Zwergrätsel, Satiren und Zwickmühlen - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Zwergrätsel, Satiren und Zwickmühlen E-Book

Rolf Friedrich Schuett

4,8

Beschreibung

Eine Auswahl aus mehreren Aphorismenbänden des Autors als Leseprobe. "Sprachkürze gibt Denkweite." (Jean Paul) "Ein Haufen aufs Geratewohl hingeschütteter Dinge ist die schönste Weltordnung." (Heraklit, um 500 v. Chr.) "Ein lakonisches Volk sind wir nicht." (Johannes Gross, 1996) "Alles Schreiben ist aphoristisch." (Jacques Derrida, 1979) "Der Witz ist das Prinzip und Organ der Universalphilosophie." (Friedrich Schlegel) "In die Geschichte gehen Sätze mit höchstens sieben Wörtern ein." (Hugo Steinhaus) "Der Aphorismus ist nur aus seiner Stellung zwischen Philosophie und Poesie beschreibbar." (Stefan Fedler, 1992) "Aber es gibt eine Anschauung der Welt, derzufolge das Paradox höher steht als jedes System." (Sören A. Kierkeggard) "Paradoxien beschämen immer - daher sie auch so verschrien sind." (Novalis) "Der Satz muss feine Manieren zeigen, aber Kanten haben und kurz sein." (N. Gómez Dávila) "Das Beste ist, das Rätsel zu vergrößern." (H. Mulisch)

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Eine Auswahl aus mehreren Aphorismenbänden des Autors als Leseprobe

„Der Spruch ist nicht Literatur am Rande des Schweigens … Der Verfasser versucht sich vielmehr als Dompteur eines vielfältigen und heimtückischen geselligen Geredes, dessen Widerhall seine Einsamkeit zerreißt und das er apodiktisch zum Verstummen bringen möchte.“ (Botho Strauß: „Der Aufenthalt“, München 2009, S. 240)

für meine Eltern

Inhaltsverzeichnis

„Leben heißt denken.“ (Friedrich der Große)

Abbreviaturen : Systematische Aphorismen

Schuldsprüche, Schiedssprüche, Wahlsprüche

Er singt schlecht, kastriert ihn! Rohkost auf Kosten von Unkosten

Aphorismen : Rätselhafte Zwerg-Satiren

„Leben wie ein Bürger, denken wie ein Halbgott“?

Ellipsen-Thesaurus : Miniaturengebirge

Weltbild, Wunschbild, Schreckbild, Zerrbild

„Kürze sagt wenig, aber mehr.“ (Billy)

Schräge Fehlzündungen

„Die kurzen Wörter sind die schwierigsten.“

Von Könnern und Kennern

„Unverhoffte Gegenwürffe“ (Czepko)

Aphorismen zur Lebensfremdheit

NB : Apotropäischer Uroboros

Nächtliche Zündhölzchen

Patchworks, Pastiches und Pasquills

Dadaheim zwischen Duell und Duett

Prosa und Kontrasa : Reduktion als Produktion

Spottpreis(ung)en

Zwischen Kabinett und Kabarett

„Des Alters Kurzschrift üben“ (Martin Walser)

Wespenstich ins Blaue: Wirrwahre Vexierbilder

Aphoristiker können „nach den Regeln des Damespiels Schach spielen“ (Valéry)

Quodlibet, Malmots, Stillstandpunkte und springender Schwachpunkt

Kunden wollen Kitsch. Künstler liefern Kunst. Betrug!

Pandekten und Indigesten

Flachenpostbeamte

Zur Sache? Sprache auf den zweiten Blick

Ein Sack Rosinen ohne Kuchen

Aphodicta et artefacta

Kapriolen und Purzelbäume der Erkenntnis

Kurzwellensendung

Priameln und verblasene Ungefährheiten

Verstaubtes Gold oder vergoldeter Staub?

Systematisiertes Ich, individualisiertes System

Kurz und gut oder lang und breit?

Stöbern in Schneegestöbern

„Das Lapidare – das einzig Wahre.“ (Rolf Hochhuth) „Nichts protziger als der lapidare Stil“ (B. Strauß)

Roter Ariadnefaden sucht sein Labyrinth

Systematisch Fragmentieren oder aphoristische Systeme?

„Leben heißt denken.“ (Friedrich der Große)

Schlafmützen nennen uns Träumer.

Zuschauer und Betrachter sind oft sehenswürdiger als ihre Objekte.

Selbstbeherrschung verletzt die Menschenrechte.

Fortschritt ist schon, wenn keiner ganz nach dem andern kommt.

Der Weise zertrümmert seinen Stein zu Sand im Getriebe und steckt den Kopf in diesen Sand.

Ich komme selten zu mir und gehe kaum in mich. Was soll ich dort auch?

Den leeren Köpfen ist schon alles in Fleisch und Blut übergegangen.

Jeder tut seit Darwin alles Affenmögliche, um ein Mensch zu sein, der sich nicht zum Affen macht.

Geist ist, wenn der Kopf über die eigene Leiche geht.

Einige können etwas schaffen, andere müssen dafür schuften.

Gehe ich mal aus mir heraus, gehen alle sicher gerade in sich.

Wieviel Unordnung ist noch in Ordnung?

Wollt ihr lieber den totalen Arbeitsfrieden?

Physiker duzen schon die Atome und Astronomen die Sterne.

Persönliche Originalität wurde zum Massenwahn.

So wenig wie ein Aphorismus kann immer noch zu viel Geschwätz sein.

Dass gute Praktiker gleich ranmüssen, ist eine schlechtere Theorie.

Ist dein Gesichtskreis viel größer als dein Schädel?

Hemmungen und ein schlechtes Gewissen zählen nun zu den Autoaggressionskrankheiten.

Man kriegt in der Schule so wenig mit wie in die Schule

Reines Gewissen ist so schlecht, wie eingeschenkter reiner Wein schmeckt.

Auf abstrakten Bildern macht keiner eine gute Figur.

Kant sah der Mutter Natur direkt in sein Auge.

Wer das Ziel hinter sich hat, hat das Ende vor sich.

Stünde die Zeit mal einen Moment still, ginge sie vielleicht nie wieder weiter.

Wer nie Zeit hat, lebt noch nicht in der Ewigkeit.

Der stumme Eigenbrötler nimmt nur seine Rede- und Versammlungsfreiheit in Anspruch.

Das Beste an der Vergangenheit ist, dass sie nie wiederkommt, das Schlimmste an der Zukunft, dass sie mal kommen wird.

Weißes Loch. Evolution war der Dienstweg vom Urknall im Nichts zu seiner Simulation am CERN.

Wer sein Haupt zu Markte tragen kann, gilt als klug.

Erst schaute, dann haute Luther dem Volk aufs Maul.

Manches Schweigen ist zu weitschweifig, und mancher redet sich taubstumm.

„Apokalypse“, zu Deutsch : Aufklärung.

Materialismus hat meist nur Menschenmaterial.

Gefühle sind von morgen, Gedanken von gestern, Gewalt ist immer von heute.

Revolutionen verändern eher die Vergangenheit.

Nur Selbstbeherrschung hat nichtautoritäre Autorität.

Das Abenteuer des guten Menschen macht das Laster zum langweiligsten Paradies.

Lügen müssen plausibel wirken, Wahrheiten paradox.

Moral würde zum Kinderspiel, würde sie als Teufelei betrieben.

Abbreviaturen : Systematische Aphorismen

Menschenrechte bedeuten Krieg.

Man hilft Bettlern, doch nicht beim Aufstand.

Mancher hat kein Talent, seins zu zeigen.

Demenz? Das Kind vergisst, woran der Greis sich erinnert.

Ein Verständnis neigt zum Einverständnis.

Gruppen und Truppen bilden sich immer origineller, Individualisten immer massenhafter.

Mach kein Buch aus dem Aphorismus, der dir nicht einfällt.

Die Evolutionstheorie lässt sich nicht korrigieren von Menschen, die nur von ihr aus gesehen werden.

Die Existenz überlassen Götter ihren Geschöpfen.

Die Sprache verschlägt uns oft die Sache.

Reiche kleiden sich gern in feinstes Hungertuch.

Gibt es kein arbeitstreues und mußescheues Gesindel?

Literatur ist der Versuch, den Mund des Lesers so lange wie möglich zu halten.

Noch kürzer und treffender als Aphorismen ist nur ein Machtwort. (Gibt es dafür Kleinkunstwettbewerbe?)

Clowns nehmen überhand. Verschärft sich die Lage?

Ich will meinen, nicht freien Willen.

Der antiautoritäre Adorno war für die Studenten eine Autorität. Das brach ihm zu früh das Herz.

Was Gott geschieden hat, will Satan vereinen.

Auch ein Kant rechnete mit Menschen : Sein Verstand integriert, was seine Sinne differenzieren.

Wer kein wilder Häuptling sein darf, will wenigstens einen milden Chef haben.

I T : Kommunikationstechnik der Autisten.

Scharfsinn entwickelte die Smartphones, und Stumpfsinn benutzt sie.

Die Welt, die deinen Selbstmord erlaubt, wird ihn bald von dir fordern.

Wenn Vater Staat nicht herrscht, dann herrscht nicht markige Freiheit, sondern freier Markt.

Ist gesund genug, um frei zu entscheiden, wer krank genug ist, um sich töten (lassen) zu dürfen?

Man muss keinen Alzheimer haben, um zu vergessen, dass man auch in der Jugend vergesslich war.

Der Wille ist schon unfrei? Der Unwille ist noch frei.

Sehn-Sucht. Das Kapital verhält sich zur Arbeit wie der freie Unternehmer zum unfreien Junkie.

Demokratien überleben, weil zu viele die öffentliche Rede- und Versammlungsfreiheit nicht nutzen.

Es kann Spaß machen, alles zu bekämpfen, was Spaß macht.

„Die Dichter lügen zu viel“, schrieb der Dichter Plato.

Mann und Frau machen sich frei – erst voreinander, dann voneinander.

Die meisten leben in Demokratien schon freiwillig so, wie sie in Diktaturen leben müssten.

Dass jeder Mensch sterblich ist, scheint unsterblich.

Schüler fällen im anti-autoritären Lehrer die Autorität.

Wer eine Gabe hat, ist wohlhabend und gibt gern.

Der kleine Unterschied verbindet uns mehr als die große Gleichheit.

Phantasielosen dünkt Vernunft etwas Phantastisches.

Man kommt zu Geld und zu Ehren oder zur Sache.

Wer Wahrheit will, braucht keine eigene Meinung.

Lektüre macht geistige Armut erträglicher.

Das einzig Wahre liegt niemals in der Mitte zwischen richtig und falsch.

Heute darf jeder alles. Also muss es unwichtig sein.

Heute ist man gewissenhaft und ernsthaft lebenslustig.

Güte ist ein verzweifelter Versuch, ohne Menschenkenntnis durchzukommen.

Unhöflichkeit und Unfreundlichkeit gelten nun schon für Aufrichtigkeit.

Kunst ist die Kunst, mit Höchstqualität durchzufallen.

Wer sein Herz verliert, gewinnt noch keinen Kopf u.u.

Fotos entstellen mehr, als Gemälde schmeichelten,

Die Welt ist Gottes luxuriöser Trick, aus dem Nichts ein neues zu machen.

Zu einer glücklichen Liebe passt oft nur einer allein.

Nur mühseligstes Schuften erspart freies Denken.

„Geistige Freiheit“ verkam zum trotzigen Recht, eine eigene Meinung zu vertreten, die seit Jahrtausenden schlüssig widerlegt ist.

Schuldsprüche, Schiedssprüche, Wahlsprüche

Wahrheit ist der einzige Besitz, der keine Tür öffnet.

Das Bild einer Rose verdorrt nur nicht gleichzeitig.

Willst du etwas loswerden, verkauf es als Opfer.

Mancher lebt gar nicht. Er übt das Leben aus.

Ein Weltbild ist auch nicht größer als ein Standpunkt.

Jeder hat was zu sagen, und sei es nur die Unwahrheit.

Ein Mensch vereinigt in sich meist nur die Weisheit des Babys mit der Rosigkeit des Greises.

Jeder trägt die Verantwortung für die Welt – zum Übernehmer.

Es irrt der Mensch, so lang er lebt, darüber, was Irrtum und irre ist.

Wer keinen Krach zusammen macht, hat bald Krach miteinander.

Kunst : Kühne Eroberung neuer Fluchtwege.

Ich bin nicht käuflich. Meine Bücher gehen schlecht.

Das Herz ist eine Kopfgeburt, der Kopf ein Herzenswunsch.

Jeder kann nun tun und lassen, was er will. Ob er will oder nicht. Ich wollte, ich könnte richtig wollen.

Bloß keine bessere Welt! Die hätte keinen Platz für mich.

Keiner will die Wahrheit wissen. Sie trägt keinen Stempel „Streng vertraulich“.

Der Abgrund zwischen Wort und Tat schrumpft zum Haarriss zwischen Gerede und Getue.