Zauberhafte Sommerküsse - Daniela Felbermayr - E-Book

Zauberhafte Sommerküsse E-Book

Daniela Felbermayr

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Beschreibung

Gwen hat es nicht leicht. Immer, wenn sie einen Mann kennenlernt, trifft dieser kurz darauf seine wahre, große Liebe. Aus diesem Grund hat sie sich schon vor langer Zeit zurückgezogen und meidet Dates und Männerbekanntschaften, wie der Teufel das Weihwasser. Stattdessen widmet sie sich aus vollstem Herzen ihrer Bäckerei in der Kleinstadt Cedar Creek in Maine. Der Kinderarzt Will Bennett steht vor dem Scherbenhaufen seines Glücks, nachdem seine Verlobte Susan ihn verlassen hat. Er beschließt, alles dafür zu tun, um sie zurückzugewinnen. Durch Zufall hört er von der Frau in Maine, bei der alle Männer, mit denen sie ausgeht, kurz darauf ihre wahre Liebe treffen und will nun alles daran setzen, Gwen kennenzulernen. Sein Plan: Er datet Gwen, hilft dem Schicksal auf die Sprünge und gewinnt so seine Susan zurück. Also zieht er Hals über Kopf nach Cedar Creek und übernimmt dort vorübergehend den Posten des Kinderarztes in der Stadt. Schnell findet er nicht nur Gefallen am Kleinstadtleben, sondern auch an Gwen, die so ganz anders ist, als er zunächst gedacht hat. Die lebenslustige, humorvolle und freche junge Frau löst ein Bauchkribbeln in ihm aus, das er sich zunächst gar nicht eingestehen will. Und auch Gwen hält zunächst gar nichts davon, mit dem gutaussehenden Kinderarzt auszugehen - wurde sie schon viel zu oft eines Besseren belehrt. Doch diesmal scheint Gwens Gabe nicht zu funktionieren, was Will mit der Zeit ganz recht ist. Bis Susan plötzlich in Cedar Creek auftaucht und Gwens Fluch erneut einzutreffen droht. Wird Will sich für die Frau entscheiden, die sein Herz im Sturm erobert hat, oder für diejenige, die es einmal gehalten hat?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum: 2024 by Daniela Felbermayr

Cover unter der Verwendung von Canva und Shutterstock

Kontakt: [email protected]

 

PROLOG

 

In Garys Pizzeria auf dem Campus der Columbia University war wie jeden Dienstag, wenn 1+1-Abend war, die Hölle los. Zugegeben, Garys Pizzen waren bestimmt nicht besten unter der Sonne, aber wenn man Student war und jeden Penny dreimal umdrehen musste, dann war der Laden schon ziemlich in Ordnung. Erst recht in Gwen Winterbottoms Fall. Gwen war nicht wegen der erstklassigen Küche hier, sondern mit ihrem Freund Parker. Und ja, man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass Parker ihr fester Freund war. Die Sache mit ihnen beiden ging nun bereits über zwei Monate und nach der anfänglichen Skepsis, die Gwen wegen Parker gehabt hatte, hatte sie sich nun voll in die Beziehung hineinfallen lassen. Das mulmige Gefühl, dass sie gehabt hatte, als sie beide sich nach einer Vorlesung im Kopierraum kennengelernt hatte, dass es … so laufen könnte, wie mit Bill, Ben und David, den letzten drei Typen, die sie kennengelernt hatte, war irgendwie allgegenwärtig gewesen. Doch jetzt war ausreichend Zeit vergangen und Gwen fühlte sich sicher. Bill, Ben und David, das waren einfach dumme Zufälle gewesen, wie sie sich eben ergaben, aber … nichts Weltbewegendes. Und letztlich hatten sie ja dazu geführt, dass sie und Parker sich kennengelernt hatten. Hin und wieder drifteten ihre Gedanken zwar noch zu den Vorkommnissen ihrer vergangenen Beziehungen ab, aber … das, was ihr mit Bill, Ben und David passiert war, war schon ziemlich seltsam, erst recht, wenn man bedachte, dass sie bereits auf der High School zweimal exakt dieselbe Erfahrung gemacht hatte. Nichts desto trotz war es im Nachhinein betrachtet nicht mehr als eine lustige Anekdote, die sie Parker irgendwann später einmal erzählen würde, wenn es sich denn ergab. Das war eben der Puls der Zeit. Es lief in Sachen Dating nicht mehr so, dass man eine Person kennenlernte und mit ihr den Rest seines Lebens verbrachte. Dank Dating-Apps und den sozialen Medien war es einfach, jede Menge Menschen von überall her gleichzeitig kennenzulernen. Und das war im Fall von Bill, Ben und David – und bei den beiden Jungs aus der High School eben passiert. Für Gwen zwar blöd, aber im großen und ganzen kein Drama.

 

Während sie Parker dabei zusah, wie er seine Pizza in acht exakt gleichgroße Stücke teilte, dachte sie noch einmal an dieses wirklich seltsame Phänomen, das scheinbar jeder Beziehung, die sie einging, oblag. Die Jungs hatten sich nicht einfach so wegen einer anderen Frau von ihr getrennt. Es war … mehr. Begonnen hatte alles mit Chris Wallace, einem Typen, mit dem sie auf die High School gegangen war. Er war im Footballteam gewesen, er war beliebt und er sah gut aus. Und … er fragte sie, Gwen, ob sie Lust hatte, mit ihm zum Septemberball zu gehen. Gwen hatte Lust und aus der Verabredung zum Ball wurden eine weitere ins Kino und eine zu einer Party. Sie und Chris verstanden sich prima und waren – wenn man das von sechzehnjährigen Teenagern überhaupt behaupten konnte – so ziemlich auf einer Wellenlänge. Bis Chris ihr eines Tages aus heiterem Himmel eröffnete, er habe in der Mall ein Mädchen kennengelernt, bei der es einfach Klick gemacht hatte. Liebe auf den ersten Blick, sozusagen. Etwas, was alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Es täte ihm ja leid, aber er wolle sich auf seine neue Eroberung konzentrieren und musste sich deshalb von Gwen trennen. Gwens Herz war gebrochen, immerhin war Chris ihr erster fester Freund gewesen. Der erste Typ, der sie mit Zunge geküsst hatte und der unter ihr Shirt gekommen war. Doch die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden und so war Gwen völlig aus dem Häuschen, als sie in ihrem Abschlussjahr mit dem Quarterback der Footballmannschaft – Ken Pritchett – zusammenkam. Die Sache mit Ken lief fast acht Monate. Ken war Gwens erste sexuelle Erfahrung und das mit den beiden war eine richtig echte, feste Beziehung. Sie stellten sich gegenseitig ihren Eltern vor, feierten Familienfeste gemeinsam – jeder war fester Bestandteil des Lebens des anderen. Bis Ken eines Abends völlig aufgelöst auf der Veranda von Gwens Elternhaus auftauchte und ihr lang und breit erklärte, dass er wieder mit seiner Ex-Freundin Britanny zusammen war, von der er sich etwa vier Monate, bevor er Gwen kennengelernt hatte, getrennt hatte. Damals dachte Gwen sich nichts weiter. Ihr Herz war einmal mehr gebrochen und sie kam gar nicht auf die Idee, diese Sache zu fassen, die da wie ein Damoklesschwert über ihr hing. Sie hatte auch gar keine Zeit, sich genau darüber Gedanken zu machen, immerhin hatte die Liebe ihres Lebens sie gerade verlassen. Und bislang war es ja auch gar nichts Besonderes. Okay, der eine Kerl hatte eine andere kennengelernt, der andere war zu seiner Ex zurück. Nichts Weltbewegendes. Etwas, was jeden Tag überall auf der Welt zigmal passierte, unabhängig von Hautfarbe, religiöser oder sexueller Orientierung und gesellschaftlicher Schicht. Menschen trennten sich von anderen Menschen und kamen mit wieder anderen zusammen. So war das eben.

 

Auf dem College hatte Gwen bisher drei Typen näher kennengelernt. Drei junge Männer, von denen man hätte sagen können, sie wären Gwens fester Freund. Da war Bill, mit dem sie vier Monate zusammen war, dann Ben, mit dem sie es fast ein ganzes Jahr schaffte und schließlich David, mit dem es nur drei Monate waren. Alle drei Männer trennten sich von Gwen – wegen einer anderen Frau. Das wäre alles in allem ja nichts Besonderes gewesen, doch alle Männer, die sich in den letzten fünf Jahren von ihr getrennt hatten, hatten die Frau, für die sie sie verlassen hatten, geheiratet. Chris hatte dem Mädchen aus der Mall nach seinem Schulabschluss einen Antrag gemacht. Die beiden lebten nun in New Jersey und hatten zwei kleine Kinder. Ken hatte Brittany an ihrem ersten Jahrestag gefragt, ob sie seine Frau werden wollte, und auch die beiden waren mittlerweile seit zwei Jahren ein Ehepaar. David hatte seine Freundin, für die er Gwen verlassen hatte, vor zwei Monaten in Vegas geheiratet und Bill hatte seiner Freundin, für die er ebenfalls Gwen verlassen hatte, am Valentinstag einen Heiratsantrag gemacht. Es war praktisch nur noch eine Frage der Zeit, bis Ben seine Freundin fragte, ob sie ihn heiraten wollte. Gwen selbst wäre dieser seltsame Zufall, dass all die Typen gerade jene Frauen, die sie nach ihr kennengelernt hatten, heirateten, gar nicht aufgefallen, wenn nicht einer ihrer Kommilitonen, Blake Langford, ihr erzählt hätte, dass einige Studienkollegen sie bereits als Liebesorakel sahen. Jeder, der Gwen datete, würde innerhalb kurzer Zeit die Frau für sich kennenlernen, die wirklich die Richtige war, fast so als wäre Gwen das letzte Exit vor der tatsächlichen Ausfahrt. In jener Nacht tat Gwen kein Auge zu. Natürlich konnte es Zufall sein, dass alle Kerle, die zuerst mit ihr aus waren, während ihrer Beziehung zu Gwen die Frau fürs Leben trafen. Aber … wenn man die Sache einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, dann war es schon seltsam. Fünf Männer. Unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichster gesellschaftlicher Schicht und unterschiedlichster Ansicht dateten dieselbe Frau und lernten während der Beziehung zu dieser Frau die große Liebe kennen. Andererseits, was sollte denn dahinterstecken? Magie? Zauberei? Ein Fluch? Gwen war kein Liebesorakel. Es waren eben dumme Zufälle gewesen, nicht mehr und nicht weniger.

 

„Hey, schmeckt dir deine Pizza nicht?“ Parker riss Gwen aus ihren Gedanken. Sie schüttelte unmerklich den Kopf und sah auf ihre Salamipizza hinunter, der sie sie noch nicht angerührt hatte.

„Oh, doch, sorry, ich war in Gedanken bei der Arbeit, den wir morgen in BWL schreiben“, schwindelte sie und schnitt ein kleines Stück Pizza ab.

„Denk nicht immer nur ans lernen, mein kleiner Einstein“, neckte Parker sie und zwinkerte ihr zu. Ein Stein fiel von Gwens Herz. Nein, Parker würde anders sein, als die anderen Typen und die fünf Männer zuvor … das waren eben wirklich dumme Zufälle gewesen.

 

Gwen und Parker verbrachten einen wunderbaren Abend. Sie unterhielten sich, lachten viel und teilten sich als Nachtisch ein Tiramisu, das großartig schmeckte. Gwen entging nicht, dass die Kellnerin Parker bewundernd ansah, als sie kassierte und den beiden einen schönen Abend wünschte. Dann begleitete Parker Gwen nach Hause und sie war sich sicher, dass er die Nacht wieder bei ihr verbringen würde, zumal ihre Mitbewohnerin Denise dieses Wochenende zu einer Freundin nach Queens gefahren war, die ihren einundzwanzigsten Geburtstag feierte. Sie beide hatten die ganze Wohnung für sich, konnten sich auf die Couch fläzen und Fernsehen und mussten sich nichts in Gwens Zimmer verziehen, wenn sie rummachen wollten. Sie konnten lange schlafen und spät frühstücken und das ganze Wochenende zusammen verbringen, ohne auf irgendjemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

 

Als sie vor dem Appartementhaus angekommen waren, in dem Gwen und Denise sich fünfzig Quadratmeter und drei winzig kleine Zimmer, eine Küchenzeile und ein Bad teilten, kramte Gwen ihre Schlüssel aus ihrer Handtasche.

„Kommst du noch mit rauf?“, fragte sie eher aus einer Formalität heraus. Ihr war völlig klar, dass Parker zu einem Liebeswochenende mit ihr nicht nein sagen würde. Doch jetzt antwortete er nicht. Gwen sah auf, als sie den Schlüssel erwischt hatte.

„Hey, bist du in Gedanken? Ich hab dir soeben eine Nacht voller Liebe und Leidenschaft angeboten. Denise ist das ganze Wochenende über weg.“ Sie grinste und wedelte mit dem Schlüsselbund vor Parkers Nase, doch dessen Mine hatte sich verändert. Er klopfte seine Taschen ab und ging ein paar Schritte zurück, während auf den Boden sah.

„Klingt großartig, Gwen”, sagte Parker, „aber ich glaube, ich habe mein Handy bei Gary vergessen.”

„Oh Nein. Lass uns zurückgehen, ehe sie schließen”, sagte Gwen und zog Parker mit sich, doch der hielt sie zurück.

„Nein, warte. Ich laufe schnell zurück, hole mein Handy und du … öffnest uns oben eine gute Flasche Wein, schlüpfst in etwas Bequemes und ich bin in zwei Minuten wieder da. Wie klingt das?”„Klingt wie eine Zeile aus einer 80er-Jahre-Serie a la Dallas. Aber auch nach einem Plan. Bis dann.” Sie küsste Parker kurz auf die Lippen und sah ihm nach, ehe sie sich umdrehte und ihre Wohnung betrat.

 

Gwen hatte eine Flasche Wein geöffnet, Musik angemacht, geduscht und sexy Unterwäsche angezogen. Doch Parker war nicht nach wenigen Minuten, wie versprochen, zurückgekommen. Sie hoffte inständig, dass er sein Handy noch bekommen hatte und es niemand geklaut hatte. So günstig, wie Garys Pizzeria auch war, hin und wieder trieb sich dort ziemlich fragwürdiges Klientel herum. Sie überlegte, ob sie sich wieder anziehen und ihm nachgehen sollte, doch sie entschied sich dagegen. Vielleicht hatte Parker irgendwelche Freunde getroffen und sich verquatscht, er würde bestimmt bald da sein.

 

Am nächsten Morgen wachte Gwen auf, als erste Sonnenstrahlen durchs Wohnzimmerfenster schienen. Sie musste auf der Couch eingeschlafen sein. Der Wein war mittlerweile abgestanden und die Kerze, die sie am Vorabend angezündet hatte, war heruntergebrannt. Sie richtete sich auf. Kein Parker. Sie holte ihr Handy und wählte seine Nummer. Am Ende hatte er es vielleicht wirklich nicht mehr zurückbekommen und wollte sie nicht stören? Doch nach dem zweiten Klingeln ging jemand ran. Parkers verschlafene Stimme sagte: „Hallo?“

„Parker? Ich bins. Hast du dein Handy wiederbekommen? Warum hast du gestern nicht mehr bei mir vorbeigeschaut? Wir waren doch verabredet?“

Im nächsten Moment hörte sie ein Kichern im Hintergrund. Ein eindeutig weibliches Kichern.

„Guten Morgen Traummann“, hörte sie. „Leg das Telefon weg und küss mich.“

Gwen wurde heiß und kalt, ihr wurde schlecht und schwindelig. Und als Parker das Gespräch beendete, ohne auch nur ein Wort zu ihr zu sagen, wusste sie, dass ihr Liebesfluch wieder einmal zugeschlagen hatte.

 

EINS

 

 

„Wäre Susan noch bei mir, wären wir exakt jetzt ins Flugzeug gestiegen“, sagte Will geknickt. Er sah aus, als hätte man ihm alles genommen und ihm überdies mitgeteilt, dass er nur noch zwei Wochen zu leben hatte.

„Jetzt komm schon Mann, der Teich ist voller Fische. Erst recht für einen Kerl wie dich. Du siehst aus wie der Zwillingsbruder von Tom Cruise in seinen besten Zeiten. Du kannst jede haben, die du willst.“ Mitch Dalton sah seinen besten Freund Will Bennett an, der in diesem Moment wie ein geschlagener Hund aussah.

„Ich habe aber keine Lust auf Fische, Frösche oder sonstiges Getier“, sagte Will, „Ich will Susan und sonst niemanden.“

Mitch seufzte. Es war jetzt über zwei Monate her, dass Will von Susan verlassen worden war und seither war er in ein Loch gestürzt, das er nicht wieder verlassen konnte. Die beiden waren mehrere Jahre ein Paar gewesen, doch für Wills Freunde und seine Familie war klar gewesen, dass Susan nur hinter seinem Geld her war. Sie war neunzehn Jahre jünger als Will und die beiden kamen nicht nur aus unterschiedlichen Generationen, sondern auch aus unterschiedlichen Welten. Ja, Susan war atemberaubend schön. Sie war das, was man perfekt nannte, sie war so perfekt, dass man sich dann und wann fragte, ob sie überhaupt echt sein konnte. Aber das wars dann auch schon. Außer ihrer Schönheit hatte Susan nichts zu bieten. Sie war berechnend, oberflächlich und habgierig und hatte Will die Jahre über ganz schön ausgenutzt. Nachdem sie mit ihm zusammengekommen war, hatte sie ihren Job als Friseurin an den Nagel gehängt und war fortan nur noch die Frau, die Wills Geld ausgab. Will hatte Susan mit teuren Geschenken und Urlauben überschüttet und ihr ein Leben in Luxus und Pomp ermöglicht. Was Susan wollte, bekam sie auch. Angefangen von Chanel-Handtaschen über Louboutin-High Heels bis hin zum Porsche Cabrio zu ihrem Geburtstag. Will hatte sie als Alleinerbin seines Vermögens in sein Testament schreiben lassen und ihr vor einem Jahr auf Hawaii einen Heiratsantrag gemacht, den sie natürlich angenommen hatte. Nur, dass sie, je näher die Hochzeit kam, zaghafter wurde. Die Vorstellung, mit einem deutlich älteren Mann, der immer noch ein ganz anderes Leben bevorzugte, wie sie, letztendlich auch verheiratet zu sein, schien sie doch zu irritieren. Will war bodenständig, leistungsorientiert, liebte seinen Job und mochte ruhige Wochenenden daheim, mit einem guten Buch. Susan wollte feiern. Am liebsten jedes Wochenende in einer anderen Stadt und sehr exzessiv. Sie genoss es, von Frauen beneidet und von Männern bewundert zu werden und machte keinen Hehl daraus, dass ihre Gegenwart kostspielig war. Und so kam es, wie es kommen musste. Zwei Monate vor dem großen Tag machte Susan mit Will Schluss und der war dabei in ein Loch gefallen, aus dem er nicht mehr herausfand. Dabei war Will Bennett ein Mann, der sie alle haben konnte. Seine frappierende Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Tom Cruise öffnete ihm bei Frauen Tür und Tor. Außerdem hatte er ein derart gewinnendes Wesen, dass Mitch sich an niemanden erinnern konnte, der Will nicht mochte. Obendrein war er gebildet, humorvoll, stand als Kinderarzt aus sehr gutem Hause finanziell gut und unabhängig da und hätte jede Frau haben können, die er hätte haben wollen. Bis auf Susan eben. Hieß es nicht, dass man erst dann reizvoll für andere war, wenn man nicht zu präsent war? Ja, Will hatte Susan die Sterne vom Himmel geholt und ihr die Welt zu Füßen gelegt. Einmal hatte er Mitch erzählt, dass der Fonds, den seine Eltern für ihn angelegt hatten, als er ein Kind war, und aus dem er all den Luxus finanzierte, der über die Mittel, die er selbst für Susans Luxus aufbringen konnte, hinausging, aus diesem Fonds bediente. Er hatte sie auf Händen getragen und alles für sie getan. Und vielleicht war gerade das der Fehler gewesen. Obwohl Will immer eine Art Traummann gewesen war und er, Mitch, sich von seiner jeweiligen Freundin oft hatte vorwerfen lassen müssen, weshalb er nicht ein bisschen mehr wie Will sein konnte, saß er nun neben ihm auf der Couch, wie ein Häufchen Elend, und war mit seinem Latein am Ende.

„Ich will keine Fische. Ich will Susan“, sagte Will noch einmal trotzig.

„Die Sache ist zwei Monate her, du solltest wieder nach vorne schauen. Ich meine, nach allem, was sie dir bei der Trennung an den Kopf geworfen hat, solltest du jetzt wirklich langsam anfangen, sie zu vergessen.“ Mitch klopfte Will auf die Schultern. Die Trennung war schrecklich gewesen, weil Susan natürlich nicht erwachsen genug gewesen war, sich von Will im Guten zu trennen. Sie hatte ihm vorgeworfen, er habe ihr die letzten sechs Jahre ihres Lebens gestohlen und sie hätte ihn ohnehin nie geliebt. Sie hatte ihm zwei Wochen, nachdem sie sich getrennt hatten, unter die Nase gerieben, dass sie jemand Neues kennengelernt hatte, mit dem alles viel besser, viel aufregender und spannender war, als es je mit ihm gewesen war. Einmal hatte sogar ein fremder Typ bei Will angerufen und ihm gesagt, er solle aufhören, Susan anzurufen oder ihr zu schreiben, weil sie endlich frei war und jetzt dieses Leben lebte, das sie sich schon immer erträumt hatte. Und trotz all dieser Eskapaden hing Will immer noch an dieser Ziege. „Denk mal drüber nach, wie du vor Susan drauf warst. Du hast nichts anbrennen lassen. Erinnerst du dich noch an dein grünes Büchlein? Hast du das noch irgendwo?“

Will hatte, bevor er sich Hals über Kopf in Susan verliebt hatte, tatsächlich ein „schwarzes Buch“ in Form eines kleinen, grünen Notizbuchs geführt, in dem er fein säuberlich jede weibliche Bekanntschaft mit Namen und Telefonnummer eingetragen hatte und sie nach seinem ganz eigenen Punkteschema bewertete.

„Natürlich nicht“, sagte Will fast entrüstet. Das grüne Buch hatte er am Abend nach dem ersten Date mit Susan weggeworfen. Er war sich von der ersten Sekunde an sicher gewesen, dass er keine andere Frau mehr kennenlernen wollte, als Susan Miles. „Wenn ich doch nur wüsste, was ich tun könnte, damit es ihr besser geht. Ich meine, wir beide, wir hatten alles. Ich habe ihr die Welt zu Füßen gelegt, ihr alles gegeben, was sie wollte. Es hat mir Spaß gemacht, sie so glücklich zu sehen. Und wir haben uns geliebt. Ich verstehe nicht, wie sie das alles einfach so hinschmeißen kann.“ Will dachte an all die Urlaube, die sie gemeinsam unternommen hatten. Sie hatten sich ein Leben geschaffen, von dem andere nur träumen konnten. Er, der erfolgreiche Arzt mit stabilem Background eine alteingesessenen, reichen amerikanischen Familie und sie, die wunderschöne junge Frau an seiner Seite. Einige Magazine hatten sie sogar als eines der einflussreichsten Vorzeigepaare New Yorks kolportiert. Die Presse berichtete regelmäßig über die Weihnachtsparty, die Susan und er gemeinsam ausgerichtet hatten, sie hatten zusammen etliche Wohltätigkeitsprojekte aus dem Boden gestampft und waren für viele Menschen Vorbilder. „Manchmal ist Perfekt sein und alles haben eben doch nicht Alles“, sagte Mitch diplomatisch.

„Du weißt genau, wie ich das gemeint habe“, sagte Will. „Ich will sie nur zurückhaben mehr nicht. Ich würde alles hier dafür geben, wenn Susan zurückkäme. Ich würde in einem Karton in einer Seitengasse wohnen, dafür, dass sie zu mir zurückkehrt.“

Mitch sah seinen besten Freund an. Der war gar nicht bereit, nach vorn zu sehen und sich eventuell auf eine andere Frau einzulassen. Und Mitch verkniff es sich, ihm zu sagen, dass Susan sich nicht für ihn interessieren würde, wenn er in einem Karton in einer Seitenstraße hauste. Sie liebte ihn nicht um seinetwillen sondern wegen allem, was er ihr bieten konnte. Jeder andere hätte an Wills Stelle treten können, das wäre für Susan egal gewesen, so lange sie ihr Luxusleben hatte genießen können.

„Schade, dass wir nicht auf dem College sind“, sagte Mitch plötzlich. Will sah ihn fragend an. „Naja, als ich auf dem College war, war da so ein Mädchen, sie nannten sie „Miss Wrong“ oder „Das Orakel“. Jeder Kerl, der „Miss Wrong“ eine Weile gedatet hat, ist nach einiger Zeit mit der Liebe seines Lebens zusammengekommen. Das arme Ding hat sich tatsächlich die gesamte Collegezeit so durchgeschlagen. Einen Typen kennengelernt und wegen einer anderen sitzen gelassen worden. Den nächsten Typen kennengelernt und wieder abgeschossen worden. Die Campuszeitung hat sogar einmal einen Bericht über sie gebracht. Scheinbar war es bei ihr wirklich so, dass, seit sie begonnen hatte, zu daten, alle Kerle, die einige Zeit mit ihr verbrachten, kurz darauf der großen Liebe begegneten – oder wieder zur ihr Ex zurückfanden.“

„Das ist doch Schwachsinn, Mann“, sagte Will.

„Dachte ich damals auch. Aber letztes Jahr, bei meinem Jahrgangstreffen vom College habe ich mit einem Typen gesprochen, der sie flüchtig kannte – von Facebook oder so. Und der hat mir erzählt, dass sich diese Story ihr ganzes Leben lang durchgezogen hat. Aus dem Grund ist sie jetzt wohl eine verbitterte, alte Jungfer oder so, die irgendwo im mittleren Westen lebt und eine Hühnerfarm hat, was weiß ich. Jedenfalls ist sie Single und an keinen Dates mehr interessiert, weil sie ohnehin weiß, wie die Sache ausgeht.“

Mitchs Handy meldete sich zu Wort. Er warf einen Blick auf das Display. „Ich muss los Mann, hab noch einen Termin bei meinem Steuerberater.“

 

 

Am nächsten Morgen wartet Mitch – wie jeden Morgen – pünktlich um Acht vor seinem Haus auf Long Island auf Will. Die beiden fuhren seit Jahren, seit sie Kollegen waren, zusammen zum Krankenhaus und auch an diesem Tag war Will um Punkt acht Uhr bereit. Man konnte die Uhr nach ihm stellen und Mitch war froh, dass sein bester Freund zumindest seine Verlässlichkeit nicht eingebüßt hatte, nachdem Susan ihn verlassen hatte.

„Guten Morgen alter Junge“, sagte Will, als Mitch die Tür öffnete und einstieg. Er bemerkte sofort, dass etwas anders war, als in den letzten Wochen. Auf dem Beifahrersitz stand ein Kartontablett von Starbucks mit einem Becher und einem Donut. Ein weiterer Starbucks-Becher klemmte in der Halterung am Armaturenbrett von Wills Audi und als Mitch einstieg, biss Will gerade herzhaft in einen Donut und grinste ihn mit einem Staubzuckerbart an.

„Guten Morgen. Was ist denn mit dir los?“, fragte Mitch und führte den Kaffeebecher zum Mund. „Sag bloß, Susan ist wieder zurück.“„Noch nicht?“, grinste Will kryptisch und biss noch einmal in seinen Donut.

„Hat sie sich gemeldet? Was ist los? Kannst du mich vielleicht darüber aufklären, was letzte Nacht passiert ist? Hattes du ein Callgirl oder so, weil du grinst wie ein Honigkuchenpferd?“

„Nein Mann, viel einfacher. Um ehrlich zu sein bist DU der Grund, warum es mir so gut geht?“„Hast du dir am Ende zu Herzen genommen, dass ich dir geraten habe, dich nicht so sehr auf Susan zu fixieren? Hast du dich auf Tinder angemeldet?“

„Nein.“ Will sah Mitch grinsend an. „Ich habe lange über das nachgedacht, was du mir erzählt hast. Von diesem Mädchen auf dem College, dem die Kerle reihenweise davongelaufen sind, nur um dann ihrer wahren Liebe zu begegnen. Wusstest du, dass es vor einigen Jahren einen Artikel über sie gab? Offenbar ist ihr ein Kerl direkt vorm Altar weggelaufen, weil in dem Moment seine Ex-Freundin in die Kirche gestürmt kam und ihm ihre Liebe gestand. Wie in einem Hollywood-Film, Mann.“

„Ja und? Das muss gar nichts heißen. Sowas passiert eben. Ich meine, das hat bestimmt nichts mit dieser Frau zu tun.“„Gwen.“

„Was?“

„Gwen. Das ist ihr Name. Gwendolyn Winterbottom.

„Hast du sie gegoogelt?“„Ich habe mich informiert. Ich meine, weißt du, diese Sache ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Es gibt einen Artikel über sie in einer alten Onlineausgabe der Glamerica, von dort habe ich auch die Geschichte mit der Hochzeit.“„Meinst du nicht, dass du etwas übertreibst? Ich weiß gar nicht, ob die Story vom College gestimmt hat. Und ob sie das wirklich war. Und außerdem könnte immer noch alles Zufall gewesen sein. Ich würde da nicht all zu viel hineininterpretieren. Außerdem verstehe ich immer noch nicht, was sie mit deiner Misere zu tun hat.“„Siebenunddreißig“, sagte Will. Er drehte das Radio etwas lauter, als „Ticket to Paradise“ von Eddie Money lief.

„Was?“ Mitch wurde langsam genervt von der Übermütigkeit seines besten Kumpels. „Es gibt siebenunddreißig dokumentierte Fälle, bei denen die Kerle erst Gwen gedatet haben und dann ihrer wahren Liebe begegnet sind. Siebenunddreißig. Ich würde da nicht mehr von Zufall sprechen. Keine Ahnung, was sie ist. Vielleicht eine Art weiblicher Amor oder so. Aber glaub mir, wenn es eine Chance für mich und Susan gibt, dann über Gwen Winterbottom. Soviel steht fest.“

Mitch drehte seinen Kopf langsam zur Seite und sah Will an. „Was hast du vor, in Gottes Namen?“

Sie kamen an einer Ampel zu stehen. Will sah seinen besten Freund an und die Überzeugung quoll ihm fast aus den Augen. „Ich werde Gwen daten. Und das wird mir Susan zurückbringen.“

„Das heißt, du willst jetzt irgendwo in den Westen fahren und alle Hühnerfarmen auf der Suche nach ihr abklappern?“, fragte Mitch.

„Erstens lebt sie nicht im mittleren Westen auf einer Hühnerfarm sondern in einer Kleinstadt in Maine, wo sie eine Bäckerei betreibt. Ich habe die ganze Nacht damit zugebracht, über sie zu recherchieren und man muss ihr lassen – sie hat ganze Arbeit geleistet, um nicht gefunden zu werden. Sie lebt in Cedar Creek. Ihre Bäckerei heißt Heavenly Sins und soll ganz gut gehen.“„Und woher weißt du, dass es die Frau ist, die mit mir auf dem College war?“

„Na von diesem Artikel in der Glamerica. Ich habe alte Online-Jahrbücher gecheckt und sie mit den Daten verglichen, die über Gwen in dem Artikel standen. Es muss diese Gwen sein. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Es gibt bis auf diesen Artikel und ein Bild in den alten Jahrbüchern rein gar nichts über sie im Internet. NICHTS. Weil sie nicht gefunden werden will. Selbst ihre Bäckerei läuft auf eine Maggie Winterbottom, wer immer das auch sein mag. Vielleicht ihre Mutter oder ihre Schwester. Sie hat sich jedenfalls wirklich Mühe gegeben, nicht gefunden zu werden, was ja verständlich ist. Bestimmt sind bereits andere Typen auf dieselbe Idee gekommen wie ich und wollten sie ebenfalls daten, um ihre wahre Liebe zu treffen. Ich bin über die Webseite der Handelskammer des Staates Maine an ihre Adresse gekommen. Dort ist sie als Inhaberin des Heavenly Sins vermerkt und nicht diese Maggie. Und weißt du, was das Beste ist?“„Was Mann?“„In Cedar Creek suchen sie vorübergehend einen Kinderarzt, weil der, den sie bisher hatten, in Rente gegangen und nach Florida gezogen ist, und der neue erst in drei Monaten anfängt. Wenn das nicht Schicksal ist.“„Das ist Zufall, Will, nichts weiter. Und was willst du überhaupt tun? Diese Stelle als Kinderarzt in diesem Nest annehmen?“„Habe ich schon. Ich habe gestern Abend noch mit dem Bürgermeister telefoniert und mit der Krankenhausleitung, die mir ohnehin schon wegen meines Urlaubes, den ich verbrauchen soll, in den Ohren liegt. Ich unterzeichne also eine vorübergehende, 3monatige Beurlaubung, packe dann mein Zeug und mache mich heute Nachmittag auf den Weg nach Maine, um am Montag meinen neuen Job als Kinderarzt in Cedar Creek anzunehmen.""Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, rief Mitch. „Das kann doch nicht dein Ernst sein.“„Mein voller Ernst. Ich liebe Susan. Und ich würde alles tun, was nötig ist, um sie wieder zurückzugewinnen."

 

 

 

 

 

ZWEI

 

„Gwen, ich nehme mir zwei von diesen Erdbeertörtchen, ja? Ich treffe später meine Freundin Janet zum Tee. Und wir sind beide auf Diät.“ Gwens Tante Maggie klappte einen der Kartons des „Heavenly Sins“ zusammen und griff nach der Kuchenzange. Als sie schon kurz davor war, die beiden Erdbeertörtchen aufzunehmen, entschied sie sich doch noch um und stellte zwei Double-Chocolate-Caramel-Schnitten in den Karton. Dann führte sie die Zange zu dem Behälter mit den handgemachten Pralinen, die Gwen herstellte und füllte ein kleines Stanniolsäckchen damit an.

„Das sind aber keine Figurschmeichler, Tante Maggie“, lachte Gwen, als sie aus der Backstube kam. Ihr dunkles, welliges Haar hatte sie zusammengebunden und unter einem Haarnetz versteckt, das sie jetzt abmachte und zur Seite legte. Sie band sich die rosafarbene Schürze mit dem Logo der kleinen Bäckerei um und stellte einige Honigwaffeln, die sie soeben frisch gebacken hatte, zu den anderen Köstlichkeiten in die Vitrine.

„Ich weiß. Aber deine Torten und Schnitten sind so lecker, dass es fast Gotteslästerung wäre, ein Erdbeertörtchen zu nehmen, wenn man diese köstlichen Schokodinger kriegen kann.“ Tante Maggie grinste Gwen an und die erwiderte ihr Lächeln. „Ich bin dann mal weg Kind. Und danke für das zukünftige Hüftgold hier.“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf den Karton in ihrer Hand.

„Danke, dass du hier warst und mir beim Backen geholfen hast.“

„Das tue ich doch gern. Bis Montag, Gwen.“

„Bis Montag, Tante Maggie.“ Gwen sah ihrer quirligen Tante nach, als die den Laden verließ und dann nach rechts abbog. Sie war Tante Maggie unglaublich dankbar. Gwens Leben … verlief in eigenen Bahnen und hatte ihr schon so oft eins vor den Latz geknallt, dass sie wohl völlig verzweifelt wäre, wäre Tante Maggie nicht gewesen, die sie mit ihrem unermüdlichen Optimismus immer wieder unterstützt hatte, wäre sie nicht, wo sie heute war. Mit dem „Heavenly Sins“ hatte sie sich ihren ganz persönlichen Traum von der eigenen Bäckerei verwirklicht und dabei die beiden Dinge miteinander verbunden, die ihr am wichtigsten waren. Ihre berufliche Zukunft abzusichern und … zu backen. Tante Maggie fragte sich noch heute, wie es Gwen gelang, nicht aus allen Nähten zu platzen, wo sie den ganzen Tag über mit Torten, Muffins, Cupcakes und im Sommer mit hausgemachter Eiscreme zu tun hatte, und ärgerte sich darüber, dass dieser offenbar gut abgestimmte Stoffwechsel nicht auf die ganze Familie zutraf.

 

Gwen griff zu einer der Marzipanpralinen, die sie mit Bitterschokolade und Pistazien umhüllt hatte und biss davon ab. Sie hatte den unsäglichen Fehler begangen, heute Morgen, als sie noch im Bett lag, auf Facebook nach ihrem letzten Freund, Tom Turner zu sehen. Obwohl sie sich nach der geplatzten Hochzeit mit Nick Kersh vor mittlerweile vier Jahren geschworen hatte, Männern abzuschwören, war ihr Tom irgendwie doch noch passiert. Und das mit ihnen beiden hatte sich großartig angefühlt. Noch nie hatte sie einen Mann kennengelernt, der so liebevoll, humorvoll, wertschätzend und offen ihr gegenüber war, wie Tom. Seit Nick war sie vier Jahre lang Ultrasingle gewesen, hatte keine Dates gehabt, niemanden kennengelernt und war Männern von vorn herein aus dem Weg gegangen. Sie hatte ihre privaten Accounts aus den sozialen Medien gelöscht und auch Tinder entfernt, das sie nur testweise einmal ausprobiert hatte. Ganze siebenunddreißigmal war es ihr passiert, dass der Mann, mit dem sie eine Beziehung geführt hatte, beziehungsweise am Anfang einer Beziehung gestanden war, sie wegen einer anderen verlassen hatte. Siebenunddreißigmal hatte es daraufhin Hochzeiten und Familiengründungen gegeben, die alle – offenbar – dadurch ausgelöst worden waren, dass ein Mann Gwen verlassen hatte. Betsy Kersh, die Frau, für die Nick sie damals vor dem Altar hatte sitzen lassen, und mit der er jetzt verheiratet war, hatte dann auch noch eine völlige Lawine losgetreten, als sie ihre Story in einem Forum der Zeitschrift „Glamerica“ breitgetreten hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---