Ystorica - Marie Karolsson - E-Book

Ystorica E-Book

Marie Karolsson

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Beschreibung

Ystorica. Das ist die Geschichte einer Konfrontation zweier Kulturen, beide menschlich, aber eine nicht von dieser Erde. Das ist die Geschichte einer Konfrontation mit einem Menschen, dessen großartige Fähigkeiten aber auch Furcht verbreiten, weil sie scheinbar grenzenlos sind. Das ist die Geschichte dreier Personen, wie sie verschiedener nicht sein könnten; zwei Männer und eine Frau wählen die Pfade in die Zukunft zweier Planeten. Ystorica. Komplex. Emotionell. Spannend. Aus einer Zukunft, die morgen beginnt.

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Seitenzahl: 856

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Impressum

ISBN 978-3-7059-0411-8

eBook 2013

© Copyright by Marie Karolsson und Herbert Weishaupt Verlag,

A-8342 Gnas, Austria, 2013

e-mail: [email protected]

e-bookshop: www.weishaupt.at

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen, z.B. über das Internet.

Ystorica

Roman

von

Marie Karolsson

1982/2009

Weishaupt Verlag

I. Der Wasserplanet

„In der Fiktion ist der Übermensch dem Untergang geweiht. Nietzsche hielt die Zeit für sein Auftreten noch nicht gekommen. Ich vermute, die Zeit für einen einmaligen und wahren Übermenschen wird nie kommen. Er ist nicht kontrollier- oder berechenbar und daher eine Drohung, egal, welche Absichten er haben sollte. Der Übermensch erschüttert unseren Glauben an die Naturgesetze, und geht einmal das, nimmt er den Rest auch noch mit. Für primitive Völker ist es sehr viel leichter, einen Übermenschen zu akzeptieren, weil sie sowieso nicht an eine starre Ordnung in der Natur glauben. Wir schaffen einen Übermenschen nur in der absolut kurzlebigen Science Fiction und verdammen ihn dafür, dass er anders ist, um ihn zu vernichten oder, noch öfter, wir treiben ihn dazu, sich selbst zu vernichten.“

(Kate Wilhelm: „Der Plan ist Liebe und Tod“, 1974)

„Es ist nicht immer leicht. Er gibt den Leuten schon beim Kennenlernen zum Nachdenken, darauf kann man sich verlassen.

Ich glaube daran, dass alle Menschen einen sechsten Sinn haben. Messen können wir ihn freilich nicht, aber er ist da und arbeitet sehr genau, wenn wir jemanden zum ersten Mal sehen, und ist zuverlässiger als die anderen fünf.

Diese fünf nehmen Maß an ihm und meinen, er sei ein wenig zu groß, ein wenig zu schlank für seine Größe, ein wenig zu jungenhaft für sein Alter. In seinen Farben ist er entschieden zu hell; diese grauen Augen verändern ihre Schattierungen zu schnell, sind etwas zu hochmütig, ein bisschen zu direkt, bringen einen zu leicht aus der Fassung. Das goldene Haar ist zu dicht, der Mund zu hübsch und gerade, das Profil zu klar gezeichnet. Das Gesicht sagt alles oder nichts. Die Stimme ist leise, deutlich und immer gleichmütig. Sehr viel wäre nötig, um ihn aus der Ruhe zu bringen. Er ist zu ruhig und nicht aggressiv genug. Man sagt von ihm, er habe einen ausgesprochen guten Kopf, sei aber leider überhaupt nicht ehrgeizig.

Aber der sechste Sinn kennt ihn haargenau, und wenn er nach ihm ausholt, signalisiert er ,seltsam‘ und zieht sich blitzschnell zurück. Er ist ja nicht zum Fürchten, nur die Fremdheit ist es. Die wieder lässt sich nicht leicht mit einem Etikett versehen. Es ist nichts Bestimmtes, sondern die Summe dessen, was er tut, das ihn aus den anderen Menschen heraushebt. Er tut und fühlt Dinge, die ein normaler Mensch nicht tut und fühlt, aber er versucht, es möglichst für sich zu behalten.“

(Karen G. Jollie: „Die dritte Chrysalis“, 1978)

YSTORICA.

Das ist der Name eines riesigen, kugelförmigen Raumschiffes, Teil meines Erbes.

Es gibt das Schiff noch, und es könnte noch immer in den Pferdekopfnebel fliegen, wenn ich wollte. Aber ich benutze es nicht gern, denn in ihm leben auch die Geister eines Menschen, der es einst steuerte, ganz allein, und der eins mit ihm wurde.

Ich bin Chatall Kha’tan, und das ist mein Part der Geschichte.

Das Letzte, woran ich mich erinnere von dem, was sich auf der Erde zutrug, bevor ich ihn kennen lernte, war, wie Lydia’nah aus der Schleuse zwischen unseren beiden angedockten Kugelschiffen trat. Sie bemühte sich um einen gefassten Gesichtsausdruck, aber sie konnte ihre Freude nicht verbergen.

Eigentlich hätten drei atlantidische Kugelschiffe vor mehr als sechs irdischen Monaten in einen Erdorbit eintreten sollen, die Ystorica unter meinemKommando, Lydia’nahs Lheka und das Schiff des Vasachi-Clans. Aber nur die Ystorica war im ersten Versuch durchgekommen, und ich hatte sie kühn über dem Genfersee auf ein Antigravkissen gesetzt und damit begonnen, die Sache durchzuziehen, wegen der wir gekommen waren.

Unsere Schiffe sind alt, sehr alt, Ersatzteile sind kostbar und Havarien im leeren Raum zwischen den Sternen meist tödlich. Seit wir durch die Pannen der beiden anderen Schiffe getrennt worden waren, hatte wir keine Verbindung mehr zu einander gehabt; ich wusste nichts über Lydia’nahs Schicksal und war in großer Sorge um sie gewesen, bis dann ihre Lheka allein im Orbit über der Erde aufgetaucht war, ohne den Wachhund der Vasachi.

Sie hatte mich sogleich kontaktiert und mir berichtet, dass alles zum Besten stand und die lächerlichen Anschuldigungen der Vasachi von den anderen Domini als haltlos abgetan worden waren, und so hatten sie, um wenigstens noch ein wenig das Gesicht zu wahren, darauf verzichtet, die Lheka zu eskortieren und dringende Geschäfte anderswo als Vorwand vorgebracht. Große Erleichterung durchflutete mich. Was wusste ich damals, was meine Feinde im Schilde führten!

Lydia’nah brachte gute Botschaft, und dass sie heil und gesund war, rührte mein Herz, aber merkwürdigerweise war es mir gleichgültig, was die Vasachi aushecken könnten, was weiter geschehen sollte, was mein Schicksal sein könnte. Es war nur eine weitere Runde im Schlagabtausch zwischen ihnen und mir gewesen und nicht die letzte, so lange, bis sie hatten, was sie wollten, nämlich mein Dominium. Den festen Boden unter meinen Füßen in einem weltumspannenden Ozean auf dem dritten Planeten um Epsilon Eridani.

Nach sechs schwierigen, mühsamen, aufreibenden Monaten auf der Erde war mir vieles gleichgültig geworden. Der Wahnsinn dieses Planeten war ansteckend. Man musste seine Sinne betäuben, um ihm zu entgehen.

Ich ging Lydia’nah entgegen und konnte an ihrem Gesicht ablesen, wie sehr sie sich bemühte, ihre Freude zu verbergen und eine gleichmütige Miene zur Schau zu tragen, die sie bei einer Person ihres Ranges für angemessen hielt. Sie ist die Zweitälteste der Verenion, aber beträchtlich jünger als ihre Schwester Amrah, der Domina ihres Clans. Sie ist eine hervorragende Kommandantin mit einem scharfen Verstand und unfehlbarem Instinkt für die weißen Pfade, und sie ist meine Geliebte.

Ich umarmte sie zum protokollarischen Kuss unter Kondormanten, und es begann mich gerade doch noch zu freuen, dass sie da war und gute Nachrichten brachte, als in meinem ungeschützten Rücken der Blitz einschlug! Eine Explosion, ein Schmerz, wie ich ihn nie für möglich gehalten hätte! Ich glaubte zu spüren, wie mein Fleisch von den Knochen geschält wurde, und das hässliche Geräusch von explodierendem Zellwasser zu hören, das mein Muskelgewebe zerriss. Ich sah Lydia’nahs ballonartig verzerrtes, völlig entsetztes Gesicht vor meinen Augen, und der Aufschrei meiner Klientelmänner widerhallte donnernd in meinem Nervensystem. Ihre sich überschlagenden Stimmen formten einen höhnischen Chor, der immer wieder die gleichen Sätze skandierte: DU NARR! DU VERTRAUENSSELIGER NARR! DU UNVORSICHTIGER ÜBERHEBLICHER NARR! DU HAST ES JA GERADEZU HERAUSGEFORDERT, DU NARR, DU DUMMER, DUMMER SORGLOSER NARR…

Und dann wurde alles leiser, auch ihre Stimmen. Mein misshandeltes Fleisch kreischte nicht mehr, Lydia’nahs Gesicht verschwand und ihr Schrei verstummte, und warmes, rotes Licht wie das einer sterbenden Sonne erfüllte mich. Ich fühlte keine Schmerzen mehr. Meine Gedanken waren von einer eigentümlichen gläsernen Klarheit, aber ich empfand keine Angst, keine Panik angesichts der Tatsache, dass ich nun sterben würde. Ich fügte mich in das Unvermeidliche, als ob es etwas Unausweichliches, Langersehntes gewesen wäre. Ich habe das Bild noch vor mir, wenn ich meine Augen schließe.

Ich bin wieder auf Atlantis, meiner Heimat. Ich schwebe im endlosen Ozean meines Wasserplaneten, der mich trägt und wiegt und mir langsam die letzte Wärme meines Körpers entzieht, aber das macht mir nichts aus. Ich bin glücklich, wieder zu Hause zu sein, und ich wiege mich in den Wellen und schwebe im Ozean und langsam, ganz langsam beginne ich zu sinken, aber es macht mir nichts aus, ich bin glücklich, wieder daheim zu sein unter dem ewig dunstigen Himmel meines Wasserplaneten. In körperloser Leichtigkeit tauche ich ein in das große Meer, das meine Heimat ist, weit weg von diesem lauten, verseuchten Stück Dreck mit den harten Schatten, zu dem wir zurückgekehrt sind und das sie Erde nennen. Das Licht über meinem Ozean ist so rot wie nach einem schweren Sturm, aber das macht mir nichts aus, denn das Wasser badet meine Wunden und wiegt und singt mich sanft in ein gnädiges Vergessen, sanft, so sanft, dass man fast weinen möchte vor lauter Glück, daheim, wieder daheim, fallen lassen, treiben lassen, sinken lassen, daheim wieder daheim…

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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