Professor Zamorra 1260 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1260 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Die Vorbereitungen für den Test waren zu glatt verlaufen. Viel zu glatt!
Er hätte es wissen müssen, hatte es doch geahnt!
Allein, Vorahnungen waren in der Wissenschaft verpönt.
So musste es einfach zur Katastrophe kommen ...
Jack Southworth, Teamleiter des MagPulse3, betrachtete die völlig zerstörte Anlage.
Das Millionen-Dollar-Grab.
Übermorgen, so die Vorgesetzten, musste alles wieder funktionieren.
Die Geschäftsführung von Tendyke Industries kündigte sich an. Inklusive wichtigem Besuch aus Frankreich.
Jack zuckte mit der Schulter. Er besaß nicht die geringste Ahnung, wie sie das schaffen sollten.
Dass er bald als unschuldiger Sündenbock auf der Abschussliste stehen würde, war wohl nicht mehr zu verhindern ...


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Inhalt

Cover

Der Sternenelefant

Leserseite

Vorschau

Impressum

Der Sternenelefant

Zweiter Teil

von Thilo Schwichtenberg

Die Vorbereitungen für den Test waren zu glatt verlaufen. Viel zu glatt!

Er hätte es wissen müssen, hatte es doch geahnt!

So musste es einfach zur Katastrophe kommen ...

Jack Southworth, Teamleiter des MagPulse3, betrachtete die völlig zerstörte Anlage.

Das Millionen-Dollar-Grab.

Übermorgen, so die Vorgesetzten, musste alles wieder funktionieren.

Jack zuckte mit der Schulter. Er besaß nicht die geringste Ahnung, wie sie das schaffen sollten.

Dass er bald als unschuldiger Sündenbock auf der Abschussliste stehen würde, war wohl nicht mehr zu verhindern.

Alaska, Fairbanks, TI-Forschungskomplex. Tag 9

Sie alle hatten das Desaster nicht kommen sehen, nur geahnt, dass etwas passieren würde.

Weder den Mitarbeitern noch den Vorgesetzten und schon gar nicht den Systemen war etwas Abweichendes aufgefallen. Alles schien in bester Ordnung.

Normalerweise ploppten die Fehlermeldungen auf, bevor Jack den Startbutton aktivierte. Heute kam die Fehlermeldung danach. Der Versuch konnte nicht mehr abgebrochen werden, die Katastrophe somit unabwendbar.

Der mittelgroße Mann mit den halblangen und leicht gewellten braunen Haaren strich sich nachdenklich über das Kinn.

Ohne Vorwarnung sah Jack diese Augenblicke nochmals vor seinem inneren Auge.

»Null« sagte die Computerstimme.

»Systeme aus!«, schrie Susan.

Da schoss aus dem MagPulse3 etwas Undefinierbares, Waberndes, die Ladung Umhüllendes. Am Ende des Tunnels explodierte eine Mini-Sonne.

War das konzentrierte Magie gewesen oder etwas völlig Fremdes?

Schlagartig verdunkelte sich die Panoramascheibe der Messwarte.

Trotzdem kniffen alle instinktiv die Augen zusammen.

Es dröhnte, vibrierte ... und wurde still.

Nun, wenigstens die Scheibe hatte dem Fiasko standgehalten.

Jack klickte auf das Feld, um die Module voneinander abzukoppeln, doch es war zu spät!

Die Rückkopplung fand bereits statt! Der MagPulse3 jaulte auf, die Magiespeicher Nummer elf und zwölf erglühten und zerflossen, die Brücke schmolz und deformierte sich ebenfalls.

»Versagen der RöKS-Verschleunigung.« Unglauben lag in Susans Stimme.

Einer der leicht flackernden Bildschirme zeigte die Weltraumladung als einen Klumpen zerstrahlter Masse am Ende des Tunnels.

Dem nicht genug, meldete sich just in diesem Augenblick die Konzernleitung und kündigte ihr Kommen für den übernächsten Tag an.

Weder Blake Wellington, Jacks unmittelbarer Chef, noch der Bereichsleiter Mister deVilbis besaßen das Rückgrat, ihnen einen anderen Termin vorzuschlagen, geschweige denn, reinen Wein einzuschenken und somit Jack und seiner Mannschaft Zeit zu verschaffen.

Zeit für die Instandsetzung und vor allem: Zeit zur Fehleranalyse.

Wenn er es nur beweisen könnte!

So blieb es nur eine Ahnung, dass sie seit Tagen schon manipuliert wurden. Nicht sie, als Menschen, sondern die Anlage.

Sie sollte einfach nicht funktionieren.

Wie hatte der geheimnisvolle Yupik*, der Einheimische aus dem Reinigungsteam, so treffend bemerkt? Wenn man Energie oder wie in diesem Falle Magie abzweigte, dann stand sie der ursprünglichen Nutzung nicht mehr zur Verfügung.

So stellte sich also die Hauptfrage, was es mit der sogenannten Magan-Ader wirklich auf sich hatte.

Magan-Ader stand für »Magische Uran-Ader«. Es war kein gefährliches Uran, das da alles zersetzte, sondern etwas völlig anderes, gleichwohl ebenfalls Strahlendes.

Spezielle Lampen brachten die flüssige Magieader, quasi den Antriebsstoff des MagPulse3, zum Leuchten.

Näherte man sich ihr, so spürte man die Ausstrahlung, die summende Durchsetzung der Hand, des Arms, des Körpers. Es war, als würde man sich in die Nähe eines elektrischen Zaunes begeben. Es war ein unangenehm-angenehmes Kribbeln, Vibrieren. Man spürte das Strahlen der Energie, allerdings sah man es nicht.

Doch diese Speziallampen brachten auch etwas Diffuses, sich Schlängelndes, Sämig-Schäumendes zum Vorschein. Eben etwas nicht Greifbares.

Die Magan-Ader befand sich im Filet-Raum, einem kleinen Dom, der die riesigen Magiespeicher beinhaltete. An einer Stelle trat der Beton zurück und gab den nackten Fels preis. Dort befand sich diese flüssige Ader, eine Art magischer Fluss, der hier an die Oberfläche trat und zum Füllen des Speichers mittels der sogenannten Brücke angezapft wurde.

Die Speicher dienten zur Befüllung des MagPulse3.

Besagter MagPulse3 stellte eine Pulserzeuger-Katapultvorrichtung dar, bei dem magische Energie so weit komprimiert werden konnte, dass damit Versorgungsladungen, in ferner Zukunft sicher auch Module von Raumstationen oder gar Raumschiffe selbst, mittels Raumsprung in den Weltraum geschossen werden konnten.

Großflächige Anlagen, gepaart mit dem immensen Energieaufwand der Raketen, wie zum Beispiel auf Cape Canaveral, waren dann nicht mehr vonnöten.

Das Herzstück der Anlage stellte der überdimensionale, tiefblaue und gut vierzig Meter lange Zylinder dar. Er befand sich, fest im Boden verankert, in einem leichten Winkel zur Waagerechten, schräg nach oben weisend. In leuchtend gelber und schwarz umrandeter Schrift prangte das Logo MagPulse3 auf ihm. Aus dem Zylinder, in den die Magie hineingepresst wurde, wurde eine Art feinstofflicher Kolben geschossen, der aus purer und hochkonzentrierter Magie bestand.

Genau vor diesem Kolben befand sich die von elektromagnetischen Kraftfeldern in der richtigen Position gehaltene und frei schwebende Raumkapsel mit dem zu transportierenden Ladegut.

Die eigentliche Puls-Bahn besaß die Form eines gut zweihundertfünfzig Meter langen, schräg nach oben in den Berg hineinführenden Tunnels von gut zwanzig Metern im Durchmesser.

Um diesen technischen Stollen herum befanden sich die ausgeklügelten Systeme der RöKS-Verschleunigung. Sie beinhalteten einen Beschleunigungs- und Verzögerungsbereich – die sogenannte Verschleunigung, gepaart mit einem Raumöffnungs- und Krümmungs-System – kurz RöKS genannt.

Wurde die Ladekapsel von der Magie umhüllt, mitgerissen und in die zweihundertfünfzig Meter lange Röhre hinauskatapultiert, so konnte sie quasi per RöKS-Verschleunigung durch den Raum geschossen werden, um an einem vorherbestimmten Punkt im Weltraum fast schon lichtschnell anzukommen.

Andere Antriebsenergien waren dann nicht mehr vonnöten.

Die Gedanken des Mittdreißigers kehrten zur Magan-Ader zurück.

Sie war ein magischer Fluss, dessen Energie dank Tendyke Industries abgezweigt wurde, ähnlich wie beim Aralsee im Bereich Kasachstan und Usbekistan. Dort wurden die Zuflüsse Amudarja und Syrdarja in Baumwollplantagen umgelenkt, sodass die Flüsse selbst den Aralsee nicht mehr erreichten und dieser austrocknete und somit von der Landkarte verschwand.

Was also trockneten sie hier aus?

Blieb schlussendlich noch der Yupik, der Reinigungsmitarbeiter, der vielleicht mehr wusste, als er bis jetzt durch seine Andeutungen über Kiviuq, dem ewigen Wanderer durch die Arktis, preisgegeben hatte.

Kiviuq, so hatte Jack mittlerweile herausgefunden, war ein ständiger Eskimo-Wanderer*. Es hieß, er lebe noch immer und bestehe irgendwo seine Abenteuer, ja, vielleicht besaß er sogar mehrere Leben, war gar unsterblich. In der Arktis nannten sie ihn Kiviuq. In Grönland kannte man ihn als Qooqa und in Alaska als Qayaq.

Wenn überhaupt, würde der Mitarbeiter erst wieder zur Nachtschicht auftauchen. Sicher war sich Jack da nicht..

Er musste endlich Wellington informieren.

Auch wenn der sich recht resistent gegen Probleme jeglicher, noch dazu mystischer, Art erwies.

Jack lachte freudlos auf. Ein unsterblicher Wanderer. Damit musste er dem Gelackten ja nun wirklich nicht kommen.

Sie benötigten handfeste Beweise. Allerdings nicht einmal, dass der Filet-Raum zwischendurch vollständig mit Eis ausgefüllt gewesen war, hatte den Chef wirklich zuhören lassen.

Auch die gedankliche Frage, welchem Ziel sie die Magie der Ader vorenthielten, hatte der Vorgesetzte nicht ernst genommen. Wellington verglich die Ader mit einem Gebirgsbach: »Da werden in den Tälern Speicherbecken gebaut. Für Trinkwasser, für das Große, Ganze. Völlig egal, ob der Bach dadurch versiegt. Verstehen Sie? Und hier ist es ebenso. Machen Sie sich keine Gedanken um ungelegte Eier. Bringen Sie lieber den MagPulse3 zum Laufen!«

»Was für ein verklumpter Scherbenhaufen.« Ray, von hünenhafter Statur und Jacks rechte Hand, kratzte sich im schwarzen Vollbart.

»Warum hört uns eigentlich niemand zu? Wieso werden unsere Bedenken stets und ständig ignoriert?«

Jack sah in Susans Augen einen Hauch von Feuchtigkeit. Und trotzdem. Er bewunderte die taffe Frau, die hier nicht nur ihren Mann stand, sondern dem sogenannten stärkeren Geschlecht mehr als das Wasser reichen konnte. Wie oft schon hatte sie einem Techniker das Werkzeug aus der Hand genommen und die Arbeiten im Tunnel selbst erledigt. Auf ihrem Gebiet konnte ihr niemand etwas vormachen. Nicht einmal Goldfinger-Resi, der beste Techniker der Anlage.

»In zwei Tagen soll hier alles wieder laufen? Lächerlich!« Sogar die Kopfhaut, die durch Peters schütteres Haar nur unbedeutend überdeckt wurde, leuchtete in knalligem Rot. »Wieso kommt niemand auf die Idee, diese unfähigen, verbohrten und ignoranten Vorgesetzten abzusetzen?«

»Weil eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Darum.« Adam, der kleine schmächtige Ingenieur mit den schwarz gefärbten Haaren, stellte sich unbewusst auf die Zehenspitzen.

»So«, Jack hatte vorsorglich tief Luft geholt und betrachtete nacheinander seine vier Ingenieure, »jetzt kommen wir mal alle wieder runter. Okay? Fassen wir uns an die eigene Nase.«

Peter begehrte abermals auf. »Irgendjemand muss doch unser Dilemma sehen.«

»Wir werden unsere Probleme übermorgen der Geschäftsführung vortragen!« Adam wippte weiter mit den Füßen und sah nun direkt Jack an.

»Und dann? Was dann? Hm?« Der Mittdreißiger schüttelte den Kopf. »Werden sie gütig sein und uns zuhören und auf unsere Weisung hin alle Vorgesetzten austauschen? Funktioniert so ein Weltkonzern?«

»Na, zumindest ein Märchen«, grollte der Hüne mit Grabesstimme.

Die anderen blieben still.

»Die Hierarchie werden wir nicht ändern können.« Jack atmete nochmals durch. »Also widmen wir uns dem, was wir ändern können. Schadensbericht.« Er sah Ray auffordernd an.

»Die Brücke und zwei der Magiespeicher sind hinüber. Da wir noch vier der Speicherglocken auf Lager haben, sollte das kein Problem sein, sie zu wechseln. Bei der Brücke sieht das anders aus. Ob Resi da was in zwei Tagen zaubern kann, müssen wir separat besprechen.«

»Frachtbereich?«

»Alles sauber. Systeme sind okay.« Peter sah nach unten.

Und warum regst du dich dann auf?, dachte Jack, ohne es auszusprechen.

»Zylinder?«

»Ein Teil der zurückgeschleuderten Magie hat den MagPulse getroffen.« Adam wiegte den Kopf hin und her und verzog das Gesicht. Dann rang er sich endlich durch, weiterzureden. »Ich will noch nicht zu viel versprechen, aber wahrscheinlich sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.«

»Tunnel?«

»Tja«, Susan sah etwas hilflos drein. »Der Tunnel hat versagt und auf eine Weise wieder nicht versagt. Die Umhüllung ist intakt, die Systeme haben nichts abbekommen. Diese ... Legierungen sind echt der Hammer. Sie haben sogar die verglühte Ladung unbeschadet ausgehalten.«

»Ich fasse zusammen.« Jack versuchte das Grinsen so gut es ging zu vermeiden. »Wenn wir es recht betrachten, sollten wir bis auf die Brücke bis übermorgen alles wieder hinbekommen.« Er sah seine Leute der Reihe nach an.

Widerwillig nickten sie.

»Ich weiß, dass hier momentan so gut wie nichts in geordneten Bahnen läuft. Vielleicht ergibt sich übermorgen ein Gespräch mit Miss Peters oder Mister Riker. Auf jeden Fall werde ich Wellington jetzt in unseren Verdacht der mysteriösen Sabotage einweihen. Ihr konzentriert euch darauf, die einzelnen Module wieder instand zu setzen. Bis übermorgen sollte und muss alles wieder einsatzbereit sein.« Er sah zu Ray. »Nur über die Brücke müssen wir gesondert sprechen. Die scheint unser Hauptproblem zu sein.«

Der Hüne brummte bestätigend in den Bart.

Klackende Geräusche klangen auf.

»Wir gehen dann mal«, sprachen Adam und Peter und verschwanden.

»Viel Glück«, Susan warf mit der rechten Hand den blonden Pferdeschwanz auf den Rücken, nickte und entfernte sich ebenfalls.

Gemeinsam mit Ray erwartete Jack Blake Wellington.

ebenda

Was waren die Menschen zäh.

Er seufzte in sich hinein. Hatte er etwas anderes erwartet?

Nein. Er kannte sie nur zu gut.

Nun, die hier nicht. Auf seinen Wanderungen war ihm eines ganz klar geworden: Menschen gaben so gut wie niemals auf.

Jetzt war hier endlich alles zerstört. Und zwar ohne menschliche Opfer.

Anstatt schließlich zu kapitulieren, begannen sie den Schaden zu sichten. Schneller als gedacht, hatten sie herausgefunden, dass gar nicht so viel zerstört worden war.

Allerdings schienen sie durchaus uneins. Auch das war ein Markenzeichen. So gut wie jeder Mensch besaß eine eigene Meinung. Die verteidigte er vehement. Und genau da kam die Hierarchie ins Spiel. Denn letztlich entschied sie, was umgesetzt wurde.

Auch hier, in diesem Berg, besaßen die Menschen verschiedene Meinungen, stellten sie aber schlussendlich der Chefentscheidung hintenan.

Sollte er vielleicht hier ansetzen?

Nein! Er war kein Intrigant. Er zerstörte keine Leben oder hetzte sie gegeneinander auf.

Wenn er ehrlich war, so ruhte seine Hoffnung auf diesem Jack. Der kam ihm tatsächlich langsam auf die Spur. Der zog die richtigen Schlüsse!

Jack war anders. Offener im Denken. Er schloss nichts aus, ließ alles zu. Er studierte die Gebräuche des Landes, die Legenden und führte auch die Tochter auf diesen Weg.

Nur seinetwegen hatte er eine Ausnahme gemacht und sich ihm als Reinigungsmitarbeiter zu erkennen gegeben und gleichzeitig ein paar Denkanstöße mitgeliefert. Allerdings stand Jack in der Hierarchie nicht so hoch, als dass er wirklich etwas bewegen oder besser abwenden konnte.

Die Menschen hier begannen bereits mit der Reparatur. Und zwar sehr konsequent, ja, fast verbissen. Die Gruppe schien trotz aller Meinungsverschiedenheiten eine eingeschworene Gemeinschaft.

Just in diesem Moment tauchte der Vorgesetzte auf.

Er war gespannt, was folgen würde. Konnte Jack ihn überzeugen?

»Ich verlasse mich auf Sie alle«, sprach der Mensch im Anzug mit den schwarzen und nach hinten gegelten Haaren. Die Lackschuhe glänzten im Schein der Lampen.

Der smarte Mensch konnte nicht stillhalten. Abwechselnd ballte er die Finger zusammen und spreizte sie augenblicklich wieder.

Im Gegensatz zu diesem Jack. Der stand ganz ruhig da, obwohl es in ihm brodelte.

»Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Der Mittdreißiger setzte sich in Bewegung und wechselte in den sogenannten Filet-Raum. Dort angekommen ergriff er erneut das Wort. »Bitte beantworten Sie meine Fragen mit Ja oder Nein.«

»Was soll das?«, ereiferte sich der Vorgesetzte und trippelte mit den Lackschuhen auf der Stelle.

Jack wies auf die Ader. »Ist das hier Magie?«

»Magie, Magie«, unterbrach ihn der Anzugträger, »völlig egal, was das ist. Magie oder Energie – Hauptsache dieser, dieser«, nun ruderte er mit den Armen, »Fluss treibt den MagPulse3 an.«

»Können Sie sich diese Magie oder Energie erklären?«

Der smarte Mensch wand sich. »Das muss ich nicht. Wichtig ist, dass es funktioniert.«

»Haben Sie kein wissenschaftliches Interesse?«, fragte Jack, halb lauernd, halb knurrend.

»Ich bin Manager! Ich halte diesen Laden zusammen, wenn Sie es schon nicht tun. Also halten Sie sich an die Anweisungen und sind bis übermorgen fertig!«

Jack ließ nicht locker. »Der MagPulse3 hat bis zur Katastrophe funktioniert?«

»Natürlich.«

»Und jetzt, nach der Erprobungsphase nicht mehr?«

»Das sehen Sie ja.«

»Was ist«, und nun wurde Jacks Blick noch eine Spur lauernder, »wenn ich Ihnen sage, dass die Anlage manipuliert wird.«

Blake Wellington stand still. Er vergaß zu tänzeln, er vergaß ebenso die Finger zu spreizen. »Was?«, krächzte er.

»Wir vermuten, dass es Sabotage ist. Dass jemand gezielt will, dass die Anlage nicht funktioniert.«

»Wer«, keuchte Wellington.

Jack antwortete nicht sofort.

»Nein!« Der Anzugträger schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Kommen Sie mir jetzt nicht mit ... mit Außerirdischen! Vielleicht auch noch mit Unsichtbaren?« Er lachte hysterisch.

»So ähnlich.« Jacks Stimme klang resigniert. »Wir vermuten, dass der Saboteur vielleicht nicht ganz menschlich ist.«

»Nicht ganz.« Wellington nickte. »Verstehe. Nicht menschlich.«

»Wir vermuten eine einheimische Legende.«

»Sie vermuten.« Der Anzugträger nickte weiter. Im Gesicht arbeitete es.

»Sie nennen ihn den Wanderer.«

Wellington sprang Jack an. Kurz vor dem Teamleiter kam er zum Stehen. Ihre Nasen berührten sich fast. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Mann!« Die Stimme des Vorgesetzten überschlug sich fast. »Sie sind der Einzige, der sich hier umfassend mit der Materie auskennt. Ich brauche Sie. Sonst, sonst ...«, er wiegte mehrmals den Kopf hin und her, »sonst hätte ich Sie schon längst gefeuert!«

»Warum sollte es keinen Wanderer geben?«, konterte Jack gelassen.

So benahm sich nur ein Mensch, der abgeschlossen hatte. Der sich in sein Schicksal fügte. Ganz egal, wie es aussah.

»Gut.« Wellington nickte. »Gut. Die Beweise. Wo sind die Beweise.«

»Das Eis.«

»Zufall. Weiter.«

»Ein Einheimischer aus dem Reinigungsteam brachte uns auf die Frage, von was wir die Magie abzweigen. Sie muss ja für etwas bestimmt sein.«

»Sie ... Sie glauben einem Kloputzer?« Der Anzugträger war einen Schritt nach hinten getreten. »Noch dazu einem Fleischfresser? Sind Sie noch ganz dicht, Mann?«

»Ein Yupik«, korrigierte ihn Jack. »Man sollte Legenden durchaus ernst nehmen.« Er schluckte, atmete tief ein und aus und fuhr fort, bevor sein Gegenüber antworten konnte. »Stoppen Sie den Besuch der Geschäftsführung, oder lassen Sie uns mit der Leitung über die Zustände hier sprechen.«

»Sind Sie noch ganz bei Trost? Einen Teufel werde ich tun! Die Geschäftsführung will, dass alles läuft. Und das wird es auch. Verstanden? Und ein Yupik. Was ist das überhaupt? Ein Yeti?« Wellington winkte ab. »Ich will bis morgen Erfolge sehen. Oder einen Schuldigen. Können Sie nicht liefern, dann«, er winkte ab, »dann sind Sie doch draußen. Dann können Sie von mir aus zur Konkurrenz wandern! Haben wir uns verstanden?«

»Sicher.« Jack stand noch immer unbeweglich da.

Wellington entfernte sich hastig, fast fluchtartig.

Jetzt tat ihm der Teamleiter leid. Das schien ein ganz passabler Kerl zu sein.

Quatsch! Was dachte er denn da. Die Ader war wichtig. Sie erfüllte eine Funktion. Deswegen war er hier. Nicht, um einen temporären Gefährten zu finden.

Er war froh, dass wenigstens die Ladung und noch mehr die Brücke von der Ader zu den Speichern völlig zerstört worden war. Vielleicht brachen sie dadurch hier wirklich die Iglus ab.

Danach konnte er sich Jack und dessen Tochter noch immer offenbaren.

Wie er die Menschen kannte, die fanden immer eine Lösung für ein scheinbar unlösbares Problem. Was also musste sein nächster Schritt sein?

USA, El Paso, Texas, Headquarter Tendyke Industries

»Zum Augenblicke dürft ich sagen, verweile doch, du bist so schön«, zitierte Nicole aus Goethes Faust, stellte das Sektglas auf das Tischchen und dehnte sich hüllenlos vor dem geöffneten Fenster. »So viel dienstbeflissenes Personal. Kein Wunsch bleibt offen. So macht das süße Leben Spaß. So könnte es immer sein.«

»Ich finde es ziemlich dekadent. Außerdem könnte dich jetzt jemand sehen ...«