3 Milliarden Schläge - Shannon Steadman - E-Book

3 Milliarden Schläge E-Book

Shannon Steadman

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Beschreibung

3 Milliarden Mal schlägt das Herz durchschnittlich in einem Leben. Von Momenten, die es schneller schlagen lassen, wegen der Angst, die sich langsam über einen legt oder der Liebe, die in rauschenden Wellen hereinbricht, erzählt dieses Buch auf bewegende Art und Weise. Eine Reise durch die bittersüßen Schläge des ersten Drittel eines Lebens, auf dem Weg zu einem selbst. Voller Hoffnung und Tragik, erschütternd und lebensbejahend, aufwühlend und trostspendend – in jedem Fall wird es das Herz berühren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 41

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

einunddreißig

Wenn man sich rückwärts ins Meer fallen und gleichzeitig die Luft durch die Nase entweichen lässt, dann kann man für ein paar Augenblicke den Lärm der Welt ausschalten, in dem man sich so lange auf den Herzschlag konzentriert bis er den Takt des eigenen Lebens vorspielt. Es gibt verschiedene Lebenslagen, in denen es besonders hilfreich ist, den Lärm der Welt auszuschalten. Wenn man zum Beispiel von allen Seiten gesagt bekommt, welches Studienfach denn auf jeden Fall das richtige für einen sei, wenn man sich mit dem Bruder um das Erbe streitet, wenn sogar die Topfpflanzen die Köpfe hängen lassen, wenn man einen gelben Brief im Briefkasten findet, wenn die Tochter beim Mittagessen sagt: „Ich will bei Papa wohnen“, wenn man seine Kopfschmerzen googelt, wenn man die erste Fünf in Physik nach Hause bringt, wenn man von der Auswahl der Brötchentheke erschlagen wird, wenn der Chef sagt: „Wir müssen Sie leider entlassen“ oder „Wenn es nach Ihnen ginge, wen sollen wir entlassen?“. Sollte gerade kein Meer vorhanden sein, dann erfüllt eine Badewanne auch den Zweck. Oder ein See, eine große Pfütze, die Regentonne der Nachbarin. Es kann vorkommen, dass man sich rückwärts in das schaumige Badewannenwasser sinken und die Luft langsam aus der Nase entweichen lässt, obwohl man sich gerade nicht in einer besonderen Lebenslage befindet und der Herzschlag Fragen stellt, die man sonst, wegen des Lärms der Welt, nicht hört. Ganz unerwartet und plötzlich teilt man sich mit Fragen wie: „Soll das schon alles gewesen sein?“, „Wieso kannst du nicht alleine sein?“, „Was hat dir dein Körper getan, dass du ihn so verachtest?“, „Liebst du sie wirklich?“, „Wann erzählst du ihm endlich, wer sein Vater ist?“, „Wieso traust du dich nicht?“, „Was macht dich richtig glücklich?“, „Wieso gehst du nicht?“ oder „Wieso gehst du schon wieder?“ das schaumige Wasser und verlässt die Badewanne dann in einer besonderen Lebenslage.Damit man also nicht zu oft von seinem eigenen Herzschlag überrumpelt wird, sollte man das Ausschalten der Welt üben, aber nicht wie das altbackene Instrument, von dem die Eltern unbedingt wollen, dass man es beherrscht, um Heiligabend vor dem Weihnachtsbaum zu stehen und die Tanne, die mit viel zu viel Lametta behangen sowieso schon nicht weiß, wie ihr geschieht, mit einer schrillen Version von „O Tannenbaum“ anzuspielen, sondern wie das Schwimmen, das einen federleicht wirken lässt und im Zweifel das Überleben sicherstellt. Manchmal, wenn man ein bisschen zu lange unter Wasser bleibt, hört man nicht nur den Takt des eigenen Lebens, den der Herzschlag vorgibt, sondern sieht mit ihm einzelne Momente, die man schon erlebt hat wie Wetterlagen vor dem inneren Auge vorbeiziehen. Sonnig. Sonnig mit Wölkchen. Stürmisch. Unwetter. Dürre. Nebelig. Kaiserwetter. Dichte Wolkendecke. Sonnig. Regenbogen. Frost. Aprilwetter. Graupel. Sonnig mit Wölkchen. Leichte Brise. Hochwasser. Regenbogen. Neuschnee. Hitze. Starkregen. Sonnig mit Wölkchen. Momente, von denen man schon längst vergessen hatte, dass es sie gibt, weil man sie über die Jahre immer wieder unter den Tisch kehrte oder Momente, die man am liebsten in Schraubgläser abfüllen würde, um sie länger haltbar zu machen und bei Bedarf auf den Tisch zu stellen, unter dem sich Momente ansammeln, die nie zu Staub zerfallen.

dreizehn

Der erste Schlag streift mein Gesicht knapp. Der nächste trifft mich mit voller Wucht in die Bauchgrube. Es ist ein lauer Sommerabend und die Menschen, die nach und nach ihre stickigen Großraumbüros verlassen, den Kopf voller schwerer Termine nach unten haltend, laufen im Schnellschritt auf den kleinen Bahnsteig zu. Ich krümme mich reflexartig und halte meine Hände schützend vor meinen Bauch, während mich der nächste Schlag mitten ins Gesicht trifft. Mir fällt ein, dass ich noch nie Nasenbluten hatte, als sich der metallartige Geschmack in meinem Mund breitmacht und zeitgleich die Bahn einfährt, die mich aus der Stadt raus und zurück in mein Dorf bringen soll. Die Angst krabbelt mir langsam den Rücken hoch und wird immer schneller, als ich merke, dass mir niemand helfen wird, weil eben alle Menschen so in ihren Gedanken verloren sind, dass sie da erstmal einen Weg herausfinden müssten und wenn die Gedanken auch noch den Blick vernebeln, dann stehen sie eben einfach da und schauen zu, wie ein 13-jähriges Mädchen an einem gewöhnlichen Tag im Juni von einem älteren Jungen so geschlagen wird, dass ihr Blut aus dem rechten Mundwinkel tropft. Da, wo eigentlich Himbeereis tropfen sollte.