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Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Mal lokal-deutsch, mal amerikanisch. Und immer anders, als man zuerst denkt. Dieses Buch enthält folgende Alfred Bekker Krimis: Kommissar Jörgensen und der tote Zuhälter: Hamburg Krimi Commissaire Marquanteur und die Bestie von Marseille Commissaire Marquanteur und die Morde in der Metro Der Killer und sein Zeuge Der Sauerland-Pate Kahlgeschoren Die Apartment-Killer Mord im Kurs Kommissar Jörgensen und das mörderische Paar Hinter schloss und Riegel Burmester auf Killerjagd Bount Reiniger- Verschwörung der Killer
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Seitenzahl: 1168
Veröffentlichungsjahr: 2025
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12 Spannende Krimis im Jubiläumsband Mai 2025
Copyright
Kommissar Jörgensen und der tote Zuhälter: Hamburg Krimi
Commissaire Marquanteur und die Morde in der Metro
Commissaire Marquanteur und die Bestie von Marseille:
Der Killer und sein Zeuge
Die Hauptpersonen des Romans:
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Der Sauerland-Pate
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E P I L O G
Kahlgeschoren: Thriller
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Die Apartment-Killer
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Mord im Kurs
Kommissar Jörgensen und das mörderische Paar
Burmester auf Killerjagd
HINTER SCHLOSS UND RIEGEL
VERSCHWÖRUNG DER KILLER
Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Mal lokal-deutsch, mal amerikanisch. Und immer anders, als man zuerst denkt.
Dieses Buch enthält folgende Alfred Bekker Krimis:
Kommissar Jörgensen und der tote Zuhälter: Hamburg Krimi
Commissaire Marquanteur und die Bestie von Marseille Commissaire Marquanteur und die Morde in der Metro
Der Killer und sein Zeuge
Der Sauerland-Pate
Kahlgeschoren
Die Apartment-Killer
Mord im Kurs
Kommissar Jörgensen und das mörderische Paar
Hinter schloss und Riegel
Burmester auf Killerjagd
Bount Reiniger- Verschwörung der Killer
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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von ALFRED BEKKER
Hamburg hatte schon immer eine mysteriöse Anziehungskraft auf mich. Die raue Schönheit des Hafens, die erbarmungslosen Wellen der Elbe und das unaufhörliche Pulsieren der Reeperbahn – all dies hielt mich hier, ein Mann, der stetig auf der Suche nach Antworten war. Als Kommissar war meine Karriere voller Geheimnisse, und die Stadt Hamburg war ein endloses Mosaik aus Fällen, das niemals komplett schien.
"Uwe, hast du schon vom Vorfall im Rotlichtviertel gehört?", fragte Roy, als ich mein Büro im Polizeihauptpräsidium betrat.
Roy Müller war mein Kollege, aber ebenso ein Freund, ein Mann, der seine Arbeit mit Nachsicht und Humor anging, als wäre jedes Verbrechen nur ein weiteres Rätsel, das es zu lösen galt.
"Nein, ich bin direkt von einem anderen Tatort gekommen", antwortete ich, während ich meinen Mantel ablegte und meinen Platz am Schreibtisch einnahm.
"Ein Zuhälter wurde erschossen. Mitten auf der Reeperbahn. Die Leute reden schon von einem Bandenkrieg", erklärte Roy, während er eine Mappe mit Tatortfotos herauszog.
Ein weiteres Puzzle für das Hamburger Mosaik. Unsere Stadt war nicht arm an Konflikten zwischen den unterschiedlichsten Gruppierungen, und es war unsere Aufgabe, die Teile zu fügen.
"Wollen wir direkt hin, oder müssen wir uns zuerst durch die Bürokratie kämpfen?", fragte ich, wobei ich die Augen auf die Fotos heftete.
"Kriminaldirektor Jonathan Bock möchte uns sehen. Du weißt, wie sehr er es liebt, wenn wir ihm Updates persönlich geben", Roy schmunzelte und stand auf, um mit mir zum Büro des Kriminaldirektors zu gehen.
Bock war ein Mann von beachtlicher Statur und ebenso starker Persönlichkeit. Er hatte das Herz eines Feldherrn und die Seele eines Bürokraten, immer darauf bedacht, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, während er zugleich unsere Arbeit mit Argusaugen überwachte.
"Uwe, Roy", begrüßte er uns knapp, als wir sein Büro betraten. "Ich hoffe, Sie lösen diesen Fall schnell. Die Presse wird schon unruhig."
"Wir sind dran, Chef", versicherte Roy mit einem Lächeln, das er sich für den Kriminaldirektor reservierte.
Bock nickte und entließ uns. Unsere nächsten Schritte führten uns in die pulsierende Welt von St. Pauli.
Als wir im Rotlichtviertel ankamen, empfing uns ein vertrauter Anblick - Absperrbänder, die den Tatort umrahmten, und uniformierte Kollegen, die verstreute Schaulustige auf Abstand hielten. Es dauerte nicht lange, bis wir Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim trafen, den Forensiker, dessen Intelligenz nur von seiner Arroganz übertroffen wurde.
"Ach, die Herren der Kripo", begrüßte er uns mit einem sardonischen Lächeln. "Ich nehme an, Sie sind hier, um sich von mir retten zu lassen?"
"Förnheim, was haben Sie für uns?", fragte ich, ohne auf sein gespielt überlegendes Auftreten einzugehen.
"Ein sauberes Schussloch, geradezu kunstvoll platziert. Der Täter wusste genau, was er tat", sagte Förnheim, während er sich über die Leiche beugte, seine Augen wie ein Scanner auf Details fixiert, die den meisten verborgen blieben.
Der Zuhälter, der mitten auf dem berühmten Kiez erschossen worden war, war kein Unbekannter. Sein Name war Paul Bremer, und er hatte den Ruf, hart zu handeln. Ein Männer, den man nicht gern als Feind haben wollte.
Roy kniete sich neben Förnheim, um die Spuren zu begutachten. "Und die Tatwaffe?", fragte er.
"Eine Pistole, vielleicht eine Glock", sagte Förnheim. "Aber nichts, was einem Amateur in die Hände fallen würde."
Der Forensiker wandte sich ab, und die Arbeit setzte sich fort. Unser nächster Ansprechpartner war Dr. Gerold Wildenbacher, der Rechtsmediziner und Pathologe, dessen hemdsärmlige Art uns häufig ein Lächeln entlockte.
"Wildenbacher, wir brauchen Ihren Befund", sagte ich, als wir ihn in der Pathologie trafen.
"Ein einfacher Schuss durch die Brust, direkt durch's Herz", sagte Wildenbacher, während er sich über den Körper beugte. "Wenn Sie meinen, dass das nur ein Zufall war, dann sollten Sie vielleicht einen neuen Beruf wählen."
"Haben Sie sonst etwas gefunden?", fragte Roy, und seine Stimme richtete sich mehr an die Untersuchung der Leiche als an den Pathologen.
"Nur die Kugel, die ich aus ihm herausgeholt habe. Dürfte Förnheim freuen", sagte Wildenbacher mit einem Schulterzucken.
Ein weiterer Hinweis, wenn man ihn so nennen konnte, und doch scheinen die Ereignisse noch nebulös, die Motive unklar.
Zurück auf der Reeperbahn suchten wir nach Zeugen, von denen sich einige bereit zeigten, zu sprechen.
Ein nicht weiter bemerkenswerter Mann, der sich als Joachim Biehle vorstellte, stand in der Nähe des Tatorts, als wir ihn befragten. "Nein, ich habe nicht gesehen, wer geschossen hat", sagte er mit unsicherer Stimme. "Aber ich habe gehört, dass es wegen Geld war. Bremer hat einige Schulden bei den falschen Leuten."
"Bei welchen Leuten?", fragte Roy.
"Das weiß ich nicht. Aber hier reden die Leute, dass jemand aus dem Ausland dahintersteckt. Sie meinen, dass Bremer bei ihnen Geld geliehen hat, und jetzt ist er tot", sagte Biehle.
Ein weiterer Stein im Mosaik, das sich langsam zusammenfügte, und doch waren wir noch weit entfernt von einem klaren Bild.
Zurück in unserem Büro im Präsidium, gingen Roy und ich die Informationen durch. "Es scheint, als ob jeder eine andere Geschichte erzählt", sagte Roy, als er die Notizen durchblätterte.
"Es müssen mehrere Spieler im Hintergrund agieren", stimmte ich zu. "Und jeder von ihnen hat seine eigene Agenda."
Unser Büro war nicht groß, aber es hatte für jeden von uns einen Schreibtisch, und wir arbeiteten oft lange, um die einzelnen Teile zusammenzusetzen, die unsere Fälle nachvollziehbar machten.
"Vielleicht sollten wir über Bremer selbst mehr herausfinden. Seine Kontakte, seine Feinde", schlug Roy vor.
"Ja, das klingt nach einem Plan", antwortete ich. Eine weitere Nacht, die voller Fragen begann und ohne Antworten enden könnte.
Das Licht der Stadt warf Schatten auf das Hauptpräsidium, und wir suchten im Chaos nach Klarheit. Noch war der Fall ungelöst, ein Geheimnis, das Hamburg uns noch nicht preisgeben wollte. Aber damals war ich sicher, dass wir es herausfinden würden. Denn in dieser Stadt durfte nichts unentdeckt bleiben.
Der nächste Tag begann wie jeder andere, mit dem fahlen Morgenlicht, das sich über die Alster erstreckte und die Fassaden der Altbauten in ein gedämpftes Grau tauchte. Doch für mich und Roy war es ein Tag voller neuer Perspektiven und Möglichkeiten. Die Ermittlungen im Mordfall Bremer mussten weitergehen, und dabei war jede Ablenkung ein unwillkommenes Hindernis.
Als wir unser Büro im Polizeihauptpräsidium betraten, war der Duft von frischem Kaffee allgegenwärtig – eine kleine Erleichterung an einem Tag, der vorhersehbar komplex werden würde. Auf meinem Schreibtisch lag eine Liste mit Namen und Telefonnummern – Bremers bekannte Kontakte und geschäftliche Partner, die sich in den vergangenen Jahren eine Verbindung zu ihm aufgebaut hatten.
"Nun, wen schnappen wir uns zuerst?", fragte Roy, während er sich einen Kaffee einschenkte und zu mir herüberblickte.
"Lass uns mit seinen engsten Kontakten beginnen", schlug ich vor. "Leute, die vielleicht etwas über seine Geschäfte oder Feinde sagen können."
Direkt auf unserer Liste stand Sören Dietz, ein Mann mit einem Hintergrund, der ihn kaum unschuldig aussehen ließ. Er war einer der berüchtigten Betreiber eines Nachtclubs im Herzen von St. Pauli und angeblich einer von Bremers engsten Vertrauten.
Als wir die Schwelle zu 'Club El Dorado' überschritten, schlug uns der Duft von verschüttetem Bier, vergossenen Tränen und verlorenen Träumen entgegen. In diesen Wänden hatte sich mehr abgespielt, als die groben Holztische und die schummrigen Lichter erahnen ließen.
Dietz war ein charismatischer Mann Anfang vierzig, mit einem Blick, der sowohl Freund als auch Feind gleichsam zu durchschauen schien. Als wir auf ihn zugingen, schob er seelenruhig seine Sonnenbrille ins Haar, als wäre ein Verhör nur eine kleine Unannehmlichkeit seiner täglichen Routine.
"Meine Herren, was kann ich für Sie tun?", fragte er mit einem Lächeln, das zu selbstsicher für meinen Geschmack war.
"Es geht um Paul Bremer", begann ich direkt. "Er wurde letzte Nacht ermordet, und wir versuchen, herauszufinden, wer dahinter steckt."
Dietz nickte langsam, als wäre es keine große Überraschung für ihn. "Paul hatte nicht wenige Feinde. Aber wissen Sie, in unserem Geschäft hat man immer jemanden, der einem ans Leder will."
"Gab es kürzlich irgendwelche Drohungen gegen ihn? Irgendwelche Spannungen zwischen ihm und anderen?", hakte Roy nach.
Dietz zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme. "Geldprobleme, wie ich gehört habe. Ein paar seiner Mädchen sind abgehauen, und er war wohl nicht in der Lage, einigen wichtigen Leuten ihre Anteile zu zahlen. Obendrein habe ich gehört, dass er in letzter Zeit oft jemanden aus Litauen getroffen hat."
"Danke, Herr Dietz. Wenn Ihnen noch etwas Wichtiges einfällt, lassen Sie es uns bitte wissen", sagte ich, während ich meine Visitenkarte auf den Tisch legte.
Wieder draußen, atmete ich tief durch, um den abgestandenen Geruch des Clubs loszuwerden. "Litauen, sagst du? Irgendwelche Gedanken dazu?", fragte Roy, während wir die Straße entlanggingen.
"Es könnte mit einem ausländischen Kartell zusammenhängen. Vielleicht war Bremer in Geschäfte verwickelt, die über seine Möglichkeiten hinausgingen", überlegte ich laut.
Unser nächster Stopp war das Bezirkskrankenhaus, wo wir Irene Wesche, eine der Frauen, die davor für Bremer gearbeitet hatte, ausfindig machen konnten. Sie lag im Krankenhaus, nachdem sie von einem anderen Zuhälter zusammengeschlagen worden war – ein Beweis für die Brutalität dieses Milieus.
Irene war blass und sah erschöpft aus, als wir ihr Zimmer betraten. Trotz der offensichtlichen Schwäche in ihrem Blick blitzte Entschlossenheit auf, als sie uns ansah.
"Guten Tag, Frau Wesche", begann Roy. "Wir möchten Sie über Paul Bremer befragen. Wissen Sie jemandem, der ihm ernsthaft schaden wollte?"
Sie zögerte, und ich konnte das Flackern der Angst in ihren Augen sehen. "Er hatte sich die falschen Leute zum Feind gemacht. Diese Geschäfte aus Litauen... das waren schlimme Typen. Erst denken sie, du kannst ein Vermögen machen, und dann wollen sie immer mehr."
"Ist Ihnen jemand besonders aufgefallen? Jemand, der eine konkrete Drohung ausgesprochen hat?", bohrte ich weiter.
"Ein Mann... Aleksandras. Er kam oft vorbei, um Geld zu verlangen. Ich hab's einmal mitbekommen, als er und Paul im Club stritten."
"Vielen Dank, Frau Wesche. Sie haben uns sehr geholfen", sagte Roy aufrichtig.
Zurück im Büro, breitete sich die vorläufige Spurenkarte auf dem Tisch aus: Namen, Beziehungen, mögliche Motive. Aleksandras war jetzt ein Name, auf den wir einen Fokus legen mussten.
"Was wissen wir über diesen Aleksandras?", fragte Roy, während er in den Akten wühlte.
"Nicht viel, aber ich erinnere mich an einen Fall letztes Jahr, in dem Litauer tief im Menschenhandel verstrickt waren. Vielleicht finden wir einen Anknüpfungspunkt dort", antwortete ich.
Das bedeutete, mit unseren Kontaktpersonen bei Europol zu sprechen, um mehr über diese ausländische Verbindung herauszufinden. Während wir warteten, dass uns Informationen erreichten, versanken wir tiefer in die Akten von Bremer.
Roy entdeckte einige Überweisungen auf Offshore-Konten – untypisch für einen Mann, der angeblich in Geldnöten war.
"Vielleicht hatte Bremer sich dazu entschlossen, jemandem in den Rücken zu fallen, und es ging schief", überlegte Roy laut, während er die Kontoauszüge durchstöberte.
Mit neuen Informationen aus dem Europol-Netzwerk stellte sich heraus, dass Aleksandras ein bekannter Betreiber im litauischen Netzwerk war, das in Hamburg aktiv war. Was natürlich erklärte, warum Bremer in einer der gefährlichsten Nächte seines Lebens geendet hatte. Wir hatten nun mehr über diesen ominösen Aleksandras und seine kriminellen Machenschaften erfahren – Kontakte, die über Europa verteilt reichten und die Hauptbasis in Vilnius vermuten ließen.
Während die Stücke langsam zusammenkamen, fühlte ich ein Kribbeln von Aufregung – eine Mischung aus Furcht vor der Umsetzung solch orchestrierter Kriminalität und der Gewissheit, dass wir einem großen Durchbruch nahe waren.
Unser nächster Schritt war klar – die Verhöre potentieller Zeugen und weiterer Informanten. Wir mussten mehr über Bremers Verhältnis zu diesen litauischen Kreisen herausfinden, was prompt zu einem Treffen mit Andreas Lund führte, einem ehemaligen Partner Bremers, dessen Ressourcen wir uns zunutze machen konnten.
Lund lebte in einem kleinen Vorort von Hamburg, und als er uns in seinem prächtigen, wenn auch bescheiden gehaltenen Büro empfing, wussten wir, dass er mehr wusste, als er preisgeben wollte.
"Also warum diese Ungereimtheiten in Bremers Finanzen?", fragte Roy geradeheraus, während Lund versuchte, Unschuld zu vermuten.
"Weil er darauf spekulierte, mehr Geld durch einen Neuling wie Aleksandras zu verdienen, um seinen eigenen Einfluss zu sichern", gab Lund schließlich zu. "Aber der Litauer spielt nach seinen eigenen Regeln."
Je tiefer wir gruben, desto mehr schien Bremers Untergang selbstverschuldet gewesen zu sein – Intrigen, Misswirtschaft und die falschen 'Partnerschaften' endeten in einem explosiven Finale.
Zurück in unserem gemütlich eingerichteten Büro in der Nähe der Außenalster, fielen Roy und ich zurück in unsere gewohnten Plätze. Unsere Verdächtigenliste wurde kürzer, aber die Fäden waren nun bloßgelegt – eine unheilige Allianz, die das scheinbare Chaos in Hamburg's krimineller Unterwelt orchestrierte.
Doch obwohl wir die richtigen Schritte machten, blieb der zittrige Schatten von Ungewissheit über uns hängen – Zeugenaussagen, die gefärbt von Angst waren, Geständnisse, die neue Hässlichkeiten offenbarten. Unser Weg schien noch lange nicht zu Ende, als wir Pläne schmiedeten, damit Hamburg wieder ein bisschen sicherer wurde.
Das Frühstück war unerwartet hektisch, als Roy und ich uns im Café in der Nähe des Polizeipräsidiums trafen. Der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben, als würde die Stadt gegen die düsteren Ereignisse protestieren, die sich in ihren Straßen abspielten.
Während ich in meinem Kaffee rührte, blätterte Roy durch die Unterlagen, die wir gestern zusammengetragen hatten. "Aleksandras ist definitiv ein Mann, der mehr Aufmerksamkeit verdient", begann er ohne Umschweife. "Aber ich frage mich, ob noch jemand anderes im Hintergrund agiert."
"Stimmt. Wir haben die Vermutung, dass Bremer nicht nur Geld ins Ausland transferiert hat, sondern auch einige lokale Partner hatte, die bereit waren, ihn fallen zu lassen", sagte ich nachdenklich. "Aber wer könnte das sein?"
Zurück im Präsidium inspizierten wir weiter die Liste von Bremers Geschäftsverbindungen. Ein Name stach heraus: Arno Kleist, ein ehemaliger Anwalt, der in der Vergangenheit mit Bremer zusammengearbeitet hatte. Kleist war in Anwaltskreisen bekannt für seinen fragwürdigen Moralbewusstsein. Er hatte vor einigen Jahren seine Zulassung verloren und seitdem hauptsächlich im Schatten von Bremers Geschäften agiert.
"Klingt nach jemandem, dem man auf den Zahn fühlen sollte", meinte Roy, als er seine Kaffeetasse abstellte und aufstand. "Wollen wir es riskieren?"
Unser kurzer Weg durch die Straßen Hamburgs führte uns in ein heruntergekommenes Bürogebäude, wo Kleist ein kleines, unscheinbares Büro hatte. Der Staub und die veralteten Möbel sprachen davon, dass es lange her war, seit hier solide Geschäfte abgewickelt wurden.
"Können wir Ihnen ein paar Fragen stellen, Herr Kleist?", begann ich, als wir ihm gegenüber saßen. Der Raum roch nach kaltem Rauch und Schweiß, und die Atmosphäre war gedrückt.
Kleist lehnte sich in seinem quietschenden Stuhl zurück und musterte uns skeptisch. "Sicher, wenn das der Sache dient."
"Was wissen Sie über die finanziellen Aktivitäten von Paul Bremer?", fragte Roy direkt.
"Er war ein Freund... oder besser gesagt ein Geschäftspartner, der manchmal etwas über die Stränge schlug. Aber letztlich war er ein kluger Mann, wenn auch mit einigen problematischen Verbindungen", gestand Kleist zu.
"Welche Verbindungen? Mit dem Litauer?", drang ich eindringlich.
Kleist zuckte die Achseln und sah durch das verstaubte Fenster hinaus. "Er hatte viele Leute um sich, darunter auch Aleksandras. Aber wissen Sie, Paul stand auch einigen seiner Partner hier sehr kritisch gegenüber."
"Wem?", fragte Roy mit gedämpfter Stimme.
"Karl-Heinz Toffer, zum Beispiel. Einst mit ihm befreundet, später verfeindet. Es ging um Geld – doch Paul hat es nicht geschafft, seine ausstehenden Schulden bei ihm zu begleichen", erklärte Kleist.
Dieser neue Name, Karl-Heinz Toffer, war uns bisher nicht bekannt gewesen, doch es war eine interessante Wendung: jemand aus Bremers lokalem Umfeld, der Gründe für seine Ermordung gehabt haben könnte. Wir verließen Kleists Büro mit dem Versprechen, uns bald wieder bei ihm zu melden.
Zurück im Präsidium konfrontierten wir die Datenbank und stellten fest, dass Toffer ein lokales Unternehmen betrieb, das angeblich aus Kreditgeschäften und Kleinhandel bestand. Allerdings gab es viele Berichte über ins Zwielicht geratene Abmachungen, und einiges deutete darauf hin, dass er im Rotlichtmilieu mitmischte.
"Ein weiterer Stein im Mosaik", murmelte Roy, während wir die Daten durchsehen. "Lasst uns sehen, ob wir Toffer ausfindig machen können."
Es dauerte nur kurze Zeit, bis wir herausfanden, dass Toffer oft im 'Golden Lion Pub' zu finden war, einem Ort, der als Treffpunkt für viele zwielichtige Gestalten bekannt war. In Hamburg war es oft nicht nur die Einzeltäter, die uns Sorge machten, sondern vielmehr das Netzwerk aus Egos und Agenden.
*
Der Pub hatte eine Atmosphäre aus dunkelgehaltenem Interieur, überfüllten Tischen und einer Bar, deren Theke schon vieles gesehen hatte. Toffer war leicht zu erkennen, ein Mann mit auffälligem Gesichtsausdruck und einer Aura von Selbstbewusstsein, die ihn umgab wie eine zweite Haut.
Als wir seine Aufmerksamkeit erreichten, musterte er uns mit einer Mischung aus Argwohn und Missachtung, als hätten wir sein Spiel unterbrochen. "Haben die Herren nichts Besseres zu tun?", fragte er mit höhnischem Unterton.
"Wir sind wegen Paul Bremer hier", sagte ich, in der Hoffnung, dass ein direkter Ansatz uns weiterbrächte.
Toffer grinste breit und lehnte sich zurück. "Der tote Kuh-Junge? Was genau wollen Sie wissen?"
"Wir haben gehört, dass Sie finanzielle Differenzen mit ihm hatten. Was ist passiert?" Roy blickte ihn unverwandt an, während er auf eine Reaktion wartete.
Toffer zuckte die Achseln. "Paul schuldete mir Geld, und ich habe ihm deutlich machen wollen, dass das nicht in Ordnung war. Das war’s – ich bin nicht verantwortlich für seinen Tod."
"War jemand bei dem Treffen dabei?", fragte ich und wollte seine Geschichte verifizieren.
"Ein paar von meinen Jungs. Vielleicht waren die auch in Paul's Club, als der kleine Litauer kam", sagte Toffer, als würde er uns einen Gefallen tun.
Das Gespräch mit Toffer ließ uns zumindest ein Bild von der komplizierten Situation erkennen, in der Bremer gefangen war. Doch es war noch zu früh, einen Schuldigen zu ermitteln, denn auch Aleksandras verblieb eine wichtige Figur, die wir nicht außer Acht lassen konnten.
Während wir über die Beziehungen nachdachten, die unser Fall mehr und mehr aufdeckte, nahmen wir uns Zeit, alle Informationen zusammenzuführen. Die nahtlosen Verbindungen zwischen Litauen und Hamburg schienen ein spezifiziertes Netzwerk von Machtkämpfen, Geheimhaltung und Verrat zu sein.
"Die Frage bleibt", sagte Roy, "ob Toffer vielleicht mehr darüber wusste, was Aleksandras plante oder ob sie am Ende sogar zusammenarbeiteten."
Eine neue Hypothese entstand: Vielleicht war Bremers Tod eine Kollaboration zwischen Litauer und dem angrenzenden Netzwerk Hamburgs. Jemanden zu finden, der tatsächlich eine Chance hatte, zu profitieren, und seine Rolle so zu verschleiern, war genau das, worauf wir jetzt hinaus mussten.
Um dem auf den Grund zu gehen, wollten wir unser nächstes Treffen in das Hafenviertel verlegen, wo Aleksandras aktiv war. Doch in einem Umfeld, das uns oft mehr Fragen als Antworten lieferte, bedurfte es besonderer Vorbereitungen – und damit haben unsere Ermittlungen nun eine weitere Ebene erreicht.
Hamburg würde uns irgendwann Antworten geben – wir mussten nur die richtige Tür öffnen, und wenn alles nach Plan verlief, würde diese Tür niemals wieder geschlossen werden können.
*
Der Regen fiel in dichten Schleiern und verwischte die Konturen der Stadt, während ich aus dem Fenster unseres Büros im Polizeihauptpräsidium auf die grauen Straßen Hamburgs hinunterschaute. Es war einer dieser Tage, an denen die Welt selbst wie ein Tatort wirkte, gesäumt von Geheimnissen und unbeantworteten Fragen. Die Ermittlungen zum Mord an Paul Bremer waren im vollen Gange, doch jeder Fortschritt schien uns mit neuen Fragen zu konfrontieren.
Roy und ich saßen mit einer frischen Tasse Kaffee an unseren Schreibtischen, um erneut alle Fakten und Hypothesen durchzugehen, die wir bislang gesammelt hatten. Die Stimmung war gedämpft; es war der zähe Teil unserer Arbeit, jener, der Ruhe und intensives Nachdenken erforderte.
"Motive", begann Roy nachdenklich, während er einen Kugelschreiber in der Hand drehte. "Es gibt wahrscheinlich so viele, wie es Leute gibt, die Bremer nahe standen."
"Richtig", stimmte ich zu. "Menschenhandel, Drogen, Geldwäsche… Vielleicht war es nicht nur geschäftlich. Dafür haben wir noch zu viele lose Enden."
Roy nickte zustimmend und griff zu den Notizen, die wir beim Verhör diverser Bekannter und Geschäftsverbindungen Bremers gesammelt hatten. "Lass uns das noch einmal durchgehen. Erstens haben wir Aleksandras und die Litauer-Verbindung. Bremer hatte finanzielle Schwierigkeiten, und er könnte damit in die falschen Geschäfte geraten sein."
"Ein klares Motiv", sagte ich. "Wenn er sich nicht an die Absprachen gehalten hat oder mehr gefordert hat, als er liefern konnte, wäre das ein Grund, ihm den Garaus zu machen."
"Das stimmt", entgegnete Roy. "Aber was, wenn es mehr als das war?"
"Vielleicht hat er in einem anderen Bereich zu viel versucht", schlug ich vor. "Einige der Gelder, die er bewegt hat, waren für andere Herren gedacht. Denk an Toffer und die Differenzen, die sie hatten. Toffer könnte ihm finanziell das Wasser abgegraben haben."
Roy fügte einen neuen Punkt hinzu. "Es geht nicht nur um Geld. Manchmal ist es der Ego oder das Gefühl, verraten worden zu sein, das einen Mord auslöst."
"Was ist mit persönlichen Beziehungen?", fragte ich. "Gab es vielleicht jemanden in Bremers Umfeld, der ihm emotional nahe stand und sich betrogen fühlte?"
Wir durchsuchten die Unterlagen über Bremers Privatleben; seine Liebesbeziehungen und persönlichen Fehden waren weniger bekannt, doch in der Unterwelt war Betrug alltäglich. Arno Kleist hatte vergangen angedeutet, dass Bremers Lebensstil turbulent gewesen wäre, aber er hatte keine Namen genannt.
"Vielleicht hat etwas in seinem Privatleben ihn dazu gebracht, Risiken einzugehen, die er sonst vermieden hätte", theoretisierte Roy weiter.
Ein weiteres Motiv könnte schlicht und ergreifend Neid gewesen sein. Bremer hatte es aufgrund seines skrupellosen Vorgehens weit gebracht, und in einem Milieu, das von Konkurrenz durchzogen war, konnte jemand Verbündetes ebenso leicht zum Aggressor werden.
"Denk dran, wie Dietz gestern im Club reagiert hat", erinnerte ich mich. "Er hat von Feindseligkeiten gesprochen, aber er war ungewöhnlich gelassen. Vielleicht war Bremer auch für ihn zu einer Konkurrenz geworden."
Roy nickte und kritzelte neben Dietz' Namen auf der Verdächtigenliste. "Er hat gearbeitet, um sich selbst zu schützen. Vielleicht mehr als nur auf die Geschäfte zu achten."
Das Betrachten der Verbindungen und Motivationen schloss allmählich alle Beteiligten in ein Netz ein. Jeder Teil von Hamburgs Rotlichtmilieu schien miteinander verwoben zu sein – so wie die Straßen der Stadt selbst.
"Es ist genauso wahrscheinlich", resümierte ich, "dass mehrere Personen aus verschiedenen Gründen etwas gegen Bremer unternehmen wollten. Fügen Sie eins zu eins zusammen, und es wird schnell zu einem konsistenten Bild. Er schuldet Toffer Geld, er verstimmt Aleksandras und möglicherweise auch ein paar alte Freunde im Hamburger Rotlichtmilieu."
"Interessant wird es dann", sagte Roy, "wenn einer von ihnen die Initiative ergreift und die anderen davon profitieren. Vielleicht gab es ja eine stille Übereinkunft."
In diesem Moment dachte ich an Bremers Offshore-Konten und die Spur von finanziellen Unregelmäßigkeiten. War es möglich, dass er bereits gewusst hatte, dass sich der Kreis um ihn schloss?
Vielleicht war es sogar ein geplanter Abgang, nur dass er die Kontrolle darüber verloren hatte.
"Was, wenn er vorhatte, abzuhauen?", fragte ich laut. "Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand ein riskantes Spiel spielt, um eine neue Identität zu beginnen. Aber was, wenn ihn jemand zuvor abgefangen hat?"
"Seine Konten wurden nicht geleert", bemerkte Roy. "Zumindest verwandelt das die Abzugspläne in eine gefährliche Absicht. Vielleicht haben sich die Gründe geändert, und einer der Beteiligten entschied, selbst Gewinn aus Bremer zu schöpfen."
“Durch Erpressung?”
“Die Menschen sind schlecht.”
“Das weiß ich.”
“Eben.”
Mehr gab es dazu einstweilen nicht zu sagen.
Die gewundenen Geheimnisse unseres Falls begannen nun, ein Skelett zu bilden. Dabei spekulierten wir über die Menschen, die viele Facetten in Bremers Leben spielten. Was bleibt, ist die Frage, wie man die Verbindung zwischen all diesen Dingen finden, die einem Kreis aus Bedrohung und Habgier und Mord gezogen hatten.
Unsere Taktik musste eine andere Richtung einschlagen: Tauschen Sie eine Information gegen die andere. Ich dachte: Wir könnten anfangen, den Druck zu erhöhen, indem wir genau diese Theorie zu den einzelnen Beteiligten bringen können. Vielleicht würde die Informationen nach und nach selbst ins Licht führen.
Der Regen draußen schien noch stärker zu werden, während ich meine Gedanken ordnete und den Durchblick behielt,den es brauchte. In der Zwischenzeit hatte Roy den Raum durch seine unruhigen Wege und Gedanken geprägt.
"Was nun?", fragte Roy, als wir unseren Diskurs über Motive und Verdächtige abschlossen.
"Vielleicht versuchen wir mehr über diesen Aleksandras aus Litauen herauszufinden", sagte ich. "Vielleicht hat er selbst keine Hand angelegt, aber er könnte den Stöpsel herausgezogen haben."
Ein Kontakt innerhalb von Europol könnte erhellende Details über Aleksandras und seine Kontakte offenbaren, besonders wenn er bereits in ein größeres Netzwerk eingebunden war. Wir mussten außerdem Godersoy, den Betreiber von Bremers Nachtclubs, erneut konfrontieren.
Die Gedankenstränge zogen uns in viele Richtungen, während der Regen weiter gegen die Fensterscheiben peitschte. Ein Mosaik aus Motiven, Geheimnissen und schweigenden Zeugen – doch schrittweise würden wir der Wahrheit näherkommen und das wahre Bild der Ereignisse enthüllen.
Hamburg - für einige ein Geheimnis der dunklen Art, für uns jedoch ein Rätsel, das wir zu erhellen bereit waren, mindestens bis zum Anbruch eines neuen Morgens, in dem die Stadt um eine Antwort weniger schweigen könnte.
*
Am nächsten Tag fand ich mich im Büro des Rechtsmediziners Dr. Gerold Wildenbacher wieder, dessen hemdsärmelige, fast ruppige Art stets einen merkwürdigen Eindruck hinterließ. Doch unter der rauen Schale verbarg sich ein Könner seines Fachs, der keine Scheu hatte, die brutale Wahrheit zu präsentieren.
Wildenbacher empfing Roy und mich im lichtdurchfluteten Raum voller kühler Instrumente und einem leicht antiseptischen Geruch, der die Luft erfüllte. Über einem weißen Tisch war die Obduktion rund um den Körper von Paul Bremer durchgeführt worden. Auf den ersten Blick schien alles wie gewohnt, doch wir wussten, dass die Einzelheiten oft eine andere Geschichte erzählten.
"Guten Morgen, Dr. Wildenbacher", begrüßte ich ihn, wobei ich unwillkürlich in die Hände rieb, um die Kälte aus ihnen zu vertreiben. "Haben Sie schon Neuigkeiten für uns? Etwas, das uns weiterhelfen könnte?"
Wildenbacher schaute von seinen Unterlagen auf und schenkte uns ein kurzes, fast beiläufiges Nicken. "Ja. Ich habe mir den Fall gründlich angesehen. Paul Bremer wurde durch einen einzigen Schuss in die Brust getötet. Die Kugel durchschlug das Herz – ein ziemlich präziser Treffer."
"War das ein direkter tödlicher Punkt, oder wurde noch mehr festgestellt?", fragte Roy, während er eine Notiz machte.
"Kein Kampf, keine Abwehrverletzungen", fuhr Wildenbacher fort und blätterte durch den Bericht. "Was darauf hindeutet, dass der Angriff überraschend kam oder der Täter extrem erfahren ist. Aber das ist nur Spekulation von meiner Seite."
Ein erfahrener Täter, oder jemand, der wusste, wie man sich unbemerkt aus der Affäre zieht – während die unerwartete Exaktheit des Schusses vermuten ließ, dass hier jemand am Werk war, der genau wusste, was er tat.
"Gab es Hinweise darauf, dass Bremer unter Drogeneinfluss stand?", fragte ich. Manchmal fügten diese Details weitere Schichten hinzu.
"Nein, keine Drogen in seinem System, zumindest nichts Auffälliges", sagte Wildenbacher. "Er war nüchtern und auch sonst in guter körperlicher Verfassung. Das macht den Überfall ohne Abwehr nur umso beklemmender."
Roy schrieb weiter, während ich die im Raum schwebende Information langsam ordnete. Jemand hatte volle Kontrolle über die Situation gehabt, und Bremer war entweder überrascht oder in einem Zustand völliger Akzeptanz gegenüber der Person, die ihn letztlich umbrachte.
"Was ist mit den Händen?", hakte Roy nach. "Irgendwelche Verletzungen an den Händen? Manchmal verraten sie mehr als man denkt."
"Ich habe mir das genau angesehen und nein, keine Spuren von Abwehr oder Kampf", antwortete Wildenbacher. "Es war wirklich eine sehr schnelle, fast klinische Aktion. Das macht dies hier zu einem Mord, wie aus dem Lehrbuch."
Ich nickte und Roy und ich wurden darin bestärkt, dass unsere Verdächtigenliste und Überlegungen zum Motiv in die richtige Richtung gingen. Der Bericht des Rechtsmediziners ließ uns mit einer brutalen, aber präzisen Wahrheit konfrontiert: Bremer war sich seiner Tötung wahrscheinlich nicht bewusst, bis es zu spät war.
"Was können sie uns zur verwendeten Waffe sagen? Haben Sie den Ballistikbericht schon?", fragte ich weiter.
"Ja, die Kugel wurde als Kaliber 9mm identifiziert – ziemlich gewöhnlich, nichts Ausgefallenes. Aber auch durch die Aufprallfläche lässt sich erahnen, dass sie aus nächster Nähe abgefeuert wurde", erklärte er und zeigte auf die entsprechenden Befunde.
Eine allzu vertraute Tatsache bestätigte sich erneut: Es war ein Mord aus nächster Nähe, vielleicht ein vertrauter Kontakt oder ein gut vorbereiteter Auftragsmörder, der alles vollüberlegt durchgezogen hatte.
"Wirklich keine Spuren von irgendetwas?" Roy klang fast enttäuscht, und ich verstand, warum; solche Fälle machten die Ermittlungen immer schwieriger.
"Keine Fingerabdrücke, die nicht zu Bremers gehören – abgesehen von denen, die noch außerhalb des Tatorts gefunden wurden und die das Team durchgehen muss", sagte Wildenbacher. "Es war ein sauberer Treffer, nichts, was auf einen Unfall hinweisen könnte."
Sauber und präzise – Worte, die ihn auf eine klare Absicht von kaltblütigem Kalkül hindeuten lassen. Die Motive, die wir durchgingen, würden somit nicht von zufälliger Wut oder impulsiver Handlung unterstrichen, sondern von Plan und Ausführung.
"Danke, Dr. Wildenbacher", sagte ich schließlich und legte den Bericht beiseite. "Sie haben uns ein klares Bild übermittelt, auch wenn die Details uns mehr Fragen gebracht haben."
"Ihr Fall, eure Leichen", entgegnete der Pathologe schließlich. "Ich bin froh, dass ich helfen kann, aber jetzt liegt es an euch, herauszufinden, wer hinter diesem Mord steckt."
Roy und ich verließen die forensische Einrichtung mit einem klareren Bild darüber, welche Arten von Personen eine solche Tat vollbringen könnten. Die unmittelbare Klarheit, die über die Natur dieses Mordes offenbar war, half uns dabei, tiefer in das Netz aus Beziehungen einzutauchen, die Bremer in seinem Leben gewebt hatte.
Hamburg blieb weiterhin in Nebel gehüllt, doch die Details begannen aufzusteigen wie die ersten Sonnenstrahlen eines formlosen Morgens. Ein Puzzle war zu lösen, und wir fühlten uns der Lösung einen Schritt näher, auch wenn der Weg dorthin noch ein weiter war.
*
Vom Büro des Rechtsmediziners ging es direkt zu Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim, dem exzentrischen Forensiker, der für seine brillanten, aber oft recht überheblichen Analysen bekannt war. Der kühle Forensikraum war erfüllt von dem sterilen Kaos wissenschaftlicher Geräte und Materialien, die in Regalen und auf Tischen verstreut lagen. Förnheim arbeitete oft einsam und grübelnd über Details, die für andere als unbedeutend galten, aber für ihn entscheidende Hinweise darstellen konnten.
"Ah, die Herren Kommissare", begrüßte uns Förnheim, als wir sein Heiligtum betraten. Seine Stimme war ebenso kantig und trocken wie seine Persönlichkeit, doch die Ergebnisse seiner Arbeit waren oft von unbestreitbarer Präzision. "Ich nehme an, Sie sind hier, um die Früchte meiner Arbeit zu ernten?"
"Ganz genau", sagte ich, bemüht, seine subtile Geringschätzung zu ignorieren. "Wir hoffen, dass Ihre Analyse uns auf die Sprünge helfen kann."
Förnheim streifte seine Brille ab und betrachtete uns mit durchdringendem Blick. "Nun, Herr Bremer, oder besser gesagt, das, was von ihm übrig ist, hat einige interessante Geschichten zu erzählen. Die Ballistik hat die Dynamik des Schusses rekonstruiert. Eine 9mm-Kugel, aus nächster Nähe abgefeuert, aber das wussten Sie bereits."
"Und was sagen die anderen Forensikelemente?", fragte Roy und ließ sich nicht von Förnheims Tonfall beeindrucken.
"Das Ganze zeigt ein Geschehnis mit bemerkenswerter Kontrolle. Ich habe auch die Beweise gesammelt, die am Tatort gefunden wurden, um zu sehen, ob irgendetwas darauf hindeutet, woher genau die Kugel kam", fuhr Förnheim fort.
Roy und ich beugten uns über Förnheims Analyse der Fingerabdrücke und Abdrücke von Schuhen, die in der Nähe des Opfers gefunden worden waren. "Die meissten von Ihnen stammen von Bremer selbst und den regulären Besuchern des Clubs. Einige müssen wir noch näher analysieren lassen", erklärte der Forensiker. "Aber ich habe die Wand in der Nähe des Einschlags genau durchgecheckt. Materialanalysen weisen darauf hin, dass es keine Spuren von Schießpulver gibt, was bedeutet, dass der Schuss aus einer sehr engen Entfernung abgegeben wurde."
Förnheim hielt die dramatischen Details etwas zurück, bis er uns den Rest seiner Ergebnisse präsentierte. "Da wären aber noch einige organische Rückstände am Boden und etwas an den Wänden, die auf ein sehr geschäftiges Umfeld hinweisen. Typische Situationen wie in solchen Lokalitäten."
"Denkst du, dass der Schütze direkt bei ihm war?", fragte ich, um zu einem möglichen Schlussstrich zu kommen, während wir die Erkenntnisse einzuordnen suchen.
Förnheim zog nachdenklich eine Braue hoch. "Es gibt Hinweise, die so etwas nahelegen. Oder aber, die Täter trennten sich danach irgendwie von jeglichen relevanten Spuren und so wurden sie nicht am Tatort belassen."
Diese unheimliche Fähigkeit – eine solche Präzision ohne jegliches Chaos – war ein Merkmal, das uns eine Liste unserer ursprünglichen Verdächtigen in Erwägung ziehen ließ: Aleksandras und seine Crew, ebenso wie Toffer, dessen Einschüchterungsversuch nicht unbemerkt blieb.
"Was ist mit den organischen Rückständen? Nahrung oder Flüssigkeit?", fragte Roy, um Förnheim bei seiner detaillierten Analyse anzuspornen.
"Wahrscheinlich alkoholische Spuren, die mit dem Umfeld zusammen dafür sprechen, aber auch etwas, das eindeutig modifiziert sein könnte – vielleicht eine improvisierte Mischung", erklärte der Forensiker.
Ein subtiler Hinweis, wenn man bedenkt, dass kein sichtbares Chaos stattfand. Der Schütze könnte gut in einem Umfeld gelebt haben, in dem Alkohol eine Rolle spielt
"Das heißt, wir haben ein eigenartig still herausgebildetes Szenario, bei dem jemand Kontrolle über alles hatte, was sie oder er zur Verfügung hatte", resümierte Roy und seine Notizen wuchsen.
"Genau. Jemand, der wusste, dass er oder sie ungestört sein konnte und dabei dennoch ein paar Spuren hinterließ. Es gibt allerdings noch winzige Textilfasern, die aber nicht auf normale Kleidung hinweisen", sagte Förnheim.
Das war eine wertvolle Information – dies könnte von einer unbemerkten Quelle gekommen sein. Eine Substanz oder ein Material vielleicht zum Schutz oder zur Tarnung – beides eine Vielschichtigkeit, die regelmäßig für einen verräterischen Charakter zu oberflächlich wäre.
"Ich lasse die Textilfasern analysieren. Das könnte uns einen weiteren Puzzlestein bringen", sagte Förnheim schließlich und setzte seine Brille wie ein Trope wieder auf.
Nachdem einer der klugen Köpfe Hamburgs seine Einsichten geteilt hatte, ließ dies die Theorie blühen.
*
Zurück im Präsidium, liefen Roy und ich direkt in das Büro unseres Chefs, Kriminaldirektor Jonathan Bock. Sein Büro war das Gegenteil unseres Arbeitsraums: aufgeräumt, mit einer gewissen Eleganz ausgestattet und einer Aussicht auf die betriebsamen Straßen Hamburgs, die von regennassem Asphalt glänzten. Bock war nicht jemand, der leicht aus der Ruhe zu bringen war, doch die Ströme aus Verdächtigungen und unklaren Hinweisen auf dem Tisch, die wir ihm präsentieren mussten, ließen seine Stirn in kleine Falten geraten.
"Guten Tag, Uwe, Roy", begrüßte uns Bock mit einem Nicken, als wir den Raum betraten. "Was gibt es Neues im Fall Bremer?"
"Wir haben weitere Details von der Rechtsmedizin und Forensik bekommen", begann ich gleich. "Dr. Wildenbacher ist sicher, dass Bremer mit einem gezielten Schuss aus nächster Nähe getötet wurde, ohne dass es Spuren von Abwehr gibt. Das deutet möglicherweise auf einen Überraschungsangriff hin."
"Kurz gesagt, wir stehen vor einem Mord mit berechnender Präzision", ergänzte Roy. "Die Forensik von Dr. Förnheim bestätigt dies – alles deutet darauf hin, dass der Schütze den Tatort und die Situation genauestens unter Kontrolle hatte. Das war kein impulsiver Akt."
Bock lehnte sich zurück, die Hände zusammengeführt, und überdachte unsere Worte. "Ein geplanter Mord also. Hatten wir nicht damit gerechnet, dass Bremer Feinde im größeren Rahmen hatte?"
"Ja", stimmte Roy zu. "Wir haben Aleksandras aus Litauen und seine Verbindungen; er könnte dahinter stecken. Aber es gibt auch lokale Interessengruppen, wie den Toffer, die möglicherweise ein Spiel gespielt haben, das Bremer am Ende ausmanövrierte."
"Was für mich bedeutet, dass jeder gegen jedem arbeitet, frei nach dem Motto: Wenn einer Probleme hat, machen alle mit?", fragte Bock rhetorisch. Sein Blick war scharf, als sein Verstand die Informationen durchkämmte.
"Genau", antwortete ich. "Und das ist es, was wir durcharbeiten müssen. Wer profitiert am meisten von Bremers Tod, und wer war nahe genug, um ihn zu überraschen? Ist es ein Akteur von außen, oder eine Allianz aus internen Widersachern?"
Bock stand auf und trat ans Fenster, die Regenfront im Blick. "Die Presse wird bald Wind davon bekommen. Weitere Morde wie diese können wir uns nicht leisten, ohne greifbare Antworten zu haben. Finden Sie heraus, was Sie können. Nutzen Sie alle Ressourcen, die notwendig sind."
Der Kriminaldirektor drehte sich zu uns um, seine Miene war ernst, aber entschlossen. "Wir müssen schnell handeln. Bremer war nicht unwichtig in dieser Welt, und sein Tod könnte mehr Wanderungen hervorrufen, als uns lieb ist."
"Natürlich. Wir werden alle bisherigen Hinweise nochmals durchgehen und sehen, wo sie uns hinführen", versprach Roy.
"Und greifen Sie auf unsere Kollegen zurück. Wenn es politische Verbindungen gibt, müssen wir informiert sein", fügte Bock mit erhobener Stimme hinzu, als ob nichts wichtiger wäre als der Zusammenhalt und das vollständige Bild im polizeilichen Kontext.
Mit jener klaren Anweisung verließen Roy und ich das Büro, bereit, den nächsten Schritten zu folgen. Wir kannten die Herausforderungen, die vor uns lagen, und das weite Netz, das über die Stadt gesponnen war. Mit dem Wissen, dass wir alle Optionen nutzen mussten, um den Fahndungsdruck auf den wahren Mörder zu erhöhen, kehrten wir mit neuer Zielstrebigkeit zurück zum Fall Bremer.
Die Straßen Hamburgs rauschten weiter unter ihrem grauen Mantel, doch inmitten des Regens sahen wir den Hauch von Ordnung und Gerechtigkeit, die uns anspornten, das Rätsel weiter zu zerpflügen, bis die Wahrheit den Schleier der Stadt durchbrach.
Bevor wir unseren nächsten Schritte nachgehen konnten, machte sich das unbarmherzige Knurren in unseren Mägen bemerkbar, eine Erinnerung daran, dass man nicht gut arbeiten kann, wenn man hungrig ist. Hamburg, die Stadt, die nie aufhört, forderte ihre Tribut an uns. Es war Zeit für eine Pause – ein wenig Erholung in Form von Fischbrötchen am Hafen klang verlockend.
"Wie wäre es, wenn wir an den Hafen fahren? Ich brauche dringend frische Luft und etwas Vernünftiges zu essen", schlug Roy vor und lächelte dabei, als er seine Jacke über die Schulter warf. "Nichts weckt den Verstand wie ein gutes Matjesbrötchen."
Ich konnte nicht anders als zuzustimmen. Die frische Brise der Elbe, der Geruch von Salz und Meer sowie unsere Lieblingsfischbude waren genau das, was wir brauchten, um den Kopf frei zu bekommen. Also machten wir uns auf den Weg – vorbei an den großen Containerschiffen und Lagerhäusern, die den Hafen zum Leben erweckten.
Am Hafen angekommen, begrüßte uns die vertraute Szenerie der Landungsbrücken, gesäumt von kleinen Imbissständen und dem endlosen Treiben von Menschen, die sich zwischen Touristenbooten und Fährverbindungen verloren. In der Ferne türmten sich die Kräne der Docks, als riesige Giganten des Umschlags. Es war laut, geschäftig, und doch auf seine eigene Weise beruhigend.
"Herrlich, nicht wahr?", meinte Roy, als er das erste zähes Meeresbrise einatmete. "Manchmal vergisst man, was für eine prachtvolle Stadt wir hier haben."
Wir steuerten zielstrebig die Fischbude an, die von einer älteren Dame betrieben wird, deren gewürzter Lachs und knusprige Backfischbrötchen in ganz Hamburg berüchtigt waren. Die Schlange war nicht zu lang, und schon bald hielten wir beide unsere improvisierte Mahlzeit in den Händen.
"Matjes oder Bismarck?", fragte ich, während wir uns auf eine Bank in der Nähe niederließen.
"Matjes. Allzeit klassisch", antwortete Roy mit einem Augenzwinkern und einem kräftigen Bissen.
Es war eine willkommene Abwechslung, eine Gelegenheit, die Ereignisse des Morgens bei Seite zu legen und uns dem einfachen Vergnügen hinzugeben, gutes Essen zu genießen. Das Brötchen war schön knusprig, der Fisch zart und schmeckte so frisch wie die Luft um uns herum. Die Minuten vergingen, während wir aßen, redeten und die vorbeiziehenden Boote beobachteten.
"Ich habe nachgedacht", begann ich, als ich fertig war. "Über das, was Bock gesagt hat. Wenn diese ganzen Verbindungen – Litauen, lokale Rivalen – aufeinanderstießen, könnte das erklären, warum Bremer beseitigt wurde. Aber es erklärt noch nicht, wer genau dahintersteckt."
"Richtig", stimmte Roy nachdenklich zu, während er den letzten Bissen seines Brötchens hinunterspülte. "Vielleicht liegt des Rätsels Lösung in den kleinen Details, die wir bisher übersehen haben. Schon einmal daran gedacht, ob jemand von der Aufregung nur profitieren wollte, indem er die anderen gegeneinander ausspielt?"
"Dann hätten wir es mit einem Manipulator zu tun", sagte ich und sah hinaus auf die Wellen der Elbe. "Jemand, der es schafft, andere Schachzüge für seine eigenen Zwecke zu nutzen."
Mit neuen Überlegungen und einem erneuerten Gefühl der Entschlossenheit war es Zeit, die Fährte wieder zu verfolgen. Als wir uns vom Hafen entfernten, versprach der Horizont mehr als nur geheimnisvolle Nebel. Einige der Antworten, die wir suchten, lagen innerhalb dieser Kreise, und wir würden sie finden, auch wenn es bedeutete, durch die verstrickten Masken von Hamburgs Unterwelt zu waten.
"Wollen wir zurück ins Präsidium oder sollten wir einer heißen Spur sofort nachgehen?", fragte Roy, während wir durch die Straßen schlenderten.
"Lass uns den nächsten Schritt sofort angehen", beschloss ich. "Wir sollten die Kontaktpersonen, die mit Aleksandras zu tun haben, nochmals befragen. Vielleicht bekommen wir dabei Einblick in seine Beziehungen und Pläne."
Mit unserer nächsten Etappe in Sicht fütterten wir den Appetit auf Antworten. Unsere Nachforschungen mussten ins Detail gehen und vielleicht sogar Nebenfiguren ans Licht bringen. Die Fischbrötchenpause würzte den Tag mit neuer Energie, und das begleitende Rauschen der Stadt wurde zu einer Melodie-vorbereitenden Lösungen, die nur darauf wartete, weiter entschlüsselt zu werden. Unsere investigativen Schritte würden uns bald wieder tiefer ins Herz des Falles führen, und eins war sicher: Auf dem harten Terroir der Stadt lag noch mehr verborgen, als wir bisher ahnten.
Nachdem wir unseren Appetit und unsere Gedanken bei den Landungsbrücken gestärkt hatten, führte der Regen uns zurück zu den graubraunen Fassaden des Polizeipräsidiums. Mit neuer Energie und dem Wunsch, Antworten aus den tiefen Schatten der Stadt zu entlocken, griffen Roy und ich unsere Notizen auf und organisierten die Informationen, die wir bislang gesammelt hatten.
"Du weißt, dass wir ohne direkte Verbindung zwischen den Verdächtigen und dem Mord immer noch im dunkeln tappen", bemerkte Roy und beugte sich über die Karten auf unseren Schreibtischen. "Vielleicht ist es Zeit für ein Risiko – ein kleiner Vorstoß in das Netzwerk von Aleksandras könnte uns etwas ans Tageslicht bringen."
"Es klingt riskant, aber vielleicht ist es genau das, was wir brauchen", stimmte ich zu. "Ich werde ein paar unserer Informanten kontaktieren, um einen Aufhänger zu finden. Aleksandras ist ein Perfektionist, und wir müssen von seinem Radar verschwinden, während wir Informationen aus ihm herausziehen."
In der bekannten Taktik des Kampfes gegen das Dickicht von Geheimnissen und Intrigen hatte ein verlässlicher Informant namens Sven dazu gedient, uns gelegentlich zu helfen. Sven war ein ehemaliger Krimineller, der seine eigene Karriere und sein Leben reformiert hatte und nun innerhalb der Grenzen des Legalität in Hamburg agierte. Doch er hatte seine Verbindungen nicht vergessen.
Noch bevor ich unsere Pläne entwickeln konnte, erhielt Roy einen Anruf. Sie fanden heraus, dass Aleksandras regelmäßig im kleinen Bistro namens "Litauenhaus" – im Schatten der Speicherstadt versteckt und zugleich bekannt als Rückzugsort für seine Treffen – anzutreffen war.
Unser Ziel war gesetzt, und mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen machten wir uns auf den Weg. Das Litauenhaus war nicht nur ein gewöhnliches Bistro, sondern hatte auch eine Art von Charme, der ihn in den Augen seiner Kunden zu einem Bollwerk der Diskretion machte. Ein winziger Ort, wo die Karten heimlich auf den Tisch gebracht und mancherlei Deals besprochen wurden.
Innerhalb des kleinen, gemütlich eingerichteten Raumes voller dunkler Holzverkleidungen begegnete uns der vertraute Duft von Rigaer Schwarzbrot und gepfeffertem Kaffee. Wir nahmen unauffällig Platz und warteten darauf, dass unser Informant – Sven – uns Gesellschaft leistete.
"Bist du sicher, dass er kommt?", fragte Roy und ließ den Blick unruhig durch den Raum gleiten.
"Er war noch nie unpünktlich", antwortete ich schlicht. "Er nimmt es ernst, im richtigen Moment aufzutauchen."
Kaum waren die Minuten vorbeigezogen, öffnete sich die schwere Eingangstür und Sven trat ein, in dunkler Jacke und mit Abschattung in seinem Blick. Er setzte sich an unseren Tisch und gestikulierte mit einem zurückhaltenden Nicken, dass die anwesende Kellnerin ihm eine Tasse Kaffee brachte.
"Uwe, Roy", sagte Sven freundlich. "Ihr habt mich um Informationen gebeten. Ich gehe davon aus, dass es um Aleksandras geht?"
"Ja, wir müssen wissen, was er treibt, und wie seine Verbindungen zu anderen Akteuren aussehen", erklärte Roy und lehnte sich zurück, um den informellen Teil des Gesprächs zu beginnen.
"Seine Verbindungen sind zahlreich, nicht nur hier, sondern auch in Litauen. Leider ist der Zugang zu ihm beschränkt – selbst für Leute, die ihm nahe stehen", sagte Sven fast bedauernd. "Doch ich habe gehört, dass jemand aus seiner Crew versucht hat, am Abend von Bremers Tod ein bisschen zu prahlen."
Diese Zeilen ließen uns aufhorchen, und ich spürte, wie sich ein seltsames Kribbeln über meinen Rücken legte. Roy ergriff mit einem intensiven Blick das Wort. "Hast du einen Namen oder eine Beschreibung von denen? Jede Kleinigkeit kann helfen."
Sven nickte erneut und senkte die Stimme, als ob selbst die Wände des Bistros zu viel hören könnten. "Ein Mann, dessen Spitzname 'Der Doktor' ist. Niemand weiß genau, wer er ist, aber Gerüchte besagen, dass er zu einer Gruppe gehört, die sich sowohl auf dem internationalen Boden befindet als auch hier Fuß gefasst hat."
Der Doktor – ein Schattenwesen mit Pfaden durch dunklere Geschäfte in Hamburg. "Was genau hat er gesagt?", fragte ich und versuchte, nicht unruhig zu wirken.
"Nicht klar genug. Doch das Netz, das sich hier spinnt, ist viel komplexer, als wir annehmen dürfen. Irgendetwas hat sich verändert, seit Bremer weg ist. Es ist wie das Vibrieren einer Stadt, die sich neu kalibriert", sagte Sven ernst, und es wurde deutlich, dass etwas Großes bevorstand.
"Meinst du, jemand versucht, einen Machtwechsel zu erzwingen?", fragte Roy und schloss erschrocken das Offensichtliche in seine Bedenken ein.
"'Der Doktor' könnte in sowas verwickelt sein. Ereignisse in Hamburg und über die Landesgrenzen hinaus machen es möglich. Ich werde meine Ohren offenhalten, aber es gibt keine Garantien", erklärte Sven und wusch seine Hände fast in Unsicherheit.
Sven erhob sich und ließ uns mit der unglaublichen Schwere dieser Informationen zurück, die keinen Zweifel daran ließen, wie ernst die Lage war. Inmitten der turbulenten Energie der Stadt wuchs das Rätsel um Bremers Tod zu neuer Komplexität, wie ein Labyrinth von dunklen Gassen, deren Ende immer weiter in die Ferne rückt.
Sein Name könnte den Schlüssel zu den heimlichen Begegnungen und Verschwörungen sein, die wir ungeahnt betreten hatten. Aber die Herausforderung blieb: Wie schützte er sich dabei vor jenen, die ihm ebenbürtig waren?
Roy und ich kehrten zurück ins Präsidium, mit neuem Wissen bewaffnet, und abgesehen von unserer Erkenntnis, mehr über diese Identität des 'Doktors' herauszufinden. Unsere Strategie musste fokussiert sein, um alle Elemente in Verbindung zu setzen – ein Áncora inmitten entworfener Schatten, die noch mehr opfer bringen könnte.
Hamburg, seine Straßen und ihre versteckten Lücken ließen uns mit Spannung erwarten, was als nächstes im Innovationsfluss der unerwarteten Wendungen enthüllt werden würde. Doch unsere Ermittlungen gingen voran und das wachsende Bild begann sich zu erhellen, auch wenn in unserem Fall noch einige Dunkelzonen zu erfassen waren.
Die Hinweise hatten sich verdichtet, doch der entscheidende Durchbruch ließ auf sich warten. Unser Fall war wie ein Labyrinth, in dem sich die eigenen Schatten selbst verirrten. Doch eines war sicher: Wir waren auf der Spur von etwas Großem, und wir brauchten nur einen letzten Schlüssel, um das Rätsel zu lösen.
Roy und ich verbrachten die Nachmittagsstunden damit, sämtliche Hinweise erneut zu durchleuchten. Kontakte von Bremer, Bewegungen von uns unbekannten Akteuren und die kryptischen Botschaften, die von Sven übermittelt worden waren – alles war auf unserer Tafel ausgebreitet. Ein Meer aus Notizen und Bildern zog sich an der Wand entlang, und unsere bisher unerforschten Spuren schienen allmählich Gestalt anzunehmen.
"Aber was genau hat 'der Doktor' zu tun, und könnte es seine Verbindung zum eigentlichen Täter sein?", sinnierte Roy, als er einige Dokumente mit dem Stift überflog. "Ist er nur ein Katalysator für etwas Größeres, das sich entfaltet?"
"Unklar. Möglicherweise handelt er in den Schatten. Irgendwas müsste ihn angestoßen haben, die Ereignisse in Hamburg von der sicheren Distanz aus zu orchestrieren", sagte ich.
"Vielleicht sollten wir versuchen, was wir über diese Treffen herausfinden. Aleksandras könnte unser Kontaktpunkt werden, wenn seine Entourage anfängt zu bröckeln", schlug Roy vor.
Gesagt, getan: Die nächste Stunde verbrachten wir damit, unsere Zuflucht in den Datenbanken zu finden. Durch ziviles Netzwerk und polizeiliche Archive stießen wir daneben auf die Spuren des Unbekannten, bis sich eine seltsame Lichtung aus Informationen auftat.
Ein überraschender Fund führte uns zu einem Vorfall, der einige Tage vor Bremers Ermordung stattgefunden hatte. Ein kleiner Streit auf einer Hafentankstelle, der zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung führte. Augenzeugenberichte deuteten darauf hin, dass einer der Beteiligten dem Mitarbeiter mit einem litauischen Akzent nur spärlich bekannt war. Der Name wurde nicht genannt, aber die unscharfen Umständen dieser Streits veranlassten uns, auf eine mögliche Verbindung zwischen Bremer und den Vorfällen achtzugeben.
Roy und ich tauschten Blicke aus, die vielsagend genug waren, um die Richtung der Ermittlungen einen potenziellen Umschwung zu sehen. Waren wir dem auslösenden Moment des Mordes auf der Spur? Konnte es eine alte Fehden gewesen sein, der Ermordetete zum Opfer gefallen war?
Die Aufregung, die uns mittendrin erfasste, war greifbar, und wir entschieden, das Risiko von unmittelbareren Abfragen in den Hafengebieten einzugehen. Obwohl der Schutz der Polizei in so einer zwielichtigen Gegend potentiell hinderlich sein könnte, war es wichtig, sich den lokalen Charakteren zu stellen.
Das Hamburger Hafengebiet war nichts Neues, aber in seinem Schatten verbarg es immer wieder Überraschungen. Durch die verstärkten Verbindungen und die raschen Umbauten schaltet sich jemand wie Aleksandras leicht zur Verpflichtung eines Erscheinens. Insbesondere, wenn solche versteckten Feldwege seine bestehenden Abgrenzungen ungehindert erweitern wollen.
Wir steuerten zielstrebig eine Tankstelle des Hafens an, die als Ausgangsort des Handgemenges fungierte. Ein Ort, wo oft das Unsichtbare sichtbar werden konnte, durch bloße Überreste der vergangen aufsilbenden Nacht.
Der Tankwart konnte sich erinnern, dass zwei Männer einen lautstarken Streit hatten, bevor sie in ein schattiges Gebiet verschwanden. "Der eine, ein Litauer, der andere sprach auch kaum Deutsch. Man mied den Trubel und fuhr—", sagte der ältere Mann, während er in Erinnerungen kramte. "Das war ungewöhnlich. Ich habe ihn dort noch nie gesehen."
Ich nickte ihm zu und fragte: "Können Sie sich an irgendwelche Details erinnern, vielleicht ein besonderes Fahrzeug oder Hinweise, die uns weiterführen könnten?"
Der Tankwart grübelte nach. "Es war ein schwarzes Fahrzeug, weniger auffällig. Aber der am Steuer schien in Hektik. Vielleicht verfolgten sie jemandes Spur."
"Haben Sie irgendwelche Kennzeichen bemerkt? Oder sonstige Ungewöhnlichkeiten?", fragte Roy gespannt.
"Nein, nichts dergleichen. Aber es war seltsam hektisch. Und ich erinnere mich, dass der Fahrer der zweite Mann war. Er wirkte wie ein Fisch im Wasserglas," erklärte der ältere Mann aufmerksam.
“Wie meinen Sie das?”
“Wegen Glupschaugen.”
“Ach so.”
“Wie ein Fisch eben.”
Doch auch dies führte uns einen Schritt näher an das, was möglicherweise den Täter enthüllte. Ein litauischer Mann, der in Hamburg bekannt war, der Zeit in den beiden Welten verbrachte. Der Schwarze Opel war unauffällig genug, um zurück in den Schatten zu scherzen, sollte man ihn nicht aufhalten wollen.
Roy und ich traten aus der Tankstelle, die gedanklichen Fäden im Kopf weiterziehend. Es war Zeit für den nächsten Schritt, um die Verbindung zwischen den fraglichen Parteien zu klären, bevor wir unsere weiteren Schritte festlegten.
Es war Zeit, den letzten Schachzug zu wagen, um die Wahrheit preiszugeben. Alles würde sich bald klären.
*
Nach den Tagen der intensiven Ermittlungen und den vielen Puzzlestücken, die wir zusammengesetzt hatten, standen Roy und ich endlich kurz davor, das Rätsel um Paul Bremers Tod zu lösen. Es war wie das letzte Stück eines komplizierten Schachspiels, bei dem die Enttarnung des Gegners schon fast unausweichlich schien.
Wir trafen uns früh am nächsten Morgen in unserem Büro im Polizeipräsidium, die Weite der Stadt vor uns ausgebreitet wie eine lebendige Landkarte von Möglichkeiten und Geheimnissen. Ich konnte die Müdigkeit in unseren Augen sehen, doch ebenso spürte ich die entschlossene Energie, die uns beide antrieb.
"Ich habe gestern Abend noch einige Stunden damit verbracht, die Berichte und Zeugenaussagen zu durchforsten", sagte Roy mit einem energischen Funken im Blick. "Es gibt einen Namen, der immer wieder auftaucht, und ich glaube, wir sollten ihm ernsthaft nachgehen."
"Sprich weiter", forderte ich ihn auf, während ich einen Schluck von meinem Kaffee nahm, darauf bedacht, keinen wichtigen Punkt zu verpassen.
"Der Mann, den sie 'den Doktor' nennen. Lange haben wir angenommen, er sei eine Schlüsselfigur im Hintergrund, eine Art Marionettenspieler. Doch inzwischen denke ich, er ist viel direkter involviert, als wir dachten", erklärte Roy.
"Der Doktor. Glaubst du, er ist nicht nur ein Berater, sondern tatsächlich derjenige, der den Abzug betätigt hat?", fragte ich, während ich die bisherigen Informationen in meinem Kopf ordnete.
"Ja, genau das. Weißt du noch, als Sven erwähnte, dass der Doktor direkt nach dem Mord an Bremer bei einem Treffen prahlte? Es gab keine Details, aber dieses Selbstbewusstsein... es macht Sinn, dass ein solcher Mann sich so verhält, nachdem er eine Machtposition eingenommen hat", antwortete Roy.
"Und was wäre sein Motiv? Warum sollte jemand wie er das Risiko eingehen, selbst der Mörder zu sein?", wollte ich wissen, um unsere Vermutung abzusichern.
Roy lehnte sich nachdenklich zurück. "Der Doktor war auf Streit und Kontrolle in der Branche aus. Bremer war eine unangenehme Konkurrenz und zudem unberechenbar mit seinen ausländischen Verbindungen. Beseitige Bremer und der Weg ist frei für die Organisation von Aleksandras."
Die Puzzleteile fügten sich zusammen. Der Doktor, ehemals im Schatten stehend, zielte darauf ab, seine Kontrolle zu sichern und die strategische Position durch jemanden wie Bremer nicht gefährden zu lassen. Das Motiv war Macht und Einfluss, der durch Bremers Tod unweigerlich an Bedeutung gewinnen würde.
"Es klingt plausibel. Was brauchen wir, um es zu beweisen?", fragte ich, während die Vorstellung von Verhaftungen in meinem Kopf kreiste.
"Beweise dafür, dass der Doktor zu dem Zeitpunkt, an dem wir vermuten, in der Nähe von Bremer war. Wir müssen die Treffen untersuchen, die in der Zeit der Tat stattfanden, sowohl die offiziell bekannten als auch die geheimen", entgegnete Roy mit glühender Entschlossenheit.
Nachdem wir gemeinsam entschieden hatten, dass die Spur des Doktors vertieft werden musste, rückte die Datenanalyse in den Mittelpunkt der nächsten Stunden. Mit technischer Unterstützung durchforstete unser Team Telefongespräche, Verbindungen und digitale Spuren, die uns ein klareres Bild von Bewegungen und Kontakten des fraglichen Abends boten.
Schließlich gelang es uns, einen Standort zu identifizieren, an dem ein verdächtiges Fahrzeug – jenes, das dem Doktor zugerechnet werden konnte – zur Tatzeit gesehen worden war. Die angebrachten Verkehrs- und Überwachungskameras bestätigten dieses Fahrzeug in der Nähe von Bremers Club, kurz bevor die Schüsse fielen.
Ein paar Zeugenhinweise auf ein bekanntes Gesicht, einen markanten Mann, der von jenen, die ihn kannten, mit dem Codenamen beschrieben wurde, machten die Verbindung weiter greifbar. Es schien, als ob die Fassade des Doktors im Gefüge krimineller Machenschaften, die er schuf, fast zerbröckelte.
In einer schnörkellos einberufenen Besprechung hieß es nur: "Der Doktor ist kein Schattenwesen mehr – sein Name ist echter Name ist Borat Rezarov, er gehört zu einem tschetschenischen Clan und er war tatsächlich mal Zahnarzt. Offenbar hatte er große Pläne hier in Hamburg und Bremer war ihm im Weg.. Es wird Zeit ihn zu bekommen – und es soll bald passieren." Kriminaldirektor Jonathan Bock hörte von Anfang an zu, nickte bestätigend und genehmigte die nächsten Schritte.
“Sehen Sie zu, dass Sie ihn festsetzen”, sagte er.
“Wir müssen ihn nur noch finden”, sagte Roy.
Es war soweit, die Ermittlungen führten schließlich zur Ausführung des lang erarbeiteten Plans. Festnahmen standen bevor, unter ihnen der Mann, der das Verlustgeschäft Bremers zu seiner Machtverschiebung gemacht hatte.
Hamburg, diese unermüdliche Drehscheibe, beruhigte sich wieder etwas, und die Wahrheit erstrahlte zunehmend, während wir die Scherben, die hinterlassen worden waren, wieder verbauten. Der Fall Bremer, der schließlich aufgeklärt werden konnte, enthielt die Erlösung – für eine Stadt, die ihre Einblicke in das Unbekannte wagt, um am Ende sich selber zu erneuern.
Unsere Ermittlungen hatten eine kritische Masse erreicht – ein Punkt, an dem Informationen und Strategie zu einem explosiven Finale zusammenliefen. Die gesamte Abteilung war in Aufruhr, und die Hallen des Polizeipräsidiums pulsierten vor Energie. Jeder wusste, dass sich etwas Großes zusammenbraute. Der Zugriff auf den Mörder, den Mann hinter dem Codenamen "Der Doktor", stand unmittelbar bevor.
Roy und ich zogen uns in unser Büro zurück, um unsere letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Karten, die Bände von Informationen und die digital gesammelten Hinweise waren mittlerweile so konzipiert, dass sie unsere Route organisierten. Die letzte Phase forderte unsere ganze Entschlossenheit.
"Wann genau soll der Zugriff stattfinden?", fragte Roy, während er die Liste der beteiligten Beamten durchging.
"Wir haben alles auf den heutigen Abend angesetzt", antwortete ich, indem ich auf den Plan deutete. "Der Doktor wird sich im Litauenhaus treffen, eine dieser unauffälligen Versammlungen, von denen er glaubt, dass wir nichts wissen."
"Was ist mit der Unterstützung?", bohrte Roy weiter. "Wie schnell können wir Verstärkung bekommen, falls es schiefgeht?"
"Wir haben Sondereinheiten in der Nähe, mit unauffälligen Fahrzeugen", erklärte ich. "Sie werden bereit sein, einzuspringen, sollte es Anzeichen dafür geben, dass der Doktor sich aus dem Staub machen möchte."
Am Abend versammelten wir uns an unserem festgelegten Punkt, unweit des Litauenhauses, innerlich auf das Kommende vorbereitet. Das Wetter hatte sich eingetrübt, und ein leichter Regen nieselte auf die Straßen. Die Dunkelheit lag wie ein dichter Mantel über der Stadt, und das orangefarbene Leuchten der Straßenlampen spiegelte sich auf dem regennassen Asphalt.
Unser Plan war einfach, aber äußerst durchdacht: Wir würden uns unauffällig nähern und alle Fluchtwege blockieren. Der Doktor würde keine Chance haben zu entkommen.
Das Litauenhaus, dieser vermeintliche Zufluchtsort, schien äußerlich unbeeindruckt vom Drama, das sich innerhalb seiner Mauern abspielte. Doch drinnen, das wussten wir, schmiedete der Doktor seine Pläne, als wäre er noch immer der unantastbare Drahtzieher. Ein Trugschluss, der ihn jetzt teuer zu stehen kommen würde.
Ich dirigierte die Einheiten über Funk und sah gleichzeitig, wie Roy seinen Posten an einer Seite der Straßengabelung bezog. Ein unsichtbares Netz schloss sich um den Tatort, das langsam und sicher voranschritt. Das Team war bereit, das Ende war nah.
Der Zugriff erfolgte schnell, fast wie ein glatter Schnitt durch den Nebel der Nacht. Türen wurden aufgestoßen, Befehle hallten durch den Raum, und die Anwesenden waren von der Präzision unseres Einsatzes sichtlich schockiert.
Der Doktor – ein Mann mit gewöhnlichem Aussehen, doch mit einem scharfen, berechnenden Blick – war nicht in der Lage zu reagieren. Für einen Moment verharrte er in Unverständnis, als die Realität auf ihn herabstürzte. Seine Stellung war ausgelöscht, seine Netzwerke zerfielen.
"Paul Bremer konnte nicht länger geduldet werden, ein störendes Element in deinem Plänen, stimmt's?", beendete Roy das Schweigen, als die Handschellen klickten.
"Am Ende sind wir alle entbehrlich", war die einzige Antwort, die der Doktor zustande brachte, als wir ihn abführten. Keine Reue in seinem Ton, nur eine resignierte Erkenntnis seines Verlustes.
Der Rückweg ins Präsidium erfolgte ohne Zwischenfälle. Hamburgs Straßen lagen schweigend, als wollten sie die Geschichte dieser Nacht bewahren. Mit dem Doktor in Gewahrsam hatten wir die Fäden eines gefährlichen Spiels aufgedeckt und zum Abschluss gebracht.
Als wir im Büro eintrafen und unsere Berichte verfassen mussten, spürten Roy und ich die Last der vergangenen Tage von uns abfallen. Der Fall Bremer war komplex und voller Wendungen gewesen, doch mit Ruhe und Akribie war es uns gelungen, das Netz aus Lügen und Hinterhältigkeiten zu entwirren.
Die Stadt selbst winkte uns mit einem neuen Tag herbei, einer neuen Morgendämmerung, die unsere Entschlossenheit begrüßte.
"Erledigt", sagte Roy schließlich und lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. "Zeit für eine Tasse Tee. Oder vielleicht mal wieder ein Fischbrötchen."
Ich nickte und fühlte die gleiche Dankbarkeit dafür, dass die Wahrheit am Ende doch gesiegt hatte. Gemeinsam wussten wir, dass dies nicht unser letzter Fall gewesen war, doch für den Moment war die Gerechtigkeit durchgesetzt und die Befriedigung, die wir dabei fühlten, war unendlich. Das Spiel war gewonnen, und die Stadt atmete erleichtert.
Die Nacht war hereingebrochen, die Sterne funkelten über den stillen Straßen Hamburgs, und der Regen hatte nachgelassen, als die Stadt eine trügerische Ruhe erfüllte. In einer Stadt, die niemals schläft, hatten wir die Geschichten von Intrigen und Verrat ein weiteres Mal entwirrt und damit einen Hauch von Ordnung wiederhergestellt.
Zurück in unserem Büro, umgeben von dem warmen Schein der Schreibtischlampe und den verbliebenen Akten des Falles Bremer, fühlten Roy und ich das Gewicht der letzten Tage und Wochen von unseren Schultern sinken. Es gibt Momente in unserer Arbeit als Ermittler, die unweigerlich eine Narbe hinterlassen – Erinnerungen an die Menschen und ihre Geschichten, die uns tief berührten.
Der Doktor war in Gewahrsam, und die mit ihm verbundenen Kreise wurden weiter ermittelt. Die Netzwerke, die um Bremer gesponnen worden waren, hatten begonnen, sich aufzulösen, und die kleinen Risse in Hamburgs Unterwelt deuteten darauf hin, dass weitere Umwälzungen bevorstanden. Doch für den Augenblick war unser Auftrag erfüllt.
"Es ist gut, einen Abschluss zu haben", sagte Roy aus dem Hintergrund des stillen Raumes, als er sich erhob und in Richtung Fenster ging. Die Stadt lag ihm zu Füßen, das Licht der Laternen wie Widerschein der nächtlichen Revue der Reeperbahn.
"In solchen Momenten merkt man erst, warum man diesen Beruf gewählt hat", antwortete ich und legte die letzten Papiere zur Seite. "Es ist das Streben nach einer Wahrheit, die im Verborgenen schlummerte."
Roy drehte sich um, und in seinem Blick lag ein tiefes Verständnis – ein stilles Einvernehmen, das die gemeinsame Erfahrung des Lösens dieses Falls geschaffen hatte. "Glaubst du, die Stadt fühlt die Veränderung?", fragte er halb im Scherz.
"Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber die Menschen spüren es. Und solange wir das hier tun, geben wir denen Hoffnung, die sie brauchen", antwortete ich nachdenklich.
Das Licht über der Elbe begann allmählich zu verblassen, als die Nacht ihren Lauf nahm. Wir zogen die Jacken über und verließen unser Büro, das ein weiteres Kapitel neugewonnener Erinnerungen in sich barg. Der Flur des Präsidiums hallte mit unseren Schritten wider als wir uns dem Ausgang näherten.
Draußen umfing uns die kühle Luft Hamburgs – frisch und klar, wie die neuen Anfänge, die jeder Fall brachte. Ein neuer Zyklus, der bald ebensolche Herausforderungen daran brachte.
"Lassen wir uns nicht vom Regen herunterziehen", sagte Roy und sein Lächeln war zurückgekehrt. "Ein alter Kollege wies einmal darauf hin, dass es immer ein Morgen gibt."
Und mit dieser Gewissheit setzten wir unseren Weg fort, bereit für die Fälle, die uns erwarten würden. Denn in Hamburg, der alten Hafenstadt, die so viele Geschichten hegt, gab es immer neue Geheimnisse, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden. Und wie das Wasser der Elbe würden auch wir mit unermüdlicher Kraft und Entschlossenheit weiterziehen, wissend, dass ein Ende immer zugleich ein neuer Anfang ist.