111 Orte im Fünfseenland, die man gesehen haben muss - Jochen Reiss - E-Book

111 Orte im Fünfseenland, die man gesehen haben muss E-Book

Jochen Reiss

4,9

Beschreibung

Starnberger See, Ammersee, Wörthsee, Pilsensee und Weßlinger See – das ist das oberbayerische Fünfseenland: Magnet für Urlauber und Promi-Quartier. Berühmtheiten haben immer schon hier gelebt: Bertolt Brecht, Heiner Lauterbach, Thomas Mann, Heino Ferch, Heinz Rühmann. Sisi, Kaiserin von Österreich, ist hier aufgewachsen. Wissen Sie, dass der Kini, der Märchenkönig, am Ammersee noch ein Schloss bauen wollte? Kennen Sie die Totenbretter von Holzhausen und in Andechs den Zauberbrunnen der Liebe? Das Fünfseenland ist so viel mehr als Bier und Brotzeit am Wasser vor Berg-Panorama. Entdecken Sie Unbekanntes und Geheimnisvolles.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 221

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (12 Bewertungen)
11
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



111 Orte im Fünfseenland, die man gesehen haben muss

Jochen Reiss

emons: Verlag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2016 Alle Rechte vorbehalten Texte: Jochen Reiss © der Fotografien: Jochen Reiss, Kapitel 44: mit Genehmigung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds München/© Jochen Reiss © Covermotiv: vladvitek/Depositphotos.com Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-96041-058-4 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Das Froschgartl | Ammersee/AidenriedStrandbad und Treffpunkt am Feierabend

2_Die Biomilch-Zapfsäule | Ammersee/BierdorfLandwirt Josef Vetterl und seine frische Idee

3_Der Jaudesberg | Ammersee/BreitbrunnWo der Kini beinahe noch ein Schloss gebaut hätte

4_Die Bulldogge des »Simplicissimus« | Ammersee/DießenThomas Theodor Heine hat das Markenzeichen erfunden

5_Die Drogerie Loh | Ammersee/DießenVom Apfel bis zur Zahnpasta: Was es gibt, gibt’s hier

6_Die Gassen der Fischer | Ammersee/DießenSchrullige Figuren am Mühlenbach

7_Der Mechthildisstein | Ammersee/DießenHilfe bei Kopfweh

8_Der Schacky-Park | Ammersee/DießenEinst verwildert, nun zu neuem Zauber erweckt

9_Die Schatzbergalm | Ammersee/DießenWo Carl Orff seine guten Ideen hatte

10_Der Sitz des Zentralorgans | Ammersee/DießenDer »Ammersee Kurier« bringt, was man wissen muss

11_Das Stellwerk | Ammersee/DießenIm Atelier der Künstlerin Annunciata Foresti

12_Die Zinngießerei | Ammersee/DießenProduziert wird nach 200 Jahre alten Originalen

13_Die Nackerten-Inseln | Ammersee/EchingDurch flaches Wasser kann man hinüberwaten

14_Der Bauplatz der Biber | Ammersee/FischenAm Zufluss der Ammer haben sie ihr Revier

15_Die Tanke | Ammersee/GreifenbergBenzingespräche am Denkmal

16_Die Bayrische Brandung | Ammersee/HerrschingLässiger Kiosk und »Generalkonsulat«

17_Der Kiter-Hotspot | Ammersee/HerrschingWo der richtige Wind weht

18_Matos Fischladen | Ammersee/HerrschingRezepte von der Oma, und die Mama hilft mit

19_Die Oldtimer-Werkstatt | Ammersee/HerrschingHandwerk, Wissen, Leidenschaft

20_Die Scheuermann-Villa | Ammersee/HerrschingAn Deutschlands längster Seeufer-Promenade

21_Der Seewinkel | Ammersee/HerrschingEin guter Platz, den Takt des Lebens zu spüren

22_Der Weiler Rausch | Ammersee/HerrschingWo Obstbäume blühen wie in Südtirol

23_Das Gasteiger-Haus | Ammersee/HolzhausenWorüber die Dörfler tuschelten

24_Die Totenbretter | Ammersee/HolzhausenRuhestätte, bis der Schreiner den Sarg brachte

25_Die tanzenden Tobinis | Ammersee/RiederauChristian Tobin lässt Findlinge schwimmen

26_Das Beinhaus | Ammersee/Sankt GeorgenWarum sich vor der Kirche die Totenköpfe stapeln

27_Der Keramikgarten | Ammersee/Sankt GeorgenUralte Hafner-Kunst, neu belebt

28_Der Ammersee-Höhenweg | Ammersee/SchondorfPanorama-Wandern und zurück mit dem Schiff

29_Die Badekabinen | Ammersee/SchondorfNostalgie in Umkleidehäuschen von 1930

30_Die Tür von Sankt Jakob | Ammersee/SchondorfFührte sie ins Pilger-Lager?

31_Wilhelm Leibls Quartier | Ammersee/SchondorfWo sich der Maler so unglücklich verliebte

32_Der Hafen der Raddampfer | Ammersee/StegenSeit 100 Jahren pflügt die »Dießen« die Wellen

33_Der Sieben-Brückerl-Weg | Ammersee/StegenEin Spaziergang wie ein Abenteuer

34_Bertolt Brechts Ferienhaus | Ammersee/UttingIn Utting schrieb er Szenen der Dreigroschenoper

35_Der Bio-Wochenmarkt | Ammersee/UttingMusikanten unterhalten die Kunden

36_Das Kalte Krematorium | Ammersee/UttingTod durch Arbeit für Hitlers Wahn

37_Das Selzam-Schlössl | Ammersee/UttingGästehäuser mit Privatstrand

38_Die weiße Säule | Ammersee/WartaweilOrientierungspunkt für Andechs-Pilger

39_Die Drumlins | Andechs/ErlingÜber Moränen laufen und dann in den Oberen Weiher

40_Der Goribäck | Andechs/ErlingHolzriesen vom Naturkostbäcker

41_Hembergers Hirschhof | Andechs/ErlingFrischfleisch von 200 Jungtieren jährlich

42_Der Kunst- und-Bier-Garten | Andechs/ErlingKreatives Symposium unterhalb des Bräustüberls

43_Das Mausloch | Andechs/ErlingHier war der Schatz des Heiligen Bergs versteckt

44_Der Prinzen-Friedhof | Andechs/ErlingPrivate Grabstätte der Wittelsbacher

45_Der Krater | Andechs/FriedingWie ein Sprengmeister die Welt in Atem hielt

46_Queris Lieblingsplatz | Andechs/FriedingDie Sittenpolizei verfolgte den Altbayern

47_Der Knast-Hofladen | Andechs/RothenfeldBiogemüse aus der Justizvollzugsanstalt

48_Die Isarinseln | DürnsteinKomfortzone mit eigenem Kühlschrank

49_Die Floßrutsch’n | Mühltal/StraßlachAlle Röcke fliegen hoch!

50_Die Schweinderl-Bucht | Osterseen/IffeldorfWasser wie Samt und die Farben der Südsee

51_Das Vitus | Osterseen/IffeldorfGaststube am Dorfplatz mit eigener Sommelière

52_Der Steidl | Pfaffenwinkel/BauerbachAuf eine Brotzeit im Wirtshaus auf dem Bauernhof

53_Das Studio Daniela Guth | Pfaffenwinkel/Gut RaucherbergWie die Künstlerin ein Farben-Feuerwerk abbrennt

54_Der Blues-Club Village | Pfaffenwinkel/HabachEin Mekka für Musikgrößen

55_Das Gut Kerschlach | Pfaffenwinkel/PählGesunder Boden, gesunde Pflanzen, gesunde Tiere

56_Die Pähler Schlucht | Pfaffenwinkel/PählRendezvous im Allerheiligsten

57_Der Raritätenstadl | Pfaffenwinkel/PollingDer Altbürgermeister und seine Sammelleidenschaft

58_Die Ohren | Pfaffenwinkel/RaistingHightech trifft Ansichtskarten-Idylle

59_Das Gasthaus Schönmühl | Pfaffenwinkel/SchönmühlBerühmt ist die Ente, knusprig und nicht fett

60_Der Kastaniengarten | Pilsensee/OberaltingGasthaus mit eigener Metzgerei

61_Das Breitwand | Pilsensee/SeefeldAls bestes Kino Deutschlands ausgezeichnet

62_Die Eichenallee | Pilsensee/Seefeld/WeßlingEinzigartig und wunderschön

63_Der Moosbach | Pilsensee/WiddersbergVom Widdersberger Weiher zum Schloss Seefeld

64_Das heilige Graffito | Sankt OttilienStreetart-Künstler verschönern ein Kloster

65_Der Schnapsladen | SchäftlarnBirnenbrand von den Benediktinern

66_Heino Ferchs Polo-Platz | SchwiftingHier spannt der Filmstar von den Dreharbeiten ab

67_Die Bootshäuser | Starnberger SeeSchätze über dem Wasser

68_Das Székler-Tor | Starnberger See/AmbachWo der »Biene Maja«-Autor wohnte

69_Die Bäckerei Graf | Starnberger See/AmmerlandDrehort der Krimi-Humoreske »Hubert und Staller«

70_Loriots Zuhause | Starnberger See/AmmerlandAm Neujahrsmorgen hat er die Blaskapelle dirigiert

71_Der Obstbaum-Biergarten | Starnberger See/AmmerlandIm Schatten Schmankerl der Hoffischerei genießen

72_Der Heinz-Rühmann-Weg | Starnberger See/AufkirchenHier spazierte der Jahrhundertschauspieler

73_Das Kini-Kreuz | Starnberger See/BergUnfall, Mord oder Selbstmord?

74_Der Kramerfeicht | Starnberger See/BergFischladen mit Wohnzimmer-Restaurant

75_Das Stüberl des Oskar Maria Graf | Starnberger See/BergWo der Autor das Bäcker-Handwerk lernte

76_Der Gstupperhof | Starnberger See/BernriedSo hat’s vor Hunderten von Jahren ausgesehen

77_Die Libelle | Starnberger See/BernriedSie ist vor Buchheims Museum gelandet

78_Die Mississippi-Weiher | Starnberger See/BernriedTrostpflaster für die »Queen of Bavaria«

79_Der Glockensteg | Starnberger See/FeldafingStartplatz zum Refugium der Königskinder

80_Hans Albers’ Bootshaus | Starnberger See/Feldafing»La Paloma« schallte über den See

81_Der Kalvarienberg | Starnberger See/FeldafingKreuzweg für die Wirtshaus-Pilger

82_Das Schloss der Fürstin | Starnberger See/FeldafingIst sie da, weht ihre Fahne überm Dach

83_Thomas Manns Villino | Starnberger See/FeldafingHier schrieb er ein Kapitel für den »Zauberberg«

84_Die Villa Waldberta | STARNEBREGR SEE/FeldafingKünstlerhaus mit wechselvoller Geschichte

85_Das Weißhirsch-Gehege | Starnberger See/HöhenriedUngarisches Damwild mit Porzellanteint

86_Die Barock-Klinik | Starnberger See/KempfenhausenTatort eines dreifachen Mordes

87_Die Schlossgaststätte | Starnberger See/LeutstettenNicht nur die Bayern-Kicker sind Könige hier

88_Das Wildbad Petersbrunn | Starnberger See/PetersbrunnKupferwannen für Reiche, Holzzuber für Arme

89_Das Atelier beim Sepp | Starnberger See/PossenhofenGeöffnet ist, wenn die Sonne scheint

90_Sisis Bahnhof | Starnberger See/PossenhofenKaiserliche Dichtkunst an der Toilettentür

91_Die Werft des Weltmeisters | Starnberger See/PossenhofenBeim Segelchampion und Bootsbauer Markus Glas

92_Das Kleine Seehaus | Starnberger See/Sankt HeinrichOase des Chillens und Genießer-Treffpunkt

93_Der Kini-Findling | Starnberger See/SeeshauptSteinkoloss im Garten einer Seniorenresidenz

94_Die Seegerichtssäule | Starnberger See/SeeshauptTagungsort der Fischer?

95_Der Delphin | Starnberger See/StarnbergGalionsfigur des Wittelsbacher-Lustschiffs

96_Die Harfenmanufaktur | Starnberger See/StarnbergHalleluja-Instrumente, wertvoll wie eine Stradivari

97_Die Phantasie | Starnberger See/StarnbergDirektverbindung über den See zum Museum

98_Die Tunnel-Bilder | Starnberger See/StarnbergAnonymes Kunstwerk, das Geschichten erzählt

99_Die Baulücken-Madonna | Starnberger See/TutzingProvinztheater ums Filet-Grundstück

100_Die Brahmspromenade | Starnberger See/TutzingMan sieht sich nicht satt

101_Die Evangelische Akademie | Starnberger See/TutzingWer was zu sagen hat, sagt’s hier

102_Die Malzmühle | Starnberger See/TutzingVersteckte und sehr barocke Illusionsmalerei

103_Das Grünsinker Kirchlein | Weßlinger See/GrünsinkErst die Mess und dann die Maß

104_Das Pferde-Altenheim | Weßlinger See/MischenriedGnadenbrot-Gestüt für die Tiere des Circus Krone

105_Der Sonderflughafen | Weßlinger See/OberpfaffenhofenHinterm Wastian vorbei hat man die beste Aussicht

106_Das Kuchen-Paradies | Weßlinger See/WeßlingSüße Feinkost nach uralten Familienrezepten

107_Der Turmhelm | Weßlinger See/WeßlingPfarrer Bröll ließ sich von Nazis nicht stoppen

108_Das Bacherner Moos | Wörthsee/BachernAuf einem schwimmenden Steg übers Moor

109_Die Mausinsel | Wörthsee/BachernWo ein boshafter Graf seine Strafe bekam

110_Der Golfclub | Wörthsee/Gut SchluifeldNaturerlebnis auch für nicht spielende Gäste

111_Die Gondel | Wörthsee/SteinebachPerfekter Ort für den Heiratsantrag

Bildteil

Übersichtskarten

Vorwort

Was wäre wohl aus Breitbrunn am Ammersee geworden, wenn der Kini, der Märchenkönig, dort auf dem Jaudesberg tatsächlich noch ein Schloss gebaut hätte? »Möwe« nannte er die von ihm umschwärmte Cousine, die Kaiserin Sisi von Österreich. Sie adressierte ihre romantischen Gedichte für ihn an den »Adler«. Zu geheimnisvollen Rendezvous trafen sie sich auf der Roseninsel im Starnberger See. Er ist der »Fürstensee«, königliche Lustschiffe glitten hier zu barocken Festivitäten übers Wasser. Der Ammersee ist der »Bauernsee«. Nicht Schlösser prägen die Kulisse am Ufer, sondern Dörfer mit ihren Kirchen.

Starnberger See, Ammersee, Wörthsee, Pilsensee und Weßlinger See – das ist das oberbayerische Fünfseenland. Geliebte Heimat seiner liebenswürdigen Bewohner. Die Zuagroastn, so die Regel, gehören nach 30 Jahren dazu. Die Landschaft ist Magnet für die Münchner und Augsburger. Und für die Urlauber sowieso. Schon immer haben Berühmtheiten hier gelebt. Thomas Mann, Heinz Rühmann, die Fußball-Könige des FC Bayern München, Loriot. In Possenhofen ist Sisi aufgewachsen. Auch sie liebte die einzigartigen Osterseen südlich von Seeshaupt. Die Seen vor dem Wetterstein- und Karwendelgebirge, gebettet in fröhliche, sanfte und gefällige Natur, haben Heiteres. Das macht das Fünfseenland so unvergleichlich. Hinzu kommen seine pittoresken Orte, seine Geschichte und Mythologie.

Wir haben 111 spannende und faszinierende Orte besucht, die auch Sie kennenlernen sollten. Wissen Sie, wo Bertolt Brecht an der Dreigroschenoper schrieb? In welchem Schloss das beste Kino Deutschlands ist? Was in der Schweinderl-Bucht abgeht? Wo Deep Purple im Wohnzimmer Konzerte gaben und eine spleenige Brauerei-Erbin weiße Hirsche ansiedeln ließ? Das Fünfseenland ist viel mehr als Ferien-Traumland, als Seglerparadies, als Bier und Brotzeit am Wasser vor Bergpanorama. Unbekanntes und Geheimnisvolles gibt es zu entdecken.

Ammersee/Aidenried
Zum Vollbild

1_Das Froschgartl

Strandbad und Treffpunkt am Feierabend

weiter

Motorradfahrer machen hier einen Stopp auf ihrer Tour um den See. Radfahrer erfrischen sich, bevor sie weiter Richtung Herrsching oder Weilheim strampeln. Berufstätige stoßen zu ihren Familien, wenn sie es rechtzeitig aus dem Büro geschafft haben. Dann wird am Ufer Picknick gemacht, oder man trifft sich am Kiosk von Rothraut Falk. Kenner kommen von Dießen mit dem Boot über den See, um vom Ostufer aus den Sonnenuntergang zu fotografieren. Das Froschgartl ist Strandbad und Biergarten. Ist Ferien-Oase oder zwei Stunden Urlaub am Feierabend. Wasserschlachtgebiet und verwunschene Leseecke. Alles ist möglich, groß genug ist das Gelände. Der Uferbereich mit Liegewiese erstreckt sich über einen halben Kilometer. Wer genug von der Sonne hat, dem spenden alte Buchen, Ahornbäume und Eichen Schatten. Badeschuhe sind wegen der Steine nicht verkehrt. Vom Parkplatz führt ein Tunnel unter der viel befahrenen Straße aufs Gelände.

Wie sich das gehört für ein Froschgartl: Frösche gibt’s reichlich. Große, kleine. Langbeinige, o-beinige. Froschkönige natürlich auch. Wirtin Rothraut Falk sammelt Frösche, solange sie denken kann. Seit sie den Imbiss mit 120 Plätzen im Biergarten übernommen hat, vermehren sich die Tiere in ungeahntem Maße. Gäste bringen welche mit, und entdeckt sie selbst ein originelles Exemplar, kann sie auch nicht widerstehen. Geküsst hat sie noch keinen. Der Renner am Kiosk ist der Froschburger »mit allem außer Frosch«. Vor allem mit viel Jalapeños.

Info

Adresse an der Straße zwischen Wartaweil und Aidenried, 82396 Pähl-Aidenried, Tel. 08152/2489 | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Oberpfaffenhofen) nach Herrsching und Richtung Weilheim, nach dem Flecken Wartaweil auf der rechten Seite, Parkplatz oberhalb im Wald | Öffnungszeiten März–Okt. Mo–So 9 Uhr »bis der Frosch quakt« | Tipp Die Straße weiter Richtung Süden kommt man über Fischen nach Pähl. Um das Traditionsgasthaus Alte Post zu retten, hat Sänger Peter Maffay es gekauft (Ammerseestraße 3, 82396 Pähl, Tel. 08808/9210777).

Vom Froschgartl aus führt der Promenadenweg am Ufer entlang bis Herrsching. Man kommt an der Weißen Säule vorbei (siehe Seite 84). An angeschwemmtem Totholz und Badestegen im Schilf. Gelegentlich erhält man Einblick in Villengrundstücke und ahnt, dass die Besitzer wohl auch Vermögensverwalter bezahlen. Hinter Schloss Mühlfeld erreicht man den Hafen des Herrschinger Segelclubs. Bis hierhin sind es fünf Kilometer.

In der Nähe

Die weiße Säule (0.7 km)

Der Bauplatz der Biber (2.1 km)

Die Drumlins (2.79 km)

Hembergers Hirschhof (3 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Bierdorf
Zum Vollbild

2_Die Biomilch-Zapfsäule

Landwirt Josef Vetterl und seine frische Idee

zurück

weiter

Wem am Ammerseewestufer mitten in der Nacht nicht nach Gerstensaft ist, sondern eher nach frischer Milch, der muss nach Bierdorf. Man folgt den Kurven durch den Ort, der Automat ist gut ausgeschildert. Er steht in einer Bretterhütte, mit Blumen dekoriert. Geöffnet ist immer: An 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr kann man hier frische Biomilch zapfen. Die Lieferanten stehen gegenüber im neuen Freilaufstall des Vetterl-Hofs. Den Kühen geht es gut. Jedes der Rindviecher hat seine eingestreute Liegefläche. Jedes sucht sich aus, an welchem Fressplatz es futtern möchte. Die Kühe gehen freiwillig zum Melkroboter, so oft sie wollen. Zieht es sie in die Außenlaufhöfe, hält sie nichts auf.

Als Josef Vetterl vor wenigen Jahren den elterlichen Hof übernahm, stand für ihn fest, den Betrieb auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Es war ihm eine Herzensangelegenheit: »Das hat für mich mit Überzeugung und Umweltschutz zu tun.« Dem Agrarwirtschaftler war auch klar: Das wird nicht billig. Er baute neue Stallungen, in denen für 60 Milchkühe und noch einmal so viele Nachwuchstiere Platz ist. Er unterwarf sich den strengen Regeln des Naturland-Verbandes. Das heißt: keine fremden Düngemittel und ausschließlich biologisch sauberes Futter aus Frischgras, Grassilage, Getreide und Mais. Josef Vetterl baut alles selbst an.

Info

Adresse Moosflecklweg, 86911 Dießen-Bierdorf, Tel. 0172/6040486 | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Greifenberg) Richtung Utting/Dießen, 1,5 Kilometer hinter Riederau rechts in die Straße Bierdorf, rechts in den Moosflecklweg | Öffnungszeiten ganzjährig | Tipp Am Anfang des Moosflecklweges steht die Kapelle Mariä Heimsuchung, 400 Jahre alt. Die Bierdorfer Bauern haben sie fein hergerichtet.

Die Biomilch-Zapfsäule ist einfach zu bedienen. Man füttert den Automaten mit Münzen oder Scheinen. Stellt sein Gefäß in den Ausgabeschacht und drückt den Milchausgabeknopf so lange, wie man zapfen möchte. Das Wechselgeld gibt der Automat nach der entnommenen Menge berechnet zurück. 1,30 Euro kostet der Liter. Ein Hinweis rät, die Milch abzukochen. Hier bedienen sich Stammkunden ebenso wie Feriengäste. Mehr als Landwirt Vetterl erwartet hatte. Steckt jemand den Kopf in den Stall, um nachzusehen, woher die Milch kommt, ist er gern zu einem Schwätzchen bereit.

In der Nähe

Das Stellwerk (1.95 km)

Die tanzenden Tobinis (1.96 km)

Der Mechthildisstein (2.36 km)

Die Zinngießerei (2.43 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Breitbrunn
Zum Vollbild

3_Der Jaudesberg

Wo der Kini beinahe noch ein Schloss gebaut hätte

zurück

weiter

Vermutlich hatte Breitbrunn einfach Pech und der König einen schlechten Tag. Erzählt wird diese Geschichte: Ludwig II. hatte erst eine Woche zuvor seine Regierungsgeschäfte von München in die Sommerresidenz der Wittelsbacher am Starnberger See verlegt, da ritt er am Morgen des 18. Mai 1864, es war ein Mittwoch, von Schloss Berg nach Breitbrunn. Seine Hoheit war noch keine 19 Jahre alt und erst zwei Monate im Amt, aber Sehnsucht nach ungewöhnlichen Plätzen hatte der feinsinnige Monarch auch damals schon. Und der Jaudesberg in Breitbrunn, das hatte man dem König erzählt, sei ein solcher Ort. 671 Meter hoch, nicht wirklich ein Berg in Bayern, eher ein Grashügel. Aber doch 80 Meter über dem Ammersee gelegen. Mit Panoramablick hinüber nach Utting und Schondorf. Im Süden bei Föhn bis zur Zugspitze. Der Kini suche einen Bauplatz für ein Sommerhaus, wohl eher ein Lustschloss, so wurde gesagt.

Aber an diesem 18. Mai ist der Himmel so trüb wie die Sicht. In Breitbrunn will der König nicht bauen. Am Schachen im Wettersteingebirge lässt er fünf Jahre später sein Königshaus mit Prunksaal im maurischen Stil errichten. Mit vergoldeten Schnitzereien, Pfauenfedern, Springbrunnen, einer Atmosphäre von Tausendundeiner Nacht. Im selben Jahr beginnen in Neuschwanstein die Bauarbeiten. Was wäre aus Breitbrunn geworden, wenn sich an jenem 18. Mai ein weiß-blauer Himmel geöffnet hätte?

Info

Adresse Jaudesbergstraße, 82211 Herrsching-Breitbrunn | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Inning) nach Inning und Breitbrunn, nach dem Ortseingang links in die Jaudesbergstraße, an der Weggabelung parken, noch 1 Kilometer zu Fuß | Tipp Von Breitbrunn Richtung Herrsching liegt links der Hofladen »Natürlich Ammersee«. Auf dem früheren Pergerhof werden Biosäfte produziert und verkauft.

Der Jaudesberg erhielt seinen Namen, weil hier alljährlich eine Judas-Puppe als Verräter Christi in Flammen aufging. Was schließlich sogar katholischen Autoritäten arg war, sie verboten den Brauch. Auf der Kuppe des Hügels hat man vor wenigen Jahren eine hölzerne »Europa-Kapelle« aufgestellt. Im Winter kann man rasante Schlittenpartien beobachten, im Sommer Paraglider und Modellsegelflieger. »Königsberg« sagen die Bewohner seit dem Ludwig-Besuch auch. Der Blick ist auf jeden Fall majestätisch.

In der Nähe

Die Mausinsel (2.88 km)

Der Weiler Rausch (3.17 km)

Das Bacherner Moos (3.33 km)

Die Badekabinen (3.57 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Dießen
Zum Vollbild

4_Die Bulldogge des »Simplicissimus«

Thomas Theodor Heine hat das Markenzeichen erfunden

zurück

weiter

Als »das beste Witzblatt der Welt« adelte Thomas Mann die Zeitschrift. Für Gerhart Hauptmann war sie »die schärfste Kraft Deutschlands«. Das Intellektuellenblatt »Simplicissimus« hatte seine beste Zeit bis 1914 und dann noch einmal von 1919 bis 1933. Wilhelminische Spießbürger, bigotte Kleriker, preußische Beamte und später die Nationalsozialisten waren seine Gegner. Bertolt Brecht, Hermann Hesse, Erich Kästner, Heinrich Mann, Ludwig Thoma, Kurt Tucholsky, Robert Walser schrieben für das Satireblatt. Die genialsten Karikaturisten jener Zeit zeichneten für die »illustrierte Wochenschrift«: Eduard Thöny, Olaf Gulbransson oder Thomas Theodor Heine. Er hat sich die rote Bulldogge einfallen lassen.

Erst war sie nur Randfigur im Heft, später ihr bissiges Markenzeichen. Zähnefletschend. Von der Kette gerissen. Mit bösem Blick. Auf Titelbildern hob sie mal das Bein an den Stiefeln der Obrigkeit oder knurrte als Ratten dargestellte Abgeordnete der katholischen Zentrumspartei an.

Info

Adresse Am Augustinerberg, 86911 Dießen | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Greifenberg) nach Dießen, nach der Ampelkreuzung im Ortskern rechts in die Schützenstraße, links in die Straße Klosterberg, links in die Straße Am Augustinerberg | Öffnungszeiten Die Gartentür ist stets geöffnet. | Tipp Auf dem Friedhof unterhalb des Altenheims ist das Mausoleum für Ludwig Freiherr von Schacky und seine Frau Julia bestimmendes Bauwerk. Sie legten den Schacky-Park an (siehe Seite 24).

Thomas Theodor Heine war Jude. 1933 traut er sich nach einer Redaktionssitzung in München nicht mehr zurück ins Dießener Heim. Berichtet später, was seine Frau erleben musste: »Nachts um drei waren die Nazis mit Stahlruten und Peitschen gekommen, um mich zu holen und zu misshandeln.« Heine taucht unter, flüchtet ins Exil nach Prag, zuletzt nach Stockholm. Da ist der »Simplicissimus« längst – widerstandslos – gleichgeschaltet. Klaus Mann, ältester Sohn Thomas Manns, empört sich: »Von allen im Dritten Reich gedruckten Widrigkeiten ist mir der ›Simplicissimus‹ der Widrigsten eine.«

Heines Haus stand hinter den Garagen seitlich der Seniorenresidenz Augustinum. Nach einer Gartentür führt ein Trampelpfad zum Grundstück. Zwei Messing-Bulldoggen knurren bissig den Besucher an.

In der Nähe

Die Drogerie Loh (0.34 km)

Die Zinngießerei (0.4 km)

Der Mechthildisstein (0.42 km)

Der Schacky-Park (0.53 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Dießen
Zum Vollbild

5_Die Drogerie Loh

Vom Apfel bis zur Zahnpasta: Was es gibt, gibt’s hier

zurück

weiter

Sie brauchen Salzsäure? Gehen Sie zum Loh! Die Klobürste ist fällig? Gibt’s auch beim Loh. Sie suchen warme Socken, einen Damenrasierer, Vogelfutter, einen Topfreiniger und haben Lust auf knackfrischen Salat? Dann auf zum Loh! Der Loh ist ein Phänomen. Wer etwas sucht, der geht zum Loh. Die Drogerie ist ein Labyrinth mit vielen Schaufenstern und Verkaufsständen davor, die nur den kleinsten Teil des Sortiments anpreisen können. Im Ladengeschäft lässt sich neben klassischen Drogerie- und Reformhausartikeln so ziemlich alles finden, was der Mensch benötigt. Und wenn er etwas loswerden will, geht er auch zum Loh. »Bar-Ankauf. Aus Gold wird Geld«, steht an der Tür.

Christian Loh, Cousin Markus Loh und Tante Elfriede führen das Geschäft in der dritten Generation. Walter Loh, Christians Großvater, hat es nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Er musste seine Heimat Karlsbad, heute Karlovy Vary (Tschechien), verlassen, wo schon sein Vater eine Drogerie führte. Es hat ihn nach Dießen verschlagen, hier hat er auf 20 Quadratmetern angefangen, hat Küche und Wohnzimmer integriert. Heute erstreckt sich der Laden über das Erdgeschoss von zwei Häusern.

Info

Adresse Herrenstraße 22, 86911 Dießen, Tel. 08807/1509 | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Greifenberg) nach Dießen, an der großen Kreuzung rechts in die Herrenstraße | Öffnungszeiten Mo–Fr 8–13 und 15–18.30 Uhr, Sa 8–13 Uhr | Tipp Schmuck hat die Drogerie Loh nicht. Den gibt’s im »Schmuckwerk« wenige Meter die Herrenstraße hinauf. Außerdem schicke Outfits, Blechspielzeug, Holzpantinen.

Elfriede, Christian und Markus Loh haben offenbar ein Gespür dafür, was der Mensch sucht. Wie der Opa, der früh mit dem Verkauf von Fotoapparaten angefangen hat. Konnte der Kunde nicht auf einmal bezahlen, durfte er den Kaufpreis in Raten von 50 Pfennigen abstottern. Analoge Fotoapparate gibt es noch immer, digitale natürlich auch. Wer Passfotos braucht, lässt sie beim Loh machen. Es gibt Nagelscheren und Cowboyhüte, Taschenlampen und Ameisen-Ex, Wärmflaschen und Drops. Jeden Morgen fährt Christian Loh zur Münchner Großmarkthalle, um Obst und Gemüse zu holen. Einmal im Monat tourt er nach Südtirol, um Prosciutto und Salsicce einzukaufen. Der Loh ist aber nicht nur ein Laden, der Loh ist auch ein Ort der Kommunikation.

In der Nähe

Die Zinngießerei (0.07 km)

Der Mechthildisstein (0.23 km)

Die Bulldogge des »Simplicissimus« (0.34 km)

Der Sitz des Zentralorgans (0.43 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Dießen
Zum Vollbild

6_Die Gassen der Fischer

Schrullige Figuren am Mühlenbach

zurück

weiter

Vor Jahrhunderten haben sogar die Fische den Schlossherren und Äbten gehört. Wer in oberbayerischen Seen erwerbsmäßig Fischen wollte, musste bei ihnen um ein Lehen anstehen. Die Fischer hatten im Gegenzug Abgaben an die Lehnsherren zu leisten. So war bis in das 19. Jahrhundert der größte Teil der Fische dem Königlich Bayerischen Hofküchenamt vorbehalten. Vor allem die edlen Arten. »Hof-Fischkäufler« holten den Fang zu festgelegten Niedrigstpreisen ab. Um ihre Familien über die Runden zu bringen, hielten die Fischer noch Schweine, Hühner, eine Kuh und verdienten als Fährleute ein Zubrot. Jetzt gehört der Ammersee dem Freistaat Bayern. Die Fischereirechte werden immer noch in den Familien vererbt. Von den Dutzend Berufsfischern, die es am See gibt, haben aber auch heute die wenigsten ein Auskommen mit dem Fischfang. Dass sie auch Boote vermieten dürfen, hilft. Oder sie haben Fremdenzimmer, betreiben eine Segelschule.

»Fischerei« heißt das Viertel im unteren Dießen, das durch die Gleise der Ammerseebahn vom See getrennt ist. Die Gemeinde hat die Gassen und Plätze hier in den vergangenen Jahren städtebaulich aufgewertet. Der Mühlbach ist oberirdisch geblieben, plätschert über Kiesel an den Türen der drei verbliebenen Dießener Berufsfischer vorbei. Schrullige Figuren haben diese in ihre Gärten und ans Bachufer gesetzt, das schafft Aufmerksamkeit. Und wer stehen bleibt, kauft vielleicht eher einen Fisch. Geräucherte Renke, den Brotfisch der Ammerseefischer, die Sommer-Delikatesse. Hecht und Zander im Herbst.

Info

Adresse Fischerei/Mühlstraße 40, 86911 Dießen, Tel. 08807/7940 (Fischerei Rauch) | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Greifenberg) nach Dießen, am Markplatz links in die Mühlstraße | Öffnungszeiten Mo–So 8–12 und 13–18 Uhr | Tipp Den Mühlbach entlang und hinter der Unterführung links gelangt man zum Seepavillon. Er ist Schaufenster der Ammersee-Künstlerkolonie (Mitte März–Okt. Mo–So 11–18 Uhr, Nov.–Dez. Fr 14–17 Uhr, Sa–So 11–17 Uhr).

Seit 700 Jahren fischt die Familie von Simon Rauch auf dem See. Ehefrau Maria verkauft den Fang an Wirtshäuser, Stammkunden, Passanten. Saiblinge und Forellen gibt’s fast immer. Renken, Aale, Karpfen, Welse nach Saison. Vor wenigen Jahren ist Simon Rauch ein Riesen-Waller ins Netz gegangen, 88 Pfund schwer, 1,85 Meter lang. Viel größer als der Fischer selbst.

In der Nähe

Der Sitz des Zentralorgans (0.21 km)

Die Zinngießerei (0.56 km)

Das Stellwerk (0.58 km)

Die Drogerie Loh (0.62 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Dießen
Zum Vollbild

7_Der Mechthildisstein

Hilfe bei Kopfweh

zurück

weiter

Die Heimatheilige Mechthild wird viel beansprucht. Bei Augenleiden soll sie helfen können. Ältere Menschen bitten in der Todesstunde um ihren Beistand, denn es heißt, dass die Äbtissin selbst »dreimal glückselig« gelacht habe, als sie 1160 im Sterben lag. Auch bei Unwettern wird sie als Schutzpatronin angerufen. Im Dießener Marienmünster wird dann die Mechthildisglocke, die Wetterglocke, geläutet. Leider brannte nach einem Blitzschlag im Jahr 1871 der Kirchturm trotzdem nieder. Die Glocke selbst schmolz und musste neu gegossen werden. Vielleicht hätte aber verhindert werden können, dass eine Hagelwalze im Jahr 2002 historisch wertvolle Scheiben der Kirche zerschmetterte. Der Messner hatte allerdings versäumt, die Glocke zu läuten.

Mechthild, die Tochter des Grafen von Dießen-Andechs, hatte schon zu Lebzeiten den Ruf einer Heiligen. Sehr früh trat sie dem Orden der Chorfrauen des Heiligen Augustinus bei. Ihre Güte, Frömmigkeit und die Gabe, Kranke zu heilen, machten sie zum Vorbild. Die »Brotmutter vom Ammersee« wurde sie genannt, denn sie versorgte die umliegenden Kirchen mit Mehl für die Hostien. Mechthild wurde Priorin des Dießener Konvents, später schickte der Papst sie als Äbtissin in ein adeliges Damenstift. Mechthild starb mit nur 35 Jahren. Als man 300 Jahre später ihren Sarkophag öffnete, fand man ihre Gebeine »unverdorben« vor. Ein Wunder, heißt es. Sie ruhen heute in einem gläsernen Schrein auf dem Magdalenenaltar des Marienmünsters.

Info

Adresse Klosterhof 10A, 86911 Dießen, Tel. 08807/948940 (Pfarramt Dießen) | Anfahrt von der A96 (Ausfahrt Greifenberg) nach Dießen, an der Ampelkreuzung im Ortskern rechts in die Herrenstraße und weiter in die Straße Hofmark, links in die Rotter Straße, links in die Straße Klosterhof | Öffnungszeiten Mo–So 8–18 Uhr | Tipp Starker Kontrast zum opulenten Barockbau: In einem historischen Pferdestall neben dem Marienmünster besticht die Kirche St. Stephan mit ruhigem Charme.

Im Sarkophag lag auch ein ausgehöhlter Tuffstein. Auf ihn soll Mechthild im Schlaf ihren Kopf gebettet haben. Der Stein soll Menschen, die unter Kopfweh leiden, Linderung verschaffen. Früher haben Gläubige am Stein gekratzt und sich das Steinmehl auf die Stirn gelegt. Einfaches Berühren soll aber auch helfen. Mechthilds Steinkissen ist am Kircheneingang an der linken Seite der Taufkapelle in Kopfhöhe eingemauert.

In der Nähe

Die Drogerie Loh (0.23 km)

Die Zinngießerei (0.28 km)

Die Bulldogge des »Simplicissimus« (0.42 km)

Der Keramikgarten (0.57 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Ammersee/Dießen
Zum Vollbild

8_Der Schacky-Park

Einst verwildert, nun zu neuem Zauber erweckt

zurück

weiter

Kühe sind über den Mosaikboden des Monopteros getrampelt. Haben sich an den Säulen des Oktogons gerieben. Die eine oder andere Statue umgestoßen. Unter den Baumriesen, darunter ein Tulpenbaum, fanden sie Schatten. Jahrzehntelang haben die Barmherzigen Schwestern vom Orden des Heiligen Vinzenz von Paul den Landschaftspark als Viehwiese genutzt. Wo die Kühe nicht grasten, wurde er Dschungel. Jetzt hat die Gemeinde Dießen den Park von den Nonnen gepachtet. Engagierte Bürger haben das Dornröschen-Gelände wach geküsst.

Ende des 19. Jahrhunderts entdecken die Münchner ihre Lust an der Landpartie. Viele Wohlhabende bauen Villen am Starnberger See. Ludwig Freiherr von Schacky auf Schönfeld, Kämmerer unter Prinzregent Luitpold, verliebt sich in das Westufer des Ammersees. Oberhalb der Weilheimer Straße kauft er Parzelle für Parzelle. Bis sein Grund groß genug ist, um dort ab 1903 einen Park anzulegen. Auch wenn alle Pläne verschollen sind: Der Englische Garten in München ist offensichtlich das Vorbild. Dort lebt der Baron in Spazierweite des Monopteros. In Dießen lässt er sich seinen eigenen bauen, sieben Kilometer Wege anlegen, Brunnen und Putten aufstellen. Ihm wird ein bayerisches Gartenhaus genehmigt, tatsächlich errichtet er einen fernöstlichen Teepavillon.

Info

Adresse