Freudenhausschatz des vergoldeten Humors - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Freudenhausschatz des vergoldeten Humors E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

Literarisch-philosophische Schnurrpfeifereien Vater ' Staat ist das kälteste aller Ungeheuer.' (Nietzsche) ' Es ist seltsam genug, dass man in unserem Lande die Figur des Moralisten in ihrer Legitimität so wenig kennt und schätzt. Wort und Sache stammen aus der französischen Kulturwelt, und die großen Beispiele eines Montaigne und Larochefoucauld sind in der deutschen Welt von heute unbekannt. Schopenhauer und Nietzsche, die in ihnen ihr großes Vorbild sahen, waren Außenseiter der Schultradition der Philosophie geblieben.' (Hans-Georg Gadamer) Inhalt Große Liebespaare der Geschichte. Kognitive Dissonanz u. produktive Resignation. Von Spott zu Trott. Humorist Jean Paul. Humor ist, wenn man trotzdem wiehert. Ein erschreckender Fund. Henkfabriken. Moderne Fake-Musik gedrabbelt. Begriffe sind die griffigsten Angriffe. Amusische Literaturkritik aus Schilda. Sprüche über Sprücheklopfer. Rezensierte Philosophen. Zwei Moralisten : Anton Kuh, Montesquieu. Kurze Seitenblicke auf Ideen-Sketche. Zwei Drabbles, ein Gedichtgewächs Ausgrenzen oder einsperren?

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INHALT

Große Liebespaare der Geschichte

Kognitive Dissonanz u. produktive Resignation

Von Spott zu Trott

Humorist Jean Paul

Humor ist, wenn man trotzdem wiehert

Ein erschreckender Fund

Denkfabriken, Henkfabriken

Moderne Fake-Musik gedrabbelt

Begriffe sind die griffigsten Angriffe

Amusische Literaturkritik aus Schilda

Sprüche über Sprücheklopfer

Rezensierte Philosophen

Zwei Moralisten : Anton Kuh, Montesquieu

Kurze Seitenblicke auf Ideen-Sketche

Zwei Drabbles, ein Gedichtgewächs

Ausgrenzen oder einsperren?

Für meine Familie

Große Liebespaare der Geschichte

Nur kleine Liebe geht fremd und bricht Ehen

Ist die Liebe stärker als der Tod, wie die biblische Schrift sagt, dann ist nur das bedingungslose Sterben für den geliebten Menschen ein Liebesbeweis.

Der große frühmittelalterliche Theologe Abaelard und die junge Helouisa liebten einander, bis der Onkel des jungen Mädchens ihren Geliebten kastrieren ließ, und darüber hinaus. Konnte die Philisterin Delilah ihr Volk retten, als sie den liebestollen Samson dazu brachte, sich selbst zu entwaffnen?

Ein berühmtes Liebespaar der Geschichte lässt Shakespeare (a)gieren in „Antonius und Kleopatra“ (1607). Usurpator Caesar und nach dessen Ermordung sein Erbe Antonius liebten die schöne ptolemäische Königin Cleopatra VII. vom Nil, doch sie benutzte beide nacheinander nur, um ihr bedrohtes Königreich vor dem übermächtigen Rom zu retten. Als der spätere „Friedenskaiser“ Augustus auch Antonius besiegte, beging das herrscherliche Liebespaar Selbstmord, und Ägypten fiel für lange Zeit an Rom. Das war kein großes Liebespaar, sondern nur große Weltpolitik als Geschäftsgrundlage einer passionierten feudalen Vernunftliaison.

Eher sind wir am Kern der Liebe bei Shakespeares „Romeo und Julia“, auch auf dem Lande bei Gottfried Keller, wo es das absolute Gefühl heroisch zu verteidigen gilt gegen die Sippenpolitik ihrer engstirnig verbohrten Familien. Bei Heinrich von Kleist versteigt sich die Amazonenherrscherin Penthesilea zum feministischen Kannibalismus, weil sie ihren uneingestehbar Geliebten zum Fressen liebhatte.

Glut und Wut verwirren sich da untrennbar.

Goethe war entsetzt, weil jedes selbstzerstörerische Übermaß ihn abstieß. Er heiratete sein „Blumenmädchen“ Christiane erst, als sie ihn unter hingebungsvoller Lebensgefahr vor Napoleons marodierenden Soldaten gerettet hatte, aber ließ seinen „Bettschatz“ (Mutter Anja) unter Qualen im Nebenzimmer ohne Krankenbesuch verrecken. Auch das war große Liebe, aber nur von der gesellschaftsunfähigen „dicken Vulpius“ aus dem Volke, die allein von Schopenhauers Mutter zum Tee eingeladen worden war, doch geschnitten von der eifersüchtig kalten Frau von Stein und den übrigen fashionablen Weimarer(inne)n.

In Goethes "Faust" stirbt eine „dumme Gans“ am Egoismus eines großen Gelehrten und Umweltfrevlers, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um doch noch in einen marianischen Himmel zu kommen. Wunschtraum eines unheilbaren Narziss, um mit der hehren Helena einen ätherischen Euphorion zeugen zu können?

Die Leinwandhelden Elisabeth Taylor und Richard Burton bildeten ein massenmediales Glamourpaar, das seine amüsant turbulente Wahrheit fand in dem verfilmten Theaterstück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Edward Albee. --- Endlose Hassliebesszenen vor laufendem Boulevard, doch auch eher eine geschäftig inszenierte Amour Fou als die unendliche romantische Liebe ohne Erfüllung.

Da war die Liebe des edlen Ritters Don Quichote zur schönen Dame Dulcinea aus dem Mägdestall ungleich tiefer, aber auch nur literarischer erträumt.

Der zwischen Klassik und Romantik dichtende Hauslehrer Fr. Hölderlin verliebte sich "unsterblich" in die kinderreiche Frankfurter Bankiersgattin Susette Gontard und wurde vom eifersüchtigen Gatten mit Schimpf aus dem entehrten Haus gejagt. Seine "Diotima" starb jung an Röteln, und ihr Geliebter kam geisteskrank aus Frankreich zurück, um sie und sein Genie noch um Jahrzehnte im Tübinger "Hölderlinturm" zu überleben (von einer Zimmermannstochter verehrend gepflegt).

Der klassische Urhumanist Petrarca besang eine unerreichbare Donna Laura in unsterblichen Versen wie Dante Alighieri seine Beatrice, aber das waren nur glühend ungelebte Phantasmen. wie Mörikes alter Jugendtraum von der schönen Landstreicherin Maria Meyer ("Peregrina").

Romantische Liebe ist unerfüllbare Passion, Leidenschaft, die Leiden schafft. Davon träumen alle, denen heute eine prosaische Ikea-Matratze und trostlose Kiste Bier genügen. Bis heute ist Liebe über ganze gesellschaftliche Klassenschranken hinweg verpönt, Geld fickt Geld, Bildung bumst gute Manieren, soziale Inzucht blüht. In den allerteuersten Kavalier-Schlitten sitzen die hübschesten Mädchen. "Freier Sex" von jedem mit jedem von gleichem Stallgeruch, als würde Liebe jemals frei sein statt ewig gebunden sein wollen. Seit es die Pille gibt, sind ganze Liebestragödien der Kunstgeschichte obsolet geworden, Goethes "Faust" vorweg. Vielleicht ist Geschlechterliebe doch etwas anderes und mehr als ein durstiger Schluck Wasser oder gutbürgerlicher Nervenkitzel mit todtrauriger Klimax.

Wer wirklich verrückt nacheinander ist,

hält das Kondom für eine Gummizelle.

Mit Adam und Eva begann, dass wir alle abstammen vom brudermörderischen Bauern (!) Kain und nicht vom nomadischen Hirten (!) und Gottesgünstling Abel. Der Erbsündenfall des ersten Elternpaares, die Vertreibung aus dem Nomadenparadies, führte nur zum verfluchten Ackern auf dem Felde und bestand aus dem Essen von Baum der Erkenntnis, wie die himmlische Schöpfung zu einem bloßen Rohstoff für nur verschlimmbessernde menschliche Schöpfungen gemacht werden könnte.

"Bonnie und Clyde" waren in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts ein von saturierten Bildungsbürgern später schwarzromantisch verklärtes Gaunerpärchen, immerhin im realen Leben jenseits der Literatur und der guten Gesellschaft, die sie lange beraubten : Eiskalte Verbrechen eines jungen Liebespaars, aber nicht aus besinnungsloser Liebesleidenschaft.

Erst eine kultige Popverfilmung ihres kurzen Lebens bis zum finalen Schusswechsel schuf ihren melodramatischen Mythos für eine ganze hippe Studentengeneration, die psychologische Lockerungsübungen anstrebte.

Die unzertrennlichen Sagengestalten Philemon und Baucis bewirteten die unerkannt verkleideten Himmlischen und wurde zum Lohn nach ihrem Tode zu zwei nachbarlichen Lindenbäumen im Wind.

Nietzsches "letzter Mensch" ist der philiströse Bürger, "ein Lüstchen für den Tag, ein Lüstchen für die Nacht". Lieber wollte der ewige Pechvogel nichts und niemand als so etwas sein.

Wahre große (feudale?) Liebe wollte Honoré de Balzac in seinen pubertären Romanträumen von der großen Welt verherrlichen, aber gegen die eitle Macht von Geld und Prestige, die er gleichwohl verehrte im "Glanz und Elend der Kurtisanen". Sich bedingungslos wegwerfen ohne Kalkül, bis zum Tod sich opfern für ihre besinnungslose Verliebtheit in einen Unwürdigen, das ist der Triumph der unbürgerlich großen Liebe, die mehr ist als romantische Schwärmerei. Allein die junge und arme Prostituierte Coralie liebt wirklich den aufstrebenden Journalisten Lucien de Rubempré, der im entscheidenden Moment existenziell versagt und sich am Ende umbringt.

Nur Coralie liebt so absolut, wie der unkorrumpierbare Journalist d´Arthez schreibt.

Balzacs Held(inn)en der ungeschmälerten Erfüllung gehen keine faulen und "vernünftigen" Kompromisse mit der feilen, geilen sozialen Realität ein.

"Und nun zu uns!", ruft Rastignac, einer der berühmtesten ehrgeizigen Helden Balzacs, als er aus der Provinz kommt und auf Paris herabschaut, um sein Glück zu machen. Er versagt wie Flauberts Helden.

Gustave Flaubert schildert in "Lehrjahre des Herzens", wie zwei junge Provinzler ihre hochfliegenden Ideale verraten an ein schäbiges, kleinbürgerlich ermäßigtes Dutzendglück. – In der ehebrecherischen "Madame Bovary" ist der betrogene Gatte der eigentliche Held der Geschichte, wie Jean Améry richtig erkannte. Die langweilige Emma flieht vor dem vermeintlich langweiligen Arztgatten in die Arme eines Windhunds wie Fontanes Effie Briest vor dem "Angstapparat" ihres Mannes in die Arme von Major Crampas. Diese beiden verwöhnten Kleinbürgerinnen sind hart gestraft, aber keine großen Liebenden.

Lebt Kunst von der Verletzung der Zehn Gebote, wo kurze Sinnenlust von zweien mit sinnlosem Leid von vielen erkauft wird?

Der stets unglücklich liebende hässliche Stendhal (alias Henri Beyle) wusste in seinen Romanen großherzig Liebende wenigstens glaubhaft zu schildern.

Berühmt sind die leidenschaftlichen Liebesbriefe der "dummen" Portugiesin Louise Labé an ihren untreuen und bindungsunfähigen Geliebten, dem sie unverbrüchlich die ehelose Treue hielt.

Hatte König Ödipus, der unwissentlich (oder nur bewusst unbewusst) seine geliebte Mutter Iokaste heiratete und seinen verhassten väterlichen Nebenbuhler tötete, wirklich einen verdrängten Ödipuskomplex, wie Uranalytiker Sigmund Freud suggerierte, und ist dieser Komplex der psychologische Kern allen kulturell notwendigen Triebverzichts? Oder war Ödipus, wie Immanuel Velikowsky vermutete, eigentlich der ägyptische König Echnaton, der Nofretete in Inzucht heiratete, während sein schwuler Vater Amenophis III. in Frauenkleidern herumlief und Mutter Teje ...

Oder ging Freuds "Komplex" umgekehrt von der Mutterfigur aus, die ihren Sohn (unbewusst) ödipal an sich band, um ihn scharf zu machen und in feministische Kriege zu schicken gegen ihren verachteten schwachen Gatten, der ihr allzu lästig wurde? Freud schrieb, dass die Libido seiner Theorie identisch sei mit dem platonischen Eros im Dialog "Symposion".

Das modisch emanzipierte Alptraumpaar Beauvoir-Sartre führte eine kinderlose Ehe ohne Trauschein, in der jeder dem anderen beliebige, infame Freiheiten zu lassen versprach. Die Philosophielehrerin "Castor" litt unter Eifersucht, führte aber ihrem lausigen Geliebten "Pollux" ("Poulu") immer wieder minderjährige Schülerinnen aus ihren Klassen zu, und beide gestanden einander in unzähligen Briefen alle Affären in allen schmutzigen Details. Den ersten Orgasmus verschaffte ihr nicht der bewunderte Student Sartre, sondern viel später der amerikanische Autor Nelson Algren, während der überaus hässliche und deshalb überaus charmante Jean-Paul Sartre Frauen eingestandenermaßen lieber masturbierte als penetrierte. Die dann mit einer Schülerin bisexuell lebende Urfeministin de Beauvoir ("Das andere Geschlecht", Paris 1949) blieb Sartres Intimfeindin, die ihn hinderte, jemals wirklich erwachsen zu werden. "Sartre ist ein Genie, ich bin es nicht." Sie adoptierte wie er je eine Geliebte, und beide nannten das ihre Familie, als sie seit Mitte Dreißig längst nicht mehr miteinander schliefen.

Das großbürgerliche Schriftstellerpaar hasste das Großbürgertum seiner Herkunft zeitlebens und nannte sich sozialistisch.

Martin Heidegger, der berühmteste Philosoph des 20. Jahrhunderts, hatte neben seiner nationalistischen Gattin Elfriede eine Affäre mit der jungen Studentin Hannah Arendt, die von Günther Anders sich getrennt hatte, nach Heideggers rechtslastigem Polit-Engagement den proletarisch autodidaktischen Kommunisten Heinrich Blücher heiratete und doch an den „verlogenen“ Heidegger zeitlebens seelisch gefesselt blieb.

Es waren zwei (mythologische) Königskinder, die ein durchschwimmbares Meer nicht trennen konnte. Als Königssohn Leander laut Ovid ohne ihr Leuchtfeuer ertrank, folgte ihm Priesterin Hero in den Tod.

Der englische König Heinrich VIII. verschliss mehrere Frauen, die ihm keinen ersehnten männlichen Erben schenken konnten, wie die junge Anne Boleyn, deren „Hochverrat“ er dann dem Henker übergab.

Um sich von seiner katholischen spanischen Gattin scheiden lassen zu können, gründete er sich die anglikanische Nationalkirche gegen Rom mit Hilfe eines Bischofs. – Aber ein großes Liebespaar?

Der geniale Frühromantiker Friedrich Schlegel ehelichte die Mendelssohn-Tochter Dorothea, die sich dazu mit einem Sohn von ihrem Gatten Veit trennte und für Schlegel katholisch taufen ließ – nicht nur vom Protestanten Hegel bissig verhöhnt.

Ein großes Liebespaar gegen die große Welt.

Ehegatte R. M. Rilke pflegte eine Liebesbeziehung zu Lou Andreas-Salomé, die Nietzsche abgewiesen hatte, sich weigerte, ihre Ehe mit dem Orientalisten Andreas auch nur zu vollziehen, und bei Freud zur Psychoanalytikerin wurde. Am Ende ließ Rilke sich von hochmögenden adligen Verehrerinnen aushalten.

Auch kein wirklich großes Liebespaar …

Kognitive Dissonanz und produktive Resignation

Meine These vorweg : Eine kognitive Dissonanz braucht nicht praktischen Konsens und kein konsonantes Aktionsgetue, sondern Theorie und nochmals reine kognitive Theorie.

Alternativen zu den Alternativen?

Zu empfehlen ist gelassenes individuelles Desengagement und Flucht vor allem, was nach kollektiver Politkampagne riecht, riet einst ein kluger Mann.