1000 Tage im KZ - Erwin Gostner - E-Book

1000 Tage im KZ E-Book

Erwin Gostner

4,9

Beschreibung

Im März 1938 wird der Innsbrucker Erwin Gostner als politischer Gegner des Nazi-Regimes von SA-Angehörigen verhaftet. Bis 1941 ist er in den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Gusen interniert, wird schließlich entlassen und noch im selben Jahr zur Wehrmacht eingezogen. 1947 veröffentlicht Gostner seine Erlebnisse als KZ-Häftling erstmals in Buchform und erregt mit seinem Bericht über die Haft in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten weltweit Aufmerksamkeit. Gostner berichtet in nüchterner Sprache, ohne jede Übertreibung oder Verharmlosung, und bietet dem Leser so einen tiefen, erschütternden Einblick in das SS-System. Von europäischen Zeitschriften und bekannten Persönlichkeiten als eines der besten Zeitdokumente anerkannt hat 1.000 Tage im KZ nichts von seiner Aktualität verloren - und ist bis heute ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen.

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Seitenzahl: 228

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ERWINGOSTNER

1000TAGEIM KZ.

EIN ERLEBNISBERICHT AUS DEN KONZENTRATIONS-LAGERN DACHAU, MAUTHAUSEN UND GUSEN

MitauthentischemBildmaterialundDokumenten

EinbandzeichnungundIllustrationenimTextteilvonKarlSommer. BilderimBesitzdesHerausgebers.

© 2015 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck

E-Mail: [email protected]

Internet: www.studienverlag.at

Die Originalausgabe erschien im Selbstverlag des Herausgebers Erwin Gostner.

Coverzeichnung und Illustrationen im Textteil von Karl Sommer.

Zur Veröffentlichung freigegeben durch Gouvernement Militaire de Ia Zone d’Occupation Française en Autriche vom 13. 9. 45. No 5922

ISBN 978-3-7065-5772-6

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Kapitel: Meine Verhaftung

2. Kapitel: In den Klauen der SS.

3. Kapitel: Über hundert Tage Dunkelhaft

4. Kapitel: In den Isolierblocks

5. Kapitel: Die Schreckensnacht von Dachau

6. Kapitel: Von Dachau nach Mauthausen

7. Kapitel: Kriegsausbruch

8. Kapitel: Eine Vision

9. Kapitel: KZ. Gusen

10. Kapitel: Die Hyänen des KZ.

11. Kapitel: Meine Entlassung

12. Kapitel: Die Alliierten kommen

Protokoll

Vorwort

Wer dieses Buch liest, kann es nur mit Grauen aus der Hand legen. Es ist eine Abrechnung mit denen, die im Zeichen des Totenkopfes und des Hakenkreuzes so unmenschlich grausam waren, daß sie die dämonischsten Gestalten der Geschichte übertreffen. Viele werden es nicht lesen wollen, weil sie eine instinktive Abneigung gegen das furchtbare Geschehen in den Konzentrationslagern empfinden und weil sie es ablehnen, sich mit einem Thema zu beschäftigen, das gerade für sie so weittragende Folgen nach sich zieht. Aber es hilft nichts! Wenn wir ähnlichen Vorkommnissen vorbeugen wollen, darf keiner die Augen davor schließen und sagen: es ist nicht wahr, weil es nicht wahr sein darf!

Wenn im ersten Weltkrieg die zaristischen Gefangenenlager als Hinterhöfe des Krieges bezeichnet worden sind, so gilt das im zweiten großen Ringen der Völker auch für die Konzentrationslager der SS. Ja, sie sind noch um vieles schlimmer, denn was in Sibirien oft menschlicher Unzulänglichkeit oder dem Klima zuzuschreiben war, ist in den Konzentrationslagern nur auf kalte Berechnung zurückzuführen. Es liegt auf der Hand, daß unter Gegnern die Grausamkeit auf beiden Seiten als Waffe benutzt wird, denn ein Krieg ist immer grausam. Es gibt aber einen Punkt, wo die Grausamkeit zum Verbrechen wird, dann muß jede Seite damit rechnen, daß sie deswegen einmal Rechenschaft ablegen muß. Das Konzentrationslager ist ein solcher Punkt. Ganz gleich, welche Entschuldigung man für den Massenmord an wehrlosen Männern, Frauen und Kindern auch vorbringen mag, die Tat als solche kennzeichnet sich von selbst. Von bestimmter Seite wird oft das Wort Notwehr in die Debatte geworfen. Aber auch das ist keinesfalls eine Entschuldigung. Selbst eine Rechtfertigung im Sinne des biblischen Wortes „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wäre nur dann möglich, wenn die andere Seite ebenfalls mit der Waffe des Konzentrationslagers gekämpft hätte. Das aber ist diesmal nicht der Fall gewesen. Die andere Seite hat diesen Krieg zwar mit Mitteln geführt, die sich in ihrer Wirkung gegen die Allgemeinheit richteten, und sie bestreitet das auch gar nicht. Aber diese Mittel waren ausschließlich in die Hände von Soldaten — nicht von Henkern — gegeben. Diese Mittel ließen dem Gegner auch die Möglichkeit der Abwehr im offenen Kampf. Für die Wehrlosen in den Konzentrationslagern dagegen konnte es niemals ein Abwehrmittel geben.

Wir kommen nicht um die Tatsache herum, daß die nationalsozialistische Staatsführung den Massenmord als politisches Druckmittel benutzt hat, um die Gegenseite zu einem Einlenken zu bewegen. Dabei hat sie sich, wie in so vielen anderen Fällen, von vornherein gründlich verrechnet. Dafür wird sie nun zur Rechenschaft gezogen: von ihren Gegnern und von ihrem Volk! Denn das Volk rückt heute mit Entsetzen von diesem Verbrechen ab, hat es nicht gewollt und würde sich in jedem Fall dagegen mit den ihm verbliebenen Mitteln zur Wehr gesetzt haben, wenn es davon erfahren hätte. Das wußte keiner besser als die Schuldigen, die den Mantel des Geheimnisses über ihr Verbrechen hüllten und von den Mitwissern unter Anwendung schärfsten Terrors ein Schweigegelöbnis erpreßten; so lange, bis die alliierten Truppen diesen Schweigemantel zerreißen konnten.

Unter dem Motto „Zum Schutze des deutschen Volkes“ wurde — um eine einzige Zahl zu nennen — allein im Konzentrationslager Mauthausen über eine Million Menschen durch die Verbrennungsöfen geschickt. Das Volk ist dabei in keinem Fall gefragt worden, sondern hier wurde mit seinem Namen Schindluder getrieben. Ich bin Österreicher und als solcher ein glühender Patriot, aber ich glaube in diesem Falle das Recht zu haben, auch im Namen meiner deutschen Leidensgefährten in den Konzentrationslagern sprechen zu dürfen. Denn diese Dinge gehen alle Menschen deutscher Zunge gemeinsam an, weil wir alle für lange Zeit mit den Folgen dieses unsere Scham hervorrufenden Verbrechens behaftet sind. Das Konzentrationslager ist ein Verrat an der Ehre des Volkes, und er wurde von denen verübt, die vorgaben, für diese Ehre einzutreten. Auf dem Meer von Geduld des Volkes, das — bis es eines Besseren belehrt war — für eine gerechte Sache zu kämpfen glaubte, sind die Piraten unseres Jahrhunderts unter der schwarzen Totenkopffahne gesegelt. Sie haben allen Ruhm eingeheimst, den sich Piraten erwerben können, und haben schließlich das Schicksal gefunden, dem bisher noch alle Piraten erlegen sind: die menschliche Gesellschaft hat sie ausgestoßen und spricht ihr Urteil. Dazu, daß dieses Urteil ein treffendes wird, möge dieses Buch beitragen. Seine Rede ist die Sprache der Wahrheit. Drei Jahre Konzentrationslager in Dachau und Mauthausen geben mir ein Recht, es herauszugeben, drei Jahre schwerster Verbannung, dauernder körperlicher und seelischer Folter. Sie zählen mehr als ein halbes Menschenalter, denn sie verbrauchten ein Vielfaches der Lebensenergie, die dem Menschen für diese Zeitspanne gegeben ist. Als gesunder Mann, vertrauend auf Recht und Gerechtigkeit, habe ich meinen Elendsweg betreten, krank und für immer gezeichnet vom Grauen der Lager des Schreckens bin ich heimgekehrt. Lange mußte ich warten, ehe ich mein Schweigen brechen durfte, aber ich habe warten gelernt. Heute darf ich sprechen.

ErwinGostner

1. KAPITEL

Meine Verhaftung

„Achtung, Gostner hat eine Pistole DABEIIIIIII! Bei dem geringsten Zeichen von Widerstand sofort schießen!“

Ich stehe im Schlafanzug hinter der Wohnungstür und höre erschreckt diese geflüsterten Worte. Durch ein kleines Fenster erspähe ich in dem vom Schein einer trüben Lampe erhellten Hausflur mehrere Zivilisten. Sie tragen Hakenkreuzarmbinden und halten schußbereite Pistolen in den Händen. Einer schlägt mit der Faust gegen die Türe: „Aufmachen!“

Es ist der 12. März 1938, wenige Stunden nach den Abschiedsworten des Bundeskanzlers Schuschnigg. Er muß der Gewalt, die ihm der Deutsche Reichskanzler und Führer der Nationalsozialisten entgegensetzt, weichen. Es gibt kein unabhängiges Österreich mehr. Die illegalen Parteigänger Hitlers haben freie Bahn. Sie veranstalten ihre „Nacht der langen Messer“, von der so mancher SA.-Mann seit langem träumte. Und SA.-Männer von dieser Sorte stehen in diesem Augenblick vor meiner Türe. Sie suchen mich.

Gehetzt flüchte ich durch die Wohnung in das Schlafzimmer meines Freundes Zimmermann, der mich seitWochen bei sich in Hall aufgenommen hat. Er ist noch wach und sofort im Bilde. „Ich werde ihnen sagen, daß du schon fort bist“, sagt er und drängt mich hinter einen Eckschrank.

Schwere Schuhe poltern gegen die Türfüllung. Zimmermann geht entschlossen nach vorn und öffnet. Die Verfolger drängen herein. „Wo ist Gostner?“ Zimmermann erklärt mutig, ich hätte die Wohnung schon am frühen Abend verlassen und sei in die Berge gegangen. Man glaubt ihm nicht. Ein SA.-Mann befühlt meine Liegestatt und spürt noch die Körperwärme in den soeben erst verlassenen Kissen und Decken. Nun lachen sie hohnvoll und beginnen eine gründliche Durchsuchung. Es hilft nichts, ich muß mich stellen. Ich verlasse mein Versteck und bin sofort umringt. Acht drohende Pistolenmündungen sind auf mich gerichtet. Ich blicke in mir zum Teil bekannte, wuterhitzte Gesichter. Es sind die SA.-Männer , , B., J., St. und die M.. Einer bleibt mir unbekannt. Sie tasten mich nach Waffen ab und fragen nach meiner Pistole. Aber die habe ich rechtzeitig ins Ofenrohr gesteckt. Das rettet mir jetzt mein Leben, SA. , . Die Illegalen wollen sich einmal gründlich austoben und an den vaterländisch Gesinnten Rache üben. Das ist ihre . Mein Leben hängt in diesen Minuten nur an einem Faden. Ich werde beschimpft und geschlagen. Einer stößt mich die Treppe hinunter. Ich zerschlage mir dabei Hände und Knie. Unten empfangen mich zwei weitere SA.-Männer, die hier Wache stehen. Sie bringen mich ins Polizeigefängnis. Vorbei an traurig brennenden Straßenlaternen geht der Weg. Sie gleichen erlöschenden Sternen. Dann fällt eine Türe hinter mir zu. Ich bin ein Gefangener.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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