Nach dem Inferno - Alfred Bekker - E-Book

Nach dem Inferno E-Book

Alfred Bekker

4,7

Beschreibung

Fremde, unbekannte Mächte aus den Tiefen des Alls greifen Terras Verbündete an. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Ursprungswelt der Menschheit selbst ins Visier des Feindes geraten wird. Zur gleichen Zeit macht die Besatzung des Schulschiffes ANZIO eine unfaßbare Entdeckung: Hat man wirklich den legendären Jungbrunnen gefunden?

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Sammlungen



Ren Dhark

Bitwar-Zyklus

 

Band 2

Nach dem Inferno

 

von

 

Alfred Bekker

(Kapitel 1 bis 3, 5, 7)

 

Werner K. Giesa

(Kapitel 9, 11, 13, 15)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 4, 6, 8, 10, 12, 14)

 

Conrad Shepherd

(Kapitel 16 bis 20)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

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Impressum

Prolog

Im Frühsommer des Jahres 2062 gehen drei ruhige Jahre des Aufbaus für die Erde zu Ende. Mit dem aus der Galaxis Orn mitgebrachten Wissen ist es den Menschen erstmals vergönnt, Ovoid-Ringraumer der neusten Entwicklungslinie zu bauen. Doch keinem dieser neuen Schiffe und nicht einmal der legendären POINT OF ist es noch möglich, die Galaxis der Worgun anzufliegen. Irgend etwas verhindert jeden weiteren Kontakt…

Ren Dhark ist nicht länger Commander der Planeten. Dieses Amt bekleidet nun Henner Trawisheim. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, Ren Dhark als Belohnung für dessen unzählige Verdienste um die Rettung der Menschheit zum privaten Eigentümer der POINT OF zu ernennen. Trawisheim glaubte, den unvergleichlichen Ringraumer auch in Zukunft für die Zwecke der terranischen Regierung einsetzen zu können, denn der Unterhalt eines Schiffes dieser Größe übersteigt Ren Dharks finanzielle Möglichkeiten bei weitem.

Doch der Großindustrielle Terence Wallis, der auf der im Halo der Milchstraße gelegenen Welt Eden seinen eigenen Staat gegründet hat, zog Trawisheim mit der Einrichtung der POINT OF-Stiftung einen dicken Strich durch die Rechnung. Denn die großzügigen Finanzmittel der Stiftung schenken Ren Dhark völlige Unabhängigkeit.

Und so bricht er im Frühjahr 2062 zu einem Forschungsflug nach Babylon auf, um endlich das Geheimnis des goldenen Salters ohne Gesicht zu lösen, der dort nun schon mehr als tausend Jahre im Vitrinensaal unter der ebenfalls goldenen Gigantstatue eines Menschen ohne Gesicht ausgestellt ist. Die Spur führt auf die vom Atomkrieg verseuchte Welt der Kurrgen – als die POINT OF einen Notruf erhält: Unbekannte Raumschiffe greifen die Zentralwelt der heute mit den Terranern verbündeten Grakos an. Die auf Grah stationierten Schiffe älterer Bauart sind für den unheimlichen Gegner keine echte Bedrohung. Als Ren Dhark eine Flotte hochmoderner neuer Ovoid-Ringraumer ins Gefecht führt, kommt es zu einer erbitterten Schlacht im All: Der unbekannte Gegner ist wesentlich stärker als vermutet!

Gleichzeitig setzt er unzählige Roboter auf Grah ab, die alles und jeden niedermachen, der sich ihnen in den Weg stellt. Hauptmann Eric Santini muß mit der planetaren Regierung in den tiefsten Dschungel fliehen, doch es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die fremden Roboter ihn und seine Schutzbefohlenen auch hier aufstöbern.

Etwa zur gleichen Zeit hat der legendäre Raumfahrer Roy Vegas, der einst als erster Mensch den Mars betrat, das Kommando über das neue Flottenschulschiff ANZIO übernommen. Der erste Ausbildungsflug führt das Schiff und seine Besatzung auf den öden Wüstenplaneten Sahara. Doch hier machen die Raumsoldaten eine Entdeckung von ungeheurer Tragweite: In einer Höhle entdecken sie eine Einrichtung, die man nur als Jungbrunnen bezeichnen kann…

1.

Ren Dhark atmete tief durch. Der Blick war auf die Bildkugel im zentralen Leitstand der POINT OF gerichtet. Der weißblonde Kommandant des Schiffes stand noch ganz unter dem Eindruck der furchtbaren Raumschlacht, die im Sektor rund um das Gerrck-System gerade erst getobt hatte. Die Terraner hatten dabei einen hohen Blutzoll zahlen müssen. Die Verluste waren enorm. Vier S-Kreuzer und drei der neuen Ovoid-Ringraumer waren vernichtet worden. Elf zum Teil schwer beschädigte terranische Einheiten befanden sich in der Nähe der POINT OF. Sofern sie nicht mehr manövrierfähig waren, hatten andere Schiffe sie ins Schlepp genommen.

Dharks Fäuste ballten sich unwillkürlich. Er preßte sie so stark zusammen, daß die Knöchel weiß wurden. Noch wartete er auf den Bericht der Ortung, aber die Hoffnung, daß es noch Überlebende unter den Besatzungsmitgliedern der zerstörten terranischen Schiffe gab, war ausgesprochen gering.

Ren Dhark wandte ein wenig den Kopf und wechselte einen Blick mit dem ebenfalls im Leitstand anwesenden Dan Riker, der inzwischen das Oberkommando über die TF abgegeben hatte und zur Besatzung der POINT OF gehörte.

Dhark bemerkte in den Augen seines Gegenübers dieselbe verzweifelte Hoffnung, die auch ihn erfüllte.

Augenblicke angespannten Schweigens vergingen.

Dann meldete sich Tino Grappa, der diensthabende Ortungsoffizier der POINT OF.

»Es hat niemand überlebt«, sagte er mit tonloser Stimme.

Ein Satz, der in Dharks Ohren wie ein Urteil klang. War denn wirklich etwas anderes zu erwarten? ging es ihm durch den Kopf.Schließlich wußte er nur zu gut, daß normalerweise buchstäblich nichts übrigblieb, wenn ein Ringraumer explodierte. Und genau das war mit den verlorenen Schiffen nach intensivem Energiebeschuß durch die Fremden geschehen.

Die Angreifer hatten eine Waffe benutzt, für die Arc Doorn den Begriff Kompri-Nadel geprägt hatte. Ihre tödliche Wirksamkeit stand nicht in Zweifel. Die zerstörten Raumschiffe waren ein Beweis dafür. Im Grunde handelte es sich um eine Strahlwaffe, bei der die Energie auf schier unglaubliche Weise komprimiert wurde. Der Energiefluß geschah in einem Schußkanal, der nicht breiter als ein paar Nanometer war.

Arc Doorn, der zum technischen Stab der POINT OF gehörte, starrte angestrengt auf die Anzeigen eines kleinen Sichtschirms. Seine professionelle Bewunderung für diese Waffe hatte sich angesichts der eigenen Verluste der Terraner jedoch in engen Grenzen gehalten. Der Sibirier, der über ein besonderes Einfühlungsvermögen in Bezug auf die Technologien fremder Völker verfügte, stellte sich nun an eine der Konsolen im Leitstand und nahm ein paar Schaltungen vor. Er ließ die Energieprotokolle der vergangenen Raumschlacht noch einmal anzeigen und durchsuchte sie auf bestimmte Auffälligkeiten. Man konnte ja nie wissen… Vielleicht ergab sich so ein Hinweis auf die Herkunft dieser fremden Angreifer, die wie aus heiterem Himmel in das nach wie vor unter terranischem Einfluß und Oberhoheit stehende Gerrck-System eingefallen waren. Tod und Zerstörung hatten sie hinterlassen.

»Ich frage mich, was die Angreifer in die Flucht geschlagen hat«, äußerte Dan Riker seine Verwunderung und sprach damit den anderen im Leitstand der POINT OF aus der Seele. Urplötzlich hatten sich die Schiffe der Unbekannten davongemacht und waren mit einer sanften Transition, die an die Technik der Nogk erinnerte, verschwunden.

Unglücklicherweise ließ sich das Ziel dieser Transition nicht anmessen.

Arc Doorn wandte sich an Dhark, der den Schadensbericht erwartete.

»Einige unserer Raumschiffe sind in einem schlimmen Zustand«, stellte Doorn fest. »Besonders die TOLEDO… den Energiesignaturen nach, die ich im Bereich der Triebwerkssektion anmesse, besteht akute Explosionsgefahr.«

»Funk-Z!« rief Dhark.

»Hier Leutnant Morris«, meldete sich der Chef der Funk-Z.

»Nachricht an alle Schiffe!«

»Funkphase ist frei«, bestätigte Morris.

»Hier spricht Ren Dhark. An alle: Abstand zur TOLEDO halten. Es besteht akute Explosionsgefahr.«

»Bestätigungssignale sind eingegangen«, meldete der Cheffunker.

Dhark nickte erleichtert.

»Dann stellen Sie jetzt Kontakt zur TOLEDO her!«

Sekunden vergingen.

»Die TOLEDO antwortet nicht«, war Leutnant Morris’ nüchterne Auskunft.

Auf der Bildkugel inmitten der Zentrale erschien jetzt das Bild des nach der alten spanischen Hauptstadt benannten Ovoid-Ringraumers.

Derzeit waren nur die sechs Mann Mindestbesatzung an Bord, die man brauchte, um das Schiff zu manövrieren. »Versuchen Sie es weiter auf allen Frequenzen, Morris«, befahl Ren Dhark.

»Ja, Sir.«

»Möglicherweise funktioniert ja wenigstens irgendein Armbandvipho!« hoffte Dhark.

»Meinen Messungen nach steht die Triebwerkssektion kurz vor dem energetischen Kollaps«, erklärte Arc Doorn. »Die TOLEDO kann uns allen jeden Augenblick buchstäblich um die Ohren fliegen!«

*

»Kommandant!«

Jemand packte Brett Duvalier bei den Schultern. Der Kapitän der TOLEDO hörte die Stimme wie aus weiter Ferne. Gleichzeitig spürte er einen dumpfen Schmerz am Hinterkopf.

»Kommandant, sind Sie in Ordnung?«

Duvalier erkannte die Stimme. Sie gehörte Damir Vukov, dem Ersten Offizier. Als Duvalier die Augen öffnete, sah er in das breite, kantige Gesicht des etwa fünfunddreißig Jahre alten Kroaten.

»Ich war offenbar eine Weile weggetreten«, meinte Duvalier.

»Nein, höchstens eine Minute«, erwiderte Vukov.

Duvalier rappelte sich auf. Der Kopf tat höllisch weh. Er erinnerte sich noch an eine heftige Erschütterung, die das Raumschiff durchlaufen hatte. Anschließend der Ruf des Ortungsoffiziers Jason Hellmuth: »Volltreffer!«

Die Erschütterung hatte Brett Duvalier aus seinem Kommandantensitz herausgerissen. Als nächstes hatte er den Schmerz am Hinterkopf gespürt, dann war da nichts mehr gewesen.

Nur Dunkelheit.

Damir Vukov half dem Kommandanten auf die Beine. Duvalier stand etwas wackelig da. Ihm war schwindelig. Der Kopf brummte. Vukov hatte allerdings auch etwas abbekommen. An seiner Schulter klaffte eine blutende Wunde. Die Uniformkombination der TF war zerrissen.

Etwas zischte.

Ein Blitz zuckte aus dem Schaltpult des Piloten heraus.

Die Bildkugel flackerte. Immer wieder wurde die Darstellung von grauen Schlieren durchwandert und brach schließlich völlig zusammen.

Ein Interkomkanal aktivierte sich selbsttätig.

»Hier Wu! Wir müssen sofort das Schiff verlassen! Die TOLEDO kann jeden Moment explodieren!«

Raymond Wu war der Ingenieur des Schiffs. Der Hongkongchinese befand sich derzeit im Maschinenleitstand.

Wu wollte noch etwas sagen, aber ein Rauschen überlagerte die Interkomverbindung.

Ein Ruck ging durch Duvaliers Körper.

Er sah sich um. Von den sechs Besatzungsmitgliedern der TOLEDO befanden sich fünf in der Zentrale. Jeder von ihnen hatte mehr oder weniger schlimme Blessuren davongetragen. Aber sie konnten sich alle noch selbständig auf zwei Beinen fortbewegen.

Ein Alarmsignal schrillte durch die Zentrale, verebbte aber sogleich wieder. Offenbar funktionierten die Warnsysteme auch schon nicht mehr einwandfrei.

»Sämtliche Funkverbindungen zu den anderen Schiffen sind ausgefallen«, meldete Fähnrich Ubbo Menninga, ein über zwei Meter großer, blonder Ostfriese, während er sich noch an einem der Schaltpulte zu schaffen machte. Ein zischender Blitz ließ ihn die Hand zurückziehen. Weißer Rauch quoll durch die Ritzen zwischen den Abdeckplatten hervor.

»Zu den Flashhangars!« befahl Kapitän Duvalier.

Sie verließen den Leitstand des Ovoid-Ringraumers und rannten durch den Korridor.

Ich kann nur hoffen, daß Wu so schlau ist, sich auch dort hinzubegeben! ging es Duvalier durch den Kopf.

Aber noch ein anderer Gedanke bewegte den Kommandanten der TOLEDO: Die anderen Schiffe mußten gewarnt werden. Sie mußten auf Abstand bleiben, um bei der bevorstehenden Explosion nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Auf keinen Fall durften sie auf die Idee kommen, Rettungskräfte zu entsenden. Das Risiko wäre mörderisch gewesen.

Duvalier taumelte vorwärts.

Sein Kopf schmerzte noch immer höllisch. Ein Schmerz, der auf unangenehme Weise pulsierte. Außerdem machte ihm der Schwindel nach wie vor zu schaffen.

Er aktivierte das Armbandvipho, um eine Verbindung zur POINT OFherzustellen.

Interferenzen überlagerten jedoch das Signal.

Für einen kurzen Moment flackerte der kleine Sichtschirm des Viphos auf. Der Kopf eines Mannes war dort zu sehen. Duvalier erkannte ihn. Es handelte sich um Leutnant Glenn Morris, den Cheffunker der POINT OF.

»Hier spricht Kommandant Duvalier von der TOLEDO…«

Duvalier blieb stehen und brach ab. Er stützte sich an der Wand, weil er das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Alles drehte sich vor seinen Augen.

Er versuchte, sich auf das Bild auf dem Viphoschirm zu konzentrieren.

Der Funker von der POINT OF bewegte den Mund, aber man konnte nichts verstehen. Das Bild zitterte, verwackelte und verlor sich schließlich in immer breiter werdenden grauen Schlieren, die in Wellenbewegungen über den Sichtschirm wanderten.

Im nächsten Augenblick hatte Duvalier das Signal verloren.

Vukov blieb stehen, drehte sich herum und fragte: »Alles in Ordnung, Sir?«

»Danke, I.O. Es geht schon.«

Duvalier hetzte hinter seinen Leuten her.

Unterwegs trafen sie Raymond Wu.

Der Ingenieur war das Wagnis eingegangen, einen A-Gravschacht zu benutzen, der natürlich jederzeit ausfallen konnte.

Mit verheerenden Folgen für den Benutzer, der dann unter Umständen viele Meter tief in den Schacht hinunterstürzte.

»Hier kann jeden Moment die Hölle ausbrechen!« rief Wu und trieb die anderen zu noch größerer Eile an. »Wenn wir Glück haben, bleiben uns ein paar Minuten…«

Wie zur Bestätigung seiner Aussage ließ eine Erschütterung die TOLEDO erzittern. Eine kleinere Detonation irgendwo im Triebwerksbereich war wohl die Ursache. Aber das war nicht mehr als ein Vorgeschmack auf das Inferno, das sich in Kürze ereignen würde.

Der Korridor machte eine Biegung.

Danach ging es plötzlich nicht mehr weiter. Die Männer stoppten, starrten erst verdutzt und dann voller Entsetzen auf das Bild, das sich ihnen bot. Der Gang war regelrecht zusammengefaltet worden. Die Decke bog sich nach unten und lief in einer Schräge auf den Boden zu, bis sie ihn schließlich berührte.

Duvalier schluckte.

Als ob eine überdimensionale Hand diesen Teil des Schiffs zwischen Daumen und Zeigefinger genommen und einfach zusammengequetscht hätte! schoß es ihm durch den Kopf.

Duvalier war ein erfahrener Raumsoldat der terranischen Flotte und als solcher einiges gewohnt.

Etwas Vergleichbares hatte der Kommandant der TOLEDOwährend seiner gesamten Dienstzeit noch nicht erlebt.

Der Schmerz in seinem Schädel wummerte zwar noch, aber er war auf einmal zur Nebensache geworden und trat völlig in den Hintergrund. Fieberhaft rasten die Gedanken durch seinen Kopf.

»Zurück!« rief er. »Wir müssen auf dem anderen Weg zu den Flashdepots!«

»Dann müssen wir um den Ring herum!« rief Wu. »Dazu ist es zu spät!« Seine Stimme vibrierte leicht.

»Wir haben keine Wahl!« stellte der Kommandant klar. Sie kehrten um, hetzten die Korridore entlang, so gut sie das mit ihren Verletzungen vermochten.

Brett Duvalier hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.

Erneut waren aus Richtung der Triebwerke Serien kleinerer Explosionen zu hören. Das Licht flackerte, fiel schließlich aus. Mehrere Sekunden lang war es vollkommen dunkel, ehe die Notbeleuchtung ansprang.

Wenig später war für Duvalier und seine Männer erneut der Durchgang versperrt.

»Das darf doch nicht war sein!« kam es ihm über die Lippen.

Auch in dieser Richtung war der Zugang zu den Flashdepots nicht erreichbar. Der an dieser Stelle sehr breite Korridor war auf ähnliche Weise zusammengedrückt wie auf der anderen Seite des Ringkörpers.

Unser Todesurteil! durchzuckte es Duvalier.

Er stützte sich an der Wand ab.

Schweiß perlte ihm von der Stirn. Einen kurzen Moment lang schloß er die Augen. Heißt es nicht, daß man in einem Augenblick wie diesem sein ganzes Leben noch einmal an sich vorüberziehen sieht?

Brett Duvalier bemerkte nichts davon. Statt dessen war sein Kopf einfach nur leer.

Sekunden nur konnte die endgültige Zerstörung der TOLEDO noch auf sich warten lassen. Eine Erschütterung sorgte beinahe dafür, daß Brett Duvalier das Gleichgewicht verlor und zu Boden taumelte. Ein dumpfer Laut erfüllte das Schiff. So tief und grollend wie nichts, was der Kommandant oder einer der anderen je zuvor gehört hatten.

»Es ist passiert…« murmelte Wu. »Die zentrale Triebwerkssektion ist explodiert. Keine zehn Sekunden, und die Detonation hat sich über das ganze Schiff ausgebreitet…«

Sie alle waren starr vor Schreck. Es gab nichts, was jetzt noch getan werden konnte.

Ein Lichtblitz ließ die Männer zusammenzucken. Etwas durchdrang die zusammengedrückten Wände des Korridors.

Eine Sekunde später war erneut eine Lichterscheinung zu sehen.

Duvalier brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß dies nichts mit der bevorstehenden Explosion des Schiffes zu tun hatte.

Ein Flash war im Intervallflug durch die Außenhülle der TOLEDO gedrungen und im Korridor gelandet. Die Lichterscheinung war durch seinen Brennkreis verursacht worden. Der Pilot schaltete das Intervallum ab.

Weitere Flash erschienen kurz hintereinander.

»Los! Worauf warten wir noch?« rief Vukov.

Die Flash waren jeweils nur mit einem Piloten besetzt, so daß die sechs Mann der TOLEDO zusteigen konnten.

Flashpilot Larry Fonghauser von der POINT OF hatte das Kommando über den kleinen Verband der zweisitzigen, zylinderförmigen Beiboote.

»Intervallum einschalten und weg!« befahl er über Funk an alle.

In diesem Augenblick hatte sich die Explosion so weit fortgesetzt, daß sie nun das Schiff buchstäblich auseinanderriß. Die TOLEDO verwandelte sich in einen glühendheißen Feuerball aus grellweißem Licht. Nur einen Augenblick lang leuchtete dieser Feuerball einer Mini-Supernova gleich auf, dann war da nichts mehr.

Nichts außer der Schwärze des interstellaren Raums in der Nähe des Gerrck-Systems und ein paar zum Teil stark beschädigte terranische Raumschiffe, die glücklicherweise weit genug vom Explosionsherd entfernt gewesen waren. Einige von ihnen hatten das Intervallfeld aktiviert, aber nicht alle S-Kreuzer und Ovoid-Ringraumer waren dazu nach den schweren Beschädigungen, die sie sich während des Gefechts mit den Unbekannten zugezogen hatten, noch in der Lage.

Die sechs Flash schossen aus dem verglühenden Feuerball heraus. Larry Fonghauser und die anderen Flashpiloten der POINT OF hatten in letzter Sekunde ihre Intervallfelder aktivieren können, so daß die mörderischen Temperaturen im Einflußbereich der Explosion ihnen nichts anhaben konnten. Das Intervall versetzte die Flash nämlich in ein eigenes Kontinuum, das vor den enorm hohen Temperaturen und Drücken schützte und ihnen außerdem die Möglichkeit gab, feste Materie zu durchdringen.

»Hier Fonghauser, Flash 007«, wurde an die POINT OFgefunkt. »Rettungsauftrag ausgeführt.«

»Ist jemand verletzt?« fragte Glenn Morris zurück.

»Kleinere Blessuren«, gab Fonghauser Auskunft. »Die gesamte derzeitige Besatzung der TOLEDO war immerhin noch in der Lage, sich ohne Hilfe in die Flash zu begeben!«

Augenblicke später erreichten die Beiboote ihr Mutterschiff. Im Intervallflug durchdrangen sie einfach die aus Unitall bestehende Außenhaut der POINT OF und landeten nacheinander in den für sie vorgesehenen Depots.

*

»Wir werden nach Grah zurückfliegen und dort landen«, kündigte Ren Dhark an.

Hen Falluta, seines Zeichens Erster Offizier der POINT OF, hatte im Pilotensitz Platz genommen.

Glenn Morris von der Funk-Z meldete sich.

»Alle anderen Einheiten sind zum Rückflug bereit«, meldete er.

»Entweder aus eigener Kraft oder im Schlepp eines anderen Raumers«, setzte Dan Riker hinzu. Er hatte die Arme verschränkt und wirkte auffallend nachdenklich. Kurz rieb er sich am Kinn und meinte dann: »Bis jetzt wissen wir noch nicht einmal, was das eigentliche Ziel dieses Angriffes gewesen ist. Das wurmt mich am meisten!«

»Immerhin haben wir uns ganz gut verteidigen können«, warf Amy Stewart ein. Die attraktive Cyborgfrau, mit der Ren Dhark mittlerweile liiert war, hob die Augenbrauen. »Über dreißig ihrer Raumschiffe haben wir vernichten können. Ihre Verluste waren weitaus höher als unsere – und das trotz der überlegenen Schutzschirme!«

Ein koordiniertes, taktisch ausgeklügeltes Vorgehen hatte die Lage zu Gunsten der terranischen Schiffe gewendet.

»Ich nehme an, daß wir von den Unbekannten schneller wieder etwas hören werden, als uns allen lieb ist«, vermutete Dhark.

Von der Krankenstation wurde eine Interkomverbindung aktiviert. Auf dem Schutzschirm erschien das Gesicht Manu Tschobes.

Der Mediziner schaute zur Seite, so als wollte er dem Blick seines Gegenübers ausweichen. Das war typisch für den Afrikaner, der abgesehen von seinen Fertigkeiten im medizinischen Bereich auch noch über die – wenn auch schwach ausgeprägte – Gabe der Hypnose verfügte. Aus diesem Grund vermied er es, andere Menschen direkt anzusehen, es sei denn er beabsichtigte, sie in irgendeiner Weise zu beeinflussen.

»Duvalier will Sie unbedingt sprechen, Sir«, meldete er. »Er hat zwar eine ziemlich starke Gehirnerschütterung und kann froh sein, daß keine Schädelfraktur vorliegt, aber…«

»Geben Sie ihn mir ruhig«, erwiderte Ren Dhark.

Offenbar mußte der Kommandant der TOLEDO sich irgend etwas von der Seele reden.

Im nächsten Augenblick erschien Duvaliers Gesicht auf dem Sichtschirm. Er wirkte angestrengt.

»Sir, uns ist etwas sehr Eigenartiges passiert«, begann er seinen Bericht und erzählte Ren Dhark anschließend in allen Einzelheiten von den blockierten Wegen zu den Flashdepots. »Das sah aus wie…« Ihm fehlten die Worte. »Ich frage Sie, Sir, haben Sie schon einmal davon gehört, daß Schiffe im Kampf derart zusammengedrückt wurden?« Duvalier rieb sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht.

»Erinnern Sie sich noch, wo die Toledo hauptsächlich getroffen wurde?« fragte Dhark. »Sie müssen zumindest Treffer in die Triebwerkssektion bekommen haben, sonst wäre es nicht zu der verheerenden Explosion gekommen.«

»Ehrlich gesagt, ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wo wir überall Treffer bekamen«, antwortete Duvalier. »Sie sind auf jeden Fall so entscheidend gewesen, daß ein Teil der Systeme gleich ausgefallen ist. Was da an Schadensberichten angezeigt wurde, war wohl nicht ganz vollständig.« Er machte eine Pause, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger beider Hände die Schläfen und schloß einen Moment lang die Augen.

Dann ging ein Ruck durch seinen Körper.

Er riß sich erkennbar zusammen und straffte seine Haltung.

»Ich denke, Sie brauchen erst mal etwas Ruhe«, stellte Dhark fest.

Ein mattes Lächeln glitt über Duvaliers Gesicht.

»Das habe ich gerade schon des öfteren zu hören gekriegt. Leider habe ich ganz schön etwas auf den Deckel bekommen, aber so wie es aussieht, werden keine Schäden zurückbleiben.«

»Ich danke Ihnen für Ihre Meldung, Duvalier«, erwiderte Dhark. »Und ansonsten wünsche ich Ihnen gute Besserung!«

Der ehemalige Commander der Planeten unterbrach die Verbindung.

Dhark wandte sich an Arc Doorn.

»Haben Sie schon einmal davon gehört, daß Schiffsrümpfe aus Tofirit zusammengefaltet werden, Arc?«

Der Sibirier schüttelte energisch den Kopf »Offen gesagt: nein.«

»Ich frage mich, wie man so etwas mit Treffern durch diese Kompri-Nadelwaffe überhaupt hinbekommen kann!«

»Wer sagt uns, daß sie nicht eine ganz andere Waffe eingesetzt haben?« fragte Doorn.

»Davon hat Kommandant Duvalier nichts erwähnt«, erinnerte ihn Dhark.

Der Sibirier hob die Schultern.

»Lassen wir den Checkmaster eine Analyse machen und die Daten aller je in seinen Datenbanken verzeichneten Raumgefechte durchforsten«, schlug er vor.

»Gute Idee«, murmelte Dhark. Allerdings hatte er das dumpfe Gefühl, daß dabei nicht allzuviel herauskommen würde.

2.

Grah, einige Stunden zuvor…

Das ehemalige Grako-Militärdepot befand sich mitten im Dschungel und bestand aus fünf kuppelartigen Gebäuden, in denen sich Hauptmann Eric Santini und seine Gruppe inzwischen eingerichtet hatten.

Diese Gruppe bestand vorwiegend aus Angehörigen der terranischen Raumstreitkräfte, die auf Grah stationiert waren und dort nach wie vor das Sagen hatten.

Außerdem befanden sich momentan noch einige terranische Zivilisten – vorwiegend Wissenschaftler –, mehrere loyale Grakos, einige Roboter vom humanoiden Großserientyp sowie drei Gordo bei ihnen, die allesamt Mitglieder der amtierenden Regierung von Grah waren.

Santinis Gruppe war vom Raumhafen Drei geflohen, als die unbekannten Invasoren aus dem All ihren Angriff gestartet hatten. Weitere Personen waren im Laufe der sich ausbreitenden Kriegswirren zu ihnen gestoßen. Santinis Ziel war die ehemalige Geheimstation der Grakos gewesen, die die Bezeichnung Delta-Null trug.

Die robotischen Invasoren hatten es zunächst nahezu perfekt verstanden, jeglichen Kontakt der auf Grah stationierten Terraner zu ihrem Oberkommando zu unterbinden. Kein Hyperfunkspruch und kein Notruf hatte das Gerrck-System verlassen können.

Die Angreifer zerstörten jede Möglichkeit der Kommunikation und hinderten die auf Grah stationierten ehemaligen Giant-Raumer daran, Transitionsgeschwindigkeit zu erreichen und das System zu verlassen.

Santini und seiner Gruppe war es jedoch gelungen, den Hyperfunksender in der Station Delta-Null zu reaktivieren und einen Notruf abzustrahlen.

Anschließend hatten sie in den Dschungel flüchten müssen und die ihnen zur Verfügung stehenden Gleiter per Fernsteuerung an weit entfernte Punkte im Urwald gesteuert.

Sie selbst hatten sich auf den Weg zu diesem verlassenen Depot gemacht. Wenig später hatten die Invasoren den Ursprungsort des Notrufes geortet und umgehend dafür gesorgt, daß er aus dem Weltraum heraus zerstört wurde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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