111 Gründe, Bayern München zu lieben - Jörg Heinrich - E-Book

111 Gründe, Bayern München zu lieben E-Book

Jörg Heinrich

4,8
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dass der FC Bayern München der prachtvollste Fußballverein der Welt ist, versteht sich von selbst. Der FC Bayern hat, abgesehen vom isländischen Rekordmeister Real Reykjavík, die meisten Titel gewonnen - sinnlos, alle aufzuzählen, es werden ständig mehr. Bayern hat mit UliKalleFranz das unterhaltsamste und meinungsfreudigste Fußball-Zentralkomitee - Babylon sprach mit einer Zunge im Vergleich dazu. Bayern hatte immer die Fußballer mit den lässigsten Namen - man denke nur an Adi Kunstwadl, Katsche Schwarzenbeck und Bastian Schweinsteiger. Bayern gewinnt am schönsten (Europacupfinale 1974! Mailand 2001!! Schalkebesiegen 2001!!!), und Bayern verliert am schlimmsten (genaue Beispiele sind uns entfallen). Mittlerweile kommt sogar der Trainer des FC Barcelona zum FC Bayern - ein katalanischer Wundertätiger, der ohne Brücke zu Fuß über die Isar gehen kann. Und der FC Bayern hat sogar den lustigsten Lokalrivalen der Welt. Fazit: Mia san mia! Forever Number One! Der FC Bayern wäre als Unterhaltungskonzern sogar dann Weltklasse, wenn er nicht Fußball spielen würde. Gott sei Dank tut er's.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 328

Bewertungen
4,8 (22 Bewertungen)
18
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jörg Heinrich

111 GRÜNDE, BAYERN MÜNCHEN ZU LIEBEN

Eine Liebeserklärung an den großartigsten Fußballverein der Welt

VORWORT

PACK MA’S!

Wembley. Wahnsinn. Wir sind Fußball-Papst! Fast wie damals bei Jupp Ratzinger! Ganz München geht steil! Der 25. Mai 2013, ein Abend für immer. Siegtorschütze Arjen Robben weint vor Glück. Der kleine große Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, der weltbeste Boss neben Bruce Springsteen, liegen sich in den Armen. Endlich! Sie können doch Titel gewinnen – zumindest, wenn Jogi Löw nicht auf der Bank sitzt. Champions-League-Triumph über Borussia Dortmund, weltweit ändern die Fans des FC Bayern auf Facebook ihren Status: »In einer Beziehung – mit dem geilsten Verein der Welt!« Ist der FC Bayern München tatsächlich der großartigste Fußballverein? Aber natürlich! Man fragt ja auch nicht: Wer ist Chef der katholischen Kirche? Aus welchen Tieren werden die Schweinsbratwürstl von Uli Hoeneß hergestellt? Welche Form hat der Ball, wie lang dauert ein Spiel, und welcher Gegner ist der schwerste? Manche Fragen beantworten sich einfach von selbst.

Der FC Bayern ist, in guten Zeiten, ein Frühlings-Sommer-Herbst-und-Wintermärchen, alles in einem. Er ist das letzte rote Imperium, das noch funktioniert, nach dem Niedergang von Fidel Castro und der SPD. Er ist Münchens grandiosestes Unterhaltungs-Spektakel. Und er ist dermaßen schweinereich – man könnte Kalle Rummenigge schon den Onassis ohne Schiffe nennen.

Dazu passt diese Meldung, die wenige Tage nach Wembley um die Welt ging: Der FCB ist ab sofort die wertvollste Fußballmarke der Welt. Die Finanzexperten von Brand Finance aus London haben ausgerechnet: Die Marke FC Bayern ist 668 Millionen Euro wert, 51 Millionen mehr als noch 2012 – das macht erstmals Platz eins, vor Manchester United mit 650 Millionen Euro, vor Real Madrid (482 Millionen) sowie dem FC Barcelona (444 Millionen). Weit abgeschlagen ist der TSV 1860 mit 12.527,49 Euro (wir scherzen). Aber genau genommen ist Bayern München keine 668 Millionen Euro wert, und keine 60 Millionen und keine 6 Millionen. Der FC Bayern ist: schlichtweg unbezahlbar! Das weiß in Deutschland jedes kleine Kind. Psychologen haben herausgefunden: Wenn Kinder eine Kuh malen, ist sie lila. Und wenn sie einen Fußballspieler malen, ist er in aller Regel rot. Das kann kein Zufall sein. Nur wenige Kids mit teilweise problematischem familiären Hintergrund stellen sich einen Fußballer blau vor. Ärzte und Psychologen gehen allerdings davon aus, dass hier mit Liebe, Geduld und viel elterlicher Zuneigung meist gute Chancen auf Besserung bestehen. Und kaum ein Kind malt schwarz-gelbe Fußballspieler. Warum auch? Bei ihren Mitkindern stoßen sie damit auf wenig Verständnis und ernten irritierte Bemerkungen wie: »Amelie-Simone, warum kann deine Biene Maja nicht fliegen?« Somit steht unzweifelhaft fest: Kühe sind lila, Fußballer rot. Und jetzt hat der FC Bayern auch noch Pep Guardiola geholt, den heiligen Trainer aus Barcelona. Das muss man sich mal vorstellen: Der FCB engagiert Pep, der in München mit seiner Magie den besten Fußballverein der Welt erschaffen soll. Aber als der ersehnte Guru endlich an der Isar eintrifft, ist der Job längst erledigt, und der FC Bayern ist bereits der beste Fußballverein der Welt. Das muss man erst mal hinkriegen.

Und, auch das muss man ehrlich zugeben: Selbst der FC Bayern spielt nicht immer Traumfußball, wie Uli Hoeneß Anfang 2013 feststellen musste (bevor ihn andere Probleme beschäftigten). »Wir spielen seit drei Wochen schönen Dreck«, zürnte der Präsident nach dem lätscherten 0:2 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Arsenal. Ja, es war Dreck, aber es war trotzdem auch schön. Schöner Dreck eben. Während andere Mannschaften so richtig miesen Dreck spielen, siffig, übelriechend, abstoßend, faulig wie der Mundgeruch eines alten sibirischen Königstigers nach dem Verzehr zweier verwester Antilopen, bleibt beim FC Bayern immer eine Spur Restschönheit. Dafür muss Borussia Dortmund noch lange üben.

Jörg Heinrich

1. KAPITEL

DIE STARS VON HEUTE

1. GRUND

Weil Thomas Müller der lässigste Kicker der Welt ist

Schon wieder Müller. Kleines dickes Müller hat den FC Bayern zu Weltruhm gebombt. Langes dünnes Müller ist das Bayern-Idol, die Identifikationsfigur, für mindestens die nächsten zehn Jahre. Animator, Anarchist, Hundling, Straßenfußballer einer straßenfußballerfreien Ära, der lässigste Kicker der Welt. Einer, der mit 20 beinahe aus Versehen WM-Torschützenkönig war, der mit 23 schon dreimal im Champions-League-Finale stand. Und der es im dritten Anlauf endlich gewonnen hat, das »Scheißding«, wie nur Thomas Müller den heiligen Henkelpott nennen darf. Müller ist unverbogen, unverdorben, naturbelassen wie der Sonnenaufgang daheim über dem Ammersee. Das pure Vergnügen. Thomas Müller – die beste Idee, die Louis van Gaal je hatte – steht für alles, was den FC Bayern so geil macht. »A wuida Hund«, wie man in Bayern sagt. Ein Schwarzenbeck fürs 21. Jahrhundert, bloß redefreudiger und ohne Schreibwarenladen. Man sollte ihn Katsche II. nennen.

Allein schon, wie er spielt. Genau wie einst bei Gerd Müller steht der Fußball, den Thomas Müller spielt, in keinem Lehrbuch. Und wenn, dann höchstens als abschreckendes Beispiel. Er ist keines dieser stromlinienförmigen Talente vom Fußball-Reißbrett, glattgeschliffen und perfektioniert in Internaten. Müllers Fußball: unorthodox, krumm, oft genug vogelwild. Keiner müllert wie Müller, außer Müller. Und keiner rennt wie Duracell-Müller. Der Kerl ist unermüdlich und unberechenbar. Auch für sich selbst: »Es spielt wohl niemand auf der Welt so komisch Fußball wie ich.«

Auch einer dieser Müller-Sprüche, für die ihn die Fans lieben. Thomas Müller kann über alles lachen, und am liebsten über sich selber. Ein Mann, zwischen Kick und Kabarett. Ein Komödienstadel auf zwei Beinen. Hinreißend. Später, nach dem Fußball, könnte er Karriere im Fernsehen machen, bei Deutschland sucht den Supermüller oder Das Supermüllertalent. Wenn Thomas Müller Günther Jauch moderieren würde, könnte man die Sendung endlich wieder anschauen. Denn es gibt Fußballer, die reden können. Doch Müller ist Redner, der Fußball spielen kann. Bastian Schweinsteiger stöhnt manchmal: »Mir würde es gut gehen, wenn der Thomas Müller nicht schon beim Frühstück immer seine Ansprachen halten würde.« Vielleicht wird Müller irgendwann der neue Gottschalk, bloß besser angezogen.

Auf dem Platz erkennt man ihn sofort. Ein dürrer Hering mit langen Haxen, dem das weiße Unterhemd gern mal gschlampert hinten aus der Hose hängt. Als der liebe Gott die Muskeln verteilt hat, hat Müller irgendeinen Blödsinn getrieben und kam deshalb zu kurz. Macht aber nichts, denn: »Wo keine Muskeln sind, kannst du dir auch nicht weh tun. Meine Wadln sind so dünn, da kann kein Gegner die Knochen treffen, weil man sie so schlecht sieht.« Mit dem gschlamperten Unterhemd als rückwärtiges Fahnderl hat er 2013 im Hinspiel gegen Barcelona zwei Tore geschossen und weitere zwei Treffer vorbereitet.

Das muss man sich vorstellen: Da kommt der FC Barcelona, die Pracht und die Herrlichkeit des Weltfußballs, nach München – und der dürre Hering aus Pähl mit der weißen Fahne am Gesäß spielt ihn kurz und klein. Arjen Robbens 3:0 leitete er mit einem massiven Basketball-Check gegen Jordi Alba ein, auch kein Move aus dem Lehrbuch. Passender Müller-Spruch dazu: »Wenn ich ausnahmsweise mal eine clevere Aktion habe, kann man das ruhig laufen lassen.«

Müller-Spiele sind meistens ein Genuss, Müller-Interviews immer. Was für ein herrlicher Gegensatz zum weichgespülten PR-Gewäsch vieler Kollegen – das es beim FC Bayern im Übrigen erstaunlich selten gibt, die aktuelle Mannschaft steckt voller ziemlich cooler Typen. Klar: Um die Champions League zu gewinnen, brauchst du die Ribérys, die Robbens, die Martínez, die Superstars aus der großen Fußballwelt. Aber die Fans verlieben sich am liebsten in einen wie Müller, in den personifizierten FC Bayern, der in Hamburg, Mailand oder Madrid wahrscheinlich gar nicht funktionieren würde, weil ihm dort die Erdung fehlt, die bayerische Luft zum Atmen. Kein Wunder, dass man in Bekanntschaftsanzeigen in den Münchner Zeitungen mittlerweile liest: »Suche Frau wie Thomas Müller – humorvoll, durchsetzungsfähig, erfolgsorientiert, bayerisch, saucool. Nur schöner. Bitte kein Sternzeichen Löwe!«

2. GRUND

Weil es durchaus gerechtfertigt ist, dass Schweini zehn Millionen Euro im Jahr verdient, und weil Schweinsteiger der beste Name der Welt ist

Nichts verbreitet in exotischen Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien oder England mehr Angst und Schrecken als der herausragende bayerische Name »Schweinsteiger«. Immer wieder kommt es durch den überaus komplexen bajuwarischen Konsonanten- und Vokal-Verhau zu Zungenzerrungen und Kieferverstauchungen beim gegnerischen Personal. Auch Olympique Marseilles Trainer Didier Deschamps hatte im Vorfeld des Champions-League-Viertelfinales gegen den FC Bayern im Frühjahr 2012 mit »Scheinschweigääärrr« oder »Schweißneigääärrr« massiven Kummer und scheiterte deshalb deutlich.

Bis Monsieur Döschwo in der OM-Mannschaftsbesprechung mit dem Namen fertig war, führten die Schweini-Münchner schon 1:0. »Katschö Scharzenzwöck« beziehungsweise »Katschö Schwarzenschröck« war einst leicht auszusprechen im Vergleich zu Schweinsteiger, sorgte von 1974 bis 1976 aber dennoch für drei Europapokalsiege des FC Bayern in Folge. So weit zur verheerenden Wirkung von krass exotischen Namen der letzten verbliebenen bayerischen Ureinwohner. Nicht zuletzt sein Name macht Schweini so wertvoll. Das hat auch Karl-Heinz Rummenigge erkannt, der erklärte: »Ein Spieler, der den genialen Namen Schweinsteiger trägt, der hat absolut im Ausland einen großen Markt.« Soweit der Chef, als gelernte geniale Rummelfliege weltweit gefragter Experte auf dem Gebiet humorvoller Namen. Auf gut Deutsch: Als Steiger würde sich weltweit höchstwahrscheinlich keine Sau für den Basti interessieren. Erst das Schwein macht ihn zum Star.

Die Italiener haben sich natürlich schon immer köstlich amüsiert, wie man Ascensioredelporco heißen kann. Die Spanier haben generell Angst vor den skurrilen Namen bayerischer Fußballer, die sie als Manuél Nóia, Jólga Bádstuba, Tómas Múla oder Fílip Lam wahrnehmen. Aber Bástian Sváin-stáiga (handelt es sich um einen Doppelnamen, fragt sich der Spanier an dieser Stelle) toppt natürlich alles. Wer so heißt, muss eine schwarze Bestie sein! Wenn Schweini je einen auf Biathletin macht (siehe Martina Beck, Ex-Glagow) und bei einer Hochzeit den Namen seiner Holden Sarah Brandner annimmt, halbieren sich sein Marktwert und sein Gehalt deshalb schlagartig.

Darüber hinaus ist Champions-League-Gewinner Bastian Schweinsteiger ein fantastischer Fußballer, ein Aushängeschild, um das die ganze Welt den FC Bayern beneidet. Nicht umsonst hat ihn Jupp Heynckes als sein »Gehirn« bezeichnet, als den besten Mittelfeldspieler, den er in seiner viele Jahrzehnte langen Trainerkarriere betreuen durfte. Wie wichtig Schweini ist, konnte man nicht zuletzt sehen, als es ihn vor der Europameisterschaft 2012 an der Wade zwickte. Kurz vor dem Turnier war dann alles wieder gut, und das ganze Land atmete auf.

Fast war es so: Kanzlerin Merkel begrüßte die Heilung. Bundespräsident Gauck betonte, dass die linke Wade von Bastian Schweinsteiger zu Deutschland gehöre. Auch der Linken-Parteitag sprach sich nach mehrstündiger Debatte für die Schweini-Wade aus, forderte zum Ausgleich aber auch eine Quetschung der rechten Wade. Im Fernsehen gab es das ganze Wochenende kein anderes Thema. Im Musikantenwadl beim Cy-Borg Andy feierten Künstler wie die Tegernseer Wadlbeißer (Ja, mia san mit’m Wadl da) und Wadi Hartmann die Genesung.

Bei Günther Jauch, am Sonntagabend direkt nach dem Wadort, pries Thilo Sarrazin die Qualität des »Wade in Germany« und der germanischen Wadenmuskulatur, über die er nun das Buch »Kein Krampf« schreiben will. Ein Griechen-Unterschenkel, so Sarrazin, hätte zweifellos amputiert werden müssen. Deutsches Kabinenlied bei der Euro wurde Wade hadde dudde da, was aber auch nichts geholfen hat, weil leider nicht Jupp Heynckes die Mannschaft trainierte, sondern nur Jogi Löw. Und natürlich wegen musikalischer Probleme beim Spiel gegen Italien.

Manchmal enttäuscht natürlich auch ein Bastian Schweinsteiger, zum Beispiel bei der ärgerlichen 0:2-Niederlage des FC Bayern im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League 2012/2013 gegen Arsenal London. Gut, die Münchner kamen trotzdem weiter, aber dennoch ließ Schweinsteiger an diesem enttäuschenden Abend alles vermissen, was einen großen Fußballer, einen wahren Leader, ausmacht. Schweini wirkte passiv, statisch und unbeweglich. Er ging nicht in die Zweikämpfe, lief kaum, tat nichts fürs Tempo. Keine Akzente in der Offensive, keine Stabilität in der Defensive, keine Aggressivität – man hatte das Gefühl, das Spiel läuft komplett vorbei an Bastian Schweinsteiger. Größtes Manko: Er war 90 Minuten lang viel zu weit weg vom Gegner und schien die Probleme nur aussitzen zu wollen. Nein, an diesem Abend brauchten die Spieler von Arsenal keine Angst vor ihm zu haben. Zwischenzeitlich musste man gar fürchten, Schweini sitzt sich wund. Gut, das mag auch daran gelegen haben, dass er gesperrt auf der Tribüne der Allianz Arena saß.

Immer wieder ein gerne genommenes Thema in den Medien ist die exorbitante Kohle, die ein Schweinsteiger angeblich verdient. Gerüchten zufolge bewegt sich sein Gehalt zwischen 10 und 13 Millionen Euro im Jahr, was sicherlich recht viel Geld ist. Andererseits ist uns nicht bekannt, dass Schweini und andere Bayern-Stars aus Steuergeldern finanziert werden, oder dass der FC Bayern immer tiefer in eine verheerende Schuldenspirale gerät, um solche Fantasiegehälter bezahlen zu können. Das Ganze scheint sich seriös zu rechnen, im Gegensatz zu einem erheblichen Teil der anderen europäischen Spitzenklubs. Ein Scheich muss auch nicht angezapft werden, und es kommen alle 14 Tage 71.000 Menschen in die Allianz Arena, nur um Schweini & Co. erleben zu dürfen. Insofern: Spend your money and be happy, FC Bayern!

Der olle rotschopfige Revolutions-Bohemien Daniel Cohn-Bendit hat einmal gefordert, dass Fußballer mehr Steuern zahlen müssen, um den Sozialstaat zu retten. Motto: »Rückt Schweini viel mehr Kohle raus, die Schwester strahlt im Krankenhaus.« Der gute alte Dani, wiewohl Roter, dachte dabei an gut 90 Prozent Schweini-Steuer. Wir halten wenig von diesen Plänen, denn die Schweini-Flucht nach Spanien oder China würde nicht lange auf sich warten lassen, und dann hat die Krankenschwester ja wieder nix davon. Unser Vorschlag wäre: Fußballer müssen erfolgsabhängig besteuert werden. Wenn Bayern siegt und siegt – nur 20 Prozent Steuern! Bei einem Unentschieden in Weißrussland – 40 Prozent! Pleite gegen Dortmund – 80 Prozent! Das motiviert, und in der Saison 2011/2012, als der FC Bayern zielstrebig alle Titel verhühnerte, wäre Bayerns Finanzminister Markus Söder schweinireich geworden. Und die Löwen sind so arm, die dürfen steuerfrei kicken.

Trotzdem fragt man sich natürlich: Wie lebt es sich so mit zehn Millionen Euro im Jahr? Wenn sich unsereins eine Stunde in die Hängematte legt, legt er sich eben eine Stunde in die Hängematte. Wenn man von der kolportierten Gehaltsuntergrenze von zehn Millionen Euro im Jahr ausgeht, verdient Schweini in dieser einen Stunde 1141 Euro. Acht Stunden Schlaf: 9132 Euro reicher. Drei Nächte Schlaf: ein fesches neues Cabrio für Frau Brandner. Zehn Minuten zum Zigarettenholen gehen: 190 Euro – da muss man ja zum Raucher werden! Und das Tollste: Drei Sekunden tief durchatmen: 1 Euro! Jeder Schweini-Schnaufer kostet einen Euro! Atemberaubend! Fußballer ist der beste Ein-Euro-Job der Welt!

Bei der Debatte um Peer Steinbrücks Honorare haben alle gestaunt, dass der SPD-Kanzlerkandidat in vier Jahren 1,25 Millionen Euro nur fürs Reden bekommen hat. Vorstellbar auch, dass die Stars des FC Bayern überrascht waren, wie man so wenig Geld verdienen kann. Schweini hat vielleicht ausgerechnet: »Das bekomm’ ich in sechs Wochen, und zwar ohne was zu reden.« Fipsi Lahm hat womöglich von seinem Manager erfahren, dass die Kanzlerin sogar noch weniger verdient, nämlich nur 240.000 Euro im Jahr – oder, wie wir sagen würden, neun Tage Schweinsteiger. Der emsige Philipp wollte sich daraufhin noch einmal gut überlegen, ob er nach seiner Karriere wirklich Kanzler werden möchte. Wenn Angela das nächste Mal in die Kabine kommt, werden unsere Nationalspieler wohl eine Kollekte veranstalten, »Moneten für Merkel«. Und was lernen wir? Am besten verdienen in Deutschland Fußballer und Redner, und vor allem redende Fußballer. Jetzt weiß man endlich, wie Lothar seine vielen Weiber bezahlen kann.

Andererseits: Als ehrbarer Steuerzahler will man natürlich kein Fußballer sein, zumindest nicht ohne ein Konto in der Schweiz. Es gab beispielsweise einmal Transfergerüchte um Schweini und den FC Barcelona. Die Größenordnung stellen wir uns jetzt einfach mal so vor: Barça wollte ihm acht Millionen Euro zahlen, Bayern dagegen nur zehn Millionen. Hä? Das Problem ist: Barça zahlt netto, Bayern brav brutto, was ein ganz schöner Unterschied ist. Vor allem für Fußballer. Wenn Sie, wie Schweini, den Brutto-Netto-Rechner im Internet anwerfen, erleben Sie Erschütterndes: Steuerklasse 1, keine Kinder – da bleiben von zehn Bayern-Millionen gerade noch 4.911.840,40 Euro über. Knapp 4,5 Millionen gehen im Jahr an den Finanzminister. Und allein vom Soli (246.562,80 Euro) kann man halb Meckpomm neu aufbauen. Wenn man sich jeden Monat so über seinen Lohnzettel ärgern muss, möchte man nicht mehr Bastian Schweinsteiger sein. Nicht einmal ein Kinderfreibetrag bringt hier noch was.

3. GRUND

Weil Lahm und Schweini die Gina Lollobrigida des FC Bayern sind

Im Oktober 2012 hat der Frankfurter Trainer Armin Veh einen schönen Satz über Bastian Schweinsteiger gesagt. »Bastian Schweinsteiger muss auch erst mal Persönlichkeit entwickeln«, erklärte der sympathische Augsburger über den Bayern-Leader. Als Veh das im Fußballfrühschoppen Doppelpass sagte, war Schweini übrigens 28 Jahre alt. Der Veh-Satz klang aber eher nach einem 22-Jährigen. Was zeigt: Bastian Schweinsteiger ist genau wie Philipp Lahm komplett alterslos – etwa so wie Iris Berben oder Gina Lollobrigida. Schweini und Fipsi waren schon immer da, und werden immer da sein. Und seit dem 25. Mai 2013 sind sie auch Europokalsieger. Endlich. Weg mit dem unseligen Fluch der »Goldenen Generation«, für die immer nur Silber blieb. 2014 werden sie Weltmeister, so Jogi will.

Wer jetzt mal zu träumen beginnt, kommt wahrscheinlich drauf: Europacup-Finale der Landesmeister 1974 in Brüssel, Heysel-Stadion, Bayern gegen Atlético Madrid, 120. Minute, Bayern 0:1 hinten, das Ende nah – dann Lahm auf Schweinsteiger, Schweinsteiger auf Schwarzenbeck – der Katsche zieht ab, Hammer, Wahnsinn, 1:1. Der Weg frei zum ersten Landesmeister-Titel des FCB im Rückspiel zwei Tage später! Dank Lahm, Schweinsteiger und Schwarzenbeck!

Man kann sich gar nicht vorstellen, dass Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger jemals nicht beim FC Bayern gespielt haben, und dass sie jemals nicht mehr beim FC Bayern spielen, womöglich gar aus Altersgründen. Im November 2013 wird Philipp Lahm 30, im August 2014 dann auch Schweini. Dann bekommen sie ein H-Kennzeichen wie ein herrlicher Citroën DS 21 Pallas aus dem Jahr 1969, die französische Auto-Göttin, und können als erhaltenswertes fußballerisches Kulturgut weiterspielen bis in alle Ewigkeit.

Vielleicht liegt die ewige Jugend daran, dass die beiden bis 2013 nie einen großen internationalen Titel gewonnen haben. In der Nationalmannschaft war das nie möglich, weil Klinsi und Jogi ihre Trainer waren, und mit dem FC Bayern hat es bis dahin auch nicht funktioniert. Das Warten auf den ganz großen Triumph hat sie jung gehalten. Und wir sind uns sicher: Jetzt kommen weitere große Titel dazu. Zumindest beim FCB.

In jedem Fall sind wir froh, dass Lahm und Schweini bayerische Fußballer sind, und nicht kasachische Bodenturnerinnen oder chilenische Rückenschwimmer. Denn bei Olympia 2012 in London ist uns aufgefallen: Andere Sportler altern viel schneller als Fußballer. Als usbekische Synchronschwimmerinnen hätten Philipp und Basti in ihrem enorm hohen Alter ihre beste Zeit längst hinter sich. Es war kaum zu glauben, wie alt die Sportler in London teilweise waren! Da war im Fernsehen die Rede vom »bereits 27-jährigen Schwimmer Helge Meeuw«, vom »Chilenen Enrique Tomas Gonzalez Sepulveda im hohen Turneralter von 26« oder von der 28-jährigen Kirsty Coventry, der »großen alten Dame des internationalen Schwimmsports«. Bei ihr handelt es sich offenbar um eine kurz vor der Fossilierung stehende badende Johanna Heesters. Wenn sie ein Mann wäre, würde man sagen: Helmut Schmidt ohne Mentholzigaretten.

Wehe, irgendwer redet mal von Philipp Lahm als dem »großen alten Mann der deutschen Außenverteidigung«. Philipp Lahm ist weder das eine noch das andere. In einem Interview hat er einmal gesagt: »Schon als ich klein war, war ich Bayern-Fan.« Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

4. GRUND

Weil »Manuel Neuner« der arbeitsloseste Torwart der Welt ist

Manuel Neuer ist nach Sepp Maier und Oliver Kahn der dritte Torhüter in der Geschichte des FC Bayern, der eine Ära prägen kann. Jupp Heynckes sagte über ihn: »Wenn Neuer einen Gegentreffer hinnehmen muss, ist der immer unhaltbar.« Das stimmt, zumindest meistens. Der Mann, wiewohl Schalker, hält fantastisch. Wenn er denn hält. Denn: Manuel Neuer gilt als einer der arbeitslosesten Torwächter, wie Netzer immer sagte, den die Fußball-Bundesliga je erlebte.

Kein Wunder, dass der Trainerstab des FC Bayern intensiv darüber nachdenkt, wie man Neuer während der Spiele besser beschäftigen könnte. Ein Fernstudium ist für beruflich orientierungslose Torhüter ja immer eine Option. Hallo Telekom, gibt es in der Allianz Arena eigentlich WLAN im Strafraum? Falls ja, könnte Manuel auch twittern während der Spiele: »Soll ich als nächstes mit links oder mit rechts abschlagen?« Einige Fans schimpfen ja gern, wenn ihre Autogrammwünsche zu langsam bearbeitet werden, weil die Spieler zu wenig Zeit zum Unterschreiben haben. Bei Neuer zieht dieses Argument jedenfalls nicht mehr. Er hat genug Zeit zum Schreiben – mindestens 90 Minuten pro Woche!

Im Gespräch ist überdies ein Fernstudium in Katalanisch und Chinesisch, das die Nummer eins der Nummer eins während der Spiele auf seinem Smartphone absolvieren könnte. Damit wäre er der perfekte Pep-Guardiola-Dolmetscher für chinesische Neuzugänge. Auch eine Brieftaubenzucht, wie früher in seiner Heimat üblich, ist auf dem Dachbalken von Manus Tor denkbar. Mit einem Motivationstreffen der »Anonymen Arbeitslosen«, die direkt hinter dem Tor Aufstellung nehmen müssten, könnte der Bayern-Torwart überdies anderen Beschäftigungssuchenden Mut machen. Und mit einem Ergometer im Strafraum ließen sich die Stromkosten in der Allianz Arena spürbar senken.

Trotz Unterbeschäftigung hat Manuel Neuer viel Freude an seinem Beruf: »Wir spielen guten Fußball – der hält mich auch warm, weil ich mich dran erfreue, wie wir spielen.« Fazit: Der geilste Platz des ganzen Stadions, die beste Aussicht aufs Spielfeld, und nichts weiter zu tun – kein Wunder, dass viele schon fordern, dass Manuel Neuer Eintritt zahlen muss, wenn er auch weiterhin die Spiele des FC Bayern besuchen will.

Und viele Fans fragen sich natürlich: Wie kann das sein, dass Neuer so fantastisch hält, obwohl er ganz früher angeblich mal Schalker war? Die Antwort ist spektakulär! Wir haben – natürlich nur in unseren kühnen Träumen – Ahnenforschung betrieben und festgestellt, dass in seinen Adern zu rund 106 Prozent Oberbayern-Blut fließt. Ursprünglich stammt die Familie Neuer nämlich aus Wallgau und hieß Neuner. Erst um 1655 herum ging das zweite »n« im Zuge des historisch verbürgten Werdenfelser Konsonantenklaus verloren. Damals mussten die Bauern der Region ihrem Lehnsherren als Respektsbezeugung einen Buchstaben ihres Nachnamens abgeben. So wurde aus Neuner Neuer. Manuel Neuer ist also tatsächlich der Großschwippcousin von Ex-Biathlon-Königin Lena Neuner (ursprünglich: Neunler) und heißt eigentlich Manuel Neuner. Bloß dass er mit Mitte 20 nicht mit dem Gewinnen aufhört, sondern erst damit anfängt.

Wegen dieser verwirrenden Namensähnlichkeit trudeln an der Säbener Straße häufig Autogrammwünsche an Manuel Neuner ein. Und auch Lena Neuer soll immer wieder Post an Lena Neuner bekommen – oder war’s andersrum? Die beste Unterscheidung geht so: Neuner schoss, Neuer fängt. Aber nicht die Schüsse von Neuner. Das wäre schwierig. Und es gibt weitere Unterschiede zwischen dem FC Bayern und Biathlon. Frau Neuner hatte vor dem Schießen viel mehr Zeit. Wenn sich die gegnerischen Stürmer so viel Zeit lassen würden, wäre vieles einfach für Manuel Neuner. Zefix, Neuer! Und wenn Lena daneben schoss, durfte sie manchmal nachladen. Damit wäre Manuel Neuner bei den gegnerischen Stürmern überhaupt nicht einverstanden. Auch wichtig: Die Strafrunden bei Pep Guardiola sind länger. Aber der allergrößte Unterschied ist: Sowohl beim FC Bayern als auch beim Biathlon gibt es eine Verfolgung. Beim Biathlon werden aber stets wechselnde Athleten verfolgt, im Fußball dagegen liegt stets der FC Bayern vorne.

5. GRUND

Weil Arjen Robben zeigt: We don’t need no Transplantation

Das Motto beim FC Bayern lautete schon immer, frei nach Pink Floyd: »We don’t need no Transplantation!« Okay, in den Siebzigern waren auch die Bayern-Spieler überwiegend haarige Gesellen, aber so waren nun mal die Zeiten. Und Ausnahmen von Paul Breitner bis Dante bestätigen eher die Regel: Als Mann in den besten Jahren (und mit den schlechtesten Haaren) kann man sich beim FCB so wohl fühlen wie bei keinem anderen Verein!

»Glatze« Sammer – nur theoretisch noch Feuerkopf! Mehmet Scholl – allenfalls Quartals-Haarträger! Pep Guardiola – die attraktivste Glatze nördlich von Barcelona! Uli Hoeneß – die letzte Restbehaarung akut vom Steuerärger gefährdet! Der Franz: »Schauma mal« hat sich für ihn längst erledigt, ohne Haare braucht’s kein Shampoo. Und allen voran: Arjen Robben, der Kopf so spiegelglatt wie eine knackfrische Holland-Tomate oder wie das IJsselmeer an einem ruhigen Frühlingstag. 29 und schon haarlos, das tut allen alten Männern mit gelichtetem Scheitel gut.

Es gibt ja Fußballer und Fußballtrainer, die stellen schlimme Sachen an mit ihren Haaren, Grüße nach Dortmund! Und auch beim FC Bayern gab und gibt es Problemfälle – zum Beispiel den goldblonden Tymoschtschuk, der stets ein ganzes Gard-Haarstudio aus der Ukraine einfliegen ließ und die Frisur von Heidi Klum aufträgt. Von Mützen-Mario Gomez ganz zu schweigen. Arjen Robben dagegen gibt allen Halbplatterten (und Uli Hoeneß) neues Selbstvertrauen. Gestern hatten wir Haarausfall – heute tragen wir mit Stolz den Look von Robben, von Kahl dem Großen. Und auch weiterhin werden viele Bayern-Tore nach Standardsituationen wie Geheimratsecken fallen.

Fazit: Soll Klopp doch transplantieren, soll Jogi mit dichtem schwarzen Schopfe die WM verlieren – haarlos wird der FC Bayern triumphieren!

6. GRUND

Weil David Alaba beim FC Bayern spielt und seine Heimat so exotisch ist

Der neue Liebling aller Bayern-Fans ist natürlich David Alaba – fantastischer Außenverteidiger, supernetter Typ. Und es ist auch kein Wunder, dass der dunkelhäutige Mann die Menschen begeistert. Allein schon seine Herkunft! Diese Exotik, die uns sofort an Urlaub denken lässt! Die geheimnisvollen Rituale seiner Heimat, die uns faszinieren, gleichzeitig aber auch Angst machen! Der Gedanke an die finsteren Potentaten, die bei ihm zu Hause regieren! Die malerische Kleidung der Menschen in den Dörfern von Alabas Heimat! Merkwürdige und kaum erforschte Speisen, eine für normale Ohren kaum verständliche Sprache, sicherlich auch Korruption – der 21-Jährige entstammt einem urwüchsigen, unverdorbenen Kulturkreis, der uns völlig fremd ist, dem wir aber dennoch Verständnis und Toleranz entgegenbringen sollten! Hoch lebe Österreich!

Das Schönste ist, wie schnell und gelehrig Franck Ribéry von seinem Wiener Spezi Fußball-Österreichisch lernt. »Bist du deppert«, beherrscht der Franzose längst fließend, und demnächst sollen weitere urösterreichische Begriffe wie »Corner«, »Out« und »Stangerlpass« dazukommen. »Isch bin einö Dribblanski mit Eisenbahnerschmäh«, ist momentan Ribérys zweithärteste Nuss (»Ich bin technisch versierter Dribbler mit vielen Tricks«). Sprachlich komplizierter für jemanden aus Boulogne-sur-Mer ist nur noch der »Outwachla« (Linienrichter, der mit der Fahne das Aus anzeigt). Im Sky-Fernsehen konnte man aber immerhin schon sehen, wie Franck nach einem Schlusspfiff in Richtung David jubelte: »I wer’ narrisch!«

Wie geht’s weiter mit dem prächtigen Österreicher? Wenn die »Kampfmannschaft« (erste Elf) des FC Bayern auch 2014 wieder ins Champions-League-Finale eindringt und David Alaba dort die »Wuchtel« (Ball) mit einem »Ferserl« (Hackentrick) ins »Goal« (Tor) einihaut, muss ihn Ribéry höchstwahrscheinlich ein Jahr lang »Hans Krankl« nennen. Ja bist du deppert …!

Einziger Nachteil von David Alaba ist natürlich, dass er leider aus Versehen Österreicher ist. Wegen dieser ungewöhnlichen Herkunft kann der David leider nicht bei uns im Nationalteam spielen, zusammen mit Lahm, Badstuber und Boateng, wie es sich eigentlich gehören würde. Vielleicht sollten wir tauschen mit den Ösis – ihr kriegt eine Alpinski-Goldmedaille von Maria Höfl-Riesch, wir Deutsche kriegen Alaba. Anderseits muss man beim FC Bayern gut aufpassen. Österreichs Skifahrer stecken ja in einer schweren Krise und haben bei der WM 2013 in Schladming den tiefsten Sturz seit Felix Baumgartner ertragen müssen. Kein Wunder, dass viele rot-weiß-rote Sportfans bereits sagen: »Wann da Alaba scho so guat ist – vielleicht konn er a Schifoan! Des war’ wichtiger ois wia Fuaßboispün.«

Kein Wunder, dass die österreichischen Zeitungen nach dem Champions-League-Triumph des FC Bayern gegen Dortmund total ausgerastet sind. Es fehlte nicht mehr viel, und die Ösi-Blätter hätten über Nationalheld David geschrieben: »Cordoba ohne Krankl« hätte es über den Triumph von Nationalheld David gehießen. Seitenweise Alaba-Geschichten in Kurier, Krone und Kleiner Zeitung, inklusive der Enthüllung, dass Alaba mit zweitem Vornamen Olatukunbo heißt. Viele prominente Ösis sollen jetzt mit zweitem Namen in Olatukunbo umgetauft werden, inklusive Hansi Olatukunbo Hinterseer, Franz Olatukunbo Klammer und Wolfgang Olatukunbo Mozart. Österreich macht nicht La Ola, Österreich macht La Olatukunbo!

Unübersichtlich sind allerdings die Verwandtschaftsverhältnisse rund um David Alaba, und generell beim FC Bayern. Wir fassen kurz zusammen, was man weiß. Also: Franck Ribéry ist der Vater von David Alaba. Das hat der Mega-Franzose ja schon vor Wembley enthüllt. Auf der Siegesfeier nach dem Spiel konnte man dann aber auch von Karl-Heinz-Rummenigge erfahren: »Die Spieler sind alle wie meine Söhne.« Kalle ist also nicht nur der Papa von Franck und David – sondern gleichzeitig auch der Opa vom Super-Ösi, selbst wenn man es optisch nicht sofort merkt. Hier sind weitere Nachforschungen nötig. Aber wurscht, man spricht nicht umsonst von der großen Bayern-Familie. Ja, der FCB ist die geilste Patchwork-Familie der Welt! Und außerdem hat schon der Kaiser gesagt: »Der liebe Gott freut sich über alle Kinder.«

2. KAPITEL

DIE STARS VON FRÜHER

7. GRUND

Weil Gerd Müller eben doch besser war als Lionel Messi

Alles hat ein Ende, außer dem FC Bayern. Der herrliche Bomber Gerd Müller dagegen wurde seinen Weltrekord 2012 los. Denn da schoss der kaum minder herrliche Lionel Messi vom »FC 07 Barcelona« in einem einzigen Kalenderjahr 91 Tore – sechs mehr als Gerd Müller in seinem Rekordjahr 1972. Wobei wir sagen müssen: Dieser Vergleich ist natürlich alles andere als gerecht!

Wir haben uns dafür im Archiv noch einmal ein paar alte Spiele vom unvergleichlichen Gerd aus dem Jahr 1972 angeschaut. Und wir müssen sagen: Damals war das Toreschießen um Längen schwieriger als heute! Denn 1972, die Bilder von damals zeigen es, war alles noch schwarzweiß und unscharf. Teilweise war das Tor kaum zu erkennen, so schlecht war die Sicht damals. Der Ton war mono und verrauscht und kein opulentes 3D-Dolby-Luxus-Stereo. Der Gerd konnte deshalb auch akustisch kaum erkennen, ob die Flanke von links oder rechts kommt. Auf den Trikots der Gegenspieler standen außerdem noch keine Namen. Du hast damals immer schauen müssen, Herrschaft, wer ist jetzt der Kerl schon wieder, der mir auf den Haxen steht? Zudem waren die Abwehrspieler durch wüsten Haarwuchs, Bärte und Koteletten massiv getarnt und deshalb kaum voneinander zu unterscheiden.

Und die Probleme gehen weiter: Oft haben die Spiele in der Sportschau nur sechs, sieben Minuten gedauert – da war keine 90 Minuten lang live auf Sky Zeit, um in aller Seelerruhe ein Tor zu schießen. Und Eckbälle, die nichts einbrachten, wurden meist gar nicht erst ausgeführt. Am Spielfeldrand standen zudem noch keine Experten wie Thomas Berthold, die einem ständig gesagt haben, wie das funktioniert mit dem Toreschießen. Unter diesen komplizierten Bedingungen 85 Tore zu bomben, war eine unfassbare Leistung vom Gerd!

Deshalb steht fest: Der Vergleich hinkt, ungefähr so wie Cristiano Ronaldo nach einem Zweikampf mit Jens Jeremies. Und bei allem Respekt vor Lionel Messi, »müllern« kennt jeder, aber von »messin« haben wir noch nie gehört.

8. GRUND

Weil gute Freunde niemand trennen kann

Hach, der Franz! Der FC Bayern auf zwei Beinen. Der berühmteste zweiohrige Sportler der Welt, knapp nach Niki Lauda. Was für ein Libero! Was für ein Weltmeister! Was für ein Teamchef! Was für ein Bayern-Trainer! Was für ein Kaiser! Und vor allem: Was für ein unglaublich sympathischer, bodenständiger Mensch! Wer Franz Beckenbauer nur aus dem Fernsehen kennt, sollte unbedingt versuchen, ihn einmal live zu erleben. Ein freundliches Wort, ein Lächeln für jeden, vom Stadionordner bis zum Chauffeur (seine Trinkgelder sind legendär), nie auch nur die geringste Spur von Hochnäsigkeit. Das ist die gute Erziehung von der Mama: Antonie Beckenbauer, die erste und wichtigste Frau seines Lebens. Allein schon Franz Beckenbauer ist für drei, vier Gründe gut, den FC Bayern zu lieben.

Natürlich: Im Fernsehen franzelt er manchmal ziemlich ulkige Sachen (»Ja gutt äh, der Lothar Matthäus wär genau der Richtige für den FC Bayern«). Und unter Deutschlands TV-Experten gibt es Kollegen, bei denen man deutlich mehr erfährt übers Spiel (»Ja gutt, äh, der Sechser von den Elfenbeinküstern …«). Ein Jürgen Klopp wusste im ZDF natürlich immer haargenau, wer der Sechser von den Elfenbeinküstern ist. Aber das musste er auch, denn er ist ja nur Jürgen Klopp. Der Kaiser muss das längst nicht mehr wissen, weil er halt der Kaiser ist, und somit heilig. We call him a Klassiker.

Das mit dem Franzeln im Fernsehen kommt natürlich auch daher, dass er an keinem der Mikrofone vorbeigehen kann und mag, die ihm den ganzen Tag unter die Nase gehalten werden. Denn dazu ist er zu freundlich und zu höflich. Einen traurigen, enttäuschten, verärgerten Reporter mag der Kaiser nicht stehen lassen, also sagt er halt was. Irgendwas. Immer. Und überall. Man muss sich das so vorstellen: Franz Beckenbauer beim Golfspielen – Mikro! Franz Beckenbauer beim Einkaufen – Mikro! Franz Beckenbauer auf dem roten, grünen oder gelben Teppich – Mikro! Wahrscheinlich auch: Franz Beckenbauer auf dem Thron, also dort, wo sogar der Kaiser zu Fuß hingeht – Mikro!

Und man glaubt ja überhaupt nicht, was er alles gefragt wird. Ein bisserl übertrieben gesagt, läuft das ungefähr so ab: »Was sagen Sie eigentlich zum 30-jährigen Jubiläum der Auflösung von ABBA?« – »Ja gut, äh, die ABBAs. Schweden waren’s, glaub ich. Waterloo ham’s gsungen, und Mamma Mia. Wär’ schön, wenn die nochmal zusammen auftreten würden. Der Schwede singt eh super, viel besser als der Holländer. Ich würd’ jedenfalls hingehen.« Ein paar Minuten später steht dann als »Breaking Franz« im Internet: »Beckenbauer fordert ABBA-Comeback!« Oder auch, das war besonders gelungen: »Franz Beckenbauer hat gegenüber der Zeitschrift Bunte die Vorstellung geäußert, bei einer Wiedergeburt als Frau zu existieren und zudem schwanger zu sein. Der Kaiser empfindet es als etwas Wundervolles, einem Menschen das Leben zu schenken.« Heilige Franziska, wir möchten nicht als Franz Beckenbauer wiedergeboren werden, das klingt richtig anstrengend mit den ganzen Mikros.

Anfang 2011 ist einmal ein kleines Wunder geschehen. Viele hatten ja gedacht: Der Kaiser und seine Worte – gute Freunde kann niemand trennen. Aber dann ist es doch passiert. Franz Beckenbauer hat es die Sprache verschlagen, zum ersten Mal in 65 Jahren! In der Bezahl-TV-Kultsendung Sky90 erklärte der Kaiser zum Wechsel-Theater des Fußballspielers Demba Ba, der recht schamlos seinen lukrativen Wechsel forcierte: »Mir fehlen die Worte!« Da war ganz Deutschland erschüttert, und suchte die Worte vom Franz. Denn: Der Kaiser ohne Worte – das ist wie Lothar ohne Weiber oder wie Boris, der Präsident von Nix-Tu-nesien, ohne Fremdschämen. Die Kriminalpolizei schaltete die Wortkommission ein, und das ZDF versuchte, in Aktenzeichen ABCXYZ zumindest einen Teil der Kaiserworte wiederzufinden. Niemand wusste, ob die Worte vom Franz einem Wortkomplott zum Opfer fielen, oder ob sie gar von einem anonymen Wortkommando in Geiselhaft gehalten wurden. Experten hielten es für denkbar, dass Zungenlösegeld erpresst werden sollte. Doch nur ein paar Stunden später hatte der Kaiser, hurra, seine Worte wiedergefunden. Gute Freunde kann eben doch niemand trennen.

In Deutschland ist Franz Beckenbauer unglaublich beliebt – wenn er an einem Dienstag verkünden würde, dass vorzeitig Freitag ist, würde die Republik geschlossen ins Wochenende aufbrechen. Eigentlich müsste er Weltkulturerbe werden. In England wäre er längst Sir, Ritter oder sonstwas, im antiroyalen Deutschland reicht es leider nur zum Kaiser. Wobei: Es gibt tatsächlich Gerüchte, dass er sich seinen Adelstitel erschlichen hat, als Guttenberg des grünen Rasens. Seit ARD-Adels-Guru Rolf Seelmann-Eggebert dies zart andeutete, zieht die pikante Affäre immer weitere Kreise. Fest steht jedenfalls: Im Genealogischen Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels ist kein einziger noch lebender »Kaiser Franz« erwähnt, der in Ober-, Unter- oder auch Mittelgiesing geboren wurde. Zudem haben sich Augenzeugen gemeldet, die den jungen Franz noch als Normalsterblichen ohne Adelstitel gekannt haben wollen. Ist der angebliche Kaiser in Wahrheit ein Hochfranzler? Zudem gibt es Plagiatsvorwürfe. Angeblich hat Sepp Herberger bereits bei der WM 54 »Geht’s raus und spielt’s Fußball« sowie »Schau ma mal« gesagt.

Aber: Selbst als Klau-Kaiser müsste er nicht zurücktreten vom Thron. Nicht zu Unrecht hat Kalle Rummenigge einmal angeregt, dass Franz Beckenbauer als Kanzler kandidieren sollte. 36 Prozent plus X traute der Kalle dem Franz zu, »wenn sogar Horst Schlämmer 18 Prozent schafft«. Spitze! Giesing statt Grevenbroich! »I hob Erfolg« statt »Isch hab Rücken«! An Obama-mäßigen Wahlkampfslogans würde es dem Bundesfranzler nicht fehlen: »Ja is denn scho Zukunft?« und »Steuern zahlen in Österreich für alle!« Wir könnten uns das so vorstellen: Erst macht der Franz Kanzler, und ab 2025 übernimmt Philipp Lahm. Der ist eh der perfekte Regierungschef. Lahm kann rechts, kann links, und ist beliebt wie Günther Jauch. Bloß an den Parolen muss er noch arbeiten. »Ein Land wie Lahm« klingt noch nicht ideal. Aber lieber Lahm heißen, als lahm regieren.

Die einzige Art und Weise, wie Franz Beckenbauer seinen Ruhm noch steigern könnte: Er müsste eine Kochshow im Fernsehen machen. Mit dem Schuhbeck, der ihm den Ingwer schneidet. Das muss man sich vorstellen: Kaisers Küche. Die Quoten würden an der Dunstabzugshaube vorbei direkt Richtung Küchendecke schießen. Der Kaiser könnte Schmarrn-Rezepte aus Österreichs Süßspeisen-Küche vorstellen. Er könnte beim Kochen schön daherfranzeln (»Der Germknödel ist rund«) und rechtzeitig zur WM 2014 in Brasilien Franzls süße WM-Küche starten. Lafer, Lichter und die ganze Brutzel-Brigade könnte einpacken. Wir wussten es ja schon immer: Das Glück dieser Erde liegt auf den Platten der Herde. Aber schlussendlich kann es nur einen geben: Der Franz muss ran! Hey, ZDF: Einfach Wetten, dass..? in Schau ma mal, wie die Wetten ausgehen umtaufen, und Traumquoten sind garantiert! Wer braucht Lanz, wenn man einen Franz hat?

Denn der Franz kann alles. Als in München der Streit um den Transrapid vom Hauptbahnhof zum Flughafen im Erdinger Moos tobte – was ungefähr so sinnvoll gewesen wäre wie ein Formel-1-Auto in der Fußgängerzone, weil das ja klar ist – dachten die Macher der Magnetschwebebahn angeblich über eine riesige Imagekampagne mit dem Kaiser nach. Zumindest könnte man sich das so vorstellen. Erste Maßnahme: Umbenennung des Zugs in Franzrapid. Klingt schon viel freundlicher. Zweite Maßnahme: Werbung in allen Medien mit Beckenbauer, mit dem Über-Zug und Slogans wie »Ja ist denn schon Flughafen?«, »In Lichtgestaltsgeschwindigkeit zum Airport«, »Schweben wie ein Kaiser« oder »Nie mehr Hubschrauber«. Sogar eine Streckenänderung war angedacht, mit spektakulärer Überquerung der Allianz Arena durch den Franzrapid. Spätestens nach Beckenbauers garantiert legendärer Rede zum Baubeginn hätten alle den Milliarden-Zug geliebt: »Wenn Sie in 90 Minuten …« Warum aus der grenzgenialen Aktion am Ende doch nichts wurde, weiß nur Edi Stoiber.

Nur das mit der FIFA ist ein bisserl ein schwarzer Fleck auf der weißen Weste vom Kaiser. Die Antikorruptions-Expertin Sylvia Schenk hat Franz Beckenbauer vorgeworfen, dass er dort zu wenig geredet hat: »Beckenbauer hat vier Jahre in der FIFA den Mund nicht aufbekommen.« Nun sind wir ebenso ratlos wie erschüttert. Ein Franz, der nix redet – das ist wie eine Lerche, die nicht singt, wie Heidi Klum mit dicken Mädchen. Der Existenzgrundlage beraubt. Also mal ehrlich, Frau Schenk: Sie müssen sich täuschen! Wahrscheinlich war der Franz die vier Jahre die ganze Zeit unterwegs (Reiser Franz), oder er war krank (Heiser Franz). Einen stummen Kaiser (Leiser Franz) können wir uns nicht vorstellen. Und wenn er den Blattersepp tatsächlich gelobt hat, war’s bestimmt nur ein Versehen vom Preiser Franz.

Jedenfalls ist es so: Als bei der FIFA die ganz schlimmen Auseinandersetzungen in Sachen Korruption tobten, hat der Kaiser gottlob rechtzeitig Kreuzweh bekommen und konnte beim Kongress in Zürich nicht dabei sein. Gott sei Dank! Unser Franzl bei der FIFA, beim korrupten Rasen-Nordkorea, das ist wie Helmut Schmidt im Kabinett Berlusconi, wie eine kluge Frau in den Armen von Lothar Matthäus, wie Barack Obama in der FDP, wie Katsche Schwarzenbeck bei Schalke 04, wie ein Philosoph auf der Website von Boris Becker oder wie Franck Ribéry beim BVB. Das Gute mitten im Bösen! Wenn unser Franzl nicht mehr Rücken hat, können wir uns für ihn nur noch eine Rolle bei der FIFA vorstellen, als Bewährungshelfer, quasi als Maiglöckerl im Atommüllendlager.

9. GRUND

Weil nicht nur Fritz von Thurn und Taxis weiß, wie großartig der Kaiser ist

Er kennt Franz Beckenbauer länger als jeder andere Fernsehreporter: Sky-Kultkommentator Fritz von Thurn und Taxis, der Mann mit den sprechenden Händen, der mit seinem »Huiuiuiuiui!« und seinem »Donnerwetter!« so herrlich sonor nach den großen Bayern-Zeiten der Siebziger Jahre klingt, als die Champions League noch ihren korrekten Namen »Europapokal der Landesmeister« trug, und als kein Mensch alberne Gruppenphasen brauchte. Hinspiel, Rückspiel, alles am Mittwoch innerhalb von 14 Tagen, manchmal sogar live im Fernsehen übertragen (oft genug aber auch nicht), und schon war der FC Bayern eine Runde weiter. Huiuiuiuiui! Donnerwetter! Waren das tolle Zeiten, Burschen!