101 Nepal - Reiseführer von Iwanowski - Volker Häring - E-Book

101 Nepal - Reiseführer von Iwanowski E-Book

Volker Häring

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Beschreibung

Nepal ist zurück! Schwierige Zeiten liegen hinter dem Land am Südrand des Himalayas. Mehr als eine Dekade Bürgerkrieg brachte Nepal an den Rand des Ruins, Anfang 2015 verwüsteten die schweren Erdbeben weite Teile des Landes und ließen auch den Tourismus für einige Zeit erstarren. Doch nun boomt dieser wichtige Wirtschaftszweig wieder und immer mehr Reisefreudige zieht es in das Land, das in seiner kulturellen, religiösen und landschaftlichen Vielfalt seinesgleichen sucht. Hier finden sich schneebedeckte Bergriesen unweit von tropischem Urwald, lässt sich diese einzigartige Mischung aus Religionen und Kulturen entdecken und trifft man auf eine kulinarische Bandbreite aus lokalen, indischen, chinesischen und westlichen Einflüssen. Nepal ist ein Land, das weit mehr zu bieten hat als – zugegeben atemberaubende – Trekkingtouren: z. B. das Kathmandu-Tal mit seinen ehemaligen Königsstädten Kathmandu, Patan und Bhaktapur oder den Chitwan-Nationalpark mit dem einzigartigen Panzernashorn. Der Asien-Experte Volker Häring beschreibt in 101 doppelseitigen Reportagen die große Bandbreite Nepals: Neben bekannten und weniger bekannten kulturellen Highlights werden auch die schönsten Landschaften und eine individuelle Auswahl von Rad-, Rafting- und Trekkingtouren vorgestellt. - Interessanter Lesestoff für Kulturreisende und kreativer Ideengeber für Aktiv-Reisende - Insider-Tipps und Vorschläge für Fahrrad-, Rafting- und Trekkingtouren - Originelle Hotels und Restaurant in Kathmandu; Vorstellung nachhaltiger und ökologischer Projekte

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Von den Touristenhochburgen Kathmandu und Pokhara bis hin zu den fast unbekannten Städten Hetauda und Janakpur: Nepal überrascht den Besucher immer wieder aufs Neue!Ab Seite 8Morgens in Dakshinkali ein Opfer darbringen, mittags zwischen Sadhus und heiligen Kühen über den Durbar Square schlendern und am Nachmittag die alte Königsstadt Bhaktapur besuchen – das Kathmandu-Tal hat kulturell viel zu bieten. Ab Seite 38Ob schneebedeckte Achttausender oder tropischer Regenwald: In Nepal liegen einige der schönsten Landschaften der Erde. Ab Seite 66Buddha war Nepalese – und auch andere Götter, Heilige und Scheinheilige haben hier ihre Heimat.Ab Seite 82Ob Berghütte mit Himalaya-Blick oder historisches Stadthotel: Nepal nennt einige der schönsten Unter-künfte Asiens sein Eigen. Eine Auswahl von Kult bis Kultur. Ab Seite 106Die köstliche Newar-Küche in Tansen entdecken, indisch inspirierte Gerichte in Janakpur genießen oder traditionell speisen in Kathmandu. Nepal verwöhnt den Gaumen!Ab Seite 134Lernen Sie das Nationalgericht Dal Bhat kennen, probieren Sie saftige Momos und staunen Sie, dass es Everest auch in Flaschen gibt. Ab Seite 152Ob zu Fuß auf der Annapurna-Runde, mit dem Schlauch-boot auf den Stromschnellen des Sun Kosi oder mit dem Rad im Kampf gegen die unendlich erscheinenden Serpentinen des Tribhuvan Highway: Nepal hält für Aktiv-reisende einige Herausforderungen bereit. Ab Seite 188

Volker Häring

101 Nepal

Geheimtipps und Top-Ziele

Im Internet:www.iwanowski.deHier finden Sie aktuelle Infos zu allen Titeln, interessante Links – und vieles mehr!Einfach anklicken!Schreiben Sie uns, wenn sich etwas verändert hat. Wir sind bei der Aktualisierung unserer Bücher auf Ihre Mithilfe angewiesen:[email protected]

101 Nepal – Geheimtipps und Top-Ziele2. Auflage 2018

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbHSalm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 DormagenTelefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: © huber-images.de / GräfenhainAlle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis S. 247Redaktion und Layout: Annette Pundsack, KölnKarten: Klaus-Peter Lawall, UnterensingenTitelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.deRedaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung:Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.

ISBN epub: 978-3-86457-304-0ISBN Mobipocket: 978-3-86457-305-7ISBN pdf: 978-3-86457-306-4

Inhalt

Einleitung

         Vorwort

Städte und Regionen

   1   Kathmandu – Nepals Hauptstadt

   2   Bhaktapur – Königsstadt mit Charme

   3   Patan – älteste Stadt des Kathmandu-Tals

   4   Pokhara – Stadt am Phewa-See

   5   Bandipur – herausgeputzte Bergstadt

   6   Gorkha – einst uneinnehmbare Festung

   7   Panauti – wenig bekannte Stadt der Newar

   8   Nuwakot – Festungsstadt am Berghang

   9   Tansen – einstige Handelsmetropole

  10  Terai – fruchtbare Tiefebene

  11  Sauraha – ein Hauch von Strandfeeling

  12  Hetauda – Stadt mit „rauem Charme“

  13  Janakpur – hinduistische Pilgerstadt

  14  Kakani – mit Blick auf den Himalaya

Tempel, Klöster und Paläste

  15  Durbar Square in Kathmandu

  16  Bodnath in Kathmandu

  17  Pashupatinath in Kathmandu

  18  Swayambunath in Kathmandu

  19  Dakshinkali bei Kathmandu

  20  Changu Narayan in Bhaktapur

  21  Nyatapola-Tempel in Bhaktapur

  22  Königspalast mit dem Goldenen Tor in Bhaktapur

  23  Der Goldene Tempel Hiranya Varna Mahavihar in Patan

  24  Die Friedenspagode in Pokhara

  25  Amar Narayan Mandir in Tansen

  26  Lumbini – der Geburtsort Buddhas

  27  Janaki Mandir in Janakpur

Landschaften und Berge

  28  Kathmandu-Tal – kultureller Schmelztiegel

  29  Chitwan-Nationalpark – Naturschutz in Nepal

  30  Koshi-Tappu-Wildschutzpark – ein Vogelparadies

  31  Ilam – das Teeanbaugebiet Nepals

  32  Annapurna – gefürchteter Achttausender

  33  Kanchanjunga – die fünf Schatzkammern des großen Schnees

  34  Mount Everest – höchster Berg der Welt

Von Göttern, Heiligen und Politikern

  35  Siddharta – der historische Buddha

  36  Vishnu – der Bewahrer

  37  Shiva – Zerstörer, Schöpfer und Erhalter

  38  Ganesha – der Götterbote

  39  Durga – die Göttin der Vollkommenheit

  40  Die Kumari – kindliche Göttin

  41  Sadhus – ein Leben in Askese und Meditation

  42  Die heilige Kuh als Lebensspender in

  43  Prithvi Narayan Shah – Begründer des modernen Nepal

  44  Götterdämmerung über Kathmandu

  45  Prachanda und die Maoisten

Hotels

  46  Kantipur Temple House in Kathmandu

  47  Kathmandu Guest House

  48  Shangri-La Village Resort in Pokhara

  49  Tiger Mountain Pokhara Lodge in Pokhara

  50  The Famous Farm Nuwakot

  51  Dhulikhel Mountain Resort

  52  Gaun Ghar in Bandipur

  53  Last Resort in Kodari

  54  Motel Avocado in Hetauda

  55  Daman Everest Panorama Resort

  56  Koshi Tappu Wildlife Camp

  57  Chiyabari Cottage in Ilam

  58  Newa Chen in Patan

Restaurants

  59  Bhojan Griha in Kathmandu

  60  Bhumi Restaurant & Bar in Kathmandu

  61  Rum Doodle in Kathmandu

  62  Kaiser Café in Kathmandu

  63  Chinese Mee in Kathmandu

  64  Boomerang in Pokhara

  65  Nanglo West in Tansen

  66  Rooftop Restaurant in Janakpur

Gerichte & Getränke

  67  Dal Bhat – Nepals Nationalgericht

  68  Momos – gefüllte Teigtaschen

  69  Choila – newarische Fleischspezialität

  70  Sadeko – scharfe Salatvariationen

  71  Thukpa – tibetische Nudelsuppe

  72  Reis – vielseitiges Grundnahrungsmittel

  73  Tee – junge Teenation Nepal

  74  Bier, Wein und Schnaps

  75  Chatpati und andere Snacks

  76  Brot – Tradition und Vielfalt

  77  Lapsi – fruchtiger Genuss

Projekte

  78  Kathmandu – Ökoladen im Freien: Kheti Bazaar

  79  Kathmandu – Flaschenhäuser für Waisenkinder

  80  Helambu Climate Trek

  81  MAITI Nepal – Schutz der Rechte von Mädchen und jungen Frauen

  82  Nepal nachhaltig – Tourismusprojekte

Nepal aktiv: Trekking, Rafting und Radtouren

  83  Annapurna Circuit / Kali-Gandaki-Schlucht (Trekking)

  84  Mount Everest Basecamp (Trekking)

  85  Dhaulagiri-Umrundung (Trekking)

  86  Dolpo an der Grenze zu Tibet (Trekking)

  87  The Road to Tibet (Trekking)

  88  Durch Terrassenfelder – Balthali (Trekking)

  89  Great Himalaya Trail, GHT (Trekking)

  90  Trisuli – der Fluss Shivas (Rafting)

  91  Sun Kosi – der Goldene Fluss (Rafting)

  92  Dem Chaos trotzen – eine Runde durch Kathmandu (Radtour)

  93  Im Kathmandu-Tal (Radtour)

  94  Auf dem Friendship Highway (Radtour)

  95  Ein Hauch von Alpe d’Huez – der Weg nach Bandipur (Radtour)

  96  Von Lumbini nach Chitwan (Radtour)

  97  Schussfahrt nach Indien – von Pokhara nach Bhairahawa (Radtour)

  98  Über die Berge nach Janakpur (Radtour)

  99  Der lange Weg nach Nuwakot (Radtour)

 100 Auf eine Tasse Tee (Radtour)

 101 Das Beste zum Schluss – der Tribhuvan Highway (Radtour)

Anhang

Das Land im Überblick

Reisetipps von A–Z

Literaturhinweise

Stichwortverzeichnis

Der Autor

Bildnachweis

Vorwort

Nepal ist zurück! Dabei hat das Land am Südrand des Himalaya schwierige Jahre hinter sich. Mehr als eine Dekade Bürgerkrieg und soziale Zerwürfnisse haben Nepal an den Rand des Ruins gebracht. Hunderttausende haben das Land verlassen, ebenso viele sind in das vermeintlich sichere Kathmandu gezogen, das nun aus allen Nähten platzt. Für den Tourismus hatte das verheerende Folgen: Selbst die eingefleischten Nepalfans blieben in den 2000er-Jahren weg, die Tourismusbranche hatte Einbrüche von bis zu 50 Prozent zu verbuchen. Die einstige Traumdestination hatte ein Image-, und viel schwerwiegender, ein Sicherheitsproblem.

Mit dem Ende des Bürgerkriegs und der Regierungsbeteiligung der aufständischen Maoisten kehrten die dringend notwendige Stabilität und Ruhe ein. Seit 2009 erholte sich auch der Tourismus wieder.

Doch gerade, als dieser wieder Fahrt aufnahm, erschütterte am 25. April 2015 ein Erdbeben der Stärke 7,8 das Land. Fast 9.000 Menschen starben, über 22.000 wurden verletzt, darunter viele ausländische Touristen. Über 800.000 Häuser und unzählige Baudenkmäler stürzten ein, vor allem im Kathmandu-Tal sowie rund um Gorkha und Nuwakot. Die Menschen in Nepal standen unter Schock. Zwar erfuhr das Land eine große Welle der Sympathie, Spenden in Millionenhöhe fanden den Weg nach Nepal, versickerten jedoch zum Teil im Netz der einheimischen Bürokratie. Hilfsgüter hingen monatelang am Flughafen von Kathmandu fest. Und als wäre das alles noch nicht genug, erschütterten Nachbeben das Land, das schwerste davon am 12. Mai 2015 mit einer Stärke von 7,2. Eine halbjährige Grenzblockade indischer Volksgruppen im Süden des Landes verschärfte die Situation zusätzlich.

Ausländische Touristen mieden das Land in der Folgezeit. Erst seit 2017 zeigt der Tourismus in Nepal Zeichen der Erholung. Trotz aller Tragödie, oder vielleicht genau deshalb, ist im Land eine Aufbruchsstimmung zu spüren wie schon lange nicht mehr. Allerorts wird auf- und neugebaut, Straßen werden verbreitert und Kanalisation verlegt. Chinesische, indische und westliche Investitionen zeigen erste Früchte, obwohl nicht jeder Nepalese den ausländischen Einfluss gutheißt.

Wie dem auch sei: Es bewegt sich etwas in Nepal, mehr als in den Jahrzehnten zuvor. Viele der während des Erdbebens zerstörten Tempel und Paläste werden mit großem Aufwand wiederaufgebaut. Vor allem Bhaktapur, Patan, Nuwakot sowie der Durbar Square in Kathmandu werden zwar wohl noch auf Jahre hinweg Spuren des Erdbebens zeigen. Nichtsdestotrotz sind sie weiterhin einen Besuch wert!

Nicht wenige Beobachter erwarten einen neuen Boom in einem Land, das in seiner kulturellen, religiösen und landschaftlichen Vielfalt seinesgleichen sucht. Wo außer in Nepal hat man schneebedeckte Bergriesen und tropischen Urwald so dicht beieinander? Wo, außer vielleicht in Indien, vermischen sich so viele Religionen und Kulte zu einer einzigartigen Mischung? Und selbst kulinarisch offenbart Nepal eine besondere Vielfalt, die lokale, indische, chinesische und westliche Einflüsse verbindet.

Nepal ist ein Land, das weit mehr zu bieten hat als – zugegeben atemberaubende – Trekkingtouren. Allein im Kathmandu-Tal hat der kulturell interessierte Reisende Attraktionen genug, um einen Jahresurlaub zu füllen. Naturfreunde kommen sowohl in den Himalaya-Höhen als auch in den fantastischen Naturschutzgebieten des tropischen Terai auf ihre Kosten. Und selbst Radfahrer, die man hier eigentlich nicht vermutet, finden in Nepal einige der schönsten Radstrecken Asiens vor.

Für mich ist Nepal eine Herzensangelegenheit. Daher ist die vorliegende Auswahl natürlich etwas Persönliches. Mir ist bewusst, dass manche Leser andere Trekking-touren bevorzugen werden. Dass Nepalenthusiastinnen eventuell noch originelle Hotels kennen, die in der Auswahl nicht vorkommen. Kulinarisch interessierte Reisende werden ihre Lieblingsspeise oder ihr Lieblingsrestaurant vermissen. Und Mountainbiker werden zu Recht ihren bevorzugten Downhill anmahnen. Denn selbst ein kleines Land wie Nepal ist zu groß, um es auf 101 Tipps zu reduzieren.

Das vorliegende Buch soll eher Anregung sein, dem Nepalneuling Orientierung und dem langjährigen Nepalreisenden Ergänzung. Nicht nur ein Reiseführer, sondern auch ein Lesebuch zum Schmökern.

Ein Buch wie Nepal: anregend, bunt und vielfältig.

In diesem Sinne,

viel Spaß beim Lesen und vor allem Reisen!

 

Volker Häring, im Januar 2018

  1   Kathmandu – Nepals Hauptstadt

Es gibt Städte, denen eilt ein Ruf voraus. Kathmandu ist so eine Stadt. Hippiehochburg, Banana-Pancake-Paradies. Der ideale Ort für den gepflegten Joint. Projektionsfläche für Sinnsuchende. Ausgangspunkt für die letzten Abenteuer dieser Erde, seien diese real oder imaginär.

So hat der Besucher das Gefühl, die Stadt bereits zu kennen, noch bevor er den Fuß auf den Boden des Tribhuvan-Flughafens setzt. Und kann natürlich nur enttäuscht werden. Im Wortsinne. Denn die Kathmandu-Klischees sind nichts als Täuschungen und diese verschwinden meist schon nach dem ersten Tag in der Stadt. Hinzu kommt, dass Kathmandu in den letzten 20 Jahren eine gewaltige Transformation durchgemacht hat. Während des Bürgerkriegs zwischen den maoistischen Aufständischen und der Armee flohen viele Nepalesen in die relativ sichere Hauptstadt. Infolgedessen hat sich die Einwohnerzahl des Kathmandu-Tals innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt, auf aktuell rund 1,8 Millionen (Stand 2017). Die Stadt platzt folglich aus allen Nähten und ist mit ihren Einwohnern und vor allem mit deren Bewegungsdrang maßlos überfordert.

Seit Jahren ist Kathmandu folglich eine riesige Baustelle. Straßen werden verbreitert, Häuser abgetragen und Freiflächen bebaut. Alle paar Tage legt ein Streik Teile der Stadt lahm. Alle paar Monate sogar ganz Kathmandu. Dann scheinen alle Einwohner der Stadt auf den autofreien Straßen zu sein und kollektiv durchzuatmen. Endlich kein ohrenbetäubendes Hupen mehr und endlich smogfreie Luft zum Atmen!

Diese steile Treppe führt von Swayambunath ins Zentrum von Kathmandu

Ehrlich gesagt: Eine Oase der Stille war Kathmandu nie, es sei denn, man verschanzte sich hinter einer THC-Wolke und mit Ohrenstöpseln in einer Absteige in der Freak Street. Einst ein Muss auf der als „Banana-Pancake-Trail“ bekannten Backpacker-Route, verirrt sich heute kaum noch ein Tourist in die einst so legendäre Straße. Wer heute nach Kathmandu reist, wohnt im Stadtteil Thamel.

Ab und zu schlurft dort, zwischen Ethno-Boutiquen, CD-Läden und In-Cafés, noch ein graubärtiger Ex-Hippie mit verfilzten Haaren durch die Gassen und zieht andächtig an seinem Joint. Ein Relikt der alten Zeit. Denn Kathmandu ist wie Goa, Varanasi, wie Machu Picchu und Taizé ein ehemals legendärer Ort, der allein schon durch die schiere Anzahl der Besucher entmystifiziert wurde. Mythen gedeihen eben nur solange, wie ihnen kaum einer auf den Grund geht.

Blick über Kathmandu mit der Stupa von Bodnath

Ist Kathmandu also eine Destination wie jede andere? Eine typische Hauptstadt eines Dritte-Welt-Landes? Definitiv nicht. So wie Nepal weder mit Indien noch mit Tibet oder China zu vergleichen ist, hat Kathmandu einen sehr eigenen Charme und ist in seiner Vielfalt einzigartig. Man merkt der Stadt an, dass sie seit Jahrhunderten Schmelztiegel verschiedenster Kulturen und Religionen ist. In kaum einer Stadt liegen Buddhismus, Hinduismus und Naturreligionen so eng beisammen, selten findet sich eine so exklusive Mischung aus indischen, chinesischen und westlichen Einflüssen wie in Kathmandu.

Ob beim Bummel durch Thamel oder über den zentralen Durbar Square (s. S. 40), beim Pilgern ins buddhistische Bodnath (s. S. 42) oder Staunen in den hinduistischen Ritualstätten Pashupatinath (s. S. 44) oder Dakshinkali (s. S. 48). Beim stilvollen Abendessen in traditionellen Restaurants wie dem Bhojan Griha (s. S. 136) oder dem Bhumi (s. S. 138), beim Flanieren durch den Garden of Dreams (s. S. 142) oder beim Essen der Tandoori-Pizza im Bergsteigertreff Rum Doodle (s. S. 140). Kathmandu erzählt weiterhin seine Geschichten, jenseits von Drogenexzessen oder Banana Pancake. Eine Stadt zum Verlieben. Allerdings mit einem zuweilen recht rauen Charme.

Info

Information: Kathmandu hat offiziell 900.000 Einwohner, geschätzt sind es jedoch rund 1,8 Millionen.

Anreise: Kathmandu ist von Mitteleuropa nur per Umsteigeverbindung zu erreichen. Die arabischen Fluglinien Emirates, Etihad, Qatar Airlines bieten günstige Flüge von Frankfurt, München, Berlin, Hamburg, Wien und Zürich über die arabische Halbinsel nach Kathmandu an. Mit Umsteigen dauert die Reise zwischen 11 und 20 Stunden.

  2   Bhaktapur – Königsstadt mit Charme

Von den drei Königsstädten des Kathmandu-Tals hat Bhaktapur unbestritten den meisten Charme. Während in Kathmandu und Patan der historische Stadtkern um den jeweiligen zentralen Durbar Square nahtlos in das Chaos einer modernen Großstadt übergeht, ist die Altstadt von Bhaktapur weitgehend autofrei und, im Vergleich zu Kathmandu oder Patan, sehr gut erhalten und restauriert.

Wie Kathmandu profitierte auch Bhaktapur von seiner Lage an der historischen Handelsroute zwischen Indien und Tibet. Als wichtiger Zwischenstopp der Handelskarawanen entwickelte sich die Stadt vor allem während des Malla-Reiches, das zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert das gesamte Kathmandu-Tal umfasste und dessen Hauptstadt Bhaktapur war, zum wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Tals. Vor allem die Töpfer- und Holzkunst und besonders die Musikszene der Stadt profitierten vom regen Austausch mit anderen Kulturen und vom Reichtum der Stadt. Noch heute wird Bhaktapur als Hauptstadt der darstellenden Künste Nepals bezeichnet.

Die meisten heute noch erhaltenen Tempel und viele der mit Holzreliefs verzierten Gebäude der Stadt stammen aus der Blütezeit des Malla-Reiches. Bereits während der Herrschaft der Malla-Könige kam es Ende des 15. Jahrhunderts zur Reichsteilung. Bhaktapur blieb aber unter den drei Teilreichen Kantipur (dem heutigen Kathmandu) und Patan (Lalitpur) die wichtigste Stadt des Tals. Mit der Eroberung des Kathmandu-Tals durch den Gorkha-König Prithvi (s. S. 100) im Jahr 1768 verlagerte sich das Zentrum des Tals nach Kathmandu. Während des Malla-Reiches profitierte vor allem Bhaktapur vom Reichtum der Region. Nach der Gründung der Shah-Dynastie Ende des 18. Jahrhunderts flossen die Erträge von Handel, Handwerk und Landwirtschaft nun größtenteils nach Kathmandu. Die Architektur der Stadt wurde in der Folgezeit in Ermanglung der entsprechenden Mittel vernachlässigt. Viele Newar flohen aus dem Kathmandu-Tal und ließen sich unter anderem in Bandipur nieder (s. S. 18). Mit dem Erliegen der Handelsströme Mitte des 20. Jahrhunderts verarmte Bhaktapur weiter und lebte vor allem von der Landwirtschaft, meist auf Subsistenzniveau.

Impressionen aus Bhaktapur: Souvenirläden in der Altstadt …

… Händler in den Außenbezirken

Der zentrale Durbar Square ist ein Paradebeispiel für die exquisite Architektur der Newar

1979 wurde das architektonische Erbe Bhaktapurs auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gesetzt. Es begann eine sukzessive Restaurierung der historischen Tempel und Gebäude, die seit 1993 an Fahrt gewann. Seit jenem Jahr erhebt die Stadt eine Eintrittsgebühr, die in Restaurierungsarbeiten und die Verbesserung der Infrastruktur investiert wird. Auch wenn, vor allem in den Außenbezirken, immer noch viele historische Häuser in keinem guten Zustand sind – und das Erdbeben 2015 zusätzlich einige Schäden hinterlassen hat –, wird Bhaktapur wohl zeitnah wieder in altem Glanz erstrahlen und den Flaneur weiterhin mit auf eine Reise in die Blütezeit der Stadt nehmen.

Info

Information: Bhaktapur liegt 15 km östlich von Kathmandu und ist mit dem Auto oder Bus in einer halben Stunde zu erreichen. Selbst eine Radtour über den inzwischen asphaltierten alten Araniko Highway ca. 500 m nördlich der neuen Straße ist eine Alternative.

Eintritt: Für den Besuch von Bhaktapur zahlen westliche Ausländer eine Gebühr von 15 US-$ (1.500 Rupien).

Unterkunft: Es empfiehlt sich auf jeden Fall, mindestens eine Nacht in Bhaktapur zu verbringen. Direkt im Zentrum am Durbar Square liegt das Shiva Guesthouse 1 (www.bhaktapurhotel.com), ein paar Meter daneben das empfehlenswerte Thagu Chhen (www.thaguchhen.com).

Essen und Trinken: Das Café Nyatapola (Tel. +977-1-6610346) auf dem Taumadhi Square bietet historisches Ambiente und einen fantastischen Blick auf den Nyatapola-Tempel zum Kaffee, während das New Watshala Garden Restaurant (www.facebook.com/WatshalaGarden-Restaurant) in einem Garten direkt am Durbar Square eine ruhige Oase inmitten der Stadt ist.

  3   Patan – älteste Stadt des Kathmandu-Tals

Obwohl Patan, auch bekannt unter dem früheren Sankrit-Namen Lalitpur, die drittgrößte Stadt Nepals nach Kathmandu und Pokhara ist, wird es von den Besuchern ein wenig stiefmütterlich behandelt. Während Kathmandu und Bhaktapur nicht aus dem Besuchsprogramm westlicher Touristen wegzudenken sind, endet Patan oft als fakultativer Ausflug. Völlig zu Unrecht, da auch die dritte der ehemaligen Königstädte im Kathmandu-Tal trotz ähnlicher Anlage wie ihre Schwesterstädte durchaus noch etwas Neues zu bieten hat. Allem voran den Hiranya Varna Mahavihar, einen der schönsten und originellsten Tempel Nepals (s. S. 56). Aber auch eine gut erhaltene Altstadt, die weder Fußgängerzone ist wie in Bhaktapur noch in Auflösung begriffen wie in Kathmandu.

Ähnlich wie Kathmandu und Bhaktapur blickt auch Patan auf eine mehr als 2.000-jährige Geschichte zurück und gilt mit seiner wahrscheinlichen Gründung im 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung als älteste Stadt des Kathmandu-Tals. Vom späten 15. bis ins 18. Jahrhundert war Patan eine von drei Königsstädten des Malla-Reiches, bevor es von den Truppen des Gorkha-Königs Prithvi Narayan Shah (s. S. 100) 1768 erobert wurde. Der Eroberung war eine lange Belagerung vorausgegangen. Die Gorkha-Truppen rieben sich immer wieder an der stark befestigten Stadt auf. Als Patan schließlich gefallen war, töteten die siegreichen Eroberer der Legende nach die meisten männlichen Mitglieder der herrschenden Familien und schnitten den Überlebenden Nasen und Lippen ab. Der Königspalast und viele Tempel wurden zerstört.

Altstadtgasse in Patan

Heute bildet Patan mit Kathmandu eine Doppelstadt. Die Grenze zwischen den ineinander übergehenden Städten ist der Bagmati-Fluss, an dessen Südufer Patan liegt. Auch wenn die Stadt über 220.000 Einwohner hat, wirkt Patan deutlich weniger urban als Kathmandu und ist um einiges weniger touristisch.

Elefanten als Tempelwächter

Neben der Besichtigung der Highlights, dem zentralen Durbar Square, dem sehenswerten Patan-Museum an der Ostseite des Platzes und dem Goldenen Tempel Hiranya Varna Mahavihar empfiehlt es sich daher, mit der entsprechenden Muße durch die Gassen der Stadt zu schlendern und sich ein wenig treiben lassen. Im Vergleich zur Hektik im Kathmanduer Stadtteil Thamel und zur museumshaften Atmosphäre Bhaktapurs eine entspannte und gleichzeitig interessante Erfahrung.

Auf dem Durbar Square in Patan

Wer etwas Zeit übrig hat, sollte eine oder zwei Nächte in Patan bleiben. Neben einigen stilvollen Hotels hat Patan durchaus auch ein interessantes Nachtleben zu bieten. Viele NGOs und diplomatische Missionen haben ihren Sitz in Patan, und so hat sich hier eine entsprechende Restaurant- und Barszene herausgebildet. Vor allem das Moksh Live (www.facebook.com/moksh.live) mit regelmäßiger origineller Live-Musik sucht im Kathmandu-Tal seinesgleichen.

Info

Information: Patan kann man ohne Probleme als Halbtagesausflug von Kathmandu aus besuchen. Im Vergleich zu Kathmandu und Bhaktapur ist die touristische Infrastruktur eher unterentwickelt.

Unterkunft: Wer in Patan übernachten möchte, findet einige empfehlenswerte Hotels in traditionellen Gebäuden wie das Traditional Homes Swotha (www.traditionalhomes.com.np) und das Newa Chén (www.newachen.com).

Essen und Trinken: Ähnlich wie in den anderen beiden ehemaligen Königsstädten gibt es entlang des Durbar Square im Zentrum der Stadt einige nette Cafés wie das Si Taleju Restaurant und das Café du Temple, von deren Dachterrassen man einen guten Blick auf Patan hat.

  4   Pokhara – Stadt am Phewa-See

Neben Kathmandu und Bhaktapur ist das geografisch ziemlich genau in der Mitte des Landes gelegene Pokhara die meistbesuchte Stadt Nepals. Läuft man heute durch die Stadt am Ufer des Phewa-Sees, so kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass Pokhara noch bis Ende der 1950er-Jahre als geheimnisvolle Stadt unterhalb des Annapurna-Massivs galt, die nur zu Fuß zu erreichen war.

Heute ist kaum eine Stadt Nepals im gleichen Ausmaß touristisch entwickelt und mit der Außenwelt verbunden. Mit der Eröffnung des Flughafens im Jahr 1958, dem Bau des Prithvi Highway zwischen Kathmandu und Pokhara 1968 und des nach Indien führenden Siddharta Highway einige Jahre später, vor allem aber durch die touristische Bedeutung, die die Stadt als Ausgangsort für Trekkingtouren rund um die Annapurna und im Westen Nepals genießt, hat Pokhara eine rasante Entwicklung vollzogen. Vom eigentlichen historischen Stadtkern, dem Bagar im heutigen Norden der Stadt, dehnte sich Pokhara über die Jahre bis an den Phewa-See aus, wo heute das touristische Zentrum der Stadt ist. Hinzu kamen Tausende tibetische Flüchtlinge, die nun in der dritten Generation in Pokhara leben. Heute zählt Pokhara fast 300.000 Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt des Landes.

Vor dem chinesischen Einmarsch in Tibet war Pokhara ein wichtiger Zwischenstopp auf der Handelsstraße zwischen Tibet und Indien. Aber auch für die entlegenen Landesteile Nepals wie Mustang war Pokhara ein wichtiger Umschlagsort. Auch im modernen Nepal kommt der Stadt eine große logistische Bedeutung zu. Aktuell ist Pokhara eine ziemlich verbaute, moderne Stadt, die vom Fuß des Annapurna-Massivs bis zum Flughafen im Süden des Tals gewuchert ist. Der Verkehr ist intensiv, wenn auch nicht ganz so chaotisch wie in Kathmandu, was vor allem daran liegt, dass die Straßen um einiges breiter sind. Abgesehen von der kleinen Altstadt im Norden der Stadt liegen die Sehenswürdigkeiten Pokharas eher außerhalb. Auf einem Bergrücken an der Südseite des Phewa-Sees steht die moderne, von Japan gestiftete Friedenspagode (s. S. 58), die bei klarer Sicht einen schönen Rundblick über See, Stadt und das Annapurna-Massiv bietet. Ebenfalls einen fantastischen Blick auf die Annapurna hat man vom 1.600 Meter hohen Sarangkot, dem „Hausberg“ der Stadt.

Blick auf Pokhara und den Phewa-See

Eine Bootsfahrt über den Phewa-See gehört zu einem Pokhara-Besuch dazu

Wer dies noch übertrumpfen möchte, kann wahlweise mit dem Gleitschirm oder Ultraleichtflugzeug in die Lüfte steigen und eine Runde über der Stadt drehen. Sehenswerte Tempel sind der Bindhyabasini Mandir und der Bhimsen Mandir im älteren Teil der Stadt sowie der auf einer kleinen Insel im Phewa-See gelegene Varahi Mandir. Am Ufer des Sees, an der Lakeside, finden Backpacker und Reisegruppen gleichermaßen eine (manchmal recht laute) Oase mit unzähligen Restaurants, Cafés, Souvenirgeschäften und der einen oder anderen Disko vor.

Manch ein Nostalgiker mag sich das ruhige, alte Pokhara zurückwünschen und die Grellheit und Lautstärke des touristischen Zentrums an den Ufern des Phewa-Sees verfluchen. Immerhin, am Südufer des Sees besteht ein Bauverbot, das leidlich eingehalten wird. Wer will es der Bevölkerung von Pokhara verdenken, dass sie sich gerne ein Stück des touristischen Kuchens abschneiden will!

Das ursprüngliche Nepal liegt nur einen Bergrücken entfernt. Nach Pokhara kommt man, um weiterzureisen: zur Annapurna, nach Mustang oder in den Terai. Oder um nach einer anstrengenden Trekkingtour, einer Bergbesteigung oder einer Rundreise die Füße baumeln zu lassen und bei ausgezeichnetem Essen im Kerzenschein über den Phewa-See zu blicken.

Info

Information:

Pokhara liegt ca. 200 km westlich von Kathmandu und ist relativ einfach mit dem Bus oder Flugzeug zu erreichen. Während es in Kathmandu in den

Wintermonaten recht kalt werden kann, ist Pokhara ganzjährig eine gute Destination mit einem milden Klima.

  5   Bandipur – herausgeputzte Bergstadt

Wer Bandipur von früheren Besuchen kennt, wird sich verwundert die Augen reiben. Schick herausgeputzt ist die Bergstadt auf halbem Weg zwischen Kathmandu und Pokhara, ein Kleinod mit authentisch restaurierter Newar-Architektur. Läuft man durch den nun autofreien Stadtkern, fühlt man sich tatsächlich in die Blütezeit Bandipurs zurückversetzt. Die heute doch recht verschlafene Stadt war noch im 19. Jahrhundert ein wichtiger Warenumschlagplatz an der Handelsroute, die von Indien nach Kathmandu und von dort weiter nach Tibet führte. Die Waren – Seide, Tee, Gewürze und Edelsteine – waren kostbar und die Täler unsicher, folglich baute man die Handelsstädte oberhalb der Talsenken.

Die filigranen Details der Häuser erinnern an die Hochzeit Bandipurs

600 Höhenmeter thront Bandipur über dem Tal. Wenn die Wolken sich ausnahmsweise einmal verziehen, kann man von hier die Phalanx der 8.000er sehen: Annapurna, Manaslu und Dhaulagiri. Zu Hochzeiten war Bandipur eine reiche Stadt, was sich in der großartigen Architektur des Ortes bis heute manifestiert. Durch Grenzschließungen, neue Verkehrsmittel und politische Wirren verloren die Handelswege durch Nepal im 20. Jahrhundert an Bedeutung. Mit der Fertigstellung des Prithvi Highway von Kathmandu nach Pokhara 1974 begann der endgültige Niedergang der einst so wohlhabenden Stadt. Gegen teils erbitterte Proteste der Bewohner wurde die neue Straße im Tal und nicht auf dem Bergrücken gebaut. Das ist verständlich für jeden neutralen Beobachter, der die zerklüfteten Mittelgebirgskämme sieht, über die sich die Handelsstraßen zu historischen Zeiten quälten. Es war jedoch eine Katastrophe für Bandipur und seine Bewohner: Die Stadt, die ihr Auskommen vor allem aus dem Handel zog, war damit faktisch vom Verkehr abgeschnitten.

Vor 30 Jahren eine Geisterstadt, geht es heute in Bandipur wieder lebendig zu

Viele Bewohner kehrten in den Folgejahren der Stadt den Rücken und zogen ins Tal, zahlreiche historische Häuser standen nun leer und verfielen. Noch in den frühen 1990er-Jahren glich der Marktplatz von Bandipur einer Geisterstadt.

Die Hauptstraße Bandipurs ist heute eine Fußgängerzone mit einladenden Cafés

Bis 1998 zweigte lediglich eine unbefestigte Straße bei Dumre vom Prithvi Highway nach Bandipur ab, die allerdings zur Monsunzeit immer wieder unterbrochen war. Erst 1998 wurde die acht Kilometer lange Strecke asphaltiert und ist seither ganzjährig befahrbar. 2003 wurde schließlich das Bandipur Tourism Development Committee (BTDC) gegründet, um die Stadt zu einer Tourismusdestination auszubauen. Ehemalige Bewohner der Stadt kamen zurück oder spendeten für den Wiederaufbau Bandipurs.

Seit knapp zehn Jahren wird nun wieder gehämmert und geklopft in der Stadt. Die aus roten Ziegeln gebauten, halbhohen Häuser erstrahlen eines nach dem anderen im alten Glanz und beherbergen nun meist Hotels und Restaurants. Großartige Holzarbeiten verzieren Türen und Fenster. Und zwischendrin lehnt sich ein windschiefes, verfallenes Haus an den schicken Nachbarn und wartet auf einen Investor.

Das autofreie Bandipur präsentiert sich heute ruhig und beschaulich. Der Ort lädt durchaus dazu ein, bei einem Kaffee auf dem Marktplatz zu sitzen und das Dorfleben an sich vorbeiziehen zu lassen. Wem das nicht reicht, der kann in kurzen oder ganztägigen Trekkingtouren die Umgebung erkunden. Auch eine mehrtägige Wanderung auf den Spuren der alten Handelsrouten bis in den Terai ist ein lohnendes Erlebnis.

Info

Information:

Bandipur liegt 8 km oberhalb des Highways Kathmandu-Pokhara.

Unterkunft: Auch wenn ein Besuch Bandipurs als Stopover gestaltet werden kann, empfiehlt sich mindestens eine Übernachtung. Empfehlenswert sind das Gaun Ghar (s. S. 120, www.gaunghar.com) und das Old Inn (www.rural-heritage.com/theoldInn.php).

  6   Gorkha – einst uneinnehmbare Festung

Darüber, ob sich der weite Weg hinauf nach Gorkha lohnt, scheiden sich die Geister. Dass Gorkha von vielen Nepalbesuchern zugunsten von Bandipur oder Nuwakot ausgelassen wird, liegt weniger an der mangelnden Anziehungskraft der ehemaligen Gorkha-Festung hoch über der Stadt, sondern am Ort selbst. Gorkha ist, offen gesagt, ein ziemliches „Drecksloch“. Jedenfalls der moderne Teil der Stadt. Wenn der Besucher dann in den kleinen historischen Teil kommt oder sich auf den beschwerlichen Weg den Berg hinauf zur Festung macht, ist die Meinung meist bereits gebildet. Das ist eigentlich schade, da die Festung von Gorkha ziemlich einzigartig in Nepal ist. Nur in Nuwakot findet man eine vergleichbare Anlage (s. S. 24), dort jedoch deutlich kleiner und weniger gut erhalten.

Gute Kondition sollte man auf jeden Fall für einen Besuch in Gorkha mitbringen. Wer die Herausforderung sucht, kann die steile Straße, die vom Prithvi Highway hinauf nach Gorkha führt, auch mit dem Rad angehen. Aber auch im Bus braucht es eine gewisse Schwindelfreiheit, um die vielen Kurven der Anfahrt zu überstehen. Die moderne Stadt Gorkha ist an den Hang gebaut, sodass kaum eine Straße eben verläuft, die Wege quälen sich in Rampen von bis zu 20 Prozent Steigung den Berg hinauf. Zu allem Überfluss führen von der kleinen historischen Altstadt in den nördlichen Außenbezirken schier endlos erscheinende Treppen noch einmal gut 350 Höhenmeter den Berg hoch bis zur Festungsanlage. Genauer gesagt sind gut 1.500 Steinstufen zu bewältigen, um zum Gorkha Durbar zu gelangen. Hat man diese Herausforderung hinter sich gebracht, wundert man sich nicht mehr, dass diese Festung als uneinnehmbar galt und dass von hier Mitte des 18. Jahrhunderts der Eroberungsfeldzug der Gorkha-Könige startete, der die Gründung des Königreichs Nepal in den heutigen Grenzen zur Folge hatte. Hat man nach dem Aufstieg wieder genug Luft, kann man die Schönheit dieser gut erhaltenen Anlage – einer Mischung aus Festung, Tempel und Palast – in ihrer ganzen Pracht genießen. Die massive, Ehrfurcht einflößende Architektur kontrastiert mit den kunstvoll geschnitzten Verzierungen, die Pfauen, Schlangen und Dämonen sowie Szenen aus dem Kamasutra zeigen. Bei gutem Wetter hat man zudem einen fantastischen Blick auf die Gipfel des Himalaya und die kunstvoll terrassierten Hänge rund um Gorkha.

Hoch über dem Tal thront die ehemalige Festung Gorkha

Neben dem eigentlichen Palast im Osten der Anlage, dem Geburtsort des Reichseinigers Prithvi Narayan Shah (s. S. 100), befinden sich auch mehrere Tempel und kleine hinduistische Schreine in den Mauern des Durbar. Vor allem der Kali gewidmete Tempel Kalika Mandir im Westflügel ist Ziel vieler Pilger, die hier Ziegenböcke oder Hühner opfern. Der Eingang zum Kalika Mandir ist Priestern vorbehalten. Der Legende nach würde der Anblick der schrecklichen Kali für nicht Initiierte tödlich enden. Vor allem während des Chait-Dasain-Festivals Ende März/Anfang April nehmen Tausende von Pilgern den beschwerlichen Weg zum Gorkha Durbar auf sich.

Zum zentralen Sanktum der Festung Gorkha führen viele Treppen

Obwohl das Epizentrum des Erdbebens 2015 in der Nähe von Gorkha lag, hielten sich die Zerstörungen sowohl in der Stadt als auch an der historischen Bausubstanz in Grenzen.

Ein Highlight der alten Festung sind die vielen filigranen Holzverzierungen

Info

Information: Gorkha liegt 24 km nördlich des Prithvi Highway, der Kathmandu mit Pokhara verbindet. Auch wenn Gorkha als Zwischenstopp auf dem Weg zwischen diesen beiden Städten besichtigt werden kann, empfiehlt sich dennoch eine Übernachtung in Gorkha, um genügend Zeit für die Besichtigung der Altstadt und des Gorkha Durbar zu haben.

Unterkunft: Einfache und etwas überteuerte Übernachtungsmöglichkeiten bieten das Hotel Gorkha Bisauni (Tel. +977-64-420107, [email protected]) und das Gurkha Inn (Tel. +977-64-420206).

  7   Panauti – wenig bekannte Stadt der Newar

Von allen historischen Städten im Kathmandu-Tal ist Panauti die am wenigsten bekannte. Als Besucher denkt man auf den ersten Blick auch, man hätte sich auf dem Weg nach Panauti verfahren. Vom Araniko Highway zweigt zwischen Bhaktapur und Dhulikhel, in Banepa, eine asphaltierte Nebenstraße ab, die durch die Felder in Richtung Süden führt. Nach gut sechs Kilometern steht man dann auf einem staubigen Marktplatz, umrahmt von heruntergekommenen Gebäuden aus moderner Zeit. Kühe liegen auf dem Asphalt. Die eigentliche Attraktion der Stadt, die Altstadt von Panauti, liegt etwa 500 Meter in Richtung Osten verborgen. Einen Wegweiser dorthin sucht man allerdings vergebens.

Wie die großen Schwesterstädte Kathmandu, Bhaktapur und Patan war auch Panauti einst ein unabhängiger, wenn auch sehr kleiner Staat im Kathmandu-Tal. König Bhupatindra Malla gab die Stadt Ende des 17. Jahrhunderts seiner Schwester als Mitgift. Mit der Vereinigung der drei großen Königreiche des Tals 1768 durch die Gorkha (s. S. 20) wurde auch Panauti Teil des Königreichs Nepal. Die Geschichte der Stadt reicht jedoch viel weiter zurück. Der Legende nach wurde Panauti bereits im Jahr 1082 vor unserer Zeitrechnung gegründet.

Chaturmukh, ein Lingam mit vier Gesichtern

Eine erste Blütezeit erlebte die Stadt im 13. Jahrhundert, als auch das eindrucksvollste Sakralgebäude der Stadt entstand, der Indreshwar-Mahadev-Tempel. Der ursprünglich 1294 gebaute, im 15. Jahrhundert umgestaltete Tempel ist eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude im Kathmandu-Tal, auch wenn das Erdbeben von 1998 große Schäden verursacht hat, die bis heute nur zum Teil beseitigt wurden. Der Indreshwar-Mahadev-Tempel steht exponiert am Zusammenfluss zweier Flüsse und ist bis heute unbestrittenes geistiges Zentrum der Stadt. Zu großen Festivals wie dem Makarmela, das alle zwölf Jahre (das nächste Mal im Jahr 2022) zu Ehren des Sonnengottes Surya gefeiert wird, und der jährlichen Prozession zu Beginn der Monsunzeit Ende Mai pilgern Tausende von Gläubigen nach Panauti. Im Tempel, dessen Pagoden-Stil typisch für die Bauweise der Newar ist, befindet sich ein Chaturmukh, ein Lingam (Symbol Shivas) mit vier Gesichtern, der der Legende nach von Shiva selbst dorthin gebracht wurde. Entsprechend groß ist die Verehrung, die dem Lingam entgegengebracht wird.

Löwen bewachen den Indreshwar-Mahadev-Tempel

Der Krishna-Narayan-Tempel in Panauti

Aber nicht nur für den Besuch des Indreshwar-Mahadev-Tempels lohnt sich ein Ausflug nach Panauti. Auch der Durbar Square, ungleich ruhiger und bescheidener als seine Pendants in den großen Städten des Tals, und der Krishna-Narayan-Tempel, ein dem Gott Vishnu geweihter Tempel in der Nähe des Zusammenflusses der beiden Flüsse Lilamati und Punyamati, sind interessante Beispiele für die filigrane Architektur des Kathmandu-Tals. Außergewöhnlich kunstvoll und verspielt sind zudem die Holzschnitzereien, die die Gebäude Panautis schmücken.

Und auch jenseits der eindrucksvollen Sakralbauten lohnt sich ein Spaziergang durch Panauti. Die Altstadt, ein Geflecht aus gewundenen Gassen und verschlungenen Innenhöfen, ist noch im Originalzustand erhalten und lädt zu einer Entdeckungsreise ein. Einige wenige Cafés warten auf den sicherlich bald einsetzenden Besucheransturm. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis Panauti wiederentdeckt wird.

Info

Information:

Panauti liegt 36 km südwestlich von Kathmandu, 6,5 km südlich des Araniko Highway. Die Stadt kann von Kathmandu oder Bhaktapur aus als Tagesausflug besucht werden.

Es empfiehlt sich jedoch, den Besuch Panautis mit einem Abstecher nach Balthali (s. S. 200) zu verbinden.

  8   Nuwakot – Festungsstadt am Berghang