Tobaksplitter - Ingo S. Anders - E-Book

Tobaksplitter E-Book

Ingo S. Anders

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Beschreibung

Erinnerungssplitter, die harter Tobak sind. Texte zum Lachen und zum Weinen. Entstanden über Jahre, gesammelt in einem Band voller kurzer Geschichten, die eine sehr persönliche Reise in die Welt des Autors erlauben. Erfahrungen in der Psychiatrie, Identitätssuche und Entschluss zur Geschlechtsangleichung sowie Kindheitserinnerungen sind hier vereint. Kurz gesagt: Alles das, was der liebe Gott verboten hat, wenn man ihn fragt, wie man sein erstes Buch gestalten sollte.

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Seitenzahl: 119

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Buchbeschreibung:

Von der Psychiatrie durch menschliche Abgründe über Transsexualität bis hin zu Kindheitserinnerungen: Durch diese Sammlung kurzer Geschichten zieht sich ein roter Faden. Je mehr man von ihnen liest, desto näher kommt man dem Wesen des Autors. Diese Texte und Fragmente, ob erfunden oder wahr, sind nicht stromlinienförmig, sie sind nicht artig, sondern eigen und auf ihre Art anders.

Splitter für Splitter zeigen sie ein Bild von Ingo S. Anders.

»Das ist harter Tobak! « – Ingos Testleser.

»Ich habe gelacht und geweint.« – Ingos Testleserin.

»Ich bin froh, dass Du Dich entschieden hast, die Texte zu veröffentlichen. Ich bin der Meinung, dass die Welt so was braucht. Gerade jetzt.« – Ingos Lektorin.

»Nichts für schwache Nerven!« – Ingo selbst.

Über den Autor:

Ingo S. Anders – der Name ist Programm. Ingo schreibt anders. Mal hart, mal zart, oft queer, meist kurz. Und immer aus dem Bauch raus.

Mit »Freiwillig schwul werden?« erreichte er beim Berliner Literaturpreis Wortrandale 2020 in der Sparte Queer die Longlist.

In seiner Freizeit singt und tanzt Ingo gern.

Gewidmet meinem Vater,

der nach viel zu langem Schweigen und mit

durch moderne Technologie sichtbar gemachten

Knoten im Kopf an Kehlkopfkrebs verstarb,

und

meiner Mutter,

die durch dick und dünn zu mir hält.

Und meinen Freunden, wer auch immer sich

dazuzählen mag.

INHALTSVERZEICHNIS

Erinnerungssplitter

Ein bunter Vogel

Irre gesund

Irre gesund–wie es hätte laufen können

Sex mit der Tentakelkönigin

NL-Zombie

Kniffelig

Patient stark wahnhaft

Polymorph pervers

Herbstsonate

Für immer

Vertrau mir ...

Über das Danach

Ein echter Kerl

Mein Geheimnis

Erkenntnis

Herr Otto Mayer

Therapie

Das Ende einer Männerfreundschaft

Traumhaft

Freiwillig schwul werden?

Eine ganz normale Mastekparty

Kinderkram

Die Hand ausgerutscht

Vom Radfahren

Mein Papa, der Mörder

Zehnfingerschreiben

Tschüss.

Geschafft!

Danke

ERINNERUNGSSPLITTER

Diese Erinnerungssplitter habe ich mir alle einzeln, einen nach dem anderen, vorsichtig aus dem Herzen gezogen, um meinen Schmerz zu lindern. Der eine oder andere mag noch etwas blutig glänzen.

Es fing damit an, dass meine Mutter ungefragt eine Hausaufgabe von mir an unsere Tageszeitung schickte. Verlangt war ein Aufsatz über den Weihnachtsmann, den wir in der dritten Klasse während der Ferien schreiben sollten. Kaum jemand außer mir hatte daran gedacht. Ich hatte voller Leidenschaft über fünf Seiten meines Schreibheftes vollgekritzelt und von Elfen, Rentieren, Wichteln und dem Weihnachtsmann erzählt. Irgendwas hatte ich wohl falsch gemacht, denn die Lehrerin sagte, ich hätte das aus einem Buch abgeschrieben und weigerte sich partout, meine Leistung anzuerkennen. So war es schon gewesen, als ich in der ersten Klasse so flüssig hatte lesen können, dass sie meinte, ich hätte die Geschichte bereits oft genug vorgelesen bekommen, dass ich sie auswendig wüsste. Dabei liegt gerade im Auswendiglernen eine meiner Schwächen, wie sich heute noch in meiner mangelnden Beherrschung des Einmaleins zeigt.

Als ein knappes Jahr später meine Geschichte in der Zeitung gedruckt war, konnte ich nichts damit anfangen. Die Schmach saß zu tief. Erst gut zwanzig Jahre später veröffentlichte ich wieder eine Geschichte in einer Zeitung.

Von beiden besitze ich kein Belegexemplar. Ich konnte mein Schreibtalent viel zu lange nicht wertschätzen, weil ich glaubte, es könne nur gut sein und Lob verdient haben, was Mühe kostet. Deshalb ist es gut möglich, dass ich nun ins andere Extrem verfallen bin und mir mit dieser Zusammenstellung meiner frühen Werke zu wenig Mühe gegeben habe. Wenn ich die Erwartungen niedrig halte, ist es leichter, sie zu übertreffen. Hoffentlich ist es jetzt nicht zu spät, mein Licht unter den Scheffel zu stellen.

Im Übrigen, Mama, bin ich manchmal immer noch stinkwütend, weshalb ich um Nachsicht hinsichtlich möglicherweise durchscheinender Rachegelüste bitte. Auch diese gehören zur menschlichen Bandbreite.

EIN BUNTER VOGEL

»Nein, das können Sie nicht.«

»Wieso?«

»Wenn Sie ein Buch schreiben wollen, dann müssen Sie was erlebt haben. Und das auch verarbeitet haben.« Die Bewegungstherapeutin sah mich eindringlich an.

Ich hatte langsam genug davon, dass mir andere sagten, was ich konnte und was nicht.

»Machen Sie es lieber andersherum. Gehen Sie erst mal arbeiten. Ein Buch schreiben können Sie danach immer noch.«

»Essen Sie immer zuerst das, was Sie nicht mögen und heben sich das Beste für den Schluss auf? Früher habe ich das gemacht, ja. Ich musste aufessen. Aber ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass das, was vorher so verlockend aussieht, nachher kalt ist und überhaupt nicht mehr schmeckt. Dann stopft man es lustlos in sich hinein, obwohl man eigentlich schon satt ist.«

Sie wirkte jetzt nachdenklich und der Psychiater nickte.

»Meine Krankheit war nicht umsonst. Ich habe etwas daraus gelernt.«

Das letzte halbe Jahr hatte ich damit verbracht, mich dazu zu entschließen, wie es beruflich mit mir weitergehen sollte. Bereits während der Ergotherapie hatte ich damit begonnen, einen Roman zu schreiben. Die Entscheidung war längst gefallen. Nur deshalb hatte ich meine Therapiegruppe überhaupt darin eingeweiht, dass ich vorhatte, zunächst dieses Buch zu Ende zu schreiben und danach weiterzusehen.

Wollen wir doch mal sehen, was ich noch kann.

IRRE GESUND

Ich onanierte. Nackt lag ich mit dem Rücken auf den kalten Fliesen. Das Badezimmer wurde durch die Lampen zu beiden Seiten des Spiegels beleuchtet. So bot mir die weiß gestrichene Decke einen angenehm reizlosen Anblick. Die Tür war geschlossen. Das laute Schnarchen meiner beiden Bettnachbarn war kaum noch zu hören. Mehr Privatsphäre bekam ich hier leider nicht.

Ich konnte nicht schlafen.

Meine Gedanken rasten wie verrückt. Aufräumen hatte keine Ordnung da rein gebracht. Deshalb lag ich hier und tat, was ich tat. Es war die wirksamste Entspannungsmethode, die ich kannte.

Plötzlich bewegte sich die Klinke und die Tür öffnete sich.

»Oh nein.« Das Gesicht wandte sich sofort ab und eine Hand tastete nach dem Lichtschalter.

Dunkelheit. Mein Herz stand still. Ich setzte mich auf, streckte meine Hand aus, fand den Schalter und es wurde hell. Das gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Kontrolle.

»Stehen Sie bitte auf und ziehen Sie sich an.«

Das Licht ging wieder aus.

Was sollte das? Was wollte dieser Mann von mir?

Er trat einen Schritt auf mich zu, griff mich hart am Arm und zerrte daran.

Es tat weh. Ich gab nach.

»Anziehen.«

Ich gehorchte. Der Schlüpfer lag nicht weit. Schnell stieg ich hinein, zog ihn hoch und sah den Eindringling an.

Er zeigte auf das Bett, das irgendwo im Dunkel des Mehrbettzimmers stand. »Legen Sie sich hin und versuchen Sie zu schlafen.«

»Nein.«

»Herr Anders!« Er packte mich wieder und versuchte, mich aus dem Badezimmer zu ziehen.

Ich stemmte die Füße in den Boden und hielt mich am Türrahmen fest.

Er löste gewaltsam meine Finger und erhöhte den Druck.

»Nein!« Ich schrie.

Ich erinnere mich nicht daran, aber man sagt, ich hätte den Pfleger gebissen.

Ganz deutlich habe ich vor Augen, wie ich im Flur gegenüber der Medikamentenausgabe im Bett saß, die Füße fest angebunden und mit den Beinen strampelte, an den Fesseln rüttelte. Umringt von fremden Menschen, die mich anstarrten.

Ich schrie und spuckte links und rechts auf den Boden.

Eine Frau in weißem Kittel hielt eine Spritze in der Hand und bot mir an, ich dürfe wählen: »Freiwillig« eine unbekannte Flüssigkeit aus einem kleinen Plastikbecher trinken oder die Spritze?

Ich entschied mich für den Becher und schluckte den Rest meiner Menschenwürde herunter. Es brannte in meinem Rachen wie Feuer.

Als ich erwachte, fand ich an Armen und Beinen breite weiße Manschetten. Mein Bett stand in einem Einzelzimmer. Durch das vergitterte Fenster schien die Sonne.

Zehn Tage später.

Die Ärztin lehnte sich vor mir an der gelben Wand an. Ihre Hände versteckte sie hinter sich, der Kittel stand offen.

»Seit Sie die Tabletten regelmäßig einnehmen, geht es Ihnen deutlich besser.« Sie lächelte und mir fielen die Lachfältchen an ihren Augen auf.

Skeptisch sah ich sie an. Ich wusste, dass diese Pillen Gift für mein Gehirn waren. Aber da ich mich hier in einem Krankenhaus in der geschlossenen Psychiatrie befand, und diese Leute fest an deren Wirksamkeit glaubten, führte nach mehreren erfolglosen Fluchtversuchen kein Weg an einer Kooperation vorbei.

»Was habe ich denn nun?«

»Ich sagte Ihnen bereits, dass Sie eine akute Psychose haben.«

So nannten sie mein Verhalten, ohne zu wissen, warum ich es gezeigt hatte. Das MRT hatte nichts ergeben. Ein Schatten auf den Bildern konnte auf eine Veränderung des Hirngewebes oder auf einen Gerätefehler hindeuten.

»Herr Anders, Ihre Erkrankung nennt man eine schizoaffektive Störung.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Das ist eine unheilbare, Entschuldigung, eine chronische Krankheit.«

»Nein, das kann nicht sein. Ich war depressiv und von mir aus bin ich auch manisch, aber schizo bin ich nicht!« Ich war doch nicht verrückt!

»Herr Anders. Sie glaubten sich im Jenseits. Sie glaubten sich in einer Meditation. Sie wollten die Realität, dass Sie sich im Krankenhaus befinden, nicht akzeptieren.«

Ich nickte vorsichtshalber.

»Dann haben Sie in der Visite erzählt, Sie seien schwanger, wollten auf die Wöchnerinnen-Station verlegt werden und verlangten die Untersuchung einer Urinprobe, um Ihre Behauptung zu untermauern.«

In meinen Wangen stieg Hitze auf, schnell blickte ich zu Boden.

Einer meiner früheren Fluchtversuche war gewesen, mich in den Schrank zu stellen in der Hoffnung, ich käme wie in der Geschichte meiner Freundin in einem anderen Schrank heraus und so in Freiheit.

Magisch angezogen hatte mich bei meinen Spaziergängen im Flur – nach draußen durfte ich nur in Begleitung – der kleine rote Kasten an der Wand mit dem schwarzen Knopf hinter Glas. Dem Impuls, Feueralarm auszulösen, hatte ich mehrmals erfolgreich widerstanden. Ich war nicht vollständig überzeugt davon gewesen, dass mich wirklich jemand retten käme. Wahrscheinlicher war, dass man mich für einen Irren halten und mir den Einsatz in Rechnung stellen würde. Außerdem hätte ich dazu die Scheibe einschlagen müssen und wollte mich nicht an den Scherben verletzen.

»Das sind alles deutliche Hinweise auf Wahnvorstellungen«, dozierte sie weiter. »Dazu kommt, dass Sie die Krawatte meines Kollegen lila sahen. Das war eine optische Halluzination.«

Lila. Die Vereinigung aus Blau, Männlichkeit, und Rot, Weiblichkeit, zu einer harmonischen Einheit. Hätte ich nicht bei der Ergotherapie das Knetmännchen mit der lila Krawatte versehen und laut gesagt, das wäre jetzt der Oberarzt, wäre niemandem etwas aufgefallen. Auf die Frage des Therapeuten hin hatte ich erklärt, wie mutig ich es fand, als Mann in leitender Position mit lila Krawatte aufzutreten. Es machte mich sehr nachdenklich, dass keinem der anderen dieses Detail aufgefallen war. Was, wenn sie recht hatten und ich tatsächlich Dinge sah, die es nicht gab? Vermutlich eine Nebenwirkung der Medikamente.

»Das alles sind Merkmale, die auf Schizophrenie hindeuten. In Verbindung mit Ihren extremen Stimmungsschwankungen, wie sie auch bipolare Patienten haben, führt das zur Diagnose schizoaffektive Störung.«

»Ich hatte einfach nur Angst«, versuchte ich es kleinzureden.

»Gegen die Panikattacken haben die Tabletten ja auch geholfen.« Sie lächelte.

Ich sah weg. Bevor ich in der Klinik eingesperrt und zwangsbehandelt wurde, hatte ich keinen Grund zu Misstrauen gehabt und daher auch keine Ängste. Nur ein einziges Mal in meinem Leben hatte ich ein vergleichbares Angstgefühl gehabt und das war während eines Raubüberfalls, bei dem ich gefesselt worden war. Damals hatte die Angst vor einer Wiederholung bis ein halbes Jahr danach angehalten.

Mir war unerklärlich, warum Menschen, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, anderen zu helfen, mir so etwas angetan hatten. Man hätte einfach mit mir reden können oder wenigstens so tun, als hörte man mir zu.

Wichtiger war jetzt aber, meine Ärztin durch gepflegte Konversation von meiner klaren Geistesverfassung zu überzeugen. Ich sah sie an und nahm noch einmal Bezug auf die Diagnose, die sie bereits zweimal geändert hatte, was ich nicht sehr vertrauenserweckend fand. »Warum sind Sie sich jetzt so sicher?«

»Die Wirksamkeit der Medikamente bestätigt die Diagnose.«

IRRE GESUND – WIE ES HÄTTE LAUFEN KÖNNEN

Dieselbe Ausgangssituation. Ich onanierte, der Pfleger störte mich dabei. Das Licht ging aus, an und wieder aus.

»Stehen Sie bitte auf und ziehen Sie sich an.«

Ich blickte umher. Während ich versuchte, mit dem Satz etwas anzufangen, schossen Gedankenfetzen durch meinen Schädel. Ich sah meinen Bettnachbarn vor mir, wie er mir wild gestikulierend erklärt hatte, wo im Badezimmer ich meine Sachen unterbringen durfte und wo sein Bereich sei. Jetzt lag alles durcheinander auf dem Fußboden.

»Schauen Sie mal, das da sieht aus wie Ihre Unterhose«, sagte der Pfleger leise, »ziehen Sie die bitte an.«

Ich sah ihn mit großen Augen an, tat aber, wie mir geheißen.

»Sehr schön, Herr Anders, und jetzt legen Sie sich wieder ins Bett.« Sein Arm wies darauf.

Ich schüttelte wild den Kopf.

»Wollen Sie denn gar nicht schlafen«, fragte er, »oder können Sie nicht?«

Ich nickte nur.

»Na, dann kommen Sie mal mit«, forderte er mich auf. »Aber leise. Und ziehen Sie sich bitte an.«

Schweigend kleidete ich mich an und folgte ihm, heraus aus dem dunklen Dreibettzimmer, über den taghell beleuchteten Flur. An der Wand hing an einer Schnur ein Feuerzeug. Daher kam also das Klicken, das ich gehört hatte. Es roch nach dem Rauch einer Zigarette, die sich eben jemand angesteckt haben musste. Es waren also noch mehr Leute wach. Auf der Schwelle zum Dienstzimmer blieb ich stehen.

»Kommen Sie ruhig rein. Setzen Sie sich.« Mit einer Handbewegung deutete er auf einen der freien Stühle.

Dieser Einladung leistete ich Folge.

»Warum können Sie denn nicht schlafen, Herr Anders?«, fragte der Pfleger freundlich.

Ich zuckte nur mit den Schultern.

»Was hilft Ihnen normalerweise beim Einschlafen, wenn Sie zu Hause sind?«

»Kakao?«

»Ah! Sie können also doch sprechen. Möchten Sie einen Kakao?«

Ich nickte. Hier bekam ich allen Ernstes mitten in der Nacht einen Kakao. Verrückt.

»Schokolade ist gut gegen Depressionen. Mein Therapeut ist auf meiner Seite. Ich habe Angewandte Informatik studiert«, quoll es aus mir hervor. »Im Zimmer Jesus und Maria.« Ich blickte den bebrillten Pfleger hilfesuchend an.

»Sie haben studiert?«, fragte er.

»Jesus«, setzte ich nach. »Dem Coach habe ich am Telefon gesagt: ›Ich bin der Messias.‹ Das ist mir aber zu viel Verantwortung. Dieser Druck! Ich halte das nicht aus.«

»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, gestand der Pfleger.

»Berufungscoaching. Der Mann im Zimmer hat gesagt, er ist Jesus«, bemühte ich mich.

»Das ist ein Patient, genauso wie Sie«, erklärte mir der Krankenpfleger. »Sie sind hier im Krankenhaus.«

»Krankenhaus? Ich bin nicht krank! Ich muss zur Arbeit.« Ich stand auf. »Ich will hier raus! Scheißkrankes System!«