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Krimis von Pete Hackett & Alfred Bekker & Henry Rohmer Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt. Diese Buch enthält folgende Krimis: Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und der Mord im Steak House Alfred Bekker: Der Mann in Kobaltblau Pete Hackett: Nichts war ihnen heilig – Pete Hackett: Tödliche Altlasten – Pete Hackett: Im Fadenkreuz des Terrors – Alfred Bekker: Abendessen mit Konversation Alfred Bekker: Mörder-Chip Alfred Bekker: Ein Profi gibt nicht auf Pete Hackett: Wer will den Kopf von Donald Glencer? Alfred Bekker: Tödliche Tropfen Alfred Bekker: Eine böse Überraschung Henry Rohmer: Alain Boulanger und der Mörder-Flic von Paris Alfred Bekker: Für den Mörder geht es um die Wurst
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Seitenzahl: 887
Veröffentlichungsjahr: 2025
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13 Urlaubskrimis für den Strandkorb Mai 2025
Copyright
Kommissar Jörgensen und der Mord im Steak House
Der Mann in Kobaltblau
Nichts war ihnen heilig
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Tödliche Altlasten
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Im Fadenkreuz des Terrors
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ABENDESSEN MIT KONVERSATION
Mörder-Chip
EIN PROFI GIBT NICHT AUF
Wer will den Kopf von Donald Glencer?
TÖDLICHE TROPFEN
EINE BÖSE ÜBERRASCHUNG
Alain Boulanger und der Mörder-Flic von Paris: Frankreich Krimi
Für den Mörder geht es um die Wurst
Krimis von Pete Hackett & Alfred Bekker & Henry Rohmer
Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre.
Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt.
Diese Buch enthält folgende Krimis:
Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und der Mord im Steak House
Alfred Bekker: Der Mann in Kobaltblau
Pete Hackett: Nichts war ihnen heilig –
Pete Hackett: Tödliche Altlasten –
Pete Hackett: Im Fadenkreuz des Terrors –
Alfred Bekker: Abendessen mit Konversation
Alfred Bekker: Mörder-Chip
Alfred Bekker: Ein Profi gibt nicht auf
Pete Hackett: Wer will den Kopf von Donald Glencer?
Alfred Bekker: Tödliche Tropfen
Alfred Bekker: Eine böse Überraschung
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Alfred Bekker: Für den Mörder geht es um die Wurst
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Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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von ALFRED BEKKER
Es war ein kühler Novembermorgen in Hamburg, und die ersten Nebelschwaden schlichen sich über die Straßen. Während ich durch das Hauptpräsidium der Polizei schritt, hatte ich das Gefühl, als würde ich dem unaufhörlichen Klang von Motorrädern und dem Geschrei der Möwen entkommen. Der Tag begann bereits angespannt, und ich wusste, dass Roy und ich nicht lange auf die ersten Fragen und Probleme warten müssten.
„Uwe, mach dich bereit, wir haben einen neuen Fall“, rief Roy, als er hinter seinem Schreibtisch aufstand und die Notizen auf seinem Tablet durchscrollte. Obwohl wir bei der Kripo Hamburg jeden Tag mit dem Üngewöhnlichen konfrontiert wurden, hatte ich mir nicht träumen lassen, dass es uns heute so früh erwischen würde.
„Was gibt’s denn?“ fragte ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Das Licht der alten Deckenleuchten flimmerte ein wenig und fiel auf die Karte von Hamburg, die an der Wand hing. Viele der Straßen waren mir inzwischen vertraut, das Zentrum war wie ein vertrauter Freund geworden, mit seinen Ecken und Kanten, den bunten Märkten und dunklen Gassen. Doch die Stadt bewahrte sich immer noch ihre Geheimnisse.
„Mord in der Karolinenstraße. Tom Bender, der Besitzer des Steak-Houses ‚Fleisch & Flamme‘. Jemand hat ihn erschossen. Die Liga der militanten Vegetarier hat sich bereits zu Wort gemeldet und sich zu dem Verbrechen bekannt“, erklärte Roy, während er sich in seinen Sessel zurückfallen ließ.
Ich blinzelte, um die Neuigkeit zu verarbeiten. „Die Liga der militanten Vegetarier? Wirklich?“
“Die offiziellen Vertreter der Liga bestreiten jede Beteiligung.”
“Also ist es jemand, der sich als Liga der militanten Vegetarier ausgibt?”
“Oder eine radikale Abspaltung.”
“Wenn ich ein Sprecher der Liga wäre, würde ich auch jede Beteiligung abstreiten, sonst heißt es ganz schnell, dass das eine kriminelle Vereinigung ist.”
„Ja“, murmelte Roy und schüttelte den Kopf. „Sie sehen sich selbst als die Hüter der Tiere. Und ihre Aktionen sind nicht gerade… goldig.“
Ich hob die Augenbrauen.
“Goldig? Hast du goldig gesagt.”
“Hast du es mit den Ohren?”
“Nein, aber…”
“Mir ist kein passenderes Wort eingefallen.”
“Bei Wortfindungsstörungen sollte man zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen, Roy.”
“Jetzt verarsch mich nicht!”
“Du bist ja schon fast so humorlos geworden, wie ein Vegetarier!”
Nur zur Klarstellung: Roy und ich können solche Witze untereinander machen. Da ist keiner beleidigt. Wir sind wie ein altes Ehepaar. Verstehen Sie, was ich meine? Jahrzehnte zusammen im Dienst, das verbindet.
*
Ich war mir der Ideologie dieser Gruppe bewusst. Doch sie auch zu verdächtigen, einen Mord zu begehen? Es schien mir absurd, zumindest auf den ersten Blick. Andererseits… Wenn es eine Bekennerbotschaft gab! Aber die konte natürlich auch falsch sein. Das war mir schon klar.
„Wie war die Beziehung von Bender zur Liga? Gab es Drohungen?“
„Das wird sich zeigen müssen. Lass uns losfahren“, sagte Roy. Er öffnete die Tür und führte den Weg aus unserem Büro in den Gang, der uns zu den Ausfahrten des Präsidiums führte.
Während wir die Treppen hinuntergingen, erinnerte ich mich an die letzten Monate in Hamburg. Es war ein ständiger Kampf gegen das Verbrechen – mal war es ein Raub, mal ein Drogenring, und nun schien es, als wären wir auf die Abgründe des menschlichen Geistes gestoßen.
Draußen empfing uns der beißende Wind, und ich zog mir die Jacke enger um die Schultern. Wie oft hatte ich mich bereits dabei ertappt, die Einwohner Hamburgs zu beobachten, während sie ihren täglichen Geschäften nachgingen. Hatte es jemand bemerkt, als ich mir überlegte, wer unter diesen vielen Gesichtern der Mörder sein könnte?
In dieser Hinsicht war ich immer wieder überrascht.
„Uwe, würdest du bitte nicht so nachdenklich gucken? So ziehen wir die Killer nur an“, bemerkte Roy mit einem schiefen Grinsen.
„Sag bloß, dass du nicht auch ein paar Überlegungen im Kopf hast“, gab ich zurück und stieg in das Dienstfahrzeug.
Die Karolinenstraße war nur einen Katzensprung entfernt, und wir genossen die Stille, die auf dem Weg herrschte. Es hatte schon eine Weile nicht mehr geregnet, und der Asphalt glänzte müde im schwachen Licht der herannahenden Wintersonne.
Als wir schließlich am Tatort ankamen, war die Szenerie schon mit einem Streifenwagen abgesperrt. Die Kollegen zogen sich vor der dröhnenden Presse zurück, die mit Kameras und Blocknotizen ausgerüstet war. Ich warf einen Blick auf die Menge vor dem Steak-House und sah auch ein paar Gesichter aus der Gegend: Nachbarn, Angestellte, Angehörige die um einen Restaurantbesitzer trauerten.
Am Eingang des ‚Fleisch & Flamme‘ wartete Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim, der uns als Forensiker bekannt war. Er war ein genialer Kopf, dessen Arroganz manchmal schwer auszuhalten war. Ich kannte seine Vorliebe, die von ihm als „Unzulänglichkeiten“ betrachteten Menschen zu brüskieren. Natürlich war Roy in solchen Momenten sein bevorzugtes Ziel.
„Ah, Herr Jörgensen, Herr Müller. Ich nehme an, Sie sind bereit für die brillante Analyse eines weiteren „dummen“ Verbrechens?“ Seine Stimme war kalkuliert freundlich, aber der Unterton ließ bereits erahnen, dass er keine Lust auf unser Schulterklopfen hatte.
„Was haben Sie für uns?“ begann Roy, doch Förnheim winkte ab und ließ uns nicht aus den Augen, als wir ins Restaurant traten.
Der Geruch von gebratenem Fleisch hing in der Luft, ein schrecklicher Kontrast zu dem Schrecken, den der Ort ausstrahlte. Tom Bender lag leblos hinter dem Tresen, sein Körper war von einem blutigen Tuch bedeckt. Dr. Gerold Wildenbacher, der Rechtsmediziner, kniete bereits daneben und begutachtete die Leiche.
„Schmerzt es Sie nicht, Zeuge einer solch grausigen Szenerie zu sein, Jörgensen?“ fragte er, als er uns sah. „Da haben wir einen weiteren Feinschmecker verarbeitet.“
Ich unterdrückte einen Angriffsreflex, als ich sah, wie Roy die Augen verdrehte. „Momentan fühlt es sich nicht so an, als könnte ich Appetit auf ein Steak bekommen, Gerold.“
Der Pathologe schnaubte verächtlich, während er mit einem medizinischen Werkzeug die Bluse des Opfers anhebt. „Der Tod trat durch mehrere Schüsse ein, direkt ins Herz. Klar und schnell“, entgegnete er schlicht.
„Und der Rest der Untersuchung?“ fragte ich, während ich mich näher heran wagte.
„Ich mache meine Arbeit, ganz nach meinem Zeitplan, und gestikulieren sollen Sie ruhig”, kam es zurück, wie immer hemdsärmlig und wenig mitfühlend. Ein Meister seines Faches, ohne Zweifel. “
Ich begann, mich im Raum umzusehen, versuchte bereits erste Erkenntnisse zu sammeln. Wo war der blutige Schuss hergekommen? Und warum steckte in Benders Tasche ein Zettel? Da war noch etwas nicht ganz klar: Der Zettel.
Aber oft genug weiß man erst später, was wichtig ist.
Das stelle ich immer wieder fest.
Schließlich wandte ich Roy einen bedeutungsvollen Blick zu. „Wir müssen diese Liga sprechen. Informiere unseren Chef, und lass uns eine Verbindung zu den Vegetariern herstellen. Es wird nicht lange dauern, bis sie sich zu Wort melden.“
Im Hintergrund hörte ich Förnheim meine Worte leise spöttisch wiederholen. „Ah, wie spannend! Die großen Kommissare von Hamburg auf der Jagd nach dem Täter.“
Ich rollte mit den Augen, während ich mir überlegte: Der Fall war gerade erst im Gange, und der Nebel über Hamburg wurde immer dichter.
Während Roy seine Stiefel über die schmale Holztreppe des Steak-Houses setzte, blickte ich unruhig umher. Die Szenerie wirkte surreal; das Restaurant war ein Ort der Freude und des Genusses, aber jetzt war es ein Tatort, der von einem unvorstellbaren Verbrechen heimgesucht wurde. Die fröhlichen Farben der Dekoration und der Duft von frisch gebratenem Fleisch hatten dem Grauen nichts entgegensetzen können. Plötzlich dachte ich an die vielen Menschen, die hier ihre Feste gefeiert und sich köstlich gespeist hatten, während Tom Bender mit einem Lächeln am Grill gestanden hatte. Wer konnte so etwas einem Menschen antun, der das Essen derart zelebrierte?
„Uwe, lass uns weitergehen“, rief Roy aus, und ich folgte ihm nach draußen. „Die Vegetarier haben das Steak-Haus als ein Symbol des Verbrechens gegen die Natur betrachtet. Vielleicht finden wir dort etwas, das uns einen Hinweis gibt.“
Als wir den Dienstwagen bestiegen und uns auf den Weg zur Liga der militanten Vegetarier machten, überlegte ich, wie sich dieser Fall entwickeln würde. Hatten die Militanten wirklich das Recht, zu töten, nur weil sie an eine ideologisch motivierte Mission glaubten? Natürlich nicht. Die schlimmsten Verbrechen werden regelmäßig damit gerechtfertigt, dass man einen guten Zweck verfolgt. Ob Inquisition oder Vegetarier. Die Unterschiede waren marginal.
Ich war mir sicher, dass der Zusammenhang zwischen Toms Tod und der Liga größer war, als wir zunächst denken mochten.
Roy steuerte uns mit sicherer Hand in die Altstadt von Hamburg, und während er das Navigationsgerät bediente, wechselte ich einige Gedanken mit ihm aus. „Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob das Ganze nicht vielleicht mehr aus einem persönlichen Motiv entstand? Vielleicht war Tom nicht nur ein Restaurantbesitzer, sondern es gab andere Verbindungen, die ihm mehrere Feinde eingebracht haben könnten.“
Roy nickte. „Ich bin mir sicher, dass es da noch eine andere Seite gibt. Man sollte es in Betracht ziehen. Aber die Liga macht für mich einen interessanten Widerpart. Wenn sie sich wirklich zu diesem Mord bekannt haben, müssen wir ihre Motive und Verbindungen klären. Die haben einen radikalen Unterton, und solche ideologischen Menschen neigen oft zu extremen Taten.“
“Dieses Bekenntnis könnte fasch sein.”
“Natürlich.”
“Jemand könnte den Verdacht auf dieser Vegetarier gelenkt haben.”
“Oder die Vegetarier respektieren tatsächlich tierisches Leben mehr als Menschliches.”
“Was ja auch irgendwie schräg ist.”
“Ich glaube, wir beide sind sowieso die einzigen Normalen in Hamburg.”
“Jetzt willst du mich veralbern!”
“Sicher. Was sonst. Ich hatte nämlich Herrn Bock, unseren geschätzten Vorgesetzten in der Aufzählung der Vernünftigen vergessen.”
“Quatschkopf!”
Wir parkten vor einem kleinen, verschlossenen Vereinsheim, das in den letzten Jahren für die Liga der militanten Vegetarier als Hauptquartier diente. Ich sah Roy an; er schien ebenso aufgeregt wie ich. Unsere Ermittlungen führten uns oft zu ungewöhnlichen Orten, aber dieses Mal war ich mir nicht sicher, auf was ich gefasst sein sollte.
„Hast du dein Pseudonym im Kopf?“, fragte ich mit einem schiefen Grinsen. „Soll ich die Taktik «Ich bin ein interessierter Gourmet» aufleben lassen?“
„Lass uns einfach die Augen und Ohren offen halten“, meinte Roy, während er seinen Ausweis aus der Tasche zog und zur Tür trat. „Wir sollen ihnen das Gefühl geben, dass wir den Fall ernst nehmen. Das könnte uns den Zugang zu den Informationen erleichtern.“
Als Roy anklopfte, lauschten wir der Stille, die uns umgab. Ein leises Rascheln war von drinnen zu hören, und schließlich öffnete ein hagerer Mann mit einem zotteligen Bart die Tür. „Was wollen Sie hier?“, fragte er schroff.
„Wir sind von der Polizei“, erwiderte Roy und zeigte seinen Ausweis. „Wir ermitteln im Fall Tom Bender. Die Liga der militanten Vegetarier hat sich zu dem Mord bekannt.“
Der Mann sah uns kritisch an, seine schmalen Lippen zu einer gerafften Linie zusammengepresst. „So kenne die Liga nicht. Wir haben hier nichts mit dem Mord zu tun.“
„Wir müssen Ihnen einige Fragen stellen. Könnten wir reinkommen?“, drängte ich. Der Mann zögerte, aber schließlich trat er ein Stück zur Seite und erlaubte uns, das einfache, schlichte Innere zu betreten.
Ein paar Pflanzen in seltsamen Töpfen standen um einen großen Tisch, an dem einige Leute saßen und zwar diskutierten, allerdings nicht besonders lebhaft. Jeder Blick war schwermütig, und ich spürte schnell die Trauer, die in diesen Raum gehangen hatte. An den Wänden hingen Bilder von Tieren, die in der freien Natur lebten - ein eindrucksvolles, aber bedrohliches Klima.
„Setzen Sie sich“, murmelte der Bartmann und zeigte auf die Stühle. „Aber ich warne Sie, wir sind keine Gewalttäter. Wir sprechen für Tiere und das natürliche Gleichgewicht der Welt.“
Ich nahm auf einem der Stühle Platz und warf Roy einen Blick zu, der das Zeichen erkannte. „Wir sind hier, um Informationen zu sammeln. Zumindest eine Verbindung zu Tom Bender ist unvermeidlich. Hatten Sie jemals Kontakt zu ihm?“
Die Atmosphäre im Raum wurde sofort merklich angespannt. „Bender war ein Geschäftsmann, der für einen Profit über Leichen ging. Seine ganze Philosophie war verdorben“, murmelte eine Frau mit kurzen, blonden Haaren und unverkennbaren dunklen Ringen unter den Augen. „Sein Restaurant war nicht nur eine Anlaufstelle für Fleischesser; es war ein Tempel eines Grundkonflikts.“
„Einen Grundkonflikt? Und wie steht es mit Drohungen? Gab es welche, die er von Ihrer Seite bekommen hat?“, fragte ich, während ich mich zu der vordersten Reihe des verzweifelten Kreises umblickte.
„Unsere Taktiken waren nie gewalttätig“, sprach der Bartmann erneut und starrte mich mit seinen eisblauen Augen an. „Wir vergessen nicht, dass wir für ein größeres Ziel kämpfen. Aber lasst euch bewusst sein, die Welt ist nicht so einfach, wie es scheint.“
Ich spürte, dass wir an einem Punkt waren, an dem wir nicht mehr zurückkehren konnten: das Netz aus Worten und Anklagen, das zwischen uns und der Liga gespannt war. Sie könnten einen Mord begehen – oder auch nicht. Wir würden mehr über diese Gruppe herausfinden müssen, denn das Nebelspiel in Hamburg war erst der Anfang, und die Wahrheit lag immer noch in der Dunkelheit verborgen.
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Die Liga der militanten Vegetarier (L.d.V.) war eine geheimnisvolle und umstrittene Gruppe, die sich dem Ziel verschrieben hatte, die Tierrechte zu verteidigen und die Auswirkungen der Massentierhaltung auf die Umwelt zu bekämpfen. Gegründet wurde sie vor mehreren Jahren von einer Handvoll Aktivisten, die die brutalen Bedingungen der Tierhaltung im Hinterkopf hatten und dies lautstark anprangerten. Im Laufe der Zeit hatte sich die Liga jedoch radikalisiert, und ihre Mitglieder sahen sich als die selbsternannten Wächter der Tiere, die auch vor extremen Maßnahmen nicht zurückschreckten.
Die Liga trat vehement gegen den Konsum von Fleisch und tierischen Produkten auf und propagierte eine Lebensweise, die ausschließlich auf pflanzlicher Ernährung basierte. Ihre Philosophie umfasste nicht nur ethische Betrachtungen, sondern auch ökologischen Aktivismus. Sie vertraten die Überzeugung, dass die Massentierhaltung die Hauptursache für viele Umweltprobleme sei, einschließlich Klimawandel, Entwaldung und Wasserverschmutzung. Ihre Botschaft war, dass der Verzicht auf Fleisch nicht nur dem Wohl der Tiere diente, sondern auch der Rettung des Planeten.
Die Methoden, die die Liga anwendete, waren von einer Vielzahl an Aktionen geprägt. Sie organisierten Demonstrationen, Umweltschutzaktionen, plakativen Informationsstand und aufklärende Kampagnen über die Folgen des Fleischkonsums. Doch mit der Zeit wurden ihre Ansätze zunehmend militanter. Einige Mitglieder der Liga begannen, extreme Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Botschaft zu vermitteln. Dazu gehörten direkte Aktionen wie die Besetzung von Schlachthöfen, Vandalismus an Fleischproduktionsstätten und das Boykottieren von Restaurants, die Fleischgerichte anboten.
Die Liga rückte vermehrt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, als immer wieder Drohungen und Geschehnisse mit gewalttätigem Hintergrund auftauchten. Während die Mehrheit der Mitglieder friedlich blieb und sich an gewaltfreie Proteste hielt, gab es eine künstlerisch-doktrinäre Fraktion, die eine aggressivere Agenda verfolgte. Diese Teilgruppe nahm es mit den Prinzipien der Liga nicht so genau, was die ultimativen Ziele ihrer Aktionen anging.
Ein Teil der Liga hatte auch Verbindungen zu anderen Tierrechtsorganisationen und Umweltgruppen. Es gab eine unübersichtliche Vielzahl an Allianzen, Erfahrungsgruppen und militanten Zellen, die sich je nach Ursache zusammenschlossen. Diese Netzwerke waren oft diffus und schwer nachzuvollziehen, was es Ermittlern erschwerte, die Dynamik innerhalb der Liga zu verstehen.
Die Mitglieder der Liga waren in der Gesellschaft oft hochgebildet und rekrutierten sich aus verschiedenen sozialen Schichten, von Studenten bis hin zu Aktivisten und wissenschaftlichen Fachleuten. Neben der Anziehungskraft ihrer Ideologie sorgte auch der geheimnisvolle und oft exaltierte Umgang mit den eigenen Aktivismus-Mythen für Anreize zur Mitgliedschaft.
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Die Liga hatte nicht nur Befürworter, sondern auch kritische Stimmen. Die Vorgehensweise der militanten Fraktion brachte ihnen den Ruf ein, auch unbeteiligte Personen in Gefahr zu bringen. Der Mord an Tom Bender war das jüngste Beispiel für einen Vorfall, der die Liga ins Zwielicht rückte. Auch wenn sich die eigentlichen Mörder möglicherweise nicht unter den ruhigeren Unterstützern der Liga befanden, bleib die Frage, ob der Druck wohlmeinender Aktivisten zu solch extremen Maßnahmen führen könnte.
Bei den Ermittlungen am Tatort des Restaurants war jeder still auf der Hut, und die Spannung um diese besondere Liga breitete sich aus. Wer wusste, wie weit sie bereit waren zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen? Konnte es sein, dass ihre Ideologie sie dazu drängte, ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen, um das durchzuführen, was sie als „höhere Mission“ ansahen? In der verstrickten Welt der militanten Vegetarier war nichts, wie es schien, und die Wahrheit lag irgendwo im Dunst zwischen dem unbedingten Glauben an ihre Ideale und der Realität der Konsequenzen, die ihre Entscheidungen nach sich zogen.
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Im schwachen Licht des Vereinsheims spürte ich, wie die aufgeladene Atmosphäre mich regelrecht umhüllte. Es war, als würde ich in einen geheimen Raum voller Überzeugungen und unausgesprochener Absichten eintreten. Die Mitglieder der Liga der militanten Vegetarier saßen um einen Tisch, und während ich ihnen gegenüberstand, spürte ich die Intensität ihrer Ideale—ein leidenschaftliches Streben, das über das Alltägliche hinausging.
„Wir sind hier für die Tiere“, begann Lena Hartmann, ihre Stimme fest und eindringlich. „Jede Minute leiden Millionen von Tieren in den grausamsten Bedingungen, nur damit einige von uns ein Stück Fleisch essen können. Das kann und darf nicht so weitergehen.“ Ihre Augen blitzen vor Entschlossenheit. „Unser Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen und eine Welt zu schaffen, in der kein Tier mehr für den Gaumen eines Menschen leiden muss.“
Die Umrisse des Raumes schienen sich zu verengen, als ihre Worte durch die Luft schwebten. Ich bemerkte, wie sich die anderen Mitglieder bei ihren Aussagen gegenseitig bestätigten und ein Stilles Einverständnis erkennbar wurde. Markus Müller nickte zustimmend. „Unsere Aktionen sollen nicht nur die Menschen auffordern, über ihren Konsum nachzudenken, sondern auch direkt gegen das Unrecht vorgehen. Wir setzen uns dafür ein, die Praktiken der Massentierhaltung öffentlich zu machen und die Verbraucher zu sensibilisieren. Wir machen das sichtbar—nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten.“
Ich beobachtete Klara Völkner, eine andere Aktivistin, die gerade ein Stück Papier in die Hand nahm und über den Tisch schob. „Das Ziel ist nicht nur die Bekämpfung von Tierquälerei“, sagte sie und sprach so ruhig wie ein Wasserfall. „Wir kämpfen auch gegen das System, das diese Praktiken ermöglicht. Die Fleischindustrie ist eine der umweltschädlichsten Industrien überhaupt. Ihr Einfluss auf den Klimawandel ist unverkennbar. Wenn wir also die Tiere schützen, schützen wir auch unseren Planeten.“
Felix Jäger, der Pressechef, fügte hinzu: „Ja, und das ist der Kern unserer Mission. Wir sind hier, um den Kopf der Hydra zu zerschlagen, nicht nur ein paar Köpfe zu schneiden. Es geht darum, die gesamte Struktur anzugreifen, die diese Unmenschlichkeit aufrechterhält.“
Gleichzeitig erhob sich ein leises Murmeln innerhalb der Gruppe. Ich spürte, dass etwas in den vielen Motivationen brodelte—eine Ungleichheit zwischen den radikaleren Ansichten und denjenigen, die noch an den Werten von Ruhe und friedlichem Protest festhielten. Eine Frau, die sich als Tabea Schmitt, vorgestellt hatte, verdrehte schließlich die Augen und warf einen Blick auf die anderen, „Aber sollten wir nicht auch auf die Art und Weise achten, wie wir das tun? Gewalt führt nur zu weiteren Konflikten. Wir müssen die Menschen mit unseren Argumenten überzeugen, nicht mit unseren Fäusten.“
Gleichzeitig schien die Spannung zu wachsen, als Jonas Berg seine Stimme erhob. „Die Zeit des Überzeugens ist vorbei! Manchmal ist es nötig, dass wir ernsthafte Schritte unternehmen müssen, um zu handeln. Wartet doch nur auf den richtigen Moment, und wir werden es ihnen allen zeigen!“
Die Gespräche wurden intensiver und hitziger, ein Wechselspiel zwischen Idealen und dem Drang, Ergebnisse zu erzielen. In den Blicken der Mitglieder fand ein Kampf zwischen Überzeugung und Radikalität statt. Ich fragte mich, ob diese Spannungen an die Wurzel ihres Schmerzes, ihrer Angst und ihrer Hoffnung anknüpften.
Schließlich konnte ich nicht umhin, meine Beobachtungen in Worte zu fassen. „Es scheint, dass die Liga nicht nur eine Plattform für Tierrechte ist, sondern auch für eine Revolution in der gesamten Gesellschaft. Ihre Ziele gehen weit über den Tierschutz hinaus. Sie treten für eine Umstellung des Lebensstils ein, für die Zerschlagung von Ideologien, die den planlosen Konsum und die Ausbeutung begünstigen. Eine Veränderung des Denkens.“
In dem Moment, als ich diese Gedanken aussprach, fühlte ich, wie sich die Energie im Raum veränderte. Zuhören, Nachdenken, Miteinander sprechen—ein schimmernder Funke von Konsens. Lena lächelte schwach, und ich sah in den Gesichtern der anderen Mitglieder eine vage Zustimmung. Doch der Gedanke an Gewalttaten schwelt immer noch in der Luft—und beispielsweise den mysteriösen Tod von Tom Bender im Hinterkopf, der Raum war dennoch in zwei verschiedene Arten des Kampfes gespalten: Den intellektuellen und den direkten.
Die Liga war mehr als nur eine Gruppe von Menschen, die gegen die Grausamkeiten der Welt kämpften. Sie waren ein unterdrückter Schrei für eine neue Welt, in der die Balance zwischen Mensch und Natur wiederhergestellt werden konnte. Doch wo die Perspektiven auf das Ziel abzweigten, konnte das schleichende Gefühl entstehen, dass der Preis, den sie zahlen würden, möglicherweise blutig sein könnte.
*
Nach dem aufschlussreichen Treffen mit der Liga der militanten Vegetarier kehrten Roy und ich ins Hauptpräsidium der Polizei zurück. Während wir die Treppen hinaufstiegen, war der Fall Tom Bender in meinen Gedanken wie ein Knoten gefangen, den ich noch zu entwirren hatte. Die Dynamik innerhalb der Liga war faszinierend und alarmierend zugleich. Wer konnte sagen, ob sie wirklich an dem Mord beteiligt waren oder ob jemand in den Schatten agierte, um die Organisation ins Zwielicht zu rücken?
Im Büro angekommen, begann ich, meine Notizen zu ordnen, während Roy sich an den Computer setzte, um die zentralen Daten zusammenzustellen. „Wir sollten noch einmal die letzten Abhörprotokolle zu möglichen Drohungen gegen Bender durchsehen“, murmelte er, während er in die Tasten tippte. „Darüber hinaus könnten wir versuchen, einige der Bekannten und Nachbarn des Opfers zu interviewen.“
Ich nickte und öffnete ein weiteres Register auf meinem Laptop—unser erstes Interview, das mit einem Nachbarn, Frau Müller, hatte, die jede Nacht Bender beim Grillen beobachtet hatte. „Sie lebte nur ein paar Häuser entfernt und schien regelrecht seine Ader zum Grillen nachzuvollziehen. Vielleicht hatte sie etwas beobachtet und gehört, was wir noch nicht erfasst haben.“
Und so begannen wir, eine Liste von Interviews zusammenzustellen: Die Liga, die Nachbarn, mögliche Mitarbeiter des Restaurants. Außerdem war es wichtig, alle Sicherheitskameras in der Umgebung zu überprüfen—vielleicht hatten sie ja einen Hinweis darauf, wer in der Nacht des Mordes in der Nähe war.
Wir hatten auch eine Spur von Sprüchen aus den sozialen Medien über die Liga und den „Fleisch & Flamme“-Vorfall gefunden. Diese waren auf den ersten Blick harmlos, doch einige Kommentare wirkten sehr aggressiv und eindringlich. Einige - angebliche! - Mitglieder der Liga hatten sich in ihren öffentlichen Äußerungen auch zu den Aktionen bekannt, die Tom Bender betreffen könnten.
„Schau dir das an“, rief Roy, während er durch die Kommentare der Organisation scrollte. „Einige ehemalige Kunden beschuldigen ihn, für eine Initiative gegen vegetarische Ernährung gewesen zu sein. Offenbar wurde er von Vegetariern als Feind angesehen.“
Mal wieder überkam mich das Gefühl, dass hier mehr im Argen lag. „Es könnte sein, dass es zu einer Eskalation innerhalb der Liga kam, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Lass uns mit jedem sprechen und sehen, wo die Verbindungen blühen.“
Nachdem wir die wichtigsten Fragen geordnet hatten, trennten wir uns. Ich machte mich auf den Weg zu Frau Müller, während Roy sich auf die Spur der Liga konzentrierte. Das Schlafzimmer war kalt und düster, wie der Rest des Hauses, als ich ankam.
„Guten Tag, Frau Müller. Ich hoffe, ich störe Sie nicht“, sagte ich, während ich sie in ihrer kleinen Wohnung fand. Die Wände waren voll mit Familienbildern, und die kühle Luft trug den entfernt möglichen Geruch von frisch gebackenem Brot in sich.
„Oh, nicht der Rede wert, Kommissar Jörgensen. Was bringt Sie hierher?“, fragte sie, ihre Stimme zitterte.
„Ich bin hier, um einige Fragen zu stellen, bezogen auf Ihren Nachbarn, Tom Bender. Könnten Sie mir sagen, ob Sie etwas Ungewöhnliches in der Nacht seines Todes bemerkt haben?“
Sie zögerte für einen Moment, dann begann sie, alle Begebenheiten zu erzählen. „Ich erinnere mich, dass in jener Nacht seltsame Geräusche aus dem Restaurant kamen—laute Stimmen, irgendetwas war definitiv nicht in Ordnung. Ich dachte, das wären vielleicht die Vorbereitungen für ein neues Gericht oder so etwas. Aber die Geräusche waren nicht normal.“
Ich machte mir Notizen und fragte weiter. „Haben Sie vielleicht auch ein- oder mehrmals ein Fahrzeug gesehen, das parkte, oder Leute um das Restaurant herum?“
Einen Moment lang schien sie nachzudenken. „Nun, ich erinnere mich, dass das Licht des Restaurants um drei Uhr morgens ausging, aber ich sah einen schwarzen Wagen, der kurz darauf vorbeifuhr. Jemand war darin, ich kann es nicht genau sagen, aber es war ein kleiner, sportlicher Wagen…“
„Haben Sie die Nummernschilder gesehen?“
„Leider nicht, aber es war kein gewöhnliches Auto. Vielleicht haben Sie Glück...“
Mit einem knappen Dank verabschiedete ich mich und ging zurück ins Präsidium. Frau Müller hatte mir zumindest einige wertvolle Hinweise gegeben. Ich war mir sicher, dass das Auto, das sie gesehen hatte, irgendwie mit dem Mord in Verbindung steht.
Als ich Roy wieder traf, war er bereits gut informiert und hatte mit der Liga einen weiteren Termin vereinbart. „Ich habe ein paar interessante Beweise bezüglich ihrer letzten Protestaktionen gefunden“, sagte Roy. „Es gab einige Anhaltspunkte, die besagen, dass sie möglicherweise ein Motiv hätten.“
Ein leichter Schauer überkam mich. Der Fall wurde zunehmend komplizierter, und je tiefer wir gruben, desto verstrickter wurden die Fäden. Lena und ihre Anhänger hatten eine wahre Anhängerschaft, aber were sie wirklich zu einem Mord bereit gewesen? Mit dem ungeklärten Mord um Benders Tod in Hinterkopf musste ich mich bald entscheiden, wie ich mein weiteres Vorgehen planen sollte, um sicherzustellen, dass ich die Wahrheit ans Licht brachte, bevor sie im Nebel verschwand.
Nach einem kurzen Austausch der Informationen machte ich mich auf den Weg zu den Protokollen über die Liga und die Vorbereitung unserer nächsten Schritte. Die Ermittlungen hatten gerade erst begonnen, und ich konnte das Knistern der Geheimnisse spüren, die unter der Oberfläche der Stadt brodelten.
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Die Ermittlungen waren gerade in vollem Gange, als wir die Nachricht über das zweite Opfer erhielten. Das „Wurstparadies“, ein bekanntes Lokal, das sich auf Wurstgerichte spezialisiert hatte, war Schauplatz eines weiteren Verbrechens geworden. Der Besitzer, Klaus Reinhardt, war leblos in seinem Restaurant aufgefunden worden, ebenfalls Opfer eines Mordes.
Die ersten Berichte deuteten darauf hin, dass Klaus Reinhardt auf brutalste Weise ermordet worden war, genau wie Tom Bender. Doch was die Situation noch komplizierter machte, war das sofortige Bekenntnis der Liga der militanten Vegetarier auf sozialen Medien. „Ein weiteres Symbol der Grausamkeit gegen die unschuldigen Wesen wurde gebrochen. Auf dass die Welt aufwache“, lautete ihr Post.
„Ein unwürdiges Schauspiel“, murmelte Roy, als wir von der Nachricht erfuhren. „Jetzt wird das alles zu einem gefährlichen Spiel von Katze und Maus. Es ist offensichtlich, dass wir es hier mit einer Gruppe zu tun haben, die keine Grenzen kennt.“
Ich fühlte ein ungutes Gefühl aufsteigen. Der Mord an Klaus Reinhardt war nicht nur ein zweites Verbrechen; er stellte eine klare Warnung dar. Die Liga war bereit, ihren extremistischen Kurs zu verfolgen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. Es war eine provokante Erklärung, die nur noch mehr Verwirrung in die Gruppe bringen konnte.
„Wir sollten uns umgehend zur Wurstparadies aufmachen“, entschied ich. „Wenn sie wirklich etwas damit zu tun haben, könnte es entscheidend sein, die spuren am Tatort zu sichern. Vielleicht finden wir einen Zusammenhang zwischen den beiden Opfern.“
Das „Wurstparadies“ war ein traditionelles, rustikales Restaurant im Herzen von Hamburg, und als wir dort eintrafen, war der Ort von Polizeibändern umgeben. Ein Streifenwagen war vor dem Eingang geparkt, und ein paar Leute hatten sich versammelt, um zu sehen, was passiert war. Die Luft war gesättigt mit Unbehagen und Trauer, während wir den Weg ins Innere fanden.
Klaus Reinhardt lag hinter dem Tresen, und die Szenerie war geprägt von dem Bild eines verheerenden Verbrechens. Überall lagen Spuren von Chaos—umgestürzte Stühle, Splitter und das Blut, das einen schockierenden Kontrast zur rustikalen Atmosphäre des Lokals bildete. Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim wartete bereits auf uns und nickte grimmig.
„Ein weiteres Opfer. Klaus wurde vermutlich zwischen drei und vier Uhr morgens ermordet. Die Todesursache scheint dieselbe wie bei Bender zu sein“, erklärte Förnheim, während er sich über die Leiche beugte. „Die Umstände sind jedoch anderes. Kein Zettel, keine Botschaft.“
„Das ist seltsam“, murmelte Roy und sah umher. „Aber die Liga ist absolut auf dem Radar. Wer würde nicht erwarten, dass sie sich ein weiteres Mal vom Fleck weg zu Wort melden?“
Die Geschäfte hatten eine Verbindung zueinander, und es war offensichtlich, dass es nicht nur um die Tötung von Personen ging. Schließlich standen wir hier vor einer möglichen Bedrohung—nicht für die Vegetarier, sondern für alle, die sich gegen ihre Ideologie stellten.
„Lass uns einen Blick in die Unterlagen des Restaurants werfen“, schlug ich vor. Vielleicht konnten wir aus den finanziellen Verbindungen oder den sozialen Medien einige Nährboden finden. Wer wusste, mit wem Klaus die Geschäfte gemacht hatte, welche Konflikte mit der Liga zu erwarten waren.
Während wir nach dem Büro des Restaurants suchten, stießen wir auf einen kleinen Raum, der wie Büroarbeit ausgesehen hatte, aber es war murksig und chaotisch. An einem Diskussionsbrett fanden wir Post-its und Notizen—Berichte über bevorstehende Events und letzten Präsentationen von verschiedenen Metzgern und Lebensmittellieferanten.
„Anscheinend hat Klaus noch eine ganze Reihe von Verhandlungen in den Startlöchern gehabt“, bemerkte Roy. „Es scheint so, als ob er damit beschäftigt war, seine Beziehungen zu stärken.“
Plötzlich fiel mein Blick auf ein Bild, das an einer Wand aufgehängt war—ein Gruppenfoto mit Kunden und Lieferanten. In der ersten Reihe—da war Tom Bender, als ob die beiden Männer eine Bande bilden würden. Eine solche Verbindung könnte eine weitere Idee bieten, um die historische Informationslücke zwischen den beiden Todesfällen zu schließen.
„Das ist es!“, rief ich. „Sie könnten zusammengearbeitet haben, vielleicht eine Art von lokaler Metzger-Vereinigung. Die Liga wird das gewusst haben. Die beiden waren nicht nur Besitzer von Restaurants, sie könnten eine rein ökonomische Bedrohung für die Liga gewesen sein.“
„Das ist genau die Richtung, in die ich dachte“, stimmte Roy zu. „Wir sollten ihre Partner kontaktieren und herausfinden, ob sie jemals eine direkte Drohung von der Liga erhalten haben.“
Wir verließen das Wurstparadies mit dem klaren Ziel, Kontakte in der Gamme zu suchen, die sowohl Tom Bender als auch Klaus Reinhardt kannten. Es war offensichtlich, dass die Liga bereit war, zu töten, um ihre Ideologie aufrechtzuerhalten, und wir mussten Wahrheit durchdringen, um herauszufinden, welche Rolle sie in diesen Morden gespielt hatte.
Die Stadt schien in einen immer geschlossenen Nebel gehüllt zu sein, während wir in das Dunkel der Ermittlungen eintauchten. Der Fall wuchs aus seinen Fugen und öffnete eine neue Dimension des Verbrechens. Die drohende Gefahr schwebte über uns wie ein Schatten. Und während die Liga sich in schockierenden Erklärungen inszenierte, war klar, dass wir uns sputen mussten—denn die Zeit drängte, um weitere Opfer zu verhindern.
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Später im Präsidium, zogen Roy und ich uns in unser Büro zurück und warteten auf die ersten Ergebnisse der forensischen Ermittlungen sowie die Analyse der Internetbotschaften. Das Gewicht der neuen Informationen, die wir gesammelt hatten, drückte schwer auf unseren Schultern. Der Mord an Klaus Reinhardt war nicht nur ein weiteres Verbrechen; es war ein verzweifelter Hilferuf an alle, die sich zwischen die Fronten der Liga der militanten Vegetarier und ihre Feinde stellten.
„Lass uns währenddessen einen Blick auf die Online-Aktivitäten der Liga werfen“, schlug Roy vor und öffnete seinen Laptop. „Die ganzen Anschuldigungen und Bekenntnisse müssen untersucht werden. Vielleicht können wir einen Fingerabdruck von einer IP-Adresse finden.“
Ich nickte und begann, die verschiedenen Kommentarstränge auf den Sozialen Medien zu durchforsten, während Roy sich auf die offizielle Website der Liga konzentrierte. Die Botschaften waren alarmierend, Zitate von Lena Hartmann, die das Töten von „Widersachern“ rechtfertigten, und die drastischen Aufrufe zum Handeln durch Jonas Berg. „Auch wenn sie uns nicht alle verfolgen, haben sie unsere moralischen Führer, die uns unterdrücken!“ hieß es in einem ihrer Posts. Die Emotionen brodelten in jedem Satz.
„Ich habe etwas gefunden“, rief Roy plötzlich. „Ein Kommentar von einem anonymen User unter Lenas rechtfertigenden Beiträgen. Da steht: ‚Manchmal muss man die Dinge selbst in die Hand nehmen. Entweder man ändert die Welt oder wird selbst zur Beute.‘ Das könnte uns helfen, die Denkweise hinter den Morden zu verstehen!“
Gleichzeitig erhielt ich ein E-Mail-Update von der Forensik. Es enthielt Informationen zu den letzten Verbindungen und Befragungen, die in das Digitale der Liga hineinreichten. „Kommunikation der Liga wurde überwacht“, las ich laut vor. „Drohungen gegen Klaus Reinhardt wurden in privater Nachrichtenaustausch auf einem dark-web-Forum gesichtet, das von einigen Mitgliedern der Liga häufig genutzt wird.“
„Das ist großartig! Lass uns den Austausch in der Quell-Datenbank überprüfen“, sagte Roy, während er sich vor seinem Laptop zusammenrollte. „Wir sollten auch die IP-Adressen sichern und sehen, ob wir auf eine Quelle zurückgreifen können.“
Die Stunden vergingen, während wir die Spuren nachverfolgten. Die Forensiker leiteten uns auf einen Server, der zu einem anonymen Netzwerk gehörte und immer wieder die Mitglieder der Liga verband. Ein Netzwerk aus versteckten Blockchains und Chatrooms ergab Muster, die auf eine organisierte Kommunikation hindeuteten.
„Ich habe es! Hier ist eine Liste aller aktiven Mitglieder, die zu diesen Chats beigetragen haben“, rief Roy, während er den Bildschirm vergrößerte. „Das sind aktive IP-Adressen, die in den letzten Tagen immer wieder online waren. Wenn wir die Speicherorte ermitteln können, dann sind wir vielleicht in der Lage, einige von ihnen befragen zu können.“
Ich sah mir die Liste an und erkannte sofort die Namen von einigen der Liga-Funktionäre—Markus Müller, Klara Völkner und sogar Jonas Berg. Aber unter ihnen fand ich einen weiteren Namen, den ich vorher nicht wahrgenommen hatte. „Warte mal, wer ist da ‘Robin Lang’?“
„Gute Frage. Das scheint ein neuer Name zu sein“, murmelte Roy, während er zu seinem Laptop tippte. „Ich sehe nach, ob wir etwas über die IP-Adresse herausfinden können, die ihm zugeordnet ist.“
Schließlich kam er mit Ergebnissen zurück. „Er scheint recht neu in der Liga zu sein, aber er hat sich schnell mit der radikalen Fraktion mobilisiert. Beiträge zu gewalttätigen Aktionen… er könnte eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, die Richtung, die die Liga eingeschlagen hat, zu unterstützen.“
Unsere Recherchen schienen sich rapide zu verdichten. Als wir endlich die endgültigen Berichte von der Forensik erhielten, war da ein vielversprechender und intensiver Blick auf die Ergebnisse der digitalen Beweissicherung: Zu den Schlüssel-Promotions waren E-Mails mit konkreten Zeitplänen für die Durchführung von Aktionen gegen Geschäftsleute und Gastronomen in der Stadt zu finden, auf die die Liga ein Auge geworfen hatte.
Voller Entschlossenheit und mit einem nahezu elektrisierenden Gefühl war ich mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg waren. „Wir müssen die Liga jetzt direkt konfrontieren. Wir wissen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem anonymen Nutzer und der Liga gibt. Wenn wir Robin Lang identifizieren können, könnte er uns möglicherweise auch zu den Mördern führen und vielleicht sogar zu einer labilen Gruppierung innerhalb der Liga.“
Roy stimmte zu, während er die Informationen zusammenfasste. „Wir müssen diese Spur verfolgen und die Personen interviewen, die wir ausgegraben haben. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass wir bei unseren Aussagen vorsichtig sind, um die Verwicklungen nicht noch komplizierter zu machen. Es geht hier um das Leben der nächsten Person, die möglicherweise im Fadenkreuz dieser Liga steht.“
Wir begaben uns auf den bevorstehenden Weg, ein Netz von Lügen und Überzeugungen zu durchdringen, das tief in die Ideologie der militanten Vegetarier verwoben war. Je näher wir dem Kern der Liga kamen, desto mehr drängte sich die Frage auf: Würden wir es schaffen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, bevor noch mehr Blut vergossen wurde? Der Nebel über Hamburg schien sich nur noch zu verdichten, und wir mussten sorgfältig durch diesen Schleier wandern, um uns nicht selbst darin zu verlieren.
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Wir hatten unsere nächsten Schritte bereits skizziert. Roy und ich planten, Robin Lang zu kontaktieren. Gleichzeitig machten wir uns an die Arbeit, um einen Termin bei der Liga der militanten Vegetarier zu arrangieren. Je schneller wir in der Lage waren, die Puzzlestücke zusammenzusetzen, desto größer waren unsere Chancen, die Dynamik der jüngsten Morde zu verstehen.
Ein paar Stunden später hatten wir einen Termin bei einem der weniger wagemutigen Mitglieder der Liga, das bereitwillig seine Ansichten über den Tierschutz teilte. Klara Völkner war unser Ziel, und sie hatte sich bereit erklärt, uns in ihrem Büro zu empfangen.
Das Vereinsheim war immer noch der Ausdruck eines unkonventionellen Lebensstils; Schilder mit Slogans über den Tierschutz hingen an den Wänden, während der Geruch von Kräutern und frischem Gemüse aus der angrenzenden Küche strömte. Klara war freundlich, aber ich spürte sofort, dass sie mir nicht vollständig traute.
„Kommissar Jörgensen, Kommissar Müller, ich bin froh, dass Sie die Mühe aufgebracht haben, hierher zu kommen“, begann Klara und setzte sich in einen kleinen, aber einladenden Raum. „Ich gehe davon aus, dass Sie mehr über unsere Anliegen wissen wollen, insbesondere nach den jüngsten Trauerfällen.“
Roy lächelte charmant, als er das Gespräch initiierte und sie sanft in eine Richtung lenkte, die sie dazu bringen sollte, über ihre Verbindungen zu den Opfern zu sprechen. „Wir wissen, dass sowohl Tom Bender als auch Klaus Reinhardt die Vegetarier in der Region als direkte Bedrohung wahrnahmen. Hatten Sie zu einem der beiden persönlich Kontakt?“
Ihre Miene verdüsterte sich, als sie hörte, was wir gesagt hatten. „Die Liga hat seit unserer Gründung immer wieder Drohungen gegen Fleischesser ausgesprochen. Das ist Teil unserer Mission, aber ich würde niemals Gewalt billigen. Die jüngsten Morde sind absolut schrecklich, und ich kann Ihnen versichern, dass wir nicht in diese Angelegenheiten verwickelt sind.“
Ich spürte, wie ihre Nervosität anstieg. Es war offensichtlich, dass sie angespannte Emotionen hegte, und als ich einen Schritt nach vorne machte, um sie direkt anzusprechen, bemerkte ich, dass die Spannung im Raum greifbar wurde. „Klara, wir wissen, dass die Liga aktiv Kommentaren und Botschaften in sozialen Medien postet, unter anderem auch Drohungen gegenüber den Opfern. Sind Sie nicht besorgt, dass manche Mitglieder der Liga über die Stränge schlagen könnten?“
Sie sah uns an, als erwäge sie, uns etwas zu offenbaren. „Es gibt immer Extremisten in jeder Bewegung“, sagte sie schließlich. „Ich kann nicht für jeden in der Liga sprechen. Aber ich habe das Gefühl, dass die Dynamik sich verändert hat. Wir bewegen uns weg von diejenigen, die die Ideale wirklich verstehen.“
Gedanken begannen, sich wie Zahnräder in meinem Kopf zu drehen, während ich Klara anstarrte. Diese Informationen könnten uns an die nächste Linie der Verknüpfungen bringen, die wir brauchten. Sie war nicht das, was sie vorgab zu sein, und ich konnte die Kluft zwischen ihren Worten und der Realität erkennen.
„Das könnte möglicherweise bedeuten, dass es einen inneren Konflikt in der Liga gibt“, murmelte Roy, als wir uns zurücklehnten. „Und dass einige bereits sehr kritische Ansichten teilen. Es könnte hilfreich sein, mehr über Robin Lang zu erfahren und seine Verbindung zu den extremistischen Elementen herauszufinden.“
Nach dem Gespräch verließen wir das Vereinsheim, jetzt mit einem klareren Bild davon, dass in der Liga nicht nur Ideale, sondern auch Feindschaften herrschten.
Unsere nächste Station sollte sich auf das dunkle Netz konzentrieren. Im Schatten der Nacht, umdiskutiert und geframed in Anonymität, suchten wir die Verbindung zu Robin Lang. Wir mussten diese Zone betreten, in der er sich versteckte, um herauszufinden, ob er tatsächlich in die Brutalität verwickelt war und inwiefern er an den Morden beteiligt gewesen sein könnte.
Die Methoden der Forensik hatten sich als hilfreich erwiesen, und mit jedem Klick beanspruchten wir uns weitere Hinweise. Roy gab fleißig Anweisungen, während wir den Online-Verlauf und die Verlaufsketten von Robin verfolgten.
„Hier ist er! Ich habe einen Termin gefunden“, sagte er. „Er hat sich für ein Treffen in einem Café in Altona verabredet, und ich denke, wenn wir die Gelegenheit haben, ihn dort abzufangen, können wir ihn direkt zu den Geschehnissen rund um die Morde befragen. Diese Sache könnte uns endlich das Puzzlestück geben, was wir brauchen.“
Der Abend war kühl, und auf dem Weg zu dem Café fühlte ich mich aufgeregt und nervös zugleich. Mein Herz klopfte schneller, als wir in die dunkle Ecke eintauchten, die wir für die Konfrontation vorbereiteten. Diese Verhaftung konnte den entscheidenden Wendepunkt in den Ermittlungen darstellen, und ich wusste, dass ich jeden Gedanken und jedes Wort auf das genaueste beobachten musste.
Wir waren nun auf dem Weg, einen Mord aufzuklären und die Liga zur Rechenschaft zu ziehen, bevor noch mehr Gewalt geschah. Jede Entscheidung, die wir trafen, konnte lebensverändernde Auswirkungen haben, und ich wusste, dass wir uns auf einen unausweichlichen Konflikt zubewegten.
Kaum hatten wir das Café erreicht, spürte ich die Nachwirkungen der schleichenden Bedrohung, die diese ganze Situation umgab wie ein dunkler Nebel, bereit sich mit jedem Atemzug zu verdichten. Wir waren am Wendepunkt, und die Nacht war geprägt von Ungewissheit.
Das kleine, schummrige Café in Altona hatte seinen eigenen Charme, aber während wir durch die Tür traten, fühlte es sich eher an wie der Eingang zur Höhle eines Drachen, als ein Ort zum Entspannen. Über den Tischen hingen blinkende Lichter, und der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee mischte sich mit dem Aroma von Gebäck und einem Hauch von Nervosität. Wir hatten uns strategisch platziert, um Robin Lang im Auge zu behalten und zugleich unauffällig zu wirken.
„Du siehst nervöser aus, als du es sein solltest“, bemerkte Roy, während wir an einem Tisch in der Ecke Platz nahmen. „Er ist auch nur ein Mensch…“
„Ja, aber Menschen können unberechenbar sein. Die Liga hat ihre Prinzipien, und wenn er aufgebracht ist, könnte er sich in die Enge gedrängt fühlen. Wir müssen vorsichtig sein“, erwiderte ich, meine Augen auf den Eingang gerichtet.
Die Minuten verstrichen, während wir uns unruhig umschauten. Die Wände des Cafés waren mit Bildern und Graffiti in bunten Farben dekoriert, doch sie schienen uns nicht zu helfen, die schädlichen Gedanken zu verbannen, die uns bei der Jagd nach Robin beschäftigten. Schließlich jedoch betrat der gesuchte Mann den Raum—ein schlanker junger Mann mit langen Haaren und einem klobigen Pullover, der mehr als einen Hauch von Rebellion ausstrahlte.
„Da ist er“, flüsterte ich. „Halt dich bereit.“
Robin Lang nahm einen Platz an einem Tisch in der gegenüberliegenden Ecke des Cafés ein und sah sich nervös um, als ob er auf jemanden wartete. Es war der perfekte Moment, um die Initiative zu ergreifen. Ich gab Roy ein signalisierendes Nicken, und wir standen auf, um zu ihm hinüberzugehen.
„Robin Lang?“, fragte ich, als wir uns ihm näherten, unser Ton neutral, aber bestimmt.
Lang zuckte zusammen, als er uns bemerkte, und sein Gesicht verriet sofort einen Hauch von Verwirrung, gefolgt von einem Blitz der Angst. „Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“
„Wir sind von der Polizei“, stellte Roy sich vor und zeigte seinen Ausweis. „Wir möchten mit Ihnen über die Liga der militanten Vegetarier sprechen—insbesondere in Bezug auf die Morde an Tom Bender und Klaus Reinhardt.“
Robin sah uns an, als würde er versuchen, die Absicht hinter unseren Fragen zu entschlüsseln. „Ich habe mit diesen Morden nichts zu tun! Ich… ich kenne die Liga, aber ich bin kein Mitglied geworden. Ich habe einfach ihre Botschaften weiterverbreitet!“
„Wir wissen von Ihrer Verbindung zur Liga und den Online-Aktivitäten, die Sie verfolgt haben“, sagte ich und versuchte, seinen Blick zu fangen. „Wir möchten verstehen, warum Sie diese extremistischen Ansichten teilen. Gab es Drohungen? Haben Sie von der Liga etwas über die Morde gehört?“
Er schüttelte den Kopf, aber ich spürte das Zögern, das in seiner Körpersprache schwang. „Ich habe davon gehört, ja“, murmelte er und senkte den Blick. „Aber ich bin nicht in Umsatzvorgänge verwickelt. Es ist alles nur Geschwätz, nicht wahr?“
Roy trat vor und beugte sich über den Tisch. „Schau, Robin, niemand stellt hier in Frage, dass das Geschehen in der Liga über sie hinausgeht. Aber wir benötigen die Informationen, um die weiteren Morde zu stoppen. Es scheint, als ob die Lage an einem kritischen Punkt ist. Sagen Sie uns, wenn es irgendwelche Drohungen gab oder jemand auf ein gewaltsames Vorgehen hingewiesen hat. Es könnte Ihnen das Leben retten.“
In Robins Augen flackerten die Emotionen: Angst, Unsicherheit und eine tief verwurzelte Loyalität. „Ich… ich kann nichts sagen. Wenn ich spreche, wird die Liga mich verfolgen. Sie haben meine IP-Adresse, sie wissen, wer ich bin!“
“Die Liga - oder jemand bestimmtes aus der Liga?”
“Das weiß ich nicht. Aber die Morde zeugen es: Die sind so skrupellos wie die Mafia. Beide mögen keine Verräter.”
„Das ist eine Möglichkeit, ja“, stimmte ich zu. „Aber Sie werden Sie auch suchen, wenn die Polizei weiter an Ihrer Tür klopft. Diese Morde sind nicht zu stoppen, und das meint nicht nur die Liga. Sie gefährden auch Ihr Leben dabei.“
Langs Gesicht erhellte sich, und ich konnte die Entscheidung in seinen Augen sehen, während der Druck auf ihm lastete. „Es gibt einen Mann, einen Militanten, der besonders einflussreich ist“, begann er schließlich leise. „Er hat die Richtung geändert und ist oft auf den Treffen dabei. Es kann sein, dass er die Kontrolle hat, über das, was sich an bösartigen Botschaften in den Kanälen der Liga verbreitet wird.“
„Wer ist dieser Mann?“ Ich hielt den Atem an.
„Markus Müller“, flüsterte Robin. „Er ist derjenige, der die Strategie zur Aggression entworfen hat und die Anweisungen für die radikaleren Anhänger gibt. Ich habe nur eine E-Mail gesehen, die eine Versammlung einberief. Es war ein geheimes Treffen in einem alten Lagerhaus am Hafen. Wenn Sie dort hinfahren, könnten Sie die nächste Welle der Gewalt vielleicht abfangen. Es könnte gefährlich sein!“
Diese Worte waren der Schlüssel, den wir brauchten. Mithilfe von Robins Informationen konnten wir die Verbindung zwischen der Liga und den Morden besser verstehen. Markus Müller, der strategische Kopf, war jetzt der Mittelpunkt unserer Untersuchung. „Wenn das stimmt, muss ich sofort einen Durchsuchungsbefehl beantragen“, erklärte ich zu Roy und sah Robin tief in die Augen. „Wir werden Sie beschützen; Sie tun das Richtige.“
Lang nickte dankbar, und wir verließen das Café, um unsere Ermittlungen auf eine neue Ebene zu heben. In mir wuchs die Zuversicht, dass wir dem Kern der Liga näher kamen—einem gefährlichen Mann, dessen Name inzwischen mit Mord und Gewalt in Verbindung gebracht wurde.
Der Nebel über Hamburg war dicker denn je, aber mit jeder enthüllten Wahrheit nahmen wir das Dunkel über die Stadt ein Stück weit zurück. Wir mussten schnell handeln, bevor die Liga die nächste Linie überschritt. Die Gefahr war näher als gedacht, und die Uhr tickte.
Als Roy und ich in das Hauptquartier zurückgekehrt waren, empfing uns die angespannte Atmosphäre des Präsidiums. Die Geschehnisse in Altona hatten uns zwar neue Informationen geliefert, doch die Sorge über die bevorstehenden Verwicklungen drückte schwer auf uns. Gerade als ich begann, die Daten über Markus Müller zu sichten, wurde unser Gespräch durch lautes Geschrei aus dem Büro von Jonathan, unserem Pressesprecher, unterbrochen.
„Uwe! Roy! Kommt schnell!“ rief Jonathan, während er hektisch an einem der Computer arbeitete. Wir stürmten auf ihn zu und sahen, dass sein Bildschirm mit einer neuen Nachricht der Liga überflutet war.
„Sie haben eine Erklärung abgegeben!“, erklärte Jonathan aufgeregt. „Schaut euch das an!“
Auf dem Bildschirm erschien ein Video der Liga der militanten Vegetarier, das in ihrem Social-Media-Kanal gepostet wurde. Die Mitglieder hatten sich offenbar zu einer Art Live-Versammlung versammelt. Lena Hartmann stand im Vordergrund, hinter ihr die anderen prominentesten Mitglieder und ein Meer von Schildern, die für den Tierschutz und gegen die Gewalt an Tieren eintraten.
„Wir wurden über die brutalen Morde an unseren gefälligen Tier-Brüdern und Tier-Schwestern in der Fleischindustrie informiert“, erklang Lenas Stimme, die nun potenziell die ganze Stadt erfasste. “Unsere Brüder und Schwestern aus dem Tierreich… Wir erklären hiermit, dass solche Gräueltaten nicht ungestraft bleiben werden! Es gibt keine Gnade für die, die das Leben der Schwächeren missachten. Und Tiere sind immer die Schwächsten. Es gab allerdings auch zwei Todesfälle unter den Tiermördern. Diese Taten sind jedoch nicht das Werk der Liga!“
“Die haben eine komische Art, sich auszudrücken”, sagte ich.
“Hast du noch nichts davon gehört?”, sagte Roy.
“Wovon?”
“Neben der gendergerechten Sprache gibt es jetzt auch eine tiergerechte Sprache.”
“Du willlst ich auf den Arm nehmen?”
“Nur ein bisschen.”
Die Kamera ging über die Gesichter der anderen Mitglieder, einige sahen betroffen aus, während andere einen fanatischen Ausdruck trugen. Lena fuhr fort: „Die politische Opposition hat versucht, uns zu dämonisieren, unsere Ideale ins Zwielicht zu rücken! Wir sind hier, um zu verkünden, dass wir in Gedenken an die gefallenen Mitgeschöpfe aus den Schlachthäusern und die beiden getöteten Tiermörder eine gemeinsame Gedenkveranstaltung organisieren. Aber wir warnen die, die sich schon immer gegen uns gewandt haben!“
Ich konnte sehen, wie Roy die Kiefer zusammenpresste. „Das ist eine klare Drohung“, murmelte er. „Sie distanzieren sich zwar, aber gleichzeitig nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Sie sind bereit, ihren Konflikt auf jede denkbare Weise zu verlängern.“
„Am Ende dieser Woche werden wir uns versammeln, um für die Tiere zu kämpfen“, sagte Lena und hob die Faust. „Lasst die Mörder wissen: Wir sind die Stimme der Unterdrückten und werden nicht ruhen, bis alle Tiermörder ihre gerechten Strafen erhalten haben!“
Die Übertragung endete abrupt und die Flut an Kommentaren darunter war schockierend. Tausende waren auf die Botschaft eingestiegen, viele waren von der leidenschaftlichen Rede erfüllt und andere drohten, sich für die „Sache“ zu opfern.
„Sie machen damit alles nur noch schlimmer“, sagte Roy, während er auf den Bildschirm starrte. „Das könnte Anhänger mobilisieren, die nicht einmal Teil der Liga sind, um sich den Idealen anzuschließen und Jagd auf die ‚Mörder‘ zu machen. Sie versuchen, eine allgemeine Mobilisierung gegen alle zu initiieren, die mit der Fleischindustrie in Verbindung stehen, und das könnte bedeuten, dass es keine Zurückhaltung mehr gibt.“
„Wir müssen die Lage sofort stabilisieren,“ erwiderte ich, und ein Gefühl der Dringlichkeit überkam mich. „ Wir müssen die Gedenkveranstaltung im Auge behalten, um eine Eskalation zu verhindern.“
„Lass uns die anderen Ermittler briefen und gleichzeitig unsere Quellen in der Stadt einschalten“, fügte Roy hinzu. Schnell informierten wir unser Team und begannen, den Verlauf der nächsten Stunden zu skizzieren. Wir mussten sicherstellen, dass der Polizeischutz während der geplanten Gedenkveranstaltung bereitstands und dass die Stärke unserer Ermittlungen nicht nur auf ein paar gezielte Verdächtigungen beschränkt war. Es wurde nun unerlässlich, ein ganzes Netzwerk an Informationen und Überwachung aufzubauen, um sicherzustellen, dass das Blutvergießen nicht noch weiter ging.
Während wir telefonierten und Protokolle erstellten, schloss ich für einen Moment die Augen. Der Gedanke, dass es bald einen weiteren Mord geben könnte, lastete schwer auf meinem Herzen.
Die nächsten Tage waren ein Wettlauf gegen die Zeit. Stündlich gingen Meldungen in die Polizeidienststelle ein, die jeweils neuen Eifer und Schrecken mit sich brachten. Menschenmengen formten sich, Unterstützer der Liga fluteten die sozialen Netzwerke und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auf dem Straßenbild zeigen würden.
„Wir müssen dazu bereit sein, auch mit Gewalt konfrontiertzu werden“, erklärte Roy, während wir zusammen mit einem Team von Beamten eine Strategie für die Veranstaltung entwickelten.
„Wir müssen sicherstellen, dass wir überall Sicherheitssperren einrichten. Die Protestierenden können emotional und unberechenbar sein und wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Wut gegen uns oder unschuldige Passanten richtet“, fügte ich hinzu.
“Kann man so einen Unfug nicht einfach verbieten, Uwe?”
“Sowas nennt man Meinungsfreiheit, Roy.”
“Naja…”
“Die gilt für jeden.”
“Also auch für Spinner.”
“Ja.”
Am Tag vor der Veranstaltung hatte ich kaum Schlaf, während ich mich auf alle Eventualitäten vorbereitete, die am nächsten Tag eintreten könnten. Ich fand es schwer, die Gedanken an die vorangegangenen Morde und die Erfahrung mit der Liga beiseite zu schieben.
Der Abend brach an, und ich machte mich auf den Weg zum Veranstaltungsort, um die Vorbereitungen zu überprüfen. Die Luft war kühl und der Himmel bedeckt mit dunkelgrauen Wolken, als ich unbeholfen durch die Menge drängte und die Gesichter um mich herum ansah: einige waren fröhlich und optimistisch, während andere von einer angespannten Energie und einem unheilvollen Schatten umgeben waren.
Plötzlich wurde ein Gesang laut und durchbrach die Stille, die sich um uns gelegt hatte. Die Liga hatte mit dem Aufbau der Bühne begonnen, und der Ruf nach Gerechtigkeit breitet sich aus.
„Wir dürfen nicht zusehen; wir müssen handeln“, kam es durch die Menge und wurde lauter, bis es zu einer wütenden Ode an den Tierschutz wurde.
Ich sah Roy, der mehr als bereit war, die Sicherheitskräfte zu instruieren, und den Rest der Beamten zu mobilisieren. Es war jetzt oder nie, und ich wusste, dass der nächste Tag entscheidend werden würde.
Mit einem tiefen Atemzug bereitete ich mich darauf vor, den Konflikt zu managen und die Stadt zu beschützen, während die Liga der militanten Vegetarier ihre Ideale auf die Bühne hob—und ich wusste, dass ich alles daran setzen würde, das Blutvergießen zu stoppen. xxx
Der große Tag war endlich gekommen. Als ich am Veranstaltungsgelände ankam, war eine unheimliche Stimmung in der Luft. Der Himmel war immer noch bedeckt, als hätten die Wolken nicht nur die Stadt, sondern auch das aufkommende Chaos aus dem Blickfeld bringen wollen. Die Menschen strömten in Scharen herbei, viele trugen Schilder mit Aufschriften wie „Tierschutz steht über alles!“ und „Für die Unsichtbaren“. Die Menge war gemischt – einige wirkten entschlossen und leidenschaftlich, während andere, besonders die Radikalen, nervös und angespannt waren.
Roy und ich hatten das gesamte Sicherheitsaufgebot auf die Beine gestellt, uns um alles gekümmert, von der Absperrung bis hin zur strategischen Platzierung von Beamten unter den Menschen. Wir wussten, dass es bei solchen Veranstaltungen immer zu unangekündigten Protesten oder gewalttätigen Ausbrüchen kommen konnte, besonders jetzt, da die Liga mit ihrer emotionalen Ansprache und dem Aufruf zur „Rache“ eine gefährliche Linie überschritten hatte.
Der Countdown lief, und als die ersten Klänge der Eröffnungsansprache von Lena Hartmann durch die Lautsprecher drangen, verstummte die Menge für einen Moment. „Wir sind hier, um den Stimmen derer Gehör zu verschaffen, die nicht mehr für sich selbst sprechen können!“, rief Lena mit einer Leidenschaft, die die Menschen um uns zu begeistern schien.
Doch während ich ihren Worten lauschte, spürte ich ein gewisses Unbehagen und eine drohende Bewegung unter dem Publikum. Einige Stimmen, die aggressiv riefen und leise Wortwechsel diskutierten, konnten nicht übersehen werden. Ich konnte die Spannungen erkennen, die in den Schatten der Versammlung lauerten.
„Wir können diesen Moment nicht unterschätzen“, sagte ich zu Roy, während wir uns durch die Menge bewegten. „Es könnte jederzeit zu einem Übergriff oder sogar zu einer Gewaltspirale kommen.“
„Wir sollten die Sicherheitskräfte aktivieren und die Leute im Blick halten“, erwiderte Roy, während er auf ein paar Gesichter zeigte, die intensiv und wütend mit den Armen gestikulierten, während sie über die Liga diskutierten.
Ich nickte und wandte mich an einen der Einsatzleiter. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir die Lage unter Kontrolle halten. Überwachen Sie alle markanten Punkte und achten Sie besonders auf die Bereiche, die von den extremistischeren Anhängern aufgesucht werden könnten.“
Aber die Atmosphäre war bereits schwer belastet von der Wut und dem Kollektivdruck von der Bühne. Die Menschen begannen erneut, wild zu singen, und förmliche Parolen kamen aus der Menge, während die Worte von Lena darin fast untergingen…
Gerade als ich mir die Situation wieder genauer ansah, hörte ich aus der Menge heraus einen Schrei. „Dort! Die Verräter müssen bezahlen! Kein Mitleid mit Tier-Mördern und ihren Freunden in unseren Reihen! Kein Mitleid mit Verrätern!“
Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einer panischen Reaktion der Menge. Ein Mensch war gefallen, und Schreie und Tumult durchbrachen die friedlichen Klänge des Protestes. „Schnell!“ rief ich Roy und wir machten uns auf den Weg in die Richtung, aus der das Geschrei kam.
Als wir uns durch die Menschenmengen drängten, sah ich, wie einige in der Nähe des Bühnenbereichs versuchten, einen Mann zu überwältigen, der mit einer Waffe in der Hand dastand. Er hatte den Mut oder vielleicht den Wahnsinn, sich den anderen zuzuwenden. „Die Verräter sollen leiden!“ rief er. “Wie die Tiere!”
Mein Herz raste, als ich sah, wie die Kamera-Männer die Szene aufgezeichneten. „Stehen bleiben! Polizei!“ rief Roy und bewegte sich vorwärts. Aber das Chaos hatte die Kontrolle übernommen, und ich sah einige von den friedlichen Teilnehmern sich zurückziehen, während andere sich nach vorne drängten, für die Sichtung der Schaupläze.
„Wir müssen ihn beruhigen, bevor die Situation völlig eskaliert!“, rief ich, und Roy nickte.
Ich machte einen Schritt nach vorn, meine Hände erhoben, um zu zeigen, dass ich keine Bedrohung darstellte. „Hören Sie mir zu! Ich bin Kommissar Jörgensen. Legen Sie die Waffe nieder. Niemand muss verletzt werden!“
Der Mann schüttelte den Kopf, seine Augen weit geöffnet, gefangen in der Kluft zwischen Wahnsinn und Verzweiflung. „Die Schweine auf der Bühne sind die echten Mörder! Sie töten unsere Bewegung - und verraten unsere kompromisslosen Kämpfer!“
“Beruhigen Sie sich!”
“Beruhigen? Die haben unsere Bewegung verraten! Alles, wofür wir gekämpft haben!”
Er zitterte, und ich konnte die Panik und den verzweifelten Zorn in seiner Stimme hören. Ich wusste, dass ich keine Zeit zu verlieren hatte. „Ich verstehe, dass Sie sich bedroht fühlen. Lassen Sie uns gemeinsam darüber sprechen. Es gibt Wege für Ihre Stimme, gehört zu werden, ohne dass jemand verletzt wird.“
Worte lagen schwer in der Luft. Jeder Augenblick zerrann wie Sand zwischen den Fingern. Roy hatte sich bereits in Position gebracht, um Unterstützung zu leisten, und ich hoffte, dass wir gemeinsam diese explosive Situation entschärfen konnten.
Die Menge war aufgebracht, und als ich weiter sprach, tanzten die Blicke wie Tinte auf einem ungeschriebenen Papier. Die Realität war, dass ich nicht wusste, wie lange ich einen weiteren Ausbruch von Gewalt verhindern konnte. Doch ich war fest entschlossen, nicht aufzugeben. Der Kampf um Leben und Tod war nicht nur der Liga vorbehalten; er war auch meiner.
Die Augen der Menschen um uns herum waren auf mich gerichtet, wie hungrige Raubtiere, die darauf warteten, dass der Erste schwächelt. Mit einer Gebärde, die Versöhnung signalisieren sollte, trat ich einen Schritt näher an den Mann, dessen Finger bereits leicht am Abzug zitterten.
„Ich verstehe, dass du wütend bist“, sagte ich in einem beruhigenden Ton. „Jeder von uns hat das Recht, für das zu kämpfen, woran er glaubt. Aber Gewalt führt nur zu mehr Gewalt. Das wissen wir alle.“
Er schüttelte den Kopf, seine Augen erfüllten sich mit Tränen der Wut. „Du verstehst nicht! Die ganze Welt ist gegen uns! Niemand hört zu!“
Mit einem ruhigen Atemzug versuchte ich, die Lage weiter zu entschärfen. „Sprechen wir darüber, was Sie von den Menschen, die Leiden und Morden, erwarten. Es gibt andere Wege, Ihre Stimme zu erheben. Lassen Sie uns darüber reden. Wir können einen Dialog aufbauen, genau hier, genau jetzt.“
In diesem Moment sah ich, wie einige der Zuschauer sich zusammenzogen und zuhörten, was gesagt wurde. Vielleicht war es gut, dass ich diese Brücke zwischen dem Hass und der gewaltfreien Konfrontation einleiten konnte.
„Sie sind ein Kämpfer, das kann ich sehen“, sagte ich weiterhin. „Aber der Weg, den Sie wählen, wird Ihnen nicht die Gerechtigkeit bringen, die Sie anstreben. Glauben Sie mir, ich verstehe Ihre Frustration. Ich höre den Schmerz der Menschen, die keinen anderen Ausweg mehr sehen.“ Ich hielt inne und suchte in seinen Augen nach einem Schimmer der Einsicht.
„Ich bin mit einem Menschen hier, der Ihnen helfen kann“, setzte ich fort. „Er ist auch ein supporter und glauben Sie mir, es gibt Alternativen—glauben Sie mir.“
Er wollte etwas sagen, doch die Worte schienen mir im Halse stecken zu bleiben. „Was kann ich tun?“, murmelte er schließlich leise, die Waffe immer noch in der Hand, aber ich bemerkte, dass die Spannung auf seinem Gesicht nachließ, und damit auch die Bedrohung in der Luft.
Gerade in diesem Moment rannte Roy los, um vor die Menschen zu treten, die auf uns und die Bühne gerichtet waren. „Wir leben in einer Welt, die schon genug grausame Taten kennt! Wir können nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen!“
Die Menge begann zu murmeln, und ich fühlte, dass die Energie zu kippen begann. An diesem kritischen Punkt war ich entschlossen, alles zu tun, um weiteres Unheil abzuwenden.
„Lass uns das hier gemeinsam lösen“, rief ich, als ich den Innenraum der Waffe sah – das Metall glänzte im mattgrauen Licht. „Legen Sie die Waffe nieder und lassen Sie uns gemeinsam für Ihre Sache kämpfen. Finde einen besseren Weg.“
Im nächsten Augenblick gab es einen unvorhersehbaren Moment des Schweigens, als der Mann langsam seine Waffe senkte und sie schließlich auf dem Boden ablegte. Die Erleichterung schien sich wie ein Wellen um uns herum auszubreiten, und ich konnte den Jubel in der Menge hören.
Plötzlich erhob sich ein Aufschrei von der Seite der Liga―Ja, ein feindlicher Angriff war dort, während die Aufrufer für einen Moment in Schock verharrten. Doch wir hatten einen gefährlichen Wendepunkt geschaffen - es kein weiteres Blut war geflossen.
“Ich wusste gar nicht, dass du so ein weichgespültes Psycho-Zeug labern kannst, Uwe!”, raunte Roy mir zu, während er den Mann, der um ein Haar durchgedreht war, festnahm.
“Das nennt man Deeskalationsstrategie", sagte ich.
Während sich die Aufregung um uns herum gefangen fühlte, wusste ich, dass wir zumindest eine kleine Schlacht gewonnen hatten. Ich war uns bewusst, dass die kommenden Kämpfe noch darauf warteten, dass wir alle uns zu konfrontieren, doch inmitten des Dramas war unser Glaube an die Menschlichkeit unwiderstehlich stark.
Die Stimmung war wie ein zerrissenes Gemälde, aus dem die Farben schwanden und nur noch Töne des Chaos übrig blieben. Der Mann, der gerade seine Waffe niedergelegt hatte, wurde von Roy und mehreren Einsatzbeamten schnell und vorsichtig in Gewahrsam genommen, während sich eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung über die Menge legte.
„Was jetzt?“ hörte ich jemanden murmeln. Die Unruhe war nicht gänzlich verflogen; das Knistern in der Luft war nach wie vor spürbar. Die Anspannung war noch immer da, als wir uns gemeinsam zu dem alten Mann auf dem Boden drehten, und ich schaute in seine Augen—er war ein Mensch, der mehr als nur Wut trug. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass wir alle verschiedene Kämpfe führten.
Die Zentrale traf nun ein, als wir schnell den Einsatzleiter informierten, gleichzeitig um die Ordnung zu wahren. „Kontaktieren Sie die Liga und lassen Sie sie wissen, dass wir jetzt nicht aufhören können, bis das hier zu Ende ist“, wies ich einen meiner Kollegen an. „Und bereit nicht, dass der Mann verletzt wird.“
Ein Kollege kam zu mir und erklärte, dass die Liga Anstalten getroffen hatte—sie wollten sich mit dem Vorfall auseinandersetzen und darauf reagieren. „Sie haben Gerüchte über einen Angriff auf die Polizei verbreitet“, berichtete er. „Die Menge ist bereit, sich den Behörden zu widersetzen, gegen jegliche Autorität. Sie werden sicherlich nicht bereit sein, den Aufruf zu mildern, wenn sie Fragen hören.“
„Wir müssen uns darauf vorbereiten“, sagte ich. „Schützen Sie die Unbeteiligten und bringen Sie alle zu einer sicheren Zone, solange wir die Unruhe eindämmen können. Sie dürfen nicht zu einer Massenbewegung werden.“
Ich sah Roy an und wir wussten beide, dass wir nicht ablassen konnten. „Wir müssen einen Weg finden, um die Liga dazu zu bringen, ihre Stimmen abzudämpfen und die Explosion zu verhindern, bevor die Situation eskaliert.“