Wenn ich bei dir bin - Linn Ullmann - E-Book

Wenn ich bei dir bin E-Book

Linn Ullmann

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Beschreibung

In Oslo, in einer warmen Sommernacht tanzen Martin und Stella auf dem Dach eines neunstöckigen Hauses, fordern sich gegenseitig heraus, balancieren auf der Kante. Kurz liegen sie sich in den Armen, dann fällt Stella – hat ihr Mann versucht, sie zu halten, oder hat er sie gestoßen? Aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt Linn Ullmann die Geschichte der rätselhaften Stella, lässt Augenzeugen, Stellas Töchter, einen alten Freund und die ermittelnde Polizistin zu Wort kommen und flicht Träume, Erinnerungen und Legenden mit ein in diesen magischen Roman über die Liebe und das Leben.

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Seitenzahl: 293

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In einer warmen Osloer Sommernacht balancieren ein Mann und eine Frau auf dem Dach eines Stadthauses, sie tanzen gefährlich nahe am Abgrund. Stella und Martin sind seit zehn Jahren zusammen, sie spielen gern und oft riskante Spiele. Doch nun stürzt Stella plötzlich in die Tiefe – hat Martin sie gestoßen, oder ist Stella gesprungen? Bei ihren Nachforschungen erfährt Corinne einiges aus Stellas und Martins Leben, aber der Tathergang, Stellas Sturz in die Tiefe, bleibt im Dunkeln. Dafür erzählen die Befragten umso mehr von ihren eigenen Sorgen und Träumen, ihrer Vergangenheit, und auch Stella selbst kommt zu Wort. Aus all den Erinnerungen und Geschichten erschließt sich allmählich das reiche und fragile Leben einer Frau am Abgrund – wie die unstillbare Sehnsucht des Menschen nach Nähe und Zärtlichkeit.

LINN ULLMANN wurde 1966 in Oslo geboren. Sie studierte Englische Literatur an der New York University und kehrte nach zehn Jahren 1990 nach Oslo zurück, wo sie sich als Literaturkritikerin und Kolumnistin bei den norwegischen Zeitungen »Dagbladet« und »Aftenposten« einen Namen machte. 1998 veröffentlichte Linn Ullmann ihren ersten Roman »Die Lügnerin«, der sie berühmt machte und in 30 Sprachen übersetzt wurde. Seither hat sie vier weitere Romane publiziert, die alle internationale Erfolge waren, und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Linn Ullmann lebt mit ihrer Familie in Oslo.

Inhaltsverzeichnis

Über die AutorinVIDEOAUFNAHME: STELLA & MARTIN, HAUS IN DAMEFALLENE - 27.08.00, 03.25 UHR[I] FALL
ALMA BLOM, ZEUGINCORINNEAMANDAAXELAMANDAAXELAMANDAAXELAMANDAAXELAMANDAAXELAMANDAAXELAMANDA
[II] FALL
FREDERIKKE MOLL, ZEUGINCORINNEVIDEOAUFNAHME: STELLA & MARTIN, HAUS IN DAMEFALLENE - 27.08.00, 03.50 UHRCORINNEAMANDACORINNEAMANDACORINNEAMANDACORINNEVIDEOAUFNAHME: STELLA & MARTIN, HAUS IN DAMEFALLENE - 27.08.00, 04.30 UHRCORINNE
[III] FALL
STELLA
[IV] FALL
ELLA DALBY, ZEUGINAXELAMANDAAXELAMANDACORINNEVIDEOAUFNAHME: STELLA & MARTIN, HAUS IN DAMEFALLENE - 27.08.00, 05.55 UHR
[V] FALL
STELLA
Copyright

VIDEOAUFNAHME: STELLA & MARTIN HAUS IN DAMEFALLENE

27.08.00, 03.25 UHR

MARTIN: Um mit dem Anfang anzufangen: Es ist Sommer, bald Herbst, Nacht und sternenklar in der großen kleinen Stadt. Es ist die Stunde zwischen drei und vier. Auf dem Dachboden liegt der Klempner in seinem Bett und schnarcht. In der Küche läuft das Radio, leise, um niemanden zu wecken. Dies ist Stella by Starlight. Die Hitze nach einem heißen Tag und die Hitze vor einem heißen Tag. Alle im Haus schlafen. Psst, seien Sie still. Die Kinder schlafen. Die Kinder träumen. Nur Sie und ich, wir sind wach.

STELLA: Martin.

MARTIN: Ja?

STELLA: Ich will dir was erzählen.

MARTIN: Hören Sie nur! Stella will mir was erzählen.

STELLA: Sei nicht albern, Martin.

MARTIN: Gefällt es dir nicht, wenn ich albern bin?

STELLA: Nein.

MARTIN: Wir sollen nicht spielen wie sonst immer?

STELLA: Nein.

MARTIN: Du willst, dass wir richtig hundert Prozent ernst sind?

STELLA: Ja.

MARTIN: Dies ist Stella. Meine Frau. Stella trägt, wie Sie sehen können, einen durchsichtigen, roten Morgenmantel aus Seide. Wollen Sie, dass ich näher rangehe? Wollen Sie ihr Gesicht sehen? Dies ist Stellas Gesicht, nicht gerade schön vielleicht, aber ...

STELLA: Nicht schön?

MARTIN: Doch, schöner als schön. Genau das wollte ich damit sagen. Nicht modelschön, nicht so geradeheraus schön, sondern schöner als schön. Was wolltest du mir erzählen, Stella?

STELLA: Ich wäre lieber modelschön. Schöner als schön besagt gar nichts.

MARTIN: Doch, doch. Es besagt, dass ich dich liebe. Du unterbrichst die Aufnahme.

MARTIN: Haben Sie sich ihr Gesicht genau angesehen? Was habe ich gesagt? Schöner als schön, nicht wahr? Jetzt bewege ich mich nach unten. Das ist ihr Hals, ein langer, weißer Balletttänzerinnenhals, mit deutlich sichtbarem Schlüsselbein, es war das Schlüsselbein, in das ich mich zuerst verliebt habe. Und die Brüste natürlich. Die können Sie jetzt nicht sehen, denn sie hat gerade die Arme vor dem Körper verschränkt, den Kopf schief gelegt und sieht ein wenig genervt aus. Machen Sie sich nichts draus, sie posiert nur. Sie steht gerne im Zentrum des Geschehens. Ich liebe vor allem ihren Bauch, normalerweise zieht sie ihn ein, schafft es aber nicht ganz, er wölbt sich ein wenig, und das gefällt mir, sie ist nicht dick, von ihren Freundinnen wird sie eher als mager beschrieben, weil sie so groß ist, aber einen Bauch hat sie, er wölbt sich, und den obersten Knopf ihrer Jeans macht sie nie zu, was ich herrlich finde, denn dann muss ich einen Knopf weniger aufmachen, wenn ich sie ausziehen will. Und hier, lasse ich den Blick weiter sinken und spreizt sie die Beine ein wenig, können Sie ihre Muschi sehen, hellrot wie eine nicht ganz reife Tomate, und spreizt sie die Beine noch etwas mehr, kann ich Sie mitnehmen in sie hinein, in ihr hinauf, denn unter dem Morgenmantel ist sie nackt, und es gibt auf der ganzen Welt kein herrlicheres Land. Aber sie spreizt die Beine nicht noch etwas mehr, deshalb bewegen wir uns stattdessen weiter nach unten, so dass Sie die schönsten Füße Skandinaviens sehen können. Hier sind sie. Größe neununddreißigeinhalb. Rote Sandalen. Burgunderrote Nägel. Zehn Zehen, die ich gerne abschneiden und jeden Abend zum Dessert verspeisen würde, ungezuckert.

STELLA: Martin.

MARTIN: Ja?

STELLA: Warum machen wir das jetzt?

MARTIN: Warum nicht?

STELLA: Weil ich mit dir reden will.

MARTIN: Ich dachte, du wolltest schlafen.

STELLA: Nein ...

MARTIN: Dann sollten wir weitermachen, finde ich. Jetzt habe ich die Kamera geholt, du bist hier, ich bin hier.

STELLA: Aber dann müssen wir es richtig machen.

MARTIN: Ihm ist es bestimmt egal, wie wir es machen.

STELLA: Wie hieß er noch mal?

MARTIN: Wer?

STELLA: Der Versicherungsvertreter? Wie hieß er noch mal?

MARTIN: Ich weiß nicht. Hab’s vergessen.

STELLA: Wie hieß er noch mal ... Weg mit der Kamera, Martin! Filme mich nicht! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich für mich ... mein Schlüsselbein, meine Muschi und meine Zehen interessiert.

MARTIN: Er hat gesagt »alles Wertvolle«, oder? »Alles Wertvolle«, hat er gesagt ... Also, dies ist unser Haus. Dies ist unser Leben ...

STELLA: Schweif nicht ab.

MARTIN: ... Unterbrich mich jetzt nicht, Stella ... Es ist Sommer, bald Herbst, Nacht und sternenklar in der großen kleinen Stadt. Wir haben den 27. August im Jahr 2000. Dies ist unser Haus, und dies ist unser Wohnzimmer. Dies ist unser Sofa ... Steh auf, Stella. Ich will das Sofa filmen ... und dies ist unser Sofa. Es ist avokadogrün, weich, italienisches Design. Zehn Jahre alt, aber in gutem Zustand. Ich glaube ganz bestimmt, dass wir noch fünfzehntausend Kronen dafür bekommen würden.

STELLA: Pöhh.

MARTIN: Pöhh?

STELLA: Fünfzehntausend Kronen für ein zehn Jahre altes Sofa, das glaubt er dir nicht ... Wie hieß er noch mal ... ? Das glaubt dir die Versicherungsgesellschaft nicht, Martin. Du träumst.

MARTIN: Ja, und ob ich das tue. Ich träume! Das ist der Grund, weshalb wir nachts nicht wie andere Leute schlafen.

STELLA: Was weißt du von anderen Leuten?

MARTIN: Dies ist unser Sofa, unser avokadogrünes, italienisches Sofa, klein und fein, ein Kuss von einem Sofa, und einmal vor langer Zeit hat es ein Vermögen gekostet. Brennt das Haus ab, werden wir das Sofa am meisten vermissen. Verstehen Sie das? Mit diesem Sofa hat alles angefangen.

STELLA: Am meisten werden wir die Kinder vermissen.

MARTIN: Was?

STELLA: Wenn das Haus abbrennt, werden wir die Kinder am meisten vermissen.

MARTIN: Tja, wer weiß? Als Mutter bist du wohl verpflichtet ... Aber ich rede von unseren Sachen, Stella. Ich rede von Sachen, nicht von Kindern. Außerdem gehe ich davon aus, dass die Kinder gerettet werden und nicht verbrennen.

STELLA: Ich wollte nur hören, dass du das sagst.

MARTIN: Was denn?

STELLA: Dass niemand von uns verbrennt. Dass am Ende alles gut ausgeht.

MARTIN: Am Ende geht alles gut aus.

STELLA :Schön.

MARTIN: Was wolltest du mir erzählen, Stella?

[I] FALL

ALMA BLOMZEUGIN

Ich habe zwei große Ohren.

Ich habe zwei große Ohren, sie sehen aus wie italienische Portale, aber ich brauche sie nicht mehr. Zuerst bin ich auf dem einen Ohr taub geworden, dann auf dem anderen. Es gibt Schlimmeres.

Ich habe das Strickzeug in die Tasche gesteckt, den Kopf in den Nacken gelegt und nach oben geschaut. Sie erinnerten an Puppen, dort oben auf dem Dach. Er mit bibelschwarzem Schopf und sie mit gelbrotem Kleid. Vor und zurück am Abgrund. Trippel, trippel, trippel. Ich rief ihnen zu, sie sollten schleunigst runterkommen. Es gibt viele Arten zu sterben, aber man muss dabei niemandem auf den Kopf fallen. Als Fußgänger sollte man gegen dergleichen versichert sein. Und dann blieben sie stehen, sahen hinunter. Oh, oh, oh, ihnen muss schwindlig geworden sein. Und dann umarmten sie sich. Wobei, Umarmung? Es sah eher aus wie Gerangel, wenn Sie mich fragen. Sie sträubte sich, und er hielt sie fest. Oder er sträubte sich, und sie hielt ihn fest. Dann kam es, wie es kam: Sie strauchelte und fiel. Oder er schubste sie, und sie fiel. Was genau passiert ist, ist schwer zu sagen. Sicher ist nur, dass sie fiel. Ich spürte den Sog. Einmal habe ich geglaubt zu sehen, wie ein Flugzeug vom Himmel fällt. Damals habe ich den gleichen Sog gespürt. Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall. Einen Moment lang vergaß ich, dass ich taub bin.

CORINNE

Neulich nachts in der Straßenbahn fiel mein Blick plötzlich auf einen Mann, den ich zu kennen glaubte. Er saß ganz still ein paar Sitze vor mir und sah aus dem Fenster. Draußen gab es nicht viel zu sehen, die Straßen waren menschenleer, es war dunkel und nasskalt, nur gelegentlich rauschte ein Auto vorbei. Keine Fußgänger. Nur abwechselnd Schnee und Regen und das weiße, feuchte Licht der Straßenlaternen.

Zuerst sah ich ihn von hinten: Er trug eine braune Lederjacke, seine Haare waren dicht und schwarz, ein schöner Mann, dachte ich, einer, der aufrecht geht, ohne zu straucheln. Einen Augenblick lang glaubte ich, auf dem Sitz neben ihm säße ein kleines, rot gekleidetes Mädchen, aber dann schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Hier war kein Kind. Das fehlte noch, bei diesem Wetter und zu dieser Tageszeit. In der Straßenbahn waren nur er und ich, und der Fahrer natürlich. Der Mann stand auf und ging zur vorderen Tür. Wir näherten uns einer Haltestelle.

»Martin Vold«, rief ich leise. »Sind Sie es?«

Der Mann drehte sich um. Es war ein fremdes Gesicht. Ich sah zwei kleine, grüne Augen und eine Narbe auf dem Kinn.

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