Petra  Hartlieb
 ZUHAUSE 
 in  unserer
 Buchhandlung
 Mit  Bildern
 von  Nini  Alaska
 f
 u
 r  Fredi
 ..
 Inhalt
 Wir  wohnen  in  einer  Buchhandlung
 Hunderttausend  Millionen  Einhornb
 u
 cher
 Der  Mann  im  Pyjama
 ..
 Ein  wei
 ß
 er  Drache  im  B
 u
 ro
 Wohnt  das  Personal  auch  bei  uns?
 Wir  sind  megareich!
 Ostereier,  Gespenster  und  ein  Nudelsieb
 ..
 B
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 cher  von  A
 –
 Z
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 Die  haben  ganz  sch
 o
 n  Gl
 u
 ck  mit  mir
 Ich  darf  lesen,  was  ich  will
 Ein  Bademantel  aus  Hamburg
 Schlafsack,  Taschenlampe  und  Popos
 ..
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 Wir  wohnen
 in  einer  Buchhandlung
 Eltern glauben immer, Kinder könnten sich an nichts erin-
nern, aber ich weiß noch ganz genau, wo wir gelebt haben,
 bevor wir in die Buchhandlung gezogen sind. Dabei war ich
 noch nicht einmal vier!
 Natürlich wohnen wir nicht in einer Buchhandlung, son-
dern in einer ganz normalen Wohnung. Aber die liegt direkt
 über unserer Buchhandlung und das ist sehr praktisch.
 Vor allem früher, als ich noch klein war und nicht auf mich
 selbst aufpassen konnte. Da waren wir, also Papa, Mama und
 ich, so viel im Geschäft, wir hätten eigentlich gar keine Woh-
nung gebraucht.
 Aber der Reihe nach. Ich bin in Hamburg geboren und da
 haben wir auch gelebt. Ich und mein großer Bruder Jan mit
 meinem Papa und meiner Mama. Hamburg ist eine Stadt im
 Norden Deutschlands und viele Leute finden die so toll, dass
 sie extra hinfahren, um dort Urlaub zu machen. Ich erinnere
 mich nur noch an einen Spielplatz, den wir „Rutschi“ nann-
ten. Ich weiß noch genau, wie ich mich das erste Mal getraut
 habe, zu rutschen, obwohl das ziemlich hoch war. Und an
 das Zitroneneis im Eisladen. Das Wort Eisladen ist übrigens
 deutsch, aber meine Mama spricht Österreichisch, und da
 heißt der Eisladen Eisgeschäft. Österreichisch ist wie Deutsch,
 nur verwendet man oft andere Wörter. Ich kann
 beide Sprachen.
 Meine Mama ist aus Wien, das ist die größte Stadt in Öster-
reich, und die ist so schön, dass viele Leute aus der ganzen
 Welt sie besuchen, um all die alten Häuser anzuschauen.
 Wir sind jedes Jahr in den Urlaub nach Wien gefahren, auch
 da war das Zitroneneis nicht schlecht und wir waren in einem
 großen Schwimmbad. Auf der langen Wasserrutsche habe ich
 es auch geschafft, zu rutschen. Mit Nasezuhalten und mein
 Papa hat mich unten aufgefangen, da war ich ziemlich stolz
 auf mich.
 Aber zurück zum Anfang: Nachdem Mama mich vom Kin-
dergarten abgeholt hatte, gingen wir auf den Spielplatz. Ich
 flitzte ein paar Mal die Rutsche runter und dann durfte ich mir
 mit meiner Freundin Hanna alleine beim Bäcker ein Franz-
brötchen kaufen. Franzbrötchen gibt es nur in Hamburg und
 ich liebe sie. Wer das nicht kennt, stellt sich einfach eine Zimt-
schnecke vor, die aussieht, als wäre ein Lastwagen drüberge-
fahren.
 Hanna und ich spielten schon wieder, als Mama unten
 an der Rutsche stand und mich plötzlich ganz seltsam an-
schaute: „Toni, ich muss dir was erzählen. Wir ziehen um.
 Nach Wien.“
 Weil ich mitten auf der Rutsche sitzen geblieben war, stieß
 mir ein Kind von hinten seine Füße in den Rücken. Ich musste
 ein bisschen weinen, Mama nahm mich auf den Arm und setz-
te sich mit mir auf eine Bank.
 „Weißt du noch, wie traurig du warst, als wir nach den
 Ferien wieder wegmussten aus Wien? Wie du bei Niklas und
 Lea bleiben wolltest?“
 Ich hab nichts gesagt, nur ein bisschen in Mamas T-Shirt
 geweint, weil mir das blöde Kind in den Rücken gerutscht
 war. Und auch ein bisschen wegen Wien und wegen Niklas
 und Lea, obwohl ich seit Wochen gar nicht an die gedacht hat-
te. Niklas und Lea sind die Kinder von Mamas ältesten Freun-
den. Ich glaube, meine Mama ist gemeinsam mit der Mama
 und dem Papa von Niklas und Lea in die Schule gegangen.
 Und immer, wenn wir in Wien Urlaub gemacht haben, haben
 wir bei ihnen gewohnt.
 Dann kam zum Glück Hanna mit zwei großen Eimern.
 Wir durften Schuhe und Socken ausziehen und Wasser in die
 Sandkiste gießen, obwohl meine Mama immer gesagt hat, in
 Hamburg wäre es viel zu kalt, um barfuß zu laufen.
 Am Abend war Papa früher als sonst zu Hause, es gab
 Spaghetti mit Tomatensoße. Tomaten heißen auf Wienerisch
 Paradeiser, das konnte ich mir damals nicht merken und des-
wegen habe ich immer „Paradiessoße“ gesagt. Klingt doch
 viel schöner, oder?
 Ich wickelte mir eine riesige Portion Nudeln auf meine
 Gabel und Papa schimpfte nicht mal, als ich versuchte, mir
 alles in den Mund zu stopfen.