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Dieser Band enthält folgende Romane Kommissar Jörgensen und der besondere Container (Alfred Bekker) Killerjagd (Alfred Bekker) Kubinke im Spinennetz (Alfred Bekker) Die Bestie (Alfred Bekker) Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Ein Todeskandidat wartet auf den Tag seiner Hinrichtung - und Privatdetektiv Bount Reiniger muss seine Unschuld beweisen.
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Seitenzahl: 409
Veröffentlichungsjahr: 2025
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4 Thriller Exklusivband 4021 - Meine spannendsten Krimis
Copyright
Kommissar Jörgensen und der besondere Container: Hamburg Krimi
Killerjagd
Kubinke im Spinnennetz: Kriminalroman
Die Bestie
Dieser Band enthält folgende Romane
Kommissar Jörgensen und der besondere Container (Alfred Bekker)
Killerjagd (Alfred Bekker)
Kubinke im Spinennetz (Alfred Bekker)
Die Bestie (Alfred Bekker)
Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Ein Todeskandidat wartet auf den Tag seiner Hinrichtung - und Privatdetektiv Bount Reiniger muss seine Unschuld beweisen.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /
COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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von ALFRED BEKKER
Mein Name ist Uwe Jörgensen, und ich bin Hauptkommissar bei der Kripo Hamburg. Ich lebe und atme den rauen Charme dieser Stadt, von den belebten Straßen der Reeperbahn bis zu den stillen Ufern der Alster. Mein Arbeitsplatz im Polizeihauptpräsidium am Ernst-Schneider-Platz ist wie eine zweite Heimat für mich geworden. Hier habe ich schon viele Fälle gelöst, doch was heute auf mich zukam, war eine dieser Geschichten, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben.
Es war ein grauer Morgen, typisch für Hamburg. Dichter Nebel zog über die Elbe, als ich das Büro betrat. Mein Kollege Roy Müller war bereits da, vertieft in einen Stapel Akten. "Morgen, Uwe", murmelte er ohne aufzusehen.
"Morgen, Roy", erwiderte ich und legte meine Jacke ab. Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er bereits seit Stunden am Arbeiten war. "Was haben wir?"
Roy hob den Kopf und deutete auf eine Mappe auf seinem Schreibtisch. "Ein Transporter wurde auf der B75 nahe des Hafens gefunden. Der Fahrer ist tot, erschossen. Aber das ist noch nicht das Seltsamste: Im Fahrzeug befand sich ein Container mit Antimaterie."
"Antimaterie?" Ich zog eine Augenbraue hoch. Geschichten über Antimaterie kannte ich bisher nur aus Science-Fiction-Romanen. Doch Roy schien es ernst zu meinen. "Sind wir jetzt im Filmgeschäft?"
"Das dachte ich auch zuerst," antwortete Roy, "doch es scheint, als habe das CERN in der Schweiz tatsächlich eine Methode entwickelt, Antimaterie zu transportieren. Der Container war auf dem Weg nach Düsseldorf."
“Und was macht er dann hier in Hamburg?”
“Gute Frage.”
“Liegt nicht gerade auf dem Weg.”
“Nein.”
“Und? Gibt es eine Antwort darauf.”
“Es war wohl so, dass zuerst hier in Hamburg an der Uni ein paar Messungen an der Antimaterie durchgeführt werden sollten, bevor es dann nach Düsseldorf gehen sollte. Darum geht es ja gerade! Diese neuen Container für Antimaterie sind endlich so klein, dass sie durcheine Labortür passen…”
“Oder mit einem Transporter durch die Gegend gefahren werden können!”
“Exakt.”
Ich atmete tief durch. Das klang nach einem regelrechten Antimaterie-Touriusmus, der da in Gang gekommen war. Natürlich nur zu Forschungszwecken.
"Na wunderbar," sagte ich und griff nach der Mappe. Die Tatortfotos zeigten einen weißen Transporter auf einem verlassenen Streifen der Straße, die Heckklappe offen, der Container sichtbar darin. Der Fahrer, ein Mann um die sechzig, lag tot auf dem Boden vor dem Fahrzeug, eine Schusswunde im Kopf. Ich konnte den angespannten Ausdruck in seinen toten Augen sehen. "Wer ist unser Opfer?"
"Dr. Hans-Michael Weber," erklärte Roy. "Ein renommierter Physiker. Er sollte die Antimaterie von Genf nach Düsseldorf transportieren."
"Was weiß die Forensik?" fragte ich, während ich die Bilder durchblätterte.
"Lass uns bei Dr. Dr. Förnheim nachfragen," sagte Roy. "Er ist schon vor Ort."
Wir machten uns auf den Weg, den nassen Asphalt unter unseren Schuhen klappernd. Der Tatort war nur ein paar Kilometer entfernt, in einem abgelegenen Bereich des Hafens, der um diese Zeit kaum belebt war. Zwischen den riesigen Containern und Lagerhäusern herrschte eine gespenstische Stille.
Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim erwartete uns bereits, arrogant wie immer. Der Mann hielt seine Intelligenz für eine Art Freibrief, jeden um ihn herum herablassend zu behandeln. "Ah, Kommissar Jörgensen und Müller," begrüßte er uns kühl. "Schön, dass Sie Ihre wertvolle Zeit für uns hergeben."
"Förnheim," sagte ich knapp. "Was haben Sie für uns?"
"Der Fahrer wurde aus nächster Nähe erschossen," erklärte Förnheim. "Eine Schusswunde frontal in den Schädel. Der Mörder hat es offenbar eilig gehabt, keine großen Spielereien, nur ein präziser Schuss."
"Und der Container?" fragte Roy und musterte den merkwürdigen Aluminiumbehälter, der inmitten des Transporters fest verankert war.
"Unbeschädigt," sagte Förnheim. "Die Antimaterie scheint darin noch sicher zu sein, zumindest vorläufig. Wären die Sicherheitsvorkehrungen durchbrochen worden, hätten wir hier wahrscheinlich ein sehr großes Problem gehabt."
"Was für ein Problem?" fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits erahnte.
"Eine ziemlich beeindruckende Explosion, würde ich sagen," antwortete Förnheim mit einem leicht verächtlichen Stirnrunzeln. "Antimaterie und Materie löschen sich gegenseitig aus. Die Energie, die dabei freigesetzt wird, wäre... zerstörerisch."
Ich sah Roy an, und er sah zurück zu mir. "Was wissen wir über das Opfer?" fragte ich.
"Dr. Hans-Michael Weber war ein angesehener Wissenschaftler," sagte Roy. "Er hat jahrelang am CERN gearbeitet und war maßgeblich an der Entwicklung der Antimaterie-Transporttechnik beteiligt. Warum jemand ihn umbringen würde und weswegen die Antimaterie dabei eine Rolle spielt, wissen wir noch nicht."
"Nun," sagte ich, "wir sollten herausfinden, wer alles von diesem Transport wusste und wer ein Interesse daran haben könnte, ihn zu sabotieren."
"Eine Liste der Beteiligten liegt Ihnen bereits vor," sagte Förnheim. "Sie befindet sich in der Mappe in Ihrem Wagen."
"Vielen Dank, Förnheim," erwiderte ich. "Und wenn wir weiteres wissen, melden wir uns."
Förnheims Lächeln war nichts weiter als ein kühles Zucken seiner Lippen. "Ich erwarte nichts weniger, Kommissar."
Zurück im Büro trafen wir auf Kriminaldirektor Jonathan Bock. Er wirkte angespannt und interessiert zugleich. "Wie läuft die Untersuchung, Jörgensen? Müller?"
"Wir haben ein Opfer, einen renommierten Wissenschaftler, und einen Container mit Antimaterie," erklärte ich. "Wir haben eine Menge Fragen und noch keine Antworten."
Bock nickte bedächtig. "Setzen Sie alles dran, Leute. Das ist ein hochsensibler Fall. Die Öffentlichkeit darf nichts davon erfahren."
"Verstanden, Chef," sagte Roy und wir begannen sofort damit, die Liste der Beteiligten zu durchforsten.
Das Netz aus Geheimnissen und wissenschaftlichen Intrigen schien tief zu reichen. Wem konnte man noch trauen? Wer war bereit, für ein solches Geheimnis über Leichen zu gehen? Eines war klar: Der wahre Grund für diesen Mord und der dadurch ausgelöste Kollateralschaden würde keine einfache Aufklärung zulassen. Doch wir würden diesen Fall lösen, komme, was wolle.
Willkommen in Hamburg, der Stadt der Schatten und ungelösten Rätsel.
*
Während wir die Liste der Beteiligten durchgingen, klingelte mein Telefon. "Jörgensen."
"Hier spricht Dr. Wildenbacher," kam die ruppige Stimme des Rechtsmediziners durch den Hörer. "Ich habe erste Ergebnisse zur Obduktion des Opfers."
"Wir kommen sofort," antwortete ich und legte auf. "Roy, wir müssen zu Wildenbacher. Vielleicht hat er etwas, das uns weiterbringt."
Das Institut für Rechtsmedizin lag nicht weit vom Hauptpräsidium entfernt, und wir erreichten es in wenigen Minuten. Dr. Gerold Wildenbacher begrüßte uns mit einem sachlichen Nicken. Er war kein Mann großer Worte, aber ein Virtuose im Sezieren von Rätseln.
"Dr. Weber starb an einer einzelnen Kugel, abgefeuert aus einer großkalibrigen Waffe," begann Wildenbacher, während er uns durch den sterilen, kühl erleuchteten Raum führte. "Die Kugel drang durch die Stirn und tötete ihn auf der Stelle. Keine Spuren von Kampf oder Abwehr."
"Haben Sie sonst noch etwas gefunden, das auffällig ist?" fragte Roy.
Wildenbacher zog eine medizinische Mappe hervor und deutete auf eine kleine, kaum sichtbare Nadelwunde am Arm des Opfers. "Diese Einstichstelle hier. Offenbar eine Injektion, aber nicht von einer medizinischen Nadel, eher unprofessionell gesetzt. Ich konnte Reste einer unbekannten Substanz in seinem Blut finden. Vielleicht war es ein Beruhigungsmittel oder etwas, das ihn bewegungsunfähig machte."
"Danke, Dr. Wildenbacher," sagte ich nachdenklich. "Das gibt uns neue Ansätze. Wir werden herausfinden, was das für eine Substanz ist."
Zurück im Büro setzten wir uns erneut an die Analyse der Beteiligtenliste. Es gab Wissenschaftler, Sicherheitsleute, Fahrer und Techniker – jeder hatte Kontakt zu dem Transportprojekt gehabt. Einer dieser Namen stach jedoch heraus: Dr. Stefan Ulmer, Leiter des BASE-STEP-Projekts am CERN.
"Wir sollten mit Dr. Ulmer sprechen," schlug Roy vor. "Er könnte uns vielleicht mehr über Dr. Webers Arbeit und mögliche Feinde sagen."
Über eine sichere Videoverbindung stellten wir den Kontakt her. Dr. Ulmer erschien auf dem Bildschirm, ein Mann mittleren Alters mit sorgenfreiem Gesichtsausdruck, der sich schlagartig änderte, als wir ihm von dem Mord berichteten.
"Das ist schrecklich," sagte er bestürzt. "Hans-Michael war nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Freund. Wer könnte ihm so etwas antun?"
"Das ist es, was wir herausfinden müssen, Dr. Ulmer," sagte ich. "Können Sie uns sagen, wer für diese Injektion verantwortlich sein könnte oder ob es irgendwelche Anzeichen gab, dass ihm jemand nach dem Leben trachten könnte?"
Dr. Ulmer dachte nach und schüttelte dann den Kopf. "Nicht dass ich wüsste, aber es gab immer wieder Spannungen und Konkurrenz innerhalb des Teams. Einige Leute sahen Hans-Michael als Konkurrenten, weil er der Schlüssel zu vielen unserer Fortschritte war. Vielleicht sollten Sie Dr. Tobias Henning befragen, er war nicht gerade ein Freund von Hans-Michael."
"Gut, wir werden ihn auf unsere Liste setzen," sagte Roy.
"Warten Sie," sagte Dr. Ulmer plötzlich. "Da war noch etwas. Vor ein paar Wochen erhielt Hans-Michael Drohbriefe, aber er wollte nicht näher darauf eingehen. Er hielt es für einen schlechten Scherz."
"Drohbriefe? Warum haben Sie das nicht früher erwähnt?" fragte ich scharf.
"Ich dachte, es sei nicht wichtig," stotterte Ulmer. "Hans-Michael hat es heruntergespielt."
"Danke, Dr. Ulmer. Das gibt uns zumindest einen weiteren Ansatzpunkt," sagte ich und beendete das Gespräch.
Ich sah Roy an. "Drohbriefe und eine verdächtige Injektion. Irgendetwas sagt mir, dass wir es hier nicht nur mit einem wissenschaftlichen Konkurrenzkampf zu tun haben. Wir sollten Dr. Henning einen Besuch abstatten."
Noch während Roy zustimmend nickte, hörte ich ein Poltern aus dem Flur. Ein junger Polizist stürmte in unser Büro, den Atem schwer, das Gesicht bleich. "Kommissare, Sie müssen sofort zum Containerterminal kommen! Es gibt dort eine Geiselnahme. Man fordert... genau uns."
Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Offensichtlich hatte unser Fall eine neue, bedrohliche Dimension erreicht. "Gut, lassen Sie den Wagen vorfahren." Roy und ich schnappten uns unsere Ausrüstung. Jetzt würde es ernst.
Während wir durch die belebten Straßen Hamburgs fuhren, schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Wer auch immer hinter diesem Mord und der Geiselnahme steckte, spielte ein hohes Spiel. Und wir waren mittendrin. Doch eines war sicher: Wir würden nicht ruhen, bis dieser Fall gelöst war, bis alle Schatten der Wissenschaft ins Licht gezogen und ihre Geheimnisse offenbart waren.
Willkommen in Hamburg, der Stadt, wo selbst die hellsten Köpfe in die dunkelsten Ecken fallen können.
*
Die Fahrt zum Containerterminal im Hamburger Hafen gab mir Zeit nachzudenken. Drohbriefe sind in der Regel ein Hinweis auf eine persönliche Vendetta oder eine tiefsitzende Feindseligkeit. Wer auch immer diese Briefe geschickt hatte, kannte Dr. Weber gut – gut genug, um zu wissen, wie man seine Ängste nutzen konnte.
"Wir müssen mehr über diese Drohbriefe herausfinden," sagte ich zu Roy, als wir die Sirenen unseres Wagens durch die Hafenstraßen heulten. "Dr. Ulmer erwähnte sie nur kurz, aber sie könnten ein Schlüssel sein."
"Stimmt, Uwe. Vielleicht gibt es Fingerabdrücke oder DNA-Spuren an den Briefen. Wir sollten das Forensikteam sofort in die Richtung arbeiten lassen," erwiderte Roy.
„Und wir müssen wissen, wer innerhalb des Teams einen so starken Groll gegen Dr. Weber hegte“, fügte ich hinzu. „Lass uns anfangen mit Dr. Tobias Henning. Der Name fiel ja nicht ohne Grund.“
„Und nicht zu vergessen die Sicherheitsleute, Fahrer und Techniker,“ meinte Roy. "Jeder, der Zugang zu den Informationen über den Transport hatte, ist verdächtig."
Als wir das Containerterminal erreichten, wurden wir sofort von einem Einsatzleiter informiert, dass ein maskierter Mann mit einer akustischen Botschaft auf uns wartete. Wir griffen zu den Lautsprechern, die der Geiselnehmer verwendete.
"Kommissare Jörgensen und Müller, ich nehme an, Sie hören mich," hallte eine verzerrte Stimme aus den Lautsprechern. "Ich habe Informationen, die Sie interessieren könnten, wenn Sie bereit sind, zuzuhören. Aber glauben Sie nicht, ich tue dies aus Freundlichkeit. Ich tue es, weil ich keine Wahl habe."
"Wir hören," sagte ich ruhig ins Mikrofon und machte ein Zeichen zu Roy, aufmerksam zu sein. "Was wollen Sie uns mitteilen?"
"Dr. Weber war das erste Opfer, das Ihr Augenmerk erreichen sollte. Es gibt etwas, das Sie wissen müssen: Diese Antimaterie-Transportgeschichte ist nur ein Deckmantel. Offizielle wissenschaftliche Forschung ist nur die Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte ist gefährlicher, als Sie sich vorstellen können. Aber mehr werde ich Ihnen nicht auf diese Weise verraten."
"Wer sind Sie und was wollen Sie wirklich?" fragte ich scharf, aber die Verbindung wurde plötzlich beendet.
Roy sah mich mit großen Augen an. "Das war... ungewöhnlich. Was jetzt?"
"Wir verbinden die Punkte später," sagte ich. "Im Moment müssen wir uns um die Sicherheit der Geiseln kümmern und mehr über diese Drohbriefe erfahren."
Zurück in unserem Büro verstellte ich meine Priorität: "Wir müssen die Drohbriefe finden."
Wir kontaktierten Dr. Tobias Henning via Videoverbindung. Er war sichtlich genervt von unserer Anfrage. "Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich etwas mit dem Mord an Hans-Michael zu tun habe?!", sagte Henning schnell und abweisend.
"Dr. Henning, wir wissen, dass es Spannungen zwischen Ihnen und Dr. Weber gab. Wir möchten nur sicherstellen, dass jeder Stein umgedreht ist", sagte Roy ruhig.
Henning seufzte und sah zur Seite. "Ja, es gab Spannungen. Wissenschaftlicher Wettbewerb bringt das Schlechteste in manchen von uns zum Vorschein. Aber ich würde niemals so weit gehen. Es gibt andere im Team, die mehr Grund hätten, ihn zu hassen. Frau Alina Weser zum Beispiel. Sie hat während einer entscheidenden Phase eines ihrer wichtigsten Experimente verloren, weil Hans-Michael angeblich einen Berechnungsfehler fand."
"Wir sollten Alina Weser aufsuchen. Sie könnte mehr wissen," sagte ich zu Roy. "Vielleicht weiß sie sogar von den Drohbriefen."
Fräulein Weser trafen wir in einem Café in der Nähe des Universitätscampus. Sie wirkte weder überrascht noch verschüchtert, aber sichtlich verärgert. „Dr. Weber hat mein Experiment zerstört, meinen Ruf damit gleich mit! Ja, wir hatten Konflikte, aber ich würde niemals jemanden töten!"
Ich beobachtete sie genau, als sie sprach. Wenn sie log, tat sie es hervorragend. "Wissen Sie etwas über Drohbriefe, die Dr. Weber erhalten hat?" fragte ich.
Alina zuckte zusammen, was mir sofort auffiel. "Ja, ich habe davon gehört," gab sie zu. "Aber ich weiß nicht, wer sie geschickt hat. Es gab in letzter Zeit viele Spannungen und die Leute waren nervös, besonders wegen der Antimaterie."
Ein neuer Gedanke formte sich in meinem Kopf. Drohbriefe, Feindschaften, und eine neue, gefährliche Technologie. Wir waren offenbar Teil eines viel größeren Geflechts von Intrigen.
"Roy, wir sollten die Forensik an den Buchstaben der Drohbriefe arbeiten lassen. Vielleicht finden sie Spuren. Und wir sollten die Überwachungskameras in der Nähe des Terminals durchsehen. Eventuell gibt es Aufnahmen vom Täter."
Während wir wieder ins Präsidium fuhren, spürte ich die Düsternis der Stadt auf mir lasten. Hamburg schien heute kälter und dunkler als je zuvor. Doch wir würden den Schleier lüften, Schicht für Schicht. Nur so, mit klaren Köpfen und offenen Augen, würden wir den Fall lösen können.
Ich lehnte mich im Sitz zurück und sah aus dem Fenster. Es war erst der Anfang, und viele Spuren und Hinweise warteten darauf, von uns verfolgt zu werden. Irgendwo dort draußen versteckte sich die Wahrheit – wir mussten sie nur finden.
*
Um das Netz der Intrigen, das sich entfaltete, wirklich zu verstehen, musste ich die Hintergründe der Spannungen im Team besser durchleuchten. Jedes Teammitglied schien seine eigenen Ambitionen, Ängste und Geheimnisse zu haben, die in einem Strudel aus Missgunst und Rivalität mündeten.
Dr. Hans-Michael Weber war eine Koryphäe im Bereich der Antimaterie-Forschung. Seine Methoden galten als unorthodox, seine Ergebnisse jedoch als bahnbrechend. Der Mann lebte für seine Arbeit und setzte oft alles aufs Spiel, um an die Spitze der Forschung zu gelangen. Dies machte ihn in wissenschaftlichen Kreisen gleichermaßen bewundert und gefürchtet. Doch seine Unnachgiebigkeit forderte ihren Tribut: Kollegen, die sich ausgebootet fühlten, Studenten, die seiner Härte und seinem Perfektionismus nicht gewachsen waren, und Vorgesetzte, die seine Eigenständigkeit oft als Bedrohung empfanden.
Dr. Tobias Henning war einem Verlust von Prestige und Möglichkeiten ausgesetzt, als Dr. Weber sein Experiment aufgrund eines Fehlers platzen ließ. Henning sah sich als den kommenden Star der Antimaterie-Forschung, doch Weber entwurzelte diese Hoffnung durch sein korrigierendes Eingreifen. Das ließ Henning demütig zurück, in einem Feld, das Stärke und Souveränität erfordert. Er spielte oft mit dem Gedanken, Weber bloßzustellen, um seinen eigenen Ruf zu retten, doch fand nie die Gelegenheit dazu. Der Gedanke, dass jemand Weber so sehr hasste, dass er ihn umbrachte, war ihm zwar nicht fremd, aber Henning versicherte, er hätte nie zu solchen drastischen Mitteln gegriffen.
Alina Weser, eine talentierte junge Physikerin, wurde durch Dr. Weber ausgebremst. Ihr größtes Experiment wurde aufgrund eines von Weber entdeckten „Berechnungsfehlers“ abgebrochen. Es war ein herber Schlag für ihre Karriere, da genau jenes Experiment ihre Eintrittskarte zu einer führenden Forscherposition gewesen wäre. Dass Weber ihre Arbeit zerstört hatte, bedeutete nicht nur den Verlust ihrer Reputation, sondern auch die Demontage ihrer jahrelangen harten Arbeit. Sie begann, Weber als persönliches Hindernis in ihrem beruflichen Aufstieg zu sehen.
Dr. Stefan Ulmer, der Leiter des BASE-STEP-Projekts, hatte eine komplexe Beziehung zu Hans-Michael Weber. Einerseits war er stolz darauf, Weber im Team zu haben, andererseits fühlte er sich oft in den Schatten gestellt. Ulmer war ein exzellenter Organisator, doch Webers charismatische und risikoaffine Art zog zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Ulmer geriet häufiger in Konflikt mit Weber wegen der Risikobewertungen und der Sicherheitsvorkehrungen bei Experimenten. Diese Spannungen, obgleich nicht tödlicher Natur, konnten jedoch nicht ignoriert werden.
Neben den Wissenschaftlern gab es das Sicherheits- und Technikteam, die oft als unsichtbare Kräfte im Spiel blieben, jedoch eine zentrale Rolle im Transport der Antimaterie spielten. Einer der Techniker, Lars Böhm, schien eine persönliche Abneigung gegen Dr. Weber entwickelt zu haben. Weber hatte ihn mehrfach vor dem gesamten Team zurechtgewiesen, was Böhm tief gekränkt hatte. Jedes Mal, wenn Böhm technische Probleme meldete, fragte Weber, ob er sich „gewiss nicht wieder geirrt“ hätte, was Böhm zermürbte und seine Loyalität infrage stellte.
Die Drohbriefe, die Weber erhalten hatte, waren eine zusätzliche Dimension der Feindseligkeit. Die Briefe waren anonym, doch die Enthüllungen darin legten nahe, dass der Absender intime Kenntnisse über Webers Arbeit und sein privates Leben hatte. Es war klar, dass der Absender aus dem inneren Kreis der Antimaterie-Forschung kommen musste. Wörter wie „Verräter“, „Zerstörer“ und „Gieriger Narr“ hoben sich durch die bedrohliche Schrift von Papier ab. Jemand wollte Weber nicht nur einschüchtern, sondern ihn in den mentalen Abgrund stürzen.
Was sich hier entpuppte, war mehr als nur ein Konflikt um wissenschaftlichen Ruhm. Es war ein verzweigtes Netz aus persönlichen Eitelkeiten, ungesühnten Demütigungen und mörderischen Absichten. Jeder im Team hatte seine eigene Geschichte und einen möglichen Grund, Weber zu hassen.
Die Frage war nur: Wer war bereit, soweit zu gehen, um einen Mord zu begehen – und warum gerade jetzt, wo die wissenschaftliche Gemeinschaft kurz davor stand, einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen?
Während wir all diese Informationen zusammensetzten, wussten Roy und ich, dass jede neue Spur, jedes neue Detail uns näher an den Mörder und die unfassbare Wahrheit hinter dieser dunklen Geschichte heranführen würde.
Willkommen in Hamburg, wo wissenschaftlicher Ehrgeiz und menschliche Abgründe auf uns warten.
Es war spät am Abend, als mein Telefon klingelte. Das Dröhnen der Regentropfen gegen das Bürofenster vermischte sich mit dem aufgeregten Ton meines Handys. „Jörgensen“, meldete ich mich.
„Uwe, hier ist Roy. Es gibt einen weiteren Mord“, kam die aufgebrachte Stimme meines Kollegen durch die Leitung. „Du musst sofort zum Campus der Universität Hamburg kommen. Eine Wissenschaftlerin wurde tot aufgefunden – Alina Weser.“
Während Roy sprach, begann mein Herz schneller zu schlagen. Alina Weser, eine der Verdächtigen im Fall von Dr. Webers Mord, war nun selbst tot. Das konnte kein Zufall sein.
Im Regen flog ich wie ein schwarzer Schatten durch die Straßen Hamburgs. Die Lichter der Stadt flackerten, als ob sie die Nervosität und Anspannung in meinen Gedanken widerspiegelten. Der Campus der Universität Hamburg, normalerweise belebt und voller Studenten, wirkte nun wie eine düstere Geisterstadt.
Der Tatort war im Labortrakt, und die Polizei hatte bereits Absperrungen errichtet. Blaulichter durchbrachen das nächtliche Dunkel. Roy wartete auf mich am Eingang und führte mich in die tieferen Teile des Gebäudes.
„Alina Weser war hier, um noch an einem Experiment zu arbeiten“, erklärte Roy, als wir durch die dunklen Gänge gingen. „Ihre Leiche wurde von einem Wachmann gefunden.“
Im Labor angekommen, sah ich den forensischen Trupp bereits bei der Arbeit. In der Mitte des Raums lag Alina Weser auf dem kalten Boden, eine blutige Wunde an ihrer Schläfe. Dr. Dr. Förnheim und Dr. Wildenbacher waren ebenfalls vor Ort.
Dr. Förnheim erhob sich von der Leiche und wandte sich uns zu. „Eine Schusswunde ähnlich der, wie sie Dr. Weber erlitten hat. Aus nächster Nähe abgefeuert.“
Ich nickte nur, während ich mich bückte, um Alina näher zu betrachten. Ihre Augen waren weit aufgerissen, als ob sie in ihren letzten Momenten etwas Ungeheuerliches gesehen hätte.
„Haben Sie schon etwas herausgefunden, Dr. Förnheim?“ fragte ich ohne den Blick von der Leiche abzuwenden.
„Noch ist es zu früh für genaue Details“, antwortete der Forensiker mit seiner typischen Arroganz. „Aber ich vermute, dass sie ebenfalls betäubt wurde, bevor man sie tötete.“
Dr. Wildenbacher trat hinzu und fügte hinzu: „Die Wunde spricht dafür, dass es eine schnelle Aktion war, ähnlich wie bei Weber. Der Mörder will offenbar keine Spuren hinterlassen.“
Ich trat einen Moment zurück und ließ die Szene auf mich wirken. Die Ähnlichkeit der beiden Morde war nicht zu übersehen, doch was bedeutete das? Alina Weser war offenbar in denselben mörderischen Strudel geraten wie Dr. Weber. Aber warum?
„Roy, wir sollten uns die Sicherheitsaufnahmen des Gebäudes ansehen. Vielleicht zeigt uns das etwas Wichtiges“, sagte ich schließlich.
„Schon dabei“, bestätigte Roy. „Die Wachmannschaft hat uns bereits die Bänder zur Verfügung gestellt.“
Während die Überwachungsvideos analysiert wurden, durchsuchten wir Alinas Büro und fanden eine überraschend ähnliche Drohbriefreihe wie die, die Dr. Weber erhalten hatte. „Verräterin“, „Deine Zeit ist um“, „Blut für Blut“ – die Drohungen klangen ähnlich bedrohlich und waren ebenfalls anonym.
„Es scheint, als ob derselbe Absender auch Alina ins Visier genommen hat. Wenn dem so ist, haben wir es mit einem Serienmörder zu tun, der es auf dieses Team abgesehen hat“, sagte ich zu Roy, der genauso besorgt aussah wie ich mich fühlte.
Später am Abend im Büro des Präsidiums entschlüsselten wir die Überwachungsbänder. Auf einem der Videos war eine verdächtige Gestalt zu erkennen, die sich zur Tatzeit in der Nähe des Labors aufhielt. Es war schwer, Details zu erkennen, aber etwas an der Haltung und Bewegung der Person kam mir bekannt vor.
„Lass uns das vergrößern und den Forensik-Experten zeigen“, schlug Roy vor.
„Warte“, sagte ich plötzlich. „Sieh dir das an.“ Ich deutete auf eine winzige Bewegung in der Tasche der verdächtigen Person. Es sah aus, als würde sie ein kleines Fläschchen oder eine Spritze mit sich führen.
„Dies könnte das Beruhigungsmittel sein, das bei beiden Opfern verwendet wurde“, mutmaßte Roy. „Das bestätigt definitiv eine Verbindung.“
„Aber warum wurden sie getötet?“ fragte ich laut, ohne irgendeine Antwort zu erwarten. „Welche Geheimnisse versuchten sie zu schützen oder zu enthüllen? Und wer könnte als Nächstes an der Reihe sein?“
Angesichts dieser neuen Entwicklungen wurde die Liste der Verdächtigen wieder aufgerollt. Es gab mehrere Personen, die sowohl bei Dr. Weber als auch bei Alina Weser einen Grund zur Feindschaft hatten. Dr. Henning, der durch Webers Kritik gedemütigt worden war, und Lars Böhm, der unzufriedene Techniker, der sich von Weber schlecht behandelt fühlte, rückten erneut in den Fokus.
„Wir müssen all diese Personen nochmals befragen und sehen, ob sie Alinas Drohbriefe oder das Beruhigungsmittel erklären können“, sagte ich zu Roy, der zustimmend nickte.
Gerade als wir dachten, wir hätten alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, erhielt ich eine Nachricht von einem anonymen Absender: „Nichts ist, wie es scheint. Traue niemandem, der nahe ist. Die Antworten liegen tiefer, als Du es dir vorstellen kannst.“
„Uwe, was ist das?“, fragte Roy, als ich ihm die Nachricht zeigte.
„Noch mehr Schatten in der Dunkelheit“, antwortete ich. „Aber diese Nachricht gibt uns direkt eine neue Richtung. Vielleicht ist das Motiv genauso tief verborgen wie die Geheimnisse dieser Wissenschaft.“
Eines war sicher – Hamburg hatte seine düstersten Geheimnisse noch lange nicht preisgegeben. Während der Regen gegen die Fenster des Polizeihauptpräsidiums peitschte, wusste ich, dass dieser Fall uns in die tiefsten Tiefen wissenschaftlicher und menschlicher Abgründe führen würde. Der Mörder war uns einen Schritt voraus, und es würde alles abverlangen, ihn zu erwischen und die Wahrheit zu enthüllen.
Willkommen in Hamburg, der Stadt, in der selbst die klarsten Köpfe in einem Netz aus Dunkelheit und Verrat gefangen werden können.
Ehe wir uns in die weitere Ermittlung stürzten, machte Roy einen Vorschlag, der ebenso banal wie unverzichtbar war. "Uwe, lass uns ein Fischbrötchen holen. Ohne etwas im Magen kann niemand klar denken."
Ich musste lachen und stimmte ihm zu. Fischbrötchen gehörten einfach zu Hamburg wie der Michel oder die Landungsbrücken. Nach all den grauenhaften Entdeckungen und verdrehten Gedanken war ein kurzer Moment der Normalität genau das, was wir brauchten.
Wir ließen das Präsidium hinter uns und machten uns auf den Weg zu unserem Lieblingsimbiss im Hafen. Die Lichter von St. Pauli und die majestätischen Schiffe im Hintergrund boten eine angenehme, fast beruhigende Atmosphäre. Als wir ankamen, begrüßte uns der Imbissbudenbesitzer, ein älterer Kerl namens Karl, mit einem freundlichen Nicken.
„Zweimal Matjesbrötchen, Karl“, bestellte ich und merkte, wie der Duft frischen Fisches meinen Appetit anregte.
Während Karl unsere Bestellung zubereitete, lehnte ich mich an die Theke und ließ meinen Blick über den Hafen schweifen. „Weißt du, Roy“, begann ich nachdenklich, „manchmal frage ich mich, ob all diese Rennerei und die Jagd nach Antworten überhaupt einen Sinn haben. All diese Menschen, all diese Leben... und am Ende sind wir alle nur Schachfiguren in einem großen Spiel.“
Roy grinste, nahm sein Fischbrötchen entgegen und biss herzhaft hinein. „Uwe, wenn man zu viel darüber nachdenkt, kann man schnell verrückt werden. Besser, man hält sich an das, was man direkt vor sich hat. Und im Moment ist das ein verdammt gutes Fischbrötchen.“
Ich lachte und griff zu meinem eigenen Fischbrötchen. Der Geschmack war so vertraut und beruhigend, dass ich für einen Moment all die düsteren Gedanken beiseite schob und einfach nur genoss.
Doch die Ruhe währte nicht lange. Noch während ich den letzten Bissen kaute, klingelte mein Handy. „Jörgensen,“ meldete ich mich.
„Hier ist Kim,“ kam die Stimme der Kollegin aus der Forensik. „Wir haben etwas Interessantes in den Drohbriefen gefunden. Es gibt Spuren von seltenem Papier und Tinte, die auf einen bestimmten Hersteller in Hamburg hinweisen.“
„Kim, das ist großartig“, sagte ich. „Schick uns die Details ins Büro. Roy und ich sind gleich zurück.“
Wir verabschiedeten uns von Karl und machten uns auf den Weg zurück zum Präsidium. Der Geschmack des Fischbrötchens hielt noch an und schien meinen Gedanken mehr Klarheit zu verleihen. Als wir das Büro erreichten, fanden wir die Informationen von Kim bereits auf dem Tisch vor.
Das Papier und die Tinte stammten von einem kleinen, exklusiven Schreibwarengeschäft im Schanzenviertel. Ein Ort, der handgefertigte Notizbücher und exklusive Schreibmaterialien verkaufte – und nur wenigen bekannt war.
„Es scheint, als würden wir mal einen Abstecher ins Schanzenviertel machen,“ sagte Roy und grinste. „Ich liebe diese kleine Ecke von Hamburg. Vielleicht finden wir dort mehr als nur Hinweise.“
Wir kamen in der Papeterie an, einem charmanten kleinen Laden, der beinah aus der Zeit gefallen schien. Die Glocke über der Tür klingelte, als wir eintraten. Der Inhaber, ein älterer Herr mit einem sorgfältig gepflegten Bart, begrüßte uns freundlich.
„Guten Tag, meine Herren. Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte er höflich.
„Wir sind von der Kripo Hamburg,“ begann ich, während ich meinen Ausweis zeigte. „Wir untersuchen einen Fall und haben herausgefunden, dass Papier und Tinte für gewisse Drohbriefe von hier stammen könnten.“
Der Ladenbesitzer, Herr Friedrich, blinzelte überrascht, aber nicht unangenehm. „Das ist interessant. Ich führe ein kleines Sortiment seltener und maßgefertigter Produkte. Können Sie mir mehr über das Papier und die Tinte sagen?“
Kim hatte uns genaue Proben und Hinweise geschickt, die wir Friedrich zeigten. „Ah, ich erinnere mich daran. Diese speziellen Materialien wurden kürzlich von einem sehr eigenartigen Kunden erworben,“ sagte Friedrich, während er in seinen Aufzeichnungen blätterte.
„Können Sie sich an Details erinnern?“, fragte Roy.
„Ja, es war eine junge Frau, etwa Mitte dreißig, sehr gepflegt und ausgesprochen präzise in ihren Wünschen. Sie erwähnte, dass sie die Materialien für 'besondere Briefe' brauchen würde.“
„Haben Sie einen Namen oder eine Adresse?“ fragte ich weiter, wobei ich mir alle Hinweise notierte.
„Leider nicht. Sie bezahlte bar. Aber vielleicht hilft Ihnen das: Sie trug einen auffälligen Anhänger, einen schlichten, aber eleganten Diamantanhänger, der mir aufgefallen ist.“
Noch während ich die Notizen machte, formten sich Fragen in meinem Kopf. Wer war diese Frau? Und welchen Zusammenhang hatte sie mit den Morden an Dr. Weber und Alina Weser?
Zurück im Präsidium gingen Roy und ich die neuen Informationen durch. „Ein Diamantanhänger? Sehr schick für jemanden, der Drohbriefe verschickt und Morde plant,“ murmelte ich.
„Vielleicht eine wohlhabende, aber unglückliche Person? Jemand aus dem wissenschaftlichen oder technischen Umfeld?“, vermutete Roy.
„Oder jemand, der aus Liebe oder Hass handelt,“ fügte ich hinzu. „Wir müssen noch tiefer graben. Unser Mörder hat vielleicht den Nächsten im Visier. Und wir haben nicht viel Zeit, bevor er wieder zuschlägt.“
Während sich unsere Gedanken wieder auf die Jagd nach Hinweisen konzentrierten, wusste ich eines sicher: Mit einem Fischbrötchen im Magen dachte es sich in Hamburg eindeutig besser. Willkommen in Hamburg, der Stadt, in der selbst ein Fischbrötchen zu klareren Gedanken und dunkleren Geheimnissen führt.
Zurück im Präsidium war ich erfreut zu sehen, dass Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim bereits in unserem Büro auf uns wartete. Er war nicht der Typ, der gerne auf andere wartete, was bedeutete, dass er etwas Dringendes und Bedeutendes zu berichten hatte. Neben ihm stand eine kleine Mappe, ordentlich gefaltet, und sein Gesichtsausdruck verriet ein Minimum an verschwiegener Zufriedenheit.
„Guten Abend, Förnheim“, begrüßte ich ihn, während Roy sich neben mich stellte. „Was haben Sie für uns?“
Förnheim zog kurz die Augenbrauen hoch und legte die Mappe auf den Tisch. „Kommissar Jörgensen, Müller, ich habe einige Erkenntnisse, die Ihre Ermittlungen möglicherweise auf eine neue Ebene heben könnten.“
„Worauf warten Sie?“, fragte Roy ungeduldig. „Lassen Sie es uns hören.“
Förnheim öffnete die Mappe und zog einige Dokumente sowie Fotos heraus. „Zunächst einmal die Autopsieergebnisse von Alina Weser. Die Schusswunde und die Punktionsstelle entsprechen exakt denen von Dr. Weber. Die gleiche Waffe und das gleiche Beruhigungsmittel wurden verwendet.“
„Das bestätigt unsere Theorie, dass der Täter derselbe ist“, sagte ich und beugte mich vor, um die Fotos näher zu betrachten.
„Aber das ist noch nicht alles“, fuhr Förnheim fort und zog ein weiteres Dokument hervor. „Die chemische Analyse des Beruhigungsmittels hat gezeigt, dass es sich um eine sehr spezifische Mischung handelt, eine Kombination aus Betäubungsmittel und einem seltenen chemischen Stabilisator. Dies bedeutet, dass jemand mit erheblichem Fachwissen und Zugang zu spezialisierten Ressourcen daran beteiligt war.“
„Wie selten sind wir hier?“ fragte Roy, während er sich die Chemikalienliste ansah.
„Sehr selten, Herr Müller“, antwortete Förnheim mit einem Hauch von Überheblichkeit. „Diese Chemikalien sind nicht im freien Handel erhältlich. Sie werden nur in bestimmten hoch spezialisierten Labors verwendet, die auf höchstem wissenschaftlichem Niveau arbeiten.“
„Das schränkt unseren Kreis der Verdächtigen erheblich ein“, bemerkte ich. „Haben Sie eine Idee, woher diese Chemikalien stammen könnten?“
Förnheim zog triumphierend ein weiteres Blatt Papier heraus. „Ich habe bereits eine Anfrage an verschiedene Labors in Deutschland gestellt. Zwei davon bestätigten, dass sie kürzlich einen Vorrat dieser speziellen Substanzen erhalten haben. Eines davon ist überraschenderweise die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, genau das Labor, das die Antimaterie-Experimentreihe durchführen sollte.“
„Das ist ein entscheidender Hinweis“, sagte ich nachdenklich. „Entweder stammt der Täter direkt aus diesem Labor, oder er hat zumindest Verbindungen dort. Es scheint, als müssten wir dringend dorthin reisen.“
„Aber es gibt noch mehr“, sagte Förnheim mit einem leicht spöttischen Lächeln. „Ich habe auch die Drohbriefe auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht. Es gab lediglich einen einzelnen, schwachen Abdruck, der jedoch für eine Teilidentifizierung ausreichend war. Dieser Abdruck ist eindeutig weiblich und könnte theoretisch von unserer geheimnisvollen Frau mit dem Diamantanhänger stammen.“
Roy und ich sahen uns ruhig an. Die Hinweise verdichteten sich langsam zu einem klareren Bild, und die Anzahl der Verdächtigen schrumpfte erheblich zusammen.
„Förnheim, das sind großartige Informationen“, sagte Roy, wobei er für einen Moment die ständige Spannung zwischen uns vergaß. „Das bringt uns weiter.“
„Ich bin erfreut, dass Sie das so sehen, Müller“, antwortete Förnheim mit einem Hauch professioneller Genugtuung.
„Danke, Förnheim“, sagte ich abschließend. „Wir wissen Ihren Einsatz zu schätzen. Wir werden sofort Nachforschungen in Düsseldorf anstellen und schauen, wen wir dort finden können.“
Förnheim nickte knapp und verließ das Büro, während Roy und ich uns auf die anstehende Reise vorbereiteten. Die Verbindungen, die wir nun erkannt hatten, brachten uns näher an den Täter, aber wir mussten schnell handeln. Mit jeder Minute könnten wir einem weiteren potenziellen Opfer näher kommen.
„Ich werde die notwendigen Reisevorbereitungen treffen“, sagte Roy und griff nach dem Telefon, um Flüge und Unterkünfte zu organisieren. „Währenddessen solltest du mit unserem möglichen nächsten Verdächtigen sprechen.“
Bevor ich jedoch den nächsten Anruf tätigte, ging ich meine Notizen durch. Die Tatsache, dass die Chemikalien in Düsseldorf besorgt wurden, bedeutete, dass unsere mysteriöse Täterin möglicherweise Verbindungen zu den dortigen Forschungseinrichtungen hatte. Vielleicht war sie eine ehemalige Kollegin oder gar eine aktuelle Mitarbeiterin. Diese Verbindung, verbunden mit dem wissenschaftlichen Wissen und den Ressourcen, machte sie extrem gefährlich.
Noch bevor Roy alle Details für unsere Reise organisiert hatte, klingelte das Telefon erneut. Diesmal war es Dr. Ulmer aus Düsseldorf. „Kommissar Jörgensen, ich habe gerade eine beunruhigende Nachricht erhalten. Ein weiterer Drohbrief wurde in unserem Labor gefunden, diesmal an mich adressiert.“
„Was steht darin?“ fragte ich besorgt und machte mir Notizen.
„Der Brief ist eine klare Warnung: 'Dein Wissen sichert dir nichts. Du bist der Nächste.' Das ist beunruhigend, besonders nachdem ich von den anderen Morden gehört habe. Ich fürchte, wir haben es mit jemandem zu tun, der uns alle auslöschen will.“
„Keine Sorge, Dr. Ulmer. Wir sind bereits auf dem Weg zu Ihnen“, sagte ich und beendete das Gespräch. Ich sah zu Roy und erklärte ihm die neue Entwicklung. „Wir müssen uns beeilen. Es scheint, als würde sich die Schlinge um die restlichen Mitglieder des Teams immer weiter zuziehen.“
Während die Nacht über Hamburg hereinbrach, verstanden wir beide, dass die kommende Reise nach Düsseldorf der Schlüssel zu allem sein konnte. Die Schatten wurden länger und die Uhr tickte. Doch eines war klar: Wir würden nicht ruhen, bis wir den Mörder und dessen Motive vollständig entlarvt hatten.
Willkommen in Hamburg – und nun Düsseldorf – wo die Jagd nach einem skrupellosen Mörder uns in die dunkelsten Winkel wissenschaftlicher Eitelkeit und menschlicher Abgründe führt.
Düsseldorf begrüßte uns mit einer düsteren, verregneten Stimmung, die perfekt zu der Schwere unseres Falls passte. Nach einem kurzen Check-in im Hotel machten wir uns sofort auf den Weg zur Heinrich-Heine-Universität, um Dr. Ulmer zu treffen. Die Uhr tickte; jeder Moment zählte.
Dr. Stefan Ulmer wartete bereits ungeduldig in seinem Labor auf uns. Er war sichtbar angespannt. „Kommissare, ich bin froh, dass Sie so schnell hergekommen sind. Die Situation hier ist angespannt. Nach dem Drohbrief habe ich rund um die Uhr Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.“
„Gut, dass Sie vorsichtig sind, Dr. Ulmer,“ sagte ich. „Wir haben einige Fragen zu den Drohbriefen und der Chemikalie, die bei den Morden in Hamburg verwendet wurden. Können Sie uns nähere Informationen geben?“
Dr. Ulmer nickte und führte uns durch das Hochsicherheitslabor. „Diese speziellen Chemikalien werden bei uns für Experimente mit Antimaterie verwendet. Nur ein sehr kleiner Kreis von Wissenschaftlern hat Zugriff darauf. Ich habe die Liste derjenigen, die Zugang haben, für Sie vorbereitet.“
Roy nahm die Liste entgegen und überflog sie schnell. „Sechs Personen. Wenigstens ist es eine überschaubare Anzahl,“ bemerkte er. „Könnten Sie uns mehr über diesen eingeschränkten Kreis erzählen?“
Dr. Ulmer begann, die einzelnen Personen zu beschreiben:
Dr. Ursula Schneider: Eine angesehene Wissenschaftlerin im Bereich der Teilchenphysik, bekannt für ihre exzentrische, aber brillante Denkweise.Dr. Klaus Reuter: Ein erfahrener Chemiker, der für die Synthese und Handhabung der speziellen Chemikalien verantwortlich ist.Dr. Martina Vogel: Ein aufstrebendes Talent in der physikalischen Chemie, das für ihre Präzision und Disziplin bekannt ist.Ing. Lars Böhm: Der Techniker, der uns schon aus Hamburg bekannt war und hier einen Transfer gemacht hatte.Dr. Jonas Hansen: Ein jüngerer Forscher, der kürzlich aufgrund seiner innovativen Denkweise und exzellenten Ergebnisse zum Team stieß.Sophia Lemke: Eine Labormanagerin mit organisatorischen Talenten und Zugang zu allen Bereichen des Labors.„Interessante Gruppe,“ sagte Roy. „Wir sollten mit jedem Einzelnen sprechen.“
*
Dr. Ursula Schneider empfing uns in ihrem übersichtlich organisierten Büro. Ihre Augen blitzten hinter ihrer runden Brille, als wir den Raum betraten.
„Kommissare, wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie.
„Dr. Schneider, wir untersuchen die Morde in Hamburg und den Drohbrief an Dr. Ulmer. Können Sie uns erklären, warum jemand Zugang zu den speziellen Chemikalien in Ihrem Labor haben wollte?“ fragte ich direkt.
„Diese Chemikalien sind für unsere Experimente unerlässlich. Es gibt strenge Richtlinien, wer sie nutzen darf und warum,“ antwortete sie.
„Kennen Sie eine Frau mit einem Diamantanhänger?“ fragte Roy.
Dr. Schneider stutzte kurz. „Ja, Sophia, unsere Labormanagerin, trägt einen solchen. Wieso ist das wichtig?“
Das war ein wertvoller Hinweis. „Danke, Dr. Schneider.“
Dr. Klaus Reuter war ein ruppiger Charakter, dessen Herz eindeutig für die Chemie schlug. Er schien keine Zeit für Smalltalk zu haben.
„Kommissare, ich weiß nicht, was Sie hier wollen, aber ich habe zu viel zu tun,“ sagte er ungeduldig.
„Dr. Reuter, haben Sie von den Drohbriefen gehört?“ fragte ich.
„Natürlich. Ein Albtraum. Aber ich habe nichts damit zu tun,“ knurrte er.
„Was ist Ihr Eindruck von Ihren Kollegen? Gibt es Spannungen?“ fragte Roy.
„Jeder hat seine eigenen Probleme, aber wir sind ein professionelles Team,“ sagte Reuter. „Es gibt immer etwas Konkurrenz, aber nichts Außergewöhnliches.“
Dr. Martina Vogel empfing uns höflich. Sie war sichtlich nervös, als wir die Fragen stellten.
„Frau Dr. Vogel, wir ermitteln wegen Morden und Drohbriefen mit Ähnlichkeiten zu Ihrer Arbeit hier. Haben Sie irgendwelche Vermutungen?“ fragte ich.
„Es ist schwer vorstellbar, dass jemand aus unserem Team so etwas tun könnte. Aber in so schwierigen Zeiten weiß man nie, was in den Köpfen der Menschen vorgeht,“ antwortete sie.
„Haben Sie jemals Feindseligkeiten oder seltsames Verhalten bei Ihren Kollegen bemerkt?“ fragte Roy.
„Nicht direkt, aber Sophia schien kürzlich gestresster als sonst,“ sagte sie vorsichtig.
Lars Böhm wirkte sofort defensiv, als wir ihn trafen. „Was wollen Sie jetzt von mir? Ich habe nichts mit diesen Morden zu tun,“ sagte er scharf.
„Herr Böhm, wir führen eine gründliche Untersuchung durch und Sie standen bereits in Hamburg unter Verdacht. Können Sie uns sagen, ob Sie etwas bemerkt haben, das Ihnen seltsam vorkam?“ fragte ich.
„Ich habe gesagt, ich habe nichts damit zu tun. Aber ich habe gespürt, dass hier etwas nicht stimmt. Es war, als ob jemand ständig beobachtet wird,“ sagte Böhm nervös.
Dr. Jonas Hansen war ein charmanter, junger Wissenschaftler, der sofort kooperativ wirkte.
„Kommissare, ich helfe Ihnen, wo ich kann. Die Lage ist ernst,“ sagte er.
„Dr. Hansen, gibt es etwas, das Ihnen bezüglich Ihrer Kollegen oder der Arbeit hier seltsam erscheint?“ fragte ich.
„Es gab ein paar seltsame Vorfälle, besonders im Zusammenhang mit Sophia. Sie verhielt sich manchmal geheimnisvoll,“ antwortete er.
Sophia Lemke war die letzte auf unserer Liste. Uns entging nicht, dass sie die Frau mit dem Diamantanhänger war. Sie schien gefasst, aber wirkte bekümmert.
„Frau Lemke, wir haben einige Fragen zu Ihrer Arbeit und den zugrunde liegenden Spannungen im Team,“ begann ich.
„Ich verstehe. Es ist schrecklich, was passiert ist. Aber ich habe nichts damit zu tun,“ verteidigte sie sich.
„Haben Sie Drohbriefe erhalten oder gesehen?“ fragte Roy.
„Nein, ich habe keine gesehen. Aber ich habe gehört, dass Dr. Ulmer einen erhielt,“ antwortete sie, wobei ihr Blick kurz auswich.
Nach den Befragungen setzten wir uns mit Dr. Ulmer zusammen, um unsere Eindrücke zu besprechen. „Die Hinweise verdichten sich um Sophia Lemke,“ sagte ich. „Ihre Verbindung zu den Chemikalien und ihre kleinen, aber signifikanten Abweichungen in ihrer Geschichte sind verdächtig.“
„Wir sollten ihren Hintergrund und ihre Verbindung zu Hamburg überprüfen,“ fügte Roy hinzu.
Zurück im Hotel bereiteten wir uns auf eine Nacht des Durchsuchens und Analysierens vor. Wir zogen alle möglichen Verbindungen, Kontakte und Ereignisse in Betracht. Plötzlich fanden wir einen alten Artikel über Sophia Lemke – sie hatte früher am CERN gearbeitet und war in einem wissenschaftlichen Streit mit Dr. Weber verwickelt gewesen.
„Das ist es,“ sagte ich. „Sophia Lemke hat eine alte Rechnung zu begleichen. Sie hatte sowohl das Motiv als auch die Fähigkeit, Zugang zu den Chemikalien zu erhalten und die Drohbriefe zu schreiben.“
„Wir müssen sie konfrontieren und zusätzliche Beweise finden,“ beschloss Roy. „Je schneller, desto besser.“
Am nächsten Morgen suchten wir Sophia Lemke auf. Sie war sichtlich nervös, als wir sie erneut ansprachen. „Frau Lemke, wir wissen von Ihrem Streit mit Dr. Weber und Ihren Verbindungen zu den Chemikalien. Es ist ratsam, zu kooperieren.“
Sophia brach unter dem Druck zusammen und gestand schließlich. Sie hatte aus verletztem Stolz und Rachegefühlen gehandelt, weil ihr wissenschaftlicher Ruf durch Dr. Weber zerstört worden war.
„Ich wollte nur Gerechtigkeit“, sagte sie unter Tränen. „Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde.“
Zurück im Präsidium in Hamburg, berichteten wir Kriminaldirektor Bock von unseren Fortschritten und dem Geständnis. Mit Sophia Lemke in Gewahrsam und den Beweisen gegen sie, war der Fall weitgehend abgeschlossen.
„Gute Arbeit, Jörgensen, Müller,“ sagte Bock. „Dieser Fall war komplizierter als die meisten. Sie haben hervorragende Ermittlungsarbeit geleistet.“
Während wir das Präsidium verließen, fühlte ich eine Mischung aus Erleichterung und Erschöpfung. Wie immer in Hamburg, hatte dieser Fall tiefe menschliche Abgründe und unerwartete Wendungen offenbart. Doch wir wussten, dass wir es bewältigt hatten – und wie Roy immer sagte, manchmal hilft ein gutes Fischbrötchen, klarer zu denken.
Willkommen in Hamburg, der Stadt, die ihre dunkelsten Geheimnisse nur widerwillig preisgibt.
Der Fall schien gelöst. Sophia Lemke war in Untersuchungshaft, und ihre Geständnisse gaben uns die fehlenden Puzzlestücke. Doch wie bei jedem großen Fall, der uns forderte, gab es immer noch Zeiten und Orte für Reflexion. Roy und ich machten uns auf den Weg zurück nach Hamburg. Die Stadt, die uns so viele Herausforderungen und Abenteuer geboten hatte, erwartete uns erneut mit offenen Armen – und offenen Fällen.
Es war spätabends, als wir in Hamburg ankamen. Der Regen, der gegen die Fenster unseres Büros prasselte, erinnerte mich daran, dass die Stadt niemals schläft, und genauso wenig taten wir es. Während Roy die letzten Berichte ausfüllte, zog ich mich in mein eigenes Büro zurück, um noch einmal über den Fall nachzudenken.
Sophia Lemke – eine Frau, die ihre Fähigkeiten und ihre Verletzlichkeit in einem Rausch aus Rache und Schuld kanalisiert hatte. Doch in meinem Kopf blieben noch unbeantwortete Fragen. War sie wirklich alleine?
Etwa eine Stunde später klopfte es an meiner Tür. Es war Kriminaldirektor Bock. „Jörgensen, es gibt etwas, das Sie sehen sollten. Kommen Sie.“
Ich folgte ihm in eines der Vernehmungszimmer, wo Sophia Lemke saß. Sie schien ruhiger, fast gefasster, als ich eintrat.
„Frau Lemke, Sie wollten mit uns sprechen?“ fragte ich.
„Ja“, begann sie zögerlich. „Es ist alles meine Schuld. Aber ich war nicht allein. Es gab jemanden, der mich anstachelte, mir half – jemand, den ich hier nicht erwähnen konnte.“
„Wer war es?“ fragte Roy, der gerade hereinkam.
„Es war... Dr. Tobias Henning“, sagte sie leise. „Er hasste Weber genauso sehr wie ich. Er gab mir die Idee und half mir, die Chemikalien zu besorgen.“
Dr. Tobias Henning war unser nächstes Ziel. Wir fanden ihn in seinem Büro eingeschlossen in Arbeit, scheinbar nichtsahnend. Als wir ihn konfrontierten, brach seine Fassade schnell zusammen.
„Ich wollte ihm nur einen Denkzettel verpassen“, sagte Henning verzweifelt. „Es sollte alles ganz anders laufen. Doch Sophia übertrieb und geriet außer Kontrolle. Ich habe nicht geahnt, dass es so enden würde. Ich... ich bin mitschuldig.“
Mit seinem Geständnis wurde klar, dass der Fall nicht nur ein Akt blinder Rache war, sondern auch ein Spiegelbild tiefer, systematischer Spannungen und Eitelkeiten innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Zurück im Präsidium berichteten Roy und ich erneut an Kriminaldirektor Bock. „Es scheint, dass Sophia Lemke und Dr. Henning gemeinsam verantwortlich sind“, schloss ich. „Ein trauriges, aber aufschlussreiches Ende für diesen Fall.“
Bock nickte bedächtig. „Wie immer, Jörgensen, Müller, haben Sie hervorragende Arbeit geleistet. Lassen Sie diesen Fall eine Mahnung für uns alle sein – nicht nur als Gesetzeshüter, sondern auch als Menschen.“
Nach der langen und bemerkenswerten Ermittlung kehrten Roy und ich zur gewohnten Routine zurück. Doch wie jeder ernsthafte Ermittler und erfahrene Polizist weiß, bleibt ein Stück von jedem Fall bei einem. Die Menschen, die Täterschaft, die Opfer – sie sind ein Teil der Stadt und ihrer Geschichte.
Während ich an meinem Schreibtisch saß, griff ich nach meinem Telefon und rief meine Schwester an. Es war lange her, seit ich das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte. „Hey Janina, ich habe gerade einen schweren Fall abgeschlossen, und ich wollte einfach mal nachfragen, wie es dir geht.“
Manchmal war es wichtig, sich an die kleinen Dinge zu erinnern, während man sich durch die großen Kämpfe bewegte. Und so, während der Regen an den Fenstern des Präsidiums herunterströmte, fand ich einen Moment der Ruhe und Besinnung in einer Stadt, die niemals stillstand.
Später, als alles langsam zur Normalität zurückkehrte, erreichte mich eine Nachricht von Dr. Ulmer. „Kommissar Jörgensen, aufgrund unseres Kontakts und der Zusammenarbeit während dieser schwierigen Zeiten möchte ich Sie einladen, an einem Symposium über Sicherheit und ethische Praktiken in der wissenschaftlichen Arbeit an der Universität Düsseldorf teilzunehmen.“
Ich lächelte und zeigte die Nachricht Roy. „Scheint, als hätten wir bleibenden Eindruck hinterlassen.“
„Warum hast du nicht ja gesagt?“, grinste Roy. „Vielleicht haben sie dort auch gute Fischbrötchen.“
Und so planten wir eine Reise zurück nach Düsseldorf – nicht als Ermittler, sondern als Gäste, um zu teilen, was wir gelernt hatten und weiter zu lernen. Denn in der Welt der Wissenschaft und der Ermittlungen ist eines sicher: Die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit hört niemals auf.
Willkommen in Hamburg, der Stadt, die uns immer neue Herausforderungen und unschätzbare Erkenntnisse bietet. Und jetzt, willkommen in Düsseldorf, wo die Reise weitergeht.
Gerade als ich dachte, der Fall sei abgeschlossen und wir könnten zur Tagesordnung übergehen, klingelte mein Telefon erneut. Es war unser Kommunikator aus der Notrufzentrale: „Kommissar Jörgensen, wir haben einen weiteren Mordfall in Hamburg. Die Umstände ähneln denen der vorherigen Fälle. Es scheint, als könnten sie zusammenhängen.“
Ich spürte die Schwere dieser Nachricht sofort. Roy, der gerade dabei war, seine Kaffeetasse abzustellen, starrte mich an. „Noch ein Mord? Wo genau?“
„In einem exklusiven Hotel in der Innenstadt. Die Leiche wurde in einem Hotelzimmer gefunden, und der Tatort zeigt die gleiche Präzision wie bei den vorherigen Morden“, antwortete der Kommunikator.
“Wir haben Geständnisse”, gab Roy zu bedenken.
“Vielleicht waren die nicht ganz vollständig.”
“In wie fern?”
“Was die Motive und eventuelle Mittäter anging.”
“Du meinst, es gab noch einen oder mehrere Mittäter?”
“Können wir das ausschließen?”
“Nein.”
“Also eine größere Verschwörung?”
“Wir werden sehen.”
Wir machten uns sofort auf den Weg zum betroffenen Hotel. Die Innenstadt von Hamburg war an diesem Morgen geschäftig und lebendig, ein merkwürdiger Kontrast zu dem dunklen Geschehen, das wir untersuchten.
Das Luxushotel war in hellem Weiß gehalten und erstrahlte in morgendlichem Glanz. Drinnen jedoch war die Atmosphäre von Alarm und Aufruhr geprägt. Die Polizei war bereits vor Ort und sperrte den Tatort ab.
Wir wurden ins Zimmer geführt, wo die Leiche lag. Der Anblick war schockierend vertraut: eine einzelne, präzise Schusswunde im Kopf und eine Punktionsstelle am Arm. Dr. Dr. Förnheim stand bereits bei der Leiche und machte Notizen, während er uns wahrnahm.
„Kommissare,“ begann er, „es scheint, als hätten wir es mit derselben Art von Mord zu tun. Dieselbe Waffe, dieselbe präzise Schussführung, und offenbar das gleiche Beruhigungsmittel wie zuvor.“
Ich nickte. „Wer ist unser Opfer?“
Ein junger Polizist reichte mir eine Mappe. Sie enthielt die Details des Opfers: Dr. Sandra Voss, eine renommierte Physikerin, die kürzlich an einem geheimen Projekt für die Universität Hamburg gearbeitet hatte.
„Dr. Voss war nicht auf unserer ursprünglichen Liste,“ bemerkte Roy. „Wieso wurde sie ein Ziel?“
Während wir die Hotelaufzeichnungen durchgingen, und mit Zeugen und Hotelpersonal sprachen, zeichnete sich ein neues Bild ab. Offensichtlich hatte Dr. Voss an einem Projekt gearbeitet, das über die Antimaterie-Projekte hinausging – etwas, das tiefere geopolitische Bedeutungen hatte. Das Projekt hatte angeblich staatlich geheime Informationen berührt und war von größerer Bedeutung als zunächst angenommen.
Roy und ich setzten uns zurück ins Büro und begannen, alle Fäden zusammenzuziehen. Es gab deutliche Anzeichen, dass die Morde nicht nur aus persönlichem Rachegefühl begangen worden waren, sondern dass eine größere Verschwörung im Gange war.
“Vielleicht wurden Sophia Lemke und Dr. Henning nur benutzt”, sagte Roy.
“Oder sie haben schlichtweg gelogen, um die wahren Hintergründe zu vertuschen.”
“Dann müsste es sich um eine sehr große Sache handeln, die das rechtfertigt.”
“Richtig.”
“Geständnisse lassen sich widerrufen. Und wer immer wirklich dahinter stecken mag, hat dadurch Zeit gewonnen…”
“Und die Möglichkeit, einen weiteren Mord zu begehen.”
“Ja.”
Ich erinnerte mich an die kryptische Nachricht, die wir während unseres ersten Falles erhalten hatten: „Nichts ist, wie es scheint. Traue niemandem, der nahe ist. Die Antworten liegen tiefer, als Du es dir vorstellen kannst.“ Diese Worte hatten eine neue Bedeutung bekommen.
Wir kontaktierten Kriminaldirektor Bock und informierten ihn über die neuesten Entwicklungen. „Es scheint, als ob wir in ein Wespennest gestochen haben, das weit über persönliche Rache hinausgeht,“ sagte ich.
Bock runzelte die Stirn und sagte: „Das klingt nach einer größeren Verschwörung. Wir müssen alle verfügbaren Ressourcen nutzen, um das aufzudecken.“
Wir riefen sofort alle Akten und Informationen ab, die wir über Dr. Voss und ihr geheimes Projekt finden konnten. Es stellte sich heraus, dass sie an einem hochgeheimen Experiment gearbeitet hatte, das sowohl militärische als auch wirtschaftliche Interessen einschloss – eine Technologie, die Antimaterie als Energiequelle nutzt.
Roy und ich saßen an unseren Schreibtischen und analysierten die Informationen. „Wenn es jemanden gibt, der bereit ist, Menschen für solche Informationen umzubringen, dann haben wir es hier mit einer mächtigen und skrupellosen Gruppe zu tun,“ sagte Roy nachdenklich.
„Wir müssen alle im Team erneut befragen,“ sagte ich entschlossen. „Aber wir sollten auch darüber nachdenken, externe Hilfe einzubeziehen. Vielleicht gibt es eine spezielle Einheit des Bundeskriminalamtes, die uns in dieser Angelegenheit unterstützen könnte.“
Noch während wir dies planten, erhielt ich eine verschlüsselte E-Mail von einem anonymen Absender. Der Inhalt ließ mir das Blut in den Adern gefrieren:
„Ihr glaubt, den Kern entdeckt zu haben, aber das ist nur der Anfang. Diese Wissenschaftler, diese Experimente – alle führen zu einer Wahrheit, die niemand kennen sollte. Wenn ihr weiter grabt, riskiert ihr alles. – S“
Roy sah die Nachricht an und sagte: „S? Wer ist dieser S?“
„Ich weiß es nicht,“ antwortete ich. „Aber diese Nachricht ist eine deutliche Warnung. Wir sind auf der richtigen Spur, und jemand will uns aufhalten.“
Kriminaldirektor Bock stimmte unserer Einschätzung zu. „Das BKA wird eingeschaltet. Wir brauchen Experten, die in der Lage sind, nationale und internationale Verschwörungen aufzudecken.“
Mit der Unterstützung des BKA begannen wir eine umfassende Untersuchung. Wir überprüften alle Flugdaten, Kommunikationsprotokolle und verdächtigen Transaktionen. Es dauerte nicht lange, bis wir auf Verbindungen zu mehreren mächtigen Wirtschaftslobbyisten und Regierungsinitiativen stießen.
Für einen Moment standen wir am Abgrund einer neuen, noch unklaren Dimension. Die Entdeckungen, die wir gemacht hatten, eröffneten nicht nur ein tieferes Verständnis der Fälle, sondern auch der komplexen und gefährlichen Welt, die uns umgab.
Mit diesen neuen Informationen und der Unterstützung des BKA richteten Roy und ich uns auf eine neue Jagd ein – eine Jagd nach den verborgenen Puppenspielern, die im Verborgenen agierten. Während wir uns in die Dunkelheit stellten und das Netz der Verschwörung durchdrangen, wussten wir, dass dieser Fall uns an unsere Grenzen und darüber hinaus bringen würde.
Mit dem Fall, der immer größer und komplexer wurde, beschlossen Roy und ich, Dr. Gerold Wildenbacher aufzusuchen. Als unser Pathologe und Rechtsmediziner hatte er schon oft hilfreiche Erkenntnisse geliefert – auch wenn seine Art gewöhnungsbedürftig war. Dieser Fall erforderte jedoch das Wissen und die Erfahrung der Besten, und Wildenbacher war in seinem Fach unübertroffen.
Wir trafen Wildenbacher in seinem gewohnten Umfeld – im geräumigen, angenehmen Chaos seines Labors. Er drehte sich gerade von einem Seziertisch weg, als wir den Raum betraten.
„Kommissare“, begrüßte er uns knapp. „Ich habe gerade mit den letzten Untersuchungen an Dr. Voss begonnen. Es gibt einige interessante Details, die Sie kennen sollten.“
„Was haben Sie herausgefunden?“ fragte ich direkt und versuchte, den Geruch von Formaldehyd zu ignorieren.
Wildenbacher griff nach einem Bildschirm, auf dem die Ergebnisse seiner letzten Analysen zu sehen waren. „Dr. Voss weist dieselbe Präzision in der Schussführung und Betäubung auf wie die beiden vorherigen Opfer. Aber es gibt noch mehr. Ich habe eine chemische Substanz in ihrem Blut gefunden, die ich bisher nicht identifizieren konnte.“
„Nicht identifizieren? Das kommt bei Ihnen nicht oft vor“, kommentierte Roy, eindeutig neugierig.