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In diesem Buch gibt es kompaktes Waldwissen für alle Waldfreunde, aber auch Neulinge lassen sich mit diesem unterhaltsamen und charmanten Geschenkbuch für den heimischen Wald begeistern. Anhand von 101 Dingen von A wie Ahorn bis Z wie Z-Baum wird auf humorige und zugleich informative Weise wichtiges und auch unnützes Waldwissen vermittelt. Dieses Buch ist der perfekte Wegbegleiter, da durch die alphabetische Sortierung ein schnelles und praktisches Nachschlagen möglich ist. Nach dem Lesen wird der heimische Wald mit anderen Augen gesehen, die Walddüfte intensiver wahrgenommen und der Blick auch für die unscheinbaren Dinge im Wald geöffnet.
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Seitenzahl: 204
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Im Wald gibt es viel Unbekanntes zu entdecken.
Rudolf Nützel
Vorwort
1Ahorn | Von Pseudoplatane, Nasenzwicker und Sauerkraut
2Auwald | Die artenreichsten Wälder werden immer weniger
3Bannwald | Wo früher der königliche Bann wirkte, darf heute ausnahmsweise gerodet werden
4Bast | Pflanzliches oder tierisches Gewebe
5Baum des Jahres | Jedes Jahr ein neuer Superstar
6Bergwald | Überleben unter Extrembedingungen
7Birke | Sie liefert seit 50.000 Jahren Kunststoff
8Blumen im Wald | Licht und Wärme sorgen für das jährliche Blütenwunder
9Bogieband | Wie die Holzernte aus dem Bestand ein bisschen pfleglicher erfolgt
10Borke | Die äußerste Schicht des Baumes
11Borkenkäfer | Wichtiger Zersetzer und großer Schädling
12Brusthöhendurchmesser | Mit dem BHD wird die Holzmasse errechnet
13Buchdrucker | Der Achtzähnige Fichtenborkenkäfer verdankt seinen Erfolg den Monokulturen
14Buche | Die Mutter des Waldes wächst fast überall
15Buchengallmücke | Harte Zipfelmützen auf dem Buchenblatt
16Destruenten | Recycling funktioniert ausgezeichnet im Wald
17Douglasie | Eine Amerikanerin entwickelt sich zum Lieblingsbaum der deutschen Waldbesitzer
18Durchforstung | Wertvollste Bäume werden gezielt gefördert
19Eibe | Der Bogenbaum ist ein immergrüner, giftiger Schattenkünstler
20Eiche | Die Früchte machen leckeren Schinken
21Eichhörnchen | Niedlicher Samenverstecker und Nesträuber
22Esche | Wie lange gibt es die Esche noch?
23Falke | Schneller Jäger mit gezieltem Biss
24Festmeter | Das Maß für die Holzmasse
25Fichte | Brotbaum und Partner vieler Pilze
26Flechte | Win-win-Strategie von Pilz und Alge
27Förster | Mehr Spraydose als Gewehr
28Forsteinrichtung | Der ganze Wald verplant
29Forstmeister Drais | Ein Förster erfindet das Fahrrad dank eines Vulkanausbruchs
30Forstsachverständiger | Gutachter für Sonderaufgaben
31Forststraße | Der Wald braucht zur Bewirtschaftung eine Infrastruktur
32Forstwirtschaft in Deutschland | Seit über 300 Jahren gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit
33Forstzertifizierung | Nachhaltig wirtschaften mit Brief und Siegel
34Forwarder, der Holzrückezug | Er transportiert das Holz aus dem Waldbestand
35Fuchs | Unser erfolgreichstes Raubtier hat ein schlechtes Image
36Harvester, der Holzvollernter | Ein Roboter ersetzt den Waldarbeiter
37Hexenbesen | Pilze sind die Hexenmeister
38Hirsch | Der König des Waldes ist ein Baumschädling
39Hirschkäfer | Das Geweih ist der Oberkiefer
40Holz | Universeller Bau- und Rohstoff
41Holzernte | Notwendig, aber brutal aussehend
42Holzsortimente | Was man aus Holz alles machen kann
43Holzvorrat | Massig Holz im deutschen Wald
44Hutewald | Lichte Wälder mit Weidevieh
45Jäger | Waidmannsheil
46Kambium | Zartwandige Zellen zur Produktion von viel Holz und wenig Rinde
47Kiefer | Die Nadeln stechen und die Rinde ist orange
48Kohlenstoffspeicher | Das Treibhausgas Kohlendioxid wird in Boden und Holz gebunden
49Kurzumtriebsplantage | Für den schnellen Energiehunger
50Lichtbaumart oder Schattbaumart | Bäume haben unterschiedliche Ansprüche an das Sonnenlicht
51Linde | Das heilige Holz
52Markierungen im Wald | Was bedeuten Striche und Punkte an den Bäumen?
53Megaherbivoren | Welchen Einfluss haben Pflanzenfresser auf die Waldentwicklung?
54Mistel | Der Halbschmarotzer verleiht angeblich Zauberkräfte
55Moorwald | Nährstoffarm und sauer
56Mulm | Seine Höhlen sind außen klein und innen ganz groß
57Mykorrhiza | Wurzeln und Pilze arbeiten zum Wohle aller zusammen
58Nachhaltigkeit | Der forstliche Grundsatz wurde zum Zukunftsprinzip der Menschheit
59Nationalparks | Die letzten Urwälder Deutschlands
60Naturpark | Land- und Forstwirtschaft stehen im Vordergrund
61Naturschutz im Wald | Die letzten ihrer Art brauchen dringend Schutz
62Naturwaldreservate | Kleine Urwälder für die Zukunft
63Niederwald | Brennholznutzung seit Jahrtausenden
64Pilze | Das Internet des Waldes
65Reh | Der Feinschmecker unter den Wildtieren
66Reisig | Dünne Zweige, um Feuer anzuzünden
67Rotes Waldvögelein | Rot blühende Orchidee
68Rotfäule | Sie wird von Weißfäule-Pilzen verursacht
69Rücken | Das Holz muss vom Bestand zum Lagerplatz
70Schmetterlinge im Wald | Tagfalter und Nachtfalter
71Schutzwald | Günstiger Schutz vor Steinschlag und Lawinen
72Specht | Trommler und Höhlenbauer im Wald
73Tanne | Bei der Königin der Nadelbäume stehen die Zapfen auf den Zweigen
74Umtriebszeit | Wie alt darf ein Wald werden?
75Urwald | Nur noch die letzten Reste
76Verkehrssicherungspflicht im Wald | Wer ist für die Gefahren im Wald verantwortlich?
77Wald definiert | Nicht alles, wo Bäume draufstehen, ist Wald
78Waldameise | Waldpolizei oder Waldschädling?
79Waldarbeiter | Einer der gefährlichsten Jobs
80Waldbaden | Plantschen in Licht, Luft, Duft und Stille
81Waldbau | Die Königsdisziplin des Försters
82Waldbestand | Die Forstwirtschaft plant und arbeitet mit der kleinsten Einheit
83Waldboden | Die Basis für alle Pflanzen
84Waldeigentümer | Wem gehört der Wald, durch den wir spazieren?
85Waldfläche | Das grüne Drittel Deutschlands
86Waldfunktionen | Der Wald ist ein Multitalent
87Waldkindergarten | Bei Wind und Wetter im Wald
88Waldklima | Wasserhaushalt, Luftfilterung und Temperaturausgleich
89Waldpädagogik | Bildung und Erziehung im Wald
90Waldsterben | Neuartige Waldschäden verursacht durch Schadstoffe
91Wald im Winter | Über allen Wipfeln ist ein bisschen Ruh’
92Wald vor Wild | Mehr Holz als Fleisch produzieren
93Was im deutschen Wald erlaubt und verboten ist | Der deutsche Schilderwald
94Weinbergschnecke | Zwitter, der nur von einem Säugetier verzehrt wird
95Wildschwein | Es fühlt sich sauwohl im Wald
96Wildtiere | Bejagt oder ganzjährig geschützt?
97Windwurf | Wenn der Sturm kommt
98Xylobionte Käfer | Im Holz lebende Krabbler
99Zecke | Der Gemeine Holzbock ist der Schrecken der Waldbesucher
100Zeidler | Bienenzüchter brauchen eine Gewerkschaft
101Z-Baum | Die Zukunft des Waldes festlegen
Impressum
Bevor der moderne Mensch im heutigen Deutschland ansässig wurde, waren die meisten Flächen mit Wäldern bedeckt. Ob größere Herden von Pflanzenfressern, sogenannte Megaherbivoren wie Auerochsen und Wisente, für größere offene Flächen im Wald sorgten, ist umstritten. Vor 2.000 Jahren hat der römische Geschichtsschreiber Tacitus über die Wildheit der Wälder Germaniens und dessen Bewohner berichtet. Angeblich war auch zu Zeiten der Germanen der Wald keineswegs mehr ursprünglich, sondern schon damals durch die Bewirtschaftung beeinflusst. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Waldfläche infolge von Rodungen immer weniger und im Hutewald immer lichter. Zum Sehnsuchtsort der Deutschen wurde der Wald spätestens in der Romantik des 19. Jahrhunderts. Die schwärmerische Waldbegeisterung fällt in eine Zeit, in der die Waldflächen deutlich abnahmen. Denn für die industrielle Revolution wurde Holz zum wichtigen Roh- und Brennstoff. Aus Sorge um die Zukunft wurden Plantagen aus Nadelbäumen angelegt. Eine gewisse Liebe zum Wald haben die Deutschen trotz oder gerade wegen der Übernutzungen und Gefährdungen immer wieder gezeigt: Was in der Romantik der Sehnsuchtsort war, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Kulisse für verkitschte Heimatfilme und in den 1980er-Jahren der sorgenvolle Kampf gegen das Waldsterben. Emotionen spielen auch heute bei Naturerlebnissen im Wald für uns eine wichtige Rolle. Der Wald ist Erlebnisort und Wildnis, lädt zum Waldbaden ein, ist aber auch Produktionsstätte des Rohstoffes Holz und wichtiger Kohlenstoffspeicher.
Wildtiere im Wald zu sehen, wie diese beiden Rehböcke, ist immer ein besonderes Erlebnis.
Das vorliegende Buch möchte einen leicht lesbaren Beitrag dazu leisten, dass Sie mehr über die wichtigsten Dinge des Waldes in Deutschland wissen. Damit Sie den Wald vor lauter Bäumen sehen.
Viel Freude im Wald und beim Lesen wünscht Ihnen Dr. Rudolf Nützel
Von den weltweit rund 150 Ahornarten gelten drei als in Deutschland heimisch: Bergahorn, Spitzahorn und Feldahorn. Allen gemeinsam sind die fünflappigen Blätter, die einer gespreizten Hand ähneln. Der Bergahorn ist der häufigste Ahorn und mit einer Wuchshöhe von über 30 Metern auch die größte Ahornart in Deutschland. Einzelexemplare können über 500 Jahre alt werden. Die dunkelgraue Borke blättert im fortgeschrittenen Alter ab. Dann sieht der Stamm wie eine Platane aus. Auch die gelappten Blätter erinnern an eine Platane. Deshalb hat der Bergahorn auch den wissenschaftlichen Namen Acer pseudoplatanus, also »Pseudoplatane« erhalten. Im Vergleich zum Spitzahorn sind die Spitzen der Blattlappen nicht in lange Zipfel ausgezogen. Im Herbst färbt sich das Laub des Bergahorns goldgelb.
Gleichzeitig mit dem Laubaustrieb blüht der Bergahorn gelbgrün. Insekten kommen dann reichlich zur Bestäubung. Die Samen besitzen ein zweiflügeliges Rotorblatt, das sie wie ein Hubschrauber weit mit dem Wind fliegen lässt. Diese Samen stecken sich Kinder und Erwachsene gerne auf die Nase. Im Winter kann der Bergahorn an den grünen Knospen gut erkannt werden. Der Spitzahorn entfaltet seine duftenden zitronengelben Blüten vor dem Laubaustrieb. Berg- und Spitzahorn wachsen in der Jugend sehr schnell. Nach 10 Jahren sind schon über 4 Meter möglich, nach 20 Jahren über 15 Meter.
Die zitronengelben Blüten des Spitzahorns duften süßlich.
Die abblätternde Schuppenborke des Bergahorns erinnert an Platanen.
Berg- und Spitzahorn besitzen hervorragende Holzqualitäten und werden deshalb zu den Edellaubhölzern gezählt. Das Holz ist hart, aber gut zu bearbeiten. Für einen qualitativ hochwertigen Stamm kann in Ausnahmefällen ein Preis von mehreren Tausend Euro erzielt werden. Aus Ahornholz werden Möbel, Werkzeugstiele oder Parkettböden hergestellt. Eine Spezialverwendung ist die Nutzung für den Bau von Streich- und Zupfinstrumenten. Bei der Violinherstellung dient das helle Holz für die Zargen und Geigenböden. Eine gute Tonqualität verursacht jedoch die Decke aus dem feinjährigen Holz der Fichte.
Auf Ahornblättern fallen oft schwarze Flecken auf. Dabei handelt es sich um die Teerfleckenkrankheit, die der parasitische Pilz »Ahorn-Runzelschorf« verursacht. Diese Krankheit tötet den Baum jedoch nicht.
Der Feldahorn ist mit einer Maximalhöhe von 20 Metern die kleinste einheimische Ahornart. Wegen seiner geringen Wuchshöhe wird er im Wald kaum angepflanzt, oft dagegen in Parks und Gärten als freistehender Zierbaum oder als Hecke. Er wird auch Maßholder genannt. Dies leitet sich von der früheren Verwendung der Pflanze als Speisebaum ab. Denn die Blätter wurden wie Sauerkraut gegessen und auch als Viehfutter verwendet. Die Blätter verfärben sich im Oktober knallig gelb. Die Bewirtschaftungsformen Niederwald und Mittelwald nutzen die gute Ausschlagkraft des Feldahorns.
Dort, wo es an Bächen oder Flüssen zu Überschwemmungen kommt, wächst unser artenreichster Wald, der Auwald. Die Kraft des Wassers schafft durch ständige Bodenumlagerungen vielfältige Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere. Je nach Überflutungshäufigkeit, Wasserhöhe und mechanischen Störungen werden Standorte zerstört oder neu geschaffen.
Wenn wir an einem natürlichen Flussufer stehen, können wir drei Zonen unterscheiden: die waldfreie Au, die Weichholzau und die Hartholzau. Die Weichholzau befindet sich unmittelbar entlang von Flüssen und wird regelmäßig überflutet. Weiden und Grauerlen wachsen auf den Sand- und Kiesbänken sehr schnell. Sie bilden ein für den menschlichen Gebrauch wenig geschätztes Weichholz, daher der Name. Bei dem am Wasser lebenden Biber sind diese Weichhölzer jedoch sehr begehrt. Weitere typische Baumarten der Weichholzau sind Schwarzpappel und Schwarzerle. Vielen Weichholzauen fehlt heute die natürliche Flussdynamik, da die meisten Flüsse reguliert wurden. Daher entwickelten sich die meisten Weichholzauen mit der Zeit zu Hartholzauen.
Die Hartholzau wird deutlich seltener und kürzer überflutet als die Weichholzau. Typisch sind Harthölzer wie Ahorn, Eiche, Esche, Linde und Ulme. Die meisten Hartholz-Auwälder werden heute nur noch selten überschwemmt und haben bestenfalls noch Anschluss ans Grundwasser. Wegen guter Wasser- und Nährstoffversorgung dominieren dort oft Aufforstungen mit Pappeln. Dabei handelt es sich aber in der Regel nicht um heimische Schwarzpappeln, sondern um Hybridpappeln, die durch Bastardisierung der Schwarzpappel mit amerikanischen Pappelarten erzeugt wurden. Denn diese sind wuchskräftiger als die Elternarten.
Mittlerweile versucht man durch Renaturierungen an Flüssen und Bächen die natürlichen Bedingungen im Auwald wiederherzustellen. Renaturierungen von Auwald verringern Hochwasserspitzen, schaffen mehr Lebensräume für Tiere und sind abwechslungsreiche Erholungslandschaften für uns.
Im Mittelalter stand der Begriff Bannwald für ein Waldgebiet, in dem das Recht der Nutzung dem Landesherrn, also dem Fürst oder König vorbehalten war. Dies galt zunächst nur für die Jagd und die Fischerei, erst später auch für die übrige Nutzung des Waldes. Heute hat der Begriff Bannwald je nach Bundesland unterschiedliche Bedeutung.
In Bayern und Hessen gilt als Bannwald ein Wald, der wegen seiner außergewöhnlichen Bedeutung für Wasserhaushalt, Klima und Luftreinigung erhalten werden muss. Häufig handelt es sich um größere Waldgebiete in Verdichtungsräumen um Großstädte herum oder in waldarmen Gebieten. Die Forstwirtschaft ist hier ohne Einschränkungen wie in allen Wäldern ohne Schutzstatus möglich. Eine Rodung von Bannwald für Straßenbau, Siedlungen oder Gewerbegebiete darf nur erfolgen, wenn angrenzend an den Bannwald neuer Wald gepflanzt wird, der hinsichtlich seiner Ausdehnung und Funktionen dem zu rodenden Wald annähernd gleichwertig werden kann. Da diese Voraussetzungen nach Meinung mancher Forstbehörden fast immer erfüllt werden können, stimmen sie Bannwaldrodungen im Ballungsraum meistens zu. Die Ersatzaufforstung kann mehrere Kilometer von der Rodung entfernt liegen, da ein Bannwald größere Waldgebiete umfasst.
In Baden-Württemberg hat der Begriff Bannwald dagegen eine ganz andere Bedeutung. Im »Ländle« werden Totalreservate, in denen kein Holz gefällt und entnommen werden darf, als Bannwald bezeichnet. In anderen Bundesländern Deutschlands sind derartige Totalreservate unter dem Namen Naturwaldreservat bekannt. Die Bannwälder in Baden-Württemberg dienen der wissenschaftlichen Erforschung natürlicher Abläufe in den Wäldern. Durch ihren Reichtum an Struktur und abgestorbenem Holz sind diese Bannwälder Rückzugsgebiete für viele bedrohte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.
Bannwald südlich von München
Bast wächst an Pflanzen und am Geweih von Tieren. Bei Pflanzen wird das lebende Gewebe unter der Borke von Bäumen und Sträuchern als Bast bezeichnet. Vom Kambium werden die Bastzellen nach außen abgegeben. Dieses Bastgewebe leitet in Wasser gelöste Nährstoffe von der Krone in die Wurzeln. In umgekehrter Richtung transportiert das junge Holz im Baum von den Wurzeln Wasser und Nährstoffe zur Krone. Das Bastgewebe eines lebenden Baumes ist feucht und im Verhältnis zum Holz und zur Borke sehr weich, aber trotzdem ist es immer auch zäh und sehr widerstandsfähig.
Als Bastfasern werden Fasern von Pflanzen bezeichnet, die in Form von mehrzelligen Faserbündeln im Bast liegen. Es sind lang gezogene und dickwandige Zellen, die an beiden Enden spitz zulaufen. Eine der Hauptfunktionen dieser Fasern innerhalb der Pflanze ist eine Versteifung der Struktur zur Stabilisierung. Bastfasern von Bäumen, insbesondere von Eiche, Linde, Weide und Ulme, wurden bereits vor mehreren tausend Jahren für grobe Geflechte, Netze, Schnüre, Seile und Textilien genutzt. Aus Bast Einzelteile zusammenzufügen, gilt als Ursprung des Wortes »basteln«.
Bei Tieren wird die Haut am Geweih von Rehbock und Hirsch während seines Wachstums als Bast bezeichnet. Dieser tierische Bast ist stark durchblutet, von Nerven versorgt und samtig behaart. Er trocknet im Sommer aus und wird an Sträuchern und dünnen Baumstämmen in Fetzen abgestreift. Dieses sogenannte Fegen kann zum Absterben oder starken Verletzungen junger Bäume führen.
Tierischer Bast enthält Kalzium, Magnesium, Zink sowie zahlreiche Aminosäuren und entzündungshemmende Prostaglandine. In China wird dieser tierische Bast seit mehr als 2.000 Jahren zur medizinischen Behandlung zahlreicher Erkrankungen eingesetzt. Im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin findet er unter anderem Verwendung bei der Behandlung von Unfruchtbarkeit, Gelenkentzündungen und erhöhtem Blutdruck.
In Deutschland bestimmt ein Kuratorium der Dr. Silvius Wodarz Stiftung jedes Jahr den »Baum des Jahres«. Mithilfe der gekürten Baumart sollen der Bevölkerung ökologische, forstliche oder naturschutzfachliche Zusammenhänge verdeutlicht werden. Auch Waldbesitzer und Förster erfahren viel über neue waldbauliche Möglichkeiten für artenreiche Mischwälder. Auswahlkriterien sind die ökologische Bedeutung, Seltenheit oder Bedrohtheit einer Baumart.
Die Eiche war 1989 der erste Baum des Jahres. Damals wurde sie aufgrund der Bedrohung durch das Waldsterben ausgewählt. Andere erwählte Kandidaten wie die Wildbirne (1998) gehören zu den seltensten Waldbäumen in Deutschland. Die Bergulme wurde 1992 favorisiert, weil sie seit Jahrzehnten stark zurückgeht. Die Beeren der häufigen Eberesche (1997) sind für über 60 Vogelarten von Bedeutung und daher für ökologisch ausgerichtete Mischwälder wichtig.
Die Eiche war 1989 der erste Baum des Jahres.
Im Jahr nach der Wiedervereinigung wurde auf die Linde als Symbolbaum für Freiheit und Frieden hingewiesen. Ein besonderer Erfolg war die Wahl des seltenen Speierlings im Jahr 1993. Denn durch die bundesweite Kampagne sind mehr als eine halbe Million junger Speierlinge gepflanzt und diese stark gefährdete Baumart ist so vor dem Aussterben bewahrt worden. Während 2004 bei der Tanne und 2006 bei der Schwarzpappel die Seltenheit und die Gefährdung betont wurden, stand bei der Walnuss im Jahre 2008 ihre kulturelle Bedeutung im Mittelpunkt. 2012 ist mit der Lärche der einzige Nadelbaum bestimmt worden, der im Winter die Nadeln abwirft. Im Jahr 2015 stand der Feldahorn im Mittelpunkt vieler Aktionen. Für 2017 wurde die häufige Fichte und für 2018 die Esskastanie zum Baum des Jahres gekürt. 2019 ist die sehr seltene Flatterulme die Auserwählte.
Typisch für den Bergwald sind besondere klimatische Bedingungen und eine exponierte Lage. In den Bergwäldern dauern die Winter länger und es liegt viel Schnee. Die Baumarten und die Vegetation haben sich an nährstoffarme Böden, starke Witterungsschwankungen, intensivere Sonneneinstrahlung und teilweise starkes Gefälle angepasst. Mit steigender Höhe über dem Meer nimmt die Temperatur ab, die Sonneneinstrahlung, die Windgeschwindigkeiten und Niederschläge nehmen zu. Diese Bedingungen bestimmen die Baumartenzusammensetzung und das Erscheinungsbild des Bergwalds.
In der untersten Bergwaldstufe, der submontanen Höhenstufe, dominieren in natürlichen Wäldern die Buche, Tanne und Fichte. Seltene Baumarten wie Eibe und Mehlbeere kommen oft nur einzeln vor. Der natürliche Fichten-Tannen-Buchenwald wurde in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten forstwirtschaftlich häufig durch Fichten-Reinbestände ersetzt. Die darüber liegende montane Höhenstufe weist geringere Durchschnittstemperaturen auf. In Mulden und Tälern ist die Gefahr von Frost hoch. Die Buche wird deshalb deutlich zurückgedrängt zugunsten von Fichte und Tanne.
Bergwald schützt günstig vor Naturgefahren.
Intakter Bergwald schützt vor Felsstürzen, Steinschlägen und Lawinen.
Die subalpine Höhenstufe bildet den obersten Bereich, wo Wald noch vorkommt. Es dominieren die Fichte, Lärche und Zirbelkiefer. Buche, Tanne und Bergahorn kommen nur noch vereinzelt vor. Krüppelwuchs- und Zwergformen zeigen den Überlebenswillen der Bäume unter extremen Klimabedingungen. An südexponierten, trockenen Lagen kommt die Kiefer bestandsbildend dazu.
Trotz Rodungen für die Schaffung von Siedlungsgebieten und Weideflächen sowie durch die Nutzung der Bäume sind im deutschen Alpenraum etwa die Hälfte der Fläche und damit deutlich mehr als im Landesdurchschnitt bewaldet. Die Anforderungen an den Bergwald sind hoch. Denn intakte Bergwälder schützen unsere Siedlungen und Verkehrswege vor alpinen Naturgefahren wie etwa Lawinen, Steinschlägen, Felsstürzen, Muren, Rutschungen und Hochwasser. Ein intakter Bergwald kann diese Naturgefahren zwar in der Regel nicht ganz verhindern, ihre Wirkungen aber zumindest abschwächen. Im Vergleich zu technischen Verbauungen schützt der intakte Wald deutlich kostengünstiger und auf ganzer Fläche vor verschiedenen Naturgefahren. Auch bewahrt der Wald den Boden vor Degradierung und Erosion, was in vielen Bereichen, insbesondere im Einzugsbereich von Wildbächen, ein wichtiger Beitrag zum Schutz vor Hochwasser ist. Die meisten Flächen des Bergwaldes gelten als Schutzwald nach dem Waldgesetz. Er dient uns Menschen als attraktives Urlaubs- und Erholungsgebiet, ist begehrtes Revier für Jäger und außerdem Rückzugsort und Lebensraum für selten gewordene Tierarten und Pflanzengesellschaften. Trotzdem wird im Bergwald mit Ausnahme der Nationalparks Forstwirtschaft betrieben, um den nachwachsenden Rohstoff Holz ernten zu können.
Die Hängebirke, auch Weiß- oder Sandbirke genannt, ist mit Abstand die häufigste Birkenart in Deutschland. Sie ist leicht an ihrer weißen Rinde zu erkennen und nach der Eiche der zweitbeliebteste Baum der Deutschen. Beim Besiedeln neuer Lebensräume sind junge Birken wahre Meister. Birkensamen keimen meistens als erste Baumart, da sie nur geringe Ansprüche an den Boden und das Klima stellen.
In Deutschland sind vier Birkenarten einheimisch. Strauchbirke und Zwergbirke findet man nur sehr selten in Moorgebieten. Sie gelten als Reliktarten der letzten Eiszeit. Neben der Hängebirke kommt bei uns die Moorbirke häufiger vor. Sie besiedelt feuchte bis staunasse, kalkarme, saure Moore.
Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen. So dienen Knospen und Samen der Birke dem Birkenzeisig, erkennbar am roten Stirnfleck, und dem Birkhuhn als wichtige Winternahrung. Die auffällige Balz der Birkhähne war angeblich Vorbild für den bayerischen Schuhplattler. Der Birkenbaum selbst ist Lebensraum für zahlreiche Flechten, Moose und Pilze. Symbiosepartner von Birken ist der schmackhafte Birkenpilz. Eine besondere Vorliebe für Birken zeigt unser populärster Pilz, der wegen seiner auffälligen Färbung bekannte Fliegenpilz. Auch viele Insektenarten leben als Parasiten oder in Symbiose in und auf der Birke. So sollen über hundert Schmetterlingsarten als Raupen die Hänge- und Moorbirke als Futterpflanze nutzen.
Birkenpech wurde nachweislich schon vor rund 50.000 Jahren als erster systematisch hergestellter Kunststoff der Menschheitsgeschichte zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen genutzt. Sowohl Neandertaler als auch Ötzi verwendeten diesen Kleber.
Als Holzlieferanten werden bei uns vor allem Hänge- und Moorbirke genutzt. Das leichte Holz ist gelblich weiß und besitzt fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Früher stellte man daraus Holzschuhe und Wäscheklammern her. Heute wird das Holz für Möbel und Sperrholzplatten verwendet. Auch als Brennholz ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank ätherischer Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde fand früher vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln als Vorratsbehälter für Mehl, Tee und Brot. Diese Behälter nutzten die antiseptischen Eigenschaften der Birkenrinde. Eine natürliche Alternative zu Tupperware!
Typische weiße Birkenrinde
Ein Besen aus Birkenzweigen ist die leise und gesunde Variante zum lärmenden Laubbläser. In der Volksmedizin werden die Blätter und der Birkensaft verwendet. Birkenblätter helfen mit ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma, Gicht und Wassersucht. Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Äußerlich angewandt oder direkt getrunken soll er gegen Haarausfall gut sein. Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als Birkenwein genießen. Dieser kann angeblich als Stärkungsmittel für impotente Männer dienen.
Im Brauchtum haben Birken einen festen Platz. In der Nacht zum 1. Mai wurden sie von unverheirateten Männern vor die Häuser ihrer Angebeteten gestellt, als Liebesbeweis.
So richtig farbenprächtig wird es im Wald meist ab März, wenn die Pflanzen in den Genuss von ausreichend Licht und Wärme kommen. Im Frühling dringt unter den Laubbäumen das Sonnenlicht ungehindert durch die kahlen Äste. Später im Jahr zeigt sich auch der Laubwald schattig und das Lichtangebot ist nur noch entlang von Wegen, an Waldrändern, in lichten Wäldern oder auf Schlagfluren groß.
Bevor im Frühjahr das Laub austreibt und das Blätterdach den größten Teil des Sonnenlichtes schluckt, müssen die ganz unten lebenden Blumen ihr Fortpflanzungsgeschäft erledigt haben. Wie aus dem Nichts breiten dann die Märzenbecher im März, aber auch Weiße und Gelbe Anemone ihre Blütenteppiche auf dem besonnten Boden aus. Duftend treibt der Seidelbast zwischen den letzten Schneeflecken hervor. Die nur in Bayern heimische Schneerose, auch Schwarze Nieswurz genannt, bietet Insekten bereits während kühler Tage eine Wärmestube zur Bestäubung an. In ihren Nektargefäßen bauen Hefepilze den Nektarzucker ab und sorgen so dafür, dass es in der Blüte bis zu sechs Grad wärmer ist als außerhalb. Hummelköniginnen, die schon bei niedrigen Temperaturen fliegen, können sich also nicht nur am Nektar bedienen, sondern auch die Füße wärmen. Lila Leberblümchen blühen zwischen Büscheln von Waldschlüsselblumen und einzelnen Lungenkräutern. Wenig später betört der Geruch des Bärlauchs. Seine Blätter dürfen nicht mit denen des giftigen Maiglöckchens verwechselt werden. Hinzu kommt das Violett verschiedener Veilchenarten. Es ist ein Wunder an Farbenpracht, das jedes Frühjahr auf dem Waldboden erneut erscheint.
Die violetten Blüten des Waldveilchens erscheinen im April.
Leberblümchen strecken sich im Frühling zwischen abgeworfenen Buchenblättern dem Licht entgegen.
Man wundert sich, woher diese zarten Pflänzchen, von denen monatelang nichts zu sehen war, plötzlich die Energie haben, um mit voller Kraft Blüten und Blätter zu treiben. Das Geheimnis liegt unter der Erde. In Zwiebeln und Rhizomen lagern Vorräte, welche die Pflanzen bereits im Vorjahr während der Vegetationsperiode angelegt haben. Geschützt im Boden überstehen sie die kalte Jahreszeit. Sobald es ein bisschen wärmer wird und genügend Licht zum Boden gelangt, wird geblüht und gefruchtet. Der Energievorrat wird dank der Fotosynthese schon für das nächste Jahr vorbereitet. Nur wenige schattentolerante Pflanzen gelangen im Sommer zur Blüte: Rotes Waldvögelein, Goldnessel, Waldmeister, Waldziest, Sauerklee, Zweiblättriges Schattenblümchen, Waldrebe und viele Moos- und Farnarten. Der Efeu blüht gar erst im Herbst, wenn das Blätterdach wieder lichtdurchlässiger wird.
Holz ist bekanntlich ein sehr schweres Produkt. Forstmaschinen wie der Harvester und der Forwarder