Zeit für Märchen - Hansi Hinterseer - E-Book

Zeit für Märchen E-Book

Hansi Hinterseer

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Beschreibung

Der märchenhafte Geschichtenschatz für die ganze Familie Es war einmal … So lautet seit jeher der Beginn jedes Märchens. Hansi Hinterseer hat seine Lieblingsmärchen sowie die schönsten Geschichten, Sagen und Erzählungen aus seiner Heimat Tirol gesammelt und präsentiert ein zauberhaftes Märchenbuch – zum Vorlesen, Selberlesen und Geschichtenerzählen im Kreis der Familie. Aus dem Inhalt: Die Traumhochzeit Die tapferen Frauen von Kitzbühel Die Weitmoserin Die Bremer Stadtmusikanten Der Ellmauer Esel Die Seeschlange vom Pillersee Aschenputtel Rapunzel Des Kaisers neue Kleider 's Fleckei Der kleine Tannenbaum und viele andere Mit zahlreichen Fotos von Gerald Lobenwein

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Seitenzahl: 213

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Hansi Hinterseer

Zeit für Märchen

Aufgezeichnet von Eva Mang

Mit Fotos von Gerald Lobenwein

und aus dem Privatarchiv

von Hansi Hinterseer

Bildnachweis

Alle Fotos © Gerald Lobenwein, mit Ausnahme von: Penny Wise (21), Privatarchiv Hansi Hinterseer (27, 31), STADLMADL/Andrea Mayer-Rinner (109)

Der Verlag hat alle Rechte abgeklärt. Konnten in einzelnen Fällen die Rechteinhaber der reproduzierten Bilder nicht ausfindig gemacht werden, bitten wir Sie, dem Verlag bestehende Ansprüche zu melden.

Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at

© 2017 by Amalthea Signum Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT

Umschlagfotos: © Gerald Lobenwein

Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

Gesetzt aus der 11,75/16 pt Baskervald

Designed in Austria, printed in the EU

ISBN 978-3-99050-094-1

eISBN 978-3-903083-73-8

Inhalt

Vorwort

Es war einmal

Liebe Märchenfreunde!

Eva Mang

Liebe Kinder,liebe Märchenfreunde!

Hansi Hinterseer

Wald- und Bergmärchen

Die TraumhochzeitEva Mang für Hansi Hinterseer

Die Frau Hitt

Die Schiederlahn

Simeliberg

Die Geschichte vom Rübezahl

Die tapferen Frauen von Kitzbühel

Wassermärchen

TausendschönEva Mang für Hansi Hinterseer

Der Fischer und seine Frau

Das Åchenliachtl

Das Wasser des Lebens

Der Ring der Weitmoserin

Musikmärchen

Die Schutzsaiten der Fleckalm-GeigeEva Mang für Hansi Hinterseer

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

Die Bremer Stadtmusikanten

Tiermärchen

Der LeithirschEva Mang für Hansi Hinterseer

Der Ellmauer Esel oder Zehn Jahre als Esel

Die sechs Schwäne

Die Seeschlange vom Pillersee

Das hässliche junge Entlein

Der Froschkönig

Klassische Märchen

Aschenputtel

Rapunzel

Hänsel und Gretel

Des Kaisers neue Kleider

Frau HolleHansis Lieblingsmärchen

Die Geschichte vom Sterntaler

Die Prinzessin auf der Erbse

Weihnachtsmärchen

’s FleckeiHansi Hinterseer, nach einer Erzählungvon Herbert Jordan

Der kleine Tannenbaum

Warum der Engel lachen musste

Der kleine Stern von Bethlehem

Der Kreislauf der Liebe

Der Schneemann

Quellen

Vorwort

Es war einmal

Es war einmal … Wer erinnert sich nicht an diese Worte, mit denen die Märchen, die wir in unseren Kindertagen erzählt bekommen haben, begannen? Damals, als es noch kein Internet, kein Social-Media-Netzwerk und kein Fernsehen mit 120 verschiedenen Kanälen gab, waren es oftmals Oma und Opa, die den Kindern die ersten Geschichten erzählten oder vorlasen. Geschichten, Märchen, Sagen, überlieferte Anekdoten aus der Heimat – erste Erfahrungen für die Kinder, die ihre Fantasie und ihre Gedanken anregten. Es waren Feen, Elfen, Riesen, Kobolde, Zwerge und noch viele andere Wunderwesen, die weder die Kräfte von Superhelden, noch Furcht einflößende Waffen oder Lichtschwerter benötigten, um uns in die Welt der Träume und Geister zu entführen.

Ein Kind, dem nie Märchen erzählt worden sind, wird ein Stück Feld in seiner Seele haben, auf dem in späteren Jahren nichts mehr angebaut werden kann.

Johann Gottfried Herder

Märchen sind oftmals Bilder, Gleichnisse, Metaphern oder Parabeln. Die Kunst des Geschichtenerzählens ist es, die oftmals recht komplexe Zusammenhänge und Lehren des Lebens – ganz speziell für Kinder – verständlich macht. Warum lauschen wir so gerne Geschichten und Märchen? Weil wir darin unterhaltsam und spannend erzählt etwas entdecken oder begreifen und für uns selbst auf einmal ganz einfach erklären können.

Das berühmte Aha-Erlebnis – »Aha, so ist das gemeint!« – hilft oftmals bei Fragen, die man bisher nicht einmal formulieren konnte.

Mindestens genauso wichtig sind Märchen, Sagen und deren Helden aber auch, um die Fantasie der Kinder zu fördern und zu bereichern. Anders als bei Bilderbüchern oder Filmen kann sich das Kind jede erzählte, vorgelesene Figur der Geschichte so vorstellen, wie es möchte. Das ist eine völlig neue, dynamische Form des Kennenlernens und Erfahrens. Es steht jedem frei, wie er sich die Figuren und die Märchenwelt nach seinen Vorstellungen ausmalt: Ob die Prinzessin ein blaues oder ein gelbes Kleid trägt, ob sie langes oder kurzes Haar hat, wie ihr Pferd aussieht und das Schloss, in dem sie mit ihrer Familie lebt, ob der Berg weiße oder graue Felsen hat, ob der Wald aus Tannen oder Eichen besteht, wie sich der Boden dort wohl anfühlt, nichts davon ist vorgegeben, alles kann im Kopf individuell nach Stimmung und Gefühl des Zuhörers gestaltet werden. Natürlich laden die Handlungen der Märchen auch zum Nachdenken ein, im Idealfall sogar dazu, dass sich die Kinder über das soeben gehörte Schicksal und die Taten der Märchenfiguren in einem Gespräch austauschen. Denn schließlich muss nicht jeder mit den Gedanken, Meinungen, Handlungen und Entscheidungen der Märchenhelden einverstanden sein. Mittels Märchenhandlungen können anhand von vergleichbaren, auf die eigenen Lebensumstände übertragbaren Erfahrungen Erlebnisse und Emotionen verarbeitet und durchleuchtet werden, sodass die Kinder lernen, sich und ihre Gefühlswelt besser auszudrücken. Durch die einfache (bildliche) Sprache in den Märchen verstehen die Kinder Konfliktsituationen und Gefühlszustände leichter, können ihre Erlebnisse einordnen, Verknüpfungen zu ihrem eigenen familiären Umfeld und Freundeskreis herstellen. Sie lernen aber auch, für sich selbst Grenzen zu setzen und sich gegen etwas zur Wehr zu setzen, das sie als böse empfinden, indem sie aus dem Happy End der Märchen Mut schöpfen und den Impuls verspüren, eigenverantwortlich nach Auswegen und Lösungen zu suchen und ihrer Intuition zu vertrauen.

Wenn du intelligente Kinder willst, lies ihnen Märchen vor. Wenn du noch intelligentere Kinder willst, lies ihnen noch mehr Märchen vor.

Albert Einstein

Die Geschichten entführen uns auch in eine andere Zeitepoche. Sie lehren Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger, erläutern, was es früher bedeutet hat, Bauer, Ritter, Diener, Prinz oder Prinzessin zu sein. All das fördert die emotionale Entwicklung der Kinder. Motivation, Einfühlungsvermögen, Mitleid, Selbsterkenntnis sind psychologische Lernschritte, die seit Generationen durch Märchen getan werden. Den Ursprung der meisten Märchen finden wir unabhängig von der historischen Epoche, aus der sie stammen, in universellen Werten wie Glück, Liebe, Frieden, Freiheit, Respekt, Großzügigkeit und Toleranz. Das sind die hellen Seiten der Märchenwelt. Natürlich fließen auch die dunklen Eigenschaften des menschlichen Lebens in die Geschichten ein, wie etwa Neid, Eifersucht, Habgier, Verrat, Gewalt und Lüge, um nur die finstersten zu nennen.

Jedes Märchen erzählt auf seine eigene Art und Weise etwas über diese Werte der menschlichen Gesellschaft und ist damit Träger einer Botschaft. Eine Botschaft, die, verpackt in eine Lehre, auch noch Erwachsenen im Leben hilfreich sein kann.

Nur das Märchen nimmt einen sich gleichbleibenden Zustand für Glück.

Jacob Christoph Burckhardt

Märchen bieten Kindern die unglaubliche Möglichkeit, sich selbst eine Welt zu erschließen. Ob und wie stark sie sich mit den Figuren aus den Geschichten identifizieren, entscheiden nur sie allein. Die Fantasie ermöglicht es ihnen, in alle Rollen des Gehörten oder später Gelesenen zu schlüpfen. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Gründe, die für frühes Erzählen und Vermitteln der alten Mythen, Sagen und Legenden, für die fantastische Traumwelt der Märchen sprechen und handfeste Argumente dafür liefern, Kindern frühzeitig Märchen vorzulesen beziehungsweise Märchenbilderbücher mit ihnen anzuschauen. Einen wichtigen Grund nennt die Pädagogin und professionelle Märchenerzählerin Sabine Lutkat: »Märchen spiegeln das ›zauberhafte‹ Denken wider, das jedem Kind eigen ist – das Kind behilft sich bei Dingen, die es rational nicht erklären kann, mit magischen Vorstellungen.«

Und das Kind findet sich von Anfang an erstaunlich gut zurecht in der Märchenwelt, in der alles möglich scheint, die beseelt und voller Wunder ist. Märchen sind Magie und sie entsprechen der kindlichen Fantasie. Jeder von uns ist ein Königskind und trägt eine unsichtbare Krone. Das Märchen sagt uns: Geh, mach dich auf den Weg, du wirst erwartet. Denn es gehört zur Entwicklung der kindlichen Identität, sich selbst im Mittelpunkt zu sehen. Entsprechend leicht fällt es ihnen, sich in die zauberhaften Abenteuer hineinzuversetzen. Märchen liefern Kindern Orientierung:

Totaler Sieg des Guten, totale Niederlage des Bösen.

Was für eine klare, wichtige Orientierung in Zeiten der überbordenden Informations- und Gefühlseindrücke. Der Gegensatz von Gut und Böse im Märchen ist außerdem ein wichtiges »Modell für die essentielle Unterscheidung von Gut und Böse«. Dies ist umso wichtiger, weil die Kinder in ihrer Gefühls- und Gedankenwelt das Böse durchaus wahrnehmen. Es zeigt sich in Form von inneren Ängsten, etwa vor dem plötzlichen Verschwinden der Eltern oder dem Auftauchen einer nicht näher definierten »fremden Macht«. Diese diffusen Ängste zu überwinden, gelingt noch nicht durch logisches Denken oder vernünftige Argumente, wohl aber durch die klare Struktur von Märchen. Hier findet das Übel seine konkrete Darstellung in heimtückischen Hexen und bösen Stiefmüttern, in furchtbaren Riesen und gemeinen Zwergen. Darauf können auch schon ganz kleine Kinder Ängste projizieren – und mit dem »märchenhaften« Sieg über das Böse auch überwinden.

Märchen sind Mut- und Gutmacher. Märchen stärken die Vorstellung, das Gute kann am Schluss doch über das Böse siegen.

Der Sieg des Guten bedeutet für Kinderseelen aber noch viel mehr. Schließlich vermittelt er Zuversicht und Vertrauen in die eigene Stärke. Wie es das Leben der Kinder begleitend auch die Eltern und Verwandten tun sollten. In ihrer Vorbildfunktion und als Schutzraum erfüllen sie ähnlich wie die Märchenfigur eine leitende und begleitende Rolle als Identifikationsfigur. Hab keine Angst, vertraue den guten Kräften, die dir nahestehen, und deinen eigenen Fähigkeiten: Das ist die Botschaft der Helden. Wo nötig, gesellen sich die unterschiedlichsten Helfer hinzu, die dem Guten zur Seite stehen und dem kleinen Zuhörer vermitteln: Du bist nicht allein. Es gibt Helfer, die dir in der Stunde größter Angst und Not zur Seite stehen, seien es die Tauben bei Aschenputtel oder das kleine Männlein mit dem schweren Sack beim Ellmauer Esel.

Doch nicht nur das bildhafte Element von Märchen spielt eine große Rolle. Nein. Je jünger die Zuhörer sind, desto mehr lieben und genießen sie die Atmosphäre des Vorlesens: Man kuschelt sich unter einer Decke an Oma, Opa, Mama oder Papa, lauscht ihren vertrauten Stimmen und geht miteinander auf eine märchenhafte Reise. Das ist ein familiäres Ritual, das weit mehr schenkt als nur unterhaltsamen Zeitvertreib. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit als familiäres Gemeinschaftserlebnis stärkt das Urvertrauen und bleibt meist ein Leben lang in Erinnerung.

Oft sind es auch Freunde oder Bekannte, KindergärtnerInnen oder LehrerInnen, die den Kindern mündlich überlieferte Geschichten und Anekdoten erzählen. Kinder schätzen solche Erlebnisse und Darstellungen über alle Maßen und bewahren sie als Seelenproviant in ihren Herzen. Wir alle haben solche Erinnerungen, die uns ein Leben lang begleiten: »Kannst dich noch erinnern, wie der Großvater die G’schicht vom armen Kalbei (Tirolerisch: Kälbchen) verzählt hat?«

Das Märchen hat denselben pädagogischen Wert wie das Spiel. Es bringt mit seinem Außergewöhnlichen und Wunderbaren der kindlichen Einbildungskraft eine ganz neue, bisher unbekannte Welt, die durch einen poetischen Zauber verklärt ist.

H. Kietz

Schöne Märchen sind auch der ideale Steigbügelhalter für die frühzeitige Konfrontation kleiner Kinder mit Tradition und Literatur: Wer von klein auf mit Büchern aufwächst, betrachtet sie als selbstverständliche Lebensbegleiter, und wem frühzeitig vorgelesen wird, der wird später wahrscheinlich auch selbst gerne lesen. Dabei erweisen sich gerade Märchenbücher als sprachlich besonders geeignet: An die Klarheit der Grimm’schen Märchensammlung reicht kaum ein späteres Nachfolgewerk heran. Die klassischen Märchen sind in vielerlei Hinsicht auch Kulturschätze, stehen sie doch für die Schönheit unserer Muttersprache. Die Sagen und Legenden der einzelnen Gegenden geben diesen Erzählungen sprachlich ein spannendes Lokalkolorit. Es sind Geschichten, die, wie erwähnt, nicht immer nur vorgelesen werden müssen: Kinder lieben auch das freie Erzählen durch die Eltern oder Großeltern. Dabei sind den dramatischen Elementen wie der verstellten Stimme, dem Nachmachen von Tierlauten oder auch dem Zeigen von »Blitz und Donner« kaum Grenzen gesetzt. Erzählte Geschichten sind eine Art »Theaterstück der Fantasie«, eine Bühne für die Darstellung von Eindrücken und Vorstellungen. So ist ein Märchen jedes Mal ein wenig anders und lässt noch mehr Raum für kindliche Fantasie und sprachliche Entdeckungen. Märchen bieten Kindern die unglaubliche Möglichkeit, sich selbst eine Welt zu erschließen.

Wer die Wahrheit in einem Märchen erkennt, der weiß, wie Träume wahr werden. Der hat alles Wissen vom Leben. Denn Märchen wahr werden zu lassen, das ist das Leben. Und nichts anderes ist die Poesie.

Klaus Lutz

Liebe Märchenfreunde!

Du wirst es niemals wissen, bis du es versucht hast!

Walt Disney

Nun halten wir es also in Händen, unser märchenhaftes Buch für die Jüngsten, die Jungen und die Junggebliebenen. Das Ergebnis einer Idee des Herzens – des überströmenden Herzens. Denn der Augenblick, in dem dein Kind ein eigenes Kind bekommt, der hat schon eine besondere Magie. Man weiß, man hinterlässt etwas Wunderbares auf dieser Erde, und dem möchte man das Beste und Schönste schenken, das man zu bieten hat.

Hansi, den ich seit vielen Jahren kenne, hatte fast zur gleichen Zeit wie ich dasselbe Glück, und als wir beide als frischgebackene Großeltern bei einem Interview zusammensaßen, habe ich ihm von der Idee eines Märchenbuchs erzählt. Hansi, der seit jeher auf die Erhaltung und Pflege von traditionellen Werten achtet und für den Familie und Herzensglück an erster Stelle stehen, war sofort begeistert. »Lass uns was Schönes für die Kleinen machen! Sie sind unsere Zukunft. Alles, was man tun kann, um ihre Fantasie und Freude zu bestärken, da bin i dabei!«

Ich möchte an dieser Stelle kurz den Menschen Hansi Hinterseer vorstellen und seine unglaubliche Karriere schildern. Vor allem für die Märchenbegeisterten, die ihn und seinen Lebensweg bis dato noch nicht kennengelernt haben.

Hansi wurde am 2. Februar 1954 in Kitzbühel geboren. Nicht nur als Skifahrer und vor allem Sänger konnte der sympathische und weltoffene Tiroler nahezu alle erreichbaren sportlichen und musikalischen Erfolge für sich verbuchen, auch als Schauspieler und Gastgeber seiner eigenen Musiksendungen erfreut sich der Naturfreund generationsübergreifend außergewöhnlicher internationaler Beliebtheit. Hansi Hinterseer ist ein Star zum Anfassen – seit mehr als drei Jahrzehnten! Seine Musikalben werden regelmäßig mit Edelmetall ausgezeichnet, und seine Tourneen führen ihn sogar in nicht-deutschsprachige Länder Europas. Hansis Publikum liebt seine Natürlichkeit und gleichbleibende Freude an dem, was er tut. Hansi ist aber vor allem ein sorgsamer Ehemann und Familienvater, der seine Liebsten aus dem Rampenlicht fernhält, um seine und ihre Privatsphäre zu schützen. Und dann ist er vor gut einem Jahr auch zum ersten Mal Großvater geworden. Ein Großvater, der seine Verantwortung für die nächsten Generationen nicht nur durch soziales Engagement und gelebten Umweltschutz sehr ernst nimmt, sondern eben auch durch die Bewahrung und Weitergabe der alten Werte und Traditionen seiner Heimat Tirol. Hansi macht nie große Worte um das, was er tut – er tut es einfach, mit ganzem Einsatz und Anspruch auf Authentizität. Ob es einem Ski-Champion und international gefeierten volkstümlichen Schlagerstar und einer Journalistin wohl auch gelingen mag, ein spannendes Märchenbuch zu schreiben? Das Zitat des großartigen Walt Disney haben wir uns dafür ausgeliehen: »Du wirst es niemals wissen, bis du es versucht hast!« – Wir haben es versucht, in unserer neuen Verantwortung und Freude als Opa und Oma.

Ich möchte mich aus ganzem Herzen bei Hansi Hinterseer bedanken für sein Vertrauen und sein Engagement und bei seinem Team für die Unterstützung während der Entstehung dieser Zeit für Märchen.

Ihre Eva Mang

Liebe Kinder, liebe Märchenfreunde!

Alle Märchen sind nur Träumevon jener heimatlichen Welt,die überall und nirgends ist.

Novalis

Was willst du wissen? Die Antwort auf viele Fragen von Kindern und auch Erwachsenen liegt in Geschichten. Indem wir gemeinsam lachen, weinen oder uns sogar gruseln, wenn wir miteinander in die Fantasiewelt eintauchen, entdecken wir – geborgen im Nest der Familie – die weite Welt mit allen Licht- und Schattenseiten und erforschen unsere Gefühle. Geschichten sind eine Spielwiese, auf der sich Kinder nach Herzenslust austoben dürfen und sich die Welt nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen ausmalen können. Damit sie daraus eigene Erfahrungen schöpfen und zu starken Persönlichkeiten heranreifen.

Natürlich sind Märchen Geschichten, aber sie sind auch wahr. Man kann sie sich ausdenken, singen, erzählen oder vorlesen … Sie sind spannend und beschreiben eine Erlebniswelt ohne Grenzen. Oder sie erzählen Wahrheiten in einem Fantasiegewand, in dem sich die Welt der Wirklichkeit, wie sie sein könnte oder besser noch sein sollte, wiederfindet. Im Märchen leben Menschen, Tiere, Bäume und Felsen in einer Gemeinschaft und wir verstehen ihre Sprache. Das scheinbar Unmögliche nehmen wir als selbstverständlich hin. Auch das märchenhafte Ende, den Triumph des Guten über das Böse. »Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tanzen sie noch heute …« Da ist das gute Ende erst der eigentliche Anfang vom guten und glücklichen Leben. Um die Wirklichkeit zu verändern und Seelen zu berühren, braucht es Geschichten.

Märchen sind ein wunderbares Welterzählmuster, weil sie zeitlos sind und ihre Inhalte heute noch genauso viel Gültigkeit haben, wie damals, als ich selber noch ein Kind war. Vielleicht haben sie auch deswegen für Kinder und Erwachsene, die sich ein kindliches Gemüt, Weltoffenheit und Neugier bewahrt haben, eine besondere Faszination. Es war einmal … Bei diesen Worten tauchen auch hochbetagte Vorleser wieder in die Welt der Erinnerung und Erzählungen ihrer Kindheit ein. Wann habe ich dieses Märchen zum ersten Mal gehört? Welches am liebsten? Wie habe ich mich dabei gefühlt? Jeder verbindet etwas anderes mit bestimmten Märchen und Mythen. Ritter, Feen und Hexen, Zwerge, Prinzessinnen und die wundersamsten Wesen waren die treuesten Spielgefährten unserer Kindheit. Eines meiner liebsten Märchen ist bis heute das von Frau Holle. Wie sich die Schneeflocken auf die Erde legen und alles ganz friedlich und still wird. Daran erinnere ich mich noch heute gern, wenn bei uns in den Bergen der erste Schnee fällt.

In die unterschiedlichsten Rollen sind wir beim Spielen geschlüpft und haben furchtlos und voller Freude Wälder und Wiesen durchstreift. Die Märchenwelt und die Berge und Wiesen vor unserer Haustür waren dabei gleichermaßen spannend. Mit den Jahren holt uns die Wirklichkeit ein und viele haben in der zunehmend digitalisierten und vorgedachten Welt erst vergessen und dann verlernt, zu glauben, zu hoffen und zu träumen. Es wird einmal gewesen sein … Damit es nicht so weit kommt, laden wir die märchenhaften Freunde und Helden wieder ein in die Zimmer unserer Kinder und Enkel, indem wir uns Zeit füreinander nehmen, um uns gegenseitig zuzuhören und um die mutigen, tollkühnen, liebevollen und zauberhaften Märchenwesen in unseren Gedanken und Träumen zu neuem Leben zu erwecken.

Sprecht miteinander, redet miteinander. Nur dann werden wir uns verstehen und gut miteinander auskommen. Und wie klein du auch bist, ich hör dir zu: Erzähl mir von deiner Welt!

Und damit wir uns besser kennenlernen, erzähl ich dir jetzt erst einmal von meiner: Unglaublich spannende Stunden liegen hinter mir, Stunden, in denen ich in zahlreichen alten Büchern geblättert und Geschichten wiederentdeckt habe, die mich schon in meiner Kindheit begleitet haben.

Viele dieser Märchen kenne ich von meinem Großvater, als ich selber noch ein kleiner Bub und rechter Lauser war. Er hat sie mir auf der Seidlalm erzählt. Dort habe ich eine Kindheit erleben dürfen, wie ich sie jedem Kind nur wünschen kann. Mit den Hoftieren bin ich aufgewachsen und den vier Jahreszeiten. Wie gern habe ich ihm gelauscht, wenn er sich nach getaner Arbeit auf dem Hof Zeit genommen hat, um mir Fabeln und Sagen, aber auch Geschichten aus seinem Leben zu erzählen. »Bua, kim her da«, hat er dann gesagt, »jetz is wieder Zeit für a schöne Gschicht.«

Jeder, der mich und meine Musik ein wenig kennt, weiß, wie wichtig mir die Tiroler Berge sind, meine Heimat. Ich war ja schon fast überall auf der Welt, vor allem damals, als ich als Rennläufer schon als Teenager mit dem Nationalteam und später als Ski-Profi unterwegs gewesen bin, und habe die großartigsten und berühmtesten Plätze der Welt besuchen dürfen – so schöne Plätze es auch anderswo gibt, zieht es mich doch immer wieder heim, und ich möchte nirgendwo anders leben als hier.

Und weil mir die überlieferten Geschichten so sehr am Herzen liegen und ich Brauchtum und Tradition in Ehren halte, werdet ihr auch Geschichten aus Kitzbühel und der Umgebung finden, die bisher nur erzählt, aber nicht aufgeschrieben wurden. Damit sie nicht vergessen werden, habe ich sie für euch in diese Märchensammlung aufgenommen. Und was ich besonders märchenhaft und schön finde in meinem Leben, daraus sind ganz neue Geschichten für euch entstanden. Ich bin gespannt, ob ihr sie entdeckt.

Ein paar der überlieferten Tiroler Geschichten in diesem Buch werdet ihr vielleicht schon gehört haben, die Sage über die Hartherzigkeit der Frau Hitt zum Beispiel. Einige andere kennt ihr sicher noch nicht, denn die waren auch für mich neu, etwa Das Åchenliachtal oder Die Gschicht vom Ellmauer Esel.

Wir haben die Märchen geordnet, gerade so, wie es die Bereiche in meinem Leben mit sich bringen: Da sind die Wald- und Bergmärchen, die Wassermärchen, die Musikmärchen, die Tiermärchen, klarerweise auch die Märchenklassiker der Gebrüder Grimm und für die stille Zeit im Jahr die Weihnachtsmärchen, von denen mir die Geschichte vom Fleckei besonders am Herzen liegt. Außerdem gibt es eben speziell für dieses Buch eigene, ganz neue Märchen, die natürlich an Schauplätzen rund um Kitzbühel spielen. An Orten wie dem Schwarzsee und der Fleckalm, die für mich mit unvergesslichen Erinnerungen aus meiner Kindheit verbunden sind. Mit ein wenig Fantasie zaubert auch ihr dort die Trolle und Feen hin.

An dieser Stelle möchte ich ein herzliches Vergelt’s Gott sagen an Elisabeth Lobenwein aus Mittersill, die uns aus ihrer Zeit als Lehrerin wertvolle Hinweise und Geschichten überlassen hat. Mittersill ist ja gewissermaßen nur »einmal übern Berg« (genauer gesagt über den Pass Thurn) von meinem Heimatort Kitzbühel entfernt, und die Feen und Märchenwesen sind nicht nur bei mir in den Kitzbüheler Alpen, sondern auf allen Bergen und in allen Tälern umtriebig. Sicher auch bei euch daheim.

Mir ist wichtig, dass die Kleinen lernen, Respekt vor allem Leben zu haben – nicht nur vor ihren Mitmenschen, sondern auch vor den Pflanzen und der Natur ebenso wie vor jedem Tier. Dazu gibt es einige recht schöne Lehrstücke in den Märchen, die ich ausgewählt habe.

Bei Eva Mang, der Autorin dieses Märchenbuches, möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Eva und ich kennen einander schon seit mehr als zwanzig Jahren und diese Märchensammlung ist bereits das zweite Buch, das wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Zeit für Märchen sollte immer sein. Wir haben sie uns sehr gerne genommen und freuen uns, unsere liebsten Märchen und Erzählungen nun als persönlichen Geschichtenschatz weiterzugeben und in die Hände von kleinen und großen Märchenfreunden legen zu können.

Ein großes Dankeschön auch an Gerald Lobenwein, der mit uns in die tiefen »Märchenwälder« rund um den Pass Thurn geklettert ist, aber auch viel Geduld und Fingerspitzengefühl bei den Fotoaufnahmen mit den Kindern beim Stanglwirt in Going bewiesen hat. Ob beim gemeinsamen Spiel auf dem Kinderbauernhof, im Umgang mit den Tieren oder beim Pritscheln am Brunnen. Diese Momente und Emotionen mit seiner Kamera einzufangen, ist Gerald großartig gelungen.

Jetzt bleibt mir nur noch, euch und Ihnen, liebe Leser, recht viel Spaß beim Lesen und Vorlesen zu wünschen! Wie gerne wäre ich dabei, um die glänzenden Augen der Kinder zu sehen, die in das Reich der Fantasie, die Welt der Feen und Elfen, der Zauberer und Trolle eintauchen, wenn sie beim Vorlesen dieser Märchensammlung ihre Reise in die Märchenwelt antreten dürfen.

Eine wunderschöne, märchenhafte Zeit wünscht euch/Ihnen

Euer/Ihr Hansi Hinterseer

Wald- und Bergmärchen

Berge sind der Ort für das Märchen,die Fantasie.

Christoph Ransmayr

Die Natur ist die große Ruhe gegenüberunserer Beweglichkeit. Darum wird sie derMensch immer mehr lieben, je feiner undbeweglicher er werden wird.

Christian Morgenstern

Es ist tatsächlich kein Zufall, dass ein »Märchenwald« seit vielen Generationen als Sinnbild für einen Schauplatz magischer Begegnungen und Abenteuer gilt. Die großen Wälder unseres Kontinents, die oftmals dicht, dunkel und undurchdringlich erscheinen, bieten tatsächlich die perfekte Kulisse für Waldzwerge, Waldfrauen und -männer, Moosweibchen und Nörgelen – das sind die in den Tiroler Wäldern lebenden Verwandten unserer Zwerge.

Natürlich entstehen in den oft schroffen und unheimlichen Gegenden, wie sie gerade in einem Land wie Österreich, das zum Großteil aus Bergen besteht, zu finden sind, wunderbare Sagen und Mythen. Berggeister und Trolle, Almgeister und Mandln – diese sagenumwobenen Figuren werden im Volksmund oft für unerklärbare Naturphänomene verantwortlich gemacht. Durch sie kann man das Unerklärliche personifizieren, was für die einfachen Menschen das Verstehen vielfach leichter macht.

Die Traumhochzeit

Es war einmal vor langer Zeit, als die Berge noch von mächtigen Riesen und Trollen beherrscht wurden und in den Tiefen der Wälder die Zwerge und Elfen ihren Schabernack trieben. Die Menschen lebten damals noch in bescheidenen Hütten und bereiteten sich am offenen Feuer ihre kargen Mahlzeiten. Ein paar auserwählte Edelleute hatten das Privileg von gemauerten Häusern, vergorenen Getränken und der Zerstreuung durch fahrende Musikanten und Geschichtenerzähler.

An einem solcher seltenen Abende, als der Lehnsherr einer Burg an den schroffen Hängen der Tiroler Alpen ein paar Gäste zu einem Abend mit dem damals beliebtesten Gaukler und Erzähler lud, hatte der kleine Peter das Glück, als Küchenjunge durch eine Türritze die wohl schönste Geschichte über die Wälder und Berge zu hören. Und die lautete wie folgt:

Es war einmal vor langer Zeit in einem verwunschenen tiefen Wald, dort lebte der Elfenkönig Gunter mit seinen elf Elfentöchtern: Elsa, Ela, Erika, Elina, Esther, Elvira, Elektra, Edeltraud, Edelgund, Evita und Emma. Wie man sich unschwer vorstellen kann, gab es durch die elf bezaubernden Elfenprinzessinnen ein mächtig geschäftiges Treiben im Waldschloss des Elfenkönigs. Die Zofen kamen kaum nach mit dem Kämmen und Waschen, dem Schmücken und Sticken, dem Zuhören und Verstehen der unzähligen Wünsche und Anweisungen ihrer elf Herrinnen. Das ging über einige Jahre gut, doch als die älteste der elf Elfentöchter, Elsa, ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag feierte, reichte es dem sonst so geduldigen königlichen Vater. »Wann bringt ihr mir denn endlich einen Bräutigam an den Hof, der euch in sein Zuhause mitnimmt? Ich und mein Hofstaat benötigen einfach wieder mehr Zeit, um im Elfenreich nach dem Rechten zu sehen.«