanden, die den gewünschten Erfolg nicht aufzuweisen hatten, zur Fortführung der passenden Studie nicht mehr eingeladen wurden. Wenn eine Studie nachweist, dass eine besondere Abnehm-Methode funktioniert, wird sie reichlich in den Medien vorgestellt. Als die BMI-Grenze für Übergewicht heruntergesetzt wurde, waren die Medien voll von Nachrichten, dass eine Fett-Epidemie Deutschland überrollt. Dabei waren einfach nur Zahlen verändert worden. Es gibt aber auch Fakten jenseits des Mainstream. Und mit diesen soll dieses Buch einsteigen. Denn ohne einige flächendeckende Fehlinformationen zu hinterfragen, machen viele weitere Arbeitsschritte hin zu einem gesunden Leben, egal mit welchem Gewicht, keinen Sinn. Das wesentliche Totschlagargument auf dem Weg zu einem Leben in einem dickeren Körper ist meist die Gesundheit. Das wird dann auch oft angeführt: Du kannst Dich ja wohl fühlen und Dich hübsch finden, aber Deine Gesundheit. Du musst doch an Deine Gesundheit denken. Und dies möchte ich dann auch zunächst tun. Da eine Krankheit meine Gesundheit kurzfristig gefährden kann, aber oft nicht lebensbedrohlich ist, möchte ich dabei zunächst mit dem wichtigsten überhaupt anfangen, der Lebenserwartung.

Lebenserwartung und Gesundheit

Übergewicht wird in unserer Gesellschaft automatisch mit ungesund gleichgesetzt. Das zusätzliche Gewicht wird verantwortlich für viele Krankheiten und eine geringere Lebenserwartung gemacht. In der Folge verbringen viele, viele Menschen ihr Leben damit, das eigene Gewicht unter Kontrolle zu halten, zu verringern und zu bekämpfen. Denn nur so können wir lange leben.

Ist das wirklich so? Stimmen diese Aussagen oder sitzen wir hier einer Mehrheitsmeinung auf, die sich durch ernstzunehmende wissenschaftliche Untersuchungen nicht bestätigen lässt? Ernstzunehmend, weil Studien mit einer ausreichend großen Gruppe und Kontrollgruppe durchgeführt wurden. Über einen längeren Zeitraum. Und nicht finanziert durch Interessen- und Wirtschaftsgruppen, die bereits im Vorfeld wissen, an was sie verdienen und was für uns gut ist: Die Gewichtsreduktion.

Haben dicke Menschen per se eine andere Lebenserwartung als Menschen mit weniger Gewicht? Ja. Oder? Nein, überraschenderweise nicht. Das Gewicht ist kein Indikator für die Lebenserwartung. Wesentliche Faktoren, die die Lebenserwartung erhöhen, sind folgende Faktoren:

Angemessene und lustvolle Bewegung

Mäßiger Konsum industriell hergestellter Lebensmittel

Wenig Stress

Auf alle diese Punkte wird im Verlauf des Buches noch vertiefend eingegangen werden. Zunächst ist aber sicherlich interessant, sich einige Studienergebnisse zu Gemüte zu führen.

Bevor ich jetzt einige Studien vorstelle und in die Statistik einsteige, vorab einige grundsätzliche Worte zu Wahrscheinlichkeit, Statistik, Schicksal und Schuld. Studien erwecken in uns oft den Eindruck, Du musst das und das tun, dann wirst Du gesund sein. Quatsch! Maximal erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit, gesund zu sein, die sich aus statistischen Werten ergibt. Das Schicksal kann auch anders zuschlagen. Du kannst Dich Dein Leben lang ungesund verhalten (nach welchen Studien auch immer) und lebst trotzdem glücklich und gesund ein langes Leben. Und Du kannst jede Studie akribisch befolgen und plötzlich bist Du trotzdem krank. Unser Leben ist nicht planbar, wir können maximal die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Die Crux ist, dass beim Thema Gewicht ganz viele Schuldgefühle ins Spiel kommen. Wenn ich jetzt nicht abnehme, werde ich später krank werden und daran bin ich dann ganz alleine schuld. Kennst Du diesen Gedanken? Wenn ja, er ist fies. Und ein Phänomen einer Gesellschaft, die versucht, alles unter Kontrolle zu haben und Schicksalsschläge nicht als solche solidarisch anzugehen, sondern dies wenn möglich dem einzelnen „Schuldigen“ zur Last zu legen. Auch die Studien, die im Anschluss vorgestellt werden, sind zunächst nur Aussagen über die Wahrscheinlichkeit eines gesunden, langen Lebens. Natürlich gibt es auch Menschen, die dies alles nicht machen und trotzdem gesund und munter ein langes Leben leben. Und wahrscheinlich auch welche, die ihr Leben lang akribisch jede Kalorie zählen und damit sehr alt werden. Letztlich stecken wir nicht drin.

Die andere Seite aber auch nicht. Die andere Seite? Damit meine ich Ärzte, die mit einer schlichten Blickdiagnose Dein Gewicht als Dein größtes Problem ausmachen. Damit meine ich die Diätindustrie, die mit der Verheißung der Gewichtsabnahme viel Geld verdient, und damit meine ich viele andere wohlmeinende Stimmen, die zu unserem eigenen Besten und wegen unserer Gesundheit meinen, uns unerbetene und nicht funktionierende Ratschläge zu erteilen. Und damit meine ich vielleicht auch Dich selber. Weil Du Dir selbst Vorwürfe machst und Dir die Schuld daran gibst, das eigene Leben (= Gewicht) nicht unter Kontrolle zu haben.

Diese andere Seite versteckt sich schnell hinter Zahlen und Statistiken. Sie reden auch ungern über dicke Menschen, sondern reden von Übergewicht, Adipositas und anderen medizinischen Begriffen. Dabei wird oft übersehen, dass es sich um Menschen handelt. Die Epidemie, vor der sie warnen, ich bin ein Teil davon.

Eine Hauptzahl, die dafür herhalten muss, ist der sogenannte Body Mass Index. Einst überhaupt nicht entwickelt, um als gesundheitlicher Maßstab zu fungieren, sondern um Menschen in Kategorien für eine Versicherung einzuteilen. Über diese Sinnhaftigkeit kann man bereits streiten, aber den Body Mass Index als Gesundheitskriterium zu führen, macht überhaupt gar keinen Sinn. Trotzdem werden alle wissenschaftlichen Studien nach dem BMI geführt und entsprechend brauchst Du vielleicht die Formel, um auszurechnen, welchen Body Mass Index Du hast. Aber die Zahl sagt genauso viel aus über Dich, wie die Quersumme aus Deiner addierten Postleitzahl und Hausnummer. Deinen BMI kannst Du errechnen, indem Du Dein Gewicht durch Deine Größe im Quadrat teilst. Nur damit Du auf eine passende Zahl kommst. Wie gesagt, in meinen Augen ist diese Zahl als Indikator für Gesundheit nicht brauchbar. Zumal sie nicht erheben kann, wie kräftig jemand gebaut ist und wieviel Muskelmasse vorhanden ist. Alles Faktoren, die schwer, aber nicht krank machen. Wenn Gewicht oder Fettmasse überhaupt krank machen kann.

Welche Seite hat nun aber Recht? Wenn man einen Arzt fragt, auf welche wissenschaftlichen Studien er sich beruft, wird man zunächst meist ausweichende Antworten und Allgemeinplätze zu hören bekommen. Einige wenige Ärzte, die genauer untersucht haben, welche Studien in welcher Ernsthaftigkeit durchgeführt wurden, kommen zum Ergebnis, dass es kaum seriöse Studien gibt. Die wenigen seriösen und damit auch meist groß angelegten Studien kommen dann zu überraschenden Ergebnissen, die unser Thema in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Viele andere Studien sind eher interessensgeleitet, zahlreiche davon werden von der Pharma- und Diätmittelindustrie finanziert. Unterstützt werden sie – ob bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt – von den Medien, die falsche Schlagzeilen übernehmen, eben weil es eine Schlagzeile werden kann.

Ein drastisches Beispiel habe ich bereits kurz erwähnt: Die Dicken-Epidemie. Plötzlich wurde aus Übergewicht eine Massenkrankheit, die für einige Wochen oder gar Monate immer wieder die großen Überschriften der einschlägigen Tagespresse bestimmt hat. Wie kam es dazu?

Warum es immer mehr Dicke gibt

In den USA war durch mehrere groß angelegte wissenschaftliche Studien nachgewiesen worden, dass die Lebenserwartung erst ab einem BMI von 40 und mehr sinkt. Es wäre also eigentlich sinnig gewesen, das Risiko durch Übergewicht vom BMI 30 auf 40 hochzusetzen. Stattdessen wurden an einem Tag Millionen von Menschen zur Risikoklasse Adipositas hinzugezählt. Sie wurden sozusagen über Nacht dick. Denn die riskante Schwelle für Übergewicht wurde auf ein BMI von 25 zurückgestuft. Warum das? Gegen alle Studien? Linda Bacon ist dem nachgegangen und fand erstaunliches heraus: Die US-amerikanische Regierungskommission war gebeten worden, der WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht in den Rücken zu fallen und diese hatte einige Zeit davor diese Zahlen so angepasst. Und wer war für diese Senkung verantwortlich? Die International Obesity Task Force – eine wissenschaftliche Organisation. Auf den ersten Blick. Wenn man schaut, woher diese ihre Fördermittel erhalten, wird vieles klarer. Wesentliche Gelder kommen aus der Pharmaindustrie, konkret Hoffmann-La Roche (Hersteller des Gewichtsabnahmemedikaments Xenical) und Abott Laboratories (diese stellen ein ähnliches Medikament namens Meridia her). Weiterhin kommen zahlreiche Gelder von Firmen, die an Gewichtsoperationen verdienen. Noch Fragen? (Linda Bacon, Health at every size, S. 153–154, Dallas 2010)

Auch in Deutschland hatten diese Zahlen der WHO Einfluss. Erst seitdem die Bemessung für Übergewicht auf ein BMI von 25 gesenkt wurde, hatten wir es hier mit Schlagzeilen wie „Epidemie Übergewicht“ oder „Die Deutschen werden immer dicker“ zu tun. Denn auch in Deutschland wurden Menschen über Nacht als dick eingestuft, die sich selbst wahrscheinlich gar nicht als dick bezeichnen würden.

Dicke und dünne Lebenserwartung

Kommen wir zurück zu der Frage der Lebenserwartung. Denn was ist schon ein zu hoher Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck, wenn man damit gut alt werden kann? Was also sagen Studien zum Thema Lebenserwartung aus? Macht es einen Unterschied, ob man mehr wiegt oder weniger? Nein, der Unterschied ist minimal. Überraschend, oder? Der Unterschied liegt im Bereich der Bewegung. In der Frage, wie fit man ist. Dicke fitte Menschen haben ein minimales Risiko früher zu sterben, als die Kontrollgruppe der normalgewichtigen, fitten Menschen. Weniger fitte Menschen erhöhen ihr Risiko dagegen erheblich, allerdings auch schon bei normalgewichtigen Menschen, wenn auch nicht so stark wie bei Menschen mit mehr Gewicht.

Dies sind die Ergebnisse einer groß angelegten Studie mit 25.000 erwachsenen Männern, die von 1970 bis 1994 durchgeführt wurde. Dabei musste in regelmäßigen Abständen der Fitnesslevel nicht selbst eingeschätzt, sondern auf einem Testrad nachgewiesen werden, auch das Gewicht wurde vor Ort ermittelt und nicht einfach selbst angegeben. (Wei M et al (1999). Relationship between low cardiorespiratory fitness and mortality in normal-weight, overweight, and obese men. JAMA, 282(16): 1547-1553.)

Für mich waren diese Ergebnisse faszinierend und ich weiß, dass diese Studie auch bei vielen anderen dicken Menschen sehr entlastend gewirkt hat. Diese ganze Sorge um unser Gewicht hat nichts mit einer verringerten Lebenserwartung zu tun. Wir können einfach dick bleiben und ein gesundes Leben leben. Allein Bewegung ist wichtig und wenn wir diese so gestalten, dass man sie nicht tut um abzunehmen, sondern um Spaß zu haben, dann verändert sich auch hier die Zielstellung und Spaß am eigenen Körper wird wieder ganz anders möglich. Nun könnte man natürlich sagen, was ist schon eine einzige Studie, es gibt zig Studien, die was anderes beweisen. Natürlich gibt es zahleiche Studien, die das Gegenteil beweisen wollen, aber hier ist es gut und manchmal leider auch sehr aufwendig, sich das Studiendesign anzuschauen. Aber jenseits anderer Studien gibt es noch einige großangelegte Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen, bzw. das Thema Gewicht in einem deutlich entspannteren Licht erscheinen lassen.

Eine Langzeit-Studie über 25 Jahre und mit 570.000 untersuchten Personenjahren hat in den USA herausgefunden, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 ein tendenziell geringeres Risiko haben, an bestimmten Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs und anderen Krankheiten zu sterben. Spannend oder? Gerade bei Herzerkrankungen wird systematisch das Gegenteil behauptet. (Flegal KM et al (2007). Cause-specific excess deaths associated with underweight, overweight and obesity. JAMA,298(17):2028-2037.)

Es gibt noch weitere Langzeitstudien, die alle zu ähnlichen Ergebnissen kommen und die dem Mainstream Lüge strafen:

2010 hat eine Studie in Kanada nachgewiesen, dass ein erhöhtes Todesrisiko für Menschen mit einem BMI von 19,5 bis 34,9 nicht signifikant festgestellt werden kann. Und interessant dabei, Menschen mit einem BMI größer 35 haben immer noch ein geringeres Risiko früh zu sterben als Menschen mit einem BMI unter 19. In der Studie in Kanada wurden 12.000 Frauen und Männer über einen Zeitraum von 12 Jahren begleitet. SILVER SPRING, 2010

In einer 7jährigen Studie mit 90.000 Frauen konnte ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und erhöhtem Sterberisiko nicht nachgewiesen werden. McTigue u.a., JAMA, 2006

Farrell u.a. untersuchten über 9.000 Frauen über einen Zeitraum von 11 Jahren und konnten auch hier kein erhöhtes Todesrisiko in Zusammenhang mit Übergewicht nachweisen. Obesity Res, 2002

In einer Studie mit Senioren konnte in der Physicians Health Study kein schädlicher Effekt für übergewichtige Männer (BMI 25-<30) festgestellt werden. Erforscht wurde die Wahrscheinlichkeit, das 90ste Lebensjahr zu erreichen. Yates u.a, Arch Int Med, 2008

In China wurde eine richtig große Studie durchgeführt mit 170.000 Erwachsenen, die über einen Zeitraum von 9 Jahren untersucht wurden. Gu u.a. fanden heraus, dass das Todesrisiko unter Menschen mit Übergewicht geringer ist, als das für Menschen mit Normalgewicht. JAMA, 2006

In Finnland wurden über 2.000 Männer und Frauen in einem Alter zwischen 35-63 über 16 Jahre lang untersucht. Hier fand sich das geringste Todesrisiko bei übergewichtigen Männern und Frauen. Haapenen-Niemi et al, Int J Obesity, 2000

Engeland u.a. analysierten in Norwegen die Gesundheitsdaten von 2 Millionen Norwegern, im Alter zwischen 20 und 74, bei welchen Größe und Gewicht über einen Zeitraum von 22 Jahren dokumentiert und beforscht wurden. Aufgrund ihrer Ergebnisse forderten die Forscher, dass das BMI für Normalgewicht auf 25 – 30 hochgesetzt werden soll, weil in den BMIs unter 25 das Todesrisiko höher läge als bei übergewichtigen Menschen. Epidemiology, 2003

Wenn man sich diese Daten anschaut, kann man schon sehr ärgerlich werden. Wenn man sie nämlich in Bezug setzt zu Vorurteilen und Urteilen, die dicken Menschen in der Gesellschaft, aber eben auch im medizinischen Umfeld begegnen. Dann wird deutlich, dass wir jenseits wissenschaftlicher Erkenntnisse behandelt werden und uns behandeln lassen.

Gewicht ist kein grundsätzlicher Indikator für Krankheit oder Gesundheit.

Er kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht. Und in den meisten Fällen tut er es eben nicht. Spannend sind Möglichkeiten für den eigenen individuellen gesunden Lebensstil. Dies gilt für alle Menschen, egal wieviel sie wiegen. Und es kann sein, dass ein dicker Mensch einen deutlich gesünderen Lebensstil lebt, als ein Mensch mit deutlich weniger Gewicht. Gewicht ist eben nicht ein Indikator dafür. Diese Liste lässt sich verlängern, spannend ist außerdem, dass es keine Studie gibt, die mit einer ausreichend großen Zahl an Probanden das Gegenteil nachweist.

Diäten

Die Methode funktioniert nicht, nicht der Mensch

Nach den Studien zur Lebenserwartung könnte der nachfolgende Abschnitt zum Thema Diäten eigentlich wegfallen. Warum abnehmen, wenn die Lebenserwartung dadurch nicht gesteigert wird? Dennoch spielen Diäten für viele Menschen eine große Rolle und eine kritische Auseinandersetzung damit soll hier nicht fehlen.

Ich kenne keinen dicken Menschen, der nicht bereits mehrmals in seinem Leben versucht hat, abzunehmen. Die meisten Diätkarrieren beginnen in der Pubertät. Der Körper entwickelt sich und dabei werden von Mitschülern, Eltern und zum Teil auch von den Lehrern sehr rigide Kriterien angelegt, wie dünn man zu sein hat. Möglichst rappeldünn, je dünner, je besser.

Bis plötzlich auffällt, dass eine Essstörung vorliegen könnte. Dann dreht sich das Blatt. Oft zu spät – aber dieses dramatische Thema soll uns jetzt hier nicht beschäftigen. In jedem Fall versucht die Mehrheit der Jugendlichen, die keine sehr schlanke genetische Disposition mitbringen, sich mit Ernährungsbeschränkungen und Bewegung möglichst schlank zu hungern bzw. zu trainieren.

Für viele Menschen ist es aber nicht mit ein oder zwei Diäten in der Pubertät getan. Im Gegenteil, der Körper will sich einfach nicht an die Kontrolle halten und es heißt, in regelmäßigen Abständen sich wieder zu kasteien und die Nahrungszufuhr auf ein Kalorienniveau abzusenken, die der Körper nur als Hungersnot interpretieren kann. Die anschließende Gewichtszunahme wird als Kontrollverlust und eigenes Versagen interpretiert. In zahlreichen Zeitschriften, in Fernsehsendungen und sogar in vielen Arztpraxen wird doch vermittelt, dass eine Gewichtsabnahme kein Problem ist. Also geht der Kampf gegen den eigenen Körper weiter. Aber vielleicht ist es gar nicht die eigene Willensschwäche und der eigene Körper, der hier versagt? Vielleicht ist die empfohlene Methode einfach der falsche Weg?

Wie würde man reagieren, wenn bei einer Krankheit die Ärztin einem eine Behandlungsmethode empfiehlt, die wissenschaftlich nachgewiesen die Chance von 5% hat, zu einer Besserung beizutragen? Und die dazu noch eine ganze Reihe von anderen Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt?

Für Diäten sieht die Statistik genau so aus. Zusammengefasst lässt sich sagen: Diäten funktionieren auf eine lange Sicht nicht, sie erhöhen die Chance, mehr Gewicht zuzulegen, sind für zahlreiche Krankheiten verantwortlich und untergraben massiv ein positives Lebensgefühl.

Gewichtszunahme ist nicht die Schuld und das Versagen der einzelnen Person. Sie hat nichts falsch gemacht! Jenseits aller Werbesprüche und Motivationstexte in Frauenzeitschriften ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen: Die Behandlungsmethode ist die falsche, nicht die Menschen, die diese anwenden. Dazu einige Hintergründe: Der Jo-Jo-Effekt dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Kurz zusammengefasst: Der Körper kennt keine Diäten, sondern Hungersnöte. Nach jeder Hungersnot verbessert er seinen Stoffwechsel, um mehr Energie aufzunehmen und in Form von Fett zu speichern. Kluger Schachzug – denn die nächste Hungersnot kommt bestimmt. Mit dieser Form der Dauerdiäten haben es einige Menschen geschafft, einen extrem effektiven Stoffwechsel aufzubauen, der mit nur wenigen Kalorien für den Grundumsatz auskommt und alle weiteren Kalorien munter speichert. Dumm für uns – evolutionstechnisch macht dies aber durchaus Sinn. Dazu kommt, dass unsere Stoffwechsel grundsätzlich sehr unterschiedlich funktionieren und es nachgewiesener Weise längst nicht so ist, dass eine Kalorie bei jedem Menschen gleich viel Energie spendet. Es gibt Menschen, die können damit mehr anfangen und andere weniger. Es gibt Menschen, die nehmen bei erhöhter Nahrungsaufnahme zu und andere tun dies in einem deutlich geringeren Umfang.

Bei manchen Menschen ist der Jo-Jo-Effekt deutlich nachvollziehbar, wenn diese ihre Diätgeschichte dokumentieren. Bei anderen verschwimmt er, weil sich natürlich eine Gewichtszunahme Jahre später und meistens sehr schleichend einstellt. Sie ist nicht unmittelbar der Diät von anno dazumal zuzuschreiben und möglicherweise wird durch neue Diäten ein Jo-Jo-Effekt immer wieder hinausgezögert. Dennoch waren die Diäten langfristig nicht erfolgreich. Warum ist das so?

Warum scheitert die Behandlungsform Diät?

In unserer Gesellschaft dominierten und dominieren auch heute noch bestimmte Schönheitsideale. Diese werden besonders bei Frauen angewendet, aber zunehmend gilt dies auch für Männer. Im Vergleich zur vorletzten Jahrhundertwende wird das weibliche wie männliche Schönheitsideal immer dünner. Models, die uns heute Mode präsentieren, sind unnatürlich dünn, viele von ihnen leiden unter Magersucht. Ganz davon abgesehen, dass Models in Zeitschriften nichts mehr mit ihrem wirklichen Selbst zu tun haben, Photoshop macht es möglich. Obwohl wir oft wissen, dass diese Bilder nichts mit der Realität zu tun haben, setzen sie sich in unseren Köpfen fest und wir versuchen, mit Diäten und Selbstbeherrschung diesem Schönheitsideal zu entsprechen. Um unseren Körper dem herrschenden Schönheitsideal anzupassen, wenden sehr viele die vordergründig einfache, schnellste und effektivste Maßnahme an – sie reduzieren die Nahrungsaufnahme und machen eine Diät.

Aber Diäten funktionieren nicht! Der einfachste Beweis sind die vielen dicken Menschen, die es gibt. In der westlich industrialisierten Welt wird ein hoher Druck gegenüber dicken Menschen ausgeübt. Er ist so hoch, dass viele dicke Menschen meinen, kein glückliches Leben führen zu können. Dennoch nehmen sie nicht ab, sondern bleiben dick. Das kann einfach nicht an ihrer fehlenden Willensstärke liegen, denn dicke Menschen bringen enorm viel Willen auf, um dem Leidensdruck, der auf sie ausgeübt wird, zu entrinnen. Es ist wenig bekannt, aber wissenschaftlich nachgewiesen worden und ich kann es nur immer wieder betonen: Nur 5% aller Diäten funktionieren auf eine Sicht von 5 Jahren. Bei den 5% handelt es sich übrigens oft um „Ersttäter“, bei denen der Stoffwechsel vermutlich noch relativ intakt ist.

Was sind Diäten?

Diäten sind erstmal nur „Nahrungspläne”, in unserem Zusammenhang sind Diäten aber grundsätzlich als Diäten zur Gewichtsreduktion zu verstehen. Die Nahrungsaufnahme wird entsprechend reduziert, je nach Diät werden bestimmte Lebensmittel ausgetauscht oder die gesamte Nahrungsaufnahme verringert.

Bisher gibt es kein Mittel oder Rezept, das Gewicht niedrig zu halten, wenn man wieder zu einer normalen Ernährung übergeht. Selbst beim jahrelangen Diäthalten, kommt es bei vielen Menschen wieder zu einer Gewichtszunahme, obwohl sie weiterhin reduziert essen. Diäten gibt es zahlreiche, die meisten dicken Menschen haben jahrelang Diäten ausprobiert und dabei eins auf jeden Fall erreicht – sie haben ihren eigenen Stoffwechsel mindestens aus der Ordnung gebracht, wenn sie ihn nicht sogar in gänzliche Unordnung gebracht haben.

Menschen sind nicht einfach nur dick, weil sie zu viel essen, sondern es gibt zahlreiche Ursachen für das sogenannte „Übergewicht“. Ein Großteil liegt in der genetischen Disposition, aber auch unser Ernährungsangebot, unser Lebensstil und letzten Endes auch unsere Sucht nach Schlankheit können eine Rolle spielen. Die unterschiedlichen Gründe sind oft miteinander kombiniert und viele dicke Menschen werden deshalb lange brauchen, um die jeweiligen eigenen Gründe zu ermitteln. Und viele finden es nie heraus, eben weil der Körper komplex ist und nicht einfach nach den Spielregeln funktioniert, die suggerieren: Iss weniger und beweg Dich mehr, dann wirst Du weniger.

Genetische Ursachen

Das Schicksal, schlank oder dick zu sein, ist zu einem Großteil vererbt. Das bedeutet: Die Möglichkeiten des Körpers und die Bandbreite, mit der er auf hohe oder niedrige Kalorienzufuhr, wie auch auf hohen oder niedrigen Energieverbrauch, zu reagieren vermag, ist zum Teil eben bereits genetisch festgelegt. Deshalb entwickeln sich unterschiedliche Menschen in derselben Umwelt, die derzeit durch Überernährung und Bewegungsmangel gekennzeichnet ist, individuell anders. Die einen bleiben, obwohl sie sich kaum bewegen und ungesund ernähren, schlank; die anderen halten trotz Fitnessstudio und kontrollierter Ernährung ihr hohes Gewicht und legen von Zeit zu Zeit noch zu. Wie stark im Einzelfall die Genetik hineinspielt, mögen folgende Beispiele belegen: Nur rund zehn Prozent der Kinder, die zwei schlanke Elternteile haben, werden später übergewichtig sein. Ist jedoch ein Elternteil dick, werden schon vierzig Prozent der Kinder später ebenfalls dick, und wenn gar beide Elternteile übergewichtig sind, können siebzig bis achtzig Prozent der Kinder diesem Schicksal nicht entgehen. (Burton-Freemann, B. Fat and satiety, Rosemont, Illinois 1996, zitiert aus Nicolai Worm „Diätlos glücklich“, S. 56)

Wie stark das mehr an Gewicht dann jeweils ausgeprägt ist, wird noch zu vierzig bis fünfzig Prozent über Gene festgelegt. (Holt, S.H.A., Brand-Miller, J.C., Petocz, P. et al. A satiety index of common foods. Eur.J. Clin. Nutr. 1995; 49:675-690 zitiert aus Nicolai Worm „Diätlos glücklich“, S. 56)

Berühmt geworden sind Untersuchungen an Zwillingen, die gezeigt haben, dass Geschwister, die jeweils in einer ganz unterschiedlichen Umwelt aufwachsen, im Laufe des Lebens meist ein fast identisches Körpergewicht entwickeln. Man findet bezeichnenderweise auch einen viel engeren Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht von Adoptivkindern – wenn diese erwachsen sind – und ihren biologischen Eltern als mit den Adoptiveltern. (Poppott, S.D., Prentice, A.M. Energy density and its role in the control of food intake: evidence from metabolic and community studies. Appetite 1996; 26:153 – 174, zitiert nach Nicolai Worm: „Diätlos glücklich“,S.56)

Die genetischen Anlagen werden in den meisten Fällen nicht gesehen, sie werden in unserer schlankheitsfixierten Gesellschaft systematisch übersehen. Für viele dicke Menschen ist es eine absolute Offenbarung, dass sie vielleicht nicht dick sind, weil sie zu viel essen, sondern dass dies ihnen – wie ihre braunen Augen – genetisch mitgegeben worden ist. Während wir nie auf den Gedanken kämen, einer besonders großen Frau oder einem kleinen Mann, beides eher benachteiligende Faktoren in unserer Normgesellschaft, ihre genetische Disposition abzusprechen, machen wir uns selbst und unsere Umwelt uns ständig Vorwürfe für unseren dicken Körper – einer häufig schlichten genetischen Veranlagung.

Wandel unserer Ernährungsgewohnheiten

Ernährungsbedingt geht es uns in den industrialisierten Ländern seit dem zweiten Weltkrieg immer besser. Hunger ist in Deutschland fast unbekannt. Die Kosten für Lebensmittel sind im Vergleich zu anderen Kosten des alltäglichen Lebens immer mehr gesunken. Das Angebot ist vielfältig, wir können uns über die Fülle nicht beklagen. Dennoch hat diese Fülle ihre Tücken. Verstärkt werden verarbeitete Nahrungsmittel angeboten, also Fertiggerichte, die die weitere Zubereitung vereinfachen, die aber meist über einen hohen Fett- und Zuckeranteil verfügen. Aufgrund unseres Lebensstils, der sich für viele dadurch kennzeichnet, wenig Zeit für die Nahrungszubereitung zu finden, greifen wir gerne auf solche Fertigprodukte zurück. Aber dennoch - auch hier gibt es Menschen, die von diesem Angebot nicht dicker werden und andere, die dies tun.

Ein Grund liegt im unterschiedlichen Stoffwechsel, dem komplizierten Prozess, wie unser Körper und unser Gehirn Energie benötigen und wiederum verarbeiten. Der Stoffwechsel ist bei vielen Menschen, die Diäterfahrung gemacht haben, komplett durcheinander. Er sorgt vor, für Zeiten des Mangels. Die hat er bereits erlebt, und dies könnte in Zukunft wieder vorkommen.

Gestörtes Essverhalten durch Diäten

Diäten verursachen durch die künstliche Steuerung der Nahrungsaufnahme oft sehr starke Probleme im Essverhalten. Nach einem kurzen oder auch längeren Zeitraum der „Beherrschung und Disziplin”, entwickelt sich Heißhunger auf „verbotene Nahrung” und im Zweifel auch Fressanfälle, die bis zu einer Esssucht führen können. Die Erkenntnisse über diese Probleme sind an sich nicht neu. Ein Feldversuch gab darüber schon 1944 Auskunft. Am Ende des zweiten Weltkrieges wollte man in den USA genauer wissen, welche Folgen das Hungern hat. 1944 nahmen 36 junge, gesunde Männer in Minnesota (USA) an einem Experiment teil. Für drei Monate erhielten sie eine normale, sättigende Kost. Dann folgte eine sechsmonatige Hungerphase, in der ihre Ration halbiert wurde. Anschließend gab es noch einmal drei Monate lang ausreichend zu essen. Diese Studie ließ damals schon erahnen, welche Probleme später durch die Diäten auf uns zukommen würden. Denn sie zeigte, dass Kalorienrechnen keinen Sinn hat, da der Körper versucht, dem drohenden Gewichtsverlust entgegenzuwirken. So kam es, dass die Versuchspersonen im Durchschnitt nur etwa halb soviel abnahmen, wie rein rechnerisch aufgrund der „Kalorieneinsparung” zu erwarten gewesen wäre. Es lag daran, dass ihr Grundumsatz bis zu 40 Prozent reduziert war, und dass sie ihre körperlichen Aktivitäten verringert hatten. Aber auch die Essgewohnheiten der Teilnehmer veränderten sich: Sie sprachen ständig übers Essen und litten unter Konzentrationsstörungen, ihr sexuelles Interesse sank, Depressionen und Stimmungsschwankungen peinigten sie – alles Dinge, die wir heute von Diätgeschädigten kennen. Die Sättigungsregulation der „Testhungerer” war gestört, zum Teil so nachhaltig, dass die Probleme auch nach Versuchsende nicht verschwanden: Es kam zu Heißhungeranfällen, es fiel ihnen schwer, mit dem Essen aufzuhören, das Sättigungsempfinden war geschwächt und trat nur zögernd ein.

Obwohl mit diesem Experiment schon früh erkannt wurde, dass sich das Gewicht eben nicht einfach durch Kalorienzählen regulieren lässt, hat sich diese Erkenntnis leider nicht durchgesetzt, sondern wurde fast komplett verschwiegen.

Was kontrolliert das Gewicht?

Unser natürliches Gewicht wird überwiegend durch unsere Gene bestimmt. Zahlreiche Studien haben versucht nachzuweisen, dass dicke Menschen mehr und anders als dünne Menschen essen. Alle sind sie gescheitert. Einige wiesen stattdessen nach, dass dicke Menschen weniger essen als Dünne.

Eines der größten Probleme mit Diäten ist die Annahme, dass das Gewicht im Magen bestimmt wird. Unsere Verdauung wird aber, wie die meisten Körperfunktionen, durch unser Gehirn gesteuert, durch den Hypothalamus. Im Gehirn wird der sogenannte Gewichts-Setpoint reguliert. Wie ein Thermostat variiert unser Gewicht leicht, je nach äußeren Einflüssen, wie Temperatur, Nahrungsmenge und -qualität sowie Bewegung. Dennoch gilt dies höchstens für 10 – 15 Prozent des Gewichtes eines Menschen. So kann das Gewicht zwischen fünf und zehn Kilo pendeln, wenn das Essverhalten nicht kontrolliert wird. Dabei kommt es auch bei dieser Gewichtsregulation bereits zu Unterschieden. Das Gehirn will in jedem Fall versorgt werden. Egal, wie sehr Mangel herrschen mag, zunächst achtet das Gehirn darauf, mit Energie – konkret Glykose – versorgt zu sein. Steht dieses nicht zur Verfügung oder kann auf die entsprechenden Speicher nicht zugegriffen werden, kommt es zu Heißhungerattacken. Und alles, was dann doch nicht benötigt wird, wird gelagert. Aber auch hier gibt es Unterschiede, die Achim Peters erforscht hat.

Ob Prüfungen, konzentrierte Bildschirmarbeit oder Spannendes im Kino, das Gehirn braucht Energie und startet sein Programm, genauso wie es dies bereits in der Steinzeit getan hat. Adrenalin und Kortisol fluten ins Blut, wie Jäger und Sammler dies für überwiegend körperliche Aktivitäten benötigen und verbrauchen würden. Doch in der Moderne wird die wieder und wieder bereitgestellte Energie so nicht benötigt – das System gerät aus dem Gleichgewicht.

Unsere archaische Neurobiologie lässt auf Dauer nur wenige Menschen ungeschoren davonkommen. Die überwiegende Mehrheit, etwa 80 Prozent, leidet darunter. Sie lässt sich laut Peters aus noch ungeklärten Gründen in zwei etwa gleich große Gruppen aufteilen: Typ A läuft unter Stress innerlich hochtourig und wirkt zielstrebig. Sein Hirn ist dank effizienter Zuckerpeitsche reichlich mit Energie versorgt. Deshalb isst er eher zu wenig und nimmt ab. Typ B hingegen lässt es ruhiger angehen, wirkt eher hartnäckig. Dennoch haben die häufigen Stress-Signale Auswirkungen. Körpereigene Beruhigungsstoffe (Cannabinoide) beginnen die steten Stress-Signale zu dämpfen, und als Folge wird Insulin nicht mehr effizient ausgebremst. Daher fühlt sich das Hirn unterversorgt, die körpereigenen Zuckerreserven liefern ihm zu wenig Treibstoff. Als Konsequenz daraus zwingt das Hirn den Körper zu verstärkter Nahrungsaufnahme. So erhöht es den Blutzuckerspiegel weiter – und von dieser Energieeskalation profitiert auch das Fettgewebe. Das Körpergewicht steigt.

Gesellschaftlich könnte man nun sagen, dass die Menschen vom Typ A das bessere Los gezogen haben. Denn sie bleiben trotz Stress schlank. Dafür ist ihr Risiko größer, an Depressionen und Burn-out zu erkranken. (Artikel aus der Zeit vom 13.3.2011 – „Despot im Kopf“)

Und – wir haben nicht die Wahl nach welchem Programm unser Gehirn aktiv wird. Von daher ist es gut, um diesen Mechanismus zu wissen und es ist gut zu wissen, dass sich mit gezielter Entstressung des Lebens ein Mehrwert für das Gehirn und dessen Steuerung erreichen lässt. Aber die Wahl, welches Steinzeitprogramm unser Gehirn wählt, die haben wir nicht. Bleibt der Trost, dass beide ihre Nachteile mit sich bringen.

Je mehr man die Biologie der Gewichtsregulation versteht, desto mehr sieht man, ungeachtet des Gewichtes, wie Diäthaltende gegen den natürlichen Widerstand ihres Körpers ankämpfen.

Gewichtsverlust zu erreichen, ist kurzfristig relativ leicht, aber diesen Verlust aufrecht zu erhalten, ist sehr schwierig.

In den meisten Fällen gehen wir anti-biologisch vor. Körpergewicht wird durch das Gehirn und den Stoffwechsel reguliert, ebenso wie viele andere biologische Prozesse (z. B. Körpertemperatur, Herzrhythmus und Blutdruck). Innerhalb einer gewissen Grenze geht der Körper bemerkenswert weit, um ein Gleichgewicht oder einen Ausgleich zu erhalten. In Bezug auf das Gewicht gilt für dieses Gleichgewicht eben der Set-Point des Körpers. Wenn das Körpergewicht sich reduziert, wird der Stoffwechsel verlangsamt, so dass weniger Kalorien verbraucht werden, um das niedrigere Gewicht zu halten und nicht noch mehr zu verlieren. Zusätzlich zu diesen körperlichen Veränderungen, mit denen der Körper versucht, das Ungleichgewicht, das durch den Gewichtsverlust ausgelöst wurde, zu verbessern, verstärkt sich auf natürliche Art die vorrangige gedankliche Beschäftigung des Diäthaltenden mit Nahrung und Hunger. Dies ist ebenfalls ein Teil der Bemühungen des Systems, das Gleichgewicht zu erhalten.