4 Ostfrieslandkrimis im Bundle Juni 2025 - Alfred Bekker - E-Book

4 Ostfrieslandkrimis im Bundle Juni 2025 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Jonas Herlin: Kommissar Bremshey und der Tote im Schlick: Ostfrieslandkrimi Alfred Bekker: Ein Killer in Ostfriesland Alfred Bekker: Ein Fall für den Norden Alfred Bekker: EINE KUGEL FÜR LORANT Kommissar Ubbo Norden ermittelt mit seinem Kollegen Jan Slieter in einem Fall von illegaler Giftmüllentsorgung. Ein Schiff, dass den Emder Hafen verlässt, wird aufgebracht. Aber an Bord befinden sich nicht nur Fässer mit Giftmüll, sondern auch die sterblichen Überreste einer seit langem vermissten Frau. Nun nimmt der Fall eine überraschende Wende, denn die Jagd nach dem Mörder ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Seitenzahl: 509

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alfred Bekker

4 Ostfrieslandkrimis im Bundle Juni 2025

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Inhaltsverzeichnis

4 Ostfrieslandkrimis im Bundle Juni 2025

Copyright

Kommissar Bremshey und der Tote im Schlick: Ostfrieslandkrimi

​Ein Killer in Ostfriesland

​Ein Fall für den Norden

EINE KUGEL FÜR LORANT

4 Ostfrieslandkrimis im Bundle Juni 2025

von Alfred Bekker, Jonas Herlin

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Jonas Herlin: Kommissar Bremshey und der Tote im Schlick: Ostfrieslandkrimi

Alfred Bekker: Ein Killer in Ostfriesland

Alfred Bekker: Ein Fall für den Norden

Alfred Bekker: EINE KUGEL FÜR LORANT

Kommissar Ubbo Norden ermittelt mit seinem Kollegen Jan Slieter in einem Fall von illegaler Giftmüllentsorgung. Ein Schiff, dass den Emder Hafen verlässt, wird aufgebracht. Aber an Bord befinden sich nicht nur Fässer mit Giftmüll, sondern auch die sterblichen Überreste einer seit langem vermissten Frau. Nun nimmt der Fall eine überraschende Wende, denn die Jagd nach dem Mörder ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Kommissar Bremshey und der Tote im Schlick: Ostfrieslandkrimi

Jonas Herlin

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Kommissar Bremshey und der Tote im Schlick: Ostfrieslandkrimi

von JONAS HERLIN

Kapitel 1

Moin! Mein Name ist Ubbo Bremshey, und ich leite die Mordkommission der Kriminalpolizei Emden. Heute morgen ist allerdings kein “Moin!”, sondern eher ein verhaltenes “Verdammte Scheiße!” angebracht. Ich stehe am Rande des Bansmeers, einem der vielen Seen hier in Ostfriesland, und betrachte die Leiche, die das kalte Wasser direkt in den lehmigen Schlick gespült hat. Nichts Gutes, kann ich euch sagen.

Mein Kollege Frerich Bolten, ein echter Ur-Ostfriese mit kräftiger Statur und einer Vorliebe für Tee, grummelt unzufrieden vor sich hin. Wir beide wissen, dass es ein langer Tag wird.

"Ubbo, schau dir das mal an", sagt er und deutet auf die verwischten Fußspuren im Schlick.

"Ja, ich sehe es, Frerich", antworte ich und beugte mich vorsichtig neben die Leiche, ohne zu rutschen – ein ungeschickter Zug und ich könnte leicht selber im Schlick landen. Die Spuren deuten darauf hin, dass jemand den Körper hierher geschleppt hat.

Die Polizeiabsperrungen summen leise im Wind und im Hintergrund höre ich die Möwen schreien. Emden, Hinte, Krummhörn und Südbrookmerland – das sind Gegenden, die uns berühren. Jede alte Warft, jeder Deich erzählt seine eigene Geschichte und manchmal auch Mysterien, die wir aufdecken müssen.

“Den Tee lass ich mir hiervon nicht verderben”, nuschelt Frerich und zündet sich eine Pfeife an. Ein typisches Bild von ihm. „Aber was denkst du, wer der Kerl ist? Sieht nicht aus wie jemand von hier.“

Ich nicke nur, immer noch tief in meinen Gedanken versunken. Der Mann im Schlick trägt einen teuren Anzug, der so gar nicht zu dem kargen ostfriesischen Leben passt. Kein Bauer, kein Fischer – vielleicht ein Geschäftsmann aus der Stadt? Oder ein Tourist? In Emden sind wir einiges gewohnt, aber Mord gehört nicht zu den Alltäglichkeiten.

Unsere erste Anlaufstelle für Informationen wird Kriminaldirektor Friedrich Thießen sein. Thießen, ein Ehrenmann mit stechendem Blick und einer runden Brille, die er oft unruhig hin und her schiebt. Er erwartet Ergebnisse, und zwar schnell.

"Frerich, schnapp dir dein Handy und ruf den Kriminaldirektor an. Wir brauchen die Spurensicherung und dann abwarten. Vielleicht gibt das Obduktionsprotokoll mehr her."

Frerich zieht sein Handy aus der Tasche und beginnt zu telefonieren. Ich richte mich auf und blicke schweigend auf unser heutiges Problem. Der Nebel, der über den Schlick streicht, gibt dem Ganzen eine unheimliche Atmosphäre. Ostfriesland kann so friedlich wirken und gleichzeitig so kalt und leer. Heute ist es leer.

Es dauert nicht lange, bis die Kollegen der Spurensicherung eintreffen und beginnen, die Szenarie genau unter die Lupe zu nehmen. Mir fällt auf, dass die Leiche ein Tattoo am Handgelenk trägt – ein Phoenix. Auch etwas, das in unserer Region eher selten auftaucht.

Während die Spurensicherung ihr Werk verrichtet, entscheiden Frerich und ich, in die Innenstadt von Emden zu fahren und unsere Recherchen zu beginnen.

Kapitel 2

Unser erster Halt ist eine gemütliche Teestube am Ratsdelft. Hier gibt es nicht nur Ostfriesentee, sondern auch jede Menge Dorftratsch – oft hilfreicher als die offiziellen Polizeiberichte.

“Moin, Ubbo, Moin, Frerich”, begrüßt uns Gesine, die Wirtin, fröhlich und schenkt uns zwei dampfende Tassen Tee ein. Die Teetassen klappern leise auf den Untertassen, und der Duft von frisch gebackenem Krintstuut erfüllt den Raum.

“Moin, Gesine. Was treibt dich schon so früh hierher?”, fragt Frerich.

Sie zwinkert uns zu. “Wart’s ab, ihr habt sicher längst gehört. Mann, das ging aber schnell rum: Da draußen beim Bansmeer haben sie eine Leiche gefunden, was?”

Ich nippe an meinem Tee und nicke langsam. In diesen kleinen ostfriesischen Gemeinden verbreiten sich schlechte Nachrichten wie ein Lauffeuer. Wir erfahren meistens mehr hier in den Teestuben als in den Büros der Polizei.

“Was hast du so gehört?” frage ich vorsichtig. Ich zeige ihr ein Foto.

Gesine lehnt sich vertraulich vor und flüstert: „Der war schon hier. Leute sagen, das sei kein Unbekannter. Es wär jemand aus dem Westen, aus Ruhrgebiet oder so. Kam angeblich um Geschäfte zu machen.“

Ich tausche einen Blick mit Frerich. Plötzlich scheint dieser Fall ein bisschen komplizierter zu werden. Wen haben wir da im Schlick gefunden und warum musste er sterben?

Das friedliche Klirren der Teelöffel im Teehaus vermischt sich mit unseren düsteren Gedanken. Morgen wird ein langer Tag – ein Tag voller Fragen und vielleicht, mit etwas Glück, einiger Antworten.

Gesine ist eine wahre Fundgrube für Informationen, aber hier dürfen wir nicht den Fehler machen, voreilige Schlüsse zu ziehen. Ich stelle meine Teetasse ab und werfe einen kurzen Blick auf die Uhr an der Wand. Zeit ist ein kostbares Gut, und sie verstreicht unbarmherzig.

“Danke, Gesine. Halt uns auf dem Laufenden, wenn du noch etwas hörst.”, sage ich und erhebe mich.

“Werd’ ich machen, Ubbo. Passt auf euch auf.”

Wir verlassen die Teestube mit einem Gefühl, als würde uns der alte Geist Ostfrieslands im Nacken sitzen. Zurück in der Dienststelle empfangen uns Klimaanlage und Neonlicht — ein unwirklicher Kontrast zur weichen Atmosphäre draußen. Auch hier sind Menschen, viele davon mit vertrauten ostfriesischen Namen: Marten, Elke, Hinrik — unsere Kollegen.

Wir betreten das Büro von Kriminaldirektor Thießen. Er sitzt wie immer hinter seinem schweren Mahagonischreibtisch und hebt den Blick von einem Bericht.

"Moin, Ubbo. Frerich. Was habt ihr für mich?" Seine Stimme ist ruhig, aber man spürt den Druck, der mitschwingt.

"Moin, Friedrich. Es sieht nach einem komplizierten Fall aus. Der Tote könnte aus dem Ruhrgebiet stammen und in undurchsichtige Geschäfte verwickelt gewesen sein." Ich lege die ersten Notizen auf Thießens Schreibtisch. "Der Leichnam trug einen Anzug und hat ein auffälliges Phoenix-Tattoo am Handgelenk. Das alles macht das Ganze ein wenig verdächtig."

Thießen nickt langsam und nimmt die Notizen entgegen. "Ein Phoenix? Das könnte ein Hinweis auf eine Bikergang oder eine kriminelle Organisation sein. Wir müssen herausfinden, wer dieser Mann war und was er hier in Ostfriesland wollte."

"Genau das werden wir tun." Frerich und ich verlassen das Büro und machen uns auf den Weg, um mehr über das Tattoo herauszufinden. Vielleicht gibt es in Emden jemanden, der eine Verbindung zu solchen Symbolen hat. Jemanden, der uns einen Schritt weiterbringen kann.

Unser Weg führt uns zu einem der wenigen Tattoo-Studios in Emden. „Moin, Ubbe“, ruft ein tätowierter Typ hinter der Theke, als wir eintreten. Gert ist einer von denen, die jeden kennen und von allen gekannt werden.

„Moin, Gert“, antworte ich. „Wir brauchen deine Hilfe. Hast du schon mal einen Phoenix wie diesen hier gestochen oder gesehen?“ Ich zeige ihm das Foto des Tattoos von der Leiche.

Er überlegt kurz und nimmt dann sein Handy, um uns zu einem Treffen mit einem seiner Kunden zu verhelfen, der sich auf bikertypische Tattoos spezialisiert hat.

“Nichts, was ich gemacht hab’, Ubbo, aber ich kenne einen, der sich auf solche Sachen spezialisiert hat. Hinnerk Jacobs in Südbrookmerland. Er hat wohl eine Vorliebe für Phoenixe.”

„Danke, Gert. Das ist schon mal was.“

Mit einem neuen Ziel machen Frerich und ich uns auf den Weg nach Südbrookmerland. Die Fahrt durch das platte Land, vorbei an endlosen Feldern und Deichen, lässt uns Zeit zum Nachdenken und Diskutieren.

„Ubbo, kannst du dir vorstellen, dass der Mann aus einem Streit zwischen rivalisierenden Gangs herausgebracht wurde?“, fragt Frerich. „Ich meine, warum sonst der Aufwand, jemanden hier in der abgelegenen Ecke abzulegen?"

„Es könnte sein“, stimme ich zu. „Aber wir müssen noch mehr herausfinden. Vielleicht hat Hinnerk Jacobs eine Idee, zu wem das Tattoo gehört."

Kurz darauf erreichen wir das Haus von Hinnerk. Ein einfacher Bauernhof im traditionellen ostfriesischen Stil. Hunde bellen, als wir den Garten betreten, und ein drahtiger Mann mit grauem Bart erscheint im Türrahmen. „Moin! Was wolln Se?”, fragt er und mustert uns neugierig.

Ich ziehe meinen Polizeiausweis und das Foto hervor. „Moin, Hinnerk. Ich bin Kommissar Bremshey, das ist mein Kollege Bolten. Wir brauchen Informationen über dieses Tattoo.“

Seine Augen verengen sich, als er das Foto betrachtet. „Das hab ich schon mal gesehen. Gehört zu einer Verbindung aus dem Ruhrgebiet, nennen sich selbst ‘Phoenix Brüder’ oder sowas. Hätte nie gedacht, dass die hier in Ostfriesland aufkreuzen.“

Frerich zieht eine Augenbraue hoch. „Phoenix Brüder... Biker oder kriminelle Organisation?“

Hinnerk zuckt mit den Schultern. „Kleinkriminelle und Biker, eine explosive Mischung. Wenn der tote Mann zu ihnen gehört hat, habt ihr definitiv Ärger an der Backe.“

„Danke, Hinnerk. Du hast uns schon sehr geholfen.“ Ich reiche ihm die Hand, die er kräftig schüttelt.

Als wir wieder im Auto sitzen, lasse ich den Motor an und werfe einen Blick zu Frerich. „Das wird noch spannend. Finden wir heraus, wer dieser Mann wirklich war und wie die Phoenix Brüder hier hineinpassen. Vielleicht weiß unser Kriminaldirektor Thießen mehr über deren Aktivitäten in unserer Region.“

„Ja, lass uns zurück nach Emden fahren und sehen, was wir über diese Gang herausfinden“, stimmt Frerich zu.

Unsere Reise beginnt auf aussichtslosem Terrain, aber eines steht fest: Wir werden die Wahrheit hinter diesem mysteriösen Mord ans Licht bringen – so widerspenstig das ostfriesische Wetter auch sein mag. Denn hier, wo Schlick und Meer sich die Hand geben, wird nichts so leicht verborgen bleiben.

*

Die Fahrt zurück nach Emden ist von einem nachdenklichen Schweigen begleitet. Einiges spricht jetzt dafür, dass wir es mit einem Konflikt zwischen rivalisierenden Gangs zu tun haben könnten, und das verspricht nichts Gutes. Ostfriesland ist zwar nicht frei von Kriminalität, aber solche Kategorien von Gewalt kennt man hier eher aus den Medien als aus eigenem Erleben.

Zurück in der Dienststelle setzen sich Frerich und ich mit unserem Team zusammen. Die Informationen, die wir bisher sammeln konnten, legen nahe, dass die “Phoenix Brüder” hier Fuß gefasst haben könnten. Aber sind sie wirklich allein? Oder gibt es eine rivalisierende Gruppe, die ebenfalls Ansprüche auf dieses Gebiet erhebt?

„Wir müssen herausfinden, wer diese Phoenix Brüder sind und was sie hier vorhaben“, sagt Frerich und richtet sich an das Team. „Jemand irgendwelche Ideen?“

„Es gibt Gerüchte über eine Gruppe namens ‘Nordfriesen Spikers’, die in den letzten Monaten in der Gegend aktiver wurden“, sagt Jan, unser jüngster Ermittler, der sich intensiv mit der regionalen Bikerszene beschäftigt hat. „Sie sind dafür bekannt, dass sie in Fehden mit anderen Bikergruppen nicht gerade zimperlich sind.“

„Okay, Jan, schau dir das genauer an und sieh, ob du irgendeine Verbindung zu unserem Tatort herstellen kannst“, sage ich und werfe nochmal einen Blick auf die bisherigen Erkenntnisse. „Sprecht mit euren Informanten und versucht, mehr über die Aktivitäten der Phoenix Brüder und der Nordfriesen Spikers herauszufinden.“

Jan nickt und macht sich sofort an die Arbeit. Währenddessen begeben Frerich und ich uns zum Hauptquartier der Polizei, um Kriminaldirektor Thießen über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

„Moin, Friedrich. Wir sind ziemlich sicher, dass wir es hier mit einem Bandenkrieg zu tun haben“, beginne ich und setze mich ihm gegenüber. Frerich steht mit verschränkten Armen daneben und schaut ernst.

Thießen nimmt die Brille ab und reibt sich die Augen. „Das ist nicht gut, Ubbo. Wenn diese Gangs erst einmal anfangen sich in Emden auszubreiten, könnten wir bald größere Probleme haben.“

„Wir haben Informationen über zwei Gruppen: die Phoenix Brüder aus dem Ruhrgebiet und die Nordfriesen Spikers, die anscheinend in letzter Zeit aktiver geworden sind“, erklärt Frerich. „Wir wissen noch nicht genau, was sie hier bezwecken, aber es gibt Aufzeichnungen über Kämpfe und Auseinandersetzungen in anderen Regionen“.

Thießen denkt nach, dann nickt er. „Gut, konzentriert eure Ermittlungen vor allem auf die Verbindungen beider Gangs zur hiesigen Szene. Vielleicht lässt sich so das Motiv hinter dem Mord herausfinden.“

Kapitel 3

Unsere Ermittlungen führen uns zum Zollhaus in Emden, einer berüchtigten Kneipe, in der Biker und zwielichtige Gestalten gerne verkehren. Auf dem Weg dorthin flüstert Frerich: „Pass auf, dass du hier nichts herausforderst. Diese Typen spielen selten nach den Regeln.“

Das Zollhaus ist in eine düstere Dämmerung getaucht, als wir eintreten. An der Bar sitzen mehrere großgewachsene Männer mit Lederwesten. Ich scanne die Umgebung, halte nach Auffälligkeiten Ausschau. Hinter der Bar steht Eike, ein bärbeißiger Wirt, der seine Gäste gut kennt und nicht viel redet. Doch heute könnte ein Glückstag sein.

„Moin, Eike. Wir sind von der Polizei und brauchen ein wenig Informationen“, sage ich und beuge mich leicht über die Bar.

Eike mustert uns skeptisch. „Moin. Welche Informationen genau?“

„Wir suchen Informationen über die Phoenix Brüder und die Nordfriesen Spikers. Weißt du etwas über ihre Aktivitäten hier in der Gegend? Irgendwelche Spannungen zwischen den beiden Gruppen?“ Frerich klingt bestimmt und doch ruhig.

Eike zögert kurz, dann zuckt er die Achseln. „Die Nordfriesen Spikers sind vor ein paar Monaten hergekommen. Haben angefangen, sich in Kneipen wie dieser hier breit zu machen. Die Phoenix Brüder haben wohl gedacht, sie hätten das alleinige Sagen. Als die Spikers anfingen, sich hier zu zeigen, hat es ein paar handfeste Auseinandersetzungen gegeben.“

„Irgendwelche konkreten Auseinandersetzungen, von denen du weißt?“ frage ich.

„Schau mal, ich will kein Ärger kriegen, aber es gibt ein verlassenes Lagerhaus beim alten Industriehafen. Da haben sich die beiden Gruppen mehr als einmal getroffen. Wenn ihr was finden wollt, dann vielleicht dort“, sagt er und glaubt wohlmöglich, dadurch die Last der Verantwortung von sich abzuwerfen.

„Danke, Eike. Wir wissen das zu schätzen“, sage ich und nicke ihm zu.

Unser nächstes Ziel ist klar: Das Lagerhaus beim alten Industriehafen. Dort könnten wir Hinweise auf die Fehde und vielleicht sogar auf den Mord finden. Frerich und ich fahren hin und treten vorsichtig ein, bereit für alles, was uns erwartet.

Das Lagerhaus ist verlassen, aber die Wände tragen die Zeichen intensiver Auseinandersetzungen. Überall Graffiti, zerschlagene Flaschen und Blutflecken. Hier wurde offensichtlich gekämpft.

Plötzlich bemerke ich etwas am Boden, ein abgetretenes Lederstück mit dem Symbol der Phoenix Brüder, halb verborgen unter einem Stapel alter Kisten. „Sieht so aus, als wäre das hier der Ort“, murmle ich.

Während wir den düsteren Raum durchsuchen, entdecke ich ein paar Papiere und eine Karte. Die Papiere scheinen Notizen zu nennen, die einzelnen Mitglieder protokollieren – und potenziell Informationen zu illegalen Aktivitäten, wie Waffen- und Drogenhandel.

„Ubbo, schau dir das mal an!“, ruft Frerich und zeigt auf die Karte. Es ist eine detaillierte Übersicht von Emden und Umgebung, markiert mit verschiedenen Treffpunkten und Verstecken der Gangmitglieder.

Wir nehmen alles mit und fahren zurück ins Büro. In Zusammenarbeit mit der Spurensicherung und weiteren Beamten analysieren wir die gefundenen Hinweise. Doch eines wird immer klarer: Die Lage droht zu eskalieren.

Es ist jetzt an uns, den tödlichen Konflikt zwischen den Phoenix Brüdern und den Nordfriesen Spikers zu entschlüsseln und weitere Opfer zu verhindern. Unser Kampf gegen die kriminelle Unterwelt hat gerade erst begonnen und die ruhige, ostfriesische Landschaft wird nun der Schauplatz eines düsteren Dramas, das uns alles abverlangen wird.

Kapitel 4

Die Phoenix Brüder haben eine Geschichte, die sich über mehrere Jahre erstreckt und tiefe Wurzeln in der Unterwelt des Ruhrgebiets hat. Sie wurden in den späten 1990er Jahren gegründet, offiziell als Motorradclub, inoffiziell jedoch als kriminelle Organisation. Der Phoenix, der das Symbol des Clubs ziert, steht für Aufstieg, Wiedergeburt und die Fähigkeit, sich aus der Asche zu erheben – ein passendes Emblem für eine Gruppe von Männern, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen.

Die Phoenix Brüder begannen klein. Ein paar Freunde, die die Liebe zu Motorrädern und einem gesetzlosen Lebensstil teilten, gründeten in einer alten Werkstatt in Dortmund ihren Club. Ihr Auftreten war von Anfang an einschüchternd und sie machten schnell klar, dass ihnen Rivalen nicht willkommen waren. Ihre „Brüderlichkeit“ war eine unzerbrechliche Loyalität, die sie ermutigte, jedes Mittel zu nutzen, um ihre Geschäfte auszuweiten.

Schon bald begannen sie, sich auf lukrativere Geschäftsfelder wie Drogen-, Waffen- und Menschenhandel zu konzentrieren. Ihre Verbindungen zu anderen kriminellen Netzwerken und ihre Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, verschafften ihnen bald Respekt und Furcht in der Unterwelt des Ruhrgebiets.

Die folgenden Jahre sahen die Phoenix Brüder wachsen und ihre Aktivitäten in andere Städte ausdehnen. Ihre Brutalität und Effizienz machten sie zu einem unerbittlichen Gegner, und bald dominierten sie die Unterwelt des Ruhrgebiets. Diese Expansion führte jedoch auch zu Konflikten. Ein solcher Konflikt war unvermeidlich, als sie begannen, ihre Geschäfte in neue Gebiete zu verlegen, wo bereits andere Gangs operierten.

Im Ruhrgebiet kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Bikergruppen wie den Bloodhound MC und den Iron Skulls. Diese Rivalitäten waren brutal und rücksichtslos, mit zahlreichen Opfern auf beiden Seiten.

Die Entscheidung, sich nach Ostfriesland auszubreiten, war eine Mischung aus Notwendigkeit und Gelegenheit. Die aufstrebende Konkurrenz im Ruhrgebiet machte es erforderlich, neue Märkte zu erschließen, und die relative Ruhe und das dünn besiedelte Gebiet von Ostfriesland schienen ein perfekter Ort zu sein, um sich zurückzuziehen und von dort aus ihre Operationen still zu leiten.

Allerdings waren die Phoenix Brüder nicht die ersten, die diese Idee hatten. Die Nordfriesen Spikers, eine gewaltbereite Motorradgang, hatte ähnliche Gedanken. Ursprünglich in Nordfriesland entstanden, breiteten sich auch sie in anderen Teilen von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und jetzt Ostfriesland aus.

Die ersten Zusammenstöße zwischen den beiden Gruppierungen blieben der Öffentlichkeit weitgehend verborgen, waren jedoch äußerst gewalttätig. Erpressungen, Schutzgeldforderungen und Beteiligungen am Drogenhandel führten immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen, sowohl in den abgelegenen Marschen und Häfen als auch in den düsteren Gassen von Städten wie Emden.

Die Phoenix Brüder sind hierarchisch organisiert und lassen keinen Zweifel daran, dass die Führung alles bestimmt. An der Spitze steht der President, gefolgt von einem Vice President. Darunter gibt es verschiedene Offiziere wie den Sergeant-at-Arms, der für die Sicherheit sorgt und die Einhaltung der internen Regeln überwacht, sowie den Treasurer, der die finanziellen Angelegenheiten des Clubs regelt. Die Mitglieder, die „Brüder“, dienen als Soldaten des Clubs, bereit, jeden Befehl ohne Zögern auszuführen.

Die strenge Hierarchie und die eiserne Loyalität haben zur Stabilität des Clubs beigetragen und es ihnen ermöglicht, ihre kriminellen Aktivitäten effizient durchzuführen. Neue Mitglieder werden sorgfältig ausgewählt und durchlaufen eine lange Probezeit, in der sie ihre Loyalität und Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen müssen, häufig durch kriminelle Prüfungen.

Die Phoenix Brüder haben sich im Laufe der Jahre ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut, das nicht nur andere Bikerclubs, sondern auch etablierte kriminelle Organisationen wie die albanische Mafia und osteuropäische Waffenhändler umfasst. Diese Verbindungen haben ihnen den Zugang zu Ressourcen verschafft, die weit über ihre ursprünglichen Möglichkeiten hinausweisen.

Ihre Fähigkeit, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene zu operieren, hat sie zu einer der gefürchtetsten Gruppen in der Unterwelt gemacht. Aber mit Macht kommen Feinde. Ihre Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft haben zahlreiche Rivalen hervorgebracht, die bereit sind, jedes Risiko einzugehen, um sie zu stürzen.

Die Entdeckung des toten Mannes im Bansmeer könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Krieg zwischen den Phoenix Brüdern und den Nordfriesen Spikers eine neue Dimension erreicht hat. Die gewaltsame Konfrontation zwischen diesen Gangs drängt nun offen an die Oberfläche und gefährdet die Sicherheit in unserer Gegend. Es liegt nun an uns, diesen Konflikt zu entschärfen und herauszufinden, welche dunklen Geschäfte hier im friedlichen Ostfriesland betrieben werden.

Wieder im Büro, machen Frerich und ich erst einmal eine Bestandsaufnahme der bisherigen Erkenntnisse. Die Karten und Notizen aus dem Lagerhaus, die Berichte von Jan und die Informationen von Eike geben uns ein klares Bild: Zwei Gangs, ein blutiger Konflikt, und wir sitzen mittendrin.

Unsere Herausforderung: diesen Sumpf aus Gewalt und Kriminalität zu durchdringen, ohne dabei selbst Opfer zu werden. Aber eins steht für mich und Frerich fest: In Ostfriesland wird jeder Funke von kriminellem Treiben unter unserem Wachsamkeit beseitigt – koste es, was es wolle.

*

Kapitel 5

Nachdem wir von unserem Besuch im Lagerhaus zurück sind, stellt sich die drängende Frage, was die Gerichtsmedizin über den toten Mann im Bansmeer herausgefunden hat. Frerich und ich machen uns sofort auf den Weg zu Dr. Hinnerk van Lengen, dem Gerichtsmediziner, der seine Praxis im alten Backsteinhäuschen am Rande von Emden betreibt. Van Lengen ist bekannt für seine Präzision und sein akribisches Vorgehen, Eigenschaften, die ihn in seinem Beruf zu einem unersetzlichen Experten machen.

“Moin, Dr. van Lengen,” sagt Frerich höflich, als wir das kleine, aber penibel gepflegte Büro betreten.

“Moin, Frerich. Ubbo,” begrüßt er uns und deutet auf zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. “Setzt euch. Ich nehme an, ihr seid wegen dem Mann vom Bansmeer hier.”

„Genau,“ bestätige ich und mache es mir bequem. „Was könnt ihr uns über ihn sagen?“

Dr. van Lengen öffnet eine Akte und zieht ein paar Berichte heraus. “Der Tote ist ein Mann mittleren Alters, ungefähr 40 bis 45 Jahre alt. Sein allgemeiner Gesundheitszustand war gut, keine bekannten Krankheiten. Der Todeszeitpunkt liegt schätzungsweise zwischen 18 und 24 Stunden vor der Entdeckung der Leiche.”

Er schiebt uns ein Foto zu, auf dem mehrere tiefe Wunden und Prellungen am Körper des Mannes zu sehen sind. “Die Todesursache war eindeutig. Er wurde mehrfach heftig geschlagen und letztlich durch stumpfe Gewalt gegen den Kopf getötet. Es scheint, als sei er mit einem schweren Gegenstand traktiert worden.”

“Gab es Zeichen eines Kampfs?” erkundige ich mich und betrachte das Bild genauer.

“Hm, es gibt Anzeichen von Abwehrverletzungen an den Armen und Händen, was darauf hinweist, dass er sich gewehrt hat. Er hat sich eindeutig gegen mehrere Angreifer verteidigt,” erklärt Dr. van Lengen und deutet auf die aufgezeichneten Verletzungsmuster.

“Gab es noch andere auffällige Merkmale?”, fragt Frerich neugierig.

„Ja, tatsächlich,“ fährt Dr. van Lengen fort, während er ein weiteres Dokument hervorholt. „Das Tattoo eines Phoenix am Handgelenk war nicht sein einziges. Er hatte mehrere kleinere Tätowierungen, die auf eine Zugehörigkeit zu einer Gang hinweisen könnten. Wir haben außerdem Rückstände von Drogen in seinem System gefunden, was auf seine Beteiligung am Drogenhandel schließen lässt.“

„Das passt zu den Informationen, die wir bisher gesammelt haben,“ sinniere ich laut. „Aber was ist mit der Kleidung? Etwas Ungewöhnliches daran?“

„Er trug einen hochwertigen Anzug, der nicht zu seinem Profil als Biker passt. Das hat uns ein wenig erstaunt,“ sagt der Gerichtsmediziner. „Möglicherweise wollte er bei einem Treffen Eindruck machen oder war beteiligt an einem wichtigen Geschäftstreffen.“

„Gibt es Hinweise darauf, dass der Mann vorher schon in Kontakt mit den lokalen Behörden stand? Fingerabdrücke oder DNA-Proben vorhanden?“ fragt Frerich.

„Nein,“ antwortet Dr. van Lengen. „Seine Identität konnten wir bisher nicht feststellen. Es gibt keine Übereinstimmung in unseren Datenbanken, was darauf hindeutet, dass er vielleicht nicht aus Niedersachsen stammt.“

Meine Gedanken rasen. „Also, haben wir hier einen Fall, in dem ein Mitglied der Phoenix Brüder zu geschäftlichen Zwecken in einem hochwertigen Anzug auftrat und brutal ermordet wurde, möglicherweise durch die Nordfriesen Spikers oder eine andere rivalisierende Gang. Das wird immer komplizierter.“

Dr. van Lengen nickt zustimmend. „Das sieht ganz danach aus. Ich würde euch raten, mit diesen Informationen vorsichtig umzugehen. Die Spannung zwischen diesen Gangs ist offensichtlich hoch, und eine unbedachte Aktion könnte weitere Gewalt auslösen.“

„Vielen Dank, Dr. van Lengen. Ihre Berichte sind wie immer sehr aufschlussreich“, sage ich, als wir aufstehen und uns verabschieden.

Auf dem Rückweg zur Dienststelle geht mir der Fall nicht aus dem Kopf. “Frerich, wir müssen jetzt mit diesen Erkenntnissen vorsichtig operieren. Aber ich denke, der nächste Schritt sollte sein, herauszufinden, was dieses Treffen war, zu dem der Tote erschienen ist. Möglicherweise können wir darüber mehr Informationen über die Motive und die Beteiligten gewinnen.“

“Ja,” antwortet Frerich nachdenklich. „Vielleicht sollten wir uns auch mit dem organisieren Umfeld beschäftigen. Wer könnte den Anzug verkauft haben? Irgendjemand muss den Mann in Emden und Umgebung gesehen haben.“

Wieder im Büro angekommen, setzen wir uns mit unserer Abteilung zusammen und veranstalten ein schnelles Briefing. „Jeder von euch bekommt neue Aufgaben. Wir müssen die Kontakte zu den lokalen Geschäften abklappern, den Verlauf der letzten Tage für beide Gangs rekonstruieren und die Herkunft der identifizierten Verletzungsmuster und Drogen prüfen. Wir haben viel Arbeit vor uns, und die Zeit läuft gegen uns.“

Kapitel 6

Es wird jetzt hektisch. Wir alle wissen, dass dieser Mord ein dominantes Thema in Ostfriesland werden könnte. Aber inmitten all unserer harten Arbeit und unserer frostigen Ostfriesen-Tee-Rituale gibt es nur einen Trost: Wir sind ein Team, das den Geist dieses Fleckchens Erde in sich trägt und nicht ruht, bis die Wahrheit ans Licht kommt.

Als die Ergebnisse der forensischen Analyse endlich eintreffen, versammeln Frerich und ich unser Team in unserem Konferenzraum. Die Spannung ist greifbar. Wir alle wissen, dass diese Informationen uns dem Mörder einen großen Schritt näher bringen könnten.

„Moin zusammen,“ begrüße ich die versammelten Kollegen. „Wir haben die forensischen Berichte erhalten. Lasst uns das durchgehen und sehen, was wir daraus schließen können.“

Ich breite die Berichte auf dem Tisch aus, und alle rücken ein Stück näher.

„Zuerst haben wir die Analyse der Kleidungsstücke des Opfers,“ beginne ich und zeige auf eine Grafik. „Der hochwertige Anzug war italienischer Herkunft, maßgeschneidert von einem exklusiven Schneider in Düsseldorf. Das deutet darauf hin, dass unser Opfer finanziell gut ausgestattet und möglicherweise geschäftlich unterwegs war.“

Frerich blättert durch die Seiten und fügt hinzu: „Und etwas Interessantes: An den Manschetten des Hemdes wurden Speichelspuren gefunden, die nicht mit dem Opfer übereinstimmen. Dies könnte auf eine gewalttätige Auseinandersetzung hinweisen, bei der der Täter in direkten Kontakt mit dem Opfer gekommen ist. Die DNA-Analyse läuft, aber es wird ein paar Tage dauern, bis wir Ergebnisse haben.“

„Gut, halten wir das im Hinterkopf,“ nicke ich zustimmend. „Jetzt zum Tatort selbst. Die Forensiker haben neben den üblichen Spuren wie Fußabdrücken und Reifenspuren auch Abdrücke einer speziellen Reifenmarke gefunden, die häufig bei Motorrädern der gehobenen Klasse verwendet wird.“

Jan, unser Spezialist für Fahrzeugkunde, meldet sich zu Wort: „Diese Reifenmodelle werden oft von Bikern genutzt. Allerdings gibt es in der Gegend nur wenige Geschäfte, die diese Marke führen. Wenn wir die Händler kontaktieren, könnten wir herausfinden, wer kürzlich diese Reifen gekauft hat.“

„Mach dich sofort daran, Jan,“ weise ich ihn an. „Als Nächstes haben wir die Substanzen gefunden, die bei unserem Opfer im System waren. Neben den üblichen Verdächtigen wie Amphetaminen und Marihuana wurden auch Rückstände einer seltenen Synthesedroge gefunden, die im Zusammenhang mit organisierten kriminellen Strukturen steht. Diese Substanz wird in Europa hauptsächlich von einer Handvoll Herstellern produziert.“

Frerich fügt hinzu: „Diese Droge könnte uns zu einem Netzwerk führen, das über regionale Grenzen hinaus operiert. Wenn wir herausfinden, wer die Fäden zieht, könnten wir den Machtkämpfen hier auf die Schliche kommen.“

„Absolut,“ stimme ich zu. „Und dann gibt es da noch die Abdrücke der Schuhe am Tatort. Sie passen zu einem Paar exklusiver Lederschuhe, das in Deutschland nur in sehr wenigen Geschäften erhältlich ist. Bereits eine Spur, die uns helfen könnte, die Identität des Täters oder zumindest der Anwesenden zu ermitteln.“

„Sind wir schon dabei, diese Geschäfte zu kontaktieren?“ fragt Elke, eine unserer besten Ermittlerinnen.

„Ja,“ antworte ich. „Aber es wird sicherlich eine Weile dauern, bis wir eine konkrete Liste haben.“

„Und was ist mit den Schmauchspuren, die auf den Händen des Opfers gefunden wurden?“ fragt Hinrik, unser Ballistikexperte. „Es sieht so aus, als hätte das Opfer kurz vor seinem Tod eine Schusswaffe gehandhabt.“

„Das ist ein guter Punkt,“ antworte ich. „Das bedeutet, dass er entweder im Besitz einer Waffe war oder versuchte, sich zu verteidigen, bevor er überwältigt wurde. Eine Waffe wurde am Tatort nicht gefunden, was bedeutet, dass der Täter sie wahrscheinlich mitgenommen hat.“

Ich sehe in die Runde und merke, wie jeder einzelne diese Informationen verarbeitet – die Räder in ihren Köpfen fangen an zu drehen. „Zusammengefasst haben wir eine Vielzahl von Hinweisen, die uns Stück für Stück ein detaillierteres Bild liefern. Wir müssen alle einzelnen Straßenzüge, Geschäfte und Verbindungen nachforschen.“

„Jan, verfolge die Spur der Motorradreifen. Elke, beschäftige dich weiter mit den exklusiven Schuhen und den DNA-Spuren. Hinrik, konzentriere dich auf die Herkunft der Waffe und die Schmauchspuren. Der Rest von uns wird weiter an den Verhören drüberbleiben und mögliche Bandenverbindungen aufdecken.“

„Und denkt daran, Leute,“ mahnt Frerich. „Wir haben es hier mit gefährlichen und unberechenbaren Individuen zu tun. Geht vorsichtig vor und haltet immer die Seilschaft.”

„Wir sind jetzt in einer kritischen Phase dieser Ermittlungen,“ sage ich zum Schluss. „Die kommenden Tage werden entscheidend sein. Und vergesst nicht, auch wenn Ostfriesland wie ein ruhiger, friedlicher Ort wirkt, verbirgt es doch manchen Schatten. Lasst uns diesen Schatten das Licht der Wahrheit entgegenstellen.“

Mit einem kollektiven „Moin!“ beenden wir das Treffen und alle machen sich an ihre zugewiesenen Aufgaben. Die Spurensuche geht weiter – zusammengestellt aus kleinen Details, die uns hoffen lassen, dem Täter und der Motivation hinter diesem grausamen Mord immer näher zu kommen.

Kapitel 7

Am nächsten Morgen treffe ich mich mit Frerich in unserem Büro. Gerade als wir die neuesten Erkenntnisse durchgehen wollen, klingelt mein Handy. Auf dem Display erscheint der Name Lars de Vries, ein hartnäckiger Reporter der hiesigen Zeitung, der immer auf der Suche nach der heißesten Story ist.

„Moin, Lars,“ grüße ich ihn, als ich abnehme.

„Moin, Ubbo. Hast du kurz Zeit? Ich habe ein paar Fragen zu dem toten Mann im Bansmeer. Es geht das Gerücht um, dass er zu einer großen Gang gehörte. Stimmt das?“ Lars klingt, wie immer, hungrig nach einer guten Schlagzeile.

„Lars, du weißt, dass ich dir nicht alle Details eines laufenden Falls geben kann,“ antworte ich diplomatisch. „Aber was genau hast du gehört?“

„Nun, Ubbo, mein Netzwerk ist ziemlich gut vernetzt,“ sagt er verschmitzt. „Ich habe gehört, dass es sich um ein Mitglied der Phoenix Brüder handeln könnte und dass es Verbindungen zu einer rivalisierenden Gruppe gibt. Außerdem habe ich Informationen über einen geheimen Treffpunkt in der Nähe des Industriehafens, wo die Biker angeblich Geschäfte abwickeln. Ist da was dran?“

Ich tausche einen kurzen Blick mit Frerich aus, der interessiert mitlauscht. Wir hatten vermutet, dass die Lokalpresse bald Wind davon bekommen würde, aber diese Details sind schon recht tiefgehend.

„Lars, ich kann weder bestätigen noch dementieren,“ sage ich vorsichtig. „Aber ich kann dir sagen, dass wir in alle Richtungen ermitteln und jede Spur verfolgen.“

„Verstehe,“ sagt Lars und klingt dabei weniger enttäuscht, als ich erwartet hatte. „Aber Ubbo, ich möchte dir etwas anbieten: Ich habe ein paar Kontakte unter den Einheimischen, die vielleicht wissen, ob es in letzter Zeit merkwürdige Aktivitäten gab. Vielleicht könnte ich ein paar nützliche Informationen für dich auftreiben.“

„Das klingt interessant. Was weißt du über die Aktivitäten der Phoenix Brüder in der Gegend? Irgendwas Konkretes?“, frage ich neugierig.

Lars holt tief Luft. „Nun, mir wurde gesagt, dass sie sich in einer alten Fabrikhalle nahe der Lutherstraße aufhalten. Es gab Berichte über laute Motorengeräusche, auch mitten in der Nacht, und ungewöhnlich viel Verkehr, besonders an den Wochenenden.“

„Das ist hilfreich, Lars. Aber versprich mir, dass du dich nicht allein auf eigene Faust in Gefahr begibst. Lass uns die Arbeit machen, okay?“, warne ich ihn.

„Selbstverständlich, Ubbo. Ich bin Reporter, kein Polizist. Aber ein wenig Klatsch und Tratsch kann ich immer sammeln. Wenn ich was Neues höre, lasse ich es dich wissen. Und du – wenn du irgendwas Offizielles zum Veröffentlichen hast, weißt, wo du mich findest.“

Ich beende das Gespräch und setze mich wieder an den Tisch. Frerich sieht mich mit einem Ausdruck an, der sagt: „Was machen wir jetzt?“

„Was meinst du, Ubbo? Sollen wir die alte Fabrikhalle überprüfen?“ fragt er.

„Ja, das werden wir tun. Aber wir müssen vorsichtig vorgehen. Wenn Lars recht hat und die Phoenix Brüder sich dort aufhalten, könnte es gefährlich werden.“

Kurze Zeit später ziehen wir mit einem Team von Kollegen los und nähern uns der Fabrikhalle in der Lutherstraße. Die Halle sieht verlassen aus, doch die Nähe zu den Berichten und Beobachtungen macht sie zu einem heißen Kandidaten für unsere weiteren Ermittlungen.

Wir postieren uns unauffällig in der Nähe und beobachten erst einmal. In der Distanz sind leise Gesprächsfetzen zu hören, und dann das markante Dröhnen eines Motorradmotors. Unsere Beobachtungen bestätigen die Informationen von Lars: Hier geht definitiv etwas vor sich.

„Frerich, ruf Verstärkung“, flüstere ich und wir entfernen uns ein Stück, um nicht entdeckt zu werden.

Kapitel 8

Die nächsten Stunden sind intensiv. Mit Verstärkung und unter größter Vorsicht nähern wir uns der Halle und treten schließlich ein. Drinnen finden wir eine Gruppe von Männern in Motorradjacken, die an einer langen Holztischverkaufswaffen und Drogen sortieren. Die Überraschung in ihren Augen verrät sie sofort – sie haben nicht mit uns gerechnet.

Die Festnahme verläuft glatter, als ich erwartet hatte. Die Männer wehren sich kaum, vermutlich überrascht und überwältigt von der plötzlichen Polizeipräsenz. Wir beschlagnahmen eine beachtliche Menge an Drogen und Waffen. Ein großer Fang, doch noch immer keine definitive Verbindung zum Mord im Bansmeer. Aber vielleicht könnte einer dieser Männer unter Druck einige Informationen herausgeben.

Zurück im Büro setzen wir uns an die Verhörprotokolle. Lars’ Tipp hat uns zweifellos einen großen Schritt weitergebracht, und ich beschließe, ihn auf dem Laufenden zu halten – natürlich nur, soweit es uns möglich ist.

Ich nehme mein Handy und rufe ihn an. „Lars, du hattest recht mit der Fabrikhalle. Wir haben dort einige frische Spuren gefunden.“

„Das freut mich zu hören, Ubbo. Aber pass auf dich auf. Diese Leute sind gefährlich,“ sagt er ernst.

„Werde ich. Und Lars, danke für den Tipp. Wir werden weiterhin dran bleiben und dich informieren, sobald wir offiziell etwas veröffentlichen können.“

Das Gespräch mit Lars endet, und ich lehne mich in meinem Stuhl zurück. Es bleibt noch viel zu tun, aber in diesem Moment fühle ich eine vorsichtige Zuversicht. Der Fall wird sicher nicht einfach, und die Lösung des Mordes liegt noch in weiter Ferne, aber wir kommen der Wahrheit Stück für Stück näher.

Jetzt wissen wir, dass die Phoenix Brüder tatsächlich in der Gegend aktiv sind und dass ihre Rivalität mit anderen Gangs eine bedeutende Rolle spielt. Unsere Untersuchung setzt neue Schwerpunkte, um das Netzwerk dieser kriminellen Organisation zu durchleuchten und den Mörder zu entlarven – bevor noch mehr unschuldige Menschen zu Opfern werden.

*

Kapitel 9

Der Tag ist noch jung, als das Telefon in meinem Büro erneut klingelt. Diesmal ist es nicht Lars, sondern einer unserer Streifenpolizisten. Seine Stimme klingt besorgt und ernst.

„Moin, Kommissar Bremshey. Wir haben eine weitere Leiche gefunden. Diesmal im Hafenbecken von Petkum.“

„Verdammt!“ murmle ich und winke Frerich, der gerade einen Bericht durchliest, zu. „Wir kommen sofort. Sichere den Tatort und warte auf uns.“

Frerich und ich schnappen uns unsere Ausrüstung und machen uns auf den Weg. Die Morgenluft ist kühl und klar, und der Nebel zieht in Schwaden über das Wasser. Eine unheimliche Stille liegt über Petkum, als wir ankommen.

Der Tatort ist bereits weiträumig abgesperrt. Der Geruch von Salzwasser und Diesel mischt sich mit dem unverkennbaren Geruch des Todes. Die Leiche, ein jüngerer Mann, liegt halb im Wasser, halb am Steg. Wieder scheint er von Schlägen und Verletzungen gezeichnet zu sein. Die Hände sind verbunden, und von seiner Kleidung ist nicht viel übrig.

„Das sieht nicht gut aus, Frerich,“ sage ich und blicke zu meinem Kollegen, der sich sofort neben die Leiche kniet, um einen genaueren Blick zu werfen.

„Ähnliche Verletzungen wie bei unserem ersten Opfer,“ murmelt Frerich düster. „Stumpfe Gewalt, eine Art Folter. Aber es gibt auch Unterschiede. Schau dir seine Füße an.“

Einer der Polizeitaucher meldet sich zu Wort: „Wir haben diesen Mann vor etwa einer Stunde gefunden. Er wurde wahrscheinlich hereingeworfen, nachdem die Flut einsetzte. Es ist schwer zu sagen, wie lange er da schon liegt.“

Ich sehe mir die Füße des Opfers an. Sie sind mit Seilen zusammengebunden, die noch feucht und verkrustet von Algen sind. Die Art von Seilen, die oft von Fischern benutzt werden.

„Das bedeutet, jemand wollte sicherstellen, dass er nicht wegkam. Und die Tatsache, dass er hierher gebracht wurde, spricht dafür, dass er lebend hierher kam,“ spekuliere ich laut. „Vielleicht wollten sie ihn in der Nähe des Wassers umbringen, um die Spuren zu verwischen?“

Als die Spurensicherung eintrifft, leiten wir sie an, den Tatort genau zu untersuchen. Es ist wichtig, jede mögliche Information zu sammeln.

„Wir müssen herausfinden, wer dieser Mann ist,“ sage ich und wende mich an Frerich. „Vielleicht gibt uns die Gerichtsmedizin weitere Hinweise. Lass den Toten abholen und Dr. van Lengen benachrichtigen. Er soll alles gründlich durchführen.“

„Wird gemacht, Ubbo,“ antwortet Frerich und macht sich sofort auf den Weg.

Kapitel 10

Zurück in der Dienststelle gehen wir gemeinsam die bisherigen Ermittlungsergebnisse durch und überlegen, welche Schritte als Nächstes notwendig sind. Die Parallelen zwischen den beiden Morden sind auffällig, aber es gibt auch genug Unterschiede, um uns zu verunsichern.

Einige Stunden später treffen wir wieder bei Dr. Hinnerk van Lengen ein. Er empfängt uns mit ernster Miene. „Moin, Ubbo, Frerich. Es sieht so aus, als hätten wir ein echtes Problem. Diese Leiche weist ähnliche, aber nicht identische Merkmale zu eurem ersten Opfer auf. Wieder ein Gewaltverbrechen in vollem Ausmaß.“

„Moin, Dr. van Lengen. Was kannst du uns genau erzählen?“ frage ich.

„Der junge Mann ist etwa Mitte zwanzig. Erscheint in einem allgemein guten Gesundheitszustand, bis auf die massiven Verletzungen. Todesursache: auch hier stumpfe Gewalt, aber diesmal scheint es, als hätte er vorher noch einen Kehlenschnitt erlitten. Er war also wahrscheinlich bereits schwer verletzt oder sogar tot, als er ins Wasser geworfen wurde.“

„Ein grausamer Zug mehr. Und was ist mit den Seilen und Algen?“ erkundige ich mich.

„Die Seile sind typische Fischerseile, wie sie hier oft verwendet werden. Die Algen deuten darauf hin, dass er in der Nähe des Wassers gehalten wurde, bevor er hierhergebracht wurde. Vielleicht wollte man ihn irgendwohin transportieren, aber dann entschieden, ihn zu entsorgen,“ erklärt Dr. van Lengen.

„Konnten wir schon seine Identität feststellen?“ fragt Frerich.

„Noch nicht, aber wir haben Fingerabdrücke genommen, die jetzt überprüft werden. Außerdem gibt es eine Tätowierung auf seiner linken Schulter – ein einprägsames Tribal-Muster.“

„Tribal-Muster... das passt zu den mutmaßlichen Bandenmitgliedern,“ überlege ich laut. „Es könnte ein weiteres Mitglied der Phoenix Brüder oder möglicherweise ein Rivale sein.“

„Das könnte Sinn ergeben,“ stimmt Dr. van Lengen zu. „Wir sollten schnell handeln, bevor es noch mehr Opfer gibt.“

Zurück in der Dienststelle spiegelt sich die angespannte Atmosphäre in den Gesichtern unserer Kollegen wider. Frerich und ich setzen uns mit unserem Team zusammen. Es läuft mittlerweile auf einen Krieg zwischen den Gangs hinaus.

„Die schnelle Folge der beiden Toten lässt vermuten, dass hier etwas Großes los ist,“ beginne ich und alle hören aufmerksam zu. „Wir haben Anhaltspunkte zu den Phoenix Brüdern und den Nordfriesen Spikers, aber wir müssen tiefer graben.“

„Jan, geh erneut durch die Verbindungsprotokolle der Reifenhändler und fahre auch zu den umliegenden Fischereien. Frag nach, ob jemand in den letzten Tagen ungewöhnlich viele Seile gekauft hat,“ weise ich an.

„Elke, sprich mit den Tattoostudios. Vielleicht erkennen sie das Tribal-Muster und können uns mehr über die Identität des zweiten Opfers sagen.“

„Und Hinrik, kontaktiere die Kollegen in anderen Städten. Wir müssen wissen, ob ähnliche Morde oder Aktivitäten im Zusammenhang mit diesen Gangs bekannt sind. Vielleicht haben wir Hinweise überregional übersehen.“

Alle nicken und machen sich unverzüglich an die Arbeit. Es bleibt kaum Zeit durchzuschnaufen, denn die Situation spitzt sich zu. Zwei Tote in so kurzer Zeit – das hat das Potential, die Region weiter in Gewalt zu stürzen.

„Frerich, wir müssen auch den Bürgermeister und die Führungsspitze informieren. Dies ist nicht nur ein Fall für uns, sondern ein Thema, das die öffentliche Sicherheit in Ostfriesland gefährden könnte.“

„Verstanden, Ubbo,“ bestätigt Frerich und greift zum Telefon, um einen Termin mit dem Bürgermeister zu arrangieren.

Wir sind in eine dunkle, gefährliche Welt eingetaucht. Aber mit jedem Schritt und jedem neuen Hinweis kommen wir der Wahrheit näher und sind entschlossen, diese tödliche Auseinandersetzung zu beenden – bevor noch mehr Leben in den Schlick von Ostfriesland gezogen werden.

*

Kapitel 11

Zeugenanhörungen sind oft die Schlüsselkomponente, die die benötigten Informationen liefern, um den Fall zu knacken. Sobald wir von der zweiten Leiche erfahren haben, haben wir begonnen, Personen zu befragen, die sich in der Nähe der Tatorte aufhielten oder die uns anderweitig Hinweise geben könnten.

Wir fangen mit der Befragung der Fischer von Petkum an. In einer kleinen Fischerkneipe direkt am Hafen treffen wir Klaus Meyer, einen alten Fischer, der seit Jahrzehnten in der Gegend ist. Meyers durch Wetter und Meer gegerbtes Gesicht zeigt deutlich, dass er viel gesehen hat.

„Moin, Herr Meyer,“ beginne ich, während Frerich unser Gespräch protokolliert. „Wir haben ein paar Fragen zu unüblichen Aktivitäten in der Gegend. Haben Sie in der letzten Zeit etwas Auffälliges bemerkt?“

Meyer zögert kurz, als wolle er seine Worte sorgfältig wählen. „Moin, Herr Kommissar. Ja, es gibt da tatsächlich etwas. In den letzten Nächten habe ich einige Motorräder gehört, die hier herumfuhren. Nicht gerade üblich um diese Uhrzeit, Sie wissen schon.“

„Können Sie genauere Zeitangaben machen? Oder haben Sie vielleicht mehr gesehen?“ frage ich.

Er kratzt sich nachdenklich am Kopf. „Würde sagen, so um Mitternacht rum. Die Motoren dröhnten durch die nächtliche Ruhe. Ich konnte nicht viel sehen, aber ich glaube, es waren ein paar Leute, die Sachen aus einem der Boote ins Wasser luden. Dachte mir erst nichts dabei, aber nun...“

„Das ist hilfreich, Herr Meyer. Haben Sie vielleicht gesehen, um welches Boot es sich handelte oder andere Details bemerkt?“ hakt Frerich nach.

„Ja, es war das alte Fischereiboot von Knut Larsen. Ist schon länger außer Betrieb, aber die Jungs haben da immer mal wieder was gelagert. Knut selbst ist oft in ihrer Kneipe unten an der Ecke. Vielleicht weiß der mehr.“

„Vielen Dank, Herr Meyer. Ihre Infos werden uns sicherlich weiterhelfen,“ sage ich und wir machen uns sofort auf den Weg zu der genannten Kneipe.

Kapitel 12

Die Kneipe, „Zum Alten Schlick“, ist ein wenig heruntergekommen, aber gemütlich. Wir betreten den Raum und sehen Knut Larsen am Tresen sitzen. Er ist ein grobschlächtiger Mann mit einem kräftigen Bart, der seine Fischerwurzeln nicht verleugnen kann.

„Moin, Herr Larsen,“ beginne ich das Gespräch. „Wir hätten ein paar Fragen zu den letzten Nächten, besonders zu Aktivitäten um Ihr Boot.“

Larsen schaut uns skeptisch an, nimmt einen letzten Schluck von seinem Bier und setzt das Glas dann entschlossen ab. „Moin. Was gibt es da zu fragen? Mein Boot ist wohl das letzte, was jemanden interessieren sollte.“

„Uns wurde berichtet, dass nachts Leute dort herumhantiert haben. Womöglich haben sie sogar ein paar Sachen ins Wasser geworfen,“ erkläre ich.

Larsen richtet sich auf und runzelt die Stirn. „Ehrlich gesagt, Kommissar, ich hatte da in letzter Zeit einige merkwürdige Anfragen. Ein paar Burschen kamen vorbei und wollten das Boot mieten, für eine nächtliche Ausfahrt. Hab ihnen abgesagt. Weiß nicht, sitzen wohl zu viel vor diesen Gangsterfilmen.“

„Wissen Sie zufällig, wer diese Leute waren? Sind ihnen Namen oder besondere Merkmale bekannt?“ fragt Frerich.

„Namen hab ich keine, aber ich kann mich an ein markantes Tattoo erinnern – so eine Art Phönix auf dem Arm des Anführers. Kann sein, dass die Jungs sogar immer noch hier in der Gegend sind. Habt ihr schon mal beim alten Industriehafen geschaut? Die treiben sich oft dort rum.“

Jesper, der Barkeeper, schenkt ein paar Getränken aus und mischt sich sachlich ein: „Knut hat recht. Diese Typen hängen oft im Industriehafen ab und machen ihr Ding. Zwielichtige Gestalten.“

„Danke. Das sind wertvolle Hinweise,“ sage ich zu beiden Männern.

Wir machen uns auf, um weitere Zeugen in den umliegenden Bereichen zu befragen. Der alte Industriehafen scheint unser nächster Schlüsselpunkte zu sein. Wir treffen auf eine Gruppe von Jugendlichen, die sich in der Nähe des Hafens aufhalten.

„Moin, Jungs,“ beginne ich freundlicher als sonst üblich. „Habt ihr in den letzten Tagen oder Nächten etwas Außergewöhnliches bemerkt? Vielleicht Motorräder oder Leute, die sich komisch benommen haben?“

Einer der Jugendlichen, Tim, hebt zögerlich die Hand. „Ja, wir haben ein paar Typen gesehen, die spätabends beim alten Lagerhaus rumgehangen haben. Große Typen mit Tätowierungen. Ein bisschen so, als würden sie Ärger suchen.“

„Ist euch etwas Besonderes aufgefallen? Kennzeichen, Gespräche, oder irgendwas anderes?“ frage ich weiter.

„Nicht viel,“ sagt Tim. „Aber einer von ihnen trug eine Jacke mit dem Wort 'Phoenix' darauf. Und sie haben über eine Lieferung geredet, die wohl schiefgegangen ist.“

„Das ist sehr hilfreich, Tim. Danke,“ sage ich.

Kapitel 13

Zurück im Büro ist das Bild, das wir zusammenstellen, beunruhigend klar. Die Phoenix Brüder sind nicht nur in der Gegend aktiv, sondern auch in handfeste Konflikte verwickelt, die nun zwei Tote gefordert haben. Diese Konflikte scheinen sich um Drogen, Waffen und Machtkämpfe zu drehen, die sich über Emden hinaus erstrecken.

„Frerich, wir müssen uns intensiv auf den Industriehafen konzentrieren und ein Auge auf die Bewegungen dort haben,“ sage ich entschlossen. „Lass die Kollegen Überwachungen durchführen und die Patrouillen verstärken.“

„Wird gemacht, Ubbo. Wir holen uns jeden verfügbaren Mann und stellen sicher, dass die Leute sicher sind.“

Es bleibt keine Zeit zum Atemholen. Die Zeugenberichte haben uns an die Front dieser kriminellen Auseinandersetzungen gebracht. Jeder Hinweis, jede Information kann uns nun helfen, die Dunkelheit zu erhellen und den Mördern das Handwerk zu legen, bevor das ganze in unkontrollierbare Gewalt ausartet.

Unser nächster Schritt: den Industriehafen genau unter die Lupe nehmen und die Netzwerke der Phoenix Brüder auseinanderzunehmen. Der morgige Tag wird entscheidend sein, aber wir sind bereit, jede Herausforderung anzunehmen. Ostfriesland braucht das jetzt mehr denn je.

*

Noch bevor der nächste Tag anbricht, wird unser Vorhaben jäh unterbrochen. Kriminaldirektor Friedrich Thießen hat von unseren neuesten Erkenntnissen Wind bekommen und wartet bereits in meinem Büro, als Frerich und ich ankommen. Seine Stirn ist in tiefe Falten gelegt, und sein ansonsten ruhiger Blick verrät deutlich, dass er besorgt ist.

"Moin, Ubbo, Frerich," begrüßt er uns knapp. „Setzt euch.“

Wir tun, wie geheißen, und tauschen dabei einen kurzen, vielsagenden Blick.

"Ich habe eure Berichte gelesen und Protokolle gesichtet," beginnt Thießen und schiebt ein paar Unterlagen über den Tisch. „Zwei Tote in so kurzer Zeit, und alles deutet auf einen eskalierenden Bandenkrieg hin. Das ist nicht akzeptabel. Wir können es nicht hinnehmen, dass sich solche Zustände in unserer Region etablieren.“

„Wir sind derselben Meinung, Friedrich,“ antworte ich ruhig. „Unsere Ermittlungen zeigen, dass die Phoenix Brüder und möglicherweise auch die Nordfriesen Spikers tiefer involviert sind, als wir ursprünglich dachten.“

Thießen nickt, scheint aber nicht ganz zufrieden. „Ich habe beschlossen, dass wir die Ermittlungen ausweiten und verstärken. Ich werde zusätzliche Kräfte von der Landeskriminalpolizei anfordern und erwarte, dass ihr die Zusammenarbeit koordiniert.“

„Das ist sicherlich eine gute Idee,“ stimmt Frerich zu, „Aber lass uns die Einsatzleitung behalten, wir kennen das Terrain und die Leute hier am besten.“

„Eure Expertise ist unbestritten,“ entgegnet Thießen, „aber das Ausmaß der Bedrohung erfordert umfassendere Maßnahmen. Ich werde auch den Bürgermeister und politische Stellen ins Bild setzen. Wir müssen strategisch und entschlossen vorgehen.“

Ich verschränke die Arme auf dem Tisch, lehne mich etwas nach vorne und sage: „Wir sind bereit, jede Unterstützung zu nutzen, die wir bekommen können. Aber denk daran, dass wir durch vorschnelles Handeln die Kriminellen aufschrecken könnten. Sie könnten dann noch tiefer in den Untergrund abtauchen.“

Thießen seufzt und zieht seine Brille ab. „Ubbo, das ist mir bewusst. Wir müssen einen sorgfältigen Plan entwickeln. Es gibt jedoch einen weiteren Aspekt – die Presse. Wir müssen eine Strategie entwickeln, um Informationen zu kontrollieren und Panik zu vermeiden. Ich habe bereits mit dem Pressesprecher gesprochen, und wir müssen sicherstellen, dass keine heiklen Details an die Öffentlichkeit gelangen, die unsere Ermittlungen gefährden könnten.“

„Das bedeutet, dass wir mit Lars de Vries von der Emder Zeitung gut zusammenarbeiten müssen,“ bemerkt Frerich treffend. „Er hat uns bereits nützliche Informationen gegeben.“

„Richtig,“ stimmt Thießen zu. „Ihr müsst den dichten Kontakt zu ihm halten, aber dosiert, was ihr preisgebt.“

Nach einer intensiven strategischen Diskussion verlassen Frerich und ich das Büro von Thießen und machen uns daran, den Einsatzplan umzusetzen. Die Verstärkung der Landeskriminalpolizei trifft bald ein und bringt frischen Wind sowie zusätzliche Ressourcen in unsere laufenden Ermittlungen.

Kapitel 14

Ein groß angelegter Einsatz rund um den alten Industriehafen wird vorbereitet. Unsere Kollegen installieren verdeckte Kameras und Abhörgeräte, um die Aktivitäten der Phoenix Brüder und der Nordfriesen Spikers genau zu überwachen. Wir etablieren mobile Überwachungsposten und planen nächtliche Streifenfahrten, um verdächtige Bewegungen aufzudecken.

Am Abend stehen wir im Kontrollraum und beobachten die Bildschirme, die Live-Übertragungen von den installierten Kameras zeigen. Da sind mehrere Männer in Lederjacken mit Biker-Symbolen zu sehen, die offenbar Geschäfte abwickeln.

„Sieht aus, als hätten wir was,“ murmelt Frerich und zeigt auf einen der Bildschirme. „Das ist unser Mann mit dem Phoenix-Tattoo.“

„Wir müssen vorsichtig sein,“ sage ich, während ich durch das Bildmaterial scrolle. „Die Waffen und Drogen sind greifbar, aber wir brauchen mehr Beweise, bevor wir zuschlagen.“

Ein chaotischer Tumult entfaltet sich vor unseren Augen. Ein Wagen fährt vor, abrupt bremsend, und eine Gruppe bewaffneter Männer springt heraus. Sie eröffnen das Feuer auf die Phoenix Brüder. Es ist eine offensichtliche Fehde – die Nordfriesen Spikers greifen an.

„Das eskaliert schnell!“ warnt Frerich, während er sofort über Funk Verstärkung anfordert.

Unser Team mobilisiert sich und innerhalb von Minuten sind wir vor Ort. Die Sekunden scheinen sich zu dehnen, während wir uns taktisch nähern, Schritt für Schritt die Szene sichernd. Lauter Schüsse hallen durch die Nacht, und die Situation ist brenzlig. Der Lichtkegel unserer Taschenlampen durchsucht die Dunkelheit, als wir uns in Formation bewegen.

„Polizei! Hände hoch!“ rufen meine Kollegen und ich synchron, während wir die Angreifer und Gangmitglieder umstellen. Langsam legen sie ihre Waffen nieder, eingeschüchtert durch die Übermacht, die wir aufgefahren haben.

Nachdem die Szene gesichert ist, machen wir eine erste Durchsicht. Wir beschlagnahmen eine große Menge Drogen und Waffen und nehmen mehrere Mitglieder beider Gangs fest. Die Identitäten werden sofort überprüft, und Hinweise auf weitere Verstecke kommen ans Licht.

Kapitel 15

Am nächsten Morgen organisiert Thießen eine Pressekonferenz. Die Kameras blitzen, das Murmeln der Journalisten verleiht dem Raum eine angespannt erwartungsvolle Atmosphäre. Frerich und ich stehen an seiner Seite, bereit, Fragen zu beantworten.

„Durch intensive Ermittlungen und mit Unterstützung der Landeskriminalpolizei konnten wir einen bedeutenden Schlag gegen die Bandenkriminalität in unserer Region setzen,“ beginnt Thießen. „Wir haben mehrere Verdächtige festgenommen und verhindern weitere Gewalt.“

Ich ergänze: „Dank der Mithilfe von Zeugen und der hervorragenden Arbeit unserer Kollegen sind wir zuversichtlich, diesen gefährlichen Konflikt weiter eindämmen zu können. Die Ermittlungen dauern an – wir appellieren an die Bevölkerung, uns weiterhin Hinweise zu geben.“

Die Reaktion der Pressevertreter ist gedämpft, das Klicken der Kameras anhaltend. Wir wissen, dass dies nur ein Kapitel in einem länger werdenden Buch ist. Doch haben wir im Kampf gegen die Gewalt einen wichtigen Erfolg erzielt – ein Erfolg, der uns die Zuversicht gibt, dass wir die Wahrheit und die Gerechtigkeit in Ostfriesland weiterhin verteidigen werden.

*

Die Pressekonferenz ist vorbei, und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist geweckt. Doch wir wissen, dass der wahre Triumph nicht in öffentlichen Präsentationen liegt, sondern in der akribischen Arbeit, die hinter den Kulissen abläuft. Nachdem die Lage vor Ort beruhigt ist, kehren Frerich und ich in die Dienststelle zurück. Unsere Gedanken kreisen um die nächsten Schritte: Was können Forensik und Gerichtsmedizin uns noch liefern, um die letzten Puzzlestücke zu vervollständigen?

Ich rufe Dr. Hinnerk van Lengen an, der Gerichtsmediziner, dessen gründliche Arbeit uns bereits viele wertvolle Informationen geliefert hat. „Moin, Dr. van Lengen. Können wir uns nochmal treffen? Wir brauchen ein Update zu den beiden Leichen. Gibt es neue Erkenntnisse?“

„Moin, Ubbo. Kommt vorbei, ich habe einiges für euch,“ antwortet er.

Kurze Zeit später finden Frerich und ich uns erneut in seinem Büro ein. Van Lengen begrüßt uns mit einem freundlichen, aber angespannten Nicken und deutet auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. „Nachdem ihr gestern hier wart, habe ich weitergearbeitet und einige interessante Befunde entdeckt,“ beginnt er.

Er klappt eine Mappe auf und zeigt auf ein neues Set von Röntgenaufnahmen und Labortests. „Beim ersten Opfer, dem Mann im Bansmeer, haben wir Spuren eines seltenen Kampfgifts gefunden. Die Tests ergaben, dass es sich um einen speziellen chemischen Stoff handelt, der in bestimmten Martial-Arts-Kreisen verwendet wird.“

Ich runzle die Stirn. „Das erklärt diese besonderen Kampfnarben. Aber was ist mit dem zweiten Opfer?“

Van Lengen deutet auf eine weitere Seite. „Das zweite Opfer, das wir im Hafenbecken gefunden haben, weist Spuren desselben Gifts auf. Darüber hinaus entdeckten wir mikroskopisch kleine Metallsplitter in den Wundkanälen, die vom Schnitt durch die Kehle stammen. Es sieht so aus, als wäre die Waffe, die benutzt wurde, mit Metallteilen versehen, die eher ungewöhnlich für handelsübliche Messer sind.“

Frerich beugt sich näher zu den Unterlagen. „Das bedeutet, dass beide Morde wahrscheinlich von derselben Gruppe oder Person verübt wurden.“

„Genau,“ bestätigt Dr. van Lengen. „Außerdem haben wir dank der DNA-Analyse jetzt eine genauere Identifikation des ersten Opfers. Sein Name ist Karl-Heinz Schmidt, ein bekannter Name im Unterweltmilieu des Ruhrgebiets. Beim zweiten Opfer handelt es sich um Lars Petersen, ein neu angeworbenes Mitglied der Phoenix Brüder.“

„Das passt ins Bild,“ murmelt Frerich. „Beide Opfer sind in die Bandenstruktur tief verstrickt. Aber das gibt uns mehr, als wir dachten.“

Ich denke an die Festnahme und die Beweismittel, die wir gesammelt haben. „Dr. van Lengen, gibt es bei den Verletzungen noch etwas Neues, was wir nutzen könnten, um unsere Theorie zu festigen?“

„Ja,“ sagt er und zeigt auf ein weiteres Dokument. „Beide Opfer haben ähnliche Abwehrverletzungen, die darauf hinweisen, dass sie sich gegen bewaffnete Angreifer wehrten. Besonders auffällig ist jedoch, dass in beiden Fällen die Wunden so präzise gesetzt wurden, dass sie von jemandem stammen könnten, der chirurgische Kenntnisse oder spezielle Trainingserfahrung in einem militärischen oder kriminellen Umfeld hat.“

„Das engt es ziemlich ein,“ sage ich nachdenklich. „Vielleicht gibt es in den Reihen der Phoenix Brüder oder bei ihren Gegnern jemanden mit einer derartigen Expertise.“

Nach dem Gespräch mit Dr. van Lengen wenden wir uns wieder der Forensik zu. Unsere forensischen Techniker haben weiterhin die Beweismittel vom Tatort analysiert. Wir betreten das Labor, in dem typische Kriminalfilmszenerie – Mikroskope, Chemikalien und Computer – auf uns wartet.

„Moin, Kollegen,“ begrüßt uns Johanna, unsere leitende Forensikerin. „Ich denke, wir haben hier ein paar Dinge, die ihr interessant finden werdet.“

Sie deutet auf ein Bild der Schuhabdrücke am Tatort des ersten Mordes. „Wie ich bereits vermutete, passen sie zu einem speziellen Paar Schuhe, das nur in begrenzten Stückzahlen verkauft wurde. Wir haben einen Match gefunden zu einer Lieferung dieses Schuhmodells, die vor kurzem an eine Adresse in Emden ging und deren Käufer wahrscheinlich in die Gang verstrickt ist.“

„Gute Arbeit, Johanna,“ sage ich. „Was ist mit den Speichelspuren an den Manschetten des Hemdes?”

„Die DNA-Analyse hat Ergebnisse geliefert,“ fährt sie fort. „Sie passt zu einem bekannten Akteur der Unterwelt - einem gewissen Timo 'Tigger' Vogt. Ein harter Schläger und enger Vertrauter der Anführer der Phoenix Brüder. Wir beobachten ihn schon länger.“

„Das ist ein entscheidender Schritt,“ sage ich und fühle, wie sich das Netz um unsere Verdächtigen zusammenzieht. „Timo Vogt könnte derjenige sein, der bei beiden Morden beteiligt ist.“

„Außerdem haben wir weitere toxikologische Tests an den Drogen durchgeführt, die wir bei den Festnahmen gefunden haben,“ fügt Johanna hinzu. „Es gibt Spuren von Verunreinigungen, die auf eine bestimmte Herstellungsmethode hindeuten, die wir mit einem bekannten Drogenlabor in Verbindung bringen können.“

„Super, das gibt uns noch einen Ansatz für die Herkunft der Drogen,“ sagt Frerich und klopft mit einem Finger auf den Bericht. „Wir müssen sicherstellen, dass dieses Labor ebenfalls hochgenommen wird.“

Zurück im Büro tragen wir alle neuen Informationen zusammen. Thießen erwartet uns bereits, seine Stirn liegt noch tiefer in Falten.

„Was habt ihr für mich?“ fragt er ohne Umschweife.

„Mehr als genug, um einige gezielte Aktionen zu starten,“ antworte ich. „Gerichtsmedizin und Forensik haben uns detaillierte Hinweise geliefert, die uns direkt zu den Tätern führen könnten.“

Thießen nickt langsam. „Gut. Setzt alles in Bewegung. Koordiniert mit der Landeskriminalpolizei und stellt sicher, dass wir keine Schlupflöcher lassen. Der Druck muss steigen.“

Mit erneuerter Entschlossenheit setzen wir unsere Vorbereitungen fort. Die gesetzlichen Schlingen um die Phoenix Brüder und ihre rivalisierenden Gangs werden enger. Wir sind fest entschlossen, diese kriminelle Struktur in Ostfriesland endgültig zu zerschlagen – und dabei jede forensische und medizinische Erkenntnis zu nutzen, die uns zur Verfügung steht.

*

Kapitel 16

Am nächsten Morgen, als der Nebel über den Kanälen und Marschen von Emden liegt und die Stadt sich langsam regt, erreicht uns ein unerwarteter Anruf. Es ist ein interner Anruf aus unserer Hotline für anonyme Hinweise. Ich hebe ab und höre eine verzerrte Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Moin, Kommissar Bremshey. Ich habe Informationen zu den Morden und den Gangs, die ihr sucht,“ sagt die Stimme. „Aber ich kann nicht offen sprechen. Ich kenne zu viele Leute, die nicht wollen, dass ich etwas verrate.“

„Moin. Und worüber genau verfügen Sie Informationen?“ frage ich, bemüht, ruhig und sachlich zu bleiben. „Was können Sie uns erzählen?“

„Ich weiß, wer die Morde begangen hat,“ sagt der Anrufer scharf. „Aber ich brauche Schutz. Wenn sie herausfinden, dass ich geredet habe, bin ich der Nächste, der im Kanal liegt.“

„Wir können Ihnen Schutz bieten,“ sage ich beruhigend. „Aber wir brauchen mehr Details. Können wir uns irgendwo treffen?“

Es herrscht eine lange, angespannte Stille am anderen Ende der Leitung, bevor er schließlich spricht: „Gut. Treffen wir uns morgen Abend, 20 Uhr, im alten Leuchtturm an der Knock. Kommen Sie allein – und denken Sie daran, mich nicht zu verraten. Sonst war’s das.“

Die Leitung bricht ab, bevor ich näher nachhaken kann. Ich schaue Frerich an, der das Gespräch gespannt verfolgt hat. „Was denkst du, Ubbo? Ein Wichtigtuer oder ein Schlüsselzeuge?“

„Das müssen wir herausfinden,“ antworte ich. „Aber wir müssen vorsichtig sein. Es könnte eine Falle sein oder jemand, der wirklich in Gefahr ist. Wir bereiten uns auf alles vor.“

Den Rest des Tages verbringen wir mit Vorbereitungen. Der Leuchtturm an der Knock ist eine abgelegene, windige Gegend, die bei schlechtem Wetter besonders unheimlich wirkt. Es gibt viele Versteckmöglichkeiten und potenzielle Gefahren. Wir entscheiden uns, den Treffpunkt diskret zu überwachen und ausreichend Verstärkung in der Nähe zu positionieren.

Die Dämmerung senkt sich über Ostfriesland, als ich mich mit meiner Ausrüstung und einer diskreten Kamera auf den Weg zum Leuchtturm mache. Frerich und das Team bleiben in Deckung, bereit einzugreifen, falls etwas schiefläuft. Der Wind peitscht über die Küste und das Licht des Leuchtturms wirft lange Schatten über das Gelände.

Als ich den Leuchtturm erreiche, flackert die alte Laterne schwach im Wind. Schnell inspiziere ich die Umgebung und finde schließlich eine Person, die in einer dunklen Ecke kauert. Er trägt einen Kapuzenpullover und sein Gesicht ist von der Kapuze verborgen.

„Sie sind also tatsächlich gekommen,“ sagt die Stimme, als ich mich nähere. „Gut. Ich habe nicht viele Optionen.“

„Sind Sie der Informant?“ frage ich und bleibe einige Schritte entfernt.

„Ja,“ sagt er zögernd. „Mein Name tut nichts zur Sache. Aber ich kann Ihnen sagen, dass die Phoenix Brüder und die Nordfriesen Spikers nur der Anfang sind. Es gibt eine größere Organisation, die alles kontrolliert – und sie beseitigen jeden, der ihnen in die Quere kommt.“

„Was wissen Sie über die Morde?“ frage ich und achte darauf, jede seiner Bewegungen zu beobachten.

„Die Mörder, die Sie suchen, sind nur Vollstrecker. Die Befehle kommen von einem Mann namens Jens Ritter, einem einflussreichen Geschäftsmann, der im Untergrund operiert. Er zieht die Fäden und hält beide Gangs in Schach.

Mein Puls beschleunigt sich bei diesen Informationen. „Haben Sie Beweise dafür?“

„Ich habe Dokumente und Aufzeichnungen, die seine Verbindungen zu den Morden und den kriminellen Aktivitäten belegen. Aber Sie müssen mir Schutz bieten, bevor ich mehr verrate.“

Plötzlich hören wir entferntes Motorengeräusch, das schnell näherkommt. „Scheiße, sie haben mich verfolgt!“ flüstert er panisch und fängt an davonzulaufen.

Ich greife nach meinem Funkgerät und rufe Frerich zu: „Verstärkung nötig! Verfolgt den Verdächtigen und das Fahrzeug!“

Frerich und das Team stürmen aus ihren Verstecken hervor, um den Flüchtenden zu fassen. Ich hingegen renne dem Fahrzeug entgegen, das gefährlich nahe schnurrt. Das Adrenalin pumpt durch meine Adern, als ich sehe, wie der Wagen plötzlich anhält und zwei Männer aussteigen. Ihre Gesichter sind verhüllt, ihre Absicht eindeutig.

„Polizei! Halt!“ rufe ich und ziehe meine Waffe.

Die Männer feuern, und ich ducke mich hinter einen Stein. Der Kampf ist kurz, aber intensiv, und endet schließlich mit der Festnahme der Angreifer. Im Schein der Leuchtturm-Laterne identifizieren wir sie als Mitglieder der Nordfriesen Spikers.

„Wir haben verdammt nochmal einen Krieg hier,“ murmelt Frerich, als er sich zu mir gesellt.

Unser Informant ist in der Verwirrung entkommen, aber nicht ohne etwas zurückzulassen. Eine Tasche mit Dokumenten, die uns direkte Verbindungen zu Jens Ritter und seinen dunklen Machenschaften in Emden und darüber hinaus liefert.

Kapitel 17

Zurück in der Dienststelle arbeiten wir die Nacht durch, um die Beweise zu sichten. Die Dokumente offenbaren einen Netzwerk an Korruption und krimineller Verschwörung, das bis in die höchsten Ränge der regionalen Geschäftswelt reicht. Jens Ritter ist mehr als nur ein Geschäftsmann – er ist der Puppenspieler, der die Strippen zieht.

Mit diesen Beweisen bewaffnet, haben wir endlich genug, um nicht nur die Phoenix Brüder und die Nordfriesen Spikers, sondern auch Jens Ritter vor Gericht zu bringen. Doch bevor wir zuschlagen können, müssen wir sicherstellen, dass keinerlei Lecks unsere Operation aussetzen.

„Ubbo, das könnte die Wende sein,“ sagt Frerich zuversichtlich. „Aber wir müssen schnell und präzise handeln.“

„Genau,“ stimme ich zu. „Jetzt haben wir die Mittel, um das Netz dieser kriminellen Organisation endgültig zu zerschlagen. Lasst uns dafür sorgen, dass diese Welle von Gewalt und Verbrechen in Ostfriesland ein Ende findet.“

Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen und einem präzisen Plan setzen wir alles daran, Jens Ritter und seine Mitstreiter zur Strecke zu bringen. Bald wird der Schatten der Kriminalität über Emden und Ostfriesland gelüftet – wir sind fest entschlossen, die Wahrheit und die Gerechtigkeit durchzusetzen und unsere Gemeinschaft zu schützen. Nun wissen wir, dass wir die Schlüssel in der Hand halten, um dieses dunkle Kapitel zu beenden.

*

Der folgende Morgen beginnt mit einer seltsamen Atmosphäre; eine Ruhe vor dem Sturm, doch niemand konnte ahnen, dass diese Stimmung in wenigen Momenten durch einen ohrenbetäubenden Knall durchbrochen werden würde.

Frerich und ich sind gerade dabei, den Einsatzplan für die Verhaftung von Jens Ritter und seinen Komplizen zu finalisieren, als plötzlich eine laute Explosion die Luft erschüttert. Die Fensterscheiben der Polizeiwache klirren, und ein Schockwelle durchrollt das Gebäude.

„Verdammt! Was war das?“ rufe ich, während ich reflexartig zum Boden hechte.

Draußen auf der Straße herrscht Chaos. Überall sind rauchende Trümmer und umherlaufende Polizisten zu sehen. Ich erhebe mich langsam und blicke aus dem Fenster: Vor der Wache brennt ein Auto lichterloh. Ein Fahrzeug, das erst gestern Abend unauffällig in der Nähe parkte.

Frerich und ich eilen nach draußen, wo bereits Feuerwehr und Rettungsdienste eingetroffen sind. Die Flammen sind weitgehend unter Kontrolle, aber der Anblick des zerstörten Fahrzeugs verheißt nichts Gutes. Unser Kollege Jan, der die Szene sichert, kommt auf uns zu.

„Moin, Ubbo. Wir haben die Gegend abgesperrt. Es scheint sich um eine gezielte Explosion zu handeln. Das Auto war präpariert.“

„Gibt es Verletzte?“ frage ich besorgt.

„Glücklicherweise nicht. Die Explosion erfolgte früh am Morgen, bevor die meisten Kollegen eingetroffen sind. Aber es hätte schlimmer ausgehen können,“ antwortet Jan.

Ich nicke und wende mich an Frerich. „Das war eine klare Botschaft. Sie wollen uns einschüchtern. Aber wir dürfen uns nicht abschrecken lassen.“

Kurz darauf trifft ein Einsatzteam der Spurensicherung ein und macht sich daran, die Überreste des Wagens zu untersuchen. Der erste Bericht deutet auf einen Fernzünder hin – eine typische Methode, die von kriminellen Organisationen genutzt wird, die ihre Spuren verwischen wollen.

Nach Stunden intensiver Arbeit in der Dienststelle erhalten wir schließlich die ersten Ergebnisse der forensischen Untersuchung. Johanna, unsere leitende Forensikerin, bringt eine Mappe in mein Büro und legt sie auf den Tisch.

„Ubbo, Frerich, die Explosion war kein Zufall. Die Art der Sprengvorrichtung und die verwendeten Chemikalien deuten auf eine professionelle Herstellung hin. Es könnte durchaus sein, dass die Phoenix Brüder oder die Nordfriesen Spikers dahinterstecken – als Warnung oder Ablenkungsmanöver.“

Ich nicke nachdenklich. „Sind irgendwelche Fingerabdrücke oder Reste der Zündvorrichtung identifizierbar?“

„Noch nicht endgültig, aber wir haben eine Spur. Die Chemikalien, die für den Sprengstoff verwendet wurden, sind nicht leicht zu bekommen. Es gibt nur eine Handvoll Lieferanten in der Region, die so etwas führen.“

„Das ist etwas, mit dem wir arbeiten können,“ sagt Frerich. „Wir müssen die Lieferanten überprüfen und sehen, ob wir Verbindungen zu unseren Hauptverdächtigen herstellen können.“

In der Zwischenzeit erreicht uns von der Landeskriminalpolizei eine interessante Information. Einer ihrer Informanten hat berichtet, dass Jens Ritter Hotels und Lagerhäuser rund um Emden gemietet hat, anscheinend um sich außerhalb des Radars zu bewegen und seine Operationen zu koordinieren.

Schnell platzieren wir Undercover-Beamte in diesen Hotels und starten eine Überwachung der gemeldeten Lagerhäuser. Zeit ist jetzt von größter Bedeutung.

Am nächsten Tag, in einer Morgendämmerung, die noch gedämpft ist vom Nebel der Küste, bestätigt sich unser Verdacht. Einer unserer Undercover-Beamten berichtet, dass Jens Ritter und mehrere seiner Komplizen ein Lagerhaus im Industriegebiet betreten haben. Sie transportieren Material hinein und heraus, vermutlich Beweismaterial und Vorräte.

„Das ist unsere Chance,“ sage ich entschlossen. „Frerich, lass das Team bereitmachen. Wir müssen jetzt zuschlagen, bevor sie verschwinden.“

Wir planen einen schnellen und präzisen Einsatz. Unsere Truppe versammelt sich in unauffälligen Fahrzeugen und bewegt sich in einer beeindruckenden Stille auf das Lagerhaus zu. Es herrscht eine Spannung in der Luft, die vor Ahnung knistert. Jeder unserer Schritte ist bedacht, jede Bewegung synchronisiert.

Wir erreichen das Lagerhaus und umstellen es schnell. Frerich gibt das Signal und wir stürmen hinein. Drinnen befinden sich Jens Ritter und seine Männer, überrascht von unserem schnellen Eingreifen. Es gibt nur wenig Widerstand – die meisten sind schockiert und ergeben sich bald. Die Festnahme verläuft schneller als erwartet.