Woodwalkers – Die Rückkehr (Staffel 2, Band 3). Das Grollen der Löwin - Katja Brandis - E-Book

Woodwalkers – Die Rückkehr (Staffel 2, Band 3). Das Grollen der Löwin E-Book

Katja Brandis

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Beschreibung

Die "Woodwalkers" starten in ihr nächstes großes Abenteuer! In der zweiten Staffel der Bestsellerreihe von Katja Brandis warten größere Herausforderungen als je zuvor auf Puma-Wandler Carag, Wolfsmädchen Tikaani und ihre Freundinnen und Freunde von der Clearwater High. Pumajunge Carag und seine Freundinnen und Freunde an der Clearwater High können es kaum erwarten: Endlich treffen die Gastschüler der namibischen Narawandu School in den Rocky Mountains ein und alle freuen sich auf das gemeinsame Sportturnier. Unter ihnen ist auch der Herr der Gestalten, dessen Hilfe Carag dringend benötigt. Wird sich der mächtige Wandler zu erkennen geben? Doch auch Carags Feindin, die Löwen-Wandlerin Rebecca Youngblood, verfolgt noch immer ihre gefährlichen Pläne. Ohne Vorwarnung holt sie mit ihren Verbündeten zum nächsten Schlag aus - und diesmal verfügen Carags Gegner über ungeahnte Kräfte. Plötzlich steht nicht nur Carags Sicherheit auf dem Spiel, sondern das Wohlergehen der gesamten Gestaltwandlerwelt. Auch im zweiten Schuljahr kommen Tierfantasy-Fans ab 10 Jahren voll auf ihre Kosten: Neue, spannende Gestaltwandler-Charaktere und mitreißende Abenteuer in der Natur machen jeden Band zum garantierten Lesespaß. Die Illustrationen im einzigartigen Stil von Claudia Carls setzen die Geschichten perfekt in Szene.   Die Woodwalkers- und Seawalkers-Bände erscheinen halbjährlich. Bisher erschienen sind: Woodwalkers - Die Rückkehr (Staffel 2) Woodwalkers - Die Rückkehr (1). Das Vermächtnis der Wandler Woodwalkers - Die Rückkehr (2). Herr der Gestalten Woodwalkers (Staffel 1) Woodwalkers (1). Carags Verwandlung Woodwalkers (2). Gefährliche Freundschaft Woodwalkers (3). Hollys Geheimnis Woodwalkers (4). Fremde Wildnis Woodwalkers (5). Feindliche Spuren Woodwalkers (6). Tag der Rache Woodwalkers Special Woodwalkers & Friends. Katzige Gefährten Woodwalkers & Friends. Zwölf Geheimnisse Woodwalkers & Friends. Wilder Kater, weite Welt Seawalkers Seawalkers (1). Gefährliche Gestalten Seawalkers (2). Rettung für Shari Seawalkers (3). Wilde Wellen Seawalkers (4). Ein Riese des Meeres Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser Seawalkers (6). Im Visier der Python

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Bücher von Katja Brandis im Arena Verlag:

Woodwalkers. Carags Verwandlung

Woodwalkers. Gefährliche Freundschaft

Woodwalkers. Hollys Geheimnis

Woodwalkers. Fremde Wildnis

Woodwalkers. Feindliche Spuren

Woodwalkers. Tag der Rache

Woodwalkers – Die Rückkehr. Das Vermächtnis der Wandler

Woodwalkers – Die Rückkehr. Herr der Gestalten

Woodwalkers and Friends. Katzige Gefährten

Woodwalkers and Friends. Zwölf Geheimnisse

Woodwalkers and Friends. Wilder Kater, weite Welt

Seawalkers. Gefährliche Gestalten

Seawalkers. Rettung für Shari

Seawalkers. Wilde Wellen

Seawalkers. Ein Riese des Meeres

Seawalkers. Filmstars unter Wasser

Seawalkers. Im Visier der Python

Die Jaguargöttin

Der Panthergott

Khyona. Im Bann des Silberfalken

Khyona. Die Macht der Eisdrachen

Gepardensommer

Koalaträume

Delfinteam. Abtauchen ins Abenteuer

Delfinteam. Der Sog des Bermudadreiecks

Delfinteam. Ritt auf der Brandung

Katja Brandis, Jahrgang 1970, hat Amerikanistik, Anglistik und Germanistik studiert und als Journalistin gearbeitet. Schon in der Schule liehen sich viele Mitschüler ihre Manuskripte aus, wenn sie neuen Lesestoff brauchten. Inzwischen hat sie zahlreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht, zum Beispiel Khyona, Gepardensommer, Die Jaguargöttin oder Ruf der Tiefe. Bei der Recherche für Woodwalkers im Yellowstone-Nationalpark lernte sie eine Menge Bisons persönlich kennen, stolperte beinahe über einen schlafenden Elch und durfte einen jungen Schwarzbären mit der Flasche füttern. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen, von denen eine ein bisschen wie ein Puma aussieht, in der Nähe von München.

www.woodwalkers.de | www.seawalkers.de

Für Lucca S.

Ein Verlag in der Westermann Gruppe

1. Auflage 2023

© 2023 Arena Verlag GmbH

Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Werk wurde vermittelt durch dieAutoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler (München).

Cover und Innenillustrationen: Claudia Carls

E-Book ISBN 978-3-401-81058-4

Besuche uns auf:

www.arena-verlag.de

@arena_verlag

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Bei unserer Klassenfahrt nach Afrika haben wir viele tolle neue Leute kennengelernt. Aber leider haben wir den Kampf um das alte Cherokee-Buch mit den geheimen Wandler-Formeln verloren. Es ist der fiesen Löwen-Wandlerin Rebecca Youngblood in die Pfoten gefallen. Wann wird sie die fertige Übersetzung lesen können und welche Geheimnisse birgt das Buch noch? Kann sie uns damit schaden? Wird sie dann gleich handeln und versuchen, meinen alten Feind Andrew Milling zu befreien und ihm seine menschliche Gestalt zurückzugeben (oder mir meine Pumagestalt zu nehmen)? Nicht alle in unserer Klasse wissen von dieser Sache und die Erstis, die wir betreuen, schon gar nicht. Sie sind einfach gespannt, wie es den afrikanischen Schülern, die bald zum Gegenbesuch bei uns eintreffen, in den Rocky Mountains gefällt …

Prolog

David Johnson

Es war nicht zu übersehen, dass an diesem Ort eine Katastrophe stattgefunden hatte. Zum Glück war das Ganze schon hundertfünfzig Millionen Jahre her, damals waren bei schlimmen Dürren fast hundert der hier lebenden Dinosaurier verdurstet. Pech für sie, aber für Urzeitforscher von heute war es der Himmel auf Erden. Und es war ein unverdächtiger Treffpunkt, da die Dino-Überreste jedes Jahr von Hunderttausenden Touristen bestaunt wurden.

Nicht alle von ihnen waren Menschen.

Der Ranger, der Davids Eintrittskarte kontrollierte, ahnte natürlich nicht, wen er vor sich hatte: das Oberhaupt aller fliegenden, laufenden und schwimmenden Wandler in Nordamerika. Er sah nur einen schlanken, etwa sechzigjährigen, gepflegt wirkenden Mann, der wirkte, als trüge er sonst Anzüge (diesmal war er in Jeans und einem grauen T-Shirt unterwegs).

Irgendwann muss ich mal versuchen, mich hier in Fuchsgestalt reinzuschleichen, nur aus Prinzip, dachte David Johnson, während er die große Stahl-und-Glas-Halle betrat. Man hatte einen ganzen Hang des ehemaligen Steinbruchs überdacht und zum Museum erklärt, weil er so viele Fossilien enthielt.

Sosehr er diesen Ort auch mochte, diesmal hatte David keinen Blick für die riesigen Rückenwirbel eines Apatosaurus, die Rippen des Stegosaurus oder die vielen anderen Knochen, die sich im Sandstein abzeichneten. Er berührte nur wie immer den halb freigelegten Beinknochen, der ebenso groß war wie er selbst und den man ganz offiziell anfassen durfte.

Muss das sein? Denk daran, dass du an allem deine Witterung hinterlässt, David. Ennia Sandras, die Sicherheitschefin des Woodwalker-Rates, war natürlich als Erste eingetroffen, um abzuchecken, ob der Ort sicher war. Sie streckte kurz ihren Kopf aus ihrem Versteck und David nickte der narbigen, misstrauisch dreinblickenden Ratte respektvoll zu. Nur dank ihr gab es den Rat überhaupt noch, schon seit zehn Jahren entschärfte sie bedrohliche Situationen, wehrte Angriffe ab und entlarvte Verräter. Sie suchte auch die regelmäßig wechselnden Treffpunkte aus; der Rat hatte keine feste Zentrale, sondern bestand aus Mitgliedern, die mit ihren Familien über ganz Amerika verstreut lebten und mit ihren ebenfalls überall lebenden Helfern per Telefon und Internet sowie durch Kuriere und Boten in Kontakt blieben.

Kurz nach ihnen traf Farryn García ein, der Delfin-Wandler aus Florida; er war dort Lehrer an der Blue Reef High. Gerade befand er sich in seiner Gestalt als hochgewachsener dunkelhaariger Mann. Wie zufällig setzte er sich neben David auf eine der beiden Bänke im Erdgeschoss. »Wie wär’s mit einem Ort mit etwas mehr Wasser für die nächste Ratssitzung?«

»Ach, stell dich nicht so an, was ist mit dem Green River?« Trotz seiner düsteren Stimmung musste David lächeln. Er mochte diesen Kerl, der nur halb so alt war wie er und es nicht immer leicht gehabt hatte im Leben. »Das nächste Mal trifft sich der Rat übrigens im Naturkundemuseum von Salt Lake City, ich habe uns einen Zweitschlüssel organisiert. Es gibt einige gut geeignete Räume für unser Treffen im Erdgeschoss.«

»Noch mehr alte Knochen?«, sagte García. »Wie deprimierend.«

Knochen können dich nicht verraten, lebende Wesen schon, raunte die Ratte.

»Da hast du leider recht, Ennia.« David warf einen Blick auf die Uhr. »Jetzt sind wir erst mal hier. Wir haben noch eine Stunde, bevor das Besucherzentrum schließt und wir dadrin die Ratssitzung abhalten können. Wollen wir bis dahin kurz durchgehen, wie es um unsere drei derzeit gefährlichsten Feinde steht?«

Viel zu viele Feinde, seufzte Ennia Sandras. Meine Leute bräuchten eigentlich mal wieder ein paar entspannte Wochen in der Kanalisation oder auf der Müllkippe!

»Ich weiß, tut mir wirklich leid«, sagte David Johnson. »Habe ich erwähnt, dass wir Andrew Milling schon zum zweiten Mal an einen geheimen Ort verlegt haben, damit keiner seiner Kumpane versuchen kann, ihn zu befreien?«

Ihm war klar, dass dieser Puma-Wandler nach wie vor hochgefährlich war. Und Andrew Milling hatte noch immer viele Anhänger, die es nicht zu interessieren schien oder die es sogar gut fanden, dass er Menschen hasste und ihnen schon sehr geschadet hatte.

»Gute Idee, ihn noch mal anderswo unterzubringen«, sagte García. »Aber am meisten Sorgen machen mir die beiden Frauen … du weißt, von wem ich rede.«

David nickte. »Diese Löwen-Wandlerin ist sicher das größte Risiko, vor allem weil sie so viele ehemalige Milling-Leute um sich geschart hat. Was will diese Frau?«

»Möglichst viel Aufmerksamkeit, glaube ich«, meinte García und behielt vorsichtig einen der Ranger im Auge, der ganz in der Nähe einigen Touristen etwas über die Knochen des Apatosaurus erzählte. »Die Woodwalker in diesem Land sollen keine andere Wahl haben, als ihr ständig Beachtung zu schenken und ihr zu folgen. Und wenn sie so weitermacht, könnte das klappen.«

Als ich gehört habe, dass sie das geheime Buch in die Klauen bekommen hat, war mir danach zumute, mir alle Tasthaare auszureißen, mischte sich die Sandras ein.

»Mir auch, glaub mir«, sagte David und holte tief Luft. »Inzwischen haben wir übrigens das Handy von Rebecca Youngblood ausgewertet, das Carag und seine Freunde in Afrika erbeutet haben. Es war ein Wegwerfteil, aber einen Chatverlauf konnten wir rekonstruieren.«

Er berichtete, was darin gestanden hatte, und García stöhnte auf. »Bei der großen Strömung! Habt ihr es den Leuten von der Clearwater High schon gesagt?«

»Mache ich gleich nachher. Erst mal bist du dran, Farryn – gibt’s was Neues von der Tigerpython, die wir alle so lieben? Der Anwältin des Grauens?«

Grimmig nickte sein Sitznachbar. »Lydia Lennox hat sich bei ihrer Tochter gemeldet. Sie behauptet, dass sie alles, was sie angerichtet hat, tun musste, um größeres Unheil zu verhindern. Dass sie aber eingesehen hat, dass sie auch Fehler gemacht hat.«

Die Ratten-Wandlerin schnaubte und David sagte: »Ich glaube ihr kein Wort. Sobald sie sich irgendwo sehen lässt, lasse ich sie von unseren Leuten verhaften.«

»Gut! Hoffentlich klappt das bald«, meinte García aus ganzem Herzen. »Schurken aus dem Gefängnis herauszuholen, ist leider ihr Spezialgebiet und sie mag Andrew Milling.«

David Johnson nickte. Da wartete noch Ärger auf sie. Großer Ärger. Plötzlich musste er an Carag denken, den Pumajungen aus der Clearwater High. Sollte er ihm einen Agenten des Rates schicken, der ihn in nächster Zeit beschützte? Es waren gefährliche Zeiten, auch und besonders für ihn.

Doch zum Glück hatte Carag viele Freunde, die ihm helfen konnten. Erstaunlich tüchtige Freunde, wie sich erst vor Kurzem bei dem Sturm auf diese alte Goldmine erwiesen hatte. Und gerade erst hatte er neue Verbündete aus Afrika hinzugewonnen.

Er kommt schon klar, dachte David Johnson. Dann sagte er: »Gehen wir«, und erhob sich, um die zehn rechtmäßig gewählten Ratsmitglieder um sich zu scharen wie schon so oft zuvor.

Pelziges Familientreffen

Carag

Wenn ich nervös bin, dann macht mein Fell, was es will. Es sträubt sich, kribbelt und lässt sich nicht mal durch intensives Schlecken in eine präsentable Form bringen. Dadurch kann jeder sehen, wie ich mich fühle, was nicht in jeder Situation toll ist.

Meine Schwester, die sich gerade ebenfalls in eine Raubkatze verwandelt hatte, grinste, das konnte man selbst in ihrer Tiergestalt erkennen. Kann es sein, dass du aufgeregt bist, Carag?

Ich schlug mit einer Vorderpranke nach ihr. Nein, wieso sollte ich aufgeregt sein? Es ist schließlich nur das erste Mal, dass meine Pumaeltern meine Menscheneltern treffen. Nichts Besonderes! Die Ralstons hatten mich aufgenommen, nachdem ich die Rocky Mountains verlassen hatte, um das Leben als Mensch auszuprobieren. Wir hatten uns fest ins Herz geschlossen, ich war ein Teil der Familie. Zum Glück hatten die Ralstons ihren Schock darüber, dass ich ein Gestaltwandler war, erstaunlich schnell überwunden. Aber waren sie wirklich bereit für vier davon? Und wie würden sich Nimca und Xamber, meine echten Eltern, mit ihnen verstehen?

Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd deswegen, es wird schon alles glattgehen, sagte Mia. Sie war erst vor Kurzem aus den Bergen an meine Schule gekommen, liebte es aber schon, menschliche Redewendungen zu benutzen. Je seltsamer, desto besser.

Ich hab doch gar kein Hemd an, gab ich etwas verwirrt zurück. Und wenn ich eins anhätte, wieso sollte ich … draufpissen?

Keine Ahnung, aber es klingt doch irgendwie lustig, oder? Mia sprintete los. Bis gleich am Treffpunkt!

Bis gleich, gab ich zurück und trabte selbst los in Richtung der kleinen Stadt Jackson, in der meine Menschenfamilie wohnte. Wir hatten ausgemacht, dass ich sie dort abholen und zum Treffpunkt bringen würde, wo Mia mit meinen »richtigen« Eltern warten würde. Dann konnte das Picknick losgehen.

Meine Freundin Tikaani – gerade eine Polarwölfin – berührte zum Abschied liebevoll meine Nase. Viel Glück und beiß niemanden!

Hab ich nicht vor, gab ich zurück. Die Gedanken an sie wärmten mein Herz, während ich mir einen Weg nach Westen bahnte und Wildwechseln folgte, damit ich nicht im tiefen Schnee versank. Mitte Februar hatte der Winter meine Heimat noch fest im Griff.

Kurz darauf sprang ich am Haus der Ralstons durch das offene Fenster in mein Zimmer im ersten Stock (was kein Problem war, ich hätte auch den zweiten Stock geschafft). In meinem waldgrün gestrichenen Zimmer, das noch ein bisschen nach Farbe roch, verwandelte ich mich zurück, zog mich an und ging als äußerlich ganz gewöhnlicher blonder Junge die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Dort witterte ich Essen und Sonnencreme.

»Ah, da bist du ja endlich, Jay! Wir sind schon so aufgeregt!« Meine Stiefmutter Anna, meine kleine Schwester Melody und alle anderen Familienmitglieder hatten sich in ihre dicken Skisachen gehüllt, inklusive bunter Mützen und Handschuhe. Melody trug ihren rosa Einhornrucksack, Anna hatte eine Picknickdecke unter dem Arm und Donald klammerte sich an eine Kühltasche, die bei diesen Temperaturen komplett unnötig war.

»Also was ist? Können wir los, Alter?« Marlon klang ein bisschen genervt, aber das war bei ihm normal. Mein Stiefbruder, der mich lange tyrannisiert hatte, war älter und außerdem größer als ich. Dank seines Footballtrainings hatte er ein breites Kreuz und wirkte stark wie ein Elchbulle.

Ich nickte und fragte mich zum x-ten Mal, ob dies hier eine gute Idee war. Keiner der Ralstons hatte Wildniserfahrung und Raubkatzen kannten sie hauptsächlich aus dem Fernsehen. Na ja, bis auf mich und Mia, das hatte sie hoffentlich ein bisschen abgehärtet.

Als Treffpunkt hatte ich nach langem Grübeln den Ort vorgeschlagen, wo der Philips-Canyon-Wanderweg losging. Der war für meine Menschenfamilie mit ihrem nicht gerade kleinen, vielsitzigen Auto gut erreichbar, aber außerhalb der Stadt und bot mit seinem Kiefernwald genug Deckung, sodass uns niemand beobachten konnte. Im Sommer tupften hier Wildblumen in Gelb, Weiß und Rosa die Bergwiesen und lockten Wanderer und Mountainbiker an, doch im Winter war kaum etwas los.

Bis jetzt. Kaum waren sie aus dem Auto gestiegen, unterhielten sich Anna, Donald, Marlon und Melody so laut, dass wahrscheinlich schon jedes Wapiti und jeder Luchs in der Gegend die Flucht ergriffen hatte (oder mit Herzinfarkt am Boden lag).

Als wir zu Fuß losgingen, nahm meine kleine Schwester meine Hand und lächelte zu mir hoch. »Hast du als Puma hier gewohnt? Also du noch klein warst?«

Ich schüttelte den Kopf und sog die kalte, klare Luft ein. »Nördlich von hier im Yellowstone-Nationalpark. Dort wo die Geysire sind. Dort habe ich immer mal wieder Menschen beobachtet und war furchtbar neugierig auf euch.«

Da war auch schon die Kratzmarkierung, die Mia mir an einem Baum hinterlassen hatte. Ich winkte meiner Menschenfamilie, den Pfad zu verlassen. Auf einmal war Schluss mit dem Geplauder, in gespanntem Schweigen stapften sie hinter mir her. Nur das Knirschen unserer Stiefel auf dem Schnee war zu hören. Bis mir eine vertraute Witterung in die Nase stieg und ich Mias zimtfarbenen Pelz zwischen den Kiefernstämmen erkannte. Meine Mutter flüsterte in meinen Kopf: Das sind sie also, deine Menschen! Vorhin haben sie so viel Krach gemacht wie wütende Streifenhörnchen.

Ich musste lächeln. Das ist bei Menschen normal, meinte ich und wandte mich zu den Ralstons um. »Nicht erschrecken, sie kommen jetzt zu uns.«

Mein Vater war ein stolzer Jäger mit dichtem rötlich braunem Winterfell und goldenen Augen. Als Puma und Mensch war er größer als ich, obwohl ich inzwischen ausgewachsen war. Ich roch Furcht, als er sich den Ralstons näherte und dabei nebenbei einen Baum mit den Krallen markierte, die Muskeln arbeiteten unter seinem Fell. Melodys Augen waren groß wie Murmeln und ihre Hand zerquetschte mir fast die Finger (sie hatte erstaunlich viel Kraft für ein Mädchen ihrer Größe).

Musste das jetzt sein, Pa?, fragte ich und seufzte innerlich. Sie wissen schon, dass es dein Revier ist.

Ach, schadet nie, noch einmal daran zu erinnern, meinte mein Vater, der bis vor Kurzem nicht gerade gut auf Menschen zu sprechen gewesen war. Wer ist der Große da? Der Kerl, der dich mit lauter Musik gequält hat? Auf seinen großen Pranken näherte er sich Marlon. Der schaute verständlicherweise ein bisschen besorgt drein.

Das hat er schon länger nicht mehr gemacht, versicherte ich meinem Vater und trat vor Marlon, um Xamber wenn nötig abzudrängen.

Währenddessen hüpfte Mia über einen Baumstamm, rollte in der weißen Pracht herum und ließ große Schneewolken aufstieben.

Warum genau benimmst du dich wie ein Kätzchen?, ächzte ich.

Weil ich versuche, eine entspannte Stimmung zu machen! Ein hellbrauner Blitz jagte an mir vorbei. Hör auf, so zu schauen, als würde ein Jäger auf dich zielen, und spiel mit!

Ich verdrehte die Augen. Und wer übersetzt? Die Taschenratte von nebenan? Die Elster auf dem Ast da vorne?

Wenigstens meine Mutter gab sich Mühe, freundlich zu sein. Nimca hatte sich Anna genähert, schnurrte sie an und blickte mit leuchtenden Augen zu ihr hoch. Sag ihr, ich freue mich, dass sie so nett zu dir ist und dir immer genug zu fressen gegeben hat!

Das übersetzte ich natürlich gerne und Anna lächelte. »Hab ich doch gern gemacht. Danke, dass du mir deinen Sohn ausgeliehen hast. Er hat uns schon oft beschützt, auch als wir noch gar nicht wussten, dass er eine zweite Gestalt als Raubkatze hat.«

Ja, Carag kann gut mit seinen Krallen umgehen. Nimca schnurrte lauter. Er hat mir und einem Ranger sogar mal geholfen, einen Grizzly zu verjagen.

»Darf ich deine Mutter streicheln?«, fragte Melody.

Donald sah aus, als würde er jeden Moment einen Schlaganfall erleiden. »Nein, Melody. So etwas wäre furchtbar übergriffig. Wir reden hier, soweit ich das verstanden habe, von Erwachsenen, die es genauso wenig schätzen wie wir, wenn jemand …«

Doch da hatte Nimca ihren Kopf schon gegen Melodys Hand geschmiegt. Du hast wenig Angst vor uns, das gefällt mir. Wieso heißt du »Lied«, hat jemand gesungen, als du geboren worden bist?

»Deine Familie ist wirklich flauschig!« Melody strahlte, während sie meiner Mutter über das Fell strich.

Ich kam kaum noch nach mit dem Übersetzen, deshalb schlug ich aus purer Notwehr vor: »Wie wäre es jetzt mit dem Picknick?«

Gute Idee, sagte Xamber, ging noch weiter auf Marlon zu und drängte sich dann an ihm vorbei in Richtung Kühlbox. Marlon stieß ein Geräusch aus, das klang, als wäre er ein Aufblasspielzeug, das gerade jemand angepikt hatte.

Begeistert stellten wir fest, dass die Ralstons selbst gemachte Burger mitgebracht hatten, sie waren sogar noch warm. Mia spießte sich gleich drei Burger-Patties auf die Krallen, mein Vater schaffte vier. Das ist nett von euch, sagte er gnädig. Unser letztes Jagdglück ist schon ein paar Tage her.

Meine Mutter sprang auf. Aber ein bisschen was ist noch da, das können wir euch anbieten. Entsetzt sah ich, dass sie ein halb verrottetes Dickhornschaf aus dem Gebüsch schleifen wollte. Nein, äh, lass ruhig, wir werden schon so satt, versicherte ich ihr und war froh, dass wir nicht in Windrichtung saßen.

Zufrieden futterten wir vor uns hin. Bis Donald plötzlich sagte: »Ist es schlimm für euch, dass Jay sich für uns entschieden hat? Für das Leben in der Stadt?«

Oje. Ich musste meine Eltern nicht anblicken, um zu wissen, dass ihnen das im Hals stecken bleiben würde wie ein Stück Knochen.

Katzenduft

Nach Donalds Bemerkung herrschte erst mal Schweigen. Dann sagte meine Mutter höflich: Das kann man so nicht sagen, finde ich. Er ist ja auch oft bei uns, wir werden immer seine Familie sein.

Als ich das übersetzt hatte, lächelte Anna. »Natürlich. Aber … ich weiß nicht, wie man das ausdrücken könnte … findet ihr nicht, dass seine menschliche Seite stärker geworden ist in den letzten Jahren?« Stolz betrachtete sie mich. »Niemand würde auf die Idee kommen, dass er … na ja … anders ist.«

Na wunderbar. Xambers Blick war mit jedem Wort finsterer geworden; er war von Anfang an dagegen gewesen, dass ich zu den Menschen ging. Carag ist ein Puma durch und durch, sagte er mit gefährlicher Ruhe.

Nachdem ich ihnen das übersetzt hatte, blickten Anna und Donald drein wie eine Bisamratte, wenn es donnert.

Zum Glück bekam Melody von alldem nichts mit, weil Mia ihr gerade zeigte, wie man richtig einen Baum hochklettert. Das lief so, dass Mia den Baum ansprang und ihn förmlich hochlief, während Melody eine Armlänge weit kletterte und dann wieder runterrutschte. Fahr deine Krallen aus, riet ihr Mia fürsorglich. Dann geht es besser.

Xamber schlang den letzten Rest Hamburger hinunter, erhob sich und ging mit gefährlich zuckender Schwanzspitze auf die Ralstons zu, vielleicht um ihnen noch mal genauer zu erklären, was ein echter Puma war.

Doch jemand, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hätte, stellte sich ihm in den Weg.

»Ey, Leute, vielleicht ist die menschliche Gestalt von denen nur so was wie Tarnung«, rief Marlon mit einem Seitenblick auf mich. »Der Typ riecht mehr nach Katze als dieses Vieh der Nachbarn!«

Zur Abwechslung war ich ihm mal dankbar, denn meine Eltern freuten sich sichtlich. Nur Anna schaute ein bisschen irritiert drein. »Das stimmt, du solltest wirklich öfter duschen, Jay.«

Wieso redet ihr ihn eigentlich mit diesem komischen Vogelnamen an?, fragte meine Mutter vorsichtig. Ihr wisst schon, dass er Carag heißt, oder? Flügel sehe ich bei ihm keine.

»Äh, ja«, meinte Donald, nachdem ich ihm das übersetzt hatte. »Stimmt. Gewohnheiten sind hartnäckig. Aber Jay … ähm, Carag … hilft uns sicher dabei, uns umzustellen.«

Den Rest des Picknicks ging es dann weiter mit der »Jay … ähm, Carag«-Nummer. Das würde noch dauern, bis sie sich an meinen richtigen Namen gewöhnt hatten.

»Schaut mal, wie hoch oben ich bin!«, jubelte Melody, die es mit Mias Hilfe schon bis zur Mitte der Kiefer geschafft hatte. Anna stieß einen Schrei aus und eilte hinüber, was Marlon und mir die Gelegenheit gab, die restlichen Burger zu erledigen. Dabei tauschten wir ein schiefes Grinsen und einen Moment lang verstanden wir uns ohne Worte. Mein großer Bruder hatte was gut bei mir.

Währenddessen hatte mein Vater ganz andere Dinge im Kopf. Verblüfft sah ich, dass er begann, sich zu verwandeln. Sein Raubkatzenkörper verformte sich, wurde länglicher, seine Pfoten streckten sich zu Händen und die pelzigen Ohren zogen sich an die Seiten des Kopfes zurück. Xamber richtete sich auf und stand ohne jede Verlegenheit als nackter Mann mit dichtem rotgoldenem Haar vor meinen sprachlosen Menscheneltern. »Ich kann doch bestimmt bei euch mitfahren zur Clearwater High?«

»J-ja natürlich, gerne«, stammelte Donald.

»Morgen fange ich dort als Tiersprachenlehrer an«, erklärte mein Vater.

Hektisch wühlte ich in meinem Rucksack herum und brachte ein T-Shirt und Jeans daraus zum Vorschein, die ich ihm zuwarf (jeder Woodwalker achtete darauf, immer Ersatzklamotten dabeizuhaben). Etwas ungelenk begann Xamber, sich anzuziehen, man merkte, dass ihm die Übung fehlte.

Währenddessen schmiegte sich meine Mutter in Pumagestalt an sein von Wolfsbissen vernarbtes Bein. Kommt mich ganz oft besuchen, Carag, Mia und du, ja?

Natürlich versprachen wir das, während Melody meinen Vater fasziniert darüber ausquetschte, was Ich mag dich und Komm her! und Wie geht es dir? in Elchisch, Füchsisch und Pumasprache hieß.

Das mit dem Mitfahren lief dann so, dass mein Vater hinten hockte und die Ralstons mit dem Argument »Du magst es doch kalt, du bist das gewöhnt, oder?« alle Fenster runtergekurbelt hatten. Weil er … na ja … ein bisschen nach Tier roch.

Mein Vater saß ganz locker und entspannt im T-Shirt neben mir und genoss den Fahrtwind, während meine Menschenfamilie trotz ihrer Wintersachen vor sich hin bibberte.

Was Xamber natürlich merkte. »Menschen«, murmelte er mitleidig. »Aber die hier sind wenigstens freundlich. Ich mag sie. Du hättest es wirklich schlechter treffen können mit deiner Zwischendurchfamilie.«

Alle Ralstons taten so, als hätten sie das nicht gehört.

Andrew Milling

Schon zum zweiten Mal war er von den verdammten Ratsleuten an einen anderen Ort gebracht worden, das Gehege war eng und kaum bewachsen. Nicht nur deswegen war seine Laune unterirdisch. Hier werde ich zwar nicht angeglotzt wie in Sunny Meadows … aber ich habe auch keine verdammte Möglichkeit, mit meinen Leuten Kontakt aufzunehmen!

Zum Glück hatten seine Bewacher dafür gesorgt, dass seine persönlichen Besitztümer – vor allem das Bild von Evelyn und June in zweiter Gestalt – mit hierhertransportiert worden waren. Der polierte, zwei Handflächen große Holzrahmen mit dem Foto darin lehnte am Rand seines Geheges. Ich wünschte, ihr wärt bei mir. Ich denke jeden Tag an euch. Jede Stunde. Jede Minute. Wie so oft drückte Andrew die Nase an die Glasscheibe, die das Foto abdeckte … und erschrak.

Auf einmal waren die beiden Pumas verschwunden und ein Gesicht erschien. Das lächelnde Gesicht einer blonden Frau. Inzwischen kannte er dieses Gesicht … das war Lydia Lennox, die Python-Wandlerin aus Florida.

»Hallo, allerseits«, klang ihre Stimme vom Bildschirm herüber, leise wie ein Hauch. »Wie ich sehe, hat der Trick funktioniert. Geniale Idee von mir, das Foto durch ein Tablet zu ersetzen, oder? Es war nicht ganz billig, die Wache zu bestechen, aber ich sehe das als sinnvolle Investitition in die Zukunft, mein lieber Andrew. Ich hoffe sehr, dass der Rat Ihr Vermögen noch nicht ausgegeben hat, aber soweit ich weiß, sind noch ein paar Hundert Millionen übrig.«

Mein lieber Andrew? Er kannte diese Frau praktisch nicht! Was fiel ihr ein, sein Familienfoto zu …

»Zu schade, dass Sie in dieser Gestalt nicht mit mir reden können.« Die Frau seufzte theatralisch. »Aber ich weiß sowieso, was Sie denken. Ja, unverschämt von mir, Ihr Familienfoto zu entweihen. Musste leider sein. Wir wollten eine Möglichkeit, Sie auf das vorzubereiten, was wir planen.«

Ach wirklich, was planten sie denn, sie und diese Löwen-Wandlerin Rebecca Youngblood?

»Jetzt fragen Sie sich gerade, was wir planen. Müssen Sie gar nicht wissen. Wichtig ist, dass Sie unseren Anweisungen folgen, wenn es so weit ist. Ach ja, lassen Sie uns kurz darüber reden, was Sie geplant haben!« Nun setzte die Frau einen Blick auf, der vermutlich vertrauenerweckend wirken sollte. »Stimmt das Gerücht, dass Sie mit Ihren Helfern noch einmal die Menschen angreifen wollen, wenn Sie wieder frei sind?«

Zwei Schaltflächen erschienen auf dem Bildschirm. Schnell blickte er sich um, nein, es waren keine Wachen darauf aufmerksam geworden, was hier geschah. Grimmig drückte er die Nase auf JA. Die Menschen haben eine Lektion verdient. Sie behandeln Tiere noch immer unglaublich schlecht. Wenn ich daran nur denke, zerreißt mich die Wut fast!

»Was ist mit dem Schutz der Natur? Sie wollen die Menschen zwingen, endlich konsequent die Natur zu schützen und die Zerstörung der Wildnis aufzuhalten, richtig?«

Das war ein wunder Punkt. In der Vergangenheit musste ich Kompromisse eingehen, um einige meiner wichtigsten Unternehmen zu retten. Ich musste erst reich und mächtig genug werden, um den Menschen Einhalt gebieten zu können. Aber jetzt ist der Naturschutz mein wichtigstes Ziel!

Noch einmal presste er die Schnauze auf JA.

»Wissen Sie zufällig, auf welche Art der Rat Ihr Vermögen beschlagnahmt und angelegt hat?«

Irritiert starrte er das Gesicht auf dem Bildschirm an, bis es wieder von den Ja-Nein-Schaltflächen ersetzt wurde. Was soll der Mist? Was geht die Lennox das an?

»Ah, anscheinend wissen Sie es nicht. Macht nichts, nächste Frage. Sie hatten ja ganz gute Kontakte zum Rat, bevor Sie in Haft gekommen sind. Müssen die Ratsmitglieder alle gemeinsam entscheiden, wie das Geld ausgegeben wird?«

NEIN, wählte Andrew missmutig.

»Kann es sein, dass die Stimme des Schatzmeisters und des Ratsvorsitzenden für Sonderausgaben genügen? Auch für große Sonderausgaben?«

JA. Beim großen Wald, wann reden wir endlich wieder über den Schutz der Wildnis? Oder über meine beschissene Befreiung? Wobei man diesen Mist hier nicht wirklich »reden« nennen kann …

»Das war’s schon, vielen Dank! Warten Sie nun einfach ab, es dauert nicht mehr lange.«

Was dauerte nicht mehr lange? Was für einen Plan habt ihr? Er fauchte nur deswegen nicht, weil das die Wachen aufmerksam gemacht hätte.

Carag

In der Clearwater High angekommen, gingen Mia, mein Vater und ich gemeinsam durch das große Eingangsportal in die Vorhalle, in der unser Schul-Ahorn wuchs. Xamber tätschelte ihm die Rinde. »Schön, wieder hier zu sein.« Dann wandte er sich an uns. »Ist es auch wirklich in Ordnung für euch, dass ich hier unterrichte?«

»Ich find’s sehr katzig«, sagte Mia, einen Lidschlag bevor ich »Geht so« antworten konnte.

Mein Vater schenkte uns sein charmantestes Katerlächeln. »Gut. Wer von euch bringt mich zu eurer Rudelführerin oder wie man das nennt?«

Wir lieferten Xamber in Lissa Clearwaters Büro ab, wo er gleich einen Kaffee verabreicht bekam. Dann schlenderten wir in Richtung des Schwarzen Bretts.

»Das ist ja gerade noch mal gut gegangen mit deiner Menschenfamilie«, meinte Mia. »Prickelte dir auch so das Fell, als Anna mit diesen blöden Bemerkungen anfing?«

»Ich glaube, sie ist ein bisschen eifersüchtig auf Xamber und Nimca.« Ich zuckte die Schultern. »Aber es ist nun mal nicht zu ändern, ich bin ein Puma in zweiter Gestalt. Da hatte Pa ganz recht.«

Bei diesem Stichwort fiel mir natürlich wieder die Drohung der Youngblood ein. Dass sie mir mithilfe der Formeln in diesem geheimen Buch meine zweite Gestalt wegnehmen konnte.

Ein Schauer überlief mich. Allein der Gedanke machte mich fertig. Es war einfach undenkbar, dass so etwas wirklich passieren konnte. Hatte sie das Buch schon komplett übersetzen lassen, kannte sie die Formel schon, die sie brauchte, um mich zu bestrafen? Konnte gut sein, schließlich war es drei Wochen her, dass sie das Buch in die Hände bekommen hatte. Ich musste verhindern, dass die Löwenfrau jemals wieder in meine Nähe kam!

Interessiert sah ich, dass ein paar Leute aus meiner Klasse sich um das Schwarze Brett scharten. Mia und ich reckten die Hälse, um erkennen zu können, was dort stand. Vielleicht hatte es etwas mit den Schülern aus Afrika zu tun, die in einer Woche hier ankommen würden. Bestimmt freuten sich die Leute aus der Narawandu School schon genauso darauf wie wir.

Nein, es ging um etwas ganz anderes, wie wir gleich darauf feststellten.

Erste und Letzte Hilfe

Lou hat als Klassensprecherin vorgeschlagen, dass an der Clearwater High Schulsanitäter eingeführt werden«, berichtete meine Freundin Tikaani und ließ ihre Hand in meine gleiten. »Natürlich habe ich mich schon auf die Liste gesetzt, dann kann ich umkippende Pumas in Zukunft noch besser behandeln. So krass, dass du beinahe nicht hättest mitfahren dürfen nach Namibia, weil du hier in der Schule so oft ohnmächtig geworden bist!«

»Ich bin während des ganzen Austauschs nicht umgekippt«, protestierte ich und freute mich, dass sie nun ein neues Projekt hatte, ein neues Ziel, das ihr wichtig war. Das hatte ihr gefehlt in letzter Zeit.

Gerade strich Lou sich die langen dunklen Haare zurück, zückte einen Holzkuli und trug sich selbst ein. »Ich helfe gerne Leuten, da muss ich nicht zweimal nachdenken.«

»Öhm, ich auch … aber hauptsächlich glaube ich, das könnte Spaß machen.« Henry, unser Frosch-Wandler mit dem breiten Mund und den freundlichen Augen, folgte ihrem Beispiel (und das, obwohl er ihr Ex-Freund war).

»Ich mache lieber Erste Hilfe für Computer«, verkündete Frankie und sein Freund, unser Rabenjunge, lachte.

Es war sicher kein Zufall, dass Jeffrey mit seinem Wolfsrudel herangeschlendert kam; natürlich gesellte sich Tikaani sofort dazu. Allerdings verdrehte sie die Augen, als Jeffrey herumtönte: »Ich leiste lieber Letzte Hilfe. Ist spannender.«

»Letzte Hilfe? Was soll das denn sein?« Auch mein bester Freund Brandon hatte mitbekommen, dass hier etwas Interessantes passierte. »Verhilfst du einem Steak zu einem warmen, gemütlichen Ruheplatz in deinem Magen?« Krachend zerkaute mein bester Freund eins seiner Snackmaiskörner.

»Ich mag meine Patienten wie mein Steak – blutig«, murmelte Jeffrey. Verwirrt beobachteten wir, wie unser Alphawolf seinen Namen auf die Liste kritzelte. Tikaani und ich tauschten einen Blick. Jeder, der Jeffrey kannte, wusste, dass er nicht ernsthaft vorhaben konnte, Schulsanitäter zu werden.

»Wieso steht da, dass keine Erstjahresschüler mitmachen dürfen?«, fragte Felix, unser Igeljunge, enttäuscht. »Bei uns interessieren sich bestimmt auch ein paar Leute für Medizin und …«

»Ihr Erstis seid einfach noch zu klein.« Jeffrey grinste auf ihn herab. »Find dich damit ab, Stachelbaby.«

Ich seufzte. Er ging mal wieder ganz in seiner Kotzbrockenrolle auf.

»Sehr nussig, aber wieso brauchen wir das Ganze überhaupt? Wir haben doch schon Sherri für die Krankenstation.« Meine beste Freundin Holly, gerade zurück von ihren Adoptiveltern, duckte sich unter meinem Arm hindurch und glitt an Tikaani vorbei. Hollys Nasenspitze berührte beinahe das Schwarze Brett, während sie neugierig die Namen las. »Ah, zwei Drittjahresleute haben sich auch eingetragen, die kenn ich!«

»Zu deiner Frage von eben«, meldete sich eine Stimme zu Wort. Als wir uns herumdrehten, sahen wir unsere junge Menschenkundelehrerin Sarah Calloway, die immer mehr so aussah, als hätte sie eine Melone verschluckt. Schon im März sollte ihr und Bill Brighteyes Kind kommen. »Wir brauchen Schulsanitäter, weil wir unsere Krankenpflegerin und Köchin eine Weile verlieren werden. Ihre Mutter, die im Wind-River-Reservat lebt, hat sich das Bein gebrochen. Um ihr zu helfen, hat sie sich gerade zwei Monate Urlaub genommen. Aber keine Sorge, Bill hat schon als Rettungssanitäter gearbeitet, er bringt euch alles über Erste Hilfe bei, was ihr wissen müsst.«

Verunsichertes Schweigen folgte Mrs Calloways Worten; nicht nur ich würde unsere Köchin vermissen, die zum Stamm der Shoshonen gehörte und ein Biber in zweiter Gestalt war. »Aber wer kocht dann für uns?«, wagte Holly zu fragen. »Es muss ja zumindest ein bisschen essbar sein, was auf den Tisch kommt.«

»Lissa hat schon jemanden als Aushilfe eingestellt.«

»Aber … ist es denn eine Woodwalkerin oder ein Woodwalker?«, erkundigte ich mich. Sobald in der Schule ein Mensch auftauchte, wurde nämlich ein Alarm ausgelöst … das konnte auf Dauer anstrengend werden.

»Ja, anscheinend schon, aber ich weiß nicht, was er in zweiter Gestalt ist. So, Leute, jetzt genießt Sherris Abschiedsessen.« Mrs Calloway winkte uns zu und watschelte davon – mit einem solchen Bauch zu gehen, stellte ich mir anstrengend vor. Und noch schwerer fiel es unserer Lehrerin bestimmt, dass sie sich erst nach der Geburt wieder verwandeln durfte, sonst hätte das Kind nicht überlebt – und sie selbst auch nicht, schließlich passte kein Menschenbaby in eine Klapperschlange.

»Ich weiß schon, was wir nach dem Abendessen machen«, sagte Tikaani und wandte sich uns zu; plötzlich war der Blick ihrer dunkelbraunen Augen stahlhart.

Brandon verzog das Gesicht. »Fabulieren üben?«

Wir schrieben am Montag eine Englisch-Schulaufgabe, darauf freute er sich nicht gerade. Ich mich schon. Aufsätze verfassen war zwar nicht so lustig wie aufzuschreiben, was ich und meine Freunde erlebten, aber es fiel mir leicht.

»Nein.« Tikaani packte Shadow, der gerade an uns vorbeigehen wollte, am Arm. »Wir treffen uns in Hollys Zimmer … und dann erzählen Carag und die Rabenzwillinge ganz genau, was es mit diesem geheimen Buch auf sich hat.«

»Gute Idee. Immerhin haben wir schon in Namibia dafür gekämpft.« Vorwurfsvoll blickte Holly die Raben und mich an.

Shadow, Wing und ich tauschten einen Blick und ein fast unmerkliches Nicken. Ich wusste nicht, ob es Mr Bridger und dem Rat recht war, dass wir diese Informationen weitergaben, aber das war mir egal. Da es gefährlich werden konnte, stand es meinen Freunden zu, Bescheid zu wissen.

Erst mal genossen wir Sherris köstliches Abschiedsessen mit gefüllten Pfannkuchen (für die Pflanzenfresser mit gegrillten Pilzen und Parmesan, für alle anderen mit Steakhappen). Ich winkte meinem Vater zu, der am Lehrertisch saß, und versuchte zu belauschen, was er mit Bill Brighteye fachsimpelte. Brighteye sagte gerade: »… aber manchmal stolpert Carag noch über seine eigenen Pfoten, wenn ihn jemand unerwartet von hinten angreift …«

»Ja, das Problem hat er schon als kleines Kätzchen gehabt«, meinte mein Vater gut gelaunt. »Dadurch hatte seine Schwester ganz gute Chancen bei den Kampfspielen der beiden.«

Ich spürte, wie meine Menschenohren heiß wurden. Ach, das reichte eigentlich schon, mehr wollte ich gar nicht hören.

Gleich nach dem Nachtisch verzogen wir uns zusammen mit Frankie, Nell und meiner Schwester in die Nr. 48, Hollys und Wings Zimmer im Mädchentrakt des ersten Stocks. Dort roch es nach frischem Kiefernholz, weil Holly sich gerade selbst einen neuen Nachttisch gezimmert hatte, und außerdem nach getrockneten Blüten in einer Schale. Duftmischungen zu machen, war Wings neues Hobby. An der Wand hing eine große, von Wing mit Fotos, buntem Karton und lustigen Sprüchen selbst designte Collage der Fliegerstaffel.

»Setzt euch und legt los«, sagte Holly und warf sich auf ihr Bett, das gefühlt der einzige freie Platz auf ihrer Seite des Zimmers war. Überall stand und lag Zeug, von Porzellandosen, Tierfigürchen und Schnitzereien über halb abgenagte Kiefernzapfen und leere Süßigkeitenpackungen bis hin zu angekauten Stiften und zerfledderten Schulheften. Ordnung und Schule waren nicht wirklich Hollys Ding.

Ich setzte mich auf ihre grün-orange-violette Bettdecke und holte tief Luft. »Eigentlich ist es ja verboten, Wandler-Wissen aufzuschreiben. Aber vor zweihundert Jahren hat’s mal jemand getan, ein Cherokee-Schamane. Sein Buch war lange verschollen – als es aufgetaucht ist, hat der Rat es für eine halbe Million Dollar gekauft.«

»Bist du deswegen Ende letzten Jahres mit Mr Bridger nachts losgezogen? Um dieses Buch zu holen?« Natürlich war das meinem Mitbewohner Brandon nicht entgangen.

»Genau. Wir sind bis in den Süden geflogen, nach Oklahoma«, übernahm Wing das Erzählen. »Das war der Trip, bei dem Rebecca Youngblood – diese Löwen-Wandlerin ‒ vergeblich versucht hat, uns das Ding abzunehmen. Gelungen ist ihr das aber leider in Afrika.«

»Was für Sachen stehen denn dadrin?«, fragte Tikaani. »Doch keine … Zaubersprüche, oder?«

»Nein, nein. Es sind eher Anleitungen … und sie funktionieren wirklich.« Shadow lächelte ein bisschen verträumt. »Zum Beispiel, wie man sich oder jemand anderem eine zweite Gestalt geben kann.«

»Oder wie man sie jemandem wegnehmen kann«, ergänzte ich bitter.

»Wie man seine Tiergestalt wechseln oder aus einem normalen Wandler einen Tripel-Wandler machen kann.« Wing grinste breit, als sie sah, wie den anderen die Kinnlade runterfiel. »Außerdem Tricks fürs Gedankensprechen …«

Ich knurrte: »… und wie man jemandem die Lebensenergie abziehen kann.«

»Ja stimmt. Und noch viele andere Sachen.« Shadow nickte. »Wir haben nicht alles gelesen, nur einen Teil. Manche Passagen waren ziemlich verblasst und andere langweilig.«

Es war sehr still in Hollys und Wings Zimmer. Brandon und Nell sahen aus, als ständen sie unter Schock. Mia wirkte sehr nachdenklich. Frankie murmelte fast lautlos ein »Wow!«. Tikaanis Gesicht war grimmig ernst. »Und genau dieses Buch ist jetzt in den Händen unserer schlimmsten Feindin?«

Wir mussten leider nicken.

Woodwalker-Superhelden

Rebecca Youngblood

Diese Formeln waren einfach der Volltreffer. Immer wieder las sie die Übersetzung, malte sich aus, was sie damit noch bewirken konnte. Einer ihrer Löwen-Wandler, der junge Dunbar, beobachtete sie andächtig. »Noch einen Kaffee, Chefin?« Er versuchte, ihr eine Tasse zu reichen.

Ungeduldig wedelte sie ihn weg. Sie wusste längst, dass es mit seinem IQ nicht weit her war, aber unfassbar nervig an ihm war, dass er nie merkte, wann er störte. Seine Hauptaufgabe war jetzt eigentlich, ihr aus dem Weg zu bleiben und Wache zu halten. Kein Mensch und erst recht kein Woodwalker durfte wissen, was in dieser Ferienwohnung mit der hässlichen Couch und den nichtssagenden Kunstdrucken an den Wänden geschah.

»Cynthia! Habt ihr schon jemand gefunden, der geeignet ist für das Ritual?«, rief Rebecca hinüber zu den anderen Mitgliedern ihres Rudels, die ihr bei der Planung halfen.

Cynthia war eine schwarze Amerikanerin mit routiniertstrahlendem Lächeln. Sie arbeitete als Fitnesscoach und war sehr stolz darauf, dass sie die Löwin in sich entdeckt hatte. »Ja, ich glaube, wir haben jemanden. Eine junge Kellnerin. Mieses Selbstbewusstsein und keine Kohle – die macht bestimmt mit, auch wenn das Experiment riskant ist. Sie hat keine zweite Gestalt, aber ein seeeehr interessantes Wandler-Erbe. Hör dir das an …«

Begierig lauschte Rebecca, während ihre Helferin die Informationen herunterrasselte, die sie über die junge Frau gesammelt hatte.

»Gut. Genau die brauchen wir. Versprecht ihr alles, was sie hören will«, wies Rebecca sie an und legte die Hand auf die Übersetzung des geheimen Buchs. Niemand außer ihr durfte darin lesen, gleich nachher würde sie diesen Schatz wieder im Tresor der Wohnung einschließen – der Vermieter ahnte nicht, dass sie die Bude hauptsächlich wegen jenem Tresor gemietet hatte.

Ungeduldig strich sich Rebecca Youngblood das frisch rot nachgefärbte Haar zurück und checkte, ob ihr zweites Team sich gemeldet hatte und mit den Vorbereitungen gut vorankam. Es durfte nicht sein, dass die Leute der Clearwater High ihr reinpfuschten in das, was sie vorhatte.

»Brad!«, schrie sie ins Zimmer nebenan. »Hast du endlich herausgefunden, wo sich der Rat momentan trifft? Ich muss dir nicht sagen, wie wichtig diese Info für uns ist, oder?«

»Nein, musst du nicht. Bin dran«, sagte Brad Makalani, ihr aus Namibia stammender bester Kämpfer. Er war einer der seltenen Wüstenlöwen, sehr zäh und stark. Dass er als Mensch seine T-Shirts zu selten wechselte, würde sie ihm noch abgewöhnen. »Sobald wir wissen, wo diese Typen sich diesmal versammeln, kriegen wir sie.«

Rebecca Youngblood schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das sich bestimmt gut im Fernsehen gemacht hätte. Sie freute sich schon auf ihre nächste Sendung.

Die würde das reinste Erdbeben werden.

Genüsslich schrieb Rebecca ein paar Sätze auf eine Postkarte mit Löwenmotiv, steckte sie in einen Umschlag und schrieb Carags Namen und die Adresse der Clearwater High darauf. Nein, es war keine Drohnung, was auf der Postkarte stand – sondern ein Versprechen.

Carag

Noch wirkten meine Freunde geschockt wegen dem, was sie gerade erfahren hatten. Tikaani blickte mich nicht an, war sie sauer auf mich? Was konnte ich denn dafür, dass es dieses Buch gab? Ich war immer dafür gewesen, es zu vernichten, aber auf mich hörte ja keiner!

»Ihr Löwinnen-Ich wird sie bestimmt nicht aufgeben«, überlegte Wing. »Aber vielleicht hat sie sich schon eine Elefantengestalt zusätzlich verpasst.«

»Oder sie ist Hornisse in dritter Gestalt.« Mia schauderte.

»Nee, eher Giftschlange.« Ich erinnerte mich noch gut daran, wie der Schwarze-Mamba-Wandler Escoro unsere Feindin eingeschüchtert hatte. Vielleicht ging das beim nächsten Kampf schon nicht mehr.

»Reich könnte sie damit auch werden, darauf ist sie bestimmt schon selbst gekommen«, meinte Frankie nüchtern. »Wenn sie diese Sachen als Dienstleistung anbietet, rennen die Leute ihr die Bude ein. Manche zahlen bestimmt jeden Preis, um sich eine dritte Gestalt zuzulegen oder ihre Tierart zu wechseln.«

»Stimmt! Gibt es eigentlich Nacktschnecken-Wandler?«, fragte Holly, aber das wusste keiner von uns.

»Vergesst nicht, es gibt jemanden, der sie trotzdem besiegen kann«, meinte unsere Maus-Wandlerin Nell, die taffste Schülerin in unserer Klasse. »Auch wenn sie dieses Buch schon von vorne bis hinten gelesen haben sollte und alles anwenden kann, was drinsteht.«

»Der Herr der Gestalten.« Ich sagte es ehrfürchtig und dann musste ich ein bisschen lachen. »Der ist unsere Erste und Letzte Hilfe, würde ich sagen.«

Meine Freunde nickten. Die meisten Leute hielten den Herrn der Gestalten für einen Mythos, eine Legende … aber in Afrika hatten wir ihn wirklich getroffen. Er – oder sie, da waren wir nicht ganz sicher – konnte sich wirklich in jedes Tier seiner Wahl verwandeln. Das gab ihm eine große Macht.

»Aber seit er gesagt hat, dass er sich erst noch entscheiden muss, ob er uns hilft, haben wir nichts mehr von ihm gehört«, wandte Shadow niedergeschlagen ein und drehte sich eine Strähne seines glänzend schwarzen Haars um den Finger. »Vielleicht ist es nicht so seine Stärke, sich festzulegen.«

Nell beugte sich vor und blickte uns eindringlich an. »Oder, was wahrscheinlicher ist, wir haben ihn nicht überzeugen können, dass wir total nett sind und er uns helfen sollte und nicht unseren Feinden. Wir wissen, dass er wenigstens einmal in der Narawandu School war, weil er uns dort belauscht hat. Unser Job ist rauszufinden, wer sie oder er ist, und denjenigen dann auf unsere Seite zu ziehen!«

Vielleicht deswegen, weil sie so fest und entschlossen gesprochen hatte, blickten alle sie an. Tikaani nickte anerkennend … und als ich ihre Hand nahm, schenkte sie mir ein schnelles Lächeln. Ich war erleichtert. Wir waren immer noch ein Team und ich wäre mit ihr zum Nordpol und zurück gelaufen.

»Du meinst, er kommt vielleicht zum Austausch hierher?« Holly konnte nicht mehr stillhalten, sie sprang auf und tänzelte um uns herum. »Das wäre soo nussig!«

»Au, das war meine Hand.« Frankie riss seine Finger weg. »Die, in die schon der Pavian reingebissen hat – vielen Dank!«