4 Blutgruppen - 4 Strategien für ein gesundes Leben - Peter J. D'Adamo - E-Book
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4 Blutgruppen - 4 Strategien für ein gesundes Leben E-Book

Peter J. D'Adamo

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Beschreibung

Hören Sie auf Ihren Körper: der internationale Bestseller zur Gesundheit nach Blutgruppen Wenn die Natur Blutgruppen verteilt, sendet sie gleichzeitig einen Code für die optimale Ernährung und Gesundheit. Auf dieser Überzeugung beruht die erfolgreiche Blutgruppen-Diät von Dr. Peter J. D’Adamo.  Als einer der führenden Naturheilmediziner der USA hat sich Dr. Peter J. D’Adamo intensiv mit der Evolution der Menschheit auseinandergesetzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass unsere Blutgruppen vorherbestimmen, mit welchen Lebensmitteln und welcher Lebensweise wir am gesündesten bleiben.  Seine Erkenntnisse haben zahllose Menschen auf der ganzen Welt begeistert und »4 Blutgruppen – 4 Strategien für ein gesundes Leben« zu einem internationalen Bestseller gemacht. Hier beschreibt der Naturheilkundler die unterschiedlichen Blutgruppen-Typen, erklärt den Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Ernährung und präsentiert Strategien für mehr Wohlbefinden.   Die aktualisierte Neuausgabe mit umfangreichem Rezeptteil  Von den vier Blutgruppen zu vier Strategien für Ihr Leben bietet das Grundlagenwerk der Blutgruppen-Ernährung einen anregend leckeren Rezeptteil mit Tipps und Inspirationen – ein köstlicher Start in ein neues Körpergefühl.  Gesunde Ernährung und Tipps zur Gewichtsabnahme   Dr. Peter J. D’Adamo hat seinem Blutgruppen-Konzept bereits viele weitere Bestseller gewidmet. Entdecken Sie auch die individuellen Ratgeber für jede Blutgruppe im Piper Verlag und lesen Sie seine neuesten Erkenntnisse in »4 Blutgruppen – Richtig leben«. 

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www.piper.de

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Michael Benthack, Maren Klostermann, Lexa Katrin von Nostitz, Erica Mertens-Feldbausch und Stefanie Hutter

ISBN 978-3-492-96565-1

© 1996, 2016 by Hoop-a-Joop, LLC

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Eat Right For Your Type – The Individualized Diet Solution for Staying Healthy, Living Longer & Achieving Your Ideal Weight. Revised and Updated Edition«

G. P. Putnam’s Sons, New York 1996

© der deutschsprachigen Ausgabe:

1997, 1999 Piper Verlag GmbH, München

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: shutterstock.com und plainpicture

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

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Dem Andenken meines guten Freundes

John J. Mosko(1919 – 1992)

»This day is called the feast of Crispian:

He that outlives this day, and comes home safe,

Will stand a tip-toe when this day is named,

And rouse him at the name of Crispian.«

Der heut’ge Tag heißt Crispianus-Fest:

Der, so ihn überlebt und heimgelangt,

Wird auf dem Sprung stehn, nennt man diesen Tag,

Und sich beim Namen Crispianus rühren.

William Shakespeare,

Heinrich V., 4. Akt, 3. Szene

Inhalt

Vorwort: Eine Diät für das 21. Jahrhundert

Einleitung: Das Lebenswerk zweier Menschen

TEIL I: IDENTITÄT UND BLUTGRUPPE

1 Die Entstehung der Blutgruppen: Die wirkliche Revolution in der Evolution

2 Der Code im Blut: Die Blutgruppen als Blaupause

3 Blutgruppe und Gewichtsabnahme: Ein individueller Zugang

4 Wirkungsmöglichkeiten der Blutgruppendiät: Ehe Sie beginnen

TEIL II: IHRE BLUTGRUPPENDIÄT

5 Die Blutgruppendiät für Gruppe 0

6 Die Blutgruppendiät für Gruppe A

7 Die Blutgruppendiät für Gruppe B

8 Die Blutgruppendiät für Gruppe AB

9 Die zehntägige Blutgruppendiät-Challenge

TEIL III: BLUTGRUPPE UND GESUNDHEIT

10 Möglichkeiten zur Prävention: Die Zusammenhänge zwischen Blutgruppe und Gesundheit

11 Die Blutgruppe: Eine Macht im Kampf gegen Krankheiten

12 Blutgruppe und Krebs: Der Kampf um Heilung

Epilog: Gemeinsam voranschreiten – die nächsten Ziele

Anhang A: Übersichtstafeln zu den einzelnen Blutgruppen

Anhang B: Auf die Ergebnisse kommt es an

Anhang C: Häufige Fragen

Anhang D: Glossar

Anhang E: Die Blutgruppen-Community

Anhang F: Literaturverzeichnis

Danksagungen

Ein wichtiger Hinweis: Das vorliegende Buch stellt keinen Ersatz für die Empfehlungen eines Arztes oder anderer mit der medizinischen Versorgung beauftragter Personen dar. Vielmehr soll es den Leser mit den nötigen Informationen versorgen, die ihm bei einer Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen im Gesundheitsbereich Tätigen in Fragen seiner physischen Belange von Nutzen sind.
Um der ärztlichen Schweigepflicht zu entsprechen, hat der Autor alle Angaben zur Identität der in den Fallgeschichten vorgestellten Personen geändert.
Verlag und Autor tragen keine Verantwortung für jegliche Waren und/oder Dienstleistungen, die in diesem Buch angeboten oder angesprochen werden, und lehnen ausdrücklich jegliche Haftung in Verbindung mit der Ausführung von Bestellungen solcher Waren und/oder Dienstleistungen sowie für jeden Schaden, Verlust und für Kosten, in Bezug auf eine Person oder Eigentum, die daraus erwachsen oder damit zusammenhängen, ab.

Einleitung

Das Lebenswerk zweier Menschen

»Ich bin der Überzeugung, dass kein Mensch auf Erden dem anderen gleicht; jeder Mensch unterscheidet sich vom anderen hinsichtlich des Fingerabdrucks, des Lippenabdrucks und des Stimmabdrucks. Jeder Grashalm ist besonders geformt, keine Schneeflocke gleicht der anderen. Da meiner Ansicht nach kein Mensch dem anderen gleicht, halte ich es für unlogisch, dass zwei Personen die gleichen Nahrungsmittel essen sollen. Da jeder Mensch in einem besonderen Körper wohnt – mit speziellen Stärken, Schwächen und Anforderungen an die Ernährung –, bleibt dem Arzt nur eine Möglichkeit, die Gesundheit eines Menschen zu bewahren oder ihn von einer Krankheit zu heilen: Er muss sich auf die besonderen Bedürfnisse des einzelnen Patienten einstellen.«

James D’Adamo,

mein Vater

Die Blutgruppe ist der Schlüssel, der die Tür zu der geheimnisvollen Welt von Gesundheit, Krankheit, Langlebigkeit, körperlicher Vitalität und emotionaler Stärke öffnet. Sie bestimmt die Krankheitsanfälligkeit und gibt vor, welche Nahrungsmittel man zu sich nehmen und wie man sich körperlich betätigen soll. Sie ist ein Faktor für den Grad Ihrer Energie, Ihr Verwerten von Kalorien, Ihre Stressbelastbarkeit und vielleicht sogar für Ihre Persönlichkeit.

Zwischen der jeweiligen Blutgruppe und der Ernährung Zusammenhänge herzustellen, erscheint nur auf den ersten Blick radikal. Seit langem ist klar, dass ein fehlendes Verbindungsglied in unserem Begriffsvermögen existieren muss, für das, woher unsere Gesundheit oder Krankheitsanfälligkeit rührt. Es muss einen Grund dafür geben, warum sich in Untersuchungen zu Fragen der Ernährung und der Genesung von Krankheiten so viele Widersprüche finden. Außerdem muss es eine Erklärung dafür geben, warum manche Menschen bei einer speziellen Ernährung oder Diät abnehmen, andere dagegen nicht; warum manche Menschen bis ins hohe Alter vital bleiben, während andere geistig und körperlich stark abbauen. Die Analyse der Blutgruppen zeigt eine Möglichkeit auf, wie sich diese Widersprüche erhellen lassen. Je intensiver man den Zusammenhang erforscht, desto plausibler wird er.

Die Blutgruppen sind so elementar wie die Schöpfung selbst. In der meisterhaften Logik der Natur folgen die Blutgruppen einem ununterbrochenen Pfad von der Entstehung des Menschen bis heute. Sie sind die Signatur unserer fernen Vorfahren in der Menschheitsgeschichte.

Heute sind wir dabei zu erforschen, auf welche Weise sich die Blutgruppe als eine Art Fingerabdruck der Zellen verwenden lässt, mit dessen Hilfe sich viele der wichtigsten Geheimnisse, die unser Streben nach Gesundheit umgeben, enträtseln lassen. Das vorliegende Werk stellt eine Erweiterung der neuesten bahnbrechenden Erkenntnisse in der Erforschung des menschlichen Erbgutes (DNA) dar. Die Erkenntnisse auf dem Gebiet der Blutgruppen führt die Wissenschaft der Genetik einen Schritt weiter, indem sich dadurch zweifelsfrei nachweisen lässt, dass jeder Mensch völlig einzigartig ist. Es gibt keine richtige oder falsche Lebensweise, keine richtige oder falsche Ernährung, sondern nur eine falsche oder richtige Entscheidung, abhängig vom jeweiligen genetischen Code des einzelnen.

Wie ich das fehlende Verbindungsglied – den Stoffwechseltyp – fand

Meine Studien auf dem Gebiet der Blutgruppenanalyse sind die Erfüllung einer lebenslangen Forschung – nicht nur meiner eigenen, sondern auch der meines Vaters. Ich praktiziere in der zweiten Generation als Arzt mit naturheilkundlicher Zusatzausbildung. 1957 schloss mein Vater Dr. James D’Adamo seine Ausbildung an einem College für Naturheilkunde ab (ein vierjähriger zusätzlicher Studiengang). Im Anschluss daran setzte er seine Studien in einigen bekannten Kurorten in Europa fort. Dabei fiel ihm auf, dass vielen Patienten eine streng vegetarische und fettarme Kost – die typischen Kennzeichen der Küche von Sanatorien – gut bekam, sich jedoch bei etlichen keinerlei Anzeichen einer Besserung erkennen ließen. Die Diät verschaffte manchen Personen keine Linderung ihrer Beschwerden, sondern verschlechterte vielmehr den Allgemeinzustand. Mein Vater, ein sensibler Mann, der über ein scharfes Abstraktionsvermögen und große Fachkenntnisse verfügte, kam zu dem Schluss, dass es irgendeine Art Blaupause geben müsse, anhand derer sich die verschiedenen Ernährungsbedürfnisse der Patienten bestimmen ließen. Seine Argumentation lautete: Da Blut die grundlegende Nahrungsquelle des Organismus darstellt, muss irgendein Aspekt des Blutes einen Beitrag zur Bestimmung dieser Unterschiede leisten. Deshalb begann er, seine Theorie zu überprüfen: Er bestimmte die jeweilige Blutgruppe seiner Patienten und beobachtete ihre Reaktionen, wenn man ihnen unterschiedliche Diäten verordnete.

Nachdem er im Laufe der Jahre unzählige Patienten behandelt hatte, zeichnete sich allmählich ein bestimmtes Grundmuster ab. Ihm fiel auf, dass Patienten mit der Blutgruppe A eine eiweißreiche Kost, die reichlich Fleisch enthielt, schlecht bekam, es ihnen jedoch bei einer Diät, die pflanzliches Eiweiß wie Soja und Tofu enthielt, sehr gut ging. Bei diesen Personen führten Milchprodukte in der Regel zu einer reichlichen Schleimhautabsonderung in den Nebenhöhlen und Atemwegen. Empfahl man ihnen, sich mehr körperlich zu betätigen, waren sie meist erschöpft und unwohl; wenn sie leichtere Formen der körperlichen Betätigung wählten, beispielsweise Yoga, so fühlten sie sich frisch und energiegeladen.

Andererseits ging es Patienten mit der Blutgruppe 0, die eine Kost mit viel tierischem Eiweiß zu sich nahmen, sehr gut; sie fühlten sich durch körperliche Betätigung wie Jogging und Aerobic gestärkt. Je mehr mein Vater die Träger der einzelnen Blutgruppen testete, desto mehr wuchs seine Überzeugung, dass jeder Patient einem individuellen Weg zu physischem Wohlbefinden folgte.

Nach dem Motto »Was für den einen gut ist, muss es für den anderen noch lange nicht sein« fasste er seine Beobachtungen und Ernährungsempfehlungen in einem Buch mit dem Titel »One Man’s Food« zusammen. Als das Buch im Jahre 1980 erschien, studierte ich im dritten Jahr Naturheilkunde am John-Bastyr-College in Seattle. Während dieser Zeit wurden in der naturheilkundlichen Ausbildung gerade umwälzende Erfolge erzielt. Am Bastyr-College hatte man sich das Ziel gesetzt, den umfassend gebildeten Arzt für Naturheilverfahren auszubilden: ein Pendant zum Facharzt für Innere Medizin, jedoch mit einer speziellen Ausbildung in Naturheilkunde. Zum ersten Mal ließen sich die Methoden, Verfahren und Substanzen der Naturheilkunde auf wissenschaftlichem Wege mit Unterstützung moderner medizinisch-technischer Verfahren auswerten. Ich wartete auf eine Gelegenheit, die Blutgruppentheorie meines Vaters zu überprüfen. Ich wollte mich davon überzeugen, dass sie den Anforderungen wissenschaftlicher Erkenntnismethoden standhielt. Diese Möglichkeit bot sich mir 1982, als ich für eine Prüfung im letzten Jahr meiner klinischen Ausbildung die medizinische Fachliteratur zu sichten begann. Dabei wollte ich herausfinden, ob eine Korrelation zwischen der Zugehörigkeit zu einer der Blutgruppen A, B, AB und 0 und einer Disposition für bestimmte Erkrankungen bestand und ob meine Ergebnisse die Ernährungslehre meines Vaters stützten. Da das Buch meines Vaters eher auf subjektiven Eindrücken beruhte, die er von den Angehörigen der einzelnen Blutgruppen gewonnen hatte, und weniger auf einer objektiven Auswertungsmethode, war ich mir nicht sicher, ob es mir gelingen würde, eine wissenschaftliche Grundlage für seine theoretischen Überlegungen zu finden. Doch was ich dabei herausfand, war erstaunlich.

Die erste bahnbrechende Erkenntnis kam mir, als ich entdeckte, dass zwei ernste Magenerkrankungen mit einer bestimmten Blutgruppe in Zusammenhang standen. Bei der einen handelte es sich um das Magen-Darm-Geschwür, ein Leiden, das oft mit einem erhöhten Magensäurespiegel verbunden ist. Die Fachliteratur zeigte, dass häufiger Personen mit der Blutgruppe 0 als Personen der übrigen Blutgruppen daran erkrankten. Mein Interesse war sofort geweckt, da mein Vater beobachtet hatte, dass Patienten mit der Blutgruppe 0 Tierprodukte und eine eiweißreiche Kost gut vertrugen, also Lebensmittel, deren Verdauung häufig in erhöhtem Maße Magensäure erfordert.

Der zweite Zusammenhang war die Verbindung zwischen Blutgruppe A und Magenkrebs. Magenkrebs wurde oft mit einer geringen Magensäureproduktion in Verbindung gebracht. Das gleiche gilt für die sogenannte verderbliche oder perniziöse Anämie, ebenfalls eine Erkrankung, die man häufiger bei Personen mit dieser Blutgruppe findet. Die perniziöse Anämie geht oft mit einem Mangel an Vitamin B12 einher, dessen Resorption eine ausreichende Menge an Magensäure erfordert.

Beim Studium dieser Tatsachen wurde mir klar, dass einerseits das Blut der Gruppe 0 Menschen für eine Krankheit anfällig machte, die mit zu viel Magensäure in Verbindung steht, andererseits die Blutgruppe A Personen für zwei Krankheiten prädisponierte, die mit zu wenig Magensäure zusammenhingen.

Das war das Verbindungsglied, nach dem ich gesucht hatte. Somit bestand zweifelsfrei eine wissenschaftliche Basis für die Beobachtungen meines Vaters. Und so entstand meine bis heute bestehende Leidenschaft für die wissenschaftliche Erforschung der Blutgruppen und ihre anthropologischen Voraussetzungen. Im Laufe der Zeit stellte sich dann heraus, dass die ersten Untersuchungen meines Vaters über die Zusammenhänge zwischen Blutgruppe, Ernährung und Gesundheit weitaus bedeutender waren, als selbst er es sich je vorgestellt hatte. In den darauffolgenden Jahren bestätigten wissenschaftliche Forschungen meine anfänglichen Erkenntnisse, zahlreiche Studien über den Zusammenhang zwischen Blutgruppe und beinahe jeder Erkrankung des Stoffwechsels und des Immunsystems wurden publiziert.

Das Werk meines Vaters lebt in mir weiter. Als er 2013 starb, hatte er immer noch seine private Praxis, die den Prinzipien einer individuell zugeschnittenen Ernährung gewidmet war. In einem seiner späteren Werke, nicht lang vor seinem Tod, schrieb er mit der für ihn typischen Leidenschaft und Gewissheit:

»Meine Botschaft ist nach 50 Jahren Praxis unverändert: alle Menschen sind individuell verschieden und gehen aus den Genen beider Eltern hervor; sie werden von der Kultur, Gesellschaft und geographischen Region geformt, in der sie aufwachsen und leben; und sie werden von den vorherrschenden Gedanken geleitet.

Die Blutgruppe eines Menschen – 0, A, B oder AB – ist der wichtigste Anhaltspunkt, den uns die Natur für seine individuellen ernährungsphysiologischen Bedürfnisse gibt.«

Vier einfache Erkenntnisse, die die Geheimnisse desLebens enträtseln

Ich wuchs in einer Familie auf, deren Angehörige überwiegend die Blutgruppe A hatten. Aufgrund der Erkenntnisse meines Vaters war unsere Ernährung im Wesentlichen eine mediterrane, die aus Lebensmitteln wie Tofu, gedünstetem Gemüse sowie Salaten bestand. Als Kind genierte ich mich häufig und kam mir benachteiligt vor, weil keiner meiner Freunde so etwas »Komisches« wie Tofu aß. Im Gegenteil: Meine Freunde hatten sich mit großem Vergnügen einer anderen »Ernährungsrevolution« angeschlossen, die in den fünfziger Jahren die USA eroberte: Ihre Ernährung setzte sich aus Hamburgern, Hotdogs, fettigen Pommes frites, Schokoriegeln, Eiscreme und reichlich Limonade zusammen.

Heute ernähre ich mich immer noch wie zu Kindertagen, und es schmeckt mir bestens. Jeden Tag nehme ich die Lebensmittel zu mir, nach denen sich mein Körper mit der Blutgruppe A sehnt. Ein ungemein befriedigendes Erlebnis.

In diesem Buch stelle ich die grundlegende Beziehung zwischen der Blutgruppe und der Ernährungs- und Lebensweise vor, mit deren Hilfe man das Beste aus seinem Leben machen kann. Im Wesentlichen beruht dieser Zusammenhang auf folgenden Tatsachen:

–Die Blutgruppe – 0, A, B oder AB – ist ein überaus bedeutsamer genetischer Fingerabdruck in Ihrer DNA, insbesondere was die Ernährung angeht.

–Wenn Sie die Merkmale der einzelnen Blutgruppen als Wegweiser für Ihre Ess- und Lebensweise verwenden, werden Sie gesünder, erreichen leichter Ihr Idealgewicht und verlangsamen den Alterungsprozess.

–Die Blutgruppe sagt mehr über Ihre Identität aus als die Zugehörigkeit zu einer Rasse, Kultur oder geographischen Region. Sie ist eine genetische Blaupause. Sie zeigt Ihnen, wer Sie sind, und zeigt Ihnen, wie Sie gesund leben können.

–Der entscheidende Hinweis für die Bedeutung der Blutgruppen findet sich in der Entwicklungsgeschichte des Menschen: die Blutgruppe 0 geht auf die Überlebenskünstler unter unseren Vorfahren zurück: die Jäger und Sammler; die Blutgruppe A entstand in der agrarisch geprägten Gesellschaft; die Blutgruppe B erschien auf dem Plan, als die Menschen nach Norden in kältere, unwirtlichere Gegenden zogen; die Blutgruppe AB schließlich stellt eine durch und durch moderne Anpassungsform dar und ist das Ergebnis der Vermischung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Die Geschichte dieser Entwicklung steht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Ernährungsbedürfnissen, die Personen heute entsprechend ihrer Blutgruppe haben.

Was ist nun dieser bemerkenswerte Faktor, die Blutgruppe?

Die Blutgruppe ist eine von mehreren medizinisch erkennbaren Variationen im Menschen und ähnelt insofern stark der Haar- und der Augenfarbe. Viele dieser Variationen, zum Beispiel die Linien eines Fingerabdrucks und Analyse der DNA, werden nicht nur von Gerichtsmedizinern und Kriminologen in großem Umfang verwendet, sondern auch von allen, die die Ursachen und Heilungsmöglichkeiten verschiedener Krankheiten erforschen. Die Blutgruppe ist mindestens genauso wichtig wie die übrigen Variationen; in vielerlei Hinsicht ist sie sogar eine nützlichere Messgröße. Die Blutgruppenuntersuchung ist ein logisches System. Die Hinweise, die sie liefert, sind leicht zu verstehen und leicht zu befolgen. Ich habe zahlreiche Ärzte in diesem System unterrichtet. Sie bestätigen mir, dass sie mit den Patienten, die sich an den darin aufgestellten Richtlinien orientieren, gute Ergebnisse erzielen. Nun möchte ich Ihnen dieses System näherbringen. Wenn Sie die Grundsätze der Blutgruppen beherzigen, können Sie für sich und Ihre Familienangehörigen die optimale Diät zusammenstellen. Außerdem können Sie diejenigen Lebensmittel ausmachen, die zu Unwohlsein führen, zur Gewichtszunahme beitragen und zu chronischen Krankheiten führen.

Schon bald wurde mir klar, dass die Blutgruppenanalyse ein sehr leistungsfähiges Instrumentarium zur Deutung individueller Abweichungen darstellt, was die Gesundheit und Krankheit von Menschen betrifft. Angesichts der zahlreichen verfügbaren Forschungsdaten überrascht es, dass den Auswirkungen der Blutgruppe auf die Gesundheit keine gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Inzwischen ist meine Arbeit so weit fortgeschritten, dass ich diese Informationen zugänglich machen möchte – nicht nur anderen Forschern und medizinischen Fachkollegen, sondern Ihnen.

Auf den ersten Blick mögen meine Überlegungen zur Lehre von den Blutgruppen geradezu verwegen anmuten, aber ich versichere Ihnen, sie ist so einfach und grundlegend wie das Leben selbst. Ich werde vom uralten Pfad der Evolution der Blutgruppen (der ebenso spannend ist wie die Geschichte der Menschheit) berichten, die Wissenschaft der Blutgruppen entmystifizieren und sodann leicht verständliche, einfach zu befolgende Empfehlungen vorstellen.

Mir ist klar, dass Ihnen all das vermutlich völlig fremd ist. Kaum jemand denkt je über seine Blutgruppe nach, wenngleich sie ein wesentlicher genetischer Faktor ist. Das AB0-Gen bestimmt nicht nur Ihre Blutgruppe, sondern wirkt auch auf viele andere Vorgänge, vor allem auf Gene, die für Stress und für Verdauung zuständig sind. AB0 dient hier als eine Art Schalter, der die Gene je nach Blutgruppe an- oder abschaltet.

Sie werden also vermutlich zögern, sich auf so etwas Fremdes einzulassen, auch wenn die wissenschaftlichen Argumente nicht von der Hand zu weisen sind. Befolgen Sie auf jeden Fall drei Dinge: Sprechen Sie erst mit Ihrem Arzt, bevor Sie beginnen, lassen Sie gegebenenfalls Ihre Blutgruppe bestimmen und richten Sie sich zumindest zehn Tage lang streng nach der Blutgruppendiät. Die meisten meiner Patienten haben bereits nach diesem kurzen Zeitraum einen Anstieg ihrer Leistungsfähigkeit, eine Gewichtsabnahme, weniger Verdauungsprobleme und eine Besserung chronischer Beschwerden wie Asthma, Kopfschmerzen und Sodbrennen verzeichnet. Geben Sie der Blutgruppendiät eine Chance, damit sie Ihnen nützt – so, wie den Millionen Menschen, die bereits darauf schwören. Seit jeher hat das Blut dem Menschen lebenswichtige Nährstoffe bereitgestellt. Jetzt stellt sich heraus, dass es darüber hinaus ein Medium zur Erlangung unseres zukünftigen Wohlbefindens darstellt.

TEIL I

IdentitätundBlutgruppe

EINS

Die Entstehung der Blutgruppen

Die wirkliche Revolution in der Evolution

Blut ist das Leben selbst. Es ist die elementare Kraft hinter dem eindrucksvollen Mysterium der Geburt und den Schrecken von Krankheit, Krieg und gewaltsamem Tod. Ganze Zivilisationen bauen auf Blutsbande auf. Stämme, Sippen und Monarchien hängen von ihnen ab. Ohne Blut können wir nicht sein – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Blut ist etwas Magisches, Mystisches, Alchimistisches. Im Laufe der Menschheitsgeschichte erscheint es immer wieder als tiefgründiges religiöses und kulturelles Symbol. Im Altertum haben es die Völker gemischt und getrunken und damit ihre gegenseitige Verbundenheit und Loyalität zum Ausdruck gebracht. Bereits in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte vollzogen Jäger Rituale, mit denen sie die Geister der getöteten Tiere gnädig stimmten, indem sie ihr Blut opferten und es sich auf Gesicht und Körper schmierten. Die Juden zur Zeit der ägyptischen Sklaverei bestrichen die Dächer ihrer Hütten mit Lammblut, damit der Todesengel sie verschone. Moses soll in dem Bestreben, sein Volk zu befreien, die Gewässer Ägyptens in Blut verwandelt haben. Das symbolische Blut Jesu Christi steht seit 2000 Jahren im Mittelpunkt des heiligsten Ritus des Christentums.

Mit Blut sind so bedeutungsvolle und religiöse Bilder verknüpft, weil es tatsächlich ganz außergewöhnliche Eigenschaften besitzt. Es versorgt nicht nur die komplizierten Ausscheidungs- und Abwehrsysteme, ohne die wir überhaupt nicht existieren könnten, sondern ist auch ein Grundpfeiler der Menschheit. Blut ist ein Spiegel, durch den wir die verwehten Spuren der Reise der Menschheit nachverfolgen können.

Seit Jahrzehnten können wir mit Hilfe bestimmter biologischer Marker, wie der Blutgruppe, die Wanderungen und Gruppierungen unserer Vorfahren nachzeichnen. Wenn wir erkennen, wie sich diese Menschen der Frühzeit den Herausforderungen anpassten, die sich ihnen aufgrund wechselnder klimatischer Verhältnisse, Krankheitserreger und Ernährungsweisen stellten, erfahren wir auch etwas über uns selbst. Veränderungen des Klimas und der verfügbaren Nahrungsgüter erzeugten neue Blutgruppen. Sie stellen eine alle Menschen verbindende, unzerreißbare Nabelschnur dar.

Schließlich spiegelt sich in den unterschiedlichen Blutgruppen die Fähigkeit des Menschen zur Anpassung an verschiedene Herausforderungen der Umwelt. Diese Anforderungen wirkten sich vornehmlich auf das Verdauungs- und das Immunsystem aus. Ein Stück verdorbenen Fleisches vermochte einen Menschen zu töten; eine Schnittwunde oder Hautabschürfung konnte sich zu einer tödlichen Infektion entwickeln. Dennoch hat die Menschheit überlebt. Die Geschichte dieses Überlebens ist untrennbar mit unserem Verdauungs- und Immunsystem verknüpft. In eben diesen Bereichen findet man die meisten Unterschiede zwischen den einzelnen Blutgruppen.

Der Mensch im Lauf der Geschichte

Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte des Überlebens. Genauer ausgedrückt: Sie ist die Geschichte der Orte, an denen Menschen lebten, und der Nahrungsmittel, die sie dort vorfanden. In ihr geht es um Nahrung – darum, Nahrung zu finden, und darum, umherzuziehen, um sie zu finden. Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wann die Evolution des Menschen begann. Die Neandertaler, die ersten uns bekannten menschlichen Wesen, haben sich vor etwa 300000 bis 100000 Jahren entwickelt. Möglicherweise sogar noch früher.

Indessen wissen wir, dass die Frühgeschichte des Menschen in Afrika begann, wo wir uns aus menschenähnlichen Wesen entwickelten. Das Leben in dieser Zeit war kurz, gefährlich und von Gewalt geprägt. Die Menschen gingen auf tausenderlei Weise zugrunde – durch Infektionen, Parasitenkrankheiten, Angriffe wilder Tiere, gebrochene Knochen, bei der Geburt – und sie starben bereits in jungen Jahren.

Es muss für die frühen Menschen unglaublich schwer gewesen sein, in dieser feindlichen Umgebung ihr Auskommen zu finden. Ihre Zähne waren kurz und stumpf – ungeeignet für den Angriff. Im Gegensatz zu ihrer Konkurrenz in der Nahrungskette verfügten sie über keine speziellen Fähigkeiten im Hinblick auf Geschwindigkeit, Kraft oder Beweglichkeit. Menschen zeichneten sich anfangs vor allem durch Schlauheit aus, aus der sich später die Fähigkeit zum Denken entwickelte.

Die frühen Menschen ernährten sich von einer recht primitiven Kost aus wilden Pflanzen, Engerlingen und dem, was Raubtiere nach der Tötung ihrer Beute zurückließen. Sie waren eher Beute als Räuber, wenngleich sie mit der Zeit sehr geschickte Jäger wurden. Infektionen und Parasiten gehörten zum Alltag, waren weit häufiger als unter den heutigen hygienischen Bedingungen. Immer wenn Paläoanthropologen einen neuen Koprolithen (fossilierte Exkremente) finden und im Labor analysieren, sind sie erstaunt, wie viele Parasiten und Würmer diese frühen Menschen im Körper trugen. Viele der Parasiten, Würmer, Saugwürmer und infektiösen Mikroorganismen regen das Immunsystem nicht zur Bildung eines speziellen Antikörpers gegen sie an. Das ist ein klarer Vorteil für Blutgruppe 0, die, wie wir sehen werden, bereits von Geburt an durch Antikörper umfassend gegen fremde Antigene geschützt ist.

Wenn Menschengruppen in neue Gebiete wanderten, veränderte sich ihre Ernährung in Reaktion auf die neuen Umweltbedingungen; neuartige Nahrung erforderte Anpassungen des Verdauungstrakts und Immunsystems, um zunächst das Überleben und später die Entfaltung in der neuen Heimat zu sichern. Diese biologischen Veränderungen spiegeln sich in der Verteilung der einzelnen Blutgruppen über diese Welt, von denen jede einzelne offenbar in entscheidenden Phasen der menschlichen Entwicklung florierte.

Wenn wir über die Anthropologie der Blutgruppen sprechen, müssen wir zwischen zwei Arten von Geschichte unterscheiden: der molekularen (genetischen) Geschichte und der epidemiologischen (Besiedlungs-) Geschichte. Die molekulare Geschichte ist jene des AB0-Gens – das die Blutgruppe einer Person bestimmt – und sie reicht sehr weit zurück. Die Geschichte des AB0-Gens begann lange vor jener des Menschen, wenngleich Homo sapiens (der moderne Mensch) die einzige Spezies ist, bei der alle vier AB0-Blutgruppen vorkommen. Das ist nicht weiter verwunderlich, da die Substanzen, die die AB0-Blutgruppen ausmachen, nichts Besonderes sind. Man findet sie bei verschiedensten Lebewesen, von Wirbellosen bis zu Algen. Aber auch hier gibt es interessante Aspekte. Gene sind nicht statisch und wir begreifen allmählich, dass sie ihre Funktion rascher und dynamischer ändern, als wir bisher angenommen hatten. Wenn Sie Gewohnheiten oder Ernährung ändern, wird Ihr Körper bestimmte Gene an- oder abschalten, um sich an die Veränderung anzupassen. Manchmal werden solche Änderungen an die Nachkommen weitergegeben. Dies ist die Wissenschaft der Epigenetik.

Wir dürfen auch nicht davon ausgehen, dass ein AB0-Gen, das wir mit einer anderen Spezies gemeinsam haben, bei beiden genau dasselbe bewirkt. Bei manchen Schweinearten etwa führt die Blutgruppe 0 zu schwarzer Behaarung. Doch ganz offensichtlich hat nicht jeder Mensch mit Blutgruppe 0 schwarzes Haar. Das liegt daran, dass verschiedene Spezies unterschiedliche Gene mit dem AB0-Gen koppeln – ein Phänomen, das als Genkopplung bezeichnet wird. Beim Menschen sind beispielsweise die Verdauungsfunktionen in hohem Maß mit unserer Blutgruppe gekoppelt, nicht jedoch die Haarfarbe.

In der molekularen Geschichte sieht die Sache ein wenig anders aus. Zwar geht aus der Besiedlungsgeschichte Blutgruppe 0 als älteste Blutgruppe hervor, in molekularer Hinsicht scheint jedoch Gruppe A die älteste zu sein. Gruppe 0 und Gruppe B scheinen durch Mutationen aus ihr hervorgegangen zu sein. Die Genetik bezeichnet diese genetische Normalform als Wildtyp. Die Bausteine, aus denen die DNA besteht, sind vier Nukleobasen – Adenin, Cytosin, Guanin, Thymin – abgekürzt mit ihren Anfangsbuchstaben: A, C, G und T. Bei der Mutation der Gruppe B wird einfach ein Buchstabe der DNA des AB0-Gens durch einen anderen ersetzt; Genetiker bezeichnen das als »single nucleotide polymorphism«, Variation eines Nukleotidbausteins. Die Abkürzung SNP wird gerne als snip ausgesprochen. Die Gruppe-0-Mutation ist wesentlich faszinierender. Sie geht auf den vollständigen Verlust eines Buchstabens in der AB0-DNA zurück. So als hätte ein Zug einen Güterwagen verloren und alle anderen Wagen rücken um einen auf. Diese Art der Mutation wird als Frameshift oder Leserasterverschiebung bezeichnet und das Unglaubliche daran ist, dass praktisch jede andere bekannte Leserasterverschiebung im Genom eine tödliche Krankheit hervorruft. Wenn Sie Blutgruppe 0 haben, verdanken Sie diese jedoch einer solchen Mutation.

Wenngleich Gruppe A der molekulare Ahne ist, scheint sie bei Menschen vor sehr langer Zeit verschwunden zu sein, um dann vor etwa 300000 Jahren wieder aufzutreten. Hier wenden wir uns nun der Besiedlungsgeschichte der Blutgruppe zu und die Dinge werden richtig interessant.

Ich habe in den letzten 20 Jahren eine Menge Genomik-Software geschrieben und nicht wenige Patienten behandelt – ich muss sagen, der Umgang mit Menschen ist wesentlich interessanter. Die Gene sind ein wichtiger Aspekt der Blutgruppen, doch was unsere Vorfahren mit diesen Genen machten, ist sogar noch wichtiger. Ich meine damit die Interaktionen der frühen Menschen mit ihrer Umwelt und wie diese Interaktionen – mit Klima, Nahrung, Mikroben und anderen Faktoren – die Entwicklung der Blutgruppenfaktoren vorantrieben, die wir heute haben.

Es geht meistens ums Überleben und tatsächlich ums Überleben des Stärkeren. Ohne Wissen über Hygiene und Mikrobiologie waren unsere Vorfahren zahllosen Infektionskrankheiten ausgesetzt. Wie wir später noch näher ausführen werden, gibt es zwischen den Blutgruppen wesentliche Unterschiede, wie das Immunsystem auf seine Umgebung reagiert. Einer der wichtigsten Unterschiede sind die Antikörper der einzelnen Blutgruppen. Dies sind jene Antikörper, die Bluttransfusionen zwischen bestimmten Blutgruppen unmöglich machen.

Mutter Natur hat uns natürlich nicht mit diesen Antikörpern ausgestattet, um Bluttransfusionen zu verhindern – auch wenn man im Gespräch mit manchen Ärzten diesen Eindruck gewinnen kann. Diese Antikörper sind Teil eines empfindlichen Systems zur Unterscheidung von Freund und Feind, von Selbst und Nicht-Selbst. Die meisten Fachleute sind sich darin einig, dass der wichtigste Grund für unsere Antikörper gegen fremde Blutgruppen der Schutz vor bestimmten Keimen und Krankheitserregern ist, die den anderen Blutgruppen ähneln. Dafür gibt es überzeugende Beweise. Beinahe jede Infektionskrankheit, von der unsere Vorfahren betroffen waren, hat eine Vorliebe für die eine oder andere Blutgruppe. Mutter Natur verhielt sich offenbar wie jeder vernünftige Spieler: Sie sicherte sich nach allen Seiten ab.

Gute Spieler spielen zunächst immer ihre beste Karte aus, in diesem Fall Blutgruppe 0, einfach, weil zwei mehr ist als eins. Gruppe 0 ist die einzige Blutgruppe mit zwei verschiedenen Antikörpern gegen fremde Blutgruppen. Gruppe 0 produziert Anti-A, kann also kein Blut von Spendern der Gruppe A erhalten, und Anti-B, das heißt, Gruppe B kommt auch nicht infrage. Diese zweifache Antikörper-Produktion schränkt zwar die Transfusionsmöglichkeiten ein, sorgt aber auch für eine umfassende Immunabwehr. Damit hatte Gruppe 0 den anderen Blutgruppen etwas voraus – auch Gruppe A, aus der sie, wie erwähnt, durch Mutation entstand. Und wie der Diktator Josef Stalin angeblich bemerkte, wohnt der Quantität eine eigene Qualität inne.

In diesem Sinne könnte man die Geschichte der Blutgruppen folgendermaßen zusammenfassen:

1.Überleben, Ausbreitung und Aufstieg des Menschen an die Spitze der Nahrungskette (Entwicklung und Modifizierung der Gruppe 0).

2.Der Wechsel vom Leben als Jäger und Sammler zu einer stärker häuslichen, agrarischen Lebensweise (Erscheinen der ursprünglichen Gruppe A).

3.Die Verschmelzung und die Wanderung der einzelnen Populationen aus ihrer afrikanischen Heimat nach Europa, Asien und Nord-, Mittel- und Südamerika (Entwicklung der Gruppe B).

4.Die einsetzende Vermischung von ungleichartigen Gruppen (Entwicklung der Gruppe AB).

Jede Blutgruppe enthält die genetische Botschaft der Ernährungs- und Verhaltensweisen unserer Vorfahren, und obwohl wir von der Frühgeschichte weit entfernt sind, beeinflussen uns viele ihrer Merkmale bis heute. Die Kenntnis dieser Veranlagungen hilft, die Logik zu verstehen, die der Ernährung nach einer bestimmten Blutgruppe zugrunde liegt.

0 steht für alt

Die Ausbreitung des modernen Menschen von Afrika aus begann erst vor etwa 60000 Jahren, zu einer Zeit, als andere Arten der Gattung Homo längst weite Teile Asiens und Europas besiedelt und die Jäger-und-Sammler-Kultur weiterentwickelt sowie das Feuer nutzbar gemacht hatten. Durch diese Fähigkeiten setzte sich der Mensch an die Spitze der Nahrungskette und wurde zum gefährlichsten Jäger auf Erden. Der Mensch begann, in organisierten Rudeln zu jagen; innerhalb kurzer Zeit lernte er, bessere Waffen und Werkzeuge anzufertigen. Dies waren wesentliche Fortschritte, die ihm Kraft und Überlegenheit über seine natürlichen körperlichen Fähigkeiten hinaus verliehen.

Als geschickter und furchterregender Jäger hatte der moderne Mensch bald wenig von seiner Jägerkonkurrenz im Tierreich zu befürchten. Da es außer ihm selbst keine natürlichen Räuber mehr gab, vermehrte sich die Population explosionsartig. Der Brennstoff dafür war Protein – Fleisch –, und das war vermutlich auch der Zeitpunkt, an dem sich die Gene der Funktion unterordneten. Abgesehen vom doppelten Antikörper-Schutz lässt noch eine weitere Beobachtung darauf schließen, dass wir es in dieser Phase in erster Linie mit Blutgruppe 0 zu tun hatten.

In den 1940er- und 1950er-Jahren untersuchte der Genetiker Arthur Mourant die weltweite Verteilung der AB0-Blutgruppen. Maßgeblich an Mourants Arbeit war, dass er die Blutgruppenverteilung der eingeborenen Völker studierte. Die Blutgruppen in der heutigen Bevölkerung besitzen kaum Aussagekraft, weil sich die Menschen über die letzten Jahrtausende gründlich vermischt haben.

Mourant gelangte zu hochinteressanten Ergebnissen. In so gut wie jedem Fall, in dem eine eingeborene Population (etwa die Inuit oder die Ureinwohner Amerikas) über lange Zeit isoliert oder in anderer Form von anderen Gruppen getrennt war, war der Anteil der Blutgruppe 0 sehr hoch und lag manchmal bei mehr als 90 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und all diese Populationen waren, wo dies noch möglich war, Jäger und Sammler.

Gene können ihre Funktion bei Veränderungen in der Umwelt ändern: Ist eine Gewohnheit lange genug abgelegt, ändert der Körper die für die Verstoffwechslung des Neuen erforderlichen Funktionen der Gene. Wie wir gleich sehen werden, besitzt Blutgruppe0 viele Verdauungsmerkmale, die für einen effektiven Jäger und Sammler nötig sind.

Diese frühen Menschen lebten von Fleisch und es dauerte gar nicht lange, bis sie das gesamte Großwild in ihren Jagdgebieten erlegt hatten. Wir haben Hinweise darauf, dass diese paläolithischen Jäger ziemlich gesund waren: Knochenfossilien zeigen, dass sie größer waren als ihre Vorfahren. Dies kann zu einer starken Zunahme der Bevölkerungszahlen geführt haben, die ein anhaltendes Problem für Jäger-und-Sammler-Gesellschaften ist. Mehr hungrige Mäuler und schwindende Wildvorräte sind der Auslöser für Wanderbewegungen.

Wanderungsbewegungen führen oft zu Konflikten, stellen Sie sich nur einmal vor, Fremde wanderten in das von Ihnen besiedelte Gebiet ein. Die Jäger begannen, andere Jäger zu bekämpfen und zu töten, die in Gebiete eindrangen, die sie als ihre alleinigen Jagdgründe beanspruchten. Wie immer war der Mensch des Menschen größter Feind. Gute Jagdgebiete wurden rar. Die Wanderung der menschlichen Rasse begann.

Die Jäger zogen in Gruppenverbänden auf der Suche nach Fleisch weiter und weiter. Als eine Verschiebung in der Richtung der Passatwinde die einstmals reichen Jagdgründe in der afrikanischen Sahara verdorren ließ und als sich die bis dahin unter einer Eisschicht liegenden Gebiete des Nordens erwärmten, verließen die Jäger nach und nach Afrika und zogen nach Europa und Asien.

Diese Wanderungsbewegung bescherte dem Planeten seine Basisbevölkerung mit Blutgruppe 0.

Bis 20000 v. Chr. waren die modernen Menschen vollständig nach Europa und Asien eingewandert, wo sie das reichlich vorhandene Großwild in einem solchen Ausmaß dezimierten, dass neue Nahrungsquellen erschlossen werden mussten. Da sie jedes neueroberte Gebiet auf der Suche nach Essbarem durchkämmten, entwickelten sich diese fleischessenden Menschen vermutlich rasch zu Allesessern, die sich von Beeren, Engerlingen, Nüssen, Wurzeln und Kleintieren ernährten. Darüber hinaus ließen sich Bevölkerungsgruppen entlang der Küste und der reichlich vorhandenen Seen und Flüsse der Erde nieder, wo sie Fische und andere Nahrungsmittel in großer Fülle vorfanden. Um 10000 v. Chr. besiedelten Menschen – bis auf die Antarktis – alle Festlandmassen der Erde.

Die Wanderungsbewegung der Frühmenschen in weniger milde Klimazonen schuf eine hellere Hautfarbe, ein weniger starkes Knochengerüst und glatteres Haar. Im Laufe der Zeit passten sie sich an die Regionen der Erde an, die sie bewohnten. Die Menschen zogen Richtung Norden, und so entwickelte sich eine hellere Hautfarbe, die einen besseren Schutz vor Erfrierungen bot als dunkle Haut. Zudem konnte die helle Haut in Gebieten, in denen die Tage eher kurz und die Nächte eher lang waren, leichter Vitamin D synthetisieren.

Der Erfolg der paläolithischen Jäger und Sammler führte letztlich zu ihrem Untergang. Die verfügbaren Jagdgründe waren bald aufgrund der Übervölkerung erschöpft. Das einst unerschöpflich scheinende Reservoir an Großwildtieren ging drastisch zurück, was eine verstärkte Konkurrenz um die verbleibenden Jagdgründe zur Folge hatte. Diese Wettbewerbssituation führte dann zu Kriegen und diese wiederum zu weiteren Wanderungen.

Eine interessante Beobachtung ist, dass beinahe jede Kultur in ihrer Schöpfungsgeschichte ein frühes Paradies und die Vertreibung daraus erwähnt. In der Volkskunde führen das viele Fachleute auf eine ferne Erinnerung an glückliche Zeiten in Freiheit und Überfluss zurück, auf die Mangel und Überlebenskampf folgten. Angehörige der Blutgruppe 0 tragen die Erinnerung an das Paradies in ihrem genetischen Gedächtnis.

A steht für agrarisch

Über die Phase zwischen dem Untergang der paläolithischen Kultur und den Anfängen der Landwirtschaft wissen wir nicht allzu viel. Wir können nur annehmen, dass der Übergang ziemlich schwierig war. Vermutlich lebten die Menschen über weite Strecken buchstäblich von der Hand in den Mund, hatten nur das Allernötigste – wie es heute noch der Fall ist, wenn Hungersnot herrscht. Und wer hungert, isst beinahe alles – oder versucht es zumindest.

Irgendwo in Asien oder dem Nahen Osten begannen Menschen dann zwischen 25 000 und 15 000 v. Chr. allmählich zu begreifen, dass pflanzliche Energie gesteuert und sogar optimiert werden konnte. Dies ist der Beginn der sogenannten neolithischen Revolution, die von Ackerbau und Viehzucht geprägt wird. An deren Anfang standen vermutlich als ziemlich bitter bekannte Hülsenfrüchte, die Wicken, sowie einige Getreide, die aus wilden Gräsern hervorgingen.

Wer von Heuschnupfen betroffen ist, weiß, dass Gräser zu den häufigsten Allergieauslösern überhaupt gehören. Pflanzliche Nahrungsmittel sind generell häufiger Allergene als tierische. Das ist ein Dilemma für das Immunsystem: Wie soll der Körper sich Nährstoffe aus Nahrungsmitteln holen, die allergische Reaktionen auslösen. Die Lösung für dieses Problem ist, wie in so vielen anderen Fällen, Toleranz.

Gute Planung ist gewissermaßen eine Form des Verhandelns und gutes Verhandeln zeichnet sich gewöhnlich dadurch aus, dass beide Parteien zufrieden den Verhandlungstisch verlassen. Wenn wir uns die Physiologie der Blutgruppe A ansehen, wird schnell klar, dass diese Blutgruppe alles tut, um mit anderen gut auszukommen – oft sogar zu sehr, wie wir sehen werden.

Der Getreideanbau bewirkte entscheidende Veränderungen. Während tierisches Eiweiß einfach eine hochwirksame Mischung aus Magensäure und Verdauungsenzymen voraussetzt, ist für pflanzliches Eiweiß eine langsamere, mehrstufige Methode erforderlich. Zuerst muss erreicht werden, dass das Immunsystem das Eiweiß nicht als schädlich einstuft, erst dann kann es verdaut werden. Die Menschen konnten nun erstmals ihren Unterhalt sichern und mussten nicht länger von der Hand in den Mund leben. Dies führte zur Gründung stabiler Gemeinschaften und bleibender Siedlungen. Die völlig andere Lebensweise, die wesentlichen Veränderungen der Ernährung und der Umwelt erforderten gänzlich neue Voraussetzungen in Verdauung und Immunsystem der neolithischen Völker – neue Merkmale, die die angebauten Getreide und anderen Produkte besser verträglich und verdaulich machten. Die Zeit für Blutgruppe A war gekommen. Fortschritte in der Landwirtschaft decken sich in der damaligen Zeit geographisch eindeutig mit der Ausbreitung von Blutgruppe A.

Die Gründung fester landwirtschaftlicher Gemeinschaften stellte die Menschen vor neue Herausforderungen. Gemeinsames Jagen stand nicht länger im Vordergrund, nun waren andere Formen der Kooperation gefragt. Der Ackerbau ermöglichte ein beinahe unbegrenztes Ansteigen der Bevölkerungszahlen sowie Spezialisierung und Arbeitsteilung. Erstmals waren verschiedene Fertigkeiten erforderlich, man war aufeinander angewiesen. Der Müller war zum Beispiel davon abhängig, dass ihm der Bauer das Erntegetreide ablieferte; der Bauer war darauf angewiesen, dass der Müller das Getreide mahlte. Lebensmittel galten nicht mehr nur als unmittelbare Nahrungsquelle oder als etwas, um das man sich irgendwann einmal kümmerte. Felder mussten, in Erwartung zukünftiger Ernte, bestellt werden. Die gemeinsame Planung und die weitverzweigte, arbeitsteilige Zusammenarbeit mit anderen wurden zum Gebot der Stunde. Psychologisch gesehen sind dies die Merkmale, die den Menschen mit der Blutgruppe A auszeichnen – möglicherweise eine weitere Anpassung an die Umwelt.

Ackerbau erforderte auch eine Konzentration der Ressourcen, die den Anfang des städtischen Lebens darstellt. Auch dies spiegelt sich in der Verteilung der Blutgruppen über den Globus. Mourants Karten zeigen deutlich, dass Blutgruppe A in jenen Regionen der Welt stark vertreten ist, in denen es seit langem städtische Kulturen gibt.

Was mag der Grund für diese außergewöhnlich rasche Zunahme der Blutgruppe A gewesen sein? Es ging ums Überleben. Um das Überleben der Stärksten in einer übervölkerten Gesellschaft. Weil sich die Menschen mit der Blutgruppe A in den zu dicht bevölkerten Gebieten als besonders widerstandsfähig gegen Infektionen erwiesen, wurden die städtischen, gewerblich geprägten Gesellschaften von diesem Typ beherrscht. Noch heute zeigt sich unter Personen, die die Pest, die Cholera oder die Pocken überleben, ein zahlenmäßiges Übergewicht der Blutgruppe A gegenüber der Blutgruppe 0.

Schließlich verbreiteten sich die Gene der Blutgruppe A über Asien und den Nahen Osten hinaus und nach Westeuropa. Ihre Träger waren die Indoeuropäer (oder Indogermanen), Halbnomaden, die tief in die Gebiete der mittelsteinzeitlichen Bevölkerungsgruppen eindrangen und deren Sprache die Grundlage für die große Gruppe der indogermanischen Sprachen bildete.

Noch heute findet sich die Blutgruppe A in ihrer höchsten Konzentration unter Westeuropäern. Die Zahl der Menschen mit der Blutgruppe A nimmt ab, wenn man von Westeuropa aus Richtung Osten geht und der sich verlierenden Spur der alten Wanderungsströme folgt. Besonders viele Angehörige der Blutgruppe A finden sich am Mittelmeer, an der Adria und der Ägäis, vor allem auf Korsika, Sardinien, in Spanien, in der Türkei und in den Balkanländern. Im östlichen Asien zeigt sich eine der höchsten Konzentrationen von Menschen mit der Blutgruppe A in Japan, neben einer mäßig hohen Zahl von Menschen der Blutgruppe B.

Die starke Zunahme der Blutgruppe A war eine Folge der Ernährungsumstellung im Zuge des Übergangs von der paläolithischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaft zur neolithischen städtisch-landwirtschaftlichen Kultur. Neben neuen Nahrungsmitteln kennzeichneten auch neue Krankheiten, die mit dieser Lebensweise einhergingen, diese neue Periode. Es scheint, als hätte Mutter Natur an dieser Weggabelung einen Wegweiser für uns errichtet – der dann auch für zahllose Diät-Kontroversen sorgen sollte: Paläo-/proteinreiche Ernährung nach links, asiatisch/mediterrane Ernährung nach rechts. Zwei Formeln, die im Hinblick auf einheitliche Ernährungsempfehlungen für alle schon eine gewisse Brisanz besitzen. Und dabei ist die Geschichte der Blutgruppen noch um viele Facetten reicher und komplizierter.

B steht für Balance

Blutgruppe B entwickelte sich in nennenswerten Mengen irgendwann in der Zeit zwischen 10000 und 15000 v. Chr. im Gebiet des Himalaya-Hochlands, das heute zu Pakistan und Indien gehört. Dort prägten sich die Merkmale ursprünglich als Reaktion auf klimatische Veränderungen aus. Interessant ist, dass viele ihrer physiologischen Merkmale mit der Höhenlage variieren dürften: Studien zeigen, dass Frauen der Blutgruppe B größer sind und früher menstruieren, je höher sie leben.

Von allen AB0-Gruppen weist Blutgruppe B die ungewöhnlichste Verteilung über den Globus auf: ein riesengroßes Stück Land, das sich an der Grenze zwischen Europa und Asien von Norden nach Süden erstreckt. Gruppe B findet man in höherer Zahl in Japan, der Mongolei, in China und Indien und bis hinauf ins Uralgebirge. Von dort in Richtung Westen nimmt der Anteil ab und erreicht am westlichen Rand Europas einen Tiefstwert.

In diesem Bereich siedelten ursprünglich kaukasische und mongolische Stämme und Gruppe B ist sehr typisch für die großen Stämme der Steppenbewohner, die einst die Ebenen Eurasiens beherrschten.

Als die Steppenbewohner sich in Asien ausbreiteten, verbreitete sich das Gen für Blutgruppe B mit ihnen. Die Gruppen drangen nach Norden vor und brachten ihre Weidewirtschaft und domestizierte Tiere mit – was sich in ihrer Ernährung, die reich an Fleisch und Milchprodukten ist, widerspiegelt.

Als die Hirtennomaden nach Asien vordrangen, entstanden zwei voneinander getrennte B-Blutgruppen: eine agrarische, vergleichsweise sesshafte Bevölkerungsgruppe im Süden und Osten, und eine nomadische, kriegerische Gruppe, die den Norden und den Westen eroberte. Die Nomaden waren hervorragende Reiter, die bis weit in den Osten Europas vordrangen. Wie eine Meereswelle schwappte die Blutgruppe B in weite Teile Osteuropas, wird aber rasch weniger, je weiter wir nach Westen gehen.

Eine Untersuchung der Blutgruppenverteilung im Vereinigten Königreich zeigte, dass die eher seltene Gruppe B konzentriert an den Flüssen des Landes zu finden ist, was auf die Invasion durch und/oder den Handel mit Wikingern verweist, die eventuell bei ihrem Einfall in Gebiete des heutigen Russlands mit dieser in Kontakt kamen.

Unterdessen hatte sich eine ganz auf Landwirtschaft beruhende Kultur in China und Südostasien ausgebreitet. Aufgrund der Art des Landes, das sie bestellten, sowie der klimatischen Bedingungen, die ausschließlich in ihren Lebensräumen herrschten, brachten diese Völker ausgeklügelte Verfahren der Bewässerung und der Bodenbewirtschaftung hervor und setzten sie praktisch um – eine beeindruckende Mischung aus Kreativität, Intelligenz und technischen Fertigkeiten.

Die Spaltung zwischen den kriegerischen Stämmen im Norden und den friedliebenden Bauern im Süden war tief, man kann sie noch heute daran erkennen, dass in der südasiatischen Küche kaum Milchprodukte verwendet werden. Viele Asiaten assoziieren Milchprodukte mit den Barbaren – allerdings entspricht die von ihnen angenommene Ernährungsweise ihrer Blutgruppe B nicht so gut.

Die Wanderung der Nomadenvölker Asiens nach Westen kommt in der geringen Zahl von Menschen mit der Blutgruppe B unter den Alt- und Westeuropäern zum Ausdruck. Das sieht man am besten im östlichen Mitteleuropa, bei Deutschen und Österreichern, bei denen sich im Vergleich mit ihren westlichen Nachbarn ein unerwartet hohes Vorkommen von Menschen mit der Blutgruppe B zeigt. Bei den Deutschen findet sich die größte Verteilung von Menschen der Blutgruppe B in der Gegend um den oberen und mittleren Lauf der Elbe, die in alter Zeit als Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei galt.

Die heutigen Bewohner des indischen Subkontinents sind ein europides Volk und weisen eine der höchsten Häufigkeiten von Blutgruppe B überhaupt auf. Unter den nördlichen Chinesen und Koreanern findet sich eine sehr hohe Quote von Personen der Gruppe B und eine sehr niedrige Rate der Gruppe A.

Die Blutgruppenmerkmale der verschiedenen jüdischen Gruppen interessieren die Anthropologen schon seit langem. Als Faustregel kann gelten: Ungeachtet ihrer Nationalität weisen sie einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Angehörigen der Blutgruppe B auf. Die Aschkenasim und die Sephardim, die beiden großen jüdischen Bevölkerungsgruppen, haben beide einen hohen Anteil von Blutgruppe B. Die babylonischen Juden der Zeit vor der Diaspora unterscheiden sich insofern erheblich von der vornehmlich aus Menschen der Blutgruppe 0 bestehenden arabischen Bevölkerung des Irak (der Region des biblischen Babylon), als sie überwiegend Blutgruppe B und einen gewissen Anteil an Gruppe A aufweisen.

Im Gegensatz zu Gruppe 0 und Gruppe A, deren Merkmale leicht als »eiweißreiche Ernährung« beziehungsweise »pflanzliche Kost« beschrieben werden können, lassen sich die ernährungsphysiologischen Anforderungen von Gruppe B nicht kurz zusammenfassen. Die beste Beschreibung, die ich im Laufe der Jahre gefunden habe, wäre die des »idiosynkratischen Allesessers«.

Allesesser bedeutet hier, dass Gruppe B gut mit tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln zurechtkommt, idiosynkratisch meint, dass Gruppe B in jeder dieser Kategorien sehr ausgeprägte Stärken und Schwächen hat, wie sie nur Gruppe B kennt. Viele dieser Beziehungen erscheinen völlig unlogisch – etwa der Ansatz, dass Hühnerfleisch problematisch ist, Putenfleisch aber nicht. Für die meisten von uns besteht zwischen den beiden kaum ein Unterschied. Mit diesen faszinierenden Beziehungen werden wir uns später näher befassen, wenn wir zu den Lektinen in der Nahrung kommen.

AB steht für modern

In der Genetik gelten für Blutgruppen, wie es scheint, eigene Regeln. Wie wir bei Blutgruppe 0 gesehen haben, kann die Folge einer normalerweise tödlichen Mutation ganz einfach eine andere Blutgruppe sein. Bei Gruppe A können Sie ein uraltes Gen mit sich tragen, das aus irgendeinem Grund vor ewigen Zeiten von der Bildfläche verschwand und dann plötzlich wieder auftauchte. Bei Gruppe B scheint sich die Physiologie mit der Meereshöhe zu verändern. Doch mit Blutgruppe AB dürfte sich Mutter Natur das Beste bis zuletzt aufgehoben haben.

Wie bei den meisten Genen verläuft die Vererbung der AB0-Gruppen dominant-rezessiv. Bestimmte Formen des Gens, sogenannte Allele, dominieren über andere. Liegt beispielsweise von einem Elternteil ein Allel für braune Augen und vom anderen ein Allel für blaue Augen vor, wird das Kind sehr wahrscheinlich braune Augen haben. Braune Augen sind ein dominantes, blaue Augen ein rezessives Merkmal.

Blutgruppengenetik ist natürlich etwas Besonderes. Wie bei anderen Genen gibt es dominante Allele (A und B) und ein rezessives Allel (0), und damit wird die Sache schon recht übersichtlich: Kommt von einem Elternteil ein Allel für B oder A und vom anderen ein Allel für 0, hat das Kind Gruppe A oder B. Nur wer von beiden Eltern ein Allel für 0 erhält, hat letztlich Blutgruppe 0.

Und wenn von einem Elternteil ein Allel für A und vom anderen ein Allel für B kommt? Die offensichtliche (und wahrscheinlichste) Antwort wäre, das Kind wird Gruppe AB haben. Aber wie bei jedem guten Rätsel, ist das Warum der interessanteste Aspekt.

So wie die Entstehung der Gruppe 0 alle Regeln für Mutationen bricht, ist dies auch bei Blutgruppe AB der Fall. In der Genetik sagt man, das Allel für A und das Allel für B verhalten sich kodominant (wie in jeder guten Beziehung). Das heißt, sie sind untereinander gleichwertig.

Damit sind wir beim Wesen der Blutgruppe AB angelangt: Sie ist nicht auf eine Anpassung in dem Sinn zurückzuführen, wie die Entwicklung der Gruppen 0, A und B der Anpassung an Klima, Ernährung und Krankheit dienten. Sie entstand einfach, als eine Population mit Blutgruppe A auf eine Population mit Gruppe B traf. Sie halten das vielleicht nicht für außergewöhnlich, aber bedenken Sie – Gruppe A und Gruppe B besiedelten lange Zeit unterschiedliche Teile der Erde. Erst in den letzten 1000 oder vielleicht 2000 Jahren kamen die beiden tatsächlich miteinander in Kontakt.

Bis vor 1000 oder 1200 Jahren gab es keine Blutgruppe AB. Damals nutzten die Barbarenvölker das Kollabieren vieler Kulturen und überrannten das gesamte Römische Reich. Infolge der Vermischung dieser Eindringlinge aus dem Osten mit den letzten Überresten der europäischen Kultur entstand Blutgruppe AB. Es gibt keine Anhaltspunkte für diese Blutgruppe vor diesem Zeitraum, in dem eine große Wanderung östlicher Völker nach Westen stattfand. In Europa findet man in den Gräbern vor dem Jahr 900 n. Chr. nur selten Personen mit der Blutgruppe AB. Bei Untersuchungen von prähistorischen Gräbern in Ungarn zeigte sich ein auffälliges Fehlen dieser Blutgruppe bis ins 4. bis 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Dies scheint darauf hinzuweisen, dass europäische Bevölkerungsgruppen mit Blutgruppe A und Blutgruppe B kaum in Kontakt miteinander kamen oder sich zumindest nicht miteinander mischten oder untereinander heirateten.

Da die Menschen mit der Blutgruppe AB die Verträglichkeit für Blut der Gruppe A und der Gruppe B erben, besitzt ihr Immunsystem eine erhöhte Fähigkeit zur Produktion spezieller Antikörper gegen mikrobielle (durch Mikroorganismen verursachte) Infektionen. Diese einzigartige Eigenschaft, nämlich weder Anti-A noch Anti-B-Antikörper zu besitzen, bewirkt eine geringere Anfälligkeit für bestimmte Allergien und Autoimmunkrankheiten wie Arthritis, Entzündung und Lupus. Es besteht jedoch eine größere Disposition für bestimmte Krebserkrankungen, da die Gruppe AB alles, was A oder B ähnelt, als »Selbst« erkennt und keine Antikörper dagegen produziert.

Die Menschen der Blutgruppe AB haben eine vielgestaltige – und bisweilen auch verblüffende – Blutgruppenidentität. AB ist die erste Blutgruppe, die sich durch eine Verschmelzung verschiedener Immuneigenschaften auszeichnet, von denen einige ihren Träger stärken, andere wiederum miteinander im Konflikt liegen. Vielleicht ist Blutgruppe AB das perfekte Abbild des heutigen Lebens: komplex und unstet.

Zusammenfassung