Raus in den Wald - Rudolf Nützel - E-Book

Raus in den Wald E-Book

Rudolf Nützel

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Beschreibung

Abenteuer im Wald? Das gibt es nur in Fernsehdokus über den Amazonas? Von wegen! Das geht auch bei uns, überall und jederzeit. Schnappe Dir dieses Buch und los geht's. Beobachte wilde Tiere, suche Pflanzen und Kräuter, erlebe den Wald bei Vollmond oder entdecke die verborgenen Reize eines Fichtenforsts. Hier bekommst Du 40 Inspirationen, wie Du auch mit wenig Zeit und Geld Dein ganz persönliches Waldabenteuer erleben kannst.

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RUDOLF NÜTZEL

RAUS IN DEN

WALD

40 UNGEWÖHNLICHE OUTDOOR-IDEENFÜR JEDERMANN VOR DER HAUSTÜR

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Waldabenteuer im Alltag

1Kleine Baumkunde

2Sträucher des Waldes bestimmen

3Pilze erkennen und sammeln

4Exoten im Wald suchen

5Wald vor der Haustür

6Lieblingswald

7Wald der Kindheit und Jugend

8Geheimnisse im Fichtenforst

9Herbstzauber im Wald

10Wechsel der Jahreszeiten

11Waldtiere im Tierfreigehege

12Eine Hirschbrunft erleben

13Rehe statt Möbelhaus

14Der frühe Vogel fängt den Wurm

15Wo der Birkhahn balzt

Perspektivwechsel

16Übernachten im Wald

17Auf der Suche nach der Urwaldfledermaus

18Uhus im Herbst

19Perspektivenwechsel vom Baumwipfelpfad

20Mit dem Stechkahn durch den Schluchtwald

21Mit dem SUP zur Waldinsel

22Am Karfreitag um den Trauchberg zur Wieskirche

23Großer Arber in einem Tag ab München

24Winterwanderung zum dicksten Bergahorn Deutschlands

25Krimi im Wald: Goldsuche am Alatsee

26Am Fluss entlang zu den Loisachquellen

27Wald unter der Eiger-Nordwand

28Mit einem alten Forstmeister unterwegs

29Mit einer Rangerin unterwegs

30Baden mit dem Waldbademeister

31Keltenschanzen im Wald entdecken

32Verlassene Orte im Wald suchen

33Glasproduktion im Wald

In den letzten Urwäldern Mitteleuropas unterwegs

34Im Urwald Kubany

35Im Urwald Höllbachgspreng

36In der Sächsisch-Böhmischen Schweiz

37Zu den Zirben im Naturwald - reservat Wettersteinwald

38Im Naturwaldreservat Achrain im Westallgäu

39Skandinavisches Abenteuer auf der Durchreise

40Im Urwald auf der Insel Vilm

Register

Impressum

Wie klein ein Mensch doch ist im Vergleich zu den Dimensionen, die Bäume auch nach der Fällung noch haben.

Der Vogelbeerbaum bietet reichhaltige Nahrung. Der Winter kann kommen.

Der junge Mäusebussard hat Hunger. Wo ist die Maus?

Kapitelübersicht

Waldabenteuer im Alltag

1Kleine Baumkunde

2Sträucher des Waldes bestimmen

3Pilze erkennen und sammeln

4Exoten im Wald suchen

5Wald vor der Haustür

6Lieblingswald

7Wald der Kindheit und Jugend

8Geheimnisse im Fichtenforst

9Herbstzauber im Wald

10Wechsel der Jahreszeiten

11Waldtiere im Tierfreigehege

12Eine Hirschbrunft erleben

13Rehe statt Möbelhaus

14Der frühe Vogel fängt den Wurm

15Wo der Birkhahn balzt

Perspektivwechsel

16Übernachten im Wald

17Auf der Suche nach der Urwaldfledermaus

18Uhus im Herbst

19Perspektivenwechsel vom Baumwipfelpfad

20Mit dem Stechkahn durch den Schluchtwald

21Mit dem SUP zur Waldinsel

22Am Karfreitag um den Trauchberg zur Wieskirche

23Großer Arber in einem Tag ab München

24Winterwanderung zum dicksten Bergahorn Deutschlands

25Krimi im Wald: Goldsuche am Alatsee

26Am Fluss entlang zu den Loisachquellen

27Wald unter der Eiger-Nordwand

28Mit einem alten Forstmeister unterwegs

29Mit einer Rangerin unterwegs

30Baden mit dem Waldbademeister

31Keltenschanzen im Wald entdecken

32Verlassene Orte im Wald suchen

33Glasproduktion im Wald

In den letzten Urwäldern Mitteleuropas unterwegs

34Im Urwald Kubany

35Im Urwald Höllbachgspreng

36In der Sächsisch-Böhmischen Schweiz

37Zu den Zirben im Naturwald-Reservat Wettersteinwald

38Im Naturwaldreservat Achrain im Westallgäu

39Skandinavisches Abenteuer auf der Durchreise

40Im Urwald auf der Insel Vilm

Diese alte Eiche stand schon in der Deuringer Heide, als der Autor noch ein Kind war.

Vorwort

Unser Leben findet mittlerweile mehr digital als analog statt: Viele sitzen täglich stundenlang vor ihren Laptops und Smartphones. Wo bleibt da das Abenteuer? Statt digitaler Langeweile brauchen wir mehr Spannung, Risiko und Ungewissheit. Dabei wartet das Großartige oft direkt vor der Haustür, in der Natur, im Wald hinter der Siedlung. Abenteuer im Wald müssen nicht lange dauern und die Sensation ist oft im Kleinen ganz in der Nähe zu finden. Es lohnt sich daher, gleich den nächsten Wald zu erkunden, wo es noch viel Unbekanntes zu entdecken gibt. Waldabenteuer sind meist kostenlos oder für wenig Geld zu bekommen. Es braucht keine Spezialausrüstung und kein Training.

Ich persönlich bevorzuge die Entspannung nach Feierabend in den nahen Wäldern ohne Übernachtung oder den mehrstündigen Trip am Wochenende. Outdoorabenteuer sind aber auch beim Spaziergang im Park während der Mittagspause möglich. Ein huschendes Eichhörnchen, das Beobachten einer kriechenden Schnecke oder ein melodiöser Vogelgesang erfreuen unser Herz und erzeugen schöne Erinnerungen.

In der Natur sollte rücksichtsvolles Verhalten eine Selbstverständlichkeit sein. Dies bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf Schutzgebiete, sondern gilt generell überall dort, wo wir Wildtiere beobachten oder Pilze und Pflanzen entdecken wollen.

Für mich ist der Wald ein Ort, um Kraft zu tanken. Im Wald kann ich mich aber auch mit der natürlichen Umwelt verbunden fühlen und über den Sinn des Lebens nachdenken, Freude am Leben haben und glücklich sein. Brechen auch Sie auf und tauchen Sie ein in Ihre eigenen Waldabenteuer. Dieses Buch gibt Ihnen Inspirationen für Ihre persönlichen Entdeckungen in unseren Wäldern zwischen Ostsee und Alpen.

Viel Spaß bei Ihren Waldabenteuern wünscht Ihnen

Dr. Rudolf Nützel

Einleitung

Vorfreude ist die schönste Freude! Dies bestätigt die Gehirnforschung. Zwischen Bäumen, Sträuchern, Farnen, duftendem Moos und Pilzen die Zeit zu verbringen, kann bereits im Vorfeld Glücksgefühle erzeugen. Denn mit einem Aufenthalt im Wald verbinden wir oft positive Erinnerungen. Schon der Gedanke, in den Wald zu gehen, ist eine emotionale Reaktion auf zukünftige positive Ereignisse. Unsere Vorfahren haben jahrtausendelang zwischen den Bäumen und von den Früchten der Bäume und Sträucher gelebt. Deshalb steckt uns der Wald quasi in den Genen. Wald steht für Sehnsüchte, sinnliche Erlebnisse, Emotionen. Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter, die beruhigenden Farben, all dies wirkt sich stimulierend auf unsere Gesundheit aus. Medizinische Untersuchungen zeigen, dass unser Immunsystem durch einen Waldbesuch positiv beeinflusst wird. Bäume produzieren chemische Verbindungen, die beispielsweise unseren Blutdruck senken und für Entspannung sorgen.

Was ist ein Waldabenteuer?

Der Abenteuergrad eines Waldausflugs wird sicherlich von Individuum zu Individuum unterschiedlich aufgefasst. Beim Waldabenteuer geht es uns darum, das gewohnte Umfeld zu verlassen, um etwas zu unternehmen, das interessant, faszinierend zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist. Nehmen Sie sich die Zeit, die Natur in all ihrer Schönheit und Wildheit zu entdecken. Positive Empfindungen gelingen leichter, wenn man entspannt ist. Schon allein in den Wald zu gehen, die Augen zu schließen und die unterschiedlichen Geräusche wahrzunehmen, kann nach mehreren Stunden Bildschirmarbeit eine tolle Erfahrung sein. Das aktive Ertasten von Pflanzen erschließt neue Wahrnehmungen. Die tiefrissige Borke einer Eiche fühlt sich ganz anders an als die glatten Rinden von Rot- und Hainbuche.

Im Wald eröffnet der Wechsel zwischen Fern- und Nahblick, aber auch der Blick zur Seite, nach oben in die Baumkronen oder zurück zusätzliche Perspektiven. Mit einem Fernglas können Details von weiter entfernten Wildtieren erspäht werden. Für mich sind aromatische Düfte von Blumen oder der würzige Geruch von Moosen und Pilzen etwas Besonderes. Ein herrliches Abenteuer für die Nase! Auch das Zerreiben von Nadeln und Blättern erzeugt die unterschiedlichsten Düfte.

Um unangenehme Überraschungen beim Waldbesuch zu vermeiden, lohnt es sich ein paar Regeln zu beachten.

Darf ich in jeden Wald?

Grundsätzlich ist in Deutschland das Betreten der Natur auf Wegen und ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung allen gestattet. Dies garantieren das Grundgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz. Spazierengehen und Wandern, ebenso wie Joggen, Nordic Walking, Klettern, Skilanglaufen, Schlittschuhlaufen, Schneeschuhgehen und Schlittenfahren, gelten als naturverträgliche Betätigungen. Reiten und Fahrradfahren sind allerdings auf die geeigneten Straßen und Wege beschränkt. Dieses allgemeine Betretungsrecht kann aus Gründen des Naturschutzes, der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung, zum Schutz der Erholungsuchenden oder zur Vermeidung erheblicher Schäden eingeschränkt sein. Beispielsweise müssen wir in einem Naturschutzgebiet oder Nationalpark auf den Wegen bleiben.

Entspannung am Wildbach: einfach die Augen schließen und nur noch das Rauschen des Wassers hören.

Das Betreten eines Waldes erfolgt immer auf eigene Gefahr. Es besteht keine Haftung durch den Waldbesitzer für waldtypische Gefahren. Demnach müssen wir im Wald mit Baumwurzeln oder mit herabfallenden Ästen rechnen. Wenn der Grundeigentümer das Betreten seines Waldes schon tolerieren muss, soll ihm daraus nicht noch eine zusätzliche Haftung für Unfälle entstehen.

Klar sollte sein, dass beim Aufenthalt im Wald mit der Natur pfleglich umzugehen ist. Beim Fahrradfahren ist zu beachten, dass Fußgängern der Vorrang gebührt. Grundeigentümer dürfen das Betreten ihrer Waldflächen durch Sperren verwehren, wenn die Beschädigung von Pflanzen zu erwarten ist oder wenn das Grundstück regelmäßig von einer Vielzahl von Personen betreten wird. Müll sollte man natürlich immer mitnehmen. Herumliegender Müll ist für Mitmenschen ein Ärgernis und kann für Tiere lebensgefährlich sein.

Orientierung in der Natur

Zur Orientierung im Wald braucht es wache Sinne, einen guten Instinkt, Outdoorerfahrung und Vertrauen in natürliche Hilfsmittel. In der Natur macht die Orientierung ohne technische Hilfsmittel gerade den Reiz des Abenteuers aus. Heute gibt es viele Hilfsmittel wie Karten, Kompasse, Navigationssysteme und GPS-Geräte, um zu wissen, wo man sich befindet. Doch wer sich wirklich frei in der Natur bewegen und seinen Standort bestimmen will, sollte versuchen sich auch ohne diese Hilfsmittel orientieren zu können. Zumal technische Geräte nicht immer funktionieren – der Akku kann leer sein oder es gibt keinen Empfang im Wald.

Wenn ich draußen unterwegs bin, beachte ich besondere Details. Das kann ein besonders auffälliger Baum sein, eine seltene Baumart, ein blühender Busch, ein markanter Duft, der Gesang einer bestimmten Vogelart, ein Wildtiererlebnis, ein Fels oder ein Wegkreuz. Wichtig ist es, im Wald nicht nur einseitig mit den Augen wahrzunehmen, sondern auch mit Ohren und Nase. Ab und zu verlasse ich den Weg und suche im Waldbestand nach etwas Besonderem, beispielsweise einem Ameisenhaufen, attraktiven Blumen oder einem knorrigen Höhlenbaum. Es lohnt sich auch hin und wieder dorthin zu schauen, wo man hergekommen ist. Gerade für den Rückweg kann diese Erinnerung hilfreich sein. Insgesamt entstehen bei jedem Waldausflug einmalige Bilder im Kopf, die mit Emotionen verknüpft sind.

Wer die Orientierung in der Natur verloren hat, kann die Himmelsrichtungen anhand eines Stocks und dessen Schattenwurfs bestimmen. Dazu wird ein Stock senkrecht so in den Boden gesteckt, dass das Ende seines Schattens zu erkennen ist. Nun markiert man das Ende des Schattens am Boden und wartet einige Minuten, bis der Schatten weitergewandert ist. Dann markiert man das aktuelle Ende des Schattens erneut. Die Verbindungslinie zwischen den beiden Markierungen zeigt dann ungefähr in West-Ost-Richtung. Die erste gesetzte Markierung liegt im Westen und die zweite im Osten. Je länger der zeitliche Abstand zwischen den Messungen ist, desto genauer kann die Richtung bestimmt werden. Also: Entschleunigen Sie, genießen Sie die Pause und bewahren Sie Ruhe!

Orientierung mit Karte und Kompass

Die nach wie vor sicherste und zuverlässigste Variante ist die Orientierung mit Karte und Kompass. Wenn ich in unbekanntem Terrain unterwegs sein will, kaufe ich mir von diesem Gebiet eine aktuelle Topografische Karte im Maßstab von 1:25 000 oder 1:50 000. Die Geländeformen, also die Topografie, und andere wichtige Details der Erdoberfläche sind auf der Karte dargestellt. Siedlungen, Straßen, Wege, Flüsse, Seen, Wald, Höhenlinien und vieles mehr helfen bei der Orientierung. Die richtige Umrechnung des Maßstabs und das Lesen der Höhenlinien sind wichtige Voraussetzungen für die Orientierung. Bei einem Maßstab von 1:50 000 entsprechen einem Zentimeter auf der Karte 50 000 Zentimeter, also 500 Meter in der Wirklichkeit.

Höhenlinien sind gedachte Linien, die alle Punkte miteinander verbinden, die sich auf der gleichen Höhe über dem Meeresspiegel befinden. Befinden sich auf der Karte nahezu keine Höhenlinien, handelt es sich um ein relativ ebenes Gebiet. Liegen die Höhenlinien dagegen dicht beieinander, geht es steil den Berg hinauf oder hinunter. Verläuft ein Weg ziemlich parallel zu den Höhenlinien, haben wir beim Wandern keine großen Steigungen zu erwarten.

Für die Orientierung anhand der Karte ist es wichtig, sie mit der Außenwelt in Einklang zu bringen. In der Regel zeigt der obere Rand der Karte nach Norden. Wenn man die Karte so dreht, dass sie exakt nach Nord-Süd ausgerichtet ist, entsprechen die Richtungsangaben auf der Karte genau den Richtungen, die man auch in Wirklichkeit einschlagen muss. Dafür brauchen wir nun einen Kompass.

Ein Kompass sollte leicht und robust sein. Eine durchsichtige, mit Lineal und Winkelangaben versehene Bodenplatte ist sinnvoll. Die Magnetnadel stellt sich immer auf magnetisch Nord ein. Die Himmelsrichtungen von Karte und Gelände muss man zur Orientierung in Übereinstimmung bringen. Diesen Vorgang nennt man Einnorden. Dazu legen wir den Kompass an die linke Außenlinie des Kartenrands und drehen die Karte so weit, bis die Nordmarkierung der Magnetnadel auf die Nordmarkierung der Kompass-Skala zeigt.

Zelten und Biwakieren

Schlafen in der Natur unter freiem Himmel mit Blick auf das Sternenzelt ist eines der intensivsten Abenteuer. Allerdings ist das Übernachten im Zelt in deutschen Wäldern verboten, außer der Waldbesitzer hat zugestimmt (s. Kapitel 16). Das Übernachten ohne Zelt, also das Biwakieren im Wald, ist nicht explizit verboten. Denn der Wald darf zur Erholung und zum Naturgenuss von jedem genutzt werden, also auch während der Nacht. Im Umkehrschluss ist das Biwakieren also überall erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Empfindliche Lebensräume, beispielsweise Moore, Feuchtwiesen oder Flussauen, sollten wir meiden. Ein Lagerfeuer im Wald zu entzünden, ist nach der Trockenheit der letzten Jahre sowieso verantwortungslos.

Eichhörnchen lassen sich in vielen Waldgebieten blicken. Mit ihren langen, scharfen Krallen und den muskulösen Hinterbeinen können sie an Bäumen senkrecht hochklettern.

Das Rotkehlchen ist an der orangeroten Brust und dem weißen Bauch gut zu erkennen. Mit seinen großen Augen sieht es auch im Halbdunkel des Dickichts gut.

Lästige »Waldmonster«

Der Wald ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort und weckt zahlreiche positive Gefühle. Wer jedoch von lästigen Tierchen geplagt wird, der sehnt sich zurück in seine Wohnung und hat genug vom Waldabenteuer. Ich versuche Insektenstiche als gesundheitsfördernde Maßnahme wie Akupunktur zu interpretieren, quasi kostenlose Stichbehandlung. Nachfolgend ein Kurzüberblick über die lästigsten »Waldmonster«:

Bei der Stechmücke stechen nur die Weibchen. Sie benötigen das Blut von Säugetieren für die Produktion ihrer Eier. Juckende Quaddeln auf der Haut entstehen, wenn die Blutsaugerin einen Cocktail aus Eiweißmolekülen und Peptiden einspritzt, um die Blutgerinnung zu verhindern. Von ganz wenigen Allergiefällen abgesehen, geht von heimischen Stechmücken keine Gefahr aus.

Viel gemeiner sind Kriebelmücken, denn sie stechen nicht, sie reißen mit ihren Mundwerkzeugen eine Wunde in die Haut und trinken daraus Blut. Die Mücken sind bis zu sechs Millimeter groß und sehen auf den ersten Blick wie kleine Fliegen aus. Die Blutmahlzeit der Weibchen dient zur Bildung der Eigelege. Durch den Speichel der Kriebelmücken gelangen blutverdünnende Substanzen in die Wunde. In der Folge können Rötungen und Schwellungen auftreten. Häufig gelangen Bakterien aber erst durch Kratzen in die Wunde. Trotz Juckreiz sollte man sich daher nicht kratzen und die Haut an der betroffenen Stelle desinfizieren.

Auch der Biss einer Bremse ist schmerzhaft. Besonders aktiv sind Bremsen an schwülen Tagen und in der Nähe von Gewässern und Feuchtgebieten. Mückenschutzmittel helfen gegen diese aufdringlichen Insekten nicht, da sie auch durch dünne Textilien stechen können.

Wespen sind harmlose Tiere, können im Sommer aber lästig werden. Eigentlich sind es nur zwei Wespenarten, die uns nerven: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Ein Stich ist zwar sehr schmerzhaft, aber für die meisten Menschen nicht gefährlich. Für Allergiker kann jedoch schon ein einziger Stich lebensbedrohlich werden. Allerdings stechen aufdringliche Wespen nur dann zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Die beste Strategie, um nicht gestochen zu werden, lautet daher: ruhig bleiben, nicht schlagen und die Wespe mit geschlossener Hand wegschieben. Allergiker sollten ihr Notfallset bei jedem Spaziergang in den Wald mitführen.

Ausreichend dicke und lange Kleidung schützt gegen Stiche und Bisse von Insekten. Gefangen in einer Becherlupe, kann man an diesen »Waldmonstern« in der Vergrößerung eine bewundernswerte Schönheit erkennen.

Das beste Hausmittel gegen juckende Stiche ist Kälte. Dadurch werden die Blutgefäße verengt, was die Ausschüttung von Juckreiz fördernden Substanzen verlangsamt. Die Schmerzen lassen sich nur teilweise lindern, bleiben aber auf die Einstichstelle beschränkt. Mit einem Taschentuch und klarem Wasser sollte die Einstichstelle gewaschen werden. Wer nach einem Insektenstich Schwindel, Übelkeit oder Kreislaufbeschwerden feststellt, sollte einen Arzt aufsuchen. Äußerst selten kann ein Insektenstich auch zu einer starken allergischen Reaktion führen. Bei Grippesymptomen oder gar Bewusstlosigkeit muss sofort ein Notarzt gerufen werden.

Der Eichenprozessionsspinner kann nur im Juni und Juli gefährlich werden. Dann können die Gifthaare der Raupen auf der Haut zu Atemproblemen und üblen Hautausschlägen führen. Letztere können sich entzünden und tagelang andauern. Der beste Schutz ist, während der Raupenphase befallene Wälder zu meiden.

Zecken verursachen jedes Jahr sehr viele Krankheitsfälle. Sie übertragen die für uns Menschen gefährliche Bakterienerkrankung Borreliose und die Hirnhautentzündung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Entlang von Wildwechseln, wo Säugetiere laufen, muss man vermehrt mit Zecken rechnen. Streift ein Säugetier die Zecke, greift diese sich mit ihren starken Krallen an den Vorderbeinen die Haut, das Fell oder die Kleidung und hält sich daran fest. Zum Blutsaugen sucht sie sich weiche Hautpartien. Nach dem Einstich gibt sie ein Sekret in die Wunde ab, das einen Gerinnungshemmer, einen Entzündungshemmer und ein Betäubungsmittel enthält. Dies garantiert guten Blutfluss und unbemerktes Saugen. Eine vollgesogene Zecke kann bis zu 200-mal so viel wiegen wie eine hungrige. Wer sich gegen diese Krankheiten schützen möchte, sollte Zeckenstiche möglichst vermeiden. Dazu trägt man am besten helle Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen, denn Zecken sind als dunkle Punkte auf heller Kleidung gut zu erkennen. Ziehen Sie sich die Socken über die Hosenbeine. Nach einem Waldspaziergang an einem warmen und schwülen Tag lohnt sich eine intensive Dusche und das Suchen an weichen Hautpartien.

Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte das Tier schnell entfernen. Am besten zieht man es möglichst hautnah und ohne den Zeckenkörper zu quetschen senkrecht heraus. Mit längeren Nägeln schafft man dies mit Daumen und Zeigefinger. Oder man verwendet eine Zeckenzange oder Zeckenkarte (zecken.de). Die Einstichstelle sollten Sie mehrere Wochen beobachten. Bei roten Flecken an der Bissstelle und bei unvollständig entfernten Zecken sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Eine Impfung zum Schutz gegen FSME ist auch noch wenige Tage nach dem Zeckenbiss möglich.

Bei all den Zumutungen, die wir durch diese lästigen Tiere erleiden müssen, sollten wir bedenken, dass alle diese »Waldmonster« eine wichtige Bedeutung für das Ökosystem Wald haben, sei es als Futter oder als Putzkolonne.

Achtsam unterwegs im Wald

Dieses Buch enthält viele Geheimtipps für Waldabenteuer, die unsere Achtsamkeit erfordern. Sonst wird aus einem idyllischen Plätzchen der übernutzte und unschöne Ort der Massen. Nehmen Sie Ihren Müll bitte immer mit und verhalten Sie sich so, dass andere Menschen und die Wildtiere möglichst wenig gestört werden. Je leiser Sie unterwegs sind, desto wahrscheinlicher kommt es zu Begegnungen mit Wildtieren und zu besonderen, einmaligen Waldabenteuern.

Topografische Karte und Kompass helfen bei der Orientierung im Wald.

Waldabenteuer im Alltag

1 Kleine Baumkunde

RUND 90 MILLIARDEN BÄUME, ALSO ÜBER 1000 BÄUME PRO EINWOHNER, WACHSEN IN DEUTSCHLAND. 76 VERSCHIEDENE EINHEIMISCHE BAUMARTEN LASSEN SICH UNTERSCHEIDEN. VERSUCHEN SIE, IN EINEM WALD MÖGLICHST VIELE BAUMARTEN ZU ENTDECKEN.

Starten wir mit den beiden häufigsten Baumarten: Die Nadelbaumarten Fichte und Waldkiefer bedecken etwa die Hälfte unserer Waldfläche. Sie unterscheiden sich eindeutig anhand der Nadeln, der Rinde und der Zapfen.

Die spitzen Nadeln der Fichte stechen beim Anfassen. Ihre Zapfen hängen nach unten und liegen meist als Ganzes am Boden. Die äußere Rinde, auch Borke genannt, ist rotbraun, daher auch der Name Rotfichte. Dagegen stechen die Nadeln der Tanne nicht, da sie vorne gerundet sind. Tannenzapfen stehen auf den Zweigen und zerfallen dort in Einzelteile. Die Rinde von Jungtannen besitzt sichtbare Harzblasen.

info

StartortVon zu Hause in einen Mischwald

CharakterSpaziergang mit der Absicht, Baumarten genauer kennenzulernen

MüheGering, solange es Spaß macht

DauerBeliebig

AusrüstungBaumbestimmungsbuch, z. B. »Bäume und Sträucher des Waldes« von Gottfried Amann, App »Flora incognita« (floraincognita.com) oder App »Pl@ntNet« (plantnet-project.org)

Beste ZeitApril bis Oktober

Kostenkeine

Die Nadeln der Waldkiefer wachsen büschelweise zu zweit. Anhand der orangen Rinde im Kronenbereich lässt sich die Waldkiefer schon von Weitem erkennen. Die nur in den Alpen vorkommende Zirbelkiefer hat dagegen Büschel mit jeweils fünf Nadeln. Ihr tonnenförmiger Zapfen fällt geschlossen zu Boden.

Auch die Nadeln der Lärche