Yak - Lois Cloarec Hart - E-Book

Yak E-Book

Lois Cloarec Hart

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Beschreibung

Dunkle Geheimnisse, heiße Spannung und ein riskantes Verlangen. Leni zweifelt daran, in ihrer amerikanischen Kleinstadt jemals Liebe zu finden – oder auch nur ein einziges Date. Abgesehen davon ist sie aber durchaus glücklich mit ihrem Leben und ihrem neuen Job als Köchin in einer belebten Raststätte. Dort lernt sie ihre rätselhafte Kollegin mit dem Spitznamen Yak kennen. Leni ist von der Frau fasziniert und versucht, ihr näherzukommen, obwohl alle ihr davon abraten. Yak erweist sich als harte Nuss, aber noch schwieriger ist es, herauszufinden, warum die ganze Stadt Angst vor ihr hat. Als die rätselhaften Ereignisse außer Kontrolle geraten und Leni die gefährliche Wahrheit erfährt, muss sie entscheiden, ob der Gewinn von Yaks Herz den Preis wert ist, den sie dafür zahlen muss.

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Seitenzahl: 91

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

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Wette mit Folgen

Wie ein neues Leben

Yak

»Was soll das heißen, Cara wird Nonne?« Ungläubig starrte ich meine beste Freundin Yvonne an. »Wir sind für Freitag verabredet.«

»Ich nehme mal an, sie wird die Verabredung nicht einhalten.«

Ich hasste es, wenn Yvonne sarkastisch wurde. »Woher weißt du, dass sie wirklich weg ist? Wer hat dir das erzählt?«

»Marlons Tante Jean hat Caras Mutter gestern Abend beim Bingo getroffen. Sie hat ihr erzählt, dass Cara nach Montreal abgehauen ist, zu einer Schule, die von Nonnen geleitet wird, oder so. Jean hat es an Marlon weitergetratscht und der hat’s mir heute Morgen auf der Arbeit gesagt.«

Yvonne wirkte wahnsinnig zufrieden mit sich selbst. Sie war am glücklichsten, wenn sie mehr wusste als andere. Wahrscheinlich war das auch der Hauptgrund, weswegen sie sich für ihren Beruf entschieden hatte. Marlons Friseurladen war die Tratschzentrale in diesem Kaff.

»Ich glaub das einfach nicht. Cara hätte mich angerufen. Sie würde nicht einfach verschwinden, ohne mir Bescheid zu sagen.«

»Doch, würde sie, wenn ihr angedroht wurde, sie zu enterben.«

Das war herzlos. Aber nicht unwahrscheinlich. »Dahinter steckt mit Sicherheit Mrs Richardson. Sie hat mich von Anfang an gehasst. Sie hat alles versucht, um uns auseinanderzubringen.«

»›Auseinanderbringen‹ ist ein bisschen übertrieben, meinst du nicht? Ihr hattet was, fünf oder sechs Dates? Es ist nicht so, als ob du sehr weit bei ihr gekommen bist. Ihr habt euch ja noch nicht mal geküsst.«

Autsch, das tat weh. Mein unwillkommenes, ungeplantes, unglaublich nervendes Zölibat war der wunde Punkt in meinem Leben. Aber es war Cara gewesen, die mich angesprochen hatte. Das bedeutete doch, dass sie Interesse gehabt haben musste, oder? Wer weiß, was sich mit mehr Zeit zwischen uns noch entwickelt hätte.

»Davon abgesehen«, sagte meine ehemals beste Freundin, »fängst du nicht am Freitag einen neuen Job an, Leni? Du arbeitest doch dann immer in der Nachtschicht, oder? Wie hättest du denn da Zeit für ein Date mit Cara gehabt?«

Ich winkte ab. »Ich muss erst um dreiundzwanzig Uhr anfangen. Jede Menge Zeit für ein fürstliches Abendessen.«

Na ja, zumindest wenn man unter einem »fürstlichen Abendessen« ein paar von meinem Bruder stibitzte Bier und einen späten Zwischenstopp bei Mickey D’s – hin und wieder auch McDonald’s genannt – verstand. Dieser Tage schwamm ich nicht grade im Geld. Ein Zustand, der mein Liebesleben immens behinderte. Dass mein Auto fahruntüchtig war, half auch nicht. Aber ich hatte vor, mit der Kohle aus den Nachtschichten meinen 1993er Corolla wieder reparieren zu lassen. Dann wäre ich auch nicht mehr vom öffentlichen Nahverkehr abhängig. Damen von Langston Heights, nehmt euch in Acht, bald kann ich euch wieder ordentlich den Hof machen!

Yvonne kämpfte offensichtlich damit, nicht zu lachen. Das Schlimmste an einer besten Freundin, die einen schon in den Windeln gekannt hatte, war, dass man ihr nichts vormachen konnte. Yvonne ging schon mit Jungs aus, seit sie vierzehn war. Und eigentlich war sie immer darauf bedacht, mich nicht mit diesem Thema aufzuziehen. Ihr war klar, dass ich nicht so einfach an Dates kam wie sie. Hinter ihr waren die Jungs her, seit sie mit elf Brüste bekommen hatte – und sie war eine Meisterin darin, ihre Verehrer bei Laune zu halten. Mich hingegen hatten Jungs immer nur dann interessiert, wenn sie einen extra Baseballhandschuh und Schläger hatten, sodass ich bei ihnen mitspielen konnte.

Aber ich war es langsam wirklich leid, allein zu sein. Also, ohne Beziehung. Allein war man bei mir zu Hause praktisch nie. Meine Eltern hatten immer schon eine große Familie haben wollen … und bei der letzten Zählung waren es zwei Elternteile, eine Großmutter, eine Großtante und fünf Geschwister, die alle mit mir unter einem Dach wohnten. Ein guter Tag fing für mich damit an, dass ich das Badezimmer allein benutzen durfte.

Cara hingegen war das krasse Gegenteil, ein Einzelkind. Und wäre Mrs Richardson nicht so paranoid gewesen, mich nie mit ihrer Tochter allein zu lassen, wäre in einem der neunzehn Zimmer im Haus ihres Vaters sicher Gelegenheit und Platz für ein wenig Privatsphäre gewesen. Dann wäre es auch nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis mehr zwischen Cara und mir passiert wäre … denke ich. Auch wenn ich ehrlich gesagt manchmal den Eindruck hatte, dass Cara weniger wegen meines Charmes mit mir zusammen war als wegen der Möglichkeit, ihrer Mutter eins auszuwischen.

Aber das war nun alles irrelevant. Mürrisch nahm ich eine Zigarette aus meinem fast leeren Päckchen und zündete sie an. Ich musste gar nicht aufschauen, um zu wissen, dass Yvonne mich missbilligend ansah.

»Ich dachte, du wolltest diesmal wirklich aufhören.«

»Das werde ich, ehrlich. Ich habe schon auf weniger als ein halbes Päckchen am Tag reduziert.« Vorsichtig blies ich den Qualm von Yvonne weg. Wir saßen draußen vor Marlons Laden auf einer Bank. Aber frische Luft hin oder her, Yvonne würde ausrasten, wenn sie meinen Qualm ins Gesicht bekam.

»Meine Pause ist vorbei, ich muss zurück zur Arbeit.« Yvonne stand auf und machte einen extragroßen Bogen, damit sie meine Raucherzone nicht betreten musste.

Ihr Verhalten ärgerte mich nicht. Ich kannte den Grund. Ihr Vater war vor fünf Jahren an Lungenkrebs gestorben. Damals war sie erst siebzehn. Und seither war sie eine fanatische Nichtraucherin.

Hätte ich nicht bereits in dem Jahr vor seinem Tod mit dem Rauchen angefangen … danach hätte ich es bestimmt nicht getan. Und irgendwie war ich einfach noch nicht dazu gekommen aufzuhören. Ich war wirklich bemüht, in ihrer Gegenwart Rücksicht zu nehmen. Aber wenn die potenzielle Partnerin einen verließ, um Nonne zu werden, war das doch ein verdammt guter Grund, eine zu rauchen.

Das Rumpeln eines unserer uralten Busse erklang in einiger Entfernung. Ein kurzer Blick bestätigte, dass es meine Linie war. Ich drückte vorsichtig meine Zigarette aus und schob sie zurück ins Päckchen. Dann stand ich auf, um meine Fahrgelegenheit nicht zu verpassen.

Auf dem Heimweg zu dem alten zweistöckigen viktorianischen Haus, das meine Familie seit der Hochzeit meiner Eltern vor fünfundzwanzig Jahren bewohnte, überlegte ich mir meine nächsten Schritte. Mrs Richardson würde nur triumphierend grinsen und mich auffordern, die Fliege zu machen, wenn ich sie mit Caras Verschwinden konfrontieren würde. Also waren Cara und ich Geschichte.

Ich dachte eine Weile darüber nach. Es war nicht so, dass ich unsterblich in Cara verliebt war oder so. Aber die Auswahl war hier einfach nicht groß genug, um wählerisch zu sein. Seit meiner Kindheit hatte sich die Bevölkerung von Langston Heights zwar verdreifacht, doch man hatte es wohl verabsäumt, mir das geheime Passwort mitzuteilen, das mir Zugang zur örtlichen Lesbenszene gab – wenn so etwas hier überhaupt existierte. Sicher, ich könnte von hier verschwinden und auf der Suche nach Frauen in die nächstgrößere Stadt ziehen … aber ich mochte mein kleines verschlafenes Örtchen, meine Familie und Freunde.

Andererseits würde ich bald dreiundzwanzig werden und war wirklich deprimiert, dass ich immer noch Single war. Aber würde es mir in einer Großstadt wirklich besser gehen? Was, wenn die Frauen da mir keine Chance gaben? Was, wenn die einzigen Lesben, denen sie ihre Aufmerksamkeit schenkten, reiche Karrierefrauen mit Collegeabschluss, tollen Apartments und heißen Schlitten waren?

Ich war nichts davon – aber immerhin hatte ich die Highschool abgeschlossen und arbeitete seither. Bloß glitt mir Geld leider generell wie Sand durch die Finger. Selbst unser Zeitungsjunge hätte über meinen momentanen Kontostand die Nase gerümpft.

Als ich meine Haltestelle erreichte, war ich endgültig deprimiert. Das Leben war scheiße.

~ ~ ~

Schneller als gedacht war es Freitag. Und anstatt mit Cara in der Seitengasse hinter dem neuen Multiplex rumzumachen, spielte ich Karten mit meiner Großtante Helene, nach der ich benannt worden war. Wir zwei verstanden uns prima. Aber an einem Freitagabend mit einer ältlichen Verwandten Karten zu spielen, war nicht das, was ich unter einer heißen Verabredung verstand.

Nachdem sie mich das sechste Mal hintereinander besiegt hatte, sah ich zur Uhr. »Ich muss los, Tantchen. Die Arbeit ruft.«

Sie schmunzelte. Auch ihr war klar, dass ich erst in eineinhalb Stunden wegmusste, aber sie war gnädig. »Na, lauf schon los, Süße. Du sollst ja nicht gleich zur ersten Schicht zu spät kommen.«

Als ich ihr die Karten über den Tisch zuschob, fügte sie hinzu: »Wenn du nach oben gehst, um dich umzuziehen, frag Ronnie, ob sie deinen Platz einnehmen möchte. Ich habe das Gefühl, dass ich sie heute schlagen kann.«

»Okay.« Es war echt deprimierend, dass meine kleine Schwester mich selbst an ihrem schlechtesten Tag beim Kartenspielen noch besiegen konnte. Aber die zwölfjährige Ronnie war immer Klassenbeste und das Genie unserer Familie. Ich fragte mich, welchen Titel ich wohl hatte – die Familienniete? Der Familien-Freak?

Allem Anschein nach war die Melancholie, die mich schon die ganze Woche begleitete, extrem anhänglich. Aber verdammt … selbst hinter Ronnie waren irgendwelche Pickelgesichter her. Wo war meine bessere Hälfte? Ich sollte doch auch irgendwo eine haben, oder nicht?

Schlecht gelaunt scheuchte ich Ronnie vom Computer weg; sehr zur Freude unseres Bruders Kevin, der schon ungeduldig darauf gewartet hatte, dass er endlich drankonnte. Dann schlüpfte ich in meine neue Arbeitskleidung.

Ein Vorteil davon, die Zweitälteste zu sein, war es, dass meine Mutter mir früh das Kochen beigebracht hatte. Nichts Großartiges, nur einfache Hausmannskost, die gut schmeckt und satt machte. Aber immerhin hatte mir das bereits während meiner Schulzeit einen Job in einem Schnellimbiss eingebracht. Und das hatte wiederum dazu geführt, dass ich einen Job im Jester’s Court bekam. Und das Jester’s Court war sowohl das belebteste Restaurant als auch die beste Bäckerei in unserer Stadt.

Na ja, eigentlich war das Jester’s Court in der gesamten Gegend das einzig annehmbare Lokal. Es kamen vor allem Durchreisende auf der Route 93, die sich kein zweites Mal nach Langston Heights umgesehen hätten, wenn sie nicht mal dringend aufs Klo müssten oder eine Koffeinpause einlegen wollten, bevor sie die letzten Meilen ihrer Reise in Angriff nahmen.

Bisher hatte ich mich um Hamburger und Chili gekümmert. Ab jetzt war ich für Donuts, Torten und Kuchen zuständig. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das hinbekommen würde. Kochen und backen fand ich nicht schwierig. Meine einzige Sorge war, wie ich nach der Nachtschicht bei uns zu Hause auf acht Stunden Schlaf kommen sollte. Leise war es bei uns nie.

Ich betrachtete mich im Spiegel und schüttelte den Kopf über die Person, die mich anstarrte. Ich war dünner als ein Zahnstocher und meine neue Uniform war alles andere als schmeichelhaft. Und die Kappe, die ich tragen musste … Himmel noch mal … Warum trug ich nicht gleich ein Schild, auf dem »Trottel« stand?

Seufzend stopfte ich die Stoffkappe in meine Hosentasche und schnappte mir meinen alten Trenchcoat. Zumindest würde der einen Großteil der Kleidung bedecken.