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Das Buch erzählt erlebte Abenteuer bei der Durchführung mehrerer "Low-Budget" Autorallyes. Dabei geht es grundsätzlich darum, mit alten, mehr oder weniger funktionierenden Autos von A nach B zu fahren. Das ganze ohne Autobahnen und ohne Navigationssysteme. Unterwegs werden lustige, aber auch völkerverständigende Aufgaben für einen guten Zweck erfüllt. Abenteuer und lustige Geschichten sind vorprogrammiert. Die Erzählung und Verkettung verschiedener Low-Budget Rallyes, mit neuen und alteingesessenen Teilnehmern, ist vermutlich auch in Bezug auf die individuell erlebten Abenteuer, samt Unfällen, kaputten Autos, Übernachtungen in Krisengebieten, Partys mit russischen Polizisten, Geschichten über Freundschaft und Familie und ist damit auch im Hinblick auf die persönliche Tiefe der Erzählungen einmalig! Das Buch ist nicht nur eine reine Erlebniserzählung einer einzelnen Reise, vielmehr begleitet es den Protagonisten und seine Co-Autoren durch den langen Erzählzeitraum über 8 Jahre hinweg auf Ihrer Reise zwischen ihren 20ern und 30ern erwachsen zu werden. Das Buch erzählt von einem der letzten verbliebenen Abenteuer der Welt, der Faszination des Reisens, von Völkerverständigung, dem Willen etwas Gutes zu tun, Lust auf das neue Unbekannte und davon unmöglich geglaubtes lösen zu können.
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Seitenzahl: 318
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Vorwort
Prolog
Zeitreise Teil 1 – Good Morning Vietnam!
Zeitreise Teil 2 – O´zapft is!
Zeitreise Teil 3 – Vom Allgäu in den Orient!
Zeitreise Teil 4 – Vorbereitung!
Zeitreise Teil 5 – Schatzi Bar!
Zeitreise Teil 6 – Vamos!
Zeitreise Teil 7 – Das verhängnisvolle Eiscafé!
Zeitreise Teil 8 – Ausflug nach Bozen
Zeitreise Teil 9 – Freiheit!
Zeitreise Teil 10 – Perspektivenwechsel
Zeitreise Teil 11 – Into the night!
Zeitreise Teil 11 – Guten Morgen Kroatien!
Zeitreise Teil 13 – Montenegro - Kleinod an der Adriaküste
Zeitreise Teil 14 – Ein bisschen wilder Westen
Zeitreise Teil 15 – Faszination Istanbul
Zeitreise Teil 16 – Neue Freunde
Zeitreise Teil 16 – Orient Express – Heading East!
Zeitreise Teil 17 – Die letzten Meter – oder aller guten Dinge sind zwei?
Zeitreise Teil 18 – Crashtestdummies 2.0
Zeitreise Teil 19 – Kurdistan
Zeitreise Teil 20 – Immer noch Kurdistan
Zeitreise Teil 21 – Ab auf die Fähre!
Zeitreise Teil 22 – Es gibt keine Probleme, nur Lösungen!
Zeitreise Teil 23 – Tesekküler Türkiye!
Zeitreise Teil 24 – Shalom Israel!
Zeitreise Teil 25 – Muhammad
Zeitreise Teil 26 – Geduldsprobe in der Sauna
Zeitreise Teil 27 – Die niedrigste Bar der Erde!
Zeitreise Teil 28 – Stadt der drei Religionen
Zeitreise Teil 29 – Jordanien
Zeitreise Teil 30 – Mad Max
Zeitreise Teil 31 – Desert Dinner
Zeitreise Teil 32 – Endspurt – nochmal alles geben!
Zeitreise Teil 33 – Geschafft!
Zeitreise Teil 34 – Alltag
Zeitreise Teil 34 – Es geht wieder los
Zeitreise Teil 35 – Pre-Tajik
Zeitreise Teil 36 – Crashtestdummies die Zweite
Zeitreise Teil 37 – Young, Wild & Free
Zeitreise Teil 38 – Ungarische Powerkryner
Zeitreise Teil 39 – Im Land von Vlad dem Pfähler
Zeitreise Teil 40 – Letztes Gruppentreffen vor Dushanbe
Zeitreise Teil 41 – „Leinen los“
Zeitreise Teil 42 – Das „Tirol“ Rumäniens
Zeitreise Teil 43 – Kompass auf Südost
Zeitreise Teil 44 – Merhaba Türkiye
Zeitreise Teil 45 – Konstantinopel again
Zeitreise Teil 46 – Servus Birol
Zeitreise Teil 47 – Reflektion und eine türkische Hochzeit
Zeitreise Teil 48 – On the road again
Zeitreise Teil 49 – Georgia on my mind
Zeitreise Teil 50 – Wild, wild east
Zeitreise Teil 51 – Da hilft dann auch kein Panzertape mehr
Zeitreise Teil 52 – Privjet Russland!
Zeitreise Teil 53 – Rammstein und eine Kalaschnikow
Zeitreise Teil 54 – Nichts für schwache Nerven!
Zeitreise Teil 55 – Und nun?
Zeitreise Teil 56 – Viktor, Viktoria und viel Vodka!
Zeitreise Teil 57 – Allein, allein!
Zeitreise Teil 58 – Weiter, immer weiter!
Zeitreise Teil 59 – Am Schrottplatz
Zeitreise Teil 60 – Auf der Autobahn
Zeitreise Teil 61 – Time to say goodbye
Zeitreise Teil 62 – Kasachstan – greatest country in the world
Zeitreise Teil 63 – Sind Gulags wirklich so schlimm, wie jeder immer sagt?
Zeitreise Teil 64 – Militärisches Gerät
Zeitreise Teil 65 – Usbekistan
Zeitreise Teil 66 – Immer noch an der Grenze
Zeitreise Teil 67 – Hitze
Zeitreise Teil 68 – Grad nochmal so
Zeitreise Teil 69 – Irgendwo vor Nukus
Zeitreise Teil 70 – Einer für alle – alle für einen
Zeitreise Teil 71 – Crashtestdummies forever!
Zeitreise Teil 72 – Into the night
Zeitreise Teil 73 – Roadtrip
Zeitreise Teil 74 – Ali Baba und die vierzig Räuber
Zeitreise Teil 75 – Fjodor
Zeitreise Teil 76 – Orient pur!
Zeitreise Teil 77 – Schnaps und Red Bull
Zeitreise Teil 78 – Rahmat Usbekistan
Zeitreise Teil 79 – Salom Tajikistan
Zeitreise Teil 80 – Money – what do you mean?
Zeitreise Teil 81 – Ab in die Berge
Zeitreise Teil 82 – 11 Länder – 10.000 Kilometer
Zeitreise Teil 83 – Danke!
Zeitreise Teil 84 – Munich Calling!
Zeitreise Teil 85 – Zwischen den Rallyes
Zeitreise Teil 86 – Aller guten Dinge sind drei?
Zeitreise Teil 87 – Straf, Spasiba!
Zeitreise Teil 88 – Vamos!
Zeitreise Teil 89 – Crazy little thing called love
Zeitreise Teil 90 – Elbasan
Zeitreise Teil 91 – Angst vor Kröten
Zeitreise Teil 92 – Back in Turkey!
Zeitreise Teil 93 – Das trojanische Pferd!
Zeitreise Teil 94 – Boom!
Zeitreise Teil 95 – A journey to Riva
Zeitreise Teil 96 – Kick it like Beckham?
Zeitreise Teil 97 – Heading East
Zeitreise Teil 98 – Freundschaftsbesuch
Zeitreise Teil 99 – Besuch beim Salzsee Van Gölü
Zeitreise Teil 100 – Naufi auf da Berg!
Zeitreise Teil 101 – Carbecue!
Zeitreise Teil 102 – Explo(dier)er mit Ermüdungserscheinungen
Zeitreise Teil 103 – Warten auf Godot!
Zeitreise Teil 104 – Neues Land – alte Probleme!
Zeitreise Teil 105 – Achad, Shtaim, Shalosh!
Zeitreise Teil 106 – Neues Land - Lösungen!
Zeitreise Teil 107 – Jerusalem it is!
Zeitreise Teil 108 – Improvise, adapt and overcome
Zeitreise Teil 109 – Welcome to Jordan!
Zeitreise Teil 110 – A horse with no name!
Währenddessen bei den anderen:
Zeitreise Teil 111 – Raghadan
Zeitreise Teil 112 - War Dogs
Zeitreise Teil 112 – Geschafft!
Hier unsere Route in Israel und Jordanien – die Wüstenetappe ist jetzt natürlich nicht im Detail mit drauf:
Epilog / Ausblick
Kleiner Nachtrag:
Danke. Danke, dass Ihr euch das Buch gekauft habt, indem ich wohl die intensivsten Erinnerungen meiner „20er-Jahre“ verarbeite. Ein Buch über „Low-Budget Charity Rallyes“. Ein Buch über Abenteuer, über die Faszination Neues zu entdecken. Ein Buch über Freundschaft, über Teamspirit, über die Passion zusammen ein Projekt hochzuziehen und nicht zuletzt darüber, aufzustehen, wenn man am Boden ist.
Ich bin Maxi – im „echten“ Leben Produktmanager einer großen Hausgerätefirma. Ein ganz seriöser, bodenständiger Beruf. Deshalb ist es am Ende auch ein Buch darüber aus dem gewohnten Alltag auszubrechen, Grenzen auszukundschaften und Abenteuer in einer Welt zu erleben, in der es eigentlich gar keine Abenteuer mehr gibt.
Auch im Vorwort schon ein Dankeschön an meine beiden Co-Autoren sowie langjährigen Rallyemitstreiter Michi (in kursiv) und Leon (in fett). Sie werden an bestimmten Stellen des Buches die Erzählung oder ein oder andere Ergänzung zu meinen Ausführungen übernehmen. Jungs - es ist mir eine Ehre! Ganz am Ende des Buches findet ihr neben dem Steckbrief einiger Rallyeteilnehmer übrigens auch eine kurze Vorstellung der beiden Co-Autoren. Ansonsten liebe Leser, wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen und hoffe euch ein bisschen mit unserer Abenteuerlust anstecken zu können!
Es ist Heiligabend 2018 – zu später Stunde. Nach dem gemeinsamen Abendessen zusammen mit den Großeltern und der darauffolgenden alljährlichen Bescherung sitzen wir noch bei einem Bier sowie einem Aquavit zusammen. Einem schwedischen Schnaps, der mit seinem Kümmelgeschmack polarisiert. Ich finde ihn eigentlich ganz gut, mal etwas Anderes. Wir plaudern so vor uns hin und kommen etwas auf die Vergangenheit zu sprechen. Die Rallyes, was da genau dahintersteckt hinter diesen Rallyes, da komme ich noch dazu, werden Thema – drei an der Zahl sind es inzwischen, mit unglaublich vielen witzige, und interessanten Geschichten. Das denke ich mir auch in diesem Moment, schon leicht benebelt vom Kümmel. Ich überlege mir, was ich damit anfangen kann, mit all diesen Geschichten. Gerne würde ich es jemandem mitteilen, da es so unglaublich viel geworden ist, dass es nicht in einen ganzen Vortrag passt, auch nicht in die Hobbyfilme, die ich immer zusammengeschnitten habe. Menschen sind ja unermüdlich auf der Suche nach neuen Herausforderungen und deshalb denke ich mir: „Hey Maxi, warum schreibst du nicht ein Buch? Wenn du eine Bucket- List hättest, würde das doch darauf stehen, oder? Genauso wie von diesem leckeren Getränk zu trinken. Skal.“
Tatsächlich habe ich es aber am nächsten Tag noch nicht vergessen und spreche daraufhin mit einigen Bekannten darüber, die das Ganze sofort als gute Idee einstufen. Mein Vater inspiriert mich schlussendlich zum vorübergehenden Arbeitstitel – Aller guten Dinge sind 3? Denn auch wenn wir jetzt schon dreimal unterwegs waren, wer weiß? Sag niemals nie und man ist nur einmal jung. Gesagt, getan ein paar Tage später lege ich los, google kurz welches Format man für ein Manuskript braucht, und schreibe dann einfach mal vor mich hin. Vier Jahre später - seht ihr das Ergebnis nun hier vor euch. Ich hoffe es ist zumindest akzeptabel geworden. Aber nun genug der langen Vorrede, viel Spaß bei einem sehr persönlichen Reisebericht!
„Maxi – wach auf!“ – Leise flüsternd neben mir höre ich eine Stimme die leicht an mir rüttelt und dabei beharrlich dieselben drei Worte murmelt: „Maxi – wach auf!“ Langsam, aber sicher komme ich immer mehr zu mir – wo zum Teufel bin ich? Da fällt es mir wieder ein. Wir, mein Teamkollege Steffen und ich, hatten unser Zelt aufgeschlagen. Irgendwo südlich von Gaziantep, aus Kurdistan kommend. In Südostanatolien. Türkei. Unweit der syrischen Grenze. Den ganzen Tag über hatten wir bereits Abwehranlagen des türkischen Militärs gesehen. Immer wieder waren uns Militärfahrzeuge entgegengekommen. Jetzt war es mitten in der Nacht. Stockfinster. Unsere anderen Mitfahrer schlafen nebenan im Auto. Wir waren aufs Zelt ausgewichen, da wir nur noch zwei statt drei Autos besaßen. So war einfach nicht mehr genug Platz gewesen. „Maxi – wach auf! Hörst du das denn nicht?“ Und da höre ich es auch. Draußen hört man ein leises Flüstern. Nicht weit entfernt. Sich annähernd. Das Geräusch von Schritten. Schritte, die immer näherkommen. „Maxi! Komm schon!“ Steffen wird immer unruhiger und mit einem Schlag bin ich es auch. Wie waren wir hier nur hergekommen?
Angefangen hat alles glaube ich auf dem Oktoberfest 2011, oder 2012, das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr ganz genau. Ist ja auch schon ein bisschen her und ich bin jetzt auch schon immerhin fast dreiß.. ähm einunddreißig. Wenn man sowas sagt, dann sagen ältere Leute immer sowas wie: „Sag sowas nicht, du bist doch noch jung,“. Tatsächlich finde ich es aber verblüffend wie schnell die Zeit doch vergeht. Das Abitur ist gefühlt gerade ein paar Monate her.
Aber zurück zu diesem kulturellen Highlight - dem Oktoberfest. Zu diesem Zeitpunkt war das Abitur tatsächlich erst ein paar Monate bis maximal eineinhalb Jahre alt.
Auf jeden Fall haben wir auf der Wiesn Hans kennen gelernt. Das weiß ich so genau, weil ich ihn damals in Facebook geaddet habe, und auch heute noch hin und wieder seine Posts verfolge. Hans, der übrigens aus Norwegen zum Feiern nach München gekommen ist, hat mir eine echt coole Geschichte erzählt. Sie sind mit einem Auto von Oslo in die Mongolei gefahren. Die Idee hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen, und ich habe ihm begeistert zugehört, inmitten einer Veranstaltung, die eigentlich einen ganz anderen Charakter hat. Wie es das Schicksal so will habe ich einige Wochen später bei meinen Eltern zu Hause in der Zeitung gelesen, dass ein paar Typen aus der Region als Teilnehmer der Allgäu Orient Rallye (heute Europa Orient Rallye) mit alten Autos vom Allgäu bis nach Jordanien fahren wollen, und noch auf der Suche nach Spenden sind. Sofort war mir klar – das musst du auch machen.
Die Regeln sind relativ simpel, aber doch in der Umsetzung gar nicht so einfach – was das Ganze umso so reizvoller macht. Die mitfahrenden Autos dürfen maximal 1111,11€ kosten, oder müssen mindestens 20 Jahre alt sein. Gefahren wird nur auf Landstraßen – Autobahnen, Mautstraßen sowie Fähren sind mit Ausnahme der Bosporus Fähre in Istanbul verboten. Gefahren wird außerdem auch ohne Navigationssystem. Übernachtungen dürfen maximal 11,11€ pro Nacht, pro Person kosten, bei einer Teilnehmerzahl von sechs Personen und drei Autos je Team. Alternativ kann man natürlich auch zelten oder im Auto übernachten. Auf der Strecke gibt es mehrere Aufgaben zu erfüllen, die im sogenannten „Roadbook“ festgehalten sind. Das hier erfolgreichste Team gewinnt beim Zieleinlauf ein Kamel. Moment mal – ein Kamel? Ja richtig, ein waschechtes Kamel. Ziemlich cool, allerdings nicht ausschlaggebend für die Anmeldung. Ok - zumindest nicht nur. Zumal die Veranstalter fairerweise auch auf ihrer Internetseite darauf hinweisen, dass die Einfuhr eines Kamels nach Deutschland nur sehr schwierig möglich ist, und selbiges deshalb im Normalfall vor Ort einem Beduinen geschenkt wird, der sich somit eine Existenz aufbauen kann. Wichtig zu erwähnen ist, dass es bei den zu erfüllenden Aufgaben des Roadbooks, sowie bei der Idee der Rallye im Allgemeinen, keineswegs darum geht, besonders schnell oder waghalsig zu fahren. Die Ideen der Rallye sind vielmehr Charity, Völkerverständigung, und ein zu erlebendes Abenteuer, frei nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel.“
Die Veranstalter weisen auch darauf hin, dass sie von jedem Teilnehmer verlangen sich an die jeweiligen Regeln der zu durchquerenden Länder halten, ansonsten ist mit einem entsprechenden Ausschluss zu rechnen.
Apropos Länder:
Die Streckenwahl bei der Allgäu-Orient Rallye ist grundsätzlich frei wählbar. Zwingend gesetzt sind nur der Startpunkt im Allgäu in Oberstaufen, ein Zwischenstopp in Istanbul, ein türkischer Fährhafen, sowie der Zieleinlauf nahe Amman der Hauptstadt Jordaniens, direkt am Toten Meer. Die Veranstalter bieten aber vor Allem ab Istanbul einige weitere Checkpoints an, die nicht nur wegen den zu erfüllenden Aufgaben des Roadbooks lohnenswerte Ziele sind, sondern auch wegen der Orte an sich. Dazu später mehr.
Nachfolgend schon mal eine Grobversion der Route:
Die Rallye existiert seit mehr als fünfzehn Jahren und basiert laut den Veranstaltern auf einer Idee, die an einem langen Abend in diversen Kneipen entstand.
Seitdem fährt die Rallye mit einer maximalen Teilnehmerzahl von 111 Teams á drei Autos mit jeweils 6 Teammitgliedern, abgesehen von einigen politisch bedingten Unterbrechungen, immer wieder das faszinierende Zielland Jordanien an.
Seit 2011 geht es von der Türkei mit der Fähre direkt nach Israel, da Syrien aufgrund des Bürgerkrieges umschifft werden muss.
Eine zum Abschluss sehr schöne und für mich entscheidende Idee ist, dass die Autos vor Ort versteigert werden. Der Erlös wird dabei einem guten Zweck gespendet. Zusammengefasst, eine „abenteuerliche Völkerverständigungsrallye mit sozialem Hintergrund“ also.
Nach kurzer Recherche wusste ich, dass es eine der coolsten Erlebnisse meines Lebens werden würde. Genau das wurde es schlussendlich auch. Unvergessliche Erinnerungen, atemberaubende Landschaften, Fahrspaß, Abenteuer pur, Völkerverständigung und noch so viel mehr. Dinge, die man mal seinen Kindern erzählen kann – nein: Muss. Dinge über die die Kinder wahrscheinlich einmal sagen werden: „Okay Papa, so ein Spießer bist du doch nicht.“ Ich glaube es gibt schlimmere Vorstellungen.
Ich beginne mich also zu informieren und mir mögliche Mitstreiter zu suchen. Viele schienen sofort interessiert. Nach einigem Hin und Her kristallisieren sich dann vier Mitfahrer heraus. Michi (ein alter Schulfreund), Arseny (mein damaliger Bandkollege), Steffen (ein Arbeitskollege) und ich – Maxi. Das Problem ist aber nun, dass man zur Teilnahme an der Allgäu Orient Rallye mindestens 6 Teilnehmer braucht – aber woher sollten die restlichen zwei kommen. Wir hatten schon wirklich jeden in unserem Freundeskreis abgegrast. Schlussendlich können wir durch einen passenden Facebook Post Carsten als fünften Teilnehmer hinzugewinnen, sowie schließlich über drei Ecken Helge, der mit einem Bekannten eines Bekannten zusammen Praktikum gemacht hatte (mehr dazu in den angehängten Steckbriefen).
Es war keine leichte Geburt – aber immerhin war es eine, und unser Team war vollständig. Dies dann auch gerade noch so vor der Anmeldung zur Rallye, die am 07.07.2014 um 03:33 Uhr nachts stattfinden sollte – Rallyeteilnehmer müssen schließlich belastbar sein. Zum damaligen Zeitpunkt der Rallye war diese auch noch so gut frequentiert, dass ein rechtzeitiges Wecker stellen zwangsläufig vonnöten gewesen war. Heute ist die Nachfrage nicht zuletzt aufgrund der vielen politischen Krisen im mittleren Osten zurückgegangen.
So wurde das Team 29 der Allgäu Orient Rallye 2014 das wohl jüngste sowie unerfahrenste Team aller Zeiten. Aber – mit einem Maximum an Motivation und Vorfreude. Wir werden das Abenteuer unseres Lebens haben, das ist uns von Anfang an bewusst.
Nach unserer erfolgreichen Anmeldung, war es dann auch schon bald Zeit für das erste Teamtreffen. Ein funktionierendes Team ist der Schlüssel zu einer schönen, erfolgreichen Rallye – das war mir sehr schnell bewusst. Wenn man täglich fünfzehn bis zwanzig Stunden aufeinanderhängt, und davon die meiste Zeit im Auto, sollte man sich im Bestfall einigermaßen verstehen. Konflikte würden so oder so bei einer derart intensiven Reise nicht gänzlich zu vermeiden sein. Aus diesem Grund ist es uns allen von Anfang an ein großes Bedürfnis gewesen, Teambuilding zu betreiben. Erschwerend hinzu kommt schließlich auch noch, dass ich der einzige Ankerpunkt im Team bin und sich die anderen noch gar nicht kennen.
Dann ist es soweit – das erste Teamtreffen findet bei meinen Eltern zu Hause statt und läuft deutlich besser als erwartet. Wir verstehen uns gut, trinken das ein oder andere Bier zusammen und finden ziemlich schnell einen Teamnamen: Crashtestdummies – (Catch me if you can). Der Name sollte Programm werden.
Schnell stecken wir uns auch viele Ziele zum Thema Autokauf, Sponsoring, Routenplanung, etc., bei denen dann erstmal eine ganze Weile lang gar nichts passiert – wir unterschätzen das ganze Projekt zum damaligen Zeitpunkt wohl noch etwas. Dann ist es Oktober (T minus 7 Monate) und schließlich finden wir unsere ersten Sponsoren, die uns sowohl monetär, als auch mit diversen Sachspenden unterstützen. Da die meisten von uns noch Studenten sind, ist dies besonders wichtig, da es sich bei dem ganzen Unterfangen logischerweise um kein ganz billiges Abenteuer handelt – jede Schraube und jede Ravioli, die wir bekommen, würde uns bares Geld sparen.
Auch einige Sachspenden für Kinder unterwegs – wie gesagt die Rallye hat auch einen sozialen Hintergrund - können wir bereits damals sammeln. Mehr dazu aber später.
Bald gibt es auch das erste Zeitungsinterview und wir werden immer öfters auf der Straße angesprochen. „Du bist doch einer der Verrückten, die in die Wüste fahren – oder?“ Wir selbst wissen zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so richtig, was wir davon halten sollen – Genie oder Wahnsinn? Reflektierend nach nun drei abgeschlossenen Rallyes: Wahrscheinlich beides.
Bald finden wir dann auch unser erstes Auto – einen alten BMW 318i – ein klassisches Auto für eine Wüstenrallye. Das zweite Auto finden wir kurz darauf - und sind so sehr von unserem Ford Explorer begeistert, dass mindestens einer auch in den folgenden Rallyes immer am Start ist.
Dann - lange Zeit erstmal gar nichts – erst kurz bevor wir die Formalitäten für die Einreise der Fahrzeuge nach Israel abschließen mussten, finden wir unser drittes Auto – nochmal einen Ford Explorer – ein sehr interessantes Gefährt, wie wir später einmal feststellen sollten.
Wahnsinn wie schnell acht Monate vergehen können. Zum Schluss wird dann alles sehr hektisch, und wir müssen noch einige Dinge Last Minute organisieren, wobei wir an die Hälfte noch gar nicht gedacht hatten. Dann gibt es eine Abschiedsparty mit Live-Band, all unseren Freunden und Bekannten bis es schließlich losgehen kann. Auf dem Weg zum Start kaufen wir noch kurzfristig einen - später einmal dringend benötigten - Werkzeugkasten. Dann geht es auf nach Oberstaufen. Ins ländliche Allgäu. Ein so starker Kontrast zur Wüste. Die Vorstartparty findet in der sogenannten „Schatzi-Bar“ in Oberstaufen statt, wo wir zum ersten Mal die anderen Mitreisenden kennen lernen. Schon interessant. Sehr verschiedene, und auch besondere Charaktere. Unter die Mehrzahl an teilnehmenden Männern, mischen sich auch überraschend viele Frauen. Um die 600 Teilnehmer sind es insgesamt – schon wahnwitzig, wie da so viele Menschen, mit so verrückten (Schrott)-autos, diversen Aufbauten, Sponsoringaufklebern, und viel guter Laune dabei sind die wahrscheinlich aufregendste Reise Ihres Lebens zu starten.
Das ist es dann auch, was uns am nächsten Tag am meisten fasziniert. Es gibt so unglaublich viel zu sehen, und es herrscht richtig gute Festivalstimmung. Meine Eltern und meine Oma kommen dann auch noch zum Start, und nach einem Restwertcheck der Autos durch den TÜV (wie gesagt durften es eben maximal 1111,11€ sein), sowie einer gefühlten ewig dauernden Startprozedur, geht es dann endlich los – Auf ins Ungewisse!
Über eine Startrampe hinweg werden wir - das Team 29 – Crashtestdummies noch gebührend vom Veranstalter verabschiedet, bekommen ein Roadbook für unterwegs, einen netten Kommentar, dass wir recht viele Konservendosen dabeihaben, drehen noch eine Ehrenrunde an den Zuschauern vorbei und dann sind wir schon auf uns gestellt. Ab Richtung Südosten!
Moment – da stimmt was noch nicht. Das ist ja gar nicht das Roadbook, dass wir da beim Start bekommen haben, sondern nur eine Erklärung, wie wir selbiges finden können – eine Art Schatzkarte. Mist. Wieso ist uns das mal nicht zwanzig Minuten vorher aufgefallen? Das geht ja gut los.
Okay – halb so wild. Wir drehen nochmal um und folgen jetzt der Wegbeschreibung der Schatzkarte. Zuerst müssen wir den Kreisverkehr an der 17. Ausfahrt, ja der siebzehnten(!) Ausfahrt, verlassen, und dann in der Nähe eines Getränkemarktes eine bestimmte Information einholen, die uns dann wiederum zur nächsten Station führt. Nach einer sehr ausgiebigen und amüsanten Schnitzeljagd finden wir dann 2h später unser Roadbook an der Bergstation einer Rodelbahn nur einen Kilometer von Oberstaufen entfernt. Die Rallyeleitung beweist Humor.
So – jetzt kann es aber wirklich losgehen. Auf nach Südosten. Wir fahren und fahren. Unsere erste Station ist dann Seefeld in Tirol. Wir wollen kurz etwas Abendessen, um dann noch gemütlich bis nach Brixen in Südtirol fahren zu können. Unser geplantes erstes Tagesziel.
Wir suchen uns dort ein nettes Restaurant, stellen unsere Autos ab, unterhalten uns beim Essen nett mit einem Mitvierzigerpärchen, denen unsere auffälligen Autos schon aufgefallen waren, die uns interessiert nach unseren Plänen befragen - und schließlich auch kurzerhand die nächste Ladung Sprit finanzieren.
So dauert es auch ein bisschen länger als gedacht, bis wir endlich weiterfahren können. Aber kein Problem – so weit ist es ja nicht bis nach Brixen (vergleicht man dies mit unserer gesamten Tour).
Praktisch ein Katzensprung. Wenn denn dann alle Autos anspringen würden. Unser grüner Explorer macht uns das erste Mal Probleme. Er will nicht anspringen. Keine Chance. Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss um. Nichts passiert. Oh Mann. Das fängt ja toll an. Jetzt haben wir es doch ganze 200 Kilometer bis nach Seefeld geschafft und können aufgeben. Wahnsinn! Einmal vom Allgäu nach Jordanien mit Schrottautos, es gab nie eine bessere Idee. Naja ganz so leicht aufgeben wollen wir dann doch noch nicht. Wir überlegen. Erstmal die Motorhaube aufmachen. Vielleicht fällt uns ja irgendwas auf. Alle typischen Symptome mal überprüfen. Natürlich fällt uns nichts auf. Wir googlen – natürlich finden wir nichts.
Schließlich gibt es nur eine Möglichkeit. Wir rufen beim ÖAMTC an – dem österreichischen ADAC. Der kommt eine halbe Stunde später – inzwischen ist es bereits 10 Uhr abends. Kommt, schaut, prüft ob mit der Batterie alles passt, macht vieles was wir auch schon gemacht hatten. Ohne Ergebnis. Schließlich zieht er ab. Jetzt ist es halb zwölf.
Und nun? Carsten googelt nochmal. Und wird fündig. In der hintersten Ecke eines Fordforums berichtet ein User von einem ähnlichen Problem. Der hatte in der Nähe eines Eiscafés geparkt, und dann sprang sein Explorer auch nicht mehr an. Wir schauten uns um. Kein Eiscafé in der Nähe. Carsten las weiter. Die elektronischen Wellen der Kasse des Cafés waren auf irgendeine kuriose Art und Weise auf der gleichen Frequenz wie die Wegfahrsperre des Explorers. Was?? Der Besitzer des Explorers schob daraufhin sein Auto ein paar hundert Meter weit weg vom Café und das Auto sprang ohne Probleme wieder an.
Wir schauen uns um. Immer noch kein Eiscafé. Aber ein Bankautomat. Konnte es...? Kurzerhand legen wir den Leerlauf im Ford ein, und schieben ihn 300 Meter weg. Und siehe da: Er springt an. Unglaublich.
Endlich geht es weiter. Richtung Brixen. Oben am Brenner angekommen schneit es auf unserem Weg in die Wüste. Es ist inzwischen Mitten in der Nacht. Auf dem Weg nach unten stellt sich heraus, dass zwei Fahrer unglücklicherweise keine Erfahrung im Bergfahren haben und im roten Explorer eine kleine Rauchspur hinter sich herzogen. Schön nach dem Motto viel Bremsen hilft viel.
Nach kurzen Hilfestellungen über die Walkie-Talkies sowie einer kurzen Instruktion, dass von nun an doch vornehmlich die Motorbremse benutzt werden solle, wird auf selbige umgestiegen und siehe da - der Rauch verfliegt.
Dann geht’s weiter. Unser Führungsauto stellt gleichzeitig auch unseren Kartenleser und damit Navigator. Michi. Michi ist aber inzwischen auch ziemlich müde, und schläft schließlich auf dem Beifahrersitz ein. Folglich landen wir circa 50 Kilometer zu weit südlich in Bozen. Bozen ist aber auch schön, denken wir uns, stellen unsere Autos ab, verkriechen uns hinten in die selbstgebauten Betten, und schlafen umgehend ein. Was für ein Tag.
„Aaaah“ – ein Mann mit Motorradmaske klopft bedrohlich ans Fenster. Ich wache auf und schreie. Dann zieht Steffen die Motorradmaske ab und lacht. Wir starten früh Richtung Slowenien sowie Kroatien. „Meter machen“ sollte während der Tajik Rallye zum geflügelten Wort werden.
Die Sache mit Bozen ist übrigens eine der Sachen, die ich sehr an den Rallyes wertschätze, und lieben gelernt habe. Irgendetwas passiert, was nicht so passieren hätte sollen und dadurch ergibt sich etwas Anderes, was im Nachhinein dann ein echt schönes Erlebnis ist. Ein erstes Gefühl Freiheit.
Es geht weiter nach Triest. Falls ihr irgendwann mal eine Rallye fahren werdet, empfehle ich euch ganz dringend folgendes. Nutzt CB-Funk mit großer Reichweite – keine Walkie-Talkies (zumal es 2014 kein Roaming außerhalb Deutschlands gibt – außerhalb Europas selbstverständlich auch heute noch schwierig), und: Unterschätzt nicht die Herausforderung als Kolonne im Stadtverkehr zusammen zu bleiben. Da wir das alles noch nicht wussten, kam es wie es kommen musste. Unser Führungsfahrzeug fährt bei gelb über die Ampel, das zweite Auto schafft es auch noch. Der BMW bleibt stehen.
Wir machen noch eine entsprechende Meldung über das Walkie- Talkie aber zu spät. Eine Stunde später, ein paar Nerven ärmer, ein paar „Beinahe-Autobahnnutzungen“ und viel Lachen nachdem wir uns endlich gefunden haben geht es weiter nach Slowenien.
Weiter geht´s!
Die Stimmung ist super. Immer wieder machen die Beifahrer das Schiebedach des Autos auf, klettern je nach Fahrttempo und Größe der Straße mehr oder weniger aus dem Auto hinaus, um den Fahrtwind zu genießen.
Freiheit.
In der Nähe von Koper finden wir eine nette, einsame Bucht, direkt am Strand. Dort machen wir uns gemütlich etwas zu Essen, scheitern aber schon an der Bedienung eines Dosenöffners aus dem Taschenmesser und funktionieren deshalb kurzerhand Schraubenschlüssel und Hammer zum Dosenöffner um. Später kommt noch ein Kellner vom Restaurant nebenan vorbei und trinkt ein Bier mit uns. Von ihm bekommen wir übrigens auch unser erstes Kilo Reis im Tausch gegen ein Matchbox-Auto. Eine der Aufgaben aus dem Roadbook ist es zehn kleine, mitgebrachte Gegenstände gegen jeweils ein Kilo Reis einzutauschen, sodass am Ende der Rallye jedes Team zehn Kilogramm Reis für die Versorgung eines syrischen Flüchtlingsheim zusammen hat (insgesamt dann also 1110 Kilogramm).
Später starten wir dann in die Nachtetappe.
Unser nächstes Ziel ist die kroatische Grenze.
Kurz vor der Grenze, ruft Michi auf einmal aufgeregt in die Funkanlage.
„Ich habe gerade im Reiseführer gelesen, dass nach Kroatien kein Benzin eingeführt werden darf.“
Der slowenische Grenzer Zlatko (Anm. der Redaktion: Name frei erfunden) schiebt eine ruhige Nachtschicht. Es ist nicht viel los. Die meisten Touristen würden erst in ein paar Wochen eintreffen. Sonst gibt es normalerweise nicht viel Grenzverkehr. Nur ein paar ältere Autos mit Aufklebern waren ihm heute schon aufgefallen. Wohl ein paar verrückte Deutsche auf dem Weg in die Wüste. So hatte es zumindest einer der Fahrzeuginsassen kurz erklärt.
Plötzlich sieht er 3 Fahrzeuge hintereinander auf die Grenze zufahren. Kurz vor der Grenzkontrolle stoppen selbige unvermittelt. Das Licht geht aus. Sofort ist er alarmiert. Einer der Insassen steigt aus und geht weg (Anm. der Redaktion – auf die Toilette). Schemenhaft sieht er nun auch die anderen Insassen aussteigen. Sie hieven irgendetwas vom Dach des ersten Autos. Es schaut ein bisschen aus wie ein Kanister. Zlatko funkt seine Kollegen an. „Passt mal ein bisschen auf, hier passiert gerade etwas.“
Dann geht alles ganz schnell. Die Fremden hantieren noch irgendetwas am Auto und fahren dann weiter. Auf die Grenze zu. Zlatko sieht die Aufkleber. Jetzt ist ihm alles klar. Wieder diese Deutschen. Er kontrolliert sie sehr genau. Sie haben einen Russen dabei, den er kurz in sein Büro ordert, um mehr über ihn und seine Beweggründe zu erfahren. Alles nach Vorschrift. Dann lässt er die Gruppe passieren, nicht aber ohne ihnen noch ein „F***ing Idiots“ mit auf den Weg zu geben.
Perspektivenwechsel off
Wir fahren weiter hinein ins schöne Kroatien – eines meiner absoluten Lieblingsländer. Traumhafte Landschaften, größtenteils nicht zu touristisch, netten Menschen, insgesamt einfach einem besonderen Charme.
Inzwischen ist es weit nach Mitternacht. Wir fahren noch so circa 200 km, in denen wir sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte einer Nachtetappe kennenlernen werden.
Positiv: Ich finde, dass nachts, ganz alleine auf der Straße, fernab von zuhause, mit einem noch viel fernerliegenden Ziel, das Freiheitsgefühl unglaublich groß ist. Zu diesem Zeitpunkt ist George Ezra´s „Budapest“ ein oft gespielter Song in den Radios.
Es wird eines der Lieder, die für mich wohl immer am meisten mit Rallye und damit mit Reisen sowie Freiheit verbunden sein werden.
Negativ: Kurz vor Rijeka gebe ich einen tagesbeschließenden Funkspruch aus dem BMW ab. „Wir haben keinen Sprit mehr.“
Bereits in Slowenien hatten wir keine offene Tankstelle mehr gefunden, und auch in Kroatien war bereits alles geschlossen. Auch eine Polizeistreife, die uns netterweise weiterhelfen will, konnte uns keine geöffnete mehr nennen.
Wir fahren noch ein bisschen im Kreis und hoffen fündig zu werden. Resultierend daraus bekommen wir ein paar Anrufe aus der Heimat, ob wir uns denn verfahren hätten.
Das hatte ich glaube ich noch gar nicht erzählt. Im Rallyepaket inklusive gibt es einen GPS Tracker, der unsere Position mal mehr, mal weniger aktuell für die Daheimgebliebenen, aber auch für etwaige Notfälle anzeigt. Am Ende bleiben wir notgedrungen in der Nähe einer geschlossenen Tankstelle stehen und verbringen dort die Nacht.
Punkt 6 Uhr – als die Tankstelle öffnet - stehen wir parat, tanken, und dann geht es weiter Richtung Süden. Tag 3 bricht an, am folgenden Abend wollen wir schließlich in Istanbul sein – dem ersten offiziellen Treffpunkt der Rallye. Wir fahren los – kommen aber erstmal nicht weit. Alles schaut nach einem Federbruch beim BMW aus. Mit aller gebotenen Vorsicht bringen wir das Auto noch bis nach Rijeka und fragen uns dort bis zu einer Werkstatt durch, die glücklicherweise sofort weiterhelfen kann.
Was war passiert?
2 Gründe:
Einerseits war die Feder wohl von Beginn an schon einigermaßen angeschlagen. Für den zweiten Punkt muss ich kurz etwas ausholen. In unserem Roadbook haben wir einige Aufgaben gestellt bekommen, die völkerverständigend, karitativ und unterhaltsam sein sollen. Bereits vor Rallyestart bekamen wir dementsprechend die Aufgabe, ein paar Zementsteine mitzunehmen. In Jordanien sollten dann die Steine aller Rallyeteilnehmer zusammen mit Steinen verschiedener israelischer, türkischer und jordanischer Organisationen, das Fundament eines neuen Kindergartens bilden. Hier hatten wir großzügige Unterstützung von daheim bekommen und daher deutlich mehr Steine mitgenommen als eigentlich gefordert.
Da wir beim Start noch am meisten Platz im Kofferraum des BMW gehabt hatten, hatten wir die überwiegende Anzahl der Steine dort verladen. So waren wir im Endeffekt vermutlich leicht überladen. Schlussendlich haben wir ein paar der Steine
bei der Werkstatt zurückgelassen, da diese selbige auch gut gebrauchen konnte. Ich finde, die zurückgelassenen Steine haben somit auch ihren eigenen Beitrag zur Völkerverständigung leisten können.
Die Wartezeit während der Reparatur nutzen wir währenddessen um weitere zwei Matchbox-Autos gegen jeweils einen Kilogramm Reis einzutauschen. Am späten Vormittag (es war bereits sehr warm), fahren wir dann endlich weiter. Immer entlang der Küste, auf dem Weg nach Süden. Bei traumhaftem Wetter. Unglaublich schön. Ein paar Mal halten wir an, um kurz etwas zu Essen, zu grillen, oder ins Meer zu springen. Hier entscheiden Steffen und ich, dass es Zeit wird, für die erste traditionelle Crashtestdummies-Hitzechallenge-Weltmeisterschaft. Die Regeln sind einfach, aber gleichzeitig mörderisch: Wir drehen die Heizung im BMW voll auf und schauen, wer es länger aushalten kann. Nach einer guten Stunde einigen wir uns auf Unentschieden. Damit haben wir bestimmt schon einen Weltrekord geknackt und es immerhin länger als Steffens iPhone ausgehalten. Das hat sich nämlich bereits nach einer Dreiviertelstunde in den Notaus verabschiedet.
Weiter geht es in Richtung bosnischer Grenze, zum sogenannten Neum Korridor, einem circa 5 km breiten bosnischen Landstreifen, der das kroatische Festland in 2 Teile teilt. Hier verlassen wir dementsprechend auch zum ersten Mal kurz die EU.
Das merkt man auch. Sofort werden die Straßen deutlich schlechter. Wir machen einen kurzen Zwischenstopp auf einer Anhöhe und genießen den Ausblick auf die kroatische Küstenstadt Dubrovnik. Kurzerhand holen wir ein paar Brote raus um hier Abend zu essen. „Dinner with a view“ kann ja so einfach sein.
Dann geht es nochmal kurz nach Kroatien zurück, an Dubrovnik vorbei hinein in die Nacht und hinein in das uns noch komplett unbekannte Montenegro.
Unsere bisher zurückgelegte Route von Oberstaufen bis nach Kotor, Montenegro – eine wunderschöne Strecke, auch zu empfehlen für jeden der nur einen kurzen Roadtrip plant – am besten so wie wir: Ohne Autobahn!
Wir passieren die Bucht von Kotor. In der Dunkelheit können wir die Schönheit dieses Fleckens Erde nur erahnen. 2018 werden wir die Bucht dann endlich bei Tag sehen können und einfach nur überwältigt sein.
Unser Lager für die Nacht schlagen wir schließlich in Budva auf, einer von den Venezianern erbauten, traumhaft gelegenen Stadt, auf einem Parkplatz, der zwischen Tankstelle und Meer liegt. Es wird abenteuerlicher. In einem für uns Zentraleuropäer unbekannten Land. Wenig Tourismus. Übernachtung im Auto. Direkt an einer Durchgangsstraße.
Irgendwie schon cool, einfach keine 0815 Pauschalreise. Raus aus dem Alltag, raus aus der Komfortzone. Denn ehrlich gesagt: Ein bisschen Überwindung kosten mich die ersten Übernachtungen im Auto und dann nochmal mehr im Zelt schon. Man hat einfach nicht so diesen gewohnten Safe Space, wie z.B. ein AirBnB, oder ein Hotel, sondern man übernachtet draußen in der freien Wildbahn. Das Auto als bewegliches „Mini-Haus“ ist dabei noch eine Art Zwischenlösung, das Zelt, welches wir zu einem späteren Zeitpunkt immer öfter nutzen werden, ist dann nochmal einen Schritt weiter aus der Komfortzone heraus. Nichtsdestotrotz würde ich diese Erfahrung um Nichts in der Welt missen wollen. Abenteuer pur!
Am nächsten Morgen starten wir mit unserem Morgenritual – dem Tanken. Ein neues Problem deutet sich das erste Mal an. Unser grüner Ford leckt etwas. Wir hinterlassen eine kleine Pfütze an der Tankstelle und hoffen erstmal, dass nichts Schlimmeres dahintersteckt.
Es geht weiter Richtung albanische Grenze. Je mehr wir uns selbiger nähern, desto schlechter werden die Straßen und desto ungenauer die Straßenschilder sowie unser Kartenmaterial. Das ein oder andere Mal müssen wir wenden. Zum ersten Mal macht sich auch bemerkbar, was für eine nervliche Belastung es ist, so eine Tour zu machen. Im Gegensatz zu den entspannten vorangegangenen Tagen – euphorisch, ausgeschlafen, durch uns vertraute Regionen, wird der Schlaf nun spürbar weniger, und die Komfortzone wird in vielerlei Hinsicht verlassen. Da muss man sich erstmal darauf einstellen. Dementsprechend gibt es nun öfter Diskussionen, etwa zur Routenführung. Links abbiegen, oder doch lieber gerade aus? Am Ende können wir uns aber einigen und erreichen erfolgreich die albanische Grenze.
Der Unterschied ist nochmal gewaltig. Bei unserem obligatorischen Grenzfoto fällt uns zuallererst das herunterhängende „Welcome to Albania“ Schild ins Auge.
Obwohl seit Ende des Kommunismus viele Verbesserungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich erzielt wurden, zählt Albanien immer noch zu einem der ärmsten Länder Europas. Wir fahren los.
Bald fällt uns auf, dass wir ab sofort ziemlich genau auf Schlaglöcher schauen müssen, sowie dass wir ein paar neue Regeln im Straßenverkehr beachten müssen. „Wer hupt, fährt“, und „Wer groß ist, gewinnt.“
Wer hier auf deutsche Regeln und Ordnung setzt – verliert.
Wir verstehen, dass es spätestens jetzt an der Zeit ist, sich an neue Gewohnheiten anzupassen, Erwartungen herunterzuschrauben, und neue Maßstäbe zu setzen.
Auf dem Weg sehen wir viele alte Ladas, und Mercedesse. Immer wieder auch mit deutschem Kennzeichen. Ein paar Mal halten wir an, sehen viel Müll an den Straßenrändern, sowie in den Straßengräben.
Schließlich erreichen wir Tirana, die Hauptstadt Albaniens. Straßenschilder gibt es kaum, dafür aber das dementsprechend zu erwartende Verkehrschaos bestehend aus hupenden Autos, willkürlich ihre Spur wechselnden Mofas sowie unzähligen Fußgängern und Fahrradfahrern. Und wir mittendrin.
Das kuriose: Es scheint zu funktionieren. Geregeltes Chaos. Wir passieren den Skanderberg Platz, der mit der Reiterstatue des Nationalhelden Skanderberg eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Tirana ist. Man merkt der Stadt deutlich ihre vielseitige Vergangenheit unter osmanischer, faschistischer sowie sowjetischer Herrschaft an.
Immer wieder werden wir auch angehupt oder an einer Ampel kurz mit ein paar Wörtern Deutsch freudig begrüßt und angesprochen. „Willkommen in Albanien“ oder „Hallo Freunde“ oder „sollen Scheiben putzen?“. Kurz verfahren wir uns, aber insgesamt kommen wir schneller sowie mit weniger Versuchen, uns Drogen anzubieten, durch Tirana, als wir es 4 Jahre später schaffen sollten.
Raus aus Tirana und abseits der Armut werden wir von der landschaftlichen Schönheit überwältigt. Es gibt viele Berge, unberührte Flächen, und auch immer wieder Burgen. Wir passieren das Gebirgsmassiv Prokletije, übersetzt: „Verwunschene Berge.“ Vieles erinnert an das von J.R.R. Tolkien erschaffene Land „Mittelerde“ im sagenumwobenen Epos „Herr der Ringe.“
Anmerkung des Lektors, aufgrund inhaltlicher Unsauberkeit resultierend aus mangelhafter Kenntnis des Epos´ - mit Humor zu verstehen:
Also hier muss ich einschreiten!!!
Mittelerde ist der Name eines Kontinents in der von Tolkien erschaffenen Welt.
Aber weiter im Text:
Ein absoluter Geheimtipp und ein sehr sehenswertes Land!
Insgesamt gibt es in Albanien übrigens fünfzehn Nationalparks, die mit 7,3% einen großen, über weite Abschnitte hinweg unberührten Teil des Staatsgebietes abdecken sowie zudem Rückzugsort für viele Pflanzen und Tiere darstellen.