WOKE – Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht - Zana Ramadani - E-Book

WOKE – Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht E-Book

Zana Ramadani

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Beschreibung

Sie halten sich für wissend und klüger als die Mehrheit: die »Aktivisten« der WOKENESS. Ihr Marsch durch die Institutionen verändert die Regeln in Hochschulen, Verwaltung, Medien und Parteien. Im Kampf für immer mehr angebliche Opfergruppen nötigen sie der Mehrheit neue Regeln auf - ohne demokratische Legitimation. Was die WOKEN für eine egalitäre Politik halten, ist eine elitäre. Wer sich wehrt, wird ausgegrenzt und diffamiert. Wohin aber gehen Menschen, wenn sie sich von den Säulen des Staats bevormundet sehen? WOKENESS ist toxisch für die Demokratie, ein Segen für die Rechtsaußen. Eine muslimisch-migrantische Feministin und ein »alter weißer Mann« fürchten: Unsere Demokratie ist in Gefahr.


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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumEinleitung1. Wer sind die Woken, und was wollen sie?Sternchenmenschen: Die Inflation der Identitäten2. Sexismus: Wo sind Frauen (noch) benachteiligt – und weshalb?3. Sex und Gender: Wann ist ’ne Frau ’ne Frau?4. Gar nicht woke: Geschlechtsangleichende Operationen bei Jugendlichen5. Gendern: Gleich, gleichwertig, gleichberechtigt dank Sternchen?6. Double Standards: Rassismus, Antisemitismus, IslamophobieSternchenmacher: Die Wegbereiter der Wokeness7. Houses of Wokeness: Vorauseilender Gehorsam in Kultur und Medien8. Diskursfeindliche Orthodoxie: Wissenschaft im Würgegriff der Woken9. Woke Wirtschaft: Diversity ist überall, Diversity über alles10. Wokeness in Parteien: Wenn alle Demokraten im selben Teich fischenSternchenkritiker: Die Welt will nicht gewoket werden11. Moralexport: Soll am deutschen Wesen die Welt genesen?12. Deads not words? Es kann Tote geben – und die Rechten jubelnAnmerkungen

Über dieses Buch

Sie halten sich für wissend und klüger als die Mehrheit: die »Aktivisten« der WOKENESS. Ihr Marsch durch die Institutionen verändert die Regeln in Hochschulen, Verwaltung, Medien und Parteien. Im Kampf für immer mehr angebliche Opfergruppen nötigen sie der Mehrheit neue Regeln auf – ohne demokratische Legitimation. Was die WOKEN für eine egalitäre Politik halten, ist eine elitäre. Wer sich wehrt, wird ausgegrenzt und diffamiert. Wohin aber gehen Menschen, wenn sie sich von den Säulen des Staats bevormundet sehen? WOKENESS ist toxisch für die Demokratie, ein Segen für die Rechtsaußen. Eine muslimisch-migrantische Feministin und ein »alter weißer Mann« fürchten: Unsere Demokratie ist in Gefahr.

Über den Autor

Peter Köpf, 62, ist Journalist und Autor mehrerer Biografien sowie politischer Sachbücher, darunter INSIDE AFD (2018, mit Franziska Schreiber).

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Originalausgabe

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6–20, 51063 Köln

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-3309-0

quadriga-verlag.de

luebbe.de

lesejury.de

Einleitung

1. Wer sind die Woken, und was wollen sie?

Achtung, Triggerwarnung!

Dieses Buch analysiert tiefe Gräben in unserer Gesellschaft. Es geht um Glaube, Liebe, Hoffnung, um Körper und Seele, Sexualität und Identität, Macht und Moral, Gewalt und Gegengewalt, Täter und Opfer, Recht und Rechthaberei. Die Lektüre kann an Diskriminierungserfahrungen erinnern, unerwünschteGefühle wecken und Flashbacks sowie negative Reaktionen auslösen. Seien Sie bitte wach und achtsam, sollte dies bei Ihnen der Fall sein.

Mit der revolutionären Strategie »Marsch durch die Institutionen« trat vor mehr als fünfzig Jahren eine fortschrittliche Generation von Linken an, um die – nicht allein, aber auch – von alten Nazis gebaute konservative und provinzielle Bonner Republik umzubauen. Diese Avantgarde wollte eine andere Republik, sie strebte eine soziale und solidarische, eine gerechtere Gesellschaft an. Bald unterstützte die Mehrheit der Deutschen dieses Anliegen.

Heute marschiert eine Bewegung auf, die sich ebenfalls für Avantgarde hält. Sie nennen sich »woke«, erwacht, aufgewacht, aufgeweckt, um nicht zu sagen: erleuchtet – jedenfalls halten sie sich für wissend und klüger als die Masse. Sie kämpfen gegen Rassismus und Sexismus, für das Klima und für die Rechte von allerlei Minderheiten, die sie als benachteiligt ansehen. Wer wäre schon für Rassismus, für Sexismus und für Klimawandel? Aber die Pläne der Woken für Veränderungen begeistern die Mehrheit nicht. Im Gegenteil: Die Mehrheit fühlt sich von einer ungeduldigen, lauten, in Teilen radikalen Minderheit bevormundet.

Dabei wollen »woke« Menschen doch nur das Beste für uns alle, sie »stehen für Schwächere ein, beschäftigen sich mit deren Problemen und helfen ihnen im Idealfall sogar, diese zu überwinden«. So definiert das Goethe-Institut den Begriff. Woke sei, »wer diese Dinge sieht und etwas dagegen tut«. Ganz anders die anderen: »In der konservativen Bubble gilt ›woke‹ als Schimpfwort für politisch eher links eingestellte Menschen.« Das aus Steuermitteln alimentierte staatliche Kulturinstitut, das im Ausland ein umfassendes Deutschlandbild vermitteln soll, teilt der ganzen Welt mit, dass woke Menschen unter Konservativen als »snowflakes« (Schneeflocken) bezeichnet werden, »also als hypersensibel oder empfindlich, sowie als selbstgerechte Menschen, die anderen nur helfen, um sich selbst besser zu fühlen«. So etwas sei nicht neu, heißt es. »Schon 2015 wurden Menschen in Deutschland als ›Gutmenschen‹ beschimpft, die sich für Geflüchtete einsetzten.«1 Womit die unwoken Schlafmützen, die große Masse, in der rechten Schmuddelecke abgelegt wären.

Vonseiten der Wissenschaft haben die Literatursoziologin Carolin Amlinger und der Soziologe Oliver Nachtwey diese »libertären Autoritären« als Menschen klassifiziert, die »ihre individuelle Freiheit absolut setzen. … Sie werten jene ab, die ein anderes Verständnis von Freiheit vertreten.«2 Dieser Vorwurf kann allerdings auch gegen die Woken erhoben werden, sie sind das Antidot der Rechten, der Pegida-Wutbürger, der Querdenker. Beide betrachten sich offenbar als erwacht. Was den Rechten die Snowflakes sind, ihre verweichlichten Gegner, nennen die Woken – weniger lyrisch und gänzlich uninspiriert – »der alte weiße Mann«, der »Nazi«, und auch die »TERF«. Man versteht sich.

Die Autorin Sophie Passmann sieht es so: »Dieser alte weiße Mann gehört zu der am wenigsten diskriminierten Gruppe in der westlichen Zivilgesellschaft, es gibt keine Tür, die ihm verschlossen bleibt«, schreibt sie in ihrem Buch Alte weiße Männer. Dagegen: »Es gibt immer Türen, die bleiben dir verschlossen, wenn du eine Frau bist, wenn du jung bist oder schwarz bist.«3

Von wem genau ist die Rede, wenn das denunziatorische Wort vom »alten weißen Mann« fällt? Gemeint sind die Ewiggestrigen und Privilegierten, die für den Klimawandel verantwortlich sind, die Rassisten und Sexisten. Kurz: die Täter. Deren Verdienste um das Wohlergehen der Europäer und Nordamerikaner, um die Zivilisation, die Segnungen des technischen Fortschritts und des Wirtschaftswachstums, für Demokratie und Rechtsstaat werden übergangen. (Die Autorin Hilkje Hänel nennt solche Überlegungen »Himpathie«, übermäßige Sympathie für privilegierte Männer, die für die ganze »sexistische Kackscheiße« verantwortlich sind.)

Als hätten die Generationen der Alten und der Boomer geschlafen! Die Debatte um Rassismus und Sexismus haben nicht die Woken eröffnet, sie ist jahrzehntealt. Als die heutigen Rentner jung waren, stank der Rhein, der Ruhrpott kannte keinen blauen Himmel, es regnete sauer, und der Wald starb damals auch schon. Dagegen traten Hunderttausende auf »Latschdemos« an – auch gegen Atomkraftwerke und für den Frieden. Die Erleuchteten halten das nicht für möglich, sie bezweifeln, dass ihre Widersacher für Flüchtlinge und Klimaschutz, gegen Sexismus und Rassismus eintreten könnten. Deshalb glauben sie, diese Unwissenden auf den richtigen Weg bringen zu müssen – oder zu zwingen. Das Recht nehmen sie sich, weil sie »die Dinge sehen«. Aber was sehen sie?

Opfer und Täter in einer ungerechten Welt

Woke kommen »aus Berufswelten mit hohem kulturellem Kapital, aber eher prekärem Einkommen«, lästert der Soziologe und Journalist Gerald Wagner in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS).4 Heißt wohl: Studienabbrecherinnen und Langzeitstudenten, Sozialpädagoginnen und Influencerinnen, Aktivisten und feministische Autorinnen, arme Schlucker und künftige Erben. Gemeinsam ist ihnen: Sie verachten die Mehrheit, die vielen Menschen, die beharren, weil sie noch nicht »geschnallt« haben (wie es im vorigen Jahrhundert hieß), worauf es ankommt.

Die Woken sehen eine Welt voller Gewalt. Die Gewalt richtet sich gegen allerlei Minderheiten, verletzt auf vielfältige Weise und traumatisiert die Opfer. Man wird schnell zum Opfer in der gegenwärtigen Welt. »Unangenehme Erfahrungen werden als Verletzung der eigenen Psyche interpretiert, vor denen man geschützt werden muss und die der Heilung bedürfen«, schreibt die Philosophin Maria-Sibylla Lotter in der Wochenzeitung Die Zeit. »Menschen verstehen sich in einem viel höheren Maße als früher als Opfer, die wähnen, ihr Leben mit seinen auch negativen Seiten nicht mehr selbständig, also ohne therapeutische Hilfe, gestalten zu können, sondern dazu auf die Medizin, die Psychologie oder staatliche Hilfeleistungen angewiesen zu sein.«5

Lotter stellt eine »Aufblähung der Begriffe für Vulnerabilität« und die »Aufblähung des Begriffs Gewalt« fest. Die Inflation der Gewalt beginnt spätestens mit Kritik an den Ansichten der Woken. »Wer etwa Islamwissenschaftlerinnen oder Politologen, die sich kritisch mit dem politischen Islam auseinandersetzen, die Ausübung epistemischer Gewalt oder eines antimuslimischen Rassismus vorwirft, macht aus einer wissenschaftlichen Debatte einen moralisch illegitimen, die Würde von Personen verletzenden Übergriff, der verboten oder verhindert werden muss«, schreibt Lotter. Damit schaffe man die Legitimation, mit Gewalt dagegen vorzugehen.

Aus Sicht der Woken richtet sich Gewalt in erster Linie gegen Menschen fremder Herkunft, anderer Hautfarbe und alternativer Geschlechtsidentität. Weiße heterosexuelle Männer, cis-Männer genannt, sind aus ihrer Sicht schuldig geboren, weil ihre Herrschaft auf Rassismus, Sexismus und Kolonialismus aufbaue. Diese Schuld können die Privilegierten höchstens durch Bußfertigkeit und Selbstgeißelung tilgen.

Um die Ungerechtigkeiten der Welt zu heilen, plädieren die Opfer und die Bußfertigen für ausgleichende Ungerechtigkeit, die Bevorzugung der bisher Benachteiligten zulasten der Täter. Während laut Grundgesetz Geschlecht, Alter, Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung, sexuelle Orientierung sowie Behinderung keine Rolle mehr spielen sollten, gilt bei den Woken das genaue Gegenteil. Sie sprechen von Inklusion, betonen aber ihre Exzeptionalität und exkludieren die Hälfte der Bevölkerung, die Männer.

Es ist ein Kampf um Rechte, Privilegien, Schutz, Status, Mitsprache und Einfluss und nicht zuletzt Einkommen. Errungen werden soll das jedoch nicht durch einen Wettbewerb der Ideen, Meinungen, Theorien und Themen; heute geht es darum, die weiße uneinsichtige Mehrheitsbevölkerung aus dem Weg zu räumen, jene, die nicht als »Ally« dienen wollen, als Unterstützer. Deren Nachfolger sollen nicht durch Leistung, Eignung und Befähigung bestimmt werden, sondern sie verlangen Ergebnisgleichheit. Selbstgerechtigkeit statt Gerechtigkeit.

Ihre Absichten mögen rein sein, aber sie sind eine Kraft, die das Gute will und doch etwas Schlechtes schafft. Sobald sie mit ihren radikalen Forderungen aus ihrer Blase heraustreten, provozieren sie Widerrede, das wiederum führt bei ihnen zu Enttäuschung, Kränkung und zum Gefühl, ausgeschlossen, nicht geliebt, verletzt, erniedrigt und benachteiligt, sprich: neuer Gewalt ausgesetzt zu sein. Und wie bei den Aluhüten führt das zu Wut, die sich zuvörderst in den sogenannten sozialen Medien entlädt, aber nicht nur dort.

Positiv fortschrittlich ist das nicht, sondern die Woken sind – nach den Rechtsradikalen, den Rechtspopulisten und den selbsternannten Querdenkern – eine neue Risikogruppe, eine Gefahr für die Demokratie. Die Politologin Ulrike Ackermann beschreibt das so: »Die Identitätspolitik von rechts strebt ein ethisch homogenes Volk an, jene vonseiten des politischen Islams führt den Kampf gegen den ungläubigen Westen, und die von links kämpft gegen die weiße, patriarchale, kolonialistische Tätergesellschaft. Alle drei attackieren die freiheitlichen Errungenschaften der Moderne, die Aufklärung und den Universalismus der Menschenrechte und sind militant antiliberal.«6

Der Neusprech der moralisierenden Minderheit

Warum wir den Weg für gefährlich halten, den diese aggressive, radikale Minderheit eingeschlagen hat, darum geht es in diesem Buch. Es geht um die große Mehrheit der Demokraten, die sich zwischen ein bisschen links und ein wenig rechts einordnen, in der Mitte also. Sie sehen sich einem wachsenden Druck der moralisierenden Minderheit ausgesetzt. Das beginnt bei der Sprache und den Menschen, die Angst vor dem modernen Pranger haben, weil sie Wörter wie »Politikschaffende« (Tagesschau) und das Nazi- und DDR-Wort »Kulturschaffende« nicht aussprechen wollen, das Dolf Sternberger, Gerhard Storz und W. E. Süskind in das Wörterbuch des Unmenschen aufgenommen haben. Es geht um Menschen, die auch »Doktorierende und Postdoktorierende« (NZZ), Freund*innenschaft und Einwohnendenmeldeamt nicht aufs Blatt und den glottalen Plosiv nicht übers Zäpfchen bekommen; die Pflanzen nicht als »Superheldinnen« (Droemer Verlag), den Fußballverein Hertha BSC nicht als Gastgeberin bezeichnen wollen. Die Rede ist von Menschen, die nicht als »Herren-Kund*innen« (H&M) angesprochen werden möchten und an der biologischen Lehre von den zwei Geschlechtern festhalten (aber wissen, dass es Menschen gibt, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, das in ihrer Geburtsurkunde steht – und das auch absolut okay finden).

Das alles soll geschehen aus Rücksicht auf Minderheiten und angeblich Benachteiligte. Für die Woken ist Gendersprache »diskriminierungsfrei«, womit festgelegt ist, dass diskriminiert, wer deren Sprachdiktat nicht folgt.

Noch heißt es nur bei Harald Schmidt und nur zum Spaß »familienbasierte Kriminalität«, wenn »Clan-Kriminalität« gemeint ist, und »Ernst Person of Color«, wenn es um den einst gefeierten Mainzer Karnevalssänger Ernst Neger geht.7 Müssen wir bald neue Begriffe für Vaterland und Muttersprache suchen? Wieso sollten wir den Begriff Mutter nicht mehr verwenden und Frauen als »menstruierende Personen« bezeichnen? Was wir keinesfalls wünschen: Männer sollten niemals als »Menschen mit Hoden« bezeichnet werden.

Ohne Zweifel auf dem leuchtenden Pfad in ein moralisches Morgen

Ausgestattet mit leidenschaftlicher Lust und zweifelhaften »Argumenten« wähnt sich die Elite der Erwachten auf dem leuchtenden Pfad in ein moralisches Morgen. Ihr Einsatz für Minderheiten könnte als Altruismus gelten, wäre dem nicht die anmaßende Bevormundung im Weg, mit der es sich so wohlig überlegen fühlen lässt, wenn – nur ein Beispiel – kleinwüchsigen Clowns im Zirkus geholfen werden soll, die sich gar nicht helfen lassen wollen, jedenfalls nicht von privilegierten, jungen, weißen, reichen Menschen (m/w/d) mit einer penetranten päpstlichen Attitüde von Unfehlbarkeit.

Was Aktivistinnen und Alarmisten, Querulantinnen und Rechthaber für eine egalitäre Politik halten, ist eine elitäre. Sie glauben, an ihren Thesen werde die Welt genesen. Wobei eine Antithese verboten ist, ihre Thesen bereits die Synthese sind. Legitime Einwände werden mit der Woke-Karte bestraft, die jede weitere Diskussion unterbindet. Die Freiheit von Andersdenkenden? Ein Postulat, das sich überlebt hat. Kann weg. Muss weg.

Für den an der Stanford University lehrenden Literaturwissenschaftler Adrian Daub ist der Diskurs um Cancel Culture und Wokeness »panisch, hysterisch, er hetzt von einer Erregung zur nächsten«. Hysterisch sind für Daub die tauben Nüsse, die aus seiner Sicht durch Potemkinsche Dörfer reiten, die »Panik-Macher:innen«, »Cancel-Culture-Kassandras« und das »Ameisenvolk der Einzelgänger«. Dennoch durfte er Cancel Culture auf 370 Seiten mit allerlei Attributen versehen: ein »Gespenst«, »ein Meme«, die Berichte über Cancel Culture seien »mickrige Anekdoten«, »hyperventilierende Berichte«, »gereizte Reaktionen«, eine »Performance der Unneugier«, »Mitblöken«, ein »Sturm im digitalen Wasserglas« und noch vieles mehr. Daub meint, dass die Mehrheit der Bevölkerung die »Streits über ›Privilegien‹, ›Wokeness‹ und ›Gender‹« schrullig findet. Das stimmt allerdings. Aber schrullig findet die Mehrheit die Debatte, weil das, was an den Hochschulen zuerst geschieht, tatsächlich zum »Anmachholz für den späteren gesellschaftlichen Flächenbrand« werden könnte. Längst geschieht das auch jenseits der Universitäten, unübersehbar, was vielleicht ein in Stanford lehrender Deutscher nicht zu sehen vermag.8

Wir werden zeigen, dass Cancel Culture und Wokeness, aus den USA kommend, auch Europa verändern; wie die linke Identitätspolitik bereits in diese Gesellschaft hineinwirkt und die Regeln für alle verändern will, wie sie durch allgegenwärtige Berichterstattung in den Alltag mäandert. Wer wüsste heute nicht, was mit »gendern« gemeint ist. Aber wer weiß schon, welche Folgen ein neues Selbstbestimmungsgesetz nach sich ziehen könnte, wie falsch verstandene Diversität in der Kultur und der Filmbranche wirkt, in der Wissenschaft, in der Wirtschaft und in den Parteien? Wir werden es zeigen.

Nirgends in Europa haben Apologeten diese Unkultur aus den USA so beflissen und radikal aufgenommen wie in Deutschland. Kalte Kompromisslosigkeit ist an der Tagesordnung, eine unerträgliche Unfähigkeit zu individuellem Denken. Und die Gegner reagieren mehr und mehr mit Selbstzensur – aus Angst. Wir haben mit zahlreichen Menschen gesprochen, die beruflich mit Erwachten zu tun haben. Klagen über deren Dreistigkeit gab es viele. Nur wenige waren bereit, sich auch namentlich zu bekennen. Das ist bedauerlich.

Glücklicherweise bieten die Woken genügend Plattformen, auf denen sie sich erklären. Und dort zeigt sich: Sie suchen nicht mehr nach Wahrheit, sie haben sie schon inhaliert. Sie werben nicht um Verständnis und wollen nicht überzeugen, sie akzeptieren keine Kompromisse, sondern sie wollen die Mehrheit bezwingen.

Anmaßend finden sie es, wenn einer der Silberrücken es frech wagt, von Rassismus gegen seinesgleichen zu sprechen, von Generalverdacht, von Vorverurteilung, von Verunglimpfung, wenn er verantwortlich gemacht wird für Faschismus, Autoverkehr, Klimawandel, finanzielle Ausbeutung, Glühbirne (Strom) und Rassismus, kurz: für »a man’s world« (James Brown, aber in Wahrheit Betty Jean Newsome). Er sei sich seiner Privilegien nicht bewusst, heißt es dann. Was also soll es da noch zu diskutieren geben?

Der alte weiße Mann ist längst erledigt, schon rufen neue Ziele, mitgemeint ist längst auch die alte weiße Frau. Schon werden Lesben in Beugehaft genommen, schon sehen sich Schwarzer-Feministinnen von schwarzen Feministinnen (»Black feminism«) attackiert. Bald werden sich weitere Teile des sogenannten Regenbogens bekämpfen. Auch Menschen mit Migrationshintergrund können in Ungnade fallen, sofern sie sich bei den »Nazis« anbiedern. Überall tun sich wegen der Radikalität der Woken Risse auf, tiefe Spaltungen.

Gutes Canceln, schlechtes Canceln

Der französische Soziologe Didier Eribon aus Reims hat eindringlich beschrieben, dass und warum auch einem aufstrebenden Arbeitersohn manche Tür verschlossen bleibt, selbst wenn er es schafft, der Provinz zu entfliehen. Was also, wenn ein alt gewordener weißer Arbeitersohn es weder in ein Parlament geschafft hat noch in den Vorstand eines Unternehmens? Wenn er obdachlos wird? Ist er dann selbst schuld an seinem Scheitern? Wieso gelten alle, die weißer Hautfarbe sind, automatisch des Rassismus und der Unterdrückung schuldig? Ist diese Behauptung nicht auch Rassismus?

Für die Woken nicht. Und so canceln sie nun selbst – und halten das für einen Akt legitimer Notwehr, gar ausgleichender Gerechtigkeit. Weil Urururgroßmutter nicht wählen durfte, soll deren Urururenkel nun die Klappe halten. Die Rechthaber wollen stören, aber was sie stört, muss weg. Mit ihrem fatalen Fundamentalismus schießen die selbsternannten und selbstlegitimierten Weltenretter über das Ziel hinaus – und diskreditieren damit sich und ihre Ansichten nicht nur gegenüber den »Dummköpfen« und »Ewiggestrigen«, sondern auch gegenüber jenen, die das Anliegen insgesamt für berechtigt halten, aber durch die Radikalität verstört sind. Es geht nur noch um die Frage: Auf welcher Seite stehst du? Bist du für oder gegen mich? Es gibt nur noch schwarz oder weiß. Kein Raum mehr für ernsthafte Debatten, kein Platz mehr für Kompromisse.

Darüber wollen, darüber müssen wir reden, statt vorauseilend zu gehorchen und uns selbst zu zensieren. Darüber müssen wir reden, auch wenn ein paar Beflissene davor warnen, damit die Rechtsaußenpartei zu stärken. Die Macht der sogenannten Alternativen, die das ganz sicher nicht sind, wächst nur, wenn die Menschen keine wirklichen Alternativen haben, weil wir uns nichttrauen. Wenn wir die Menschen mit den Woken alleinlassen.

Linke Wokeness treibt die Mehrheit nach rechts

Dieses Buch ist geschrieben von einer muslimisch-migrantischen Feministin, Mitgründerin der deutschen Sektion von Femen, Veganerin, Flüchtlingskind und Autorin (darunter ein Buch über Sexismus und #Metoo), und einem Journalisten, geboren in einer Arbeiterfamilie in Schwaben (Hinter den Hügeln, HDH), Kriegsdienstverweigerer, Politikwissenschaftler, Autor zahlreicher politischer und zeithistorischer Sachbücher (darunter eines über Goebbels-Propagandisten in der westdeutschen Nachkriegspresse und ein kritischer Bericht über die AfD: Inside AfD, zusammen mit Franziska Schreiber). Sie störten sich mit wachsendem Widerwillen an denen, die sich links und fortschrittlich wähnen.

Ganz so wie Barack Obama, der schon 2019 die Anmaßung, die Hybris der selbsternannten radikalen Weltverbesserer aufs Korn nahm. Er riet Studenten, sich von der »Idee von Reinheit« zu befreien, sie sollten nicht glauben, sie seien nicht kompromittierbar und stets woke. Er habe unter bestimmten jungen Leuten das Gefühl, sie meinten, es genüge, »so wertend wie möglich über andere Menschen« zu urteilen. Nach einem Tweet oder einem Hashtag, mit dem sie jemanden bloßstellten, der etwas nicht richtig gemacht oder das falsche Verb verwendet habe, lehnten sie sich zufrieden zurück und fühlten sich ziemlich gut. »Das ist kein Aktivismus«, sagte Obama. »Das bringt keine Veränderung. Wenn Sie nur Steine werfen, werden Sie wahrscheinlich nicht sehr weit kommen.«9

Die Woken verstehen nicht, dass nicht die ganze Welt von ihnen gerettet werden will. Welch eine Hybris zu glauben, die autokratischen, diktatorischen, von Autoritären und vom Glauben und der Religion geleiteten Staaten der Welt warteten nur darauf, dass »wir« ihnen »unsere« Werte bringen! Wie larmoyant die Klage der Identitätsaktivisten, sie würden nicht wahrgenommen, ihre Themen vernachlässigt. Dabei besetzen ihre Themen in Medien und Politik immer mehr Raum – und verdrängen die alltäglichen Sorgen und Probleme der Masse der Menschen: Einst haben sich tatsächliche Linke um die Belange der Armen und Geplagten gekümmert – und zwar auch der weißen, alten mit 45-jähriger Arbeiterbiografie. Mangelhafte Sozialleistungen und Wohnungsnot der Aufbaugeneration (West) und der Geschlagenengeneration (Ost) interessieren die Erben der selbstgerechten Generation Anspruch jedoch nicht.

Unglücklicherweise vergessen auch die linken Parteien, die sich der Woke-Bewegung unterworfen haben, in ihrem Kulturkampf ihre eigene Klientel. Darüber hinwegzugehen ist nicht ratsam, wie Donald Trumps Wahlkampagne gegen die political correctness zeigte. Wenn die Woken ihren polarisierenden Druck fortsetzen, könnte es dazu kommen, dass auch in Europa die Mehrheitsgesellschaft ihr verbissenes Schweigen bricht. Wenn die Parteien sich weiter zum Büttel der Woken machen, wird die Mehrheit sich abwenden. Wenn der Bogen der Bevormundung überspannt wird, nutzt das nur den Rechten.Alle Demokraten sollten gemeinsam darauf achten, dass das keine Alternative wird.

Wokeness und Gewalt gefährden die Demokratie

Auch die Woken verletzen demokratische Grundsätze. Es beginnt dort, wo sie, finanziert aus Steuermitteln, Denunziationsplattformen einrichten; es setzt sich fort, wo sie die Grenze von der friedlichen Demonstration überschreiten. Und es wird gefährlich, wenn sie mit dem Philosophen Günther Anders sagen: »Nur Schwärmer setzen auf die Macht der Vernunft.« Zweifellos stimmen die radikalsten unter den Erwachten dem Philosophen zu, der in Gewalt: Ja oder Nein schrieb, allein mit gewaltlosen Mitteln »konnten gewesene Hitlers nicht und dürfen heutige Hitlers nicht bekämpft werden«. Und sind nicht alle, die dem Fortschritt heute im Weg stehen, kleine oder größere Hitlers? Wäre Gewalt also nicht gerechtfertigt? Legitim? Gewalt auszuüben aus blinder Wut und unkontrolliertem Hass, vielleicht schon bald nicht nur gegen Sachen? Zu befürchten ist das bei weiterer Radikalisierung der Woken.

Die Demokratie und ihre wichtigsten Werte sind nicht nur von außen gefährdet, etwa von aggressiven Mächten wie Putins Russland, sondern auch von den Spaltern innen: Was in den USA bereits geschehen zu sein scheint – eine tiefe politisch-kulturelle Spaltung –, kann auch mitten in Europa geschehen. Der zornige Zank einer identitären, vielfach zersplitterten und doch einig agierenden Klientelklasse eskaliert bedenklich. Keine Kommunikationskultur mehr. Kampf und Krampf an allen Fronten, Radikalisierung und Lagerbildung: Feministinnen gegen alte weiße Männer, Genderfeministinnen gegen Urfeministinnen, Jung gegen Alt, Veganerinnen gegen Fleischesser, LGBTQ-ler gegen Cisgender. Jeder gegen jeden. Je lauter, desto erfolgreicher, je ätzender, desto medien- und niederträchtiger. Überall kleine Gruppen, die sich von den anderen diskriminiert fühlen. Wer so agiert, ist immer Minderheit, fühlt sich benachteiligt und legitimiert, dagegen vorzugehen. Wie lange hält eine demokratische, offene Gesellschaft das Stakkato der schreienden Spalter noch aus? Das Schuldigsprechen? Den Hass? Die Gewalt? Das Exkludieren im Namen der Inklusion.

Verständnis und Verständigung statt Hass und Hader: Das muss doch möglich sein! Und es muss erlaubt bleiben, selbst zu denken. »Sapere aude«, schrieb Kant. »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.« Fangen wir also an, nachzudenken – mit diesem und über dieses Buch.

Sternchenmenschen: Die Inflation der Identitäten

2. Sexismus: Wo sind Frauen (noch) benachteiligt – und weshalb?

Der Kampf der Frauen um Freiheit, Chancengleichheit und berufliche Selbstverwirklichung ist in Zentraleuropa sehr erfolgreich gewesen. In Politik und Wirtschaft gilt: Frauen kommen heute, wenn sie wollen und können, überall hin. Heute steht die Benachteiligung anderer Gruppen im Fokus. Dabei wenden sich die Woken auch gegen Frauen.

Dürfen wir es uns erlauben, eine positive Entwicklung zu feiern? Der Feminismus hat in der Mitte Europas Großes bewirkt. Ohne die Gehaltslücke und den Mangel an Frauen in Führungspositionen zu übersehen, ist das Glas mehr als halbvoll. Nicht nur böse Mädchen kommen heute in den Himmel, allen stehen heute alle Wege offen. Wenn sie wollen. Aber sie müssen nicht. Kluge Frauen: Ihr habt alle Freiheiten. Und freie Entscheidung.

Der Ausgang der Frauen aus der patriarchal verordneten Unmündigkeit begann mit dem Recht zu wählen. Vor mehr als hundert Jahren, am 19. Januar 1919, durften Frauen in ganz Deutschland erstmals an die Urnen – und gewählt werden. Die neue Freiheit ermutigte zu mehr, vor allem in den Städten. Die Frauen begnügten sich nicht mehr damit, Begleitung zu sein, sie wollten sich nicht mehr darauf beschränken, einem Robert oder einem Theodor 16 Kinder zu gebären, Suppen zu kochen und Kleider zu waschen – jedenfalls nicht ausschließlich. Während im 19. Jahrhundert noch wenige Frauen als Schneiderin, Wäscherin, in Fabriken und Privathaushalten gegen Lohn arbeiteten, wollten nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr Frauen selbst Geld verdienen und nicht mehr abhängig sein von einem Mann, der ihnen Haushaltsgeld überließ und dafür noch Dankbarkeit erwartete. Moderne Frauen wie Aenne Burda10 wollten auf eigenen Beinen stehen.

Nach dem nationalsozialistischen Backlash in der Geschlechterfrage und dem Stillstand insbesondere während der frühen Adenauerzeit hieß es von 1958 und bis 1977 in § 1356 BGB: »Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. [2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.« Das war – kaum zu glauben – zeitgemäß, zeitgerecht, zustimmungsfähig. Danach durften Ehefrauen, ohne um Erlaubnis bitten zu müssen, aber »auf die Belange des anderen Ehegatten und der Familie die gebotene Rücksicht« nehmend, hinter Kassen sitzen oder Kirchen und Kindergärten putzen, bei Eignung an Hochschulen studieren.

Heute ist die Chancengleichheit weitgehend erreicht, auch für »Frauen und andere ›Minderheiten‹«11. Längst gelingt es auch Frauen, in gehobene Bereiche der Arbeitswelt vorzudringen, sie bauen Häuser und Autos, leiten Banken und Sozialverbände, werden Bundeskanzlerin oder Nobelpreisträgerin. Es ist selbstredend ein großer Fortschritt, dass auch Frauen sich endlich »selbst verwirklichen« dürfen – und das sogar bei Arbeitszeiten, von denen die meisten Männer bis 1965 nur träumen konnten. Bis dahin schufteten sie von Montag bis Samstag 48 Stunden in der Fabrik, die Verbesserung lautete dann: 40 Wochenstunden plus Überstunden (die Wirtschaft brummte noch). Immerhin gehörte Vati dank der Gewerkschaften samstags endlich den Kindern (und der Frau).

Teilzeit? Hätte indignierte Blicke gegeben, auch von Frauen. Der übliche Deal im 20. Jahrhundert war lange Jahrzehnte der: Der Mann ging tagsüber in die Fabrik oder ins Büro und brachte das Geld fürs Brot nach Hause; die Frau gab das Geld für Kinder, Küche und Kosmetik aus (sorry, zu schön, die Alliteration) und verdiente stundenweise etwas dazu. Die meisten waren zufrieden in dieser Welt.

Heute reicht das nicht mehr, und zwar in zweierlei Hinsicht: Erstens möchten viele Frauen »Karriere machen«; zweitens reicht einer nicht privilegierten Familie mit Kind(ern) ein Lohn oder Gehalt nicht mehr. Es ist (wem auch immer) gelungen, dafür zu sorgen, dass zwei Menschen abhängig arbeiten, um eine Familie überhaupt über die Runden zu bekommen.

Aber: Wieso wollen die Frauen plötzlich so viel arbeiten, fragen sich Männer, die nie jemand gefragt hat? Aus dem Blick geraten ist: Es waren zwar meistens Männer, die in Politik und Wirtschaft das Sagen hatten, aber sie wuschen auch Autos und kehrten Kamine, kratzten die Kohle aus dem Stollen, holten den Müll ab und durchwachten die Finsternis als Nachtwächter (heute Security). Beim ollen Marx hieß das noch Ausbeutung. Aber wer kümmert sich heute noch um Kapitalismuskritik, wenn es um Gleichberechtigung oder Chancengerechtigkeit geht? Endlich Gleichheit, Knete und Karriere statt Kinder, Küche, Kirche auch für Frauen.

Die Rede ist hier – das sei ausdrücklich erwähnt – von Staaten, die sich »zivilisiert« nennen, fortschrittlich, in denen Frauen und Männer gleiche Chancen und Rechte haben. Die Rede ist nicht von Ländern, in denen Mädchen nicht zur Schule gehen, Frauen keine Hochschule besuchen dürfen und außerhalb der eigenen Küche ein Kopftuch tragen müssen. Diesen Kampf haben die Frauen im Zentrum des alten Kontinents und in den USA längst gewonnen.

Zu verbessern gibt es selbstredend noch immer genug. Und so findet sich – nur ein Beispiel – an einem Lichtmast in der Bernauer Straße zu Berlin ein Sticker, der für »feministischer streik jetzt« wirbt. Weshalb? »männer leisten täglich 2h 46 min unbezahlte sorgearbeit. frauen 4h 13 min.«

Trotz des Fortschritts in einem zivilisierten mitteleuropäischen Land gilt unter den ganz woken Feministinnen noch immer die einfache Parole: Männer nutzen die Frauen aus, vergewaltigen, lügen und betrügen, korrumpieren und lassen sich schmieren. DIE Männer gelten als toxisch. Das Problem bei der Chancengleichheit zwischen den beiden Geschlechtern ist doch wohl klar: Die Kerle kassieren mehr Knete, führen die fetten Firmen und lassen Mutti mit den Kindern allein.

Um bei den Bossen zu beginnen: Frauen sind selten in den Vorständen und Aufsichtsräten der börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen zu finden, das stimmt zweifellos. Rar sind sie auch unter Firmengründern und Erfindern (warum klingt da immer ein Vorwurf mit, noch haben meistens Männer gegründet und erfunden). Es gibt auch weniger Frauen als Männer im Bundestag und unter Parteimitgliedern, in Chef-, Politik- und Wirtschaftsredaktionen – dafür clustern sie, wo über Klatsch und Klamotten geschrieben wird, über Dad Bods (Väterkörper) und Kim Kardashian. Und wenn dann eine zweifache Mutter, die ein Start-up gründen möchte, hören muss: »Wie wollen Sie den Spagat schaffen, Mutter zu sein und ein Unternehmen aufzubauen?« – dann ist doch alles klar: Das ist noch immer Sexismus und strukturelle Benachteiligung.

Geklagt wird darüber täglich, rund um die Uhr, jede Woche, jeden Monat, das ganze Jahr. Pauschal. Ohne Ansehen der Person. Entscheidend ist die Identität: weiß, Mann, Hetero. Und manchmal ist das so absurd wie unausgegoren.

Der Bremer Professorin Ines Weller etwa war schon vor 15 Jahren klar: Männer sind schuld am Klimawandel. Denn sie »essen mehr Fleisch, fahren protzige Autos und wollen ihr klimaschädigendes Verhalten nicht ändern«.12 Nun ja, die Datenlage ist dünn, die Behauptungen der Professorin sind »nicht empirisch abgesichert«, aber Fakten für ein »Zwischenfazit« nicht erforderlich: »Es gibt Geschlechterunterschiede – und zwar in der Problemwahrnehmung der Folgen und der Bereitschaft zu Veränderungen und Lösungen.«13

Vielleicht haben Männer einfach einen größeren Energiebedarf?

Vielleicht fahren mehr Männer Busse, Müllfahrzeuge und Dienstwagen; vielleicht sitzen auf den Beifahrersitzen Frauen? Vielleicht verbringen Frauen mehr Zeit zu Hause, wie wird der Energieverbrauch (Heizung, Badewasser, Strom) statistisch verbucht? Fragen über Fragen. Aber vielleicht hat Ines Weller mit ihrer These auch recht. Plausibel klingt es ja, irgendwie.

ER ist auch verantwortlich dafür, dass bei Wikipedia so wenige Frauen mitschreiben, wodurch eine angeblich frauenfeindliche Plattform entstanden sein solle. Aber Wikipedia umarmt alle Menschen, die bereit sind, in ihrer Freizeit ehrenamtlich das Wissen der Welt zu sammeln.

ER ist verantwortlich für die geringere Zahl von Frauen in der Politik. Dabei dürfen alle Menschen in Parteien eintreten.

ER ist auch verantwortlich für den »frauenfeindlichen Literaturbetrieb« (Sophie Passmann),14 den allerdings mehrheitlich Frauen in Schwung halten.

Es reitet sich gut, dieses Pferd, es verfügt über unerschöpfliche Kräfte. Aber uns ist das zu unreflektiert. Es hält Frauen in der Opferrolle und macht sympathische, achtsame, rücksichtsvolle Männer wütend. Oder, mit heutigem Achtsamkeitsvokabular: Es verletzt sie.

Gender Pay Gap: Warum Männer durchschnittlich mehr verdienen

Netflix ist, so scheint’s, sehr beliebt bei jungen Rezensentinnen und Aktivistinnen für Gleichheit und Gerechtigkeit. Wer das frische Angebot des Streamingdiensts unbeschwert genießen will, übersieht womöglich, dass er sich offenbar vom Tarifvertragsdenken befreit hat. Auch wenn das Versprechen sehr woke zu klingen scheint: Um großartige Mitglieder für sein »Dream Team« zu gewinnen und zu halten, biete das Unternehmen Spitzengehälter, sagt es. Es wäge »nach bestem Gewissen ab, was das höchste Gehalt ist, das jede einzelne Arbeitskraft in einer ähnlichen Position bei vergleichbaren Unternehmen in der jeweiligen Region erhalten könnte«. Aber es ziehe auch in Betracht, »was es uns kosten würde, sie gegebenenfalls zu ersetzen«. Der »Marktwert mancher Mitarbeitenden« könne schnell steigen, »sei es aufgrund ihrer Leistung oder aufgrund eines Talentmangels in ihrem Fachbereich. Bei anderen ändert sich der Marktwert aufgrund der Marktverhältnisse von einem Jahr zum anderen möglicherweise nicht, obwohl sie großartige Arbeit leisten.«15 Marktwert, das klingt nicht nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit im Rahmen eines Tarifvertrags, es klingt nach freiem Ermessen von Vorgesetzten über den Verdienst von abhängig Beschäftigten, und es riecht nach Entgeltunterschieden und ein bisschen auch nach Willkür.

Alle Jahre wieder an einem Tag im März markiert der Equal Pay Day genannte Aktionstag symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Webseite equalpayday.de meldet, dass Frauen im Jahr 2021 mit durchschnittlich 19,12 Euro brutto in der Stunde 4,08 Euro weniger verdienten als Männer (23,20 Euro). »Rechnet man den Wert von 18 Prozent in Tage um, arbeiten Frauen vom 1. Januar an 66 Tage umsonst.«16

Die Forderung nach »gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit« ist zweifellos gut und richtig. Erfreulich ist, dass Friseurinnen, Kellnerinnen und Kassiererinnen dank Mindestlohn inzwischen höhere Löhne erhalten. Weshalb also liegt der Durchschnittslohn der Frauen unter dem der Männer? Die Frage ist längst beantwortet: Der Löwenanteil der Differenz, zwölf Prozent, ist Berufswahl, Qualifikation, Teilzeitarbeit, Übernahme von Führungsverantwortung geschuldet. Für die restlichen sechs bis sieben Prozent sind schlechte Gehaltsverhandlungen verantwortlich, der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice, Babypausen.17 Frauen arbeiten seltener in Hochlohnbranchen und häufiger in kleineren Betrieben, häufiger im Kindergarten oder Altenheim, wo die Löhne unterdurchschnittlich sind, auch wenn sich das Bewusstsein für die Leistungen in diesem Bereich durch Corona verbessert hat. Im verarbeitenden Gewerbe, wo es bessere Löhne gibt, sind nur drei von zehn Beschäftigten Frauen.

Die amerikanische Philosophieprofessorin und Feministin Christina Hoff Sommers (Who Stole Feminism?) hat im November 2015 mit einem schönen Aphorismus ins Schwarze getroffen: »Du willst die Gehaltslücke schließen? Schritt 1: Wechsle dein Hauptfach von feministischer Tanztherapie zu Elektrotechnik.«18

Aber ist die Bewertung von Arbeit, die Bezahlung, nicht ohnehin völlig willkürlich und ungerecht? Wer legt fest, dass Kindergärtnerinnen so viel schlechter dastehen als Technische Zeichner? Dass ein Mensch mit abgeschlossenem Germanistik- oder Sozialpädagogikstudium (mehrheitlich Frauen) schlechtere Gehaltsaussichten hat als ein Ingenieur oder Informatiker (mehrheitlich Männer)? Ist es gerecht, dass Kopfarbeit meist besser vergolten wird als Handarbeit? Wer misst den Wert von Arbeit? Und ist es in Ordnung, dass die beruflichen Entscheidungen von Menschen Folgen für den Geldbeutel haben?

Bei aller Ungerechtigkeit darüber, dass etliche »weibliche« Berufe zu den mies bezahlten gehören, müssen wir auch sehen, dass eine gesamtgesellschaftliche Ungleichheit zwischen Menschen verschiedener Schichten besteht. Das trifft Frauen und Männer gleichermaßen. Altenpflegerinnen und Krankenbrüder, Kindergärtner und allerlei Sozialarbeiterinnen müssen offenbar ihre hohe Zufriedenheit mit der Arbeit und Überzeugung von der Sinnhaftigkeit des Tuns als Teil ihres Lohns verstehen. Dagegen stehen hohe Einkünfte bei − sagen wir − Investmentbankern und Wirtschaftsprüferinnen.

Ist es nicht noch immer so, dass die Trennlinie zwischen oben und unten verläuft, zwischen Klassen? Müssten wir deshalb nicht gemeinsam für Gerechtigkeit sorgen, für alle abhängig Beschäftigten? Denn diese Fragen drängen sich doch auf: Um wessen Gehälter streiten Frauenrechtlerinnen, Professorinnen, Journalistinnen und manche angehenden Managerinnen tatsächlich? Um wessen Aufstiegschancen? Um wessen »Karrieren«?

Was haben gleiche Siegprämien bei Tennisturnieren (geschenkt, dass Frauen dafür weniger Sätze spielen müssen), geringere Gagen für männliche Models oder Jennifer Lawrence mit dem Moos der Mustermanns zu tun? Natürlich dürfen Medienfrauen und Drehbuchschreiberinnen klagen, wenn sie sich benachteiligt fühlen. Wenn sie jedoch Gästebetreuerinnen und Gebäudereiniger, Kellnerinnen und Köche, Friseurinnen (trotz lausiger Verdienstaussichten noch immer einer der beliebtesten Ausbildungsberufe unter Mädchen) und Fleischer vergessen, dürfen sie nicht mit deren Solidarität rechnen.

Junge Zuwanderer unter 30 Jahren arbeiten übrigens derzeit nicht nur bis in den März hinein »umsonst«, wie equalpayday.de für Frauen reklamiert, sondern sogar bis Ende Mai. Auch Menschen mit Handicap sind selten da zu finden, wo es überdurchschnittlich viel Geld gibt. Muslime, Frauen wie Männer, dürfen sich ebenfalls benachteiligt fühlen und müssen in diesen Zeiten hoffen, dass es nicht noch schlimmer kommt. Es gibt also viele individuelle Ungleichheiten zu beseitigen.

Wer seine Scheuklappen absetzt und den Blick ein wenig weitet, wird erkennen, dass Friseurinnen noch länger »umsonst« arbeiten als andere Frauen. Wer auch darin Ungerechtigkeit erkennt, müsste die logische, aber radikale Forderung stellen: Einheitslohn. Zweifellos aber will eine Unternehmensberaterin auch weiterhin mehr verdienen als ein Fahrradkurier von Lieferando, eine Redakteurin mehr als die Kassiererin im Supermarkt. Und jetzt, ihr Kämpferinnen für die Opfer und gegen die Ungerechtigkeit »der Männer«, Hand aufs Herz: wieso eigentlich?

Beteiligung ist nicht nur ein Recht: Warum Männer in der Politik führen

Von Nadia Pantel, Frankreichkorrespondentin der Süddeutschen Zeitung, ist folgender Satz überliefert: »Vor Macron waren 27 Prozent der Abgeordneten Frauen, nach Macron waren es 39 Prozent.« Ein Grund, sich zu freuen? Mitnichten. »Nur rutschte in den bisherigen vier Jahren kaum eine politische Institution so sehr ins Abseits wie das Parlament.«19 Da legt sich eine böse Frage auf die Zunge: Das eine wird doch nichts mit dem anderen zu tun haben?

Aber Pantel kommt es gar nicht so sehr auf die Zahlen an, »sondern wie viel Macht ihnen eingeräumt wird«. Wie wär’s also, fragt die böse Zunge, mit einer Präsidentin? Doch dann fällt der Blick auf die weibliche Alternative in Paris, und angesichts von Marine Le Pen sagt der Verstand: Das wäre derzeit nicht ratsam. Es kommt doch auf die zu erwartende Politik an, nicht aufs Geschlecht.

Aber bleiben wir doch in Deutschland. Im Deutschen Bundestag sitzen derzeit 736 Abgeordnete, 478 Männer und 258 weibliche, knapp 35 Prozent. Null Diverse laut offizieller Statistik. Klarer Fall von Diskriminierung! Oder etwa nicht? Wenn Nicht-Parität eine Diskriminierung ist, dann liegt sie (jeweils gerundet) in der Bundestagsfraktion der Grünen vor (59 Prozent Frauen, 70:48), ebenso bei der Linken (54 Prozent, 21:18) – hier zulasten der Männer. Bei der SPD-Fraktion machen Frauen 42 Prozent aus (87 von 206), 25 Prozent bei FDP (23:69), 24 bei CDU/CSU (47:150) und 12 Prozent bei der AfD (9:69). Eine Diskriminierung ist das nur bedingt. Denn bei den Grünen – wir vernachlässigen hier eventuelle *-Geschlechter – sind nicht 59 Prozent der Mitglieder Frauen, sondern nur 42, in der Linken nicht 54 Prozent, sondern nur 37, in der SPD 33, in der CDU 27, in der CSU 22, in der FDP 20 und in der AfD 19 Prozent.20 Macht im Durchschnitt deutlich unter 35 Prozent. Das heißt: Frauen sind im Bundestag relativ zu ihrem Parteiengagement überrepräsentiert. Das gilt auch für das Bundeskabinett: Nach ursprünglicher Parität und dem Austausch im Verteidigungsministerium sitzen dort neun Minister und sieben Ministerinnen.

Frauen haben, was ihre Präsenz in der Volksvertretung und in der Regierung anbelangt, keinen Grund zu mäkeln. Denn in einer Parteiendemokratie führt der Weg in den Bundestag nun mal über die Parteien. Ohne »Ochsentour« keine Kandidatur, ohne Kandidatur kein Mandat. Im Vorstand der Grünen sitzen Frauen und Männer paritätisch, in Vorstand und Präsidium der SPD sogar mehr Frauen als Männer. Selbst im 16-köpfigen Präsidium der CDU sitzen 7 Frauen – bei 27-prozentigem Mitgliederanteil. Man sieht: Bis in der Mitgliedschaft der Parteien Parität erreicht ist, sind die Chancen von engagierten Frauen auf Amt und Würden größer als für Männer.

Und wie steht’s in den Niederungen der Parteien? In Sophie Passmanns Buch Alte weiße Männer berichtet SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert von Ortsvereinen der SPD, in denen sich keine »sogenannte Quotenfrau« finden lässt. »Ulrike, willst du nicht noch?« Kühnert sorgt sich, dass die Ulrike sich bei dieser Ansprache nicht ernst genommen fühle. Kühnert sagt auch: »Da findest du Gemeinderäte, wo vierzig Leute drinsitzen, und da ist niemand unter fünfzig mit dabei, und da ist die Männerquote bei neunzig Prozent.« Warum ist das so? Was könnte man tun, damit sich das alles ändert? Statt diese Fragen zu diskutieren, gehen die beiden vor die Tür, um eine abschließende Zigarette zu rauchen – »als Belohnung für all den Feminismus heute«.21 Bei den Männern im Ortsverein kommt derartiges nicht gut an. Denn sie verrichten die Arbeit für die Gemeinde im Ehrenamt, und zum Dank wird ihnen dann Kungelei vorgeworfen. So kommt das im Ortsverein an – bei den Männern.

»Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht allein ein Recht«, sagte Louise Otto-Peters, im 19. Jahrhundert Mitbegründerin und erste Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins,22 »sie ist eine Pflicht der Frauen«. Sie hatte recht. Also, Schwestern, hinein in die Parteien, ihr müsstet euch die paritätische Repräsentanz endlich verdienen. Oder wollt ihr, dass das Volk weiter von einer Männermehrheit vertreten wird?23

Auf geht’s. Heute geht es los, auf zur Ochsentour. Frauen, rein in die Parteien. Wir sehen euch in zehn Jahren im Bundestag, in zwanzig im Parteivorstand, und dann werden wir sehen, wer die nächste Kanzlerin wird.

Mehr Frauen an die Spitze: Wird die Welt dann besser?

Die estnische Premierministerin Kaja Kallas geht zweifellos davon aus, dass es auf der Welt weniger gewalttätig zuginge, wären mehr Frauen an der Macht. Der inzwischen ausgeschiedene britische Premier Boris Johnson stimmt zu: »Wenn Putin eine Frau wäre, so hätte er, glaube ich, nicht einen so verrückten, machohaften Krieg vom Zaun gebrochen«, sagte er im Dezember 2022. Dass der russische Diktator einen Krieg begonnen hat, ist für den Engländer ein Beispiel für »toxische Männlichkeit«.

Alice Schwarzer hat dagegen schon lange vor ihm die Wahrheit verkündet, nämlich dass Frauen nicht per se friedlich seien. Schließlich hielt auch Maggie Thatcher es für nötig, die britische Marine zu den Falklandinseln (Las Malvinas) zu schicken und einen Krieg anzuzetteln.

Heute zeigt Margarita Simonjan in Moskau, dass Goebbels nicht der größte Propagandist aller Zeiten war: »Also entweder, wir gewinnen das in der Ukraine, oder der Dritte Weltkrieg beginnt«, sagte Putins Aufpeitscherin lachend im Kanal Rossija 1. »Das Undenkbare, dass alles mit einem Atomschlag enden wird, scheint mir immer wahrscheinlicher zu werden.« Dabei lachte sie erneut.24

Längst dürfen Frauen in der Realität in der Bundeswehr und anderen Armeen dienen – und kommandieren. Es gibt Verteidigungsministerinnen und Außenministerinnen. Und bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2022 weist die Statistik bei Moderation und Vortrag für fast die Hälfte Frauen aus.

Kriegerinnen gab es immer. Zarin Katharina die Große entmachtete nicht nur ihren Mann, sondern brachte mit ihrem Türkenkrieg die Krim, die südliche Ukraine und den Nordkaukasus unter ihre Knute. Vergessen wir nicht Jeanne d’Arc, die auf dem Feld half, die Belagerung der Engländer zu durchbrechen. Kriege führten auch Maria Theresia, Queen Victoria, Indira Gandhi, Golda Meir, um nur einige Amazonen zu nennen. Selbst unter den Wikingern soll es Kriegerinnen gegeben haben, und Nora von Kelmendi, die eine Frauenarmee anführte und den Oberbefehlshaber der osmanischen Armee enthauptete, gilt als größte Kriegerin der albanischen Geschichte. Auch die RAF wollen wir nicht vergessen, die gezeigt hat, dass Frauen ebenso, sogar Pfarrerstöchter, über Leichen gehen können, wenn vermeintlich höhere Ziele es verlangen.