1984 - Georg Odergut - E-Book

1984 E-Book

Georg Odergut

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Beschreibung

Manipulation von Informationen, ständige Überwachung und der Verlust individueller Freiheiten sind zur »neuen Normalität« geworden. Die Dystopien des 20. Jahrhunderts verlieren im 21. Ihren Science-Fiction-Charakter. Der Roman 1984, George Orwells Vision eines totalitären Überwachungsstaates aus dem Jahre 1949, ist ein Werk von brennender Aktualität, durch das wir die oppressive polit-mediale Welt der Gegenwart klar ins Auge fassen können. Unser Buch vergleicht die in 1984 geschilderte Welt Punkt für Punkt mit dem heutigen Deutschland und fördert beunruhigende Übereinstimmungen zutage. Zensur, Neusprech, Geschichtsmanipulation, Hofberichterstattung durch Staatsmedien, die Zerstörung der Familie: All das ist längst keine Utopie mehr.

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ES SOLLTE EINE WARNUNG SEIN

Georg Odergut

ES SOLLTE EINE WARNUNG SEIN

Wieviel von Orwells 1984 ist bereits Realität?

EDITION SONDERWEGE

MANUSCRIPTUM

Für Enno

INHALT

Vorwort

Inhaltsangabe zum Buch 1984 von George Orwell

Biographie George Orwells

KURZ UND KNAPP

Zensur – heute unvorstellbar?

Geschichte – wird sie manipuliert?

Sexualität – privat oder politisch?

Zerstörung der Familie

Jugend – manipuliert und gesteuert

Krieg – Wer will ihn, wer profitiert?

Der Weg in die Planwirtschaft

Medien – Vierte Gewalt oder Hofberichterstatter?

Hass – staatlich verordnet

Überwachungsstaat – geplant oder schon real?

Veränderung der Sprache – politisch gesteuert

Unpersonen

Verbotene Bücher – heute wieder?

Parteien – öko-soziale Einheitspartei statt demokratischer Vielfalt?

Wie funktionieren Parteien?

Innere Feinde – ein Produkt der Regierung?

Doppeldenk

WIE 1984, SO AUCH HEUTE?

Ministerium für Wahrheit

Manipulation der Geschichte?

Politisierung von Sexualität und Familie

Krieg – wer profitiert?

Kapitalismus

Planwirtschaft

Wer profitiert in der Planwirtschaft?

Sozialismus

Staatlicher Rundfunk

Wenn der Staat zum Hass auffordert

Ministerium für Liebe

Überwachungsstaat

Neusprech

Unperson

Bücher

Zensur ???

In letzter Minute … Corona

Schon neun von zehn

Biographie Georg Odergut

ANHANG

Romane

Sachbücher

Filme

Artikel

Zitate

Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.

Erik Satie

Vorwort

Schon vergessen? Dann noch einmal: Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

Wolfgang J. Reus

Der Worte hört und liest man viele heutzutage. Da geht es um »gelebte Demokratie«, »freie Medien«, »Einstehen füreinander«, »ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben« und so weiter und so fort. Doch wenn wir einen unvoreingenommenen Blick auf das Land werfen und uns vielleicht sogar trauen, ein wenig hinter die Kulissen zu schauen, dann zeigt sich ein ganz anderes Bild. Trotz ständiger Beteuerungen – man ist fast versucht zu sagen, Beschwörungen – hat sich das Leben nicht zum Guten entwickelt. Im Gegenteil, die Lebensqualität hat sich verschlechtert, die Zahlen der Wirtschaft lassen auch künftig nichts Gutes erwarten, die Qualität in den Schulen sinkt, die Kriminalität nimmt zu, die Demokratie wird Schritt für Schritt ausgehöhlt. Und vor allem: Freiheiten werden mehr und mehr eingeschränkt. Einschränkungen und Verbote allerorten.

Vor fünfzig Jahren war das Leben in unserem Land weitaus freier. Man durfte noch rauchen, wo man wollte. Man durfte noch bis zu einem bestimmten Level Alkohol trinken und Auto fahren. Man durfte noch auf Autobahnen fast überall so schnell fahren, wie man wollte bzw. das Auto es hergab. Und man durfte noch Witze erzählen, wie man wollte, ohne von der Gesinnungspolizei der Political Correctness an den Pranger gestellt zu werden. Zelten in der Natur war ebenfalls noch erlaubt, genau wie Angeln ohne Angelschein. Ob die neuen Einschränkungen vielleicht sinnvoll sind, darüber mag man diskutieren. Freier geworden ist das Leben durch sie sicher nicht.

Die Regierung jedoch will uns das Gegenteil weismachen. Willfährige Medien helfen kräftig dabei mit – und doch kann jeder in seinem Alltag feststellen, daß wir eben nicht freier sind, jedenfalls solange man mit offenen Augen durchs Leben geht.

Doch sind die Augen unserer Mitmenschen überhaupt noch offen? Waren sie es je? Vielleicht braucht es dazu einen Augenöffner, eine ›rote Pille‹, wie sie durch die Kultfilm-Tetralogie Matrix berühmt wurde.

Eine solche rote Pille könnte der Romanklassiker 1984 von George Orwell sein.

Unser Buch hat es sich zur Aufgabe gemacht, Parallelen zwischen Orwells Dystopie und der heutigen Gesellschaft aufzuzeigen.

Diese Idee ist nicht mehr originell – im Gegenteil, sie drängt sich immer mehr auf. Die Zahl der Erwähnungen von 1984 im Zusammenhang mit Maßnahmen der Regierung nimmt zu, die der Artikel mit diesem Grundgedanken wächst von Tag zu Tag, die der Parallelen in immer mehr Büchern ebenfalls. Exemplarisch dafür mögen die Zeilen im Epilog von Pedro Baños’ zeitweisem Bestseller So beherrscht man die Welt. Die geheimen Geostrategien der Weltpolitik dienen. Das Buch erschien im spanischen Original bereits 2017. Es ist eines der ›verbotenen Bücher‹ der heutigen Zeit, die wir im Kapitel »Bücher« behandeln. Baños schreibt:

Wachsam machen sollte uns das Risiko, daß wir uns immer mehr der Gesellschaft nähern, die George Orwell in 1984 beschrieben hat. Darin ist die Manipulation von Informationen zur Norm geworden, die Menschen werden einer ständigen Überwachung unterzogen, die individuellen Freiheiten sind im Begriff zu verschwinden. In diesem Szenario haben die Leute Angst zu denken, obwohl ihnen gesagt wird, daß sie das ruhig dürften: Sie fürchten, ins Visier der unbarmherzigen »Gedankenpolizei« und der vielen Kollaborateure dieser intellektuellen Repression zu geraten, die sich auf ein Regime politischer Korrektheit stützt.

Viele scheinen dieser Tage wachsam zu sein oder die rote Pille bereits geschluckt zu haben: Aktuell ist Orwells Klassiker wieder eines der am meisten verkauften Bücher. Daß noch mehr Menschen die Bedeutung und Aktualität dieses Werkes erkennen, ist Ziel unseres Buches.

Würde unser Land noch so funktionieren, wie es die Väter des Grundgesetzes vorgesehen hatten, gäbe es diese Diskussion nicht. Doch etliche der eingebauten Vorsichtsmaßnahmen, von der Gewaltenteilung über das Parteiengesetz und die Mediengesetzgebung bis hin zur Verfassungsgerichtsbarkeit, sind leider mittlerweile auf vielen Ebenen umgangen worden, inhaltlich ausgehöhlt und bestehen oft nur noch auf dem Papier. Beispielhaft sei hier das Bundesverfassungsgericht genannt, an das die Richter schon seit vielen Jahrzehnten aufgrund ihrer politischen Ausrichtung berufen werden. Gleiches gilt für die Rundfunkräte, die die Unparteilichkeit der öffentlich-rechtlichen Medien überwachen sollen. Auch hier wird nach parteipolitischem Proporz besetzt und massiv Einfluß durch die Parteien genommen.

Die ersten Anfänge dieser schleichenden Auflösung zeigten sich bereits vor einigen Jahrzehnten. So schrieb Botho Strauß 1993 in seinem vielbeachteten und heiß diskutierten Essay »Anschwellender Bocksgesang« (der übrigens im Spiegel heute undenkbar wäre!) von einem »Regime der telekratischen Öffentlichkeit«. Dieses sei

die unblutigste Gewaltherrschaft und zugleich der umfassendste Totalitarismus der Geschichte. Es braucht keine Köpfe rollen zu lassen, es macht sie überflüssig. Es kennt keine Untertanen und keine Feinde. Es kennt nur Mitwirkende, Systemkonforme. Folglich merkt niemand mehr, daß die Macht des Einverständnisses ihn mißbraucht, ausbeutet, bis zur Menschenunkenntlichkeit verstümmelt.

Doch wie kann so etwas funktionieren?

Nun, 1984 macht es vor. Eine totalitäre Gesellschaft muß nicht zwingend mit Massenverhaftungen, Hinrichtungen und anderen umfassenden Gewalterscheinungen einhergehen. Es gibt viel subtilere Mechanismen, die letztendlich den gleichen Effekt erzielen und eine völlige Entmündigung der Gesellschaft zur Folge haben.

Der kanadisch-US-amerikanische Ökonom, Romancier, Präsidentenberater, Diplomat und Sozialkritiker John Kenneth Galbraith unterschied drei Arten der Machtausübung:

1)

repressive Macht, beruhend auf angedrohten oder tatsächlich vollzogenen Sanktionen; sie zielt auf ein gewünschtes äußeres Verhalten ab, ohne daß der Beherrschte innerlich mit seinem Verhalten übereinstimmen müßte

2)

kompensatorische Macht, beruhend auf der Inaussichtstellung oder Verteilung von Belohnungen (Karrierechancen, finanzielle Zuwendungen, Belobigungen, Ämter, Posten, Sonderrechte, Aufnahme in elitäre Kreise etc.); diese setzen jedoch Wohlverhalten im Sinne des Machtausübenden voraus

3)

konditionierte Macht, beruhend auf gezielter Erzeugung bzw. Lenkung von Gefühlen, Gedanken, Meinungen und Wünschen; sie greift auf das Innere des Menschen zu und bringt ihn dazu, den Willen des Machtausübenden für seinen eigenen zu halten.

1

Wir stellen uns nun eine totalitäre Diktatur immer so vor, daß sie ausschließlich die Mittel der repressiven Macht einsetzt. Das muß jedoch nicht der Fall sein. Im Gegenteil, eine wirklich totalitäre, umfassende Diktatur wird bemüht sein, gerade die beiden anderen Formen der Machtausübung für sich zu nutzen. Eine solche Macht über das Denken ist viel vollkommener als eine, die sich allein auf Repressionen stützt.

Beide Formen der Machtausübung kann man aber an vielen Stellen unserer heutigen Gesellschaft beobachten. Unerwünschte Meinungen werden schnell als Verschwörungstheorien (neuerdings auch als Verschwörungsmythen) gebrandmarkt und ihre Vertreter sozial geächtet. Das führt nicht selten zum Verlust der wirtschaftlichen Existenz. Selbst prominente Personen trifft es dabei immer häufiger; Michael Wendler kann als Beispiel dafür dienen. Aber es sind auch Hunderte Professoren betroffen, wenn sie aus wissenschaftlichen Gründen nicht mit der Regierungslinie konform gehen, wie zum Beispiel Stefan Homburg von der Leibniz-Universität Hannover.

Auf der anderen Seite wird die Indoktrination der Bürger, insbesondere der Kinder, immer weiter verstärkt. In den Schulen nennt man das Demokratieerziehung (in der DDR sprach man von Staatsbürgerkunde) und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Auf den Straßen und in den Medien wird der Konsument von einem stetigen Strom wohlmeinender Werbung überflutet, im Sinne von »Wir halten zusammen« (aus Anlaß der Flutkatastrophe), »Deutschland krempelt die Ärmel hoch« (für die Corona-Schutzimpfung) oder »Gemeinsam gegen den Klimawandel«.

Ergebnis: Im Deutschland des Jahres 2020 gingen Menschen auf die Straße und demonstrierten dafür, mehr Steuern zahlen zu dürfen!2 Ein paar Jahre zuvor wäre das undenkbar gewesen.

Bereits 1991 sagte die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley folgende fast schon prophetisch zu nennende Sätze:

Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen.

Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.

Es scheint, daß Frau Bohley recht behalten sollte: Die Anzeichen dafür mehren sich.

Der Angriff auf die Freiheitsrechte kommt also von unerwarteter Seite, nämlich von jener der vermeintlich Guten. Aber auch das ist eine Parallele zum Roman von George Orwell. In diesem gibt es offiziell keinen bösen Diktator, sondern den Großen Bruder, der auf die Menschen aufpaßt und sich angeblich um ihr Wohlergehen kümmert.

Dazu paßt der berühmte Ausspruch, der dem italienischen linksintellektuellen Journalisten Ignazio Silone zugeschrieben wird: »Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ›Ich bin der Faschismus.‹ Nein, er wird sagen: ›Ich bin der Antifaschismus.‹« Nicht zufällig kursiert diese Aussage mittlerweile ständig im Internet, ist er doch – zumindest gefühlt – aktueller denn je.

Wir arbeiten seit 2019 an diesem Buch. Unsere Idee war es, ein Buch zu schreiben, das sich primär an junge Menschen richtet.

Warum? Weil junge Menschen die Zukunft noch vor sich und damit sehr viel mehr zu verlieren haben als wir, die wir in den Vierzigern oder Fünfzigern unserer Lebensspanne sind.

Unsere Idee war es zum einen, jungen Lesern dieses Jahrhundertwerk nahezubringen, als das wir 1984 betrachten. Warum Jahrhundertwerk? Weniger aufgrund der zweifellos vorhandenen literarischen Qualität, sondern vor allem aufgrund der hellsichtigen Warnung, die Orwell beabsichtigte.

Eine Warnung vor einem System mit nie dagewesener Machtfülle, die gepaart mit Bösartigkeit die zahllosen diktatorischen und tyrannischen Regime, die die Menschheit im Laufe der Jahrtausende gesehen hat, weit in den Schatten stellen würde. (Jahrtausende? Aber ja, schauen Sie mal ins Alte Testament!)

Unsere Idee war es zum anderen, auf die frappierenden Parallelen hinzuweisen, die es zwischen der erkennbaren Realität und den Beschreibungen im Buch mittlerweile zu geben scheint.

1984 war in früheren Zeiten über viele Jahrzehnte eine gängige Schullektüre, heute ist das Buch es jedoch zunehmend seltener, was angesichts seiner Aktualität zu beklagen ist. Ja einzelne Stimmen versteigen sich mittlerweile sogar dazu, bewußt darauf zu verzichten.3

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Wir, die Autoren dieses Büchleins, setzen uns ein für Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit – für den freien, selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Menschen. Zu Freiheit gehört aber auch Verantwortung. Ein Staat, der seinen Bürgern jede Verantwortung abnimmt und sie gegen alle Risiken absichert, ist per se gefährlich, weil er mehr oder weniger total sein muß. Und er verhindert – verdrehterweise – bereits in der Schule, daß Kinder sich zu wirklich erwachsenen Menschen entwickeln.

Wir behaupten keinesfalls, daß unser Land bereits eine Diktatur sei; andernfalls könnte dieses Buch nicht erscheinen. Wir wollen jedoch ausdrücklich davor warnen. Viele Schritte auf diesem verhängnisvollen Weg dorthin sind bereits getan, die Gefahr ist real. Der geneigte Leser möge selbst beurteilen, wie weit wir schon sind.

Als Autorenteam haben wir uns jedenfalls entschlossen, das Buch unter dem etwas albernen Pseudonym Georg Odergut (quasi als deutsche Übersetzung des Namens George Orwell) zu veröffentlichen. So weit ist es mit unserem Vertrauen in die Gesellschaft unseres Landes schon gekommen.

Um für uns ein schreckliches Ende wie bei Orwell abzuwenden, brauchen wir in jedem Fall schnellstens ein Umdenken, eine Umkehr. Jede der von uns beschriebenen Parallelen ist für sich genommen bedenklich. Zusammengenommen könnten sie das Faß zum Überlaufen bringen und den Weg zur Errichtung eines neuen Totalitarismus geebnet haben.

Es geht heute darum, weitere Schritte dieser Art bzw. die Einführung weiterer Parallelen zu verhindern. Im besten Falle sollten möglichst viele der beschriebenen Parallelitäten wieder rückgängig gemacht werden. Voraussetzung dafür aber wäre, zunächst ein Bewußtsein für diese Parallelen und Gefahren zu schaffen. Dazu wollen wir mit diesem Buch beitragen.

Zum Aufbau des Buches

Dieses Projekt war ursprünglich dazu gedacht, Schülern den Roman 1984 näherzubringen. Es beginnt deshalb mit einer kurzen Inhaltsangabe, gefolgt von einem knappen Abriß des Lebens und Wirkens seines Autors George Orwell.

Dem schließt sich der zentrale Teil unserer Ausführungen an: die Gegenüberstellung von Parallelen zwischen der in 1984 beschriebenen totalitären Gesellschaft und unserer heutigen Wirklichkeit.

Nun wird allerorten beklagt, die Menschen würden immer weniger lesen. Dies nahmen wir zum Anlaß, unsere Darstellung der Parallelen auf zwei unterschiedliche Weisen auszuführen: Für ungeduldige Leser bietet es sich an, die schnell zu lesenden Texte aus dem Abschnitt »Kurz und knapp« zu studieren. Wer es ausführlicher und mit Belegen und Quellenhinweisen mag, dem sei das darauffolgende Kapitel »Wie 1984, so auch heute?« ans Herz gelegt.

Wir runden unsere Betrachtungen schließlich ab mit einem Hinweis auf das Buch Wie zerstört man eine Demokratie der US-amerikanischen linksintellektuellen Autorin Naomi Wolf.

Einen kleinen Anhang zum Themenkomplex bieten wir auch noch. Zum einen ist da eine Auflistung weiterer Werke aus dem Bereich ›Warnung vor totalitären Entwicklungen‹. Es handelt sich um Filme oder Bücher sowohl literarischer als auch populärwissenschaftlicher Art. Mit Ausnahme der Sachbücher und Dokumentationen sind es vor allem Werke, die, ähnlich wie 1984, mit erzählerischen Mitteln vor den Gefahren einer totalitären Gesellschaft warnen. Viele Werke sind überwiegend dem Genre Science-fiction zuzuordnen und haben auch unterhaltenden Charakter. Ihr Kern ist jedoch immer eine nachdenkliche und kritische Sichtweise auf die Gesellschaft.

Assoziationen, Anregungen zum Nachdenken und – im besten Falle – ein Aha-Effekt, der zum Aufwachen aus dem trügerischen Gefühl der Sicherheit führt, sind von unserer Seite ausdrücklich erwünscht.

Am Ende stehen einige Zitate, die wir bei der Recherche gefunden haben, ohne daß sie dem einen oder anderen Kapitel zugeordnet werden könnten, die wir dem Leser jedoch nicht vorenthalten wollten.

Wir haben uns bemüht, unsere Ausführungen möglichst kurz zu fassen. Sollte sich ein Leser darüber ärgern und mehr wissen wollen – es wäre ganz in unserem Sinne. Wir haben dafür viele Querverweise und Lesetips einfließen lassen. Zu George Orwell und insbesondere zum Werk 1984 findet man im Buchhandel und im Internet ein weites Universum an Texten. Wenn dort weitergelesen wird, haben wir unser Ziel erreicht.

Steigen Sie ein, nehmen Sie die rote Pille und folgen Sie uns auf dem Weg … in die erschütternde Realität.

Deutschland, im Spätherbst 2020

Nachtrag

Während der Arbeit an diesem Buch mußten wir eine erschreckende Erfahrung machen: Die Realität holte unsere Gedanken nicht nur ein, sondern überholte sie, zuerst im Zusammenhang mit den Grundrechtseinschränkungen im Zuge der Corona-Maßnahmen und dann in der Folge der zunehmenden Internetzensur seit dem Machtwechsel in den USA. Menschen mit abweichenden Meinungen wird zunehmend die Möglichkeit genommen, ihre Argumente überhaupt darzulegen. Einer pluralistischen, freien Gesellschaft ist dies nicht würdig – und doch ist es heute Realität, und zwar nicht nur in China, nein, auch im ach so freien Westen.

Deutschland, im Frühjahr 2021

1 John Kenneth Galbraith, Anatomie der Macht, München 1989.

2 Gemeint ist die CO2-Steuer.

3 Philippe Wampfler: ›To Stay Human‹. 1984 als Schullektüre im Zeitalter der Überwachung, Schule Social Media.

INHALTSANGABE ZUM BUCH 1984 VON GEORGE ORWELL

Die Welt des Jahres 1984 besteht aus drei miteinander verfeindeten und in stets wechselnden Koalitionen gegeneinander Krieg führenden Superstaaten: Ozeanien (bestehend aus Britannien, Nord- und Südamerika, Australien und Südafrika), Eurasien und Ostasien. Der Roman spielt im zu Ozeanien gehörenden London, wo der Protagonist, Winston Smith, lebt. Ozeanien ist eine dystopische totalitäre Einparteiendiktatur unter Führung der Sozialistischen Partei Englands (Engsoz), deren Elite (Innere Partei), angeführt von dem leibhaftig nie in Erscheinung tretenden Diktator Großer Bruder, ihre Bürger (eingeteilt in die Klassen Äußere Partei und Proletarier) mittels eines ausgeklügelten Überwachungssystems unterdrückt.

Die Bevölkerung wird durch eine allgegenwärtige Gedankenpolizei kontrolliert sowie mittels in den Wohnungen und öffentlichen Gebäuden angebrachter Bildschirme, die unablässig Propaganda senden und zugleich als Überwachungskameras und Abhörgeräte dienen. Die Staatspropaganda vermeldet regelmäßig Erfolge aus dem Krieg, Steigerungen der Produktion und der Lebensmittelversorgung und schürt Haß auf den ebenfalls nie leibhaftig in Erscheinung tretenden »Staatsfeind« Emmanuel Goldstein, Führer einer angeblich existierenden, gegen die Staatspartei gerichteten Untergrundorganisation, der Bruderschaft.

Die Partei beeinflußt das Denken durch die allgegenwärtigen Parolen »Krieg ist Frieden«, »Freiheit ist Sklaverei«, »Unwissenheit ist Stärke«, »Der Große Bruder beobachtet dich!« und durch eine »gereinigte« Sprache (Neusprech), die verhindern soll, daß die Menschen unerwünschtes Gedankengut formulieren und somit überhaupt denken können.

Unklar bleibt, ob der Große Bruder wirklich existiert und ob die Partei den Krieg und Goldsteins Untergrundbewegung nicht in Wirklichkeit als Vorwand für Überwachung, Ausnahmezustand und Unterdrückung inszeniert.

Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit, einer Art Propagandaministerium. Seine Aufgabe ist es, alte Zeitungsberichte und somit das Geschichtsbild an die jeweils aktuelle, stets wechselnde Parteilinie anzupassen. Smith ist trotz seiner Zugehörigkeit zur Äußeren Partei ein Gegner des Systems und führt heimlich Tagebuch über seine verbotenen Gedanken und Gefühle. Die ebenfalls der Äußeren Partei angehörende Julia wird seine Geliebte und Mitwisserin. Über O’Brien, einen leitenden Mitarbeiter des Ministeriums, der selbst Mitglied der Inneren Partei ist und in dem er einen Gleichgesinnten zu erkennen meint, versucht Winston Smith Kontakt zu der oppositionellen Bruderschaft aufzunehmen. O’Brien, in Wirklichkeit ein fanatischer Anhänger der Inneren Partei, geht zum Schein darauf ein, läßt Winston und Julia schließlich verhaften, beide voneinander getrennt ins Ministerium für Liebe verbringen, foltern und einer Gehirnwäsche unterziehen. Schließlich gelingt es ihm, Smiths Willen zu brechen. Smith verrät seine Liebe zu Julia und liebt schließlich den Großen Bruder. Damit ist er am Ende »geheilt«.

Inhaltsangabe nach Kapiteln

Kapitel 1

Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit in London. Seine Tätigkeit besteht darin, im Sinne der jeweils aktuellen Parteidoktrin unbequeme Daten und Fakten zu vernichten oder zu manipulieren und auf diese Weise das Geschichtsbild permanent zu verfälschen bzw. an die jeweils aktuelle Linie anzupassen. Geschichte wird dadurch zu einer Art Knetmasse, deren Erscheinung sich ständig ändert. Dies führt zu einem Gefühl der Ungewißheit und Desorientierung, weil es nichts gibt, worauf man sich verlassen kann.

Winston, der dem Regime innerlich ablehnend gegenübersteht, beginnt schließlich seine Gedanken und Gefühle in einem geheimen Tagebuch festzuhalten, das er bei Mr. Charrington, dem Inhaber eines kleinen Antiquitätengeschäfts im Proletarierviertel, entdeckt.

Eines Tages fällt ihm während eines Aufenthalts in der Kantine des Ministeriums eine bei der Jugendliga gegen Sexualität engagierte Frau namens Julia auf, von der er sich beobachtet fühlt und die er daher für eine Agentin der Gedankenpolizei hält.

Sein Interesse an der Vergangenheit treibt Winston immer wieder in das Proletarierviertel, wo er in einer Kneipe Kontakt zu einem alten Mann sucht, um ihn zu seinem Wissen über die Vergangenheit zu befragen. Wieder einmal führt ihn sein Weg auch in das kleine Antiquitätengeschäft des Mr. Charrington, wo er das Tagebuch gekauft hatte. Unter den Ausstellungsstücken fasziniert Winston eine Glaskugel, in die eine Koralle eingefaßt ist – ein Stück Vergangenheit. Er kauft sie. Charrington zeigt Winston auch ein möbliertes Zimmer im ersten Stock, in dem sich offenbar kein Teleschirm befindet. Winston verspürt den Wunsch, das Zimmer zu mieten, doch er verwirft diesen Gedanken sogleich wieder, da ihm bewußt wird, daß dieser Wunsch bereits den Tatbestand eines Gedankenverbrechens erfüllt.

Kapitel 2

Auf dem Weg nach Hause begegnet er wieder Julia. Dies bestärkt ihn in seinem Verdacht, daß sie bei der Gedankenpolizei arbeitet und es auf ihn abgesehen hat. Wenige Tage später begegnet sie ihm im Wahrheitsministerium ein drittes Mal. Sie stürzt, als sie an ihm vorbeigeht. Während Winston ihr aufhilft, steckt sie ihm heimlich ein Zettelchen zu. Da sich in unmittelbarer Nähe ein Teleschirm befindet, geht er zunächst wieder zu seinem Arbeitsplatz, bevor er es wagt, die Botschaft an ihn zu lesen: Es handelt sich um eine Liebeserklärung von Julia.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen der Kontaktaufnahme gelingt es ihm schließlich, sich zu Julia zu setzen, als diese allein an einem Tisch in der Ministeriumskantine sitzt. Wegen der allgegenwärtigen Überwachung wechseln sie nur wenige Worte miteinander. Winston erfährt, daß Julia heimlich gegen die Partei rebelliert. In aller Heimlichkeit treffen sich Julia und Winston nun einige Male auf dem Land. Julia stimmt schließlich zu, das Zimmer über Mr. Charringtons Laden zu mieten, um mit Winston unbeobachtet zusammensein zu können. Auch dies stellt ein Schwerverbrechen dar: Sexualität unter Parteimitgliedern darf nur der Fortpflanzung dienen und soll schrittweise durch künstliche Befruchtung ersetzt werden.

Winston berichtet Julia von O’Brien, einem Mitglied der Inneren Partei, den er aufgrund seines leicht von der Norm abweichenden Verhaltens für einen Oppositionellen hält. Zusammen mit Julia besucht er ihn schließlich in seiner Wohnung. O’Brien besitzt als Mitglied der Inneren Partei das Vorrecht, seinen Teleschirm zeitweise abzuschalten. Auf diese Weise kann ein scheinbar unbeobachtetes Gespräch stattfinden.

Winston gesteht O’Brien seine oppositionelle Gesinnung. Dieser gibt sich als Mitglied der Bruderschaft aus und nimmt Winston in die Untergrundbewegung auf. Durch Vermittlung von O’Brien erhält Winston ein Exemplar des berüchtigten Buches Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus, als dessen Autor der Staatsfeind Emmanuel Goldstein angegeben ist. Während eines Beisammenseins mit Julia in Charringtons Zimmer kommt Winston dazu, das erste und dritte Kapitel zu lesen, er erfährt durch die Lektüre aber nichts, was ihm nicht schon bekannt gewesen wäre: »Das Wie verstehe ich, aber nicht das Warum.« Später wird er erfahren, daß O’Brien Mitverfasser des Buches ist.

Winston und Julia besprechen am selben Tag ihre gemeinsame Zukunft. Julia träumt von einem glücklichen Leben im Untergrund, während Winston um jeden Preis die Partei bekämpfen will. Dabei ist ihm bewußt, daß sein Ende unausweichlich in Gefangenschaft, Folter und Liquidation bestehen wird. Im selben Augenblick wird das Zimmer umstellt und aufgebrochen – es stellt sich heraus, daß sich unter einem Bild ein Teleschirm befand und die beiden die ganze Zeit über beobachtet wurden. Nun stehen sie Mr. Charrington gegenüber, der sich als Angehöriger der Gedankenpolizei entpuppt.

Kapitel 3

Nach seiner Verhaftung erwacht Winston in einem hell erleuchteten, weiß gekachelten, fensterlosen Raum, an dessen vier Wänden sich Teleschirme befinden. Er vermutet, daß man ihn ins Ministerium für Liebe verbracht hat. Entlang der Wände ist eine Bank angebracht, gerade breit genug zum Sitzen und einzig durch eine Toilette gegenüber der Tür unterbrochen. Ständig kommen neue Gefangene in Winstons Zelle und werden wieder abgeholt. Winston wird von Zeit zu Zeit verlegt. Er erfährt von einem mysteriösen Zimmer 101, vor dem alle Gefangenen Angst haben. Sein Zeitgefühl geht durch die unablässige künstliche Beleuchtung der Zelle verloren, die spärliche Gefangenenkost führt dazu, daß er zusehends abmagert.

Winston durchläuft routinemäßige Verhöre durch seinen Vernehmungsoffizier. Dieser ist niemand anderer als O’Brien, dem er sich einst in der Hoffnung anvertraut hatte, in ihm einen Gleichgesinnten zu finden. Unter Folter legt Winston zunächst die üblichen Geständnisse (Unterschlagung, Sabotage, Spionage, Mord) ab. Die Verhöre steigern sich zu einer systematischen Gehirnwäsche, mit der O’Brien Winstons Weltbild regelrecht zerlegt. Mittels Elektroschocks und Medikamenten bricht er Winstons Willen und zerstört vorübergehend sein Langzeitgedächtnis.

»Lernen, verstehen und akzeptieren« – dies sind, wie O’Brien Winston erklärt, die einzelnen Stufen der Umerziehung. O’Brien zwingt ihn, seinen mit Wunden übersäten, ausgemergelten Körper im Spiegel zu betrachten. Sein Körper steht in dieser Szene stellvertretend für die Menschheit, als deren Streiter sich Winston versteht. O’Brien erklärt ihm, daß die Menschheit in der Hand der Partei und Widerstand daher zwecklos sei. So soll Winston anhand dieses Beispiels lernen, verstehen und schließlich die gegebene Ordnung akzeptieren.

O’Brien erklärt ihm, daß der einzige Zweck der Partei die Macht an sich ist: »Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann stellen Sie sich einen Stiefel vor, der in ein Menschenantlitz tritt – immer und immer wieder.« Im Gegensatz zur mittelalterlichen Inquisition (»Du sollst nicht«) und zum politischen Totalitarismus bekannter Prägung (»Du sollst«), die letztlich immer nur Märtyrer unter den Widerständlern hervorbringen, gilt im ozeanischen System: »Du hast zu sein« – »Jeder wird reingewaschen«, jeder wird »geheilt«.

Von nun an wird Winston wieder aufgepäppelt. Während seiner Rekonvaleszenz trainiert er, seinen eigenen Geist zu überlisten – seine Umerziehung scheint erfolgreich abgeschlossen zu sein. Als er jedoch eines Nachts im Traum nach Julia ruft, erkennt O’Brien, daß Winstons Abscheu vor dem Großen Bruder und seine Liebe zu Julia ungebrochen sind. Er läßt ihn in Zimmer 101 bringen, wo jeden Menschen seine ganz persönliche Hölle erwartet. Da O’Brien Winstons panische Angst vor Ratten bekannt ist, läßt er einen Käfig mit zwei hungrigen Ratten direkt vor Winstons Gesicht schnallen und droht ihm, die Käfigtür zu öffnen, worauf dieser ihn anfleht, diese Folter nicht ihm, sondern Julia anzutun. Dieser Verrat an seiner Liebe zu Julia zerstört in ihm die Selbstachtung und bricht seinen Widerstand endgültig.

Winston wird entlassen, verbringt viel Zeit in einer heruntergekommenen Spelunke beim Schach. Ein letztes Mal trifft er Julia, deren Körper ebenfalls von Folter gezeichnet ist. Sie gesteht ihm, daß sie ihn verraten habe und es der Partei gelungen sei, ihre Gefühle für ihn zu zerstören. Winston erkennt, daß er ›geheilt‹ ist, als er an sich selbst feststellt, daß er in der Masse beim Betrachten der Kriegsberichte mitfiebert. In diesem Augenblick hat er eine Vision, einen Tagtraum von seiner Hinrichtung: In einem Schauprozeß bekennt er unter Tränen, demütig und dankbar seine Liebe zum Großen Bruder, der ihm geholfen hat, sich selbst zu besiegen. Die Gewehrkugel, die in sein Gehirn eindringt, empfindet er als lang ersehnte Erlösung. Sein Leben endet in einem Gefühl der Liebe zum Großen Bruder.

BIOGRAPHIE GEORGE ORWELLS

Autobiographien sind nur glaubwürdig, wenn sie etwas Unschönes zugeben. Jemand, der über sein Leben nur Gutes zu sagen weiß, lügt in den meisten Fällen, weil jedes Leben von innen her gesehen nichts weiter als eine Kette von Niederlagen ist.

George Orwell, »Zu Nutz undFrommen der Geistlichkeit«

George Orwell wurde als Eric Arthur Blair am 25. Juni 1903 in Motihari/Bengalen geboren. Er entstammte einer Familie der kolonialen Mittelschicht und ging in England zur Schule, unter anderem in Eton.

Möglicherweise der Tradition seiner Eltern folgend, diente er von 1922 bis 1927 bei der Indian Imperial Police. Er quittierte den Dienst, weil er die Widersprüche und die Verlogenheit des Kolonialsystems nicht mehr ertrug. Seine Erfahrungen finden sich in einigen Essays, etwa in »Einen Mann hängen« und »Einen Elefanten erschießen«, die sich in dem Band George Orwell. Meistererzählungen (Diogenes) finden.

Im Anschluß an seine Rückkehr nach Europa schlug er sich zunächst als Lehrer, Buchhandlungsgehilfe, Tellerwäscher und Vagabund durch. Während dieser Zeit entstanden erste Texte.

1937 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg teil. Da er sich politisch als Sozialist und Anarchist verstand, schloß er sich der Miliz POUM (Partido Obrero de Unificación Marxista) an. Während eines Gefechts erlitt er einen Halsdurchschuß. Eine spätere Beschreibung des Geschehens verrät etwas über Orwells ironisch-sarkastische Art des Schreibens und Denkens, die auch vor ihm selbst nicht haltmachte: »Der Vorgang, von einer Kugel getroffen zu werden, ist interessant und verdient es, näher betrachtet zu werden.«

Eine Erfahrung während des Bürgerkrieges trug dazu bei, seine Skepsis gegen jede Art von Ideologie und Totalitarismus hervorzurufen: Obwohl die POUM gegen Franco und damit ›gegen den Faschismus‹ kämpfte, wurden die Miliz und ihre Anhänger von moskautreuen Kommunisten im Verlaufe des Krieges nicht weniger brutal verfolgt als von Francos Truppen.

Im Zweiten Weltkrieg durfte er entgegen seinem Wunsch nicht als Soldat an der Front dienen, da er durch eine Tuberkulose bereits gesundheitlich angeschlagen war. Deshalb arbeitete er bei der BBC als Journalist, Kriegsberichterstatter und Kommentator. Seine Erlebnisse bei der BBC, insbesondere im Zusammenhang mit der Entstehung und dem Gebrauch von Propaganda, beeinflußten später sein Buch 1984.

KURZ UND KNAPP

Wenn Freiheit überhaupt irgend etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen das zu sagen, was sie nicht hören wollen.

Aus einem unveröffentlichtenVorwort zu Farm der Tiere

Zensur – heute unvorstellbar?

1984

In George Orwells 1984 gibt es keine privaten Verlage. Einzig die Partei bzw. der Staat veröffentlichen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Auch Radio und Fernsehen sind ausschließlich staatlich.

Daneben gibt es eine Gedankenpolizei, die das Verbrechen, von der offiziellen Linie abweichende Meinungen zu haben oder gar zu verbreiten, brutal ahndet.

Jegliche abweichenden Meinungen werden somit zensiert und unterbunden.

2020

Neben den staatlichen Medien existiert eine Vielzahl von Medienunternehmen, die in ihrer publizistischen Arbeit frei sind. Aber es gibt eine zunehmende Zahl von Ungereimtheiten.

»Hetzjagden auf Migranten in Chemnitz«: Die Bundesregierung hatte 2018 für diese Behauptung keine Beweise. Das ergab eine Anfrage im Bundestag.4Trotzdem wurde der Chef des Verfassungsschutzes entlassen, weil er der Bundesregierung widersprochen hatte.

Der Fall Relotius: Zahlreiche Reportagen im Magazin Der Spiegel über die positiven Aspekte der Migrationspolitik waren komplett erfunden.

Regierungskritische Demonstrationen: Solche Demonstrationen werden bejubelt, wenn sie in Ländern wie Hongkong oder Weißrußland stattfinden. Anders ist das bei regierungskritischen Demonstranten in Deutschland (Merkel-muß-weg-Demos, Querdenken-Demos gegen die Corona-Maßnahmen usw.) oder gegen befreundete Regierungen (Gelbwesten-Proteste in Frankreich): Diese werden als rechtsextrem, gewaltbereit oder demokratiefeindlich diffamiert. Extreme und vorsätzliche Polizeigewalt wird verschwiegen.

Inflation: Eine Inflationsrate von 2 Prozent ist das erklärte Ziel der Europäischen Zentralbank. Dieser beabsichtigte Wertverlust des Euro wird von Regierung und Medien als stabil bezeichnet. Das ist eine Lüge.

Diese Wahrheitsverdrehungen kommen heute ohne direkten Zwang oder unmittelbare staatliche Eingriffe aus. Es genügt, Ziele zu formulieren und das Spitzenpersonal in Politik und Medien auszuwählen. Ab da läuft der Prozeß von selbst. Bei Zuwiderhandlungen (u. a. Dieter Nuhr, Xavier Naidoo) folgen Diffamierungen oder Ausgrenzungen. Erwünschte Berichterstattung belohnt die Regierung mit der Buchung teurer Anzeigen.

Mehr dazu im Kapitel »Ministerium für Wahrheit« ab Seite 73.

4 Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Abgeordneten Martin Erwin Renner, Andreas Bleck, Tino Chrupalla, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD – Vermeintliche »Hetzjagden« in Chemnitz am 26. August 2018 (Drucksache 19/4313).

Geschichte – wird sie manipuliert?

1984

In George Orwells 1984 gibt es ein Ministerium für Wahrheit. Dort wird permanent die Geschichtsschreibung korrigiert und damit die Vergangenheit verändert. Es werden sowohl Bücher als auch Zeitungen zugunsten der Herrschenden umgeschrieben. Dadurch erscheint die jeweils aktuelle Situation immer als von der Regierung genau so geplant, wie sie sich jeweils darstellt. Demnach leben die Menschen permanent in der besten aller möglichen Welten – allen Unzulänglichkeiten zum Trotz. So erscheint auch das Handeln der Regierung immer fehlerfrei und optimal.

Neben der Vergangenheit kontrolliert die Regierung damit auch die Gegenwart und die Zukunft.

Die Bürger haben keinerlei Möglichkeit zu eigener objektiver Meinungsbildung oder für kritisches Hinterfragen von Nachrichten. Es gibt immer nur eine Wahrheit und eine legitime Meinung. Um diese uneingeschränkt durchzusetzen, werden schon die Kinder von der Partei indoktriniert und als Spione gegen ihre eigenen Eltern eingesetzt.

2020

Von einer systematischen, umfassenden Manipulation der Geschichtsschreibung kann keine Rede sein, aber es gibt doch manch auffällige Ungereimtheiten.

Die Zahl der Opfer wie auch die allgemeine Bewertung der britischen Luftangriffe auf Dresden unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist solch ein Fall. Offiziell wird heute von 25 000 Toten gesprochen. Allerdings berichtete das Schweizer Rote Kreuz damals von 200 000 Toten. Hier scheinen die historischen Fakten im Laufe der Zeit verändert worden zu sein.

Ähnlich verhält es sich mit der von dem Millionär Jan Philipp Reemtsma finanzierten Wehrmachtsausstellung, die von 1995 bis 2004 in vielen deutschen Städten zu sehen war. Es stellte sich heraus, daß es sich bei einigen der dort gezeigten Verbrechen der deutschen Wehrmacht in Wirklichkeit um Taten des sowjetischen Geheimdienstes handelte. Eine genaue Überprüfung der Ausstellung führte dazu, daß diese eingestellt wurde, weil die Zahl derartiger unzutreffender Zuweisungen zu hoch war.

Im Zuge der Black-Lives-Matter-Aktivitäten werden europäischer bzw. amerikanischer Kolonialismus und Sklaverei zunehmend problematisiert. Nahezu unbekannt ist aber, daß es Sklavenhandel und Kolonialismus jahrtausendelang in wohl sämtlichen Kulturen gegeben hat, insbesondere auch bei den Arabern (im Mittelmeerraum und in Afrika) sowie bei den Afrikanern, die Jagd auf andere Stämme machten, um diese als Sklaven nach Arabien oder Nordamerika zu verkaufen. Europa hat der Sklaverei als erstes eine Absage erteilt. Die Behauptung von der Singularität der europäischen Verfehlungen und einer alleinigen europäischen historischen Schuld in diesem Zusammenhang entspricht nicht den Tatsachen.

Anders als in Orwells 1984 gibt es im heutigen Deutschland die Möglichkeit unabhängiger Untersuchungen und gerichtlicher Überprüfungen, bei denen auch bereits Versuche einer Umschreibung oder zumindest Uminterpretation der Geschichte zutage gefördert worden sind. Es gilt aber weiter aufmerksam zu bleiben.

Mehr dazu im Kapitel »Manipulation der Geschichte« ab Seite 89

Sexualität – privat oder politisch?

1984

Die Partei weiß um die Kraft des Sexualtriebs und steuert diesen weitestgehend. Erotik wird unterbunden, Sexualität wird auf den – möglichst selten stattfindenden – Geschlechtsakt reduziert. Durch die Kontrolle des Sexualtriebs gewinnt der Staat die Kontrolle über die Menschen.

Die durch den Sexualentzug nicht ausgelebte Energie lenkt die Partei in Kriegsfieber und Führerverehrung um. So besteht ein Zusammenhang zwischen Keuschheit und politischer Orthodoxie.

Orwell läßt seine Protagonistin Julia erklären: »Beim Liebesspiel verbrauchst du Energie, und hinterher fühlst du dich glücklich, und alles andere ist dir egal. […] Wenn man glücklich ist, warum sollte einen dann der Große Bruder […] noch groß aufregen?«

Die Partei benutzt also die Kraft des unterdrückten Sexualtriebs als Motor für Aktivitäten in ihrem eigenen Sinne. »Dies ganze Herummarschieren, Jubeln und Fahnenschwenken ist nichts weiter als sexuelle Frustration«, erklärt Julia. Das freie Ausleben des Sexualtriebs dagegen würde die Stellung der Partei gefährden.

2020

Heute gibt es Übersexualisierung statt Unterdrückung der Sexualität.

Sexualkundeunterricht mit der Vermittlung von Sexualpraktiken findet bereits im Kindergarten statt. Im Showgeschäft und in der Werbung wird die Sexualität überbetont. Randphänomene wie LGBTQ werden zu einer neuen Normalität erhoben. Politik, nur so genannte, weil meist in Wahrheit staatlich finanzierte ›Nichtregierungsorganisationen‹ sowie staatsnahe Medien betreiben diesen Trend gemeinsam.

Ausgangspunkt waren die Achtundsechziger. Anfangs handelte es sich nur um ein Aufbegehren gegen manche tatsächlichen Mißstände, doch der Trend setzte sich fort und wuchs sich zu einem bis heute anhaltenden Generalangriff auf die bürgerliche Gesellschaft aus.

Es scheint geradezu entgegengesetzt zu Orwells Dystopie zu sein. Psychologen nennen dieses Vorgehen paradoxe Intervention. Auch diese führt zum gewünschten Ziel: der Zerstörung der klassischen Familie, der Bindung in Partnerschaften und der gesellschaftlichen Traditionen.

Auch auf diese Weise wird Sexualität weitgehend auf den Geschlechtsakt reduziert. Die Energie der Menschen wird in Arbeit und Medienkonsum gelenkt. Letzterer hat bei einer Vielzahl von Menschen zu enormer Staatsgläubigkeit und kritiklosem Vertrauen in die Regierung Merkel geführt. Diese Schrift möchte dazu beitragen, diesen Zustand schnellstmöglich zu beenden.

Mehr dazu im Kapitel »Politisierung von Sexualität und Familie« ab Seite 117.

Zerstörung der Familie

1984