Knappe der gebrochenen Herzen - Tara Lain - E-Book

Knappe der gebrochenen Herzen E-Book

Tara Lain

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Beschreibung

Nicht umsonst lautet der Spitzname von Bauarbeiter Jim Carney ‚der Jagdhund': Seine Beziehungen mit Frauen sind kurz und unbedeutend und sein Leben wird von zu viel Alkohol und zu wenig Verantwortungsbewusstsein geprägt. Doch dann erhält er von seinem besten Freund und Chef Billy die Chance auf den Posten des Bauleiters. Als er für seinen neuen Job eine Routineuntersuchung durchführen muss, sieht er sich gleich mit zwei Herzproblemen konfrontiert: einer defekten Mitralklappe und seinem Kardiologen Ken Tanaka. Dieser ist die Personifizierung seiner heimlichen Wünsche, doch Jim ist der Überzeugung, nicht schwul zu sein… Buch 2 der »Laguna Love«-Serie. Entspricht 280 Romanseiten.

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Seitenzahl: 383

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Deutsche Erstausgabe (ePub) September 2016

Für die Originalausgabe:

© 2015 by Tara Lain

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Knave of Broken Hearts«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2016 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Katrin Hemmerling

ISBN ePub: 978-3-95823-608-0

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Jilan Greyfould

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Nicht umsonst lautet der Spitzname von Bauarbeiter Jim Carney ‚der Jagdhund‘: Seine Beziehungen mit Frauen sind kurz und unbedeutend und sein Leben wird von zu viel Alkohol und zu wenig Verantwortungsbewusstsein geprägt. Doch dann erhält er von seinem besten Freund und Chef Billy die Chance auf den Posten des Bauleiters.

Als er für seinen neuen Job eine Routineuntersuchung durchführen muss, sieht er sich gleich mit zwei Herzproblemen konfrontiert: einer defekten Mitralklappe und seinem Kardiologen Ken Tanaka. Dieser ist die Personifizierung seiner heimlichen Wünsche, doch Jim ist der Überzeugung, nicht schwul zu sein…

Für Jean, die mich unermüdlich

unterstützt und beweist, wie

großartig eine Schwägerin sein kann.

Kapitel 1

Das Schrillen des Weckers ließ Jim das Herz bis zum Hals schlagen. Er knallte eine Hand auf die Tastatur seines Computers und zerrte einen Teil seiner Socke über seinen steinharten Penis. Als er sich zum Bett umdrehte, sah er, wie Peggy sich die Decke über den Kopf zog. Wenigstens lag sie mit dem Rücken zu ihm. Scheiße, wie gern würde er jetzt kommen. Sehnsüchtig betrachtete er die Zeichnung auf seinem Computerbildschirm mit diesen Rehaugen und den wunderschönen, vollen Lippen, die sich um den aufgerichteten Schwanz des Typen schlossen.

»Jimmy, wer hat den Wecker gestellt?«

»Entschuldige.« Er schloss das Video, klappte seinen Laptop zu und sprang auf, um den schrillenden Wecker zu erreichen. Oh, großer Fehler. Er plumpste auf den Stuhl zurück und stützte seinen Kopf in die Hände, um das Drehen darin zu stoppen. Das behob das Problem mit dem Ständer ziemlich schnell.

»Bist du verrückt oder so?« Ihre Stimme klang gedämpft.

»Muss zur Arbeit.« Als er der Schlummertaste einen Schlag verpasste, gab der Wecker endlich Ruhe, und er seufzte erleichtert.

»Von wegen.« Jetzt war ihre Stimme deutlich. »Ich schulde dir einen Blowjob und den wirst du auch bekommen.«

»Kann nicht, Baby.« Nicht die richtigen Lippen.

»Aber, Jimmy, dein kleiner Freund hat letzte Nacht noch nicht mal für mich gezuckt.«

Er beugte sich zu ihr und tätschelte ihre Schulter, dann richtete er sich sehr langsam auf. »Ich habe Jack getrunken, oder?«

»Ja.«

»Jack und Schwanz verstehen sich bei mir nicht so gut.«

»Mann, ohne Witz. Da hat sich echt nichts geregt.«

Leg den Finger ruhig in die Wunde. »Es liegt nicht an dir, es liegt an mir.« Nie hatte es eine treffendere Aussage gegeben.

Der Wecker begann mit Runde zwei. Jim taumelte dorthin, wo die verdammte Uhr sich ihm tapfer entgegenstellte, und schlug mit einer Hand auf den Knopf.

»Komm schon, steh auf. Wir müssen beide zur Arbeit.«

Sie rollte sich auf die andere Seite. »Verdammt, ich kann meine Termine absagen. Diese Frauen brauchen keinen neuen Haarschnitt.«

»Okay, dann bleib hier, aber ich muss gehen.«

»Was hast du am Computer gemacht?«

»Musste nur was für die Arbeit überprüfen.« Mit nacktem Hintern taumelte er in Richtung Badezimmer.

Sie setzte sich schließlich auf. »Normalerweise scheißt du doch auf die Arbeit.«

»Na ja, heute ist Billys letzter Tag als Bauleiter vor der Hochzeit morgen. Danach wird er nur noch für sein eigenes Unternehmen arbeiten. Ich möchte, dass er mich für Projekte anstellt.«

»Du weißt, dass er das machen wird.«

Er betrat das Badezimmer und schloss die Tür. Nein, das weiß ich nicht. Billy hatte einen Job für einen Mieterausbau erwähnt, der für Ballew Construction auf dem Plan stand, doch er hatte Jim noch nicht angestellt. Man konnte es ihm nicht übel nehmen. Billy brauchte die besten Männer für seine Projekte und jeder wusste, dass Jim Carney vielleicht etwas von Schaltkreisen verstand, in puncto Zuverlässigkeit allerdings einiges zu wünschen übrig ließ. Normalerweise war ihm das egal, doch Billy war ihm wichtig.

Eine Viertelstunde später war er sauber genug, um sich wieder dreckig zu machen, und stand in seiner Kochnische. Peggy verließ sein Badezimmer und sah hübsch aus – und hübsch verkatert. Er reichte ihr eine Tasse mit lauwarmem, abgestandenen Kaffee. Sie nahm sie entgegen und warf einen Blick hinein. »Wie kommt's, dass in dieser Tasse drei Ringe sind?«

»Drei Tage, drei Ringe.«

Sie gab sie ihm zurück. »Scheiße, Jimmy, ein Mädchen könnte sich in dieser Wohnung Ebola einfangen.«

Er stellte die Tasse in die Spüle und scheuchte Peggy zur Tür. Plötzlich hielt sie inne und sah ihm in die Augen. »Wer ist Hero?«

»Was?« Was zum Teufel?

»Als ich dir gestern einen geblasen hab, hast du mich Hero genannt.«

Er versuchte, sein Stirnrunzeln zu glätten. »Weiß nicht. Ich dachte vielleicht, dass du heldenhaft bist oder so was. Eine Superheldin des Blowjobs, weißt du?«

»Ich nehme eher an, dass es der Name des Mädchens ist, von dem du lieber einen geblasen bekommen hättest. Vielleicht hätte sie dich ja zum Höhepunkt bringen können.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich kenn kein Mädchen namens Hero.«

»Wirklich?«

»Ja.« Zumindest das stimmte.

»Du solltest aufpassen, was du sagst, Baby.«

»Ja.«

»Sonst könntest du einem Mädchen Komplexe verpassen.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Willst du, dass ich es heute Abend noch einmal versuche?«

»Nein. Ich muss einigen Kram für die Hochzeit erledigen, aber ich hole dich morgen um vier ab, okay?«

Sie tänzelte ein paar Schritte. »Du und ich tanzend auf einer Schwuchtelhochzeit. Gott, das wird mal was anderes sein.«

Er runzelte die Stirn. »Es ist keine Schwuchtelhochzeit. Billy ist mein Freund.«

»Ich hab nie gesagt, dass er's nicht ist. Einige meiner besten Freunde sind Schwuchteln.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss. »Bis morgen.«

Nachdem er acht Stunden mit der Fertigstellung ihres derzeitigen Projekts verbracht hatte, saß Jim mit seinem letzten Gehaltsscheck in der Tasche in der Bay Bar und beobachtete, wie Billy beschwingten Schrittes aus der Tür hinausging. Billys letzter Tag, an dem er für jemand anderes arbeitete. Der Tag vor seiner Hochzeit. Gott, wie es wohl wäre, so ein neues Leben vor sich zu haben?

Er wandte sich wieder Charlie und Raoul zu. Charlie nahm einen Schluck von seinem Bier. »Also, wann beginnen wir mit dem MA-Projekt für Billy?«

Raoul lächelte. »Gleich am Montag, Mann. Es wird großartig, für Billy direkt zu arbeiten. Kein großer Boss mehr, der den Arbeiten in die Quere kommt.« Er schnaubte. »Ich schätze, Billy wird auch dem ein oder anderen in die Quere kommen, aber es wird toll sein, für ihn zu arbeiten.« Er sah zu Jim hinüber. »Kümmerst du dich um die Elektrik oder die Zimmerarbeit?«

Gott, jetzt sieh nicht traurig aus. »Bei dem hier bin ich wohl nicht dabei. Billy hat bisher nichts in dieser Richtung gesagt.«

Charlie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du weißt, dass er das machen wird. Billy würde dich nie außen vor lassen.«

Warum sagten das alle? »Weiß nicht. Das Projekt beginnt schon am Montag.«

»Mach dir keine Sorgen.« Charlie erhob sein Bierglas. »Auf Billy.«

Jim prostete ihm mit seinem Jack zu. »Auf Billy. Er ist so glücklich, vielleicht hat der Rest von uns auch eine Chance darauf.« Er lachte.

Charlie warf ihm einen Seitenblick zu. »Bist du nicht glücklich, Jim?«

Raoul streckte ihm mit einem verächtlichen Prusten die Zunge heraus. »Der Jagdhund Jim Carney. Worüber bist du unglücklich?«

Er winkte ab. »Nee, Mann. Mir geht's gut. Ich bin nur froh, dass Billy auf Wolke sieben schwebt, weißt du?«

Raoul nippte an seinem Bier. »Ja, weil er einen Kerl heiraten wird, Mann. Ich liebe Billy und ich liebe sogar Shaz, aber, Mann, es macht mich trotzdem fertig. An dem Tag, als er vor dem ganzen Team Ich bin schwul gesagt hat, bin ich fast von der verdammten Leiter gefallen.«

Charlie nickte. »Es ist schon echt seltsam sich vorzustellen, dass wir unseren Freund nach drei Jahren noch nicht richtig gekannt haben.« Er pulte das Etikett von der Flasche. »Fühlst du dich deswegen merkwürdig?«

Jim nickte. »Schätze schon.«

»Ich mich auch. Gott, das ist irgendwie grundlegend, weißt du? Und ich meine, Billy ist wirklich ein Kerl. Weißt du, ein Mann eben.«

»Der männlichste.« Er versuchte ein Lächeln. »Er hat gesagt, er wusste nicht, dass er schwul ist – bis er Shaz begegnet ist.«

»Da sieht man's mal wieder.«

»Was?«

»Ich schätze, nicht alle schwulen Männer benehmen sich mädchenhaft. Ich meine, jeder könnte schwul sein.«

Nachdrücklich schüttelte Raoul den Kopf. »Auf keinen Fall, Mann.«

»Auf jeden Fall. Billy hat dich getäuscht. Du hattest keine Ahnung.«

»Ja, aber meistens ahne ich das. Meistens.«

Atme. Jim leerte sein Glas in einem Zug.

»Jim.« Charlie sah ihn an.

»Ja.«

»Hast du dich jemals gefragt, was wir noch so nicht voneinander wissen?«

Jim gab dem Kellner ein Zeichen. Noch einen.

Zwei Stunden voll Alkohol später steuerte Jim langsam die Straße hinunter. Ja, er sollte nicht fahren, aber wenn er es noch einen Block weiter schaffte, war er zu Hause, ohne Geld ausgeben zu müssen. Sein Handy klingelte und er tastete auf dem Beifahrersitz herum, bis er es schaffte, den Anruf entgegenzunehmen. »Ja.«

»Hey, Jim, hier ist Billy. Entschuldige die Störung.«

Er lächelte. »Das is' okay. Wir haben gerade von dir gesprochen.«

»Geht's dir gut?«

Er schüttelte den Kopf. Konzentration, verdammt. »Ja. Kein Problem. Bin bloß auf dem Weg nach Hause.«

»Etwas Aufregendes ist passiert.«

»Du meinst abgesehen davon, dass du heiratest?«

Billy lachte. »Ja. Nun, noch bin ich nicht verheiratet, aber deswegen rufe ich an. Shaz hat mich gerade mit Flugtickets nach Tahiti für unsere Flitterwochen überrascht.«

Wieder schüttelte Jim den Kopf. »Mann, Billy, das is'… äh, das ist toll. Billy Ballew in der Südsee.«

»Ja. Kaum vorstellbar. Aber das ist der Punkt. Du weißt, dass ich gerade dieses Projekt für einen Mieterausbau in diesem Gebäude in Irvine bekommen habe?«

Jim nickte, dann fiel ihm ein, dass Billy es nicht sehen konnte. »Ja, ihr fangt nächste Woche an, richtig?« Er wollte Und du hast mich nicht angestellt schreien.

»Ja, zwei Tage nach der Hochzeit, aber…«

Sein benebeltes Hirn setzte endlich alle Teile zusammen. »Aber da wirst du mit den Südseefischen schwimmen.«

»Ja, das würde ich gerne, aber nur, wenn du mein Bauleiter wirst und das Projekt übernimmst, während ich weg bin.«

Was? »Ich?« Das Herz schlug ihm bis zum Hals und das Auto brach aus. Reiß dich zusammen.

»Ja, du bist der Einzige, der sich mit den Geschäften auskennt, und das Team kennt dich schon. Es gibt niemand anderen, dem ich das anvertrauen kann.«

»Du vertraust mir?«

»Ja. Ich vertraue dir. Das ist unser erstes Projekt als Firma und ich brauche jemanden, der gut in dem ist, was er tut.« Er sagte es mit Nachdruck. Wahrscheinlich musste er sich auch selbst davon überzeugen. »Wenn du es nicht machst, werde ich Shaz sagen, dass wir den Urlaub verschieben müssen, bis das Projekt abgeschlossen ist.«

»Das kannst du nicht machen, Mann.«

»Dann sag, dass du es machen wirst.«

Mit jedem Herzschlag schwammen rote Punkte vor seinen Augen. Billy vertraut mir.

»Ich muss dich in die Firmenversicherung eintragen, du wirst dich also einer ärztlichen Untersuchung unterziehen müssen.«

Versicherung? Ärzte? »Ich weiß nicht, Mann.«

»Komm schon, Jim. Du bist so gesund wie ein Pferd.«

»Ich mag keine Ärzte.«

»Okay, kein Ding. Wir sehen uns bei der Hochzeit.«

»Warte. Was wirst du machen?«

»Es ist kein Problem, es zu verschieben. Ist wahrscheinlich sowieso besser. Die Besitzerin des Gebäudes ist etwas launisch. Sie könnte durchdrehen, wenn ich ihr sage, dass ich nicht da sein werde.«

Nein, nein. Warte. Billy hatte ihm gerade eine Chance gegeben. Eine Chance, auf… was? Etwas Besseres. »Ich kann das machen. Ich meine, glaub ich zumindest.«

»Ich will nicht, dass du wegen mir irgendetwas tust, was du nicht willst, Jim.«

»Nein. Ich kann das.« Er sog die Luft ein.

»Ich weiß, dass du es kannst.«

»Gott, Billy, das ist deine Firma. Dein Baby. Das vertrauscht du mir echt an?«

»Das tue ich, Jim.«

Die Frage war, vertraute er sich selbst?

Fünfzehn Minuten später taumelte Jim in seine Wohnung, schob die Autozeitschriften von dem schäbigen, grünen Sofa und brach dann darauf zusammen. Billy vertraute ihm. Er hatte ihm eine Arbeit gegeben. Nein, die Arbeit. Die, die er seit Jahren machen wollte. Gott. Er durfte es nicht versauen.

Billy war immer sein Freund gewesen. Vor drei Monaten war er zu seinem Vorbild geworden. Wie viel Arsch musste man in der Hose haben, um sich vor einem Haufen Männer in einer Baumannschaft zu outen? Mehr Arsch als Jim, so viel stand verdammt noch mal fest.

Jim rollte sich auf die Seite und zog seine Beine an, um das saure Gurgeln aus seinem Magen zu bekommen. Billy. Groß, gut aussehend, lässig. Die Leute würden eher glauben, dass Jim schwul war, bevor sie das von Billy denken würden. Und Billy lutschte Schwänze. Kaum zu glauben.

Ob es ihm gefiel, jemanden in den Arsch zu ficken?

Gott, nein, denk nicht darüber nach. Er presste die Hände an seine Schläfen. Wahrscheinlich hatte Billy einen Schwanz, der zu seiner Größe passte. Wie konnte irgendein Kerl das in seinen Arsch kriegen? Ich wette, eine Menge Kerle mögen‘s extra groß. Ihr Arsch dehnt sich, um sie aufzunehmen.

Hör auf, verdammt.

Schnell setzte er sich auf und übergab sich beinahe. Denk an was anderes. Er griff nach der Fernbedienung, schaltete zum Footballspiel und starrte auf den Bildschirm. Wie viele von denen wohl schwul waren?

Er bohrte seinen Finger in die Fernbedienung. Find etwas anderes.

Wie bei so einer Weltraumhorrorserie wechselte der Fernseher zu einer Sendung, die er irgendwann mal aufgenommen haben musste. Ein japanischer Popstar sang vor einer Gruppe kreischender Jugendlicher. Er erinnerte sich nicht mehr daran, sie aufgenommen zu haben. Schau dir dieses Gesicht an. Das lange, schwarze Haar, die Rehaugen, die vollen Lippen. Das wäre mein Typ, wenn ich schwul wäre.

Er griff nach unten und rückte seinen halb harten Penis zurecht. Peggy hatte seinen Schwanz gestern halb bis nach Japan geschluckt, aber er hatte nicht kommen können. Was stimmt nicht mit mir? Er starrte auf den wunderschönen Mann, der auf dem Bildschirm sang, und sein Puls pochte in seinen Ohren. Er rollte sich zur Seite und ergriff seine Hoden durch seine Jeans. Ich will Peggy nicht. Seine Faust schloss sich ohne sein Zutun.

In einer einzigen Bewegung schwang er seine Beine auf den Fußboden und rannte in Richtung Schlafzimmer. Noch immer nach vorn gebeugt erreichte er das Bett, kniete sich auf den schäbigen Teppich, griff unter das Bett und zog einen Kasten aus Metall hervor, den er dort aufbewahrte, seitdem er eingezogen war. Er drehte die Nummern an dem Zahlenschloss, verpasste die richtige Kombination zweimal und schaffte es dann endlich, den Deckel zu öffnen. Er nahm das oberste Magazin und blätterte bis zu der sorgsam markierten Seite. Während er sich aufrichtete, zog er sich seine Jeans zusammen mit der Unterhose herunter und begann, seinen Schwanz zu streicheln, bevor sich sein Blick überhaupt auf die Zeichnungen gerichtet hatte. Er brauchte sie nicht. Zur Hölle, er kannte jedes Detail auswendig. Der große Blonde, der dem wunderschönen Asiaten mit den weichen, schwarzen Haaren, den großen Mandelaugen und dem hinreißenden Schmollmund das Hirn aus dem Schwanz saugte. Das Gesicht des Helden war entrückt.

Musik dröhnte vom Fernseher aus dem Wohnzimmer her, Jim blätterte um und beobachtete, wie dieser perfekte Mann einen großen Schwanz in den Arsch geschoben bekam. Besser als jede Yaoi-Website. Besser als Pornos.

Er massierte sich härter.

Diese Zeichnungen hatten ihn alles gelehrt, was er wusste. Alles, was er wollte. Wie oft war er in eine heiße Kehle gekommen, während er diese Bilder angestarrt hatte? Sperma kochte in seinen Hoden, als sein Blick sich auf den Punkt fixierte, wo die Länge des großen Kerls in diesem perfekten Loch verschwand.

Zwei weitere Striche. Sein Herz schlug so heftig, dass es schmerzte. Sperma schoss aus seinem Schwanz und Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln.

Er brach auf dem Boden zusammen und starrte auf die Staubmäuse. Nur langsam beruhigten sich seine Atmung und sein Puls wieder. Ich muss damit aufhören. Er sollte diese verdammte Kiste nehmen und in den Müll werfen. Allerdings hatte er nie etwas gefunden, das ihren Platz einnehmen konnte. Niemanden. Wenn er dem richtigen Mädchen begegnete, würde er die Kiste wegschmeißen. Ehrenwort. Er war der Jagdhund Jim Carney und hatte ständig wechselnde Frauen.

Langsam setzte er sich auf.

Witzig, dass Peggy nicht darauf gekommen war, dass Hiro auch ein Jungenname sein konnte.

»Alles in Ordnung, Jim?«

Jim löste seinen Blick von der Tanzfläche und sah zu Peggy auf. »Ja, klar. Entschuldige.«

»Du solltest etwas Jack trinken. Dann würdest du dich besser fühlen.«

Er schüttelte den Kopf.

Sie spähte in sein Glas und schnupperte. »Trinkst du ernsthaft Ginger Ale?«

»Beruhigt den Magen.«

Sie lachte. »Okay, Baby. Wie du meinst.«

»Ich habe all meinen Alkohol rausgeworfen.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Du musst betrunken gewesen sein, als du das getan hast.«

»Kann schon sein.« Er grinste.

»Willst du tanzen?« Sie lächelte, drehte sich im Kreis und wackelte frech mit dem Hintern.

Erneut warf Jim einen Blick auf die Tänzer und schluckte. »Hm, nicht jetzt, okay? Ich bin nicht oft auf der Tanzfläche.«

Wieder verschränkte sie die Arme, was ihr Dekolleté zur Geltung brachte. »Du hast gesagt, deine Mom hat dich zu Tanzstunden gezwungen.«

»Das hat sie, und ich habe sie geschwänzt und bin zu der Werkstatt eines Freundes gegangen, um an Autos rumzuschrauben. Ich hab's nie gelernt.« Er zuckte mit den Schultern. »Entschuldige.«

Sie schob die Unterlippe vor. »Du bist heute Abend nicht gerade lustig.«

»Später, okay?« Wenn die verdammte Band nichts Schmalziges mehr spielte und die meisten der Paare auf der Tanzfläche nicht aus zwei verdammten Kerlen bestanden.

Er wandte sich ab und nippte an seinem Ginger Ale.

Sie seufzte. »Okay. Ich bin mal kurz für kleine Mädchen.«

Er nickte. Sie ging weg und die angespannte Haltung ihrer kurvigen Figur sprach Bände darüber, dass sie angepisst war. Jims Blick glitt zurück auf die Tanzfläche. Zwei Männer, beide mit Vollbärten und Tattoos auf dem Nacken oberhalb ihrer schwarzen Fliegen, pressten sich aneinander, als wären sie mit Ketten an den jeweils anderen gefesselt. Jim konnte sogar sehen, wie ihre Erektionen zwischen ihren geöffneten Smokingjacketts gegeneinander rieben.

Er schluckte schwer.

Was zur Hölle hast du denn auf einem schwulen Hochzeitsempfang erwartet, du Hohlbirne? Dachtest du, die Kerle würden ein Bierchen zischen und über die Dodgers reden? Gott. Er knallte sein Glas härter als vorgehabt auf den Tisch.

Natürlich hatten er und Billy schon eine Menge Bierchen gezischt und viele Male über Baseball geredet, doch genau jetzt wirkte Billy im Zentrum der Masse von Tänzern, als fühlte er sich zu Hause. Der gesamte 1,95 Meter große Mann strahlte Freude aus, während er den schlanken Körper seines frisch angetrauten Ehemanns an seine Brust drückte und tanzte, als würde Arthur Murray noch etwas von ihm lernen können.

Wie es sich wohl anfühlt, mit einem Mann zu tanzen? Ein Schauer lief Jim den Rücken hinauf. Er trank den Rest des nicht gerade großartigen Ginger Ales in einem Zug aus.

Raoul ließ seinen kompakten Körper auf den Stuhl neben ihm fallen. »Hey, Mann, bist du in Ordnung?«

»Ja. Warum fragt mich das jeder?«

»Ich weiß nicht, Mann. Du siehst seltsam aus oder so.« Raoul grinste. »Ich meine, abgesehen davon, dass du in einem Frack steckst.«

»Mir geht's gut.« Jim starrte auf seine Hände.

»Stört es dich, all diese Männer, du weißt schon, die tanzen, und der ganze Kram?«

»Nein, zum Teufel. Ich finde es toll für Billy und Shaz.«

Raoul senkte die Stimme. »Ja, aber das ist was anderes als all ihre Kumpel. Hier sind viele Schwule in diesem Raum, mein Freund.«

Jim sah sich um. Eine spektakulär anzusehende Gruppe, was Sinn ergab, da Shaz dieser berühmte Stylist war und der Saal voller Filmstars und reicher Leute.

Er schaute zu Raoul. »Das ist schon okay. Es ist ja nur diese eine Nacht.«

Die Musik wechselte zu einem schnelleren Stück. Einige Leute riefen etwas und jemand begann, im Takt zu klatschen. Ein Kreis bildete sich auf der Tanzfläche. Jim grinste. Billy und Shaz mussten im Zentrum dieses Kreises sein. Er hatte gehört, dass die beiden eine Tanzfläche leer fegen oder sich bei einer Reality Show behaupten konnten, so gut waren sie. Er wandte seinen Kopf zu Raoul um. »Lass uns gehen und zusehen.«

Er erhob sich vom Tisch und drängte sich durch den Ring aus klatschenden, pfeifenden Zuschauern. Er glitt seitwärts, quetschte sich zwischen Menschen hindurch, manövrierte sich an die vordere Front des Rudels und wandte sich dann in Richtung Tanzfläche.

Ach, du heilige Scheiße.

Kapitel 2

Jim fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Er trat einen Schritt zurück und stieß heftig mit der Person hinter ihm zusammen.

»Pass auf, Kumpel.« Der Mann rieb sich den Arm.

»Entschuldige. Bin gestolpert.«

Wie hypnotisiert wanderte sein Blick zu den Tänzern zurück. Nun gut, da tanzten zwar zwei Männer, doch es waren nicht Shaz und Billy. Die beiden standen am Rand des Kreises und klatschten wie alle anderen, denn der Anblick verdiente eine Menge Applaus. Der Kleinere des Pärchens auf der Tanzfläche war wohl ein professioneller Tänzer. Er konnte sich in einen Spagat fallen lassen und sich dann nur durch die Kraft seiner Oberschenkel wieder aufrichten. Er war aufsehenerregend und spektakulär, aber wer zum Teufel sah ihn schon an? Jim jedenfalls nicht.

Er fühlte sich benommen, so als hätte ihm jemand etwas in sein Ginger Ale gekippt. Es musste ein Scherz sein. Als hätte er ein Wesen aus seinen Fantasien und Träumen erschaffen.

Der zweite Tänzer war groß und schlank, hatte allerdings wirklich breite Schultern, sodass sein Oberkörper dieses V bildete, von dem man behauptete, es wäre die perfekte Figur bei Männern. Sein schwarzer Smoking passte ihm so gut, als wäre er darin geboren worden – maßgeschneidert und wahrscheinlich aus verdammter Seide. Oder vielleicht ließ die Art, wie er sich bewegte, es auch nur wie Seide wirken.

Chinesisch? Japanisch? Das tintenschwarze Haar des Mannes rahmte sein Gesicht an den Seiten ein, der Schopf reichte bis über seine Stirn und flatterte bei jeder seiner Bewegungen. Seine Augen saßen groß und mandelförmig über einer leichten Adlernase und einem Mund, auf den selbst Angelina neidisch gewesen wäre. Wie konnte ein Mann solche Lippen haben? Die existierten doch nur in Comics.

Jim atmete tief durch. Er musste seinen hämmernden Puls beruhigen oder er würde ohnmächtig werden. Wer war dieser Kerl? Er bewegte sich, als hätte er Sex in der Vertikalen, und Jim wusste genau, wie dieser Sex aussah, weil er ihn schon tausendmal gesehen hatte. Er konnte sich den Arsch des Mannes vorstellen, nackt und fest, und wie sich ein langer Schwanz an ihm verging. Oh Scheiße. Jims Atmung wurde flacher und sein Herz schlug doppelt so schnell.

»Hey, Baby.«

Jim zuckte zusammen und verschränkte die Hände vor seinem Schritt.

Peggys Arm mogelte sich um seine Taille. Sie lachte. »Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann folgte sie seinem Blick auf die Tanzfläche. »Gott, wer ist das denn?«

»Weiß nicht.« Sein Mund war trocken.

»Er sieht aus wie eine Mangazeichnung, die zum Leben erwacht ist, nur größer.«

Er schluckte schwer.

Die Musik wechselte wieder zu etwas Langsamem. Sie ergriff seine Hand. »Komm schon, lass uns tanzen.«

Er stolperte erneut, folgte ihr jedoch und ließ sich in ihre Arme ziehen. Dann begann er seinen langweiligen Tanz – zur rechten Seite wiegen, Schritt, zur linken Seite wiegen, Schritt.

Sie kicherte gegen seinen Hals, als sie sich an ihn schmiegte. »Oooh, ist das eine Banane in deiner Hose, du geiler Teufel?«

Er zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, mein Hammer.«

»Hört sich gut an.«

Ein heftiger Schubs gegen seinen Rücken brachte ihn dazu sich umzudrehen, nur um in Billys und Shaz' grinsende Gesichter zu sehen. Billy knuffte ihn in die Schulter. »Endlich hat dich mal jemand auf die Tanzfläche bekommen.«

»Jep, ich bin ein regelrechter Gene Kelly.«

Der hinreißende Asiate tanzte in den Armen eines älteren Herrn mit silbergrauem Haar, und seinem Aussehen nach wahrscheinlich mit einer Menge Silber auf dem Bankkonto, vorbei. Jim zwang seine Augen dazu, ihm nicht zu folgen, doch der hübsche Hintern des Mannes bewegte sich trotzdem durch sein Blickfeld. Vielsagend neigte Peggy den Kopf in seine Richtung. »Wer ist eure Tanzkonkurrenz?«

Shaz sah hinüber. »Oh, das ist Ken, ein Gast von einem meiner Kunden. Er macht irgendwas mit Medizin oder so. Hinreißend, nicht wahr?«

»Er sieht aus wie eine Mangapuppe.«

Shaz grinste. »Yaoi.«

Jim sog die Luft ein und erntete einen Blick von Shaz.

»Du kennst dich mit Yaoi aus?«

»Jeder weiß, was Yaoi ist.«

»Meiner Erfahrung nach nicht.«

Jim hob die Schultern. »Ich hab mal irgendwo darüber gelesen.«

Billy legte eine Hand auf Jims Schulter. »Wir sollten uns eben kurzschließen, bevor Shaz und ich uns aus dem Staub machen.«

Shaz nahm Peggys Arm. »Komm. Lass die beiden reden. Willst du einen Champagner?«

»Immer.«

Billy starrte Shaz und Peggy hinterher. »Sie scheint ein nettes Mädchen zu sein.«

»Ja.«

»Ich habe sie vorher noch nicht gesehen. Seid ihr schon lange zusammen?«

»Ein paar Monate.«

»Was Ernstes?« Er warf Jim einen Seitenblick zu.

Jim zuckte mit den Schultern. »Du kennst mich. Ich nehme nichts wirklich ernst.«

»Du nimmst eine ganze Menge ernst. Bloß keine Frauen.«

Jims Kopf ruckte hoch.

Billy hob eine Hand. »Entschuldige. Das kam falsch rüber. Ich meine, du hast genauso Schwierigkeiten damit, sesshaft zu werden, wie ich damals.«

Jim starrte auf seine Schuhe hinunter. Billy war mit drei Frauen ernsthaft zusammen gewesen, bevor er ihn getroffen und geheiratet hatte – den richtigen Mann. »Ich halte mir nur gerne alle Möglichkeiten offen.«

»Ja, da war ich immer mies drin.« Billy schenkte ihm sein süßes Lächeln. »Lass uns auf den Korridor gehen, damit wir die Partylöwen nicht stören.«

Jim folgte Billy durch eine der Seitentüren des Festsaals in einen relativ ruhigen Flur und setzte sich neben ihn auf eine Bank. Er lächelte. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dir richtig zu gratulieren. Ihr zwei werdet für den Rest eures Lebens zusammen und großartig sein. Das ist inspirierend.«

»Danke, Mann.« Er zog den Kopf ein. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir deine Unterstützung bedeutet.«

»Dein Bauleiter zu sein, ist eine große Chance für mich.«

Billy warf ihm einen Seitenblick zu. »Ich meinte eigentlich, wie du es aufgenommen hast, dass ich schwul bin.«

Jim lächelte seinen Freund an. »Ich mochte dich, bevor ich es wusste. Warum sollte ich danach anders darüber denken?«

»Viele tun das – anders darüber denken, meine ich. Du hast all die anderen Jungs im Team beeinflusst.« Er lächelte. »Nur ein paar von denen hassen mich.«

Jim hob die Schultern. »Schwarze Schafe gibt es wohl überall.«

»Ja.« Billy griff in seine Innentasche und zog ein Stück Papier hervor. »Hier ist die Adresse des Arztes, bei dem du einen Termin für die Untersuchung machen musst. Die Praxis ist in demselben Gebäude, in dem wir die Renovierungen durchführen. Ist also ziemlich praktisch.«

Er nahm den Zettel entgegen, warf einen Blick darauf und stopfte ihn in seine Tasche. »Danke. Für die Chance.«

Billy tätschelte Jims Arm. »Ich würde das Projekt nie jemand anderem überlassen. Du machst diese Flitterwochen möglich und das schätze ich sehr.«

Jim schüttelte den Kopf. Das war eine Lüge, aber es gefiel ihm, dass Billy das gesagt hatte.

»Ich hab dir die Kontaktinformationen der Eigentümerin per Mail zugeschickt. Die Frau ist ein echter Profi. Sie hat alle Pläne für den Mieterausbau genehmigt, es sollte also alles glatt gehen. Wahrscheinlich wird sie ab und zu vorbeikommen und sich nach dem Fortschritt erkundigen, das ist aber auch schon alles. Falls du irgendwelche Schwierigkeiten haben solltest, ruf mich an oder schreib mir eine Nachricht. Ich werde zwar weit weg sein, aber nur drei Stunden im Voraus, du solltest mich also erreichen können.«

»Ich werd mir Mühe geben, dich nicht zu stören. Zur Hölle, ein Mann hat nur einmal Flitterwochen.«

Billy lachte. »Bis zu den zweiten. Du kennst Shaz. Er plant schon, wo es als Nächstes hingeht. Aber das Unternehmen hat nach meinem Ehemann die höchste Priorität, falls du also irgendwelche Fragen oder Sorgen haben solltest, dann lass es mich wissen, okay? Wenn alles gut geht, könnten wir noch eine Menge Aufträge von dieser Kundin bekommen, außerdem werden wir gute Referenzen für andere Mieterausbau-Projekte vorweisen können.«

Jim lächelte. Ihm gefiel das wir. »Da ich keinen Ehemann habe, hat es bei mir höchste Priorität, Boss.«

Billy lachte und streckte sich. »Dann mal zurück auf die Tanzfläche.«

Jim erhob sich neben ihm. Lass es beiläufig klingen. »Das war ja mal ein Pärchen, das da vorhin getanzt hat.«

Billy schmunzelte. »Zur Hölle, ja. Unglaubliche Tänzer. Und ich sehe ja selten Männer, die hübscher sind als Shaz, aber Ken ist hinreißend. Erzähl meinem Mann nicht, dass ich das gesagt hab.«

Jim lachte, doch sein Herzschlag vollführte wieder dieses Beschleunigungsding, während sie in die Hitze, den Lärm und die Fröhlichkeit des Festsaals zurückkehrten.

Billy sah ihn an. »Ich denke, es ist Zeit für mich und Shaz zu türmen.« Er beugte sich zu ihm und gab ihm eine irgendwie ungelenke Umarmung. »Danke noch mal, dass du das Projekt übernimmst.«

»Ist mir ein Vergnügen.« Er hoffte verdammt stark, dass das der Wahrheit entsprach.

Billy wandte sich um und lief in Richtung Tanzfläche davon, wo Shaz sich mit zwei oder drei sowohl männlichen als auch weiblichen Tanzpartnern amüsierte. Mit ihm hat man wohl eine ganze Menge zu tun. Billy eilte voran, als würde er sich den Toren des Paradieses nähern, hinter denen ihn eine Schar keuscher Jungfrauen erwartete. Vielleicht war das aber auch nur Jims Einbildung.

Jim durchquerte den Saal bis zu seinem Tisch, an dem Raoul mit seiner Frau Mercedes und Charlie mit seiner aktuellen Flamme Angela saßen und sich unterhielten. Keine Peggy. Er ließ seinen Blick über die Tanzfläche schweifen. Wie erwartet hatte sie sich einen Kerl geangelt und tanzte sich die Seele aus dem Leib. Die Frau liebte Tanzen und er war ein mieser Tänzer. Er konnte es ihr nicht übel nehmen. Er hätte es lernen sollen, auch wenn er ungern zugab, dass seine Mutter bei irgendetwas recht gehabt hatte. Außerdem war der kleine Mann mit den dicken Muskeln, mit dem sie tanzte, wahrscheinlich sowieso schwul. Jim ließ sich auf seinen Stuhl fallen.

Raoul nahm einen Schluck von seinem Bier. »Hast du dich von Billy verabschiedet, Mann?«

»Ja.«

»Also bist du bei dem neuen Projekt dabei?« Er grinste.

Jim erwiderte das Lächeln. »Ja, ich bin der Bauleiter.«

Charlie beugte sich vor. »Siehst du, ich hab's dir gesagt. Glückwunsch, Mann.«

Jim zog den Kopf ein. »Danke. Ich werd ein paar zusätzliche Arbeiter für den Abriss organisieren. Wir müssen das mit dem Lärm und dem Staub in Grenzen halten, weil in dem Gebäude auch noch Leute arbeiten. Wir fangen um halb sieben an, damit wir einen Vorsprung haben. Vielleicht müssen wir später auch ein paar Nachtschichten schieben.«

Angela schüttelte den Kopf. »Genug über die Arbeit geredet, ihr zwei. Ich sehe Charlie so schon selten genug.«

Jim nahm einen Schluck von seinem schalen Ginger Ale. Die Musiker legten eine Pause ein, tauschten sich kurz aus und begannen dann, ein wirklich schnulziges Liebeslied zu spielen. Der Frontsänger sagte ins Mikrofon: »Das ist Chase und Billys letztes Lied vor den Flitterwochen, Ladys und Gentlemen, also stellen Sie sich für einen kurzen Tanz mit ihnen an.«

Angela stand auf. »Komm schon, Merce, zeigen wir diesen Jungs, wie's gemacht wird.«

Die zwei Frauen gesellten sich zu Peggy, die sich bereits in die Reihe gestellt hatte. Auch ein paar Männer fanden sich in der Schlange ein.

Jim ließ die Eiswürfel in seinem Glas klirren. »Ich hol mir noch ein Ginger Ale. Willst du auch was?«

Raoul hob eine Augenbraue, ließ den Mangel an Alkohol jedoch unkommentiert. Er nickte. »Ja, bring mir ein Bier mit.«

»Charlie?«

»Ja, sicher.«

Die Schlange an der Bar hatte sich verkürzt, während sich die Leute zusammenfanden, um mit den Ehemännern zu tanzen, sodass Jim den Barkeeper ziemlich schnell erreichte. Er stopfte ein paar Dollar in das Glas für das Trinkgeld und machte sich mit einer Limonade und zwei Bierflaschen auf den Weg zurück zum Tisch. Irgendjemand pfiff und er sah gerade rechtzeitig auf, um zu beobachten, wie Shaz einen blonden Mann herumwirbeln ließ und eine Fallfigur mit ihm vollführte. Er lachte wie die meisten anderen Zuschauer auch.

Jim tat einen weiteren Schritt. Sein Fuß blieb am Rand der hölzernen Tanzfläche hängen, der glatte Schuh rutschte weg und – whoa! Mit rudernden Armen stolperte er vorwärts. Bier spritzte in einem hohen goldenen Bogen. Scheiße, der Smoking! Er hob die Flaschen hoch und hielt sie weit vor sich, damit das Bier außer Reichweite blieb, beschrieb einen Halbkreis und stürzte wie ein gefällter Baum mit dem Gesicht voran in Richtung Tanzfläche. »Verdammt!«

Starke Hände ergriffen ihn von hinten und er wurde in eine enge, warme Umarmung gerissen, während seine Füße noch festen Halt suchten, sein Körper jedoch aufrecht war. »Hab dich.«

»Was? Lieber Gott!« Er versuchte, seine Füße wieder richtig hinzustellen, und taumelte erneut, aber die Hände hielten ihn fest. Schließlich stand er wieder sicher, blickte auf und begegnete Augen, die so glänzend schwarz waren, dass sich sein Gesicht praktisch in ihnen spiegelte. Groß und mandelförmig. Mr. Yaoi. Verdammte Axt. Von Nahem war er einhundert Prozent schöner als aus der Ferne betrachtet. Haut wie beigefarbener Marmor, mitternachtschwarze Haare. Augen direkt aus seiner Fantasie.

Der Mann lächelte. »Das ist ja ein Zufall. Ich wollte Sie gerade fragen, ob Sie mit mir tanzen wollen.«

»Was?«

Grübchen tauchten dort auf, wo vorher feine Vertiefungen gewesen waren. »Ich würde gerne mit Ihnen tanzen.« Scheiße, und da begann er auch schon zu tanzen, während er Jims Hände umgriff, die wiederum die Flaschen festhielten. Tanzen oder fallen? Das war seine Wahl, also begann er, seine Füße zu bewegen. Gott. Er konnte sich nicht wehren, ohne dabei Bier auf dem teuer gekleideten Rücken des Mannes zu verschütten, doch jede Bewegung rieb dort, wo er es dringend benötigte; und diese Reibung rief eine sehr peinliche Reaktion hervor.

Wach auf. »Ähm, entschuldige. Ich bin, also, ich meine, ich tanze normalerweise nicht mit Männern.«

Mr. Hinreißend lächelte wieder und Jim wollte zurücklächeln. »Sie schlagen sich gut.«

Lieber Himmel, er roch nach irgendetwas Würzigem. Grapefruit mit Zimt. Sehr subtil, jedoch wahrnehmbar. Der Duft schlich sich irgendwie in Jims Nase und griff ihn an – tiefer. »Was?«

»Beim Tanzen. Sie schlagen sich gut.« Er drehte sich, während er Jim anmutig in den Armen hielt, und eine merkwürdige Sekunde lang fühlte sich Jim beinahe auch anmutig. Das passierte nicht sehr häufig. Zwischen dem Duft und dem Gefühl drehte sich Jims Kopf und sein Herz hämmerte. Seine Augen schlossen sich ohne sein Zutun. Er schwebte wie ein Blatt in einer sanften Brise. Es konnte ewig so weitergehen.

Die seidige Stimme wisperte: »Wollen Sie das Bier nicht Ihren Freunden bringen und die Hände frei haben?«

Freunde. Er riss seinen Blick von dem Mann los und sah in Richtung Tisch. Charlie und Raoul starrten ihn unverwandt an, ohne zu lächeln, und in ihren Gesichtern stand Erstaunen. Hinter ihnen starrten die Frauen ebenso, doch sie lachten. Außer Peggy. Sie wirkte ein wenig sauer. Verdammt, es war in Ordnung, wenn sie mit schwulen Kerlen tanzte, aber er durfte das nicht? Was zum Teufel denke ich da gerade? Er hielt inne und versuchte, einen Schritt aus den Armen dieser Person heraus zu machen. Jeder Zentimeter Entfernung fühlte sich kalt an.

Mr. Wunderschön legte den Kopf schief und zeigte wieder seine Grübchen. »Oh je, er kommt wieder zur Vernunft. Warum müssen nur all die hinreißenden Männer hetero sein?«

Hinreißend? »Mann, Sie haben echt einen schlechten Geschmack.«

Sein Gesicht nahm etwas ernstere Züge an. »Ganz im Gegenteil. Ich bin für mein bemerkenswertes Urteilsvermögen bekannt.«

Was zur Hölle sollte er darauf antworten? »Danke, dass Sie mich aufgefangen haben.«

»Jederzeit, mein Lieber. Jederzeit.« Mr. Yaoi wandte sich um, flanierte geschmeidig wie eine Raubkatze zurück auf die Tanzfläche und schnappte sich auf dem Weg einen gut aussehenden Kerl aus der Schlange. Als Jims Herz endlich wieder in seinem gewohnten Rhythmus schlug, tanzte und lachte der Mann bereits mit jemand anderem.

Sofort eilten Charlie und Raoul herbei. Mit einer Hand deutete Charlie in die Richtung des hübschen Mannes. »Was war das denn?«

Jim runzelte die Stirn. »Er hat mich aufgefangen, bevor ich mich auf die Nase legen konnte.« Er hielt Charlie die Bierflaschen hin. »Hier, nimm die mal.«

Raoul griff sich eine der Flaschen. »Sah für mich eher wie ein Tango aus, Mann.«

»Jetzt mach mal halblang. Der Kerl hat bloß rumgealbert.«

Peggys Stimmer erklang hinter ihm. »Oh, ich weiß nicht. Der Mann ist hübscher als ich.«

Jim drehte sich zu ihr um und legte einen Arm um sie. Zwing mich nicht, dir zuzustimmen.

Charlie starrte auf die Tanzfläche, wo der Schönling seinen Kopf an die Schulter eines gut aussehenden Blonden lehnte. »Sieht so aus, als müsstest du dir keine Sorgen machen, Peg. Der Kerl scheint einen Mann für jede Nacht zu haben.«

Wahr. Und Jim wünschte sich, dass er verdammt noch mal nicht eifersüchtig war.

Kapitel 3

Der hübsche blonde Typ – wie hieß er noch mal? – schmiegte sich an Kens Hals. »Oh, komm schon, Baby. Ich wohne ganz in der Nähe. Wir können was zusammen trinken, eine gute Zeit haben und morgen wirst du mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause gehen.« Er knabberte an Kens Nacken, während er an seinem Arm zog, um ihn von seinem Auto weg und über den Parkplatz zu locken.

Ken legte seine Fingerspitzen an die Stirn des Mannes und drückte ihn weg. Knabbern? Ernsthaft? »Entschuldige, mein Lieber, aber ich muss morgen sehr früh auf der Arbeit sein.«

»Das ist in Ordnung. Ich werd dich schon zum Aufstehen bringen.«

»Nein. Du wirst in dein hübsches Auto steigen und deinen süßen Hintern nach Hause fahren, während ich dasselbe mache.«

Die Hand des Mannes glitt Kens Rücken hinunter und ergriff seinen Hintern. »Und es ist so ein hinreißender Hintern. Ich will etwas davon. Bitte.«

»Ken. Hey, wo gehst du hin?« Die Stimme hallte über den Parkplatz und drei Pärchen, die auf den Parkdienst warteten, blickten interessiert auf.

Na klasse. Gene stand winkend auf der Terrasse des Clubs.

Blondie schaute hinüber. »Wer ist das?«

Ken seufzte hörbar. »Der Mann, der mich hergebracht hat.«

»Aber du hast doch ein Auto.«

»Ja, ich bin gefahren. Ich habe einen Freund gebeten, dass er Gene nach Hause bringt. Also, sei ein Schatz und verschwinde, bevor er denkt, dass ich ihn wegen dir sitzen lasse.«

»Aber das willst du doch, oder?«

Genug von diesem Mist. »Wie ich schon sagte, ich muss arbeiten.« Er zog seinen Arm aus seinem Griff.

»Jiiiim, komm schon, mein Jagdhund, bring mich nach Hause und fick mich.«

Die leicht lallende Stimme einer Frau ließ Ken innehalten und er sah über seine Schulter. Die Frau mit dem eindrucksvollen Hintern, die ihm drinnen schon aufgefallen war, bewegte sich quer über den Parkplatz in Richtung eines verbeulten Pick-ups, während sie sich an den Hals des Mannes klammerte, mit dem Ken zu tanzen versucht hatte. Der große, wunderschöne, sexy Mann, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und der Ken mit einer heißen Erektion begrüßt hatte, bevor er sich plötzlich in den heterosexuellsten Menschen auf der ganzen Welt verwandelt hatte und beinahe vor Verlegenheit gestorben war. Wie hatte sie ihn genannt? Jim? Also war diese Frau Jims Typ. Witzig. Sie wirkte ein wenig offensichtlich. Der Typ von Frau, der von Männern gewählt wurde, um sich zu beweisen. Aber irgendetwas an diesem Mann mit dem Namen Jim war überhaupt nicht offensichtlich.

Jemand packte Ken von hinten am Arm. »Ken, du gehst doch wohl nicht schon?«

Ken wandte sich um und starrte sein gut aussehendes Nervensägen-Date an. »Entschuldige, Schatz. Ich muss morgen früh zur Arbeit. Ich habe Alvin und Marshall gebeten, dich nach Hause zu bringen.«

Gene verschränkte die Arme fest vor seiner gut gekleideten Brust. »Sollen sie mir als Trostpreis etwa einen blasen?«

Blondie trat vor und schob eine Schulter zwischen Ken und Gene. »Wenn hier jemand irgendjemandem einen blasen wird, dann bin ich das.«

»Als ob.« Gene verpasste der Schulter des Blonden einen Stoß mit der Hand und der Mann stolperte zurück. Gene wirkte schwer zufrieden mit sich.

Ken spähte zu Jim und der Frau. Beide starrten zu seinem kleinen Dreiecksskandal herüber.

Der Blonde schubste Gene zurück. Genug. Ken trat zur Seite, öffnete die Tür seines Lexus, glitt hinein, knallte die Tür zu und verriegelte sie, bevor einer der beiden Kämpfenden überhaupt mitbekam, dass er nicht mehr da war.

Von draußen kreischte Gene: »Ken. Was zur Hölle?« Mit der Hand schlug er gegen die Tür, doch Ken drückte einfach auf das Gaspedal und lenkte das Auto vom Parkplatz herunter. Als er an dem Mann namens Jim und seiner Freundin vorbeifuhr, wandte er den Kopf zu ihnen um. Die Frau beobachtete die beiden kämpfenden Männer mit einem Lächeln auf dem Gesicht, doch Jim sah auf und ihre Blicke trafen sich. Er wirkte weder amüsiert noch entsetzt. Wie er aussah? Als würde er den beiden Männern mit einem Schlag die verdammten Lichter auspusten wollen. Wenn er sie besiegt hätte, hätte er Ken dann als Preis verlangt?

Er seufzte und reihte sich in den Verkehr ein. Wunschdenken.

***

Jim warf einen Blick zu Peggy hinüber, die auf dem Beifahrersitz herumhüpfte und in die Hände klatschte. »Mann, das war ja was, oder? Wer hätte gedacht, dass wir zwei schwule Kerle sehen würden, die sich um einen anderen prügeln? Das war besser als Wrestling im Abendprogramm.« Sie lachte. »Aber ich muss schon sagen, dieser Asiate war auch etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Scheiße, dass er schwul ist, ist eine Verschwendung von Rohmaterial. Er ist so gut aussehend wie ein Filmstar.«

Nein. So gut aussehend wie der Protagonist einer Graphic Novel.

»Kommst du noch mit rein, Baby?« Peggy schenkte ihm dieses breite Lächeln, das Sex ohne lange Vorrede versprach. Ich wünschte, ich wäre versucht.

»Entschuldige. Kann nicht. Ich muss dieses neue Projekt für Billy anfangen. Dafür muss ich noch ziemlich wichtigen Kram vorbereiten und du lenkst mich zu sehr ab.« Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss, um die Ablehnung abzumildern.

»Oh, komm schon. Ich hab eine neue Flasche Jack und eine heiße Matratze mit sauberem Bettzeug.« Sie kicherte. »Lass Charlie und Raoul die Frühschicht übernehmen.«

Wie oft hatte er genau das schon getan? »Nicht heute Nacht.«

Sie schob die Unterlippe vor. »Verdammt. Du machst echt keinen Spaß.«

»Ich war mein ganzes Leben lang nichts anderes als spaßig. Es wird Zeit, dass ich etwas ernster werde, weißt du?«

»Aber ich mag dein spaßiges Ich.« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und schaffte es, sich weit genug über das Armaturenbrett zu lehnen, sodass sie ihren eindrucksvollen Vorbau an seiner Brust reiben konnte. »Komm schon, Baby. Ich bin ernst – ernsthaft geil.«

Warum verschwor sich alles in seinem verdammten Leben gegen ihn, wenn er versuchte, etwas zu verändern? Er ergriff ihre Schultern und schob sie sanft von sich. »Das ist sehr verlockend, Baby, aber das ist mir wichtig. Bring deinen hübschen Hintern nach Hause und lass mich dasselbe tun.«

»Oh, zur Hölle, Jimmy. Bin ich nicht auch wichtig?«

Was konnte er darauf erwidern? Er lächelte nur.

Sie kletterte aus seinem Pick-up, drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme. »Wenn du auf deinem selbstgerechten Scheißtrip scheiterst, komm nicht zu mir zurückgekrochen. Meine Tür wird verschlossen sein.« Er zuckte zusammen, als sie die Beifahrertür zuschlug, und beobachtete, wie sie ihre Wohnung betrat und auch diese Tür zuknallte. Sie blickte nicht ein einziges Mal zurück. Wenigstens hatte sie ihm diese Trennung leichter gemacht als die meisten anderen.

Er drehte den Schlüssel im Zündschloss und sein Magen drehte sich im selben Moment um. Er hatte gerade die Einladung zu Sex undJack ausgeschlagen, damit er früh aufstehen und arbeiten konnte. Das bezeugte eine höllische Veränderung seiner Motivation. Er war in einen Kaninchenbau gefallen, wo sein bester Freund sich als schwul herausstellte, heiße Kerle zusammen tanzten und einer von ihnen wie die Verkörperung seiner Jugendfantasien aussah.

Irgendetwas kam näher. Umzingelte ihn. Etwas, dem er nicht in die Augen sehen konnte, weil es ihn sonst fressen würde. Er erschauderte.

Krieg deinen Kopf wieder in Ordnung und hör mit diesem Scheiß auf.

Zwanzig Minuten später überprüfte er seinen Briefkasten in seinem Mietshaus und stieg die Außentreppe bis zum ersten Stock hinauf. Ein denkbar schlechter Ort zum Wohnen. Man durfte keinen Lärm machen, weil es die Leute unter einem störte, aber anscheinend hatte niemand den Mietern über ihm diesen Gedanken mitgeteilt. In dieser Wohnung wurden Elefanten für den Zirkus trainiert.

Er klemmte sich die Werbung aus seinem Briefkasten unter den Arm und griff nach seinem Schlüssel. Was zur Hölle? Vor ihm auf dem Außenflur neben seiner Wohnungstür kauerte sich ein Mann gegen die Wand. Er hatte den Kopf von Jim abgewandt und umklammerte seine Brust mit beiden Händen.

Jim hielt inne. Schnell schloss er eine Hand um sein Handy. Zeit für 911?

Der Kopf drehte sich zu ihm um und offenbarte kurzes, schmutzig-blondes Haar, das nur eine Nuance heller war als Jims eigenes.

»Ian?« Was zum verdammten Teufel?

Die großen Augen öffneten sich. »Hey, Jim.«

»Ich hätte fast die Polizei gerufen. Was machst du hier?«

Langsam richtete Jims jüngerer Bruder seinen mageren Körper auf und kam auf die Füße, wobei er noch immer seine Windjacke an seine Brust presste.

Jim schüttelte den Kopf. »Gott, Mann, du bist fast so groß wie ich.«

»Ja. Und ich wachse immer noch.«