5 Dinge, die du niemals tun solltest! - Cathy Williams - E-Book

5 Dinge, die du niemals tun solltest! E-Book

Cathy Williams

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Beschreibung

HEIRATE NIEMALS EINEN PLAYBOY!

Die Braut, die sich nicht traut? Am liebsten würde Zara vor dem Altar umkehren! Wie konnte sie sich nur von ihrem Vater zu einer arrangierten Ehe mit dem Playboymilliardär Chase Whitaker überreden lassen? Doch dann senkt ihr umwerfend attraktiver Bräutigam zum ersten Mal seine Lippen auf ihre - und alle Zweifel sind wie weggezaubert. Nie zuvor hat Zara solch überwältigende Leidenschaft verspürt. Nichts scheint plötzlich mehr wichtig, als sinnliche Erfüllung in Chases Armen zu finden. Ein Fehler? Noch ahnt Zara nicht, dass er ein dunkles Geheimnis vor ihr verbirgt …

BELÜGE NIEMALS EINEN MILLIARDÄR!

"Du hast 48 Stunden Zeit, dich zu entscheiden." Die schöne Chase ist bei diesen eiskalten Worten fassungslos: Der erfolgsverwöhnte Alessandro Moretti lässt sie bei den wichtigen Verhandlungen um ihr Herzensprojekt nur gewinnen, wenn sie seine Geliebte wird! Mit sinkendem Mut sieht sie in die unergründlichen Augen des italienischen Milliardärs. Will er sich mit seinem schamlosen Angebot rächen, weil sie ihn damals verlassen hat? Eine ausweglose Situation für Chase! Was soll sie bloß tun? Sagt sie Nein, ist alles verloren. Sagt sie Ja, ist sie verloren …

VERTRAUE NIEMALS EINEM FREMDEN!

Attraktiv und verboten charmant! Nie hätte Brianna gedacht, dass sich ein Mann wie Leo Spencer je in den hintersten Winkel Irlands verirren würde. Und dann als Gast in ihrem Bed & Breakfast bleibt! Doch es kommt noch besser. Der geheimnisvolle Fremde scheint von ihr genauso fasziniert zu sein … wie seine Küsse ihr beweisen. Und selbst wenn es für ihn eine flüchtige Affäre bleiben soll, spürt Brianna, sie beide verbindet noch viel mehr als das … bis Leo seine wahre Identität enthüllt und plötzlich nichts mehr von ihr wissen will! Hat sich ihr Herz wirklich so in ihm getäuscht?

VERFÜHR NIEMALS DEINEN BOSS

Weil ihr Boss spurlos verschwunden ist, muss Sophie als persönliche Assistentin für dessen attraktiven Geschäftspartner Zach Lassiter arbeiten. Schnell wird sie misstrauisch: Was hat Zach mit dem mysteriösen Verschwinden zu tun? Sophie spürt deutlich, dass er etwas vor ihr verbirgt. Spontan beschließt sie, ihn zu verführen - natürlich nur, um hinter sein Geheimnis zu kommen. Doch Zach ist einfach viel zu sexy. Die verzehrende Leidenschaft, die Sophie in seinen Armen entdeckt, lässt sie bald jeden Plan vergessen. Ein folgenschwerer Fehler - oder ist Zach etwa doch unschuldig?

KÜSSE NIEMALS EINEN PLAYBOY!

Der reiche Playboy Gabriel Diaz ist Lucys einzige Hoffnung! Tatsächlich sagt er ihr spontan seine Hilfe zu, als ihre Eltern in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Aber er nennt auch sogleich den Preis dafür: Lucy soll ihm eine zärtliche Liebesnacht schenken! Ihr stockt der Atem. Wie kann Gabriel es wagen? Spontan hasst sie ihn - und ist doch ungewollt fasziniert von seiner unwiderstehlich männlichen Ausstrahlung. Kaum hat Gabriel ihr einen ersten Kuss gestohlen, muss sie sich eingestehen, dass ihr verräterischer Körper sich bereits nach mehr sehnt …

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Seitenzahl: 1006

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Caitlin Crews, Cathy Williams, Yvonne Lindsay

5 Dinge, die du niemals tun solltest!

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Caitlin Crews Originaltitel: „His for Revenge“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2206 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: SAS

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733702229

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Zara Elliott war schon halbwegs das Mittelschiff der Kirche in dem hübschen Bilderbuchstädtchen in Connecticut, in dem ihre Familie seit den Gründerzeiten lebte, hinunter, als ihr mit einem Schlag das Ausmaß dessen, was sie hier tat, bewusst wurde.

Unter den Bahnen und Bahnen von weißem Tüll, in denen sie sich vorkam wie die Figur auf einer Hochzeitstorte, wurden ihr die Knie weich. Fast wäre sie stehen geblieben, vor den Augen der unzähligen Gäste, die ihr Vater zu dieser Zirkusvorstellung eingeladen hatte.

„Wage es nicht, einen Rückzieher zu machen“, zischte er ihr harsch zu, auch wenn sein für die Öffentlichkeit bestimmtes Lächeln keinen Moment wankte. „Ich trage dich auch den ganzen Weg bis zum Altar, wenn es sein muss. Aber glaube mir, begeistert werde ich dann nicht sein.“

Es war das Höchstmaß an väterlicher Liebe und Unterstützung, die Zara von Amos Elliott erwarten konnte, der Geld und Einfluss sammelte wie andere Väter Briefmarken. Und im Rebellieren war Zara noch nie sehr gut gewesen.

Rebellion war immer Ariella vorbehalten gewesen.

Was auch der Grund war, weshalb Zara sich jetzt in dieser Situation befand.

Sie zwang sich, weiterzugehen und nicht an ihre ältere Schwester zu denken. Dieses Kleid war nämlich viel zu eng. Erstens war Ariella fast zehn Zentimeter größer als Zara, und zweitens hatte sie im Gegensatz zu Zara die Oberweite eines präpubertären Teenagers. Wenn Zara sich jetzt aufregte, könnte es durchaus passieren, dass sie diese Tüll-Monstrosität sprengte, vor aller Augen, hier mitten in der Kirche, die ihre Vorfahren vor Jahrhunderten gebaut hatten.

Würde ihrem Vater recht geschehen! Aber der Preis, den sie dann dafür zahlen müsste, war es nicht wert. Außerdem tat Zara das hier für ihre Großmutter – Gott hab sie selig! –, die der festen Überzeugung gewesen war, Zara müsse ihrem Vater noch eine Chance geben. Letzten Sommer auf dem Sterbebett hatte sie Zara das Versprechen abgenommen – und hatte ihr aber gleichzeitig auch das Cottage auf Long Island vermacht, nur für den Fall, sollte besagte Chance nicht von Erfolg gekrönt sein.

So konzentrierte Zara sich lieber auf den berüchtigten Chase Whitaker, ihren Bräutigam. Er stand vorn am Altar, mit dem Rücken zu ihr, so als würde er die romantische Spannung erhöhen wollen, dabei wusste Zara, dass er nur die eigene Wut verbarg. Er hatte deutlich klargemacht, dass er diese Heirat nicht wollte, für die ihr hinterlistiger, manipulierender Vater verantwortlich war. Als vor ein paar Monaten Chases Vater, Eigner und CEO von Whitaker Industries, unerwartet gestorben war, hatte Amos die Schwäche im Vorstand sofort ausgenutzt.

Selbst wenn sie diejenige gewesen wäre, die jetzt hier über den Gang hätte schreiten sollen, wäre Chase gegen die Hochzeit gewesen. Nur war Ariella heute Morgen schlicht nicht erschienen.

Zara hatte sich immer für einen pragmatischen Menschen gehalten, und sie war auch stolz darauf, aber sie musste zugeben, dass ein Teil von ihr sich neugierig fragte, wie es wohl sein würde, wäre das hier echt. Wäre sie nicht in allerletzter Minute für ihre schöne Schwester eingesprungen, die allgemein „das Juwel in der Elliott-Krone“ genannt wurde. Wie es wäre, wenn ein Mann wie Chase Whitaker, von dessen dunkelblauen Augen, breiten Schultern, dichtem dunklem Haar und vor allem charmanten britischen Akzent die gesamte Frauenwelt schwärmte, wirklich vor dem Altar auf sie warten würde.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär … Du bist eine Närrin.

Niemand wäre auf die Idee gekommen, Zara als „Juwel“ zu bezeichnen, obwohl ihre Großmutter sie ab und zu „solide wie ein Fels“ genannt hatte.

„Du bist so verlässlich“, hatte Ariella noch vor zwei Tagen mit diesem kleinen gönnerhaften Lächeln gesagt, das Zara für den größten Teil ihres sechsundzwanzigjährigen Lebens lieber ignoriert hatte. „Ich weiß nicht, wie du das immer schaffst.“

„Habe ich denn eine Wahl?“ Eine rhetorische Frage, noch dazu leicht säuerlich gestellt, denn dieses „verlässlich“, so, wie Ariella es betont hatte, war alles andere als ein Kompliment. „Hast du vor, irgendwann mal verlässlich zu werden?“

Ariella, die sich gerade für eine ihrer vielen Vor-Hochzeitsveranstaltungen zurechtmachte, hielt mitten im Schminken inne, den Lippenstift in der Hand, und sah im Spiegel zu ihrer Schwester. „Warum sollte ich?“, gab sie nach einem Moment mit ihrer leichtfertigen Art zurück. „Wenn du doch so viel besser darin bist als ich.“

Das hätte mir schon eine Warnung sein sollen, dachte Zara jetzt, während sie auf den Mann dort vorn am Altar zuging, der nicht auf sie wartete. Der gar nicht dort stehen würde, hätte er eine Wahl.

Sie war froh um diesen lächerlichen Schleier, der ihr Gesicht verdeckte. So konnte wenigstens niemand ihre Gedanken erraten, die deutlich auf ihrem Gesicht stehen mussten. Der Fluch der Rothaarigen, dachte sie. Sie wünschte, sie hätte schimmerndes kastanienbraunes Haar. Dunkler Glamour. Aber nein, ihr Haar war leuchtend rot, und sie hatte auch die empfindliche helle Haut, die typischerweise dazugehörte.

Inzwischen waren sie beim Altar angekommen, und Amos übergab „diese Frau“ mit geradezu beleidigendem väterlichem Eifer an Chase Whitaker, der sich jetzt ihr zugewandt hatte, aber seiner gelangweilten Miene nach zu urteilen meilenweit weg war.

Zara hob den Schleier nicht an. Ihr Vater hatte ihr noch im Vorraum der Kirche mindestens ein Dutzend Mal immer wieder eingetrichtert, dass Chase auf jeden Fall erst an die Familie gebunden sein musste, bevor dieses kleine Verwechslungsspiel auffiel.

„Wie romantisch. Die Hochzeit des Jahrhunderts“, hatte sie trocken darauf erwidert.

Und Amos hatte sie mit diesem vernichtenden Blick angesehen, den sie normalerweise unter allen Umständen zu vermeiden suchte. Nicht, dass irgendetwas an dieser Farce, die nötig geworden war, weil die eigentliche Braut am Morgen der arrangierten Heirat durch Abwesenheit geglänzt hatte, normal gewesen wäre.

„Spare dir die geistreichen Bemerkungen für deinen Ehemann auf. Vielleicht ist er empfänglicher dafür“, hatte die Antwort ihres Vaters gelautet, wobei sein Gesichtsausdruck besagte, dass er das ernsthaft bezweifelte.

So hatte Zara beschlossen, dass ein Ausrutscher reichte, hatte das „Ich heirate einen Fremden“-Lächeln geübt und so getan, als wäre alles ganz wunderbar, selbst die Tatsache, dass Ariellas Kleid ihr nicht passte und mit einer Spitzenbordüre, die aussah, als hätte ihre Stiefmutter sie von den Gardinen abgerissen, noch schnell an ihrem Rücken weiter gemacht hatte werden müssen.

Ihr zukünftiger Ehemann nahm jetzt ihre Hände in seine, die erstaunlich warm und kräftig waren. Seltsam, irgendwie fühlte sie sich leicht schwindlig, wie berauscht. Sie hielt den Blick fest auf die weiße Nelke in seinem Knopfloch gerichtet und bemühte sich, nicht daran zu denken, dass ihr Vater offensichtlich der Überzeugung war, Chase Whitaker würde die Beine in die Hand nehmen, sollte er herausfinden, dass es Zara war, die er heiratete. Nicht die arrangierte Heirat war also das Problem, sondern die Tatsache, dass es sich bei der Braut um die weniger attraktive Elliott-Schwester handelte.

Der Priester schwadronierte über Liebe und Treue, über das gegenseitige „Ehren“ und „Respektieren“. Unter diesen Umständen war das fast Ketzerei. Zara hob den Blick zu Chase Whitakers attraktivem Gesicht, das schon so einige Titelseiten geschmückt hatte, und erinnerte sich daran, dass die Situation vielleicht extrem war, aber nicht neu. Zara war immer die Unscheinbare gewesen, die Schwester, die Bücher wilden Partys vorzog, die lieber mit ihrer Großmutter zusammensaß als mit einer gleichaltrigen Clique. Die graue Maus, deren akademische Ambitionen immer unter den Tisch gefallen waren, verblassten sie doch im Vergleich zu den diversen Skandalen in Ariellas Glitzerleben, Ariella, die mit „Modelling“ und „Schauspielerei“ und was sie angeblich sonst noch so tat um den Globus jettete und das Geld des Vaters mit vollen Händen ausgab.

Hör auf, ständig an Ariella zu denken, ermahnte Zara sich streng, als sie Chases düsteren Blick sah. Sie umklammerte viel zu verkrampft seine Finger, stellte sie fest. Bewusst lockerte sie ihren Griff.

Und dann wurde es Zeit, das Gelübde abzulegen. Sie rechnete damit, dass Chase ihr jeden Moment den Schleier vom Gesicht reißen und sie vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft bloßstellen würde, als der Priester ihren Namen statt Ariellas nannte, so hastig und leise, dass wohl niemand es wirklich mitbekommen hatte. Aber Chase starrte mit leerem Blick über ihre rechte Schulter auf einen fernen Punkt, was ihren Eindruck, dass er sich eisern beherrschte, erneut bestätigte. Es musste ihn seine gesamte Kraft kosten, denn mit dem gleichen Blick steckte er ihr den Ring an den Finger.

Entweder das, oder er war sturzbetrunken, worauf der leise Hauch von Whiskey, der ihn umgab, hinweisen könnte, und beherrschte sich so verkrampft, um nicht hier vor dem Altar torkelnd umzukippen.

Er legte sein Gelübde tonlos ab, und als Zara ihm seinen Ring angesteckt hatte, war ihr schwindlig vor Erleichterung, in die sich allerdings noch ein anderes Gefühl mischte, das sie nicht ganz genau einordnen konnte. War es wirklich so simpel? Hatte sie sich tatsächlich in ein zu enges Hochzeitskleid gezwängt und sich einen undurchsichtigen Schleier übers Gesicht gehängt, um den armen Mann in einer der Intrigen ihres Vaters zu verfangen? War das die Chance, von der ihre Großmutter immer gesagt hatte, sie solle sie ihrem Vater noch geben, bevor sie Amos endgültig abschrieb?

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Ja, offensichtlich.

Sie hörte Chase seufzen und glaubte schon, er würde ablehnen. Konnte er das? Hier vor all den Leuten? Das würde auch bestätigen, wie ungeliebt und unattraktiv sie sich immer gefühlt hatte.

Wollte sie, dass er sie küsste? Was war schlimmer? Von jemandem geküsst zu werden, der es nicht tun wollte, aber sich verpflichtet fühlte? Oder nicht geküsst zu werden und somit vor der versammelten Gesellschaft erniedrigt zu werden? Aber dann rührte er sich und schritt zur Tat, um die Situation zu retten.

Er hob den Schleier von ihrem Gesicht, und Zara hielt den Atem an. Sie schloss die Augen, rechnete sie doch mit einem Ausbruch von ihm. Irgendwo in den ersten Reihen der Sitzbänke schnappte jemand geräuschvoll nach Luft. Aha. Endlich hatte man also erkannt, dass die große, schlanke Ariella Elliott wesentlich kleiner und rundlicher war. Doch Chase Whitaker, ihr frischgebackener Ehemann, gab keinen Ton von sich.

So öffnete Zara also wieder die Augen und sah ihn an.

Für einen Moment verschwand alles andere aus ihrem Sichtfeld.

Zara hatte Hunderte von Fotos von dem Mann gesehen, sie hatte sich sogar schon einmal im selben Raum mit ihm aufgehalten, aber noch nie war sie ihm derart nahe gewesen.

Der Mann war schön. Nicht einfach nur gut aussehend oder attraktiv, so wie die Fotos ihn zeigten, auch nicht nur markant oder erdig männlich auf eine raue Art, obwohl er unbestreitbar extrem männlich war. Nein, er war schlicht … schön. Das Gesicht wie von einem Bildhauer gemeißelt, die Augen von einem dunklen Blau wie der Himmel kurz vor Einbruch der Nacht, das schwarze Haar wie schimmernde Rohseide. Sein großzügiger Mund ließ Wärme in ihr aufsteigen, obwohl die vollen Lippen im Moment eher schmal wirkten.

Es dauerte einen Moment, bevor sie merkte, dass er sie ungläubig mit diesen fantastischen blauen Augen anstarrte. Und dann spürte sie auch die Wut, die von ihm ausstrahlte.

Sie hatte nicht das geringste Interesse daran, im Fokus von so viel aufschäumendem Temperament zu stehen, und wollte zurückweichen, doch ihr frischgebackener Ehemann verhinderte das, indem er eine Hand an ihren Nacken legte und sie festhielt. Für die anderen musste es wohl wie eine zärtliche Geste aussehen, doch sie wusste genau, was es ausdrückte.

Drohung. Zorn. Rage.

Völlig egal, dass sich Hitze von der Stelle, wo er sie berührte, rasant in ihrem ganzen Körper ausbreitete, ganz gleich, dass plötzlich all ihre Sinne zu jähem Leben erwachten. Ihre Lungen wollten keinen Sauerstoff mehr aufnehmen, wie auch, wenn ihre Kehle wie zugeschnürt war? Ihre Beine schienen ihr den Dienst versagen zu wollen, doch aus einem ganz anderen Grund als vorhin noch auf dem Weg zum Altar.

Und dann presste Chase Whitaker, der Mann, der immer unmissverständlich klargemacht hatte, dass er nie heiraten wollte – und wenn er hätte heiraten wollen, dann ganz bestimmt nicht sie –, seinen Mund auf ihre Lippen.

Es hätte peinlich sein müssen, unbehaglich, doch stattdessen … Überall in ihrem Körper begann es zu prickeln, ihre Lippen schienen in Flammen zu stehen, und sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie fühlte diesen leichten Druck seiner Lippen überall – in ihrer Kehle, auf ihrer Brust, an den plötzlich überempfindlichen Brustwarzen, die sich aufrichteten, in ihrem Magen, plötzlich hart wie Stein, und – viel schlimmer – in ihrem Unterleib. Chase hob den Kopf, und seine fantastischen Augen wurden noch dunkler. Da wusste sie, dass ihm ihre glühenden Wangen nicht entgangen waren.

Er wusste auch, was es bedeutete.

Die Luft schien plötzlich zu vibrieren, Funken sprühten und brannten sich in ihr Fleisch. Alarmsirenen schrillten in ihrem Kopf los, und sie hatte das Gefühl, als würde sie zum ersten Mal im Leben tatsächlich in Ohnmacht fallen, genau wie die altmodische schüchterne Braut, die sie heute spielte. Vielleicht wäre das ja der perfekte Ausweg. Einfach eine Weile bewusstlos bleiben und alles vergessen …

Dann wandte er den Blick ab, und die Welt begann sich wieder zu drehen.

Applaus, Orgelmusik, dann schockiertes Geraune, als auch die restlichen Gäste endlich merkten, dass Chase Whitaker, Präsident und CEO von Whitaker Industries, die falsche Elliott geheiratet hatte.

Nun, Zara fand es ebenso unglaublich wie der Rest der Anwesenden, aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Chase nahm ihren Arm und führte sie energisch auf den Ausgang zu. Zara sah das triumphierende Lächeln ihres Vaters, als sie an ihm vorbeikamen. Ihre Stiefmutter tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch die Augen, und verblüfft registrierte Zara, dass die überspannte Melissa wahrscheinlich die Einzige hier war, die die Zeremonie tatsächlich angerührt hatte. Die Gute. Zara sah auch Nachbarn und alte Familienfreunde und die fragenden Gesichter von Hunderten von Fremden, doch wirklich wahr nahm sie nur den Arm, der besitzergreifend um ihre Taille lag.

Und dann wurde es stiller, als Chase sie zur Kirche hinaus in den kalten Dezembernachmittag führte und unzeremoniös auf den Rücksitz der wartenden Limousine schob.

„Nach Hause“, befahl er dem Chauffeur knurrend.

„Der Empfang findet hier in der Stadt statt und nicht in Ihrem Zuhause, wo immer das sein mag“, ließ Zara sich vernehmen.

In die Lederpolster zurückgelehnt, drehte Chase sich halb zu ihr und sah sie an, und prompt fühlte sie sich, als würde dieser wütende Blick sie versengen. Momente vergingen, vielleicht auch Jahre. Vielleicht war ja inzwischen sogar die Welt da draußen untergegangen. Nichts außer diesen mitternachtsblauen Augen existierte mehr für Zara.

Dann hielt der Wagen vor einer roten Ampel, Chase blinzelte und wandte den Blick ab, und Zara entschied, dass sie sich dieses In-Flammen-Stehen nur eingebildet hatte. Das lag alles nur an der Situation. An Ariellas zu engem Kleid, in dem sie kaum Luft holen konnte. Es gab keinen Grund, weshalb sie sich hier auf der Rückbank zusammen mit einem wütenden, schönen Fremden lebendiger denn je fühlen sollte.

„Oh, Sie müssen entschuldigen. Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.“ Lächelnd streckte sie ihrem Ehemann die Hand hin. „Ich bin Zara.“

Ein Albtraum, etwas anderes konnte es nicht sein.

Mit zorniger Ungläubigkeit starrte Chase auf die Hand vor sich. „Ich weiß, wer Sie sind.“ Ihre Hand nahm er nicht, und sie ließ sie wieder auf ihren Schoß sinken, völlig ungerührt. Genauso ungerührt wie in der Kirche, als er sie vernichtend angestarrt hatte.

Außer, als du sie geküsst hast.

Den Gedanken verdrängte er schnellstens, zusammen mit der Erinnerung an ihre reizenden hochroten Wangen nach dem Kuss. Er konnte noch immer nicht sagen, warum er sie überhaupt geküsst hatte. Natürlich war ihm aufgefallen, wie sie von ihrem Vater quasi zum Altar geschleift worden war, aber er konnte sich nicht daran erinnern, ihr jemals begegnet zu sein. Und er hatte auch ihren Namen nicht gekannt. Nur wusste er nicht, weshalb er deshalb so etwas wie Verlegenheit verspüren sollte. Obwohl … jetzt stieg ein verschwommenes Bild vor ihm auf. Irgendwo hatte er sie schon einmal gesehen … in einem schwarzen Kleid, das ihr wesentlich besser gepasst hatte als dieses weiße Tüll-Ungetüm hier. Auch meinte er, sich an einen leuchtend roten Schopf erinnern zu können, aber mehr nicht.

Jegliche Interaktion mit ihrer Familie hatte sich auf den Kontakt mit ihrem widerwärtigen Vater und der blonden, gertenschlanken Ariella beschränkt, die offensichtlich noch unzuverlässiger war, als er schon vermutet hatte. Was genau zu der ausgesprochen schlechten Meinung passte, die er sich über Ariella gebildet hatte.

„Sie haben mich übertölpelt.“ Schon seit Längerem versuchte er, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Seit Big Bart vor einem halben Jahr gestorben war und ihm ein Durcheinander hinterlassen hatte, das mit jedem Tag größer zu werden schien. Seit er aus London in die USA hatte zurückkehren müssen, um den Platz als CEO von Whitaker Industries einzunehmen. Seither prallte er praktisch jeden Tag mit Amos Elliott zusammen, der Kopf seiner Gegenspieler im Aufsichtsrat. Und jetzt sein Schwiegervater. „Ich könnte Sie wegen Betrugs vor Gericht ziehen.“

Zara Elliott schien keineswegs beunruhigt. Die Massen des unvorteilhaften weißen Stoffs wirkten, als wäre ein Riesenmarshmellow in ihr explodiert, aber ihr feines Gesicht mit den aristokratischen Zügen blieb völlig ernst. Und ihre Augen … ihre Augen waren von einem warmen Gold. Wie ein später Sommernachmittag …

Woher, zum Teufel, war das jetzt gekommen? Er musste heute Morgen wohl mehr Whiskey getrunken haben, als gut für ihn war.

„Ich bin einen halben Kopf kleiner und brauche, vorsichtig geschätzt, zwei Kleidergrößen mehr als Ariella.“

Ihre Stimme war warm und weich wie süßer Honig. Sie klang, wenn schon nicht glücklich, so doch zufrieden. Chase war nicht einmal klar, wie er den Unterschied erkennen sollte, bedachte man, dass er solche Gefühle in seinem Leben nie erfahren hatte. „Ich verstehe nicht ganz.“

„Wenn es mir gelungen ist, Sie zu täuschen, dann wohl nur, weil Sie nicht sonderlich gut aufgepasst haben, oder? Sie hätten es schon erkennen müssen, als ich in das Mittelschiff trat.“ Sie lächelte, als er die Stirn runzelte. „Ich denke, in einem Prozess wird jeder Richter diese berechtigte Frage stellen.“

„Der Richter wird wohl mehr Augenmerk auf die Heiratslizenz legen“, hielt Chase dagegen. „Da stand nämlich nicht Ihr Name drauf, als ich gezwungenermaßen unterschrieben habe.“

Ihr Lächeln wurde nur noch sonniger. „Ja, mein Vater dachte sich schon, dass Sie sich deswegen Sorgen machen würden. Und er versicherte mir, dass ich Sie da völlig beruhigen kann. Er meinte, ich solle Sie daran erinnern, dass die Lizenz hier in diesem County ausgestellt wurde, wo er schon seit Dekaden mehr oder weniger das Sagen hat, so wie sein Vater vor ihm, und davor sein Großvater und davor dessen Vater und Großvater. Noch bevor der Tag zu Ende ist, wird der richtige Name auf der Lizenz stehen, da können Sie wirklich ganz beruhigt sein.“

Chase fluchte unflätig unter angehaltenem Atem, aber auch das tat ihrer Haltung keinen Abbruch. Er beugte sich vor und öffnete die kleine Bar, holte die Whiskeyflasche hervor und genehmigte sich einen großen Schluck, ohne sich Mühe mit einem Glas zu machen. Nach einem zweiten Schluck hielt er ihr die Flasche hin. Unter den gegebenen Umständen schien ihm das die Höflichkeit zu gebieten.

„Nein, danke“, lehnte sie ab. Ebenso makellos gefasst.

„Trinken Sie überhaupt Alkohol?“ Er wusste nicht, was ihn das interessieren sollte.

„Ab und zu trinke ich gern ein Glas Wein“, antwortete sie, als wäre es das Wichtigste auf der Welt. „Wobei ich den roten dem weißen vorziehe. Ich muss zugeben, dass Bier ein Mysterium für mich bleibt. Ich finde, es schmeckt nach alten Socken.“

„Das hier ist Whiskey, der schmeckt nicht nach alten Socken, sondern nach Torf und Feuer und der brennenden Vorahnung von Reue.“

„Verlockend.“ Es zuckte um ihre Mundwinkel, und Chase dachte, dass er bereits zu viel Whiskey gehabt hatte, so fasziniert, wie er von diesem kleinen Zucken ihrer Lippen war. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn der Mund einer Frau je so gefesselt hätte. „Wie viel Whiskey haben Sie vor der Trauung schon getrunken?“

Er sah von ihr auf die Flasche. „Die Hälfte.“

„Ah.“ Sie nickte weise. „Ich dachte mir schon, dass Sie betrunken sind.“

„Wieso sind Sie nicht betrunken?“ Ihm war gleich, dass seine raue Stimme vieles von dem preisgab, was er eigentlich verheimlichen wollte.

„Das stand leider nicht auf der Liste meiner Optionen, als ich heute Morgen aufwachte und mir mitgeteilt wurde, dass Ariella desertiert ist.“ In ihren goldenen Augen schimmerte etwas Gequältes durch, aber ihre Stimme blieb heiter und ungetrübt. Es ergab keinen Sinn für Chase. „In der ganzen Panik musste ich schon um eine Tasse Kaffee kämpfen. Hätte ich um Alkohol gebeten, wäre ein Krieg ausgebrochen.“

Und schon wieder empfand er so etwas wie Scham. Ihm war bisher nie in den Sinn gekommen, dass diese Ehe für sie ebenso unangenehm sein musste wie für ihn. Aber wollte er das jetzt wirklich ausdiskutieren? Als ob es einen Unterschied machen würde! Sie saßen beide fest, oder nicht? Genau so, wie ihr Vater es geplant hatte.

Ihm war gleich, an welche Elliott-Schwester Amos’ Plan ihn gebunden hatte. Auch wenn Zaras Mund seinen Seelenfrieden aufwühlte.

Da war ein weiterer Schluck Whiskey doch viel angebrachter. Versinken in Vergessen war dieser Tage die beste Option. Um genau zu sein, die Vorstellung, auf ewig dem Alkohol zuzusprechen, besaß durchaus Reiz.

Aber das konnte er nicht, denn eine Tatsache blieb unabänderlich: Das Einzige, was von seinem Vater, seinen Eltern und dem Whitaker-Erbe noch übrig war, war Whitaker Industries. Und er konnte das Unternehmen unmöglich in Amos Elliotts Hände fallen lassen. Er war schon Kompromisse eingegangen und hatte mit der Firma des Mannes fusioniert, den sein Vater als besseren Sohn als den eigenen angesehen hatte. Er konnte jetzt weder verkaufen noch seinen Posten als CEO aufgeben.

Ihm war keine andere Wahl als diese Heirat geblieben.

„Wo ist Ihre Schwester überhaupt?“, fragte er nach einem kräftigen Schluck aus der Flasche.

Die goldenen Augen wurden kalt und leblos. „Eine sehr gute Frage.“

„Die Sie aber nicht beantworten werden, richtig?“ Es faszinierte ihn, dass ihre Stimme ruhig und höflich blieb, während ihre Augen eine ganz andere Geschichte erzählten. Und ja, ihr Mund störte ihn, entschied er. Viel zu voll und verlockend, vor allem, wenn sie lächelte. „Ist das Ihre Taktik?“

„Chase“, hob sie an, zögerte. „Ich darf Sie doch Chase nennen? Oder wünschen Sie eine andere Anrede von Ihren arrangierten Bräuten?“

Er lachte trocken auf und erstaunte sich selbst damit. „Chase ist in Ordnung.“

„Chase“, sagte sie also noch einmal, fester. Und ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn, so als wäre es echte Intimität, wenn sie seinen Namen nutzte. „Wüsste ich, wo Ariella sich aufhält, hätte ich mich ganz bestimmt nicht in dieses Kleid gezwängt und Sie vor dreihundert Zeugen geheiratet.“ Sie lächelte, während sie es sagte, aber in ihren Augen loderten Flammen. Chase begriff, dass die Wahrheit bei dieser Frau in den Augen abzulesen war, ganz gleich, wie geübt ihr Lächeln war und wie gefasst und höflich sie sich gab. Goldene Augen, echt und wahr wie der Sonnenuntergang. „Dann wäre ich losgezogen und hätte sie gefunden, hätte sie selbst zur Kirche geschleift. Schließlich ist sie die Elliott-Schwester, die sich einverstanden erklärt hat, Sie zu heiraten, nicht ich!“

Neugierig studierte er sie über die Whiskeyflasche hinweg. Er konnte den genauen Moment bestimmen, in dem ihr klar wurde, dass sie sich in Wut geredet hatte. Die verräterische Röte schoss ihr wieder in die Wangen, kroch an ihrem Hals hinunter und tiefer in den Ausschnitt des weißen Kleids hinein, und schon wieder musste er sich eingestehen, dass er völlig hingerissen war.

„Beruhigen Sie sich wieder“, sagte er, bevor sie die Entschuldigung vorbringen konnte, die ihr offensichtlich auf der Zunge lag. „Ich wollte keinen von Ihnen beiden heiraten. Es war eine Bedingung Ihres Vaters.“

„Ich weiß. Damit er Sie und Ihren neuen COO, der auch Ihr Schwager ist, unterstützt, nicht wahr?“

„Nicodemus Stathis und ich haben unsere Unternehmen zusammengelegt, ja“, bestätigte er tonlos. „Und unsere Familien. Meine Schwester schwärmt mir ständig vor, wie überglücklich sie ist.“ Er fragte sich, ob Zara die Lüge erkannte, so, wie sie abwägend den Kopf leicht zur Seite neigte. Ob sie wusste, wie sporadisch der Kontakt zwischen ihm und seiner Schwester war, seit ihre Mutter ums Leben gekommen war. „Ihr Vater ist der letzte Stachel in meiner Seite. Sie … diese Heirat … das ist so etwas wie das Entfernen des Stachels, mehr nicht.“ Zu grob ausgedrückt, begehrte der Teil in ihm auf, der noch nicht vom Whiskey benebelt war.

„Natürlich, ich verstehe vollkommen“, erwiderte sie munter. „Ich bin immer froh, wenn ich zu Diensten sein kann.“

„Ich weiß, warum Ariella zugestimmt hat“, fuhr er dumpf fort. „Sie hat gerne ein dickes Bankkonto im Rücken, ohne sich Kritik anhören zu müssen, auf welche Art sie es leert. Liegt das in der Familie? Ist es das Geld, das Sie reizt?“ Bildete er sich das nur ein, oder versteifte sie sich?

„Ich habe mein eigenes Geld, vielen Dank auch.“

„Sie meinen, das Geld Ihres Vaters.“ Er prostete ihr mit der Flasche zu. „Da geht es uns wohl allen gleich.“

„Das einzige Geld, das ich von der Familie erhalten habe, kam von meiner Großmutter, und ich bemühe mich, es nicht anzurühren.“ Zwar lächelte sie, aber die Wärme war aus ihren goldenen Augen verschwunden. „Mein Vater war immer der Meinung, dass ich, da ich seine Wünsche nicht erfülle und mich lieber dem Studium widme, statt auf dem Tennisplatz lohnende Kontakte zu knüpfen, auch kein Anrecht auf sein Geld habe.“

„Ihre Schwester hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, gegen Ihren Vater zu rebellieren.“ Dass es ihm ähnlich mit seinem Vater ergangen war, daran dachte er jetzt lieber nicht. Er wollte nichts mit dieser Frau gemein haben. „Hat sie mir selbst gesagt.“

„Stimmt“, bestätigte Zara gelassen. „Aber Ariella ist schön, und ihr Trotz katapultiert sie auf die Titelseiten von Hochglanzmagazinen und in die Arme reicher Männer. Für meinen Vater ist ihr Benehmen vielleicht peinlich, aber er sieht darin auch eine Art Währung. Von dieser Warte aus gesehen bin ich wohl eher pleite.“

Chase blinzelte. „Ich bin wohlhabend von jeder Warte aus gesehen.“

„Ich habe Sie nicht des Geldes wegen geheiratet, sondern weil ich meinen Vater jetzt immer daran erinnern kann, dass ich mich für die Familie geopfert habe. Wir reden hier über Währungen, die Amos Elliott zu schätzen weiß.“ Ihr Lächeln stellte Dinge mit ihm an, die er weder verstand noch gutheißen konnte. „Mein Vater ist kein sehr netter Mann. Es ist immer besser, ein Druckmittel in der Hand zu haben.“

Chase hatte das Gefühl, in den goldenen Augen zu versinken. Aber vielleicht war das auch nur die Sonne, die ihr Licht an diesem kalten Wintertag da draußen über die kahlen Bäume ergoss. „Sind Sie auf der Suche nach einem netten Mann?“, hörte er sich fragen, ohne zu wissen, woher die Frage kam.

„So schlimm wie mein Vater können Sie nicht sein. Selbst die knappste Google-Suche hat gezeigt, dass Sie andere Ziele im Leben haben, als unausstehlich zu sein.“

Wollte sie nett zu ihm sein? Da lebte diese alles verschlingende Dunkelheit in ihm, die er niemanden je sehen lassen würde. Er wusste, wie man ihn dann nennen würde. Genau so, wie er selbst sich nannte. Jeden Tag.

Monster. Mörder.

Er hatte Blut an den Händen, und diese Frau mit den goldenen Augen war nett zu ihm, nachdem ihr Vater sie in diese Farce einer Ehe gezwungen hatte.

„Ich habe meine Schwester in eine Ehe verkauft, weil es gut für die Firma ist, und heute habe ich mich selbst verkauft.“ Seine Stimme klirrte vor Kälte, und all die schrecklichen Erinnerungen wallten in ihm auf. An dem Tag, an dem er seine Mutter verloren hatte, auf einer Straße in Südafrika, hatte er eine Entscheidung getroffen, die ihn für den Rest seines Lebens prägen sollte. Eine Entscheidung, mit der er heute, nach all den Jahren, noch immer nicht leben konnte. Ganz zu schweigen von der Beziehung zu seinem Vater. Noch immer hatte er das Gefühl, sich beweisen zu müssen, selbst wenn Big Bart es gar nicht mehr miterleben konnte. „Sie sollten vorsichtig sein, Zara. Auch Sie werde ich ruinieren, wenn Sie es zulassen.“

Einen Moment lang studierte sie ihn, dann lächelte sie ihn an. Zwar wusste er nicht, wieso, aber er war absolut sicher, dass es dieses Mal ein echtes Lächeln war.

„Keine Sorge, das werde ich schon nicht“, sagte sie leise.

2. KAPITEL

Das Haus hätte aus einer Gruselgeschichte stammen können. Zara musste es wissen, las sie doch mehr Schauerromane als die meisten Leute, schließlich schrieb sie ihre Magisterarbeit über das Thema. Vielleicht hätte sie damit rechnen sollen, sich irgendwann selbst in einer solchen Geschichte wiederzufinden.

„Ihr Haus wirkt nicht gerade sehr einladend.“

„Wir haben Dezember.“ Chases Stimme klang genauso abweisend wie das riesige Herrenhaus, das im Lichtkegel der Autoscheinwerfer düster vor ihnen lag. „Um diese Jahreszeit wirkt nichts in dieser Gegend einladend.“

Aber es war mehr als das. Oder vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Das alte Herrenhaus lag wie eine Spukerscheinung am Ende der langen Auffahrt, gesäumt von kahlen Bäumen und den matschigen Überresten des letzten Schneegestöbers. Zara versuchte, sich das Haus im warmen Frühlingssonnenschein vorzustellen, eingerahmt von Beeten voller Frühlingsblüher. Es gelang ihr nicht.

Zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sie sich, ob sie sich mit ihrer Vorliebe für Romane von Daphne du Maurier und Phyllis A. Whitney wirklich einen Gefallen getan hatte, selbst wenn ihr die Geschichten durch die Teenagerzeit geholfen und schließlich ihren akademischen Lebensweg bestimmt hatten. Aber es hatte auch ihre Fantasie viel zu empfänglich für gruselige alte Häuser und einen düsteren Bräutigam gemacht.

„Sind Sie sicher, dass Sie da oben im Speicher keine Verrückte eingesperrt haben?“ Sie war entsetzt, dass ihre Stimme tatsächlich zitterte.

„Da wären Sie fein raus, wenn ich mich als Bigamist entpuppte und die Ehe annulliert wird, nicht wahr? Nein, tut mir leid, damit kann ich nicht dienen.“

Er sah nicht aus, als würde es ihm leidtun. Und betrunken wirkte er auch nicht, obwohl er während der Fahrt immer wieder dem Whiskey zugesprochen hatte. Er wirkte einfach nur … gereizt.

Nun, vielleicht würde das Haus bei Tageslicht freundlicher wirken, versuchte sie sich zu beruhigen, als der Wagen vor dem eindrucksvollen Portal hielt.

„Kommen Sie“, hörte sie ihren Ehemann da sagen. „Ich muss aus dieser lächerlichen Kostümierung raus, damit ich die ganze traurige Farce so schnell wie möglich hinter mir lassen kann.“

Unwillkürlich stürzten Bilder auf Zara ein – Chase Whitaker nackt, all diese wunderbaren Muskeln unter glatter Haut, diese kaum gezügelte Stärke …

Reiß dich zusammen, schrie es in ihr auf. Und sie gab vor, das Aufblitzen in seinen Augen nicht zu sehen, so als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Chase führte Zara in die große Eingangshalle, wo sie von Mrs Calloway, der Haushälterin, empfangen wurden, und zog sie ohne weiteres Wort mit sich die breite gewundene Treppe hinauf. Nur flüchtig erhaschte Zara einen Blick auf alte Gemälde, antike Statuen, kostbare Teppiche und erlesene Gobelins.

Chase sagte keinen Ton, bis er vor einer Tür stehen blieb und sie aufstieß. „Ihre Suite.“ Er grinste, als Zara nur stumm blinzelte. „Es sei denn, Sie möchten die Ehe vollziehen? Ich habe so viel Whiskey intus, dass ich das vielleicht sogar in Betracht ziehen würde. Wenn Sie möchten … Meine Räume finden Sie am Ende des Ganges.“

Eher würde sie sich die Zunge abbeißen, als diesen Mann um irgendetwas in dieser Art zu bitten.

Nicht, dass sie etwas in dieser Art von dem Mann wollte, ermahnte sie sich streng. Sie war allergisch gegen seinen Typus – die männliche Version ihrer Schwester und eine jüngere Version ihres Vaters. Maßlos von sich selbst überzeugt und arrogant. Danke, aber nein danke.

Selbst wenn da diese gefährliche Glut in ihr schwelte.

„Die Wirkung des Alkohols lässt irgendwann nach, und außerdem habe ich keinen getrunken“, erwiderte sie spitz und schob sich an ihm vorbei. „So ist es perfekt, danke.“ Und wenn es eine Zelle wäre und sie auf dem Boden schlafen müsste!

„Zara.“

Sie wollte nicht stehen bleiben, aber sie tat es. Als könnte er sie so leicht kontrollieren. Du bist nur müde, das ist alles, versicherte sie sich in Gedanken.

„Ich komme später noch einmal zurück.“

„Wozu? Um mich zu überreden? Das wird nichts nutzen, ganz gleich, wann Sie kommen.“

Er stieß einen Laut aus, der einem Lachen ähnelte, und so verrückt es auch war, sie fühlte es an ihrem Rückgrat entlanglaufen, als würde er sie mit den Fingerspitzen streicheln. „Ich komme zurück“, wiederholte er, und sie nickte nur stumm.

Zara wartete, bis er die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte, erst dann stieß sie geräuschvoll die Luft aus. Bemüht unterdrückte sie die Hitze, die in ihr brannte, dann sah sie sich um.

Das Zimmer war in diskretem Blau gehalten, abgesetzt mit elegantem Schwarz. Im offenen Kamin flackerte ein munteres Feuer, davor standen ein kleines Sofa und zwei gemütliche Sessel, die einluden, sich mit einem Buch auf ihnen zusammenzurollen. Auf dem Himmelbett lag ein Sammelsurium von bunten Kissen und weichen Decken. Ein Raum mit einer heiteren Atmosphäre, der nicht im Geringsten an ein Schauermärchen erinnerte. Zara kam sich albern und überspannt vor.

Sie ging zum Kamin und betrachtete die Fotos auf dem Sims. Alle von einer jungen Frau mit schwarzen Haaren und einem ebenso hübschen wie bekannten Gesicht. Mattie Whitaker, Chases Schwester.

Zara schämte sich nicht, zuzugeben, dass sie regelmäßig die Regenbogenpresse las. Erst kürzlich hatten die Medien sich überschlagen mit Berichten über Matties angeblich „heimliche“ Heirat mit dem „größten Konkurrenten ihres Playboybruders Chase“. Nun, so heimlich konnte die Heirat gar nicht gewesen sein, wenn überall Fotos von Mattie und ihrem verboten attraktiven Ehemann veröffentlicht worden waren. Und davon, dass Nicodemus Stathis der größte Konkurrent sein sollte, konnte wohl auch keine Rede sein, wenn die beiden Firmen jetzt fusionierten.

Man durfte eben nicht alles glauben, was in der Zeitung stand. Aber das wusste Zara ja schon seit Jahren. Seit Jahren hatte sie nämlich mitverfolgt, wie Ariella die Presse zu ihren Zwecken manipulierte.

Im Moment war sie auch viel mehr an Mattie Whitakers Bad interessiert als an deren Ehe, in die Chase sie laut eigener Aussage verkauft hatte.

Zara steuerte auf die Tür in der gegenüberliegenden Ecke zu. „Über das Thema werden meine Schwägerin und ich uns wohl beim Weihnachtsessen unterhalten können“, murmelte sie vor sich hin. „Über unsere arrangierten Ehen.“

Doch dieser Gedankengang brach ab, kaum dass sie die Tür aufzog. Ein hingerissener Seufzer entfuhr ihr. Das Bad war ein Traum!

Eilig ging sie zu der riesigen tiefen Wanne direkt vor dem Fenster, ließ heißes Wasser einlaufen und gab großzügig Schaumbad hinzu. Dann riss sie sich als Erstes den Schleier vom Kopf und stöhnte erleichtert auf, als die vielen Haarnadeln gleich mit zu Boden fielen und sie ihr Haar endlich wieder lockern konnte.

Erst massierte sie sich die Kopfhaut, dann machte sie sich daran, sich aus den Tüllmassen zu befreien. Sie zog und zerrte, und endlich, endlich war das Reißen von Stoff zu vernehmen. Es war eine solche Erleichterung, aus der engen Korsage herauszukommen, dass Zara Tränen in die Augen traten, als sie den zerfetzten Stoff achtlos mit dem Fuß über den Boden kickte. Aber sie würde ihnen auf keinen Fall freien Lauf lassen, nicht in diesem Spukschloss mit einem betrunkenen und möglicherweise gefährlichen Ehemann, den sie bis zur Trauung nicht einmal gekannt hatte. Nicht, wenn sie nicht sicher sein konnte, dass sie mit dem Weinen aufhören konnte, auch wenn diese Hochzeit nur der letzte Teil in einer ganzen Folge von Ereignissen darstellte, die zum Heulen waren.

Nein, ihre Großmutter hatte bis zum bitteren Ende Haltung bewahrt, und Zara würde das ebenfalls schaffen.

Als Letztes zog sie sich den kirschroten Spitzenslip aus, das einzige Kleidungsstück, das ihr gehörte, und dann, endlich, ließ sie sich mit einem befriedigten Seufzer in das warme Wasser gleiten. Mit ein paar Haarnadeln steckte sie sich das dichte lange Haar auf dem Kopf auf und sank bis zum Kinn in die dekadent hohen Schaumberge.

Sie versuchte sich vorzustellen, wie Mattie Whitaker hier in der Badewanne gesessen hatte. Für Zara gehörte Mattie in die gleiche Kategorie wie Ariella. Das waren Frauen, denen alles geschenkt wurde. Groß, schlank und schön schwebten sie sorglos durchs Leben. Natürlich hatte auch Zara ein privilegiertes Leben geführt, allerdings ein wesentlich weniger glamouröses, obwohl sie eine Elliott war. Von Geburt an hatte es bei ihr mit dem Äußeren gehapert, und trotz der unzähligen Gardinenpredigten ihres Vaters hatte sie sich geweigert, sich wie eine Elliott zu benehmen. Auch wenn sie sich so vermutlich selbst um vieles gebracht hatte.

Nun, heute hatte sie aber ihre Rolle gespielt, nicht wahr? Sie hatte getan, was von ihr erwartet worden war. Und sie hatte das Versprechen an ihre Großmutter erfüllt. Ich habe ihm eine letzte Chance gegeben, mich anders zu behandeln, Grams, so wie du es wolltest.

Mit geschlossenen Augen lehnte sie den Kopf zurück und atmete tief den duftenden Dampf ein, konzentrierte sich darauf, wie die Anspannung des heutigen Tages aus ihrem Körper floss. An das, was in der Kirche passiert war, wollte sie nicht denken. Auch nicht daran, was vielleicht später passieren könnte. War es überhaupt abzuschätzen, was in einer solch verworrenen Situation alles geschehen konnte? Immerhin hatte sie heute geheiratet, einen völlig Fremden, der wütend und betrunken zu seiner eigenen Hochzeit erschienen war, noch bevor er den Austausch der Bräute bemerkt hatte.

Zara wusste nicht, wie lange sie schon in dem duftenden Wasser saß. Die Wärme hatte die hässlichen roten Striemen, verursacht durch das zu enge Kleid, von ihrer Haut verschwinden lassen, zusammen mit den Kopfschmerzen, und sie überlegte gerade, ob sie aus der Wanne steigen und die Möglichkeiten für ein Dinner erkunden sollte, als sie einen kühlen Luftzug auf ihrem Gesicht spürte. Abrupt öffnete sie die Augen …

… und sah Chase in der offenen Badezimmertür stehen. Er wirkte keineswegs betrunken, sondern düster und bedrohlich.

Die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf. Sie hielt den Atem an, ihr Puls begann zu rasen. Erschreckt starrte sie den Mann an und wusste genau, dass sie etwas sagen musste, etwas tun musste. Aber in Jeans, halb offen stehendem Hemd und barfuß war er so schön, dass es wehtat. Sie wusste nicht, was genau sich in diesem Moment in ihrer Brust festsetzte, nur, dass es viel zu scharf war und viel zu tief ging.

„Sollten Sie nicht irgendwo auf einem Teppich liegen und Ihren Rausch ausschlafen?“, fragte sie harscher als beabsichtigt.

Sie hatte das bittere Ende der Ehe ihrer Eltern miterlebt, die mit jeder alkoholisierten Nacht giftiger und bösartiger zueinander geworden waren. Ariella hatte das Weite gesucht, um dem zu entkommen, Zara hatte sich in ihre Bücher geflüchtet. Seither hatte sie wenig Verständnis für Betrunkene.

„Ich bin nicht betrunken“, knurrte er. „Nicht annähernd genug.“

Er lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen, und Zara fühlte seinen Blick wie eine Berührung. Heiß. Fordernd. Ihr wurde klar, dass das, was jetzt als Nächstes geschehen würde, den gesamten Verlauf dieser höchst unüblichen Beziehung bestimmen würde, ganz gleich, wie lange diese halten würde. Wenn er sich erlaubte, einfach in ihr Bad zu stürmen … was würde er sich noch alles erlauben?

„Gehen Sie, sofort“, forderte sie entschieden von ihm. Klar, deutlich, unmissverständlich. „Ich lege sehr großen Wert auf meine Privatsphäre.“

„Sind wir nicht auf ewig vereint?“ Chases Ton war düster und gehässig, genau wie sein Blick. „Ich entsinne mich, irgendwas in der Art in der Kirche heute gehört zu haben.“

„Es geht nur darum, den Stachel zu entfernen, mehr nicht“, korrigierte sie ihn. Sie hätte nicht sagen können, weshalb sein Blick noch härter wurde. Wilder. Ihr Magen zog sich zusammen. „Ich mag Sie geheiratet haben, aber ich habe mich nie zu irgendwelchen Intimitäten bereit erklärt. Ich will das nicht. Und daran gibt es nichts zu verhandeln.“

„War überhaupt irgendetwas an dieser Sache zu verhandeln?“ Er klang unbeteiligt, aber das nahm Zara ihm nicht ab. Nicht, wenn sein intensiver Blick unverwandt auf ihr lag. „Ich sehe noch sehr genau vor mir, wie Ihr Vater mir Ihre Schwester in wechselnd fragwürdiger Aufmachung immer wieder auf dem Silbertablett angeboten und mir angedroht hat, mich wortwörtlich zu zerquetschen, wenn ich sie nicht heirate.“

Zara hatte das Gefühl, als wäre sie eine unbeteiligte Beobachterin, die dieses Schauspiel aus großer Ferne betrachtete. Fragwürdige Aufmachung. Das beschrieb Ariella ziemlich genau. Sie fragte sich, weshalb sie sich verletzt und beleidigt fühlen sollte. Das ergab keinen Sinn …

„Darum geht es Ihnen also?“, fragte sie mit einer Gelassenheit, die sie nicht verspürte. „Man hat Ihnen den Volltreffer verweigert, und jetzt müssen Sie sich mit dem Trostpreis zufriedengeben? Sie wollen sehen, wie tief Sie abgerutscht sind? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“

Zara ließ sich keine Zeit, um zu durchdenken, was sie vorhatte. Mit Schwung stand sie in der Wanne auf, das Wasser lief ihr über den Körper und schwappte über den Rand. In ihren Ohren rauschte es, aber die Augen hielt sie starr auf Chase gerichtet.

„Da haben Sie’s.“ Ihre Stimme bebte – vor Frustration und Enttäuschung und Herausforderung und Rage. Die Tatsache, dass nichts davon Sinn ergab, machte es nicht besser. „Sehen Sie genau hin, denn das werde ich nicht wiederholen. Sie haben mich geheiratet, nicht Ariella. Ich werde nie die Muse eines Designers sein, werde mich nie im Bikini fotografieren lassen. Niemand würde mich je weder schlank noch schön nennen. Und selbst wenn ich mich auf Ariellas Gewicht herunterhungern würde, hätten wir noch immer nicht die gleiche Figur, denn wir sind völlig anders gebaut.“

Chase stand reglos da und starrte. Etwas zog auf seine Miene, das Zara nicht deuten konnte. Dann blinzelte er, und ihr wurde klar, dass es ihr viel mehr bedeuten würde, als es sollte, was er als Nächstes sagen würde.

Was hieß, dass sie soeben einen kapitalen Fehler begangen hatte. Wie so oft, wenn sie es sich erlaubte, impulsiv zu handeln.

„Und ob“, stieß Chase rau aus, und der Blick aus seinen dunkelblauen Augen verbrannte sie schier. „Das auf jeden Fall.“

Er fühlte sich so erschlagen, als hätte sie ihm einen Vorschlaghammer über den Schädel gezogen.

Sie war so … so perfekt.

Mehr konnte Chase im Moment nicht denken. In dem weißen Tüll hatte sie rund und solide ausgesehen wie ein kleiner Pavillon, das hatte er im Auto noch ungnädig gedacht. Vermutlich war das hier die Strafe dafür.

Oder vielleicht ist es die Wiedergutmachung für dieses Desaster, ließ sich eine listige Stimme vernehmen, die aus einer tiefer gelegenen Region seines Körpers sprach.

Fast unmöglich, das zu bestreiten. Sie war eine Symphonie aus Kurven. Weiche Fülle überall, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief, angefangen bei dem geschwungenen Hals, den Chase schon in der Kirche gefühlt hatte, zu den runden Schultern und vollen perfekten Brüsten mit den rosigen Spitzen. Seine Lippen schmerzten vor Sehnsucht, den weichen Samt zu kosten; er war froh, dass er am Türrahmen lehnte, sonst hätte er wahrscheinlich geschwankt.

Beim Anblick ihrer Taille verstand er mit einem Mal jede Stunde Kunstunterricht, die er je erhalten und die ihn nie interessiert hatte. Vor allem die Ausbuchtung der darunterliegenden Hüften, die das V der Schenkel umso köstlicher machten.

Er wollte dort sein, genau dort, mehr, als er jemals etwas gewollt hatte.

Und dann all das Rot und Kupfer und Erdbeerblond, das sie locker auf dem Kopf aufgesteckt hatte. Ein paar feuchte Strähnen ringelten sich um ihren Hals und rahmten ihr feines Gesicht. Erregung flammte in ihm auf, er wollte die Hände in dieser Mähne vergraben und ihren Kopf festhalten, während er sich zwischen ihre perfekt geformten Schenkel drängte, ihren Mund mit den vollen Lippen plünderte und auch das letzte bisschen, das von seinem Verstand noch übrig war, verlor.

Als Mann war er sicherlich durch seine Zeit geprägt, und plötzlich taten ihm alle Männer seines Alters leid. Genau wie all die anderen hatte auch er immer schlanken Frauen den Vorzug gegeben, Frauen, die Kleidung trugen, die ihre schmalen Hüften und hervorstehenden Beckenknochen betonten. Frauen, die gut auf den Fotos aussahen, auf denen er selbst sich so oft in der britischen Presse wiedergefunden hatte.

Frauen wie Zara sollten nie in etwas so Albernes wie moderne Designermode gesteckt werden, sie sollten nie auf eine Art fotografiert werden, die Kanten und Ecken positiv in Szene setzte, aber runde Kurven bestrafte. Nicht mit einem Körper wie ihrem, der in seiner ganzen üppigen Glorie gesehen werden sollte. Ein Körper, erschaffen, um ihn anzubeten.

Ihr Bild hatte sich prompt in ihm eingebrannt, dass er befürchtete, nie wieder etwas anderes oder eine andere wahrnehmen zu können.

Seine Erregung erreichte die Schmerzgrenze.

„Dann brauchen wir die Erfahrung nie zu wiederholen“, hörte er sie sagen, aber er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, nicht, wenn sein Puls raste, als wollte ihm das Herz aus der Brust springen. So blieb er stehen, wo er war, und sah ihr zu, wie sie aus der Wanne stieg und sich in ein Handtuch wickelte, ihren großartigen Körper versteckte.

Am liebsten hätte er laut protestiert.

„Sie können jetzt gehen.“ Ihre Stimme klang gepresst, ihre Augen sprühten Funken. „Heute werden sicher keine weiteren Demonstrationen nötig werden, oder?“

Chases Verstand klärte sich. Er erinnerte sich wieder daran, wer er war und weshalb er es getan hatte. Hatte er es tatsächlich für einen Moment vergessen?

Er durfte nicht aus den Augen verlieren, dass seine Ehefrau eine Elliott war. Zwar hatte sie sich als interessanter entpuppt als ihre oberflächliche Nullachtfünfzehn-Schwester, das änderte jedoch nichts daran, dass sie zur Elliott-Familie gehörte. Und das bedeutete, dass es nur auf eine Art funktionieren konnte.

„Danke für die interessante Darbietung“, sagte er in einem Ton, bei dem sie zusammenzuckte, als hätte er sie geschlagen. Das war auch seine Absicht gewesen, trotzdem verachtete er sich selbst dafür. Und dabei hatte er schon vor Jahren gedacht, das Maß an Selbstverachtung wäre nicht mehr zu überbieten … aber scheinbar konnte er tatsächlich noch tiefer sinken. „Am Ende des Korridors hinter dem Rundbogen liegt das kleine Speisezimmer. Sie haben zehn Minuten bis zum Dinner.“

„Ich gedenke nicht, auch nur eine weitere Minute in Ihrer Gesellschaft zu verbringen.“ Wut troff aus jeder ihrer Silben, ihre Augen blitzten vor Rage. Vor Rage und noch etwas Dunklerem, Harscherem. Er sagte sich, dass es ihn nicht interessieren sollte. Dass er es gar nicht wissen wollte. „Nur über meine Leiche! Sie werden mich wohl dorthin zerren müssen.“

„Glauben Sie mir, Zara“, knurrte er leise und keineswegs höflich. So, wie sie sich jäh versteifte, konnte er sich denken, dass all die Dinge, über die er nicht genauer nachdenken wollte, auf seinem Gesicht geschrieben standen. „Sie wollen es nicht darauf ankommen lassen, dass ich zurückkomme und Sie beim Wort nehme. Nein, das wollen Sie wirklich nicht.“

3. KAPITEL

Chase wartete in dem privaten Esszimmer, das Big Bart immer ausschließlich der Familie vorbehalten hatte, auf Zara. Unten im Erdgeschoss gab es einen großen formellen Speisesaal gleich neben dem altmodischen Ballsaal, in dem der Flügel stand, auf dem seine Mutter früher gespielt hatte, und einen weiteren, etwas kleineren Salon, in dem Big Bart ab und zu Treffen abgehalten hatte. Aber das Esszimmer hier im ersten Stock bot eine intimere Atmosphäre.

Genau das, was Zara vermeiden wollte.

Er verzog abfällig den Mund und wandte sich vom Fenster ab, bevor er das eigene Konterfei in den gegen die Dunkelheit beleuchteten Glasscheiben zu genau betrachten konnte. Er wusste, was er erkennen würde. Es war unnütz. Er konnte nichts mehr ändern.

Zu Zara in die Suite zu gehen war nicht nur unsinnig gewesen, es hatte ihm auch erneut die eigenen Unzulänglichkeiten klargemacht. Er hatte nur wenig Zeit in Matties Räumen verbracht, selbst als sie beide noch jung und glücklich gewesen waren.

Selbst jetzt, nach all den Jahren, lange nachdem Mattie ausgezogen war und nach allem, was sie mit der Hochzeit mit Nicodemus Stathis vor zwei Monaten für die Familie und das Unternehmen geopfert hatte, konnte er noch immer nicht an seine Schwester denken, ohne nicht in Schuldgefühl zu versinken. Es saß zu tief, ließ ihn sich leer und nutzlos fühlen. Es war ihm immer dienlicher erschienen, Distanz zu wahren, sie ohne die düsteren Geheimnisse aufwachsen zu lassen, die er mit sich herumtrug. Damit wenigstens sie unbelastet war.

Offensichtlich hatte es nicht funktioniert.

Daraus schließe ich, dass du nicht jede Nacht schreiend aufwachst, oder? hatte Mattie gesagt, als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Sie hatte so bedrückt geklungen. Verwundet. Und Feigling, der er war, hatte er sich dem nicht gestellt. Du rufst nicht jede Nacht nach ihr.

Nein, Chase schreckte nicht aus Albträumen auf und rief nach seiner Mutter. Denn die Schuld war immer lebendig in ihm, auch während des Tages.

Er vergaß nie, was er getan hatte.

Ebenso wenig, wie sein Vater es vergessen hatte.

Vielleicht hatte Big Bart sein Reich ja deshalb in einem solchem Chaos hinterlassen. Ein Chaos, das völlig untypisch für ihn war. Es hatte immer festgestanden, dass Chase das Erbe übernehmen würde, deshalb hatte er sich auch in den letzten zehn Jahren im Londoner Büro von der Pike auf bis zum Vizepräsidenten hochgearbeitet. Es hatte ihn nie gestört, dass seine Laufbahn immer festgestanden hatte. Es hatte ihm Befriedigung verschafft, zu beweisen, dass er nicht nur sein Nachname war, sondern ein erfolgreicher und fähiger Geschäftsmann, ganz gleich, wie die Klatschpresse ihn zeichnete. Jeder war davon ausgegangen, dass er irgendwann von London wieder zurück in die New Yorker Firmenzentrale kommen würde, um das Ruder zu übernehmen. So war es auch immer geplant gewesen, nur schien es nie der richtige Zeitpunkt gewesen zu sein. Bart hatte immer noch irgendetwas vorher zu erledigen gehabt, und Chase hatte immer einen anderen Grund gefunden, weshalb er noch in London bleiben musste.

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