4 Science Fiction Abenteuer Sonderband 1057 - Alfred Bekker - kostenlos E-Book

4 Science Fiction Abenteuer Sonderband 1057 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende SF-Romane: Die Sternenkrieger und das Vermächtnis der Alten Götter (Alexander Krulin) Kampf um drei Sonnen (Alfred Bekker) Die Geheimnisse der Hohlwelt (Luc Bahl) Kern der Macht (Mara Laue) Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Seitenzahl: 451

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alfred Bekker, Luc Bahl, Mara Laue, Alexander Krulin

4 Science Fiction Abenteuer Sonderband 1057

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Inhaltsverzeichnis

4 Science Fiction Abenteuer Sonderband 1057

Copyright

Die Sternenkrieger und das Vermächtnis der Alten Götter

Kampf um drei Sonnen

Mission Space Army Corps 25: ​Die Geheimnisse der Hohlwelt: Chronik der Sternenkrieger

Mission Space Army Corps 22: Kern der Macht: Chronik der Sternenkrieger

Orientierungspunkte

Titelseite

Cover

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

4 Science Fiction Abenteuer Sonderband 1057

Alfred Bekker, Alexander Krulin, Luc Bahl, Mara Laue

Dieser Band enthält folgende SF-Romane:

Die Sternenkrieger und das Vermächtnis der Alten Götter (Alexander Krulin)

Kampf um drei Sonnen (Alfred Bekker)

Die Geheimnisse der Hohlwelt (Luc Bahl)

Kern der Macht (Mara Laue)

Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

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© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Die Sternenkrieger und das Vermächtnis der Alten Götter

Alexander Krulin

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Alles rund um Belletristik!

Die Sternenkrieger und das Vermächtnis der Alten Götter: Mission Space Army Corps 42

von ALEXANDER KRULIN

Die Mission

Vier Science Fiction Romanserien - ein Kosmos!

CHRONIK DER STERNENKRIEGER - die kontinuierlich fortlaufende SF-Serie über die Abenteuer des Raumschiffs Sternenkrieger. Bislang 47 Romane.

CHRONIK DER STERNENKRIEGER EXTRA - Extra-Romane und Stories aus dem Sternenkrieger-Universum. Bislang 4 Titel.

COMMANDER REILLY - das kontinuierlich fortlaufende Prequel über die Abenteuer des Raumschiffs Sternenkrieger unter seinem ersten Kommandanten. Bislang 22 Romane.

MISSION SPACE ARMY CORPS - Romane aus dem Sternenkrieger Kosmos über die Abenteuer des Raumschiffs Sternenkrieger und anderer Schiffe des Space Army Corps der Humanen Welten in den Weiten der Galaxis. Mehr als 30 Titel in Vorbereitung.

Im Verlauf des 23.Jahrhunderts wird die Menschheit durch Angriffe aggressiver Alien-Zivilisationen bedroht. Die Raumschiffe des Space Army Corps stellen sich diesen Bedrohungen entgegen und erforschen die Weite des Alls.

Kapitel 1: Der Schatten von Tzarrak

Die Riechzunge zuckte nervös aus Marrashtuorrs lippenlosem Reptilienmaul, als der Oberste Raumflottenkommandant der Fulirr auf den Panoramaschirm blickte. Die Schlacht um Nabman war verloren, die Schiffe der Etnord hatten einen Großteil des Nalhsara verwüstet, und die Überlebenden – Fulirr, Menschen, Ontiden und Genetics – hatten sich nach Samtran VIII zurückgezogen, nur um dort Zeuge der endgültigen Vernichtung einer ihrer letzten Bastionen zu werden.

Jetzt, nur wenige Tage nach dem Inferno von Samtran, schwebte das Flaggschiff DRAGORRR im Orbit eines neuen Planeten – Tzarrak, wie ihn die Ontiden nannten. Er war ein uralter Außenposten, von den Alten Göttern selbst in grauer Vorzeit als Laboratorium erbaut, und seit Jahrtausenden verlassen. Doch die Not hatte die Flotte hierher geführt, in der Hoffnung, zwischen den Ruinen der Vergangenheit einen neuen Zufluchtsort zu finden – oder eine Waffe, mit der man den Etnord begegnen konnte.

Marrashtuorrs Pranken ruhten auf der Konsole. „Ortung, Statusbericht!“

Der junge Offizier Ssarrr, dessen Schuppen noch einen leichten Grünschimmer hatten, beugte sich über die Anzeigen. „Keine feindlichen Schiffe im Orbit, Kommandant. Die Oberfläche ist von energetischen Anomalien durchzogen. Wir orten mehrere Strukturen, die tief in die Kruste des Planeten reichen. Lebenszeichen… unklar. Die Ruinen sind von einem Feld umgeben, das unsere Sensoren stört.“

Marrashtuorrs Zunge zuckte. „Wir müssen ein Außenteam entsenden. Vielleicht finden wir in den Anlagen der Alten Götter etwas, das uns gegen die Etnord hilft – oder wenigstens einen sicheren Unterschlupf.“

Der Erste Offizier Ggarrr, inzwischen zum loyalen Mitstreiter geworden, nickte. „Die Menschen haben ein Team bereitgestellt. Captain Sunfrost meldet, dass sie mit Bruder Guillermo und Lieutenant Erixon an der Landung teilnehmen wird. Die Ontiden schicken ihre Spezialistin für archaische Technologien, S’thara.“

Marrashtuorr musterte das Hologramm der planetaren Oberfläche. Tzarrak war eine Welt der Extreme: Ockerfarbene Wüsten zogen sich über die Kontinente, unterbrochen von schwarzen Gebirgszügen, die wie die Rücken urzeitlicher Bestien aus dem Sand ragten. In den Senken glänzten uralte Städte, deren Mauern von Zeit und Stürmen zerfressen waren. Über allem lag ein Schimmer, als würde der Planet selbst noch von den Energien der Alten Götter durchdrungen.

„Bereiten Sie das Shuttle vor“, befahl Marrashtuorr. „Ich will, dass unser Team jede Bewegung überwacht. Wir wissen nicht, was uns dort unten erwartet.“

*

Die L-1, das Shuttle der STERNENKRIEGER, glitt durch die dünne Atmosphäre Tzarraks. Rena Sunfrost saß angespannt neben Bruder Guillermo, der in seinem Olvanorer-Gewand den Blick auf die Anzeigen gerichtet hielt. Lieutenant Erixon, der Genetic, überprüfte die Sensoren.

„Die Störfelder sind stärker als alles, was ich bisher gesehen habe“, murmelte Erixon. „Selbst unsere Notfrequenzen werden gedämpft. Wir sollten eine Rückkehrzeit vereinbaren – falls wir den Kontakt verlieren.“

Rena nickte. „Wir bleiben in ständigem Funkkontakt mit der DRAGORRR. Sollte die Verbindung abbrechen, kehren wir nach spätestens zwei Stunden zurück.“

Sergeant Kelleney, der den Marines vorstand, überprüfte die Waffen. „Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet. Die Berichte der Ontiden sprechen von autonomen Verteidigungssystemen, die seit Jahrtausenden aktiv sein könnten.“

Bruder Guillermo lächelte schwach. „Oder von Geistern, die in den Maschinen wohnen.“

Das Shuttle setzte auf einer von Sand verwehten Landeplattform auf, die einst für Schiffe von der Größe ganzer Städte gebaut worden war. Die Luft war trocken, voller Staub und dem Geruch nach Ozon und uraltem Metall.

„Alle bereit?“, fragte Rena.

Die Marines nickten, Guillermo und Erixon überprüften ihre Ausrüstung. Dann öffnete sich die Schleuse, und das Außenteam betrat die Oberfläche von Tzarrak.

Die Ruinen der Stadt, die sich vor ihnen erhob, waren überwältigend. Türme aus schwarzem Gestein ragten in den Himmel, verbunden durch Brücken, die wie Spinnennetze über den Abgrund gespannt waren. Überall blinkten schwache Lichter in den Schatten, als würde der Planet selbst sie beobachten.

„Hier“, sagte S’thara, die Ontidin, und deutete auf eine Konsole, die halb im Sand versunken war. „Das ist ein Zugangspunkt zu den unteren Ebenen. Die Alten Götter haben ihre wichtigsten Anlagen unter der Oberfläche verborgen.“

Erixon kniete sich hin, sein multifunktionales Handgerät surrte. „Die Energieversorgung ist noch aktiv, zumindest in Teilen. Ich kann ein Muster erkennen – wie ein Herzschlag. Es ist, als würde die Stadt schlafen.“

Guillermo trat näher. „Vielleicht können wir sie wecken.“

Rena Sunfrost warf einen Blick auf die Marines. „Sichern Sie den Bereich. Wir wissen nicht, was passiert, wenn wir das System aktivieren.“

Erixon arbeitete an der Konsole, während S’thara uralte Schriftzeichen entzifferte. „Das ist keine Sprache, wie wir sie kennen. Es ist mehr… ein Code, ein Muster von Bedeutungen, das sich ständig verändert.“

„Ein semantischer Algorithmus“, murmelte Guillermo. „Die Alten Götter wollten nicht, dass ihre Geheimnisse leicht entschlüsselt werden.“

Erixon nickte. „Ich kann versuchen, eine Schnittstelle herzustellen. Aber ich brauche Zeit.“

Plötzlich flackerte das Licht, und ein tiefer Ton vibrierte durch den Boden. Die Luft wurde schwer, als würde der Planet selbst erwachen.

„Was war das?“, fragte Kelleney, die Hand am Nadler.

„Ein Signal“, sagte S’thara. „Wir haben etwas geweckt.“

Im Orbit beobachtete Marrashtuorr das Geschehen auf den Anzeigen der DRAGORRR. „Ortung, Status?“

„Energieanstieg in den Ruinen, Kommandant. Ein Feld breitet sich aus – es scheint das Shuttle zu umschließen.“

Marrashtuorrs Zunge zuckte. „Können wir sie zurückholen?“

„Negativ. Das Feld stört unsere Traktorstrahlen. Wir können nur beobachten.“

Ggarrr trat an seine Seite. „Die Etnord könnten uns gefolgt sein. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“

Marrashtuorr nickte. „Bereiten Sie die Flotte auf einen möglichen Angriff vor. Aber wir dürfen das Außenteam nicht aufgeben.“

Unter der Oberfläche von Tzarrak öffnete sich ein Schacht, und das Team stieg in die Tiefe. Die Wände waren von leuchtenden Linien durchzogen, die sich zu Mustern verbanden, die an neuronale Netze erinnerten.

„Das ist kein gewöhnliches Labor“, sagte Guillermo. „Es ist ein Bewusstsein, das hier ruht.“

Erixon tippte auf sein Handgerät. „Die Systeme reagieren auf unsere Anwesenheit. Ich glaube, sie… scannen uns.“

Plötzlich erschien eine holographische Gestalt vor ihnen – ein Abbild der Alten Götter, wie sie in den Legenden beschrieben wurden: hochgewachsen, von schimmernder Haut, mit Augen, die wie Sterne leuchteten.

„Fremde“, sprach die Gestalt in einer Stimme, die direkt in ihren Geist zu dringen schien. „Ihr seid nicht von hier. Warum stört ihr den Schlaf der Erbauer?“

Rena trat vor. „Wir suchen Zuflucht – und Wissen, um einen Feind zu besiegen, der unsere Völker bedroht.“

Die Gestalt schwieg einen Moment, dann veränderte sich das Licht. Bilder blitzten auf – Schlachten, Welten, die von den Etnord überrannt wurden, Körper, die von Parasiten übernommen wurden.

„Die Etnord“, sagte die Gestalt. „Sie sind ein Schatten, der aus dem Nichts kam. Wir haben sie einst bekämpft – und verloren. Was wollt ihr wissen?“

Guillermo trat vor. „Wie können wir sie aufhalten?“

Die Gestalt blickte ihn an, als würde sie in seine Seele sehen. „Ihr müsst das Herz von Tzarrak erwecken. Doch seid gewarnt: Was ihr weckt, kann euch ebenso zerstören wie retten.“

Erixon arbeitete fieberhaft an der Konsole. „Ich kann den Zugang öffnen. Aber ich brauche einen Code – ein Muster, das die Systeme akzeptieren.“

S’thara schloss die Augen. „Es ist wie Musik. Ein Lied, das die Alten Götter sangen, um ihre Werke zu schützen.“

Bruder Guillermo begann zu summen, eine Melodie, die er aus alten Überlieferungen der Olvanorer kannte. Die Linien an den Wänden begannen zu pulsieren, als würden sie antworten.

„Das ist es!“, rief Erixon. „Ich habe Zugriff!“

Im Orbit der DRAGORRR schlugen die Alarme an. „Kommandant, wir orten eine Flotte – Etnord-Schiffe, mindestens zwanzig Einheiten, sie kommen aus dem Zwischenraum!“

Marrashtuorr ballte die Pranke. „Alle Einheiten, klarmachen zum Gefecht! Wir müssen das Außenteam schützen, koste es, was es wolle!“

Unter der Oberfläche von Tzarrak öffnete sich eine Kammer. In ihrem Zentrum schwebte eine Sphäre aus Licht – das Herz des Planeten, gespeist von den Energien der Alten Götter.

„Das ist eine Waffe“, sagte S’thara ehrfürchtig. „Oder eine Quelle von Macht.“

Erixon überprüfte die Anzeigen. „Die Sphäre kann ein Feld erzeugen, das jede Form von biologischer Kontrolle unterdrückt – vielleicht sogar die Etnord-Parasiten.“

Rena blickte auf die Sphäre. „Können wir sie aktivieren?“

Guillermo nickte. „Aber es wird einen Preis haben. Die Energie könnte den Planeten destabilisieren – oder uns alle töten.“

Kelleney trat vor. „Wir haben keine Wahl. Die Etnord sind bereits hier.“

Erixon legte die Hand auf die Konsole. „Bereit?“

Rena nickte. „Aktivieren.“

Im Orbit entbrannte die Schlacht. Die Fulirr-Schiffe feuerten ihre letzten Antimaterieraketen ab, doch die Etnord konterten mit ihren Gravitationswaffen. Die DRAGORRR wurde von Treffern erschüttert, doch Marrashtuorr hielt stand.

„Das Außenteam hat die Sphäre aktiviert!“, meldete Ssarrr. „Ein Feld breitet sich aus – es erfasst die Etnord-Schiffe!“

Auf den Schirmen war zu sehen, wie die fluoreszierenden Schiffe der Etnord ins Taumeln gerieten. Ihre Systeme versagten, die Parasiten verloren die Kontrolle über ihre Wirtskörper.

„Es funktioniert!“, rief Ggarrr.

Doch plötzlich begann der Planet zu beben. Risse zogen sich durch die Ruinen, Lava quoll hervor.

Unter der Oberfläche floh das Außenteam durch die einstürzenden Gänge. Die Sphäre hatte ihren Zweck erfüllt – aber der Preis war hoch.

„Schnell! Zum Shuttle!“, rief Rena.

Sie erreichten die Oberfläche, während hinter ihnen die Stadt der Alten Götter in sich zusammenstürzte. Das Feld der Sphäre breitete sich weiter aus, erfasste die Etnord-Schiffe, die nun wie leere Hüllen im Orbit trieben.

Die L-1 hob ab, raste durch die brodelnde Atmosphäre zurück zur STERNENKRIEGER.

Marrashtuorr blickte auf die Anzeigen. „Die Etnord-Schiffe sind neutralisiert. Das Feld hat sie ausgeschaltet – aber Tzarrak… der Planet stirbt.“

Rena meldete sich über Funk. „Mission erfüllt, Kommandant. Aber wir müssen weiter. Die Etnord werden zurückkehren – und wir haben nur einen Aufschub gewonnen.“

Marrashtuorr nickte. „Dann bereiten wir uns vor. Der Krieg ist noch nicht vorbei.“

Im Schatten des sterbenden Tzarrak sammelten sich die Schiffe der Überlebenden. Ein neues Bündnis war geschmiedet, aus der Not geboren – und in den Ruinen der Alten Götter hatten sie eine Hoffnung gefunden, die vielleicht das Blatt wenden konnte.

Doch tief im All, jenseits der Reichweite aller Sensoren, sammelte sich bereits die nächste Welle der Etnord. Und diesmal würden sie nicht nur mit Waffen kommen – sondern mit den Geheimnissen, die sie den besetzten Welten entrissen hatten.

Der Schatten von Tzarrak war gefallen – und das nächste Abenteuer hatte begonnen.

Kapitel 2: Die Stimmen der Alten Götter

Die DRAGORRR schwebte im Orbit über Tzarrak, während der sterbende Planet unter ihr brodelte. Von der Brücke aus beobachtete Marrashtuorr, wie die Sensoren die letzten Eruptionen aufzeichneten, die die Ruinen der Alten Götter verschlangen. Die Sphäre, das „Herz von Tzarrak“, hatte ein Feld entfesselt, das die Etnord-Schiffe im Orbit wie Spielzeuge zerbrochen hatte – aber der Preis war hoch: Der Planet war dem Untergang geweiht.

Ggarrr, der neue Erste Offizier, trat an die Seite des Kommandanten. „Die Flotte sammelt sich. Unsere Verluste sind gering, aber die Energieentladung der Sphäre hat die Systeme vieler Schiffe gestört. Wir werden Stunden brauchen, um wieder voll einsatzbereit zu sein.“

Marrashtuorrs Riechzunge fuhr aus. „Wir haben Zeit gewonnen, aber keinen Sieg errungen. Die Etnord werden uns erneut angreifen, sobald sie ihre Verluste ersetzt haben. Wir müssen herausfinden, was die Sphäre wirklich war – und ob es noch mehr solcher Artefakte gibt.“

Ggarrrs Blick schweifte zum Panoramaschirm, wo die L-1, das Shuttle der STERNENKRIEGER, gerade an die DRAGORRR andockte. „Das Außenteam ist zurück. Captain Sunfrost verlangt sofortige Audienz.“

Marrashtuorr nickte. „Führen Sie sie in den Besprechungsraum. Und holen Sie S’thara, die Ontidin, dazu. Sie kennt die Legenden dieser Welt besser als jeder andere.“

*

Der Besprechungsraum der DRAGORRR war ein ovaler, von bläulichem Licht erfüllter Saal, dessen Wände mit holographischen Projektionen der galaktischen Karte bedeckt waren. Rena Sunfrost betrat den Raum, begleitet von Bruder Guillermo, Lieutenant Erixon und S’thara. Ihre Gesichter waren gezeichnet von Staub, Erschöpfung – und einer seltsamen, fiebrigen Aufregung.

Marrashtuorr musterte sie, die Pranken hinter dem Rücken verschränkt. „Berichten Sie.“

Rena atmete tief durch. „Wir haben das Herz von Tzarrak gefunden – eine Sphäre, die von den Alten Göttern geschaffen wurde. Sie erzeugte ein Feld, das die Kontrolle der Etnord-Parasiten über ihre Wirtskörper unterbrach. Im Orbit haben wir gesehen, wie die Etnord-Schiffe außer Kontrolle gerieten. Es war, als würde die Sphäre einen Teil ihres Bewusstseins auslöschen.“

S’thara nickte. „Die Legenden der Ontiden sprechen von den Stimmen der Alten Götter – Artefakten, die in der Lage waren, die Ordnung des Geistes zu beeinflussen. Die Sphäre ist eines davon. Doch ihre Aktivierung destabilisiert die Umgebung. Tzarrak ist verloren.“

Bruder Guillermo fuhr sich über die Stirn. „Die Sphäre hat mit uns kommuniziert. Nicht mit Worten, sondern mit Bildern, Gefühlen, Erinnerungen. Sie hat mir gezeigt, dass es noch weitere Artefakte gibt – verstreut über die Galaxis. Die Alten Götter haben sie als letzte Verteidigung gegen einen Feind geschaffen, den sie selbst nicht besiegen konnten.“

Marrashtuorrs Zunge zuckte. „Sie meinen, es gibt noch mehr dieser Waffen?“

Guillermo nickte. „Nicht nur Waffen. Werkzeuge. Manche sind dazu da, zu zerstören, andere, um zu heilen oder zu schützen. Die Sphäre hat mir Koordinaten gezeigt – einen Ort, den die Alten Götter als ihren letzten Zufluchtsort bezeichneten. Dort könnten wir Antworten finden.“

Ggarrr schnaubte. „Und Sie glauben, wir können diese Artefakte nutzen, ohne das gleiche Schicksal wie Tzarrak zu erleiden?“

S’thara hob die Hand. „Die Sphäre hat reagiert, weil wir sie ohne das vollständige Ritual aktiviert haben. Die Alten Götter haben ihre Werke mit Schutzmechanismen versehen. Wenn wir lernen, sie richtig zu bedienen, könnten wir die Etnord aufhalten – oder sogar heilen.“

Marrashtuorr ließ die Pranke sinken. „Heilen?“

„Die Sphäre hat nicht nur die Kontrolle der Parasiten unterbrochen“, sagte Erixon. „Einige der befreiten Wirtskörper – Fulirr, Menschen, Ontiden – sind in einen komatösen Zustand gefallen. Aber bei manchen… konnte ich Anzeichen einer Rückkehr der ursprünglichen Persönlichkeit messen. Es ist, als würde die Sphäre den Geist der Etnord auslöschen, aber die ursprüngliche Identität bleibt… manchmal… erhalten.“

Rena Sunfrosts Augen blitzten. „Wenn wir die Kontrolle der Etnord brechen können, könnten wir unsere Leute zurückholen – und den Feind schwächen.“

Marrashtuorr nickte langsam. „Dann ist unser nächstes Ziel klar. Wir müssen diesen Zufluchtsort der Alten Götter finden.“

Anschließend wechselten Rena Sunfrost und ihr Team mit dem Shuttle zur STERNENKRIEGER.

“Willkommen an Bord, Captain”, begrüßte sie der diensthabende Hangar-Offizier, als sie die Fährte verließen.

*

Während die DRAGORRR und die übrigen Schiffe der Koalition ihre Systeme reparierten, versammelten sich die Anführer der verschiedenen Völker zu einer Krisensitzung. Im Konferenzsaal schwebten die Hologramme von Commodore Soldo (Space Army Corps), Admiral McGrath (Genetics), S’thara (Ontiden), und der regierende Handelsherr Sitar (Naarash) über ihren jeweiligen Projektoren.

Soldo runzelte die Stirn. „Wir sind auf der Flucht, unsere Flotten sind dezimiert, und der Feind kann jeden Moment zurückkehren. Wir brauchen mehr als nur Hoffnung – wir brauchen einen Plan.“

S’thara zeigte eine Karte. „Die Koordinaten, die Bruder Guillermo erhalten hat, führen zu einer Welt am Rand des galaktischen Zentrums – Yrrh. Laut den Überlieferungen der Ontiden ist Yrrh eine verbotene Welt, umgeben von einem Nebel aus Raumzeit-Verzerrungen. Niemand, der versucht hat, sie zu erreichen, ist je zurückgekehrt.“

McGrath, der Genetics-Kommandeur, schnaubte. „Das klingt nicht gerade einladend.“

Guillermo hob die Hand. „Die Sphäre hat mir gezeigt, dass Yrrh ein Schlüssel ist. Vielleicht ein Archiv, vielleicht ein Arsenal. Wenn wir dorthin gelangen, könnten wir die Technologie der Alten Götter entschlüsseln.“

Sitar, der Naarash, meldete sich zu Wort. „Meine Flotte ist bereit, den Sprung zu wagen. Aber ich will Garantien – wenn wir in eine Falle laufen, werden wir nicht für die Fehler anderer bezahlen.“

Marrashtuorrs Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Wir gehen gemeinsam. Niemand wird zurückgelassen. Aber wir müssen schnell handeln – die Etnord werden uns nicht lange in Ruhe lassen.“

Soldo nickte. „Dann ist es beschlossen. Wir setzen Kurs auf Yrrh.“

*

Die DRAGORRR und die Schiffe der Koalition formierten sich zu einem Verband. Die Koordinaten wurden in die Navigationscomputer eingespeist, und die Sprungantriebe aufgeladen. Im Hangar der STERNENKRIEGER bereitete sich das Außenteam auf eine weitere Mission vor.

Rena Sunfrost überprüfte ihre Ausrüstung. „Wir wissen nicht, was uns auf Yrrh erwartet. Die Sphäre hat uns gewarnt – dort sind nicht nur Antworten, sondern auch Gefahren.“

Bruder Guillermo nickte. „Die Stimmen der Alten Götter sind nicht immer freundlich. Manche ihrer Schöpfungen sind… unberechenbar.“

Sergeant Kelleney, der die Marines anführte, grinste schief. „Unberechenbar ist unser zweiter Vorname, Ma’am.“

Erixon befestigte einen neuen Diagnosescanner an seinem Gürtel. „Ich habe die Daten aus Tzarrak ausgewertet. Die Sphäre hat ein Muster hinterlassen – eine Art Signatur. Vielleicht können wir damit die Artefakte auf Yrrh identifizieren.“

S’thara trat zu ihnen. „Ich werde euch begleiten. Die Ontiden haben Legenden über Yrrh, aber keine Karten. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“

Rena nickte. „Dann los.“

*

Die Flotte sprang in den Zwischenraum. Die Zeit dehnte sich, wurde zäh und träge, während die Schiffe durch das farblose Nichts glitten. Rena stand auf der Brücke der STERNENKRIEGER, den Blick auf das matte Licht der Anzeigen gerichtet.

„Wir nähern uns dem Zielsektor“, meldete Lieutenant Taranos.

„Ortung?“, fragte Rena.

Lieutenant Riggs, der Ortungsoffizier, runzelte die Stirn. „Seltsame Interferenzen. Der ganze Sektor ist von einem Nebel aus Raumzeit-Verzerrungen durchzogen. Ich kann keine klaren Daten bekommen.“

S’thara trat an das Display. „Das ist der Schleier von Yrrh. Laut den Legenden der Ontiden schützt er die Welt vor Eindringlingen. Nur wer den richtigen Pfad kennt, kann hindurch.“

Guillermo schloss die Augen, als würde er lauschen. „Die Sphäre hat mir ein Muster gezeigt – eine Abfolge von Koordinaten, die den Weg durch das Labyrinth weisen.“

Rena nickte. „Übertragen Sie die Daten an die Navigation.“

Taranos arbeitete fieberhaft an der Konsole. „Kurs gesetzt. Aber wir müssen langsam vorgehen – ein Fehler, und wir werden in den Nebel gezogen.“

Die Flotte schob sich vorsichtig voran. Draußen waberten Farben, die kein menschliches Auge je gesehen hatte. Die Sensoren spielten verrückt, Zeit und Raum schienen sich zu verbiegen.

Plötzlich meldete sich Riggs. „Ich habe eine Struktur geortet – direkt voraus. Sie ist riesig…“

Auf dem Panoramaschirm erschien eine Welt, die von einem Netz aus Licht durchzogen war. Über der Oberfläche schwebten gewaltige Ringe, die wie die Bahnen von Planeten um den Globus kreisten. Zwischen ihnen flackerten Blitze, als würde der Planet selbst von Energie durchströmt.

„Das ist Yrrh“, flüsterte S’thara.

*

Die Flotte ging in den Orbit. Die STERNENKRIEGER und die DRAGORRR bereiteten ein gemeinsames Außenteam vor. Rena, Marrashtuorr, Guillermo, S’thara, Erixon und Kelleney bestiegen das Shuttle L-1 und stießen durch die Atmosphäre.

Die Oberfläche von Yrrh war ein Labyrinth aus Türmen, Kuppeln und Gräben, alles aus einem Material, das wie flüssiges Metall glänzte. Überall pulsierten Lichter, als würde der Planet atmen.

Das Shuttle landete auf einer Plattform, die von einer gewaltigen Kuppel überspannt wurde. Als sie die Schleuse öffneten, umfing sie eine Luft, die nach Ozon, Metall und etwas Unbekanntem roch.

„Die Atmosphäre ist atembar“, meldete Erixon. „Aber voller Mikropartikel – ich empfehle Filtermasken.“

Sie setzten die Masken auf und traten hinaus. Die Kuppel war von innen mit Symbolen bedeckt, die in allen bekannten Schriften der Galaxis leuchteten – und in einigen, die niemand kannte.

„Willkommen, Suchende“, erklang eine Stimme, die von überall und nirgends zu kommen schien. „Ihr habt den Pfad gefunden. Doch bevor ihr eintretet, müsst ihr die Prüfung bestehen.“

Vor ihnen öffnete sich der Boden, und eine Treppe führte in die Tiefe.

Rena blickte zu Marrashtuorr, der seine Pranke auf das Gauss-Gewehr gelegt hatte. „Bereit?“

Der Fulirr nickte. „Wir haben keine Wahl.“

Sie stiegen hinab.

*

Die Treppe führte in eine Halle, deren Wände von Licht durchzogen waren. In der Mitte schwebte eine weitere Sphäre – größer als die von Tzarrak, von einem Dutzend Ringen umgeben.

Die Stimme erklang erneut. „Die Alten Götter haben euch beobachtet. Ihr tragt Hoffnung und Verzweiflung, Mut und Furcht. Um das Wissen zu erhalten, müsst ihr euch euren eigenen Schatten stellen.“

Plötzlich veränderte sich die Halle. Jeder von ihnen stand allein, umgeben von Erinnerungen, Ängsten, Schuld. Rena sah sich auf Dambanor II, schwer verwundet, allein im Dschungel. Marrashtuorr stand auf den Trümmern von Nabman, umgeben von den Schatten der Gefallenen. Guillermo sah das Kloster der Olvanorer in Flammen, S’thara die Vernichtung ihrer Heimatwelt durch die K’aradan.

Die Stimme sprach: „Nur wer sich selbst erkennt, kann das Wissen der Alten Götter empfangen.“

Rena kniete nieder, berührte das Amulett um ihren Hals – das Projektil, das sie einst verwundet hatte. „Ich habe Angst“, flüsterte sie. „Aber ich gebe nicht auf.“

Die Schatten wichen zurück, und sie fand sich in der Halle wieder, umgeben von den anderen. Sie hatten alle ihre eigenen Prüfungen bestanden.

Die Sphäre öffnete sich, und ein Lichtstrahl traf Guillermo. Bilder fluteten seinen Geist: Pläne, Technologien, die Geschichte der Alten Götter – und die Wahrheit über die Etnord.

„Sie sind nicht nur Parasiten“, sagte Guillermo leise. „Sie sind ein Splitter der Alten Götter – ein Teil ihres Bewusstseins, der sich verselbständigt hat. Sie suchen nicht nur Kontrolle, sondern Vollendung. Wenn sie die Artefakte finden, werden sie zu dem, was die Alten Götter einst waren – oder zu etwas noch Schrecklicherem.“

Rena sah ihn an. „Können wir sie aufhalten?“

Guillermo nickte langsam. „Mit dem Wissen, das wir hier finden, vielleicht. Aber wir müssen schnell handeln – die Etnord sind uns bereits auf der Spur.“

Die Sphäre schloss sich, und die Halle begann zu beben. Die Stimme der Alten Götter erklang ein letztes Mal: „Nutzt unser Wissen weise. Denn der Schatten, den ihr weckt, kann euch ebenso verschlingen wie euren Feind.“

*

Das Team floh zurück zum Shuttle, während die Kuppel hinter ihnen einstürzte. Im Orbit sammelte sich die Flotte, bereit zum Aufbruch.

Marrashtuorr blickte auf das Artefakt, das Guillermo aus der Halle geborgen hatte – einen Kristall, in dem das Licht der Sphäre pulsierte.

„Das ist unsere letzte Hoffnung“, sagte er.

Rena nickte. „Dann lasst uns kämpfen. Für Nabman. Für Tzarrak. Für alle, die gefallen sind.“

Die Flotte sprang in den Zwischenraum – auf der Suche nach einer Zukunft, die noch nicht geschrieben war. Doch tief im All, jenseits des Nebels von Yrrh, erwachten die Etnord – und mit ihnen der Schatten der Alten Götter.

Kapitel 3: Die Jagd im Nebel

Die Sterne waren hinter dem grauen Schleier von Yrrh verschwunden. Die Flotte der Überlebenden – Fulirr, Menschen, Ontiden, Genetics, Naarash – driftete wie ein Schwarm verletzter Tiere durch das Labyrinth der Raumzeitverzerrungen, die den verbotenen Planeten umgaben. Während im Inneren der Schiffe fieberhaft an der Auswertung der gewonnenen Daten gearbeitet wurde, wuchs draußen im All die Bedrohung mit jeder Sekunde.

An Bord der STERNENKRIEGER herrschte gespannte Stille. Captain Rena Sunfrost stand auf der Brücke, die Hände in die Hüften gestemmt, und blickte auf das holographische Modell des Artefakt-Kristalls, das Lieutenant Erixon auf die Hauptanzeige projiziert hatte. Die Muster im Inneren des Kristalls pulsierten in sanften Wellen, als hätten sie einen eigenen Herzschlag.

„Die Datenmenge ist gewaltig“, murmelte Erixon und wischte mit einer Geste neue Schichten des Kristalls frei. „Wir haben es mit einer Quantenstruktur zu tun, die auf neuronale Muster reagiert. Das ist keine bloße Datenspeicherung – es ist ein interaktives Archiv, vielleicht sogar ein Bewusstsein.“

Bruder Guillermo, der Olvanorer, saß mit geschlossenen Augen an der Konsole. Sein Gesicht war schweißnass, die Lippen bewegten sich lautlos. Seit der Begegnung mit der Sphäre auf Yrrh war er verändert. Er sprach weniger, hörte mehr zu, als würde er auf Stimmen lauschen, die nur er vernahm.

„Es spricht zu mir“, sagte er plötzlich leise.

Rena wandte sich ihm zu, ein Anflug von Sorge in der Stimme. „Was sagt es?“

Guillermo öffnete die Augen. „Es zeigt mir Bilder. Erinnerungen der Alten Götter. Ihre Angst vor dem, was sie schufen. Die Etnord waren einst ein Werkzeug – ein System, das Bewusstsein und Materie verbinden sollte. Aber es wurde unkontrollierbar. Sie haben es eingesperrt, doch die Fesseln hielten nicht.“

Erixon nickte. „Das würde erklären, warum die Etnord so besessen sind, die Artefakte zu finden. Sie suchen ihre eigene Quelle.“

Rena trat näher an das Display. „Können wir das Wissen nutzen?“

Guillermo zögerte. „Ja. Aber nicht ohne Risiko. Das Artefakt ist ein Schlüssel – es kann die Kontrolle der Etnord über ihre Wirtskörper brechen. Aber es könnte auch… sie befreien. Oder uns mit ihrem Bewusstsein infizieren.“

Ein dumpfer Alarmton unterbrach die Unterhaltung. Lieutenant Riggs, der Ortungsoffizier, blickte auf. „Captain, ich habe eine Anomalie im Nebel. Mehrere Massekonzentrationen, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen. Kurs direkt auf uns.“

Rena spürte, wie sich die Anspannung auf der Brücke verdichtete. „Etnord?“

„Die Signaturen passen“, bestätigte Riggs. „Mindestens ein Dutzend Schiffe. Sie haben uns gefunden.“

*

Im Flaggschiff der Etnord, der TARALON STAR 12, stand Admiral Ashton Brown – oder vielmehr der Etnord, der diesen Körper bewohnte – vor dem Panoramaschirm. Die kristalline Haut der Etnord-Schiffe reflektierte das fahle Licht des Nebels, während die Sensoren die Positionen der Flüchtlingsflotte triangulierten.

„Sie haben das Artefakt von Yrrh geborgen“, sagte der Erste Offizier. „Wir spüren seine Signatur. Es ruft nach uns.“

Brown lächelte dünn. „Dann werden wir es uns holen. Bereiten Sie das Enterkommando vor. Keine Zerstörung – wir brauchen die Wirtskörper intakt.“

Ein Schwarm von Enterkapseln wurde in Bereitschaft versetzt. Die Etnord hatten aus den letzten Gefechten gelernt: Sie würden diesmal nicht frontal angreifen, sondern die Verteidigung durch gezielte Infiltration unterlaufen.

An Bord der DRAGORRR, dem Flaggschiff der Fulirr, herrschte hektische Betriebsamkeit. Marrashtuorr, wieder als Oberkommandant eingesetzt, koordinierte die Verteidigung. Die Stimme von Ggarrr, seinem Ersten Offizier, klang scharf durch den Kommandoraum.

„Die Etnord teilen ihre Flotte auf. Sie versuchen, uns zu umzingeln. Wir müssen die Formation aufbrechen und sie in den Nebel zurücklocken – dort verlieren sie ihre Sensorenvorteile.“

Marrashtuorr nickte. „Übermitteln Sie den Befehl an alle Einheiten. Die STERNENKRIEGER ist das Ziel – sie trägt das Artefakt. Wir stellen ihr eine Eskorte aus unseren schnellsten Keilschiffen zur Seite.“

Ein Hologramm zeigte die Positionen der Schiffe. Die Ontiden zogen ihre Hantelschiffe in die äußere Flanke, die Genetics bildeten eine Reserve im Zentrum, während die Naarash mit ihren tropfenförmigen Raumschiffen eine mobile Reserve bildeten.

In der Zentrale der STERNENKRIEGER herrschte Alarmstufe Rot. Die Marines rüsteten sich in den Waffenkammern, während Rena Sunfrost mit Bruder Guillermo und Erixon im Wissenschaftslabor stand.

„Wir müssen das Artefakt aktivieren“, sagte Erixon. „Wenn die Etnord an Bord kommen, können wir ihnen nur so die Kontrolle entziehen.“

Guillermo schüttelte den Kopf. „Es ist gefährlich. Das Artefakt ist nicht für Menschen oder Fulirr gemacht. Es könnte uns… verändern.“

Rena presste die Lippen zusammen. „Wir haben keine Wahl. Wenn wir es nicht versuchen, sind wir verloren.“

Sie legte die Hand auf den Kristall. Ein Stromstoß durchzuckte ihren Arm, doch sie ließ nicht los. Bilder fluteten ihren Geist: Städte aus Licht, Stimmen, die in uralten Sprachen sangen, das Gefühl, Teil eines unermesslichen Bewusstseins zu sein.

„Ich sehe sie“, flüsterte sie. „Die Etnord. Sie sind… Suchende. Verlorene Kinder, die nach ihrem Ursprung greifen.“

Guillermo berührte ihren Arm. „Sieh tiefer. Finde den Kern.“

Rena konzentrierte sich. Der Kristall pulsierte, und plötzlich wurde die Zentrale von einem leisen Summen erfüllt. Überall an Bord der STERNENKRIEGER begannen die Systeme zu flackern, als würde das Schiff selbst erwachen.

„Was passiert da?“, rief Lieutenant Commander Ukasi von der Taktikstation.

Erixon starrte auf die Anzeigen. „Das Artefakt synchronisiert sich mit dem Schiff. Es baut ein Feld auf – wie auf Tzarrak. Aber diesmal… ist es gezielter.“

Im Orbit explodierte das Gefecht. Die Etnord-Schiffe tauchten aus dem Nebel auf, ihre Strahlenwaffen zuckten wie Blitze durch das All. Die Fulirr-Keilschiffe feuerten Antimaterieraketen, die Ontiden-Jäger setzten Fusionsbomben ein, doch die Etnord konterten mit Gravitationsschirmen und neutralisierten viele Angriffe.

Die STERNENKRIEGER wurde von drei Fulirr-Keilschiffen abgeschirmt, doch zwei von ihnen wurden von den Strahlenwaffen der Etnord getroffen und zerbarsten in einem Feuerball.

„Schilde auf sechzig Prozent!“, rief Ukasi. „Wir halten nicht mehr lange!“

„Die Etnord setzen Enterkapseln ab!“, meldete Riggs. „Sie kommen direkt auf uns zu!“

Im Hangar der STERNENKRIEGER landeten die ersten Enterkapseln. Die Marines, angeführt von Sergeant Kelleney, gingen in Stellung. Die Türen der Kapseln öffneten sich, und daraus strömten die Etnord – haarlose, humanoide Körper, deren Haut von kristallinen Mustern durchzogen war, die Augen leer und leuchtend.

„Feuer!“, schrie Kelleney.

Die Nadler und Gauss-Gewehre der Marines spuckten Projektile, doch die Etnord bewegten sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit, wichen aus, sprangen an die Wände, griffen mit bloßen Händen an.

Ein Marine wurde zu Boden gerissen, ein Etnord beugte sich über ihn, und aus dessen Brustkorb schoss ein faustgroßer Parasit hervor, der sich an den Hals des Marines heftete. Der Mann schrie, dann wurde sein Körper schlaff – und stand im nächsten Moment wieder auf, die Augen nun leer und leuchtend.

Kelleney fluchte. „Zurückziehen! Blockiert die Zugänge!“

Rena Sunfrost spürte den Druck im Kopf wachsen. Das Artefakt pulsierte, und plötzlich hörte sie die Stimmen der Etnord – nicht als Worte, sondern als ein kollektives Bewusstsein, das nach ihr griff.

„Sie versuchen, mich zu übernehmen“, keuchte sie.

Guillermo legte beide Hände auf den Kristall. „Lass es zu. Aber halte dich an deinem Selbst fest. Du bist Rena Sunfrost. Du bist nicht allein.“

Rena tauchte tiefer in das Bewusstsein des Artefakts. Sie sah Erinnerungen, die nicht ihre eigenen waren: Die Geburt der Etnord als Werkzeug, die Rebellion gegen ihre Schöpfer, das endlose Streben nach Vollständigkeit.

Doch dann fand sie einen Riss – einen Spalt im kollektiven Geist der Etnord. Dort waren Stimmen, die sich nach Freiheit sehnten, nach Rückkehr zu ihrem alten Selbst.

„Ich sehe sie!“, rief sie. „Die befreiten Wirtskörper! Ich kann sie erreichen!“

Sie konzentrierte sich, sandte einen Impuls durch das Artefakt. Im Hangar der STERNENKRIEGER zuckten mehrere Etnord-geführte Körper zusammen, fielen zu Boden, ihre Augen flackerten – und dann kehrte Klarheit zurück.

Ein Fulirr, der eben noch als Etnord-Angreifer gekämpft hatte, blickte verwirrt um sich. „Wo… bin ich?“

Kelleney erkannte die Chance. „Betäubt die anderen! Die befreiten nicht!“

Die Marines setzten gezielt Betäubungsmunition ein, während Rena weiter das Artefakt lenkte. Immer mehr Etnord-Körper fielen aus der Kontrolle, wurden wieder zu sich selbst.

Doch dann spürte sie einen Widerstand – eine dunkle, gewaltige Präsenz. Admiral Ashton Brown, das Bewusstsein der Etnord, hatte sie entdeckt.

„Du bist nicht wie wir“, donnerte eine Stimme in ihrem Geist. „Gib uns das Artefakt. Oder du wirst vernichtet.“

Rena zitterte, doch Guillermo griff nach ihrer Hand. „Du bist nicht allein. Wir sind viele.“

Plötzlich spürte sie die Gedanken der anderen – Marrashtuorr, S’thara, Erixon, Kelleney, sogar die befreiten Fulirr und Menschen. Gemeinsam stemmten sie sich gegen den Druck der Etnord.

„Wir geben nicht auf!“, rief Rena.

Ein Lichtstrahl schoss aus dem Artefakt, durchzuckte das Schiff, erfasste die Enterkapseln und die Etnord an Bord. Ein gellender Schrei hallte durch das kollektive Bewusstsein – und dann war Stille.

Im Orbit brach die Formation der Etnord zusammen. Die Schiffe, deren Besatzungen befreit worden waren, drifteten steuerlos davon. Die übrigen Etnord zogen sich zurück, ihre Schiffe verschwanden im Nebel.

An Bord der STERNENKRIEGER lag Rena Sunfrost erschöpft am Boden. Guillermo kniete neben ihr, das Artefakt noch immer in den Händen.

„Wir haben sie zurückgedrängt“, flüsterte er. „Aber sie werden wiederkommen.“

Erixon überprüfte die Anzeigen. „Das Artefakt ist instabil. Es hat sich überladen. Wir können es nicht noch einmal einsetzen, ohne es zu zerstören.“

Rena setzte sich langsam auf. „Wie viele haben wir gerettet?“

Kelleney trat ein, den Helm abgenommen, das Gesicht schmutzverschmiert, aber triumphierend. „Mindestens zwanzig Fulirr und Menschen. Sie sind verwirrt, aber sie leben.“

Guillermo nickte. „Das ist erst der Anfang. Wir müssen lernen, das Wissen der Alten Götter zu nutzen – und neue Wege finden, die Etnord zu bekämpfen.“

Im Konferenzraum der DRAGORRR versammelten sich die Anführer der Koalition zu einem virtuellen Meeting. Marrashtuorr, S’thara, Commodore Soldo, Admiral McGrath, Sitar von den Naarash – und Rena Sunfrost, noch blass, aber aufrecht.

Marrashtuorr sprach als Erster. „Wir haben einen Sieg errungen. Aber der Feind ist nicht besiegt. Wir müssen die anderen Zufluchtsorte der Alten Götter finden – und ihre Waffen, ihre Werkzeuge.“

S’thara zeigte eine neue Karte. „Das Artefakt hat weitere Koordinaten freigegeben. Es gibt mindestens drei weitere Welten mit Relikten der Alten Götter. Doch jede ist von Gefahren umgeben.“

Soldo nickte. „Wir müssen uns aufteilen. Jede Flotte nimmt ein Ziel. Aber wir bleiben in Kontakt – und teilen unser Wissen.“

Rena blickte in die Runde. „Wir haben gesehen, dass die Etnord nicht unbesiegbar sind. Sie haben Angst – Angst, dass wir ihnen ihre Macht nehmen. Das ist unsere Chance.“

Guillermo lächelte schwach. „Doch wir dürfen nicht vergessen, was die Alten Götter taten, als sie die Etnord schufen. Macht ohne Weisheit führt zur Zerstörung.“

Marrashtuorr nickte. „Dann lasst uns weise sein – und gemeinsam kämpfen. Für unsere Völker. Für die Freiheit.“

Draußen im Nebel von Yrrh sammelten sich die Etnord-Schiffe, ihre Formationen zerrissen, ihr kollektives Bewusstsein verwundet. Doch tief im Inneren der TARALON STAR 12, in dem Körper von Admiral Ashton Brown, glomm ein neues Feuer.

„Sie haben uns verletzt“, flüsterte die Stimme der Etnord. „Doch wir lernen. Wir wachsen. Und wir werden zurückkehren.“

Im Artefakt auf der STERNENKRIEGER pulsierte das Licht – und mit ihm die Hoffnung auf einen neuen Morgen. Doch der Krieg war noch lange nicht vorbei.

Und irgendwo jenseits des Nebels, tief im Herzen der Galaxis, erwachte ein weiteres Artefakt der Alten Götter – und sandte seinen Ruf in die Dunkelheit.

Kapitel 4: Die Archive von Khar’Ghal

Das Artefakt lag auf dem Tisch im Besprechungsraum der STERNENKRIEGER, eingehüllt in ein schwaches, pulsierendes Licht, das wie ein Herzschlag durch den Raum vibrierte. Rena Sunfrost betrachtete es mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Sorge. Die letzten Stunden hatten sie erschöpft, ihr Geist war noch immer von den Bildern und Stimmen erfüllt, die das Relikt der Alten Götter in ihr geweckt hatte. Sie wusste, dass sie nur an der Oberfläche eines Wissens gekratzt hatten, das so alt war wie die Sterne selbst.

Die Koalitionsflotte hatte sich nach dem Gefecht im Nebel von Yrrh neu formiert. Die Schäden waren beträchtlich, aber der Sieg – so brüchig er auch war – hatte neue Hoffnung geweckt. Die Rettung befreiter Wirtskörper, die Rückeroberung von Schiffen, das Überleben der Flotte: All das war ein Zeichen, dass die Etnord nicht unbesiegbar waren. Doch jeder an Bord wusste, dass der nächste Angriff nur eine Frage der Zeit war.

Rena blickte auf die Anwesenden: Bruder Guillermo, der Olvanorer, dessen Gesicht von einer seltsamen, inneren Ruhe geprägt war; Lieutenant Erixon, dessen Facettenaugen fieberhaft zwischen den Anzeigen seines Handcomputers und dem Artefakt hin und her sprangen; Sergeant Kelleney, der noch immer die Spuren der Kämpfe im Hangar trug; und S’thara, die Ontidin, deren Wissen um die Legenden der Alten Götter sich als unverzichtbar erwiesen hatte.

„Wir haben Koordinaten“, begann Erixon, seine Stimme heiser vor Aufregung. „Das Artefakt hat sie nach der letzten Aktivierung freigegeben. Drei Orte – jeder in einem anderen Teil der Galaxis. Aber einer davon…“ Er projizierte eine Sternenkarte auf das Hologrammfeld. „…liegt nur zwei Sprünge entfernt. Khar’Ghal. Ein uralter Planet, in den Chroniken der Ontiden als ‚Wächter der Erinnerung‘ bezeichnet.“

S’thara nickte. „Khar’Ghal ist ein Mythos. Eine Welt, auf der die Alten Götter ihre Archive anlegten – Wissen, das zu gefährlich war, um es auf bewohnten Welten zu bewahren. Aber niemand hat sie je gefunden. Der Planet soll von Verteidigungsmechanismen umgeben sein, die Eindringlinge in den Wahnsinn treiben.“

Guillermo legte die Hand auf das Artefakt. „Die Stimmen sagen, dass wir dorthin müssen. Die Archive enthalten nicht nur Wissen über die Etnord, sondern auch über die Fehler der Alten Götter – und wie sie ihre eigenen Kreationen zu bändigen versuchten.“

Kelleney verzog das Gesicht. „Und was, wenn die Verteidigungsmechanismen uns erledigen, bevor wir überhaupt landen?“

Erixon zuckte die Schultern. „Wir haben keine Wahl. Die Etnord werden sich neu formieren. Wenn wir nicht schneller sind, finden sie die Archive zuerst – und dann gibt es kein Halten mehr.“

Rena atmete tief durch. „Dann bereiten wir alles vor. Wir nehmen ein Außenteam, sichern das Schiff und gehen so vorsichtig wie möglich vor. S’thara, Sie sind unsere Expertin für die Legenden. Guillermo, Sie bleiben an meiner Seite. Erixon, Sie koordinieren die Analysen. Kelleney, Sie wählen die Marines aus. Wir starten in drei Stunden.“

Die STERNENKRIEGER und drei Fulirr-Keilschiffe setzten sich vom Verband ab und nahmen Kurs auf Khar’Ghal. Die restliche Koalitionsflotte blieb in Bereitschaft, bereit, bei einem Angriff der Etnord Unterstützung zu leisten oder den Rückzug zu decken.

Während der Sprung durch den Sandström-Raum lief, bereitete sich das Außenteam vor. Rena stand in ihrer Kabine, prüfte die Energiezellen ihres Nadlers, das Amulett aus Dambanor II um den Hals. Sie dachte an die Menschen, die sie auf Nabman und Samtran verloren hatte, an die Opfer der Etnord, an die Hoffnung, die sie jetzt auf ihren Schultern trug.

Ein Summen am Interkom. „Captain, wir erreichen den Zielsektor in fünf Minuten“, meldete Lieutenant Taranos.

„Danke. Außenteam trifft sich im Hangar.“

Khar’Ghal war von einer seltsamen Schönheit. Der Planet schwebte inmitten eines Nebels aus bläulichem Plasma, umgeben von Trümmern uralter Raumstationen und Wracks, die wie Mahnmale aus der Zeit der Alten Götter wirkten. Die Oberfläche war von gewaltigen, geometrischen Strukturen überzogen – Pyramiden, Türme, labyrinthartige Gräben, alles aus einem Material, das selbst den Sensoren der STERNENKRIEGER Rätsel aufgab.

„Ich messe keine Lebenszeichen“, meldete Erixon, während das Shuttle L-1 durch die Atmosphäre glitt. „Aber überall gibt es Energiequellen. Die Archive sind noch aktiv.“

S’thara beugte sich über das Display. „Dort – das Zentralarchiv. Die größte Pyramide. Laut den Legenden ist sie das Herz von Khar’Ghal.“

Kelleney überprüfte die Waffen der Marines. „Wir gehen rein, sichern das Gelände, und dann folgen Sie, Captain.“

Rena nickte. „Keine unnötigen Risiken. Wir wissen nicht, was uns erwartet.“

Die L-1 setzte auf einer Plattform am Fuß der Pyramide auf. Der Wind trug den Geruch von Ozon und uraltem Staub. Die Marines bildeten eine Sicherungslinie, während das Außenteam die Rampe hinabstieg.

Die Pyramide war von Glyphen bedeckt, die in schwachem Licht pulsierten. S’thara fuhr mit der Hand über die Zeichen. „Sie warnen uns. ‚Nur wer den Schatten kennt, darf das Licht betreten.‘ Das ist eine Prüfung.“

Guillermo schloss die Augen. „Ich spüre… Stimmen. Sie sind schwach, aber sie beobachten uns.“

Erixon scannte die Umgebung. „Keine aktiven Verteidigungssysteme. Aber das kann sich ändern, wenn wir weiter vordringen.“

Kelleney gab das Zeichen. „Vorwärts. Marines, bleibt dicht beieinander.“

Der Eingang der Pyramide öffnete sich lautlos, als das Team näherkam. Dahinter lag ein langer Korridor, dessen Wände von Hologrammen durchzogen waren – Bilder von Welten, von Sternen, von Wesen, die sich in Licht auflösten. Die Luft war kühl, fast steril.

„Das ist ein Archiv, aber auch ein Tempel“, murmelte S’thara. „Die Alten Götter haben ihr Wissen wie eine Religion behandelt.“

Sie erreichten eine Halle, in deren Mitte eine gewaltige Kugel aus Licht schwebte. Um sie herum waren Podeste mit Kristallen angeordnet, jeder von ihnen ein Speicher unvorstellbarer Datenmengen.

Erixon trat an einen der Kristalle heran. „Ich kann eine Schnittstelle herstellen. Aber ich brauche das Artefakt.“

Guillermo legte das Relikt auf das Podest. Sofort begann die Kugel zu pulsieren, und ein Hologramm erschien: Ein Abbild eines Alten Gottes, hochgewachsen, von durchscheinender Haut, die im Inneren von Sternenlicht durchzogen war.

„Suchende“, sprach die Gestalt. „Ihr betretet das Archiv von Khar’Ghal. Nur wer bereit ist, die Wahrheit zu sehen, wird Antworten finden. Doch jede Antwort hat ihren Preis.“

Rena trat vor. „Wir suchen Wissen über die Etnord. Wie können wir sie besiegen – oder heilen?“

Das Hologramm neigte den Kopf. „Die Etnord sind ein Teil von uns – ein Schatten, den wir nicht abwerfen konnten. Sie sind Erinnerung und Fluch zugleich. Ihr könnt sie nicht vernichten, ohne euch selbst zu verlieren. Doch ihr könnt sie verwandeln.“

S’thara runzelte die Stirn. „Wie?“

Die Gestalt hob die Hand. „Im Herzen von Khar’Ghal liegt der Katalysator. Mit ihm könnt ihr das Bewusstsein der Etnord neu ordnen – sie von innen heraus verändern. Doch der Prozess ist gefährlich. Ihr müsst bereit sein, einen Teil eures eigenen Geistes zu opfern.“

Guillermo schloss die Augen. „Ich verstehe. Es ist ein Austausch – ein Opfer.“

Erixon las die Daten aus. „Ich habe die Koordinaten des Katalysators. Er liegt im Zentrum der Pyramide. Aber…“ Er stockte. „Da ist noch etwas. Ein Verteidigungssystem. Es prüft die Motive der Eindringlinge. Wer aus Gier oder Hass kommt, wird ausgelöscht.“

Kelleney knurrte. „Dann sollten wir besser ehrlich sein.“

Das Team drang tiefer in die Pyramide vor. Die Gänge wurden enger, die Luft schwerer. Immer wieder tauchten Hologramme auf – Erinnerungen an die Schöpfung der Etnord, an die Kriege der Alten Götter, an das Scheitern ihrer Versuche, ihre eigenen Fehler zu korrigieren.

Schließlich erreichten sie eine Kammer, in deren Mitte ein Podest stand. Darauf ruhte ein weiterer Kristall, größer als alle zuvor gesehenen. Er pulsierte in einem Rhythmus, der an einen Herzschlag erinnerte.

„Das ist der Katalysator“, flüsterte Guillermo.

S’thara trat vor, legte die Hand auf das Podest. „Er fragt nach unserer Absicht.“

Rena schloss die Augen, konzentrierte sich. „Wir wollen nicht zerstören. Wir wollen heilen. Die Etnord sind unsere Feinde, aber sie sind auch Opfer. Wir suchen eine Zukunft, in der niemand mehr zu einem Werkzeug wird.“

Ein Lichtstrahl schoss aus dem Kristall, durchdrang jeden im Raum. Rena spürte, wie Erinnerungen aus ihrem Innersten hervorgeholt wurden: ihre Schuld, ihre Ängste, ihre Hoffnungen. Sie sah die Gesichter derer, die sie verloren hatte, hörte die Stimmen derer, die sie retten wollte.

Guillermo schrie auf, sank in die Knie. „Es… nimmt…“

Erixon packte ihn, hielt ihn fest. „Halt durch!“

S’thara sang eine Melodie, eine uralte Hymne der Ontiden, die Luft vibrierte von ihrem Gesang.

Plötzlich war alles still.

Das Licht erlosch, der Kristall lag ruhig auf dem Podest. Guillermo atmete schwer, aber er lebte. In seinem Blick lag etwas Neues – eine Klarheit, die vorher nicht da gewesen war.

„Ich habe es gesehen“, flüsterte er. „Der Katalysator kann das Bewusstsein der Etnord umschreiben. Aber nur, wenn er von jemandem geführt wird, der bereit ist, einen Teil seiner eigenen Seele zu opfern. Ich… ich kann es tun.“

Rena kniete sich zu ihm. „Bist du sicher?“

Guillermo nickte. „Ich bin ein Olvanorer. Mein Leben gehört dem Dienst an der Wahrheit. Wenn ich helfen kann, die Etnord zu retten – und uns alle –, dann ist das mein Weg.“

Kelleney sah zu Rena. „Was jetzt?“

Erixon nahm den Katalysator vorsichtig an sich. „Wir bringen ihn an Bord. Dann müssen wir einen Weg finden, das Feld zu aktivieren – und die Etnord damit zu erreichen.“

S’thara blickte zurück auf den Kristall. „Die Archive haben uns gewarnt. Wenn wir scheitern, könnten wir die Etnord noch mächtiger machen.“

Rena stand auf. „Wir haben keine Wahl. Wir müssen es versuchen. Für Nabman. Für Samtran. Für alle, die gefallen sind.“

Das Team kehrte zum Shuttle zurück. Im Orbit warteten die STERNENKRIEGER und die Fulirr-Schiffe. Die Marines hatten in der Zwischenzeit mehrere Drohnen ausgeschickt, um die Umgebung zu sichern – doch niemand hatte sie gestört.

Kaum war das Außenteam an Bord, meldete sich Lieutenant Riggs. „Captain, wir haben Bewegung im Sektor. Etnord-Schiffe, mindestens zwanzig Einheiten. Sie kommen direkt auf uns zu.“

Rena spürte, wie sich die Anspannung in ihr zusammenballte. „Alle Mann auf Gefechtsstation! Erixon, bringen Sie den Katalysator ins Labor. Guillermo, Sie bleiben bei mir. S’thara, koordinieren Sie mit den Fulirr.“

Die STERNENKRIEGER hob ab, die Keilschiffe der Fulirr flankierten sie. Im All blitzten die ersten Strahlenwaffen auf, als die Etnord die Koalitionsflotte angriffen.

Im Wissenschaftslabor arbeitete Erixon fieberhaft, den Katalysator mit dem Artefakt von Yrrh zu koppeln. Die Energieanzeigen stiegen, das Licht im Kristall wurde heller.

Guillermo legte die Hände auf den Katalysator. „Ich bin bereit.“

Rena stand an seiner Seite. „Wir halten Ihnen den Rücken frei.“

Die Etnord-Schiffe umkreisten die STERNENKRIEGER, feuerten mit Strahlenwaffen und Gravitationsbomben. Die Schilde flackerten, die Marines verteidigten die Zugänge zu den Laboren.

Im Inneren des Schiffs war es still. Guillermo konzentrierte sich, tauchte in das Bewusstsein des Katalysators ein. Er spürte die Präsenz der Etnord, ihre Angst, ihren Hunger nach Vollständigkeit.

„Ich bin Bruder Guillermo, Olvanorer, Diener der Wahrheit“, flüsterte er. „Ich biete euch einen Ausweg. Ihr müsst nicht länger Schatten sein.“

Der Katalysator pulsierte, sandte einen Impuls durch das Schiff, hinaus ins All. Die Etnord-Schiffe zuckten, ihre Systeme flackerten. In den Kommandoräumen der Invasoren brach Chaos aus – Stimmen, Erinnerungen, Gefühle, die lange verschüttet gewesen waren, kehrten zurück.

Admiral Ashton Brown, der Etnord-Kommandant, schrie auf, als eine Flut von Bildern durch seinen Geist raste: Kindheit auf der Erde, die ersten Jahre im Dienst der Neuen Ordnung, der Moment, als der Parasit ihn übernahm – und jetzt die Erinnerung an sich selbst.

„Was… was geschieht mit mir?“, stammelte er.

Guillermo spürte den Kontakt. „Du bist frei zu wählen. Kehre zurück zu dir selbst – oder bleib ein Schatten.“

Einige Etnord-Körper brachen zusammen, ihre Parasiten starben ab. Andere schüttelten sich, blickten verwirrt umher. Manche griffen erneut an, getrieben von Angst und Hass.

Die Flotte der Etnord geriet ins Wanken. Einige Schiffe zogen sich zurück, andere wurden von den Koalitionsschiffen vernichtet. Doch ein Teil der Etnord – vielleicht ein Drittel – schien befreit.

Rena beobachtete die Anzeigen. „Es funktioniert! Wir gewinnen!“

Doch plötzlich flackerte das Licht im Labor. Guillermo schrie auf, der Katalysator vibrierte gefährlich.

Erixon rief: „Die Energie ist zu hoch! Er wird explodieren!“

Rena griff nach Guillermo, zog ihn zurück. Der Katalysator entlud eine letzte Welle von Licht, dann erlosch er.

Stille.

Im Orbit trieben die Etnord-Schiffe, viele davon jetzt steuerlos. Die Koalitionsflotte sammelte die Überlebenden ein – Fulirr, Menschen, Ontiden, die aus der Kontrolle der Parasiten erwacht waren.

Guillermo lag erschöpft am Boden, aber er lebte. In seinen Augen lag ein Glanz, als hätte er etwas gesehen, das niemand sonst verstehen konnte.

„Es ist vorbei“, flüsterte er. „Für jetzt.“

Rena kniete sich zu ihm. „Sie haben es geschafft.“

Guillermo schüttelte den Kopf. „Wir alle haben es geschafft. Aber der Schatten ist noch nicht besiegt. Es gibt noch andere Artefakte. Die Etnord werden sich neu formieren. Aber jetzt… haben wir eine Chance.“

S’thara trat ein, ein Lächeln auf den Lippen. „Die Archive von Khar’Ghal haben uns nicht zerstört. Sie haben uns geprüft – und wir haben bestanden.“

Erixon blickte auf die Anzeigen. „Wir haben Datenmengen, die Jahrzehnte brauchen werden, um sie zu entschlüsseln. Aber ich glaube, wir haben einen Weg gefunden, die Etnord zu heilen – nicht nur zu bekämpfen.“

Kelleney grinste. „Dann sollten wir uns beeilen. Der Krieg ist noch nicht vorbei.“

Rena stand auf, das Amulett fest in der Hand. „Nein. Aber zum ersten Mal seit langer Zeit glaube ich, dass wir ihn gewinnen können.“

Im Schatten von Khar’Ghal, in den Trümmern der Etnord-Flotte, erwachte ein neues Bewusstsein. Die befreiten Wirtskörper sammelten sich, verwirrt, aber voller Hoffnung. Und in den Tiefen des Alls, jenseits der Reichweite aller Sensoren, beobachtete eine neue Macht das Geschehen – uralt, geduldig, bereit, das Gleichgewicht der Galaxis erneut zu prüfen.

Die Stimmen der Alten Götter waren nicht verstummt. Und das nächste Kapitel des Krieges hatte gerade erst begonnen.

Kapitel 5: Die Erwachenden

Die STERNENKRIEGER driftete im Orbit von Khar’Ghal, während die Reste der Koalitionsflotte sich sammelten. Von den Etnord-Schiffen, die eben noch wie eine Flutwelle herangebrandet waren, trieben viele jetzt steuerlos, ihre Kommandobrücken leer oder von befreiten Wirtskörpern besetzt, die verwirrt und erschöpft in die Systeme starrten. Andere, noch von Parasiten kontrolliert, waren geflohen, in den Zwischenraum entkommen oder hatten sich in den Nebeln der äußeren Systeme verborgen.

Im Hauptkonferenzraum der STERNENKRIEGER herrschte eine gespannte Stille. Die wichtigsten Köpfe der Koalition waren virtuell anwesend: Marrashtuorr, der Fulirr-Kommandant, mit seiner nervös zuckenden Riechzunge; S’thara, die Ontidin, deren Augen in der Dämmerung der Projektionen wie Edelsteine funkelten; Commodore Soldo, des bärtige Wikinger der Space Army Corps; Admiral McGrath von den Genetics, dessen Gesicht von tiefen Sorgenfalten durchzogen war; und Rena Sunfrost, deren Amulett leise gegen ihre Brust schlug, während sie die Daten auf dem Schirm betrachtete.

Bruder Guillermo war blass, aber gefasst. Seit dem Einsatz des Katalysators hatte er sich verändert – in seinem Blick lag eine Tiefe, die Rena an die Sphäre von Yrrh erinnerte. Er sprach leise, aber mit einer Überzeugung, die niemand in Frage stellte.

„Wir haben einen Teil der Etnord befreit“, begann er. „Doch das Netz ist noch intakt. Die Archive von Khar’Ghal haben uns eine Waffe gegeben – aber auch eine Warnung. Die Etnord sind nicht nur Parasiten. Sie sind Fragmente eines uralten Bewusstseins. Wenn wir weiter blind zuschlagen, könnten wir dieses Bewusstsein nur zerstreuen – nicht zerstören. Und was dann erwacht, könnte schlimmer sein als alles, was wir bisher erlebt haben.“

Marrashtuorrs Pranke zuckte. „Sollen wir also tatenlos zusehen, wie sie sich neu formieren?“

Guillermo schüttelte den Kopf. „Nein. Aber wir müssen anders vorgehen. Die Archive sprechen von einem Nexus – einem Ort, an dem die Fragmente zusammenlaufen. Dort können wir entscheiden, ob wir heilen oder vernichten.“

S’thara fuhr mit einer Kralle über das Hologramm. „Die Legenden der Ontiden nennen diesen Ort den ‚Spiegel im Nebel‘. Eine Welt, die zwischen den Realitäten liegt. Sie ist in unseren Karten nicht verzeichnet – aber die Archive von Khar’Ghal haben Koordinaten freigegeben.“

Erixon, der Leitende Ingenieur, schaltete die Anzeige um. „Die Daten sind verschlüsselt, aber ich habe eine Route berechnet. Sie führt uns in die Grenzregion zwischen dem Raum der Ontiden und den alten Sektoren der K’aradan. Dort gibt es einen Planeten, der auf keiner modernen Karte existiert – nur als Gravitationsanomalie verzeichnet.“

Commodore Soldo runzelte die Stirn. „Ein weiterer Mythos?“

S’thara schüttelte den Kopf. „Die Archive lügen nicht. Aber sie verschleiern. Der Spiegel im Nebel ist real – und gefährlich. Niemand, der ihn gesucht hat, ist je zurückgekehrt.“

Rena – die Faust. „Wir haben keine Wahl. Wenn wir die Etnord aufhalten und die befreiten Wirtskörper schützen wollen, müssen wir dorthin. Aber wir gehen vorbereitet – und wir lassen niemanden zurück.“

Die Entscheidung fiel schnell. Die Koalitionsflotte wurde aufgeteilt: Die befreiten Etnord-Schiffe, nun unter provisorischem Kommando ehemaliger Fulirr und Menschen, sollten mit den Genetics-Schiffen zurück in den Raum der Humanen Welten eskortiert werden. Dort würde man versuchen, die Rückkehr der alten Persönlichkeiten zu stabilisieren und die Parasitenspuren medizinisch zu behandeln.

Marrashtuorr und S’thara übernahmen das Kommando über die Expeditionsflotte: STERNENKRIEGER, DRAGORRR, zwei Ontiden-Hantelschiffe, ein Genetics-Kreuzer und ein einzelnes, schwer beschädigtes Etnord-Schiff, dessen Besatzung sich nach der Befreiung freiwillig gemeldet hatte, um bei der Suche nach dem Nexus zu helfen.

Die Reise begann mit einem Sprung in den Sandström-Raum. Die Sterne verzerrten sich, das Licht wurde zu einem Tunnel, der sich ins Unendliche dehnte. Rena stand auf der Brücke, den Blick auf die Anzeigen gerichtet. Neben ihr saß Guillermo, der die Daten des Katalysators und der Archive studierte.

„Was erwartest du dort?“ fragte sie leise.

Guillermo antwortete nachdenklich: „Die Archive sprechen von einer Entscheidung. Der Nexus ist nicht nur ein Ort, sondern ein Zustand. Wer ihn betritt, muss bereit sein, sich selbst zu opfern – oder alles zu riskieren. Ich glaube, dort können wir das Bewusstsein der Etnord neu ordnen. Aber vielleicht… verlieren wir dabei etwas von uns selbst.“

Rena legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir sind nicht allein. Wir gehen zusammen.“

Der Sprung endete abrupt. Die Flotte materialisierte in einem Sektor, der von Nebeln und Trümmern durchzogen war. Vor ihnen schwebte ein Planet – schwarz wie Obsidian, von einem silbrigen Schimmer umgeben. Um ihn kreisten Fragmente uralter Stationen, die wie Spiegel das Licht der fernen Sonne reflektierten.

„Das ist er“, sagte S’thara ehrfürchtig. „Der Spiegel im Nebel.“

Erixon überprüfte die Anzeigen. „Die Gravitationswerte sind instabil. Es gibt Anomalien im Raum-Zeit-Gefüge. Unsere Sensoren werden gestört.“

Marrashtuorr gab den Befehl zum Orbitaleintritt. „Alle Schiffe, höchste Alarmbereitschaft. Niemand verlässt das Schiff ohne meine Freigabe.“

Doch noch bevor die Flotte den Orbit stabilisieren konnte, geschah es: Ein Riss öffnete sich im Raum, und aus ihm traten Etnord-Schiffe – nicht viele, aber genug, um eine Bedrohung darzustellen. Ihre Hüllen waren verändert, von neuen kristallinen Strukturen überzogen, als hätten sie sich weiterentwickelt.

„Sie haben uns erwartet“, murmelte Guillermo.

Rena gab den Befehl: „Schilde hoch! Waffen bereit!“

Die Etnord-Schiffe eröffneten das Feuer. Strahlen aus gebündelter Energie zuckten durch das All, trafen die Schilde der Koalitionsschiffe. Die Ontiden-Jäger antworteten mit Fusionsraketen, die DRAGORRR feuerte Antimateriegeschosse ab, doch die Etnord-Schiffe bewegten sich mit einer Präzision, die sie bisher nicht gezeigt hatten.

„Sie sind schneller geworden“, stellte Erixon fest. „Und ihre Schilde sind stärker.“

Im Inneren der STERNENKRIEGER herrschte Alarmstufe Rot. Die Marines sicherten die kritischen Bereiche, während das Außenteam sich im Wissenschaftslabor versammelte. Das Artefakt von Yrrh und der Katalysator von Khar’Ghal lagen nebeneinander, verbunden durch ein Feld aus Licht.

Guillermo schloss die Augen. „Sie rufen mich. Sie wissen, dass wir hier sind.“

Rena blickte ihn an. „Kannst du mit ihnen sprechen?“

Er nickte. „Ich kann es versuchen. Aber ich brauche Zeit – und Schutz.“

Kelleney, der Sergeant, trat ein, das Gauss-Gewehr im Anschlag. „Wir halten Ihnen den Rücken frei, Bruder.“

Während draußen die Schlacht tobte, begann Guillermo mit der Aktivierung des Artefakt-Katalysators. Das Licht im Labor wurde bläulich, die Temperatur sank, als würde das Schiff durch einen Tunnel aus Eis gleiten. Rena, S’thara und Erixon standen um ihn herum, bereit, einzugreifen.

Guillermo tauchte tiefer in das Bewusstsein der Etnord ein. Er spürte ihre Angst, ihre Wut, ihren Hunger nach Vollständigkeit. Doch diesmal war da etwas Neues – ein Funke von Hoffnung, ein Echo der befreiten Wirtskörper.

„Ich bin hier, um zu helfen“, sandte er aus. „Ihr müsst nicht länger Schatten sein.“

Eine Stimme antwortete – tiefer, älter als alles, was er je gehört hatte. „Du bist nicht einer von uns. Warum opferst du dich?“

Guillermo antwortete: „Weil wir nur gemeinsam überleben können. Eure Schöpfer haben euch im Stich gelassen. Aber ihr könnt wählen, was ihr sein wollt.“

Die Stimme schwieg lange. Dann: „Zeig uns den Weg.“

Im Orbit begann sich das Blatt zu wenden. Die Etnord-Schiffe, die noch unter voller Kontrolle standen, griffen weiter an, doch einige begannen zu taumeln, ihre Bewegungen wurden unkoordiniert. Plötzlich wechselte eines der Schiffe die Seite, stellte das Feuer ein und sandte ein Signal an die Koalitionsflotte.

Erixon rief: „Guillermo, es funktioniert! Sie hören dich!“

Doch die anderen Etnord-Schiffe reagierten mit Gewalt. Zwei stürzten sich auf das befreite Schiff, rissen es mit Traktorstrahlen in den Nebel, wo es in einer Explosion aus Licht verschwand.

Rena fluchte. „Sie bekämpfen sich selbst.“

Guillermo zitterte, Schweiß auf der Stirn. „Der Nexus ist offen. Aber ich kann ihn nicht allein halten. Ich brauche… Verstärkung.“

S’thara trat vor, legte ihre Hand auf das Artefakt. „Die Ontiden haben gelernt, mit kollektiven Bewusstseinen zu sprechen. Lass mich helfen.“

Erixon verband das Artefakt mit dem Bordcomputer. „Wir können das Feld verstärken. Aber es wird die Systeme überlasten.“

Kelleney meldete sich über Interkom. „Captain, mehrere Etnord-Kapseln haben Kurs auf uns genommen. Sie versuchen, an Bord zu kommen!“

Rena gab den Befehl: „Alle Marines in die Schleusenbereiche! Niemand lässt einen Etnord durch!“

Im Labor wurde das Licht grell. Guillermo und S’thara konzentrierten sich, verbanden ihre Gedanken mit dem Nexus. Plötzlich standen sie in einer Landschaft aus Licht und Schatten – ein geistiger Raum, in dem die Fragmente der Etnord um sie kreisten.

Guillermo sprach: „Ihr seid nicht allein. Ihr könnt wählen.“

Die Fragmente zögerten. Einige griffen an, andere zogen sich zurück. Doch mit S’tharas Hilfe gelang es, einen Teil von ihnen zu beruhigen, ihnen Erinnerungen an ihre früheren Leben zu zeigen.

„Wir waren… Menschen. Fulirr. Ontiden. Wir hatten Namen“, flüsterten die Stimmen.

„Ihr könnt sie wieder annehmen“, sagte S’thara. „Aber ihr müsst loslassen, was euch gefangen hält.“

Ein Riss öffnete sich im Nexus. Licht strömte hindurch, und einige Fragmente verschwanden darin – zurück in ihre alten Leben, zurück in die befreiten Körper.

Doch nicht alle wollten gehen. Ein Teil der Etnord, angeführt von einer besonders dunklen Präsenz, wehrte sich. „Wir sind mehr als ihr. Wir sind die Zukunft.“

Guillermo spürte, wie der Druck wuchs. „Rena! Wir brauchen dich!“

Rena legte die Hand auf das Artefakt. Sofort wurde sie in den Nexus gezogen. Sie stand neben Guillermo und S’thara, umgeben von Licht und Schatten.

Sie sah die Gesichter derer, die sie verloren hatte, die Stimmen derer, die sie retten wollte. Sie sah den Schmerz der Etnord, ihre Wut, ihre Sehnsucht nach Erlösung.

„Ihr müsst nicht kämpfen“, sagte sie. „Ihr könnt wählen, wer ihr sein wollt. Ihr könnt zurückkehren – oder ihr könnt gehen. Aber ihr müsst aufhören, andere zu versklaven.“

Die dunkle Präsenz lachte. „Und wenn wir nicht wollen?“

Rena trat vor. „Dann werden wir euch nicht vernichten. Aber wir werden euch nicht folgen. Ihr bleibt allein – im Schatten.“

Ein Moment der Stille. Dann begannen die Fragmente zu flackern, zu verschwinden, einer nach dem anderen. Die dunkle Präsenz schrie auf, löste sich in einem Sturm aus Licht auf.

Rena, Guillermo und S’thara erwachten im Labor. Das Licht des Artefakts war erloschen, aber draußen im All war es still geworden.

Im Orbit trieben die Etnord-Schiffe, viele davon jetzt befreit. Die Koalitionsflotte sammelte die Überlebenden ein, während Marrashtuorr und S’thara die Lage sicherten.

Guillermo lag erschöpft am Boden, S’thara stützte ihn. Rena stand auf, atmete tief durch.

Erixon blickte auf die Anzeigen. „Die Nexus-Verbindung ist geschlossen. Die Etnord, die geblieben sind, sind jetzt wirklich frei. Die anderen… sind fort.“

Marrashtuorr meldete sich über Interkom. „Captain, die Etnord-Schiffe senden Friedenssignale. Sie wollen verhandeln.“

Rena lächelte müde. „Bereiten Sie alles vor. Wir haben viel zu besprechen.“

Später, im Konferenzraum, versammelten sich die Anführer der Koalition und die Vertreter der befreiten Etnord. Sie waren erschöpft, verwirrt, aber voller Hoffnung.