50 Jahre Basketball in Ronsdorf - Dirk Urspruch - E-Book

50 Jahre Basketball in Ronsdorf E-Book

Dirk Urspruch

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Beschreibung

Chronik über 50 Jahre Basketball in Ronsdorf zwischen 1964 und 2014.

Das E-Book 50 Jahre Basketball in Ronsdorf wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Sachbuch, Sportchronik, TSV + DT, Wuppertal, Basketball

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Seitenzahl: 190

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1.

Gründung und Anfänge

1.1 Der TSV Ronsdorf als sportliche Heimat

1.2 Die erste Saison

1.3 Die Abteilung wird größer

1.4 «Sloggi long long»

2.

Die wilden Siebziger

2.1 Im Vogelsholz wird scharf geschossen

2.2 Die Junioren sind da

2.3 Landesliga, wir kommen

2.4 Feten, Fahrten, Feste

3.

Aufstiege in den Achtzigern

3.1 Die Abteilung wird weiblicher

3.2 Wir ziehen nochmal um

3.3 Stolzes Jubiläum – 20 Jahre TSV Basketball

3.4 Ab in die Oberliga

3.5 Vater und Sohn

3.6 Familie Twarog

3.7 Vier Jahre am Limit

4.

Die turbulenten Neunziger

4.1 Nobs

4.2 Die Ami´s kommen

4.3 Abschied von den Damen

4.4 TSV-Jugend ganz oben

4.5 Die Zeit der Spielertrainer

4.6 Neuaufbau

5.

Neues Jahrtausend, neuer Name

5.1 Der TSV schleicht wieder in die Oberliga

5.2 Der Wechsel zur DT Ronsdorf

5.3 Die DT Baskets machen sich einen Namen

6.

Die Zehner – Der Regionalliga-Traum wird endlich wahr

6.1 Auf Katzenjammer folgt Durchmarsch

6.2 Mit Gordon und Freunden in die 1. Regionalliga

6.3 Der Vorhang fällt – Das Ende der Eigenständigkeit

Nachwort

Danksagungen

Quellenverzeichnis

Vorwort

Im September 1977 meldete mich mein Vater, Karl-Herbert Urspruch, in der Basketballabteilung des TSV Ronsdorf an. Er war einer der Gründer der Abteilung und seit 1964 am Ball. Für ihn war es selbstverständlich, dass der Junior mit acht Jahren auch zum Basketball geht. Die Minimannschaft für die Kinder bis zwölf Jahre wurde zu meiner ersten Station in der Abteilung. Es sollten in den darauffolgenden Jahren noch etliche weitere Stationen folgen. Im Laufe der Zeit wuchs mir der Basketballsport ans Herz und damit auch diese Abteilung. Neben dem Wettbewerbsgedanken, der einen sportlichen Ehrgeiz in mir entfachte, merkte ich früh, dass man hier auch Freundschaften schließen konnte. Beim TSV Basketball wurde neben allen sportlichen Zielen auch die Geselligkeit gefördert. Ob es sich um Mannschaftstouren, Jubiläumsfeiern, Grillabende, Rallyes oder Mixed-Turniere handelte, hier stand immer der Spaß und die Freundschaft im Vordergrund. Dabei wollte ich mitmachen und begleitete die Abteilung in unterschiedlichen Funktionen bis in die heutige Zeit.

Von Anfang an hatte ich die Angewohnheit, möglichst viele Ereignisse rund um unsere Abteilung in Schrift und manchmal auch in Bild zu sammeln und zu verwahren. Schnell füllten sich die Ordner mit Spielberichten, Hallen- und Spielplänen, Zeitungsberichten und Fotos. Ich wollte nichts vergessen und Fragliches schnell mal eben nachschlagen können. Ein Highlight in meiner Sammlung war die Festschrift zum 20-jährigen Jubiläum der Abteilung von 1984, eine kleine Chronik, die kompakt die Geschehnisse rund um den TSV-Basketball bis dato zusammenfasste. Leider gehörte ich nicht zum Autorenteam, jedoch hegte ich ab da den Wunsch, die Geschichte der Ronsdorfer Basketballer irgendwann mal weiter zu erzählen. Und so fing ich dann im Oktober 2021 an, das langgehegte Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Die 50 Jahre von 1964 bis 2014, um die es in dieser Chronik geht, sind der Zeitraum, in dem der Ronsdorfer Basketball im Basketballkreis Wuppertal und im WBV1 eigenständig agiert hat – vierzig Jahre davon im TSV Ronsdorf und zehn Jahre bei der DT Ronsdorf als DT Baskets.

Allerdings möchte ich die Geschichte des Ronsdorfer Basketballs nicht allein erzählen. Vielmehr habe ich die Protagonisten befragt, die die Abteilung über Jahre und Jahrzehnte mitgetragen und geprägt haben. Deren Anekdoten, Geschichten und Erinnerungen bereichern diese Chronik und füllen sie mit Leben. Unterfüttert wird die Dokumentation mit Liga-Tabellen, Ergebnissen, Schriftstücken und Zeitungsausschnitten, um den sportlichen Werdegang der Ronsdorfer Korbjäger auch in Zahlen zu belegen. Dabei steht die 1. Herrenmannschaft immer ein bisschen im Fokus der Betrachtungen. Mit ihr wurde die Abteilung gegründet, und für Generationen von Spielern war sie das Maß aller Dinge und das Aushängeschild der Abteilung. Dennoch kommen die anderen Teams nicht zu kurz. Gerade die Gründung und die Entwicklung der Damen-Teams verdient eine genaue Beleuchtung.

Die interessierte Leserschaft kann sich außerdem auf viele Bilder und Fotografien aus all den Jahren freuen. Diese stammen zum großen Teil aus dem Fotoarchiv von Michael Zech. Michael ist ähnlich mit dem Ronsdorfer Basketball verbunden wie ich – erst als Spieler der Junioren und quasi allen Herrenmannschaften und später dann als Fotograf am Spielfeldrand.

Lassen wir also die Geschichte des Basketballs in Ronsdorf noch mal an uns vorbeiziehen. Sie ist es absolut wert.

1 Westdeutscher Basketball Verband

1. Gründung und Anfänge

1.1 Der TSV Ronsdorf als sportliche Heimat

Vier junge Ronsdorfer spielten Anfang der Sechzigerjahre Basketball beim Barmer TV und suchten 1964 eine Möglichkeit, ihren Sport auch in Ronsdorf auszuüben. So oder so ähnlich steht es in den Vereins-Chroniken des TSV, wenn es um die Entstehung des Basketballsports in Ronsdorf geht.

Um diesen Anfängen auf den Grund zu gehen, treffe ich mich im Herbst 2021 mit Dieter Schörken und Reinhard «Conny» Konietzko. Beide sind Mitglieder der Gründermannschaft, und Dieter gehört eben auch zu diesen «vier jungen Ronsdorfern», und er erinnert sich gerne an diese Zeit zurück.

Zusammen mit Klaus Stratmann, Horst Holtebrink und Hans Caumanns spielt er 1964 schon einige Zeit Basketball beim Barmer TV in der 2. Mannschaft. Sie eint das Interesse an dieser amerikanischen Sportart, die im Deutschland dieser Tage langsam aber stetig an Bedeutung gewinnt. Um zu trainieren und am Spielbetrieb teilzunehmen, ist der Barmer TV die beste von wenigen Alternativen in der näheren Umgebung. Hier lernen die Vier bei guten Trainern und in modernen Hallen die Tricks und Kniffe des Basketballs. Die Jungs, alle Mitte Zwanzig, fahren meistens mit dem Auto von Klaus Stratmann zum Training ins Tal. Klaus ist der Einzige des Quartetts, der schon einen fahrbaren Untersatz hat, und so sammelt er regelmäßig seine Ronsdorfer Mitspieler ein. Auf den Fahrten wird immer mal wieder darüber gesprochen, eine eigene Basketballmannschaft in Ronsdorf zu gründen. Sportliche Freunde kennt man doch reichlich auf den Südhöhen, da hätte man schnell ein Team zusammen. Dieses Gedankenspiel konkretisiert sich 1964, wobei gerade Dieter und Horst die treibenden Kräfte sind und Klaus wochenlang überreden müssen, um ihn mit ins Boot zu holen.

***

Da die Vier nicht vorhaben, einen eigenen Verein zu gründen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als bei den großen Ronsdorfer Turn- und Sportvereinen anzufragen. Zu dieser Zeit sind das der Bergische Turnverein Ronsdorf Graben 1892 (BTV), die Deutsche Turnerschaft Ronsdorf 1860 (DT) und der Turn- und Spielverein 05 Ronsdorf (TSV).

Dieter und Horst übernehmen die schwierige Aufgabe, die Vereinsvorsitzenden von der Notwendigkeit einer Basketballabteilung zu überzeugen. In persönlichen Gesprächen mit den Vorständen von BTV und DT holen sie sich jedoch Absagen. Nicht so beim TSV, dessen Geschäftsführer, Hans Simmerkus, sich überzeugen lässt. Der TSV Ronsdorf möchte sein Sportangebot vergrößern und neben Fussball, Handball und Tischtennis auch den Basketball als Mannschaftssport in den Verein aufnehmen.

Nachdem diese erste große Hürde überwunden ist, fängt die Arbeit erst richtig an. Zunächst gründet sich die Abteilung mit Dieter als Abteilungsleiter. In Personalunion übernimmt er auch noch die Funktion des Schriftwarts, das heißt, er kümmert sich um alle organisatorischen Aufgaben, die einen reibungslosen Spielbetrieb gewährleisten. Und das sind nicht wenige. Der TSV wird Mitglied im WBV und im Basketballkreis Wuppertal. In der Turnhalle an der Scheidtstraße in Ronsdorf bekommt die Abteilung eine regelmäßige Trainingszeit (Donnerstags ab 19.30 Uhr). Dieter bestellt bei den entsprechen Firmen die Spielausrüstung, wie z. B. Stoppuhren, Anschreibeblöcke und Bälle.

Am einfachsten gestaltet sich die Rekrutierung von neuen Mannschaftskollegen. Wie die Vier sich das gedacht haben, gibt es viele potentielle Mitstreiter, die sofort zusagen. Dieter fragt erstmal Karl-Herbert Urspruch, den Cousin seiner späteren Frau Birgit. Der ist sofort dabei. Conny wird von Dieters Bruder Rainer angesprochen und gewinnt selber noch Hans-Adolf «Ada» Deutscher für die neue Mannschaft. Hans Caumans kennt Paul von Rüden, und der bringt noch Reiner Bodenstedt mit. Gerd Weber kennen die meisten vom Fussball auf den Tommy-Plätzen. Der schnelle Sprinter sagt überraschend zu. Für jeden Spieler beantragt Dieter einen Spielerpass beim DBB2.

Das Team für die erste Saison ist komplett und die Vorbereitung darauf kann beginnen. Das Training unter Spielertrainer Klaus Stratmann beginnt im Mai 1964. Nebenher machen Dieter, Horst, Klaus und Conny noch ihren Schiedsrichterschein, eine weitere Voraussetzung, um am Spielbetrieb teilzunehmen.

1.2 Die erste Saison

Als sogenannte «neuanfangende Mannschaft» wird der TSV in die unterste Klasse, die Kreisliga Wuppertal, eingeteilt. Die weitere Einteilung in Basketball-Westdeutschland ist in der Saison 1964/65 noch recht übersichtlich.

Eine Bundesliga gibt es noch nicht. Die höchsten Ligen sind die Oberligen. Davon gibt es vier in der Bundesrepublik: West, Nord, Süd und Südwest. Aus diesen Ligen spielen jeweils die beiden bestplatzierten Teams nach der Hauptrunde im K.-o.-System um die deutsche Meisterschaft. In der Oberliga West tummeln sich mit dem Wuppertaler SV und dem Barmer TV auch zwei Lokalrivalen der jungen TSV Mannschaft. Der Meisterschaftsfavorit kommt indes aber aus Aachen. Die Klasse darunter wird als Landesliga bezeichnet. Hier finden sich 1964 Post SV Wuppertal und Polizei SV Wuppertal ein, und darunter kommt die Bezirksliga. In jeder Liga spielen bis zu acht Mannschaften, Auf-und Abstiegsregeln werden vom veranstaltenden WBV jährlich ausgeschrieben.

***

Von diesen Sphären ist der TSV zu Beginn noch weit entfernt. Die Kreisliga wird vom Basketballkreis Wuppertal organisiert und schließt auch Vereine aus Remscheid und Solingen mit ein. Die Einteilung scheint für den TSV günstig, gehen doch nur sechs weitere Teams mit an den Start. Die Gegner kommen z. B. vom CVJM Adlerbrücke, Wuppertaler SV 3, oder Post SV Solingen.

Der TSV geht gut vorbereitet in seine erste Saison. Spielertrainer Klaus Stratmann hat eine Mannschaft, in der die Mischung aus erfahrenen und talentierten Spielern stimmt. Voran gehen natürlich die vier Spieler, die beim Barmer TV schon Spielpraxis gesammelt haben. Aber auch die anderen Mitspieler haben die Trainingsinhalte über den Sommer schnell verinnerlicht und leistungssteigernd umgesetzt. Mit Paul, Karl-Herbert und Reiner, alle 1,90 m oder größer, verfügt man über eine stattliche Center-Riege. Klaus und Horst führen klug Regie auf der Aufbauposition, während Conny, Dieter und Hans die Flügel besetzen und mit ihren Distanzwürfen für Punkte sorgen.

Die Heimspiele werden in der Turnhalle Scheidtstraße in Ronsdorf ausgetragen. Die Halle ist 1964 die einzig mögliche Spielstätte im Heimat-Stadtteil. Hier hängen die einzigen Körbe in Ronsdorf – mit 3,05 m auch in der richtigen Höhe. Die Hallendecke ist hoch genug und auf dem Boden ist ein Holz-Parkett verlegt. Leider ist die Halle zu klein für ein Basketballfeld, welches laut FIBA3-Statuten eine Länge von 24 bis 28 m und eine Breite von 13 bis 15 m haben muss.

Die Halle Scheidtstraße bietet aber nur ein Maß von 11 mal 21 m an. Das Kampfgericht muss im Geräteraum aufgestellt werden. Aber dennoch erwirkt Dieter beim Verband eine Genehmigung. Er bestellt auch bei einem Ausrüster den ersten Trikotsatz. Die weißen Hemden mit dem TSV-Wappen und die schwarzen Hosen zahlt jeder Spieler selbst. Die benötigten Bälle für Training und Spiel spendet aber der TSV.

***

Die Saison beginnt im Oktober, und weder Dieter noch Conny können sich heute noch an einzelne Spiele oder Ergebnisse erinnern. Fest steht aber, dass alle zwölf Spiele souverän gewonnen wurden. Conny meint, dass die Gegner den TSV unterschätzten und von der Spielstärke der Ronsdorfer überrascht waren.

Das Potential der Mannschaft wird beim Pokalsieg gegen den Landesligisten Post SV Wuppertal deutlich, der auch die lokale Presse erstmals auf das Team aufmerksam macht. So schreibt die Ronsdorfer Wochenschau Ende 1964, dass die wahre Leistung dieser jungen Mannschaft aus dem Pokalsieg gegen den zwei Klassen höher angesiedelten Post SV hervortritt, und Interessierte an dieser Spielart sich am Übungsabend in der Turnhalle Scheidtstraße anmelden sollen.

Ende März 1965 wird man Meister mit 24:0 Punkten und schafft den Aufstieg in die Bezirksliga. Eine Feier findet deswegen nicht statt. Obwohl die meisten Spieler noch Junggesellen sind, gehen nur wenige nach Spiel oder Training mal einen trinken. Wenn man sich doch mal zur «dritten Halbzeit» trifft, dann bei Bubi Hoffmann an der Staubenthalerstraße, oder in der Gaststätte Buscher. Der Hang zum geselligen Vereinsleben bildet sich erst in späteren Jahren heraus.

Abbildung 1: Die Gründermannschaft in der Saison 1964/65; oben v. l. Hans-Adolf Deutscher (Ada), Hans Caumanns (Vatter), Reiner Bodenstedt, Klaus Stratmann, Paul von Rüden, Dieter Schörken; unten v. l. Reinhard Konietzko (Conny), Karl-Herbert Urspruch, Horst Holtebrink (Schlacker); es fehlt Gerd Weber. Foto: Privat

1.3 Die Abteilung wird größer

Der Erfolg aus der Premieren-Saison spricht sich schnell herum. Neben den Zeitungsberichten ist vor allem die Mund-zu-Mund-Werbung für die Basketballer dafür verantwortlich. Viele weitere Freunde wollen nun auch zum Basketball wechseln und mit auf Korbjagd gehen. Schriftführer Dieter verbucht in diesen Tagen ein dutzend Neuanmeldungen und kommt um die Gründung einer 2. Herrenmannschaft nicht herum. Im TSV-Hauptvorstand um Hans Simmerkus nimmt man diese positive Entwicklung wohlwollend zur Kenntnis, so dass Dieter weitere Trainingszeiten in der Turnhalle Scheidtstraße zugeteilt bekommt.

Gleichzeitig entschließt man sich auch, die Jugendarbeit in der Abteilung aufzunehmen. Unter der Leitung von Horst Holtebrink werden erste Übungsstunden für Kinder und Jugendliche angeboten und durchgeführt. Es werden Werbezettel in den Schulen der Umgebung verteilt, um so weitere Kinder für den Verein zu gewinnen. Die Gründer erkennen schon früh, dass für den nachhaltigen Fortbestand der Abteilung die Nachwuchsarbeit unentbehrlich ist. Erste Früchte wird dieses Vorhaben dann einige Jahre später tragen, als sich TSV-Jugendmannschaften auch überregional einen Namen machen.

Abbildung 2: Die Adressenliste der Basketballabteilung aus dem Jahr 1966. Die Spieler unter der Leerzeile spielten in der neu gegründeten 2. Herrenmannschaft in der Kreisliga. Quelle: Privat

Für die Spieler der 1. Mannschaft gilt es aber, sich auf die bevorstehende Bezirksliga-Saison vorzubereiten. Der Gründer-Kader steht dafür zur Verfügung, und zusätzlich holt Dieter mit Siegfried Henke noch einen Trainer, der Klaus bei den Spielen von der Bank aus entlasten soll.

In der Bezirksliga trifft man auf sieben Gegner aus verschiedenen Kreisen. Neben den Lokalrivalen vom Wuppertaler SV 2 oder Barmer TV 2 sind das Mannschaften aus Leverkusen, Hagen oder Velbert. Ab Oktober 1965 zeigt die Mannschaft dann nochmal, was in ihr steckt. Schon zu Saisonbeginn setzt sie sich in der oberen Tabellenhälfte fest. Es gibt zwar auch erste Niederlagen, aber die Bilanz bleibt immer positiv. In einem spannenden Saisonfinale landet man punktgleich mit dem Wuppertaler SV 2 auf dem ersten Platz. Die Regularien des WBV sehen in diesem Fall ein Entscheidungsspiel vor. Nervenstark gewinnt es der TSV mit 45:40 und hat damit den Aufstieg in die Landesliga geschafft. Theoretisch.

***

Conny kann sich noch gut an diese Tage erinnern. Mit einer gewissen Lockerheit ist der TSV in dieses Spiel gegangen, da man sich schon vorher mit dem Gedanken getragen hat, auf den Aufstieg zu verzichten. Auf die Frage nach den Gründen für diese Entscheidung gibt Conny zwei nachvollziehbahre Antworten: Zum Einen wären die Anfahrtswege zu den Auswärtsspielen in der Landesliga zu weit gewesen. Zwar sei man bei Pokalspielen schon mal weiter unterwegs gewesen, aber regelmäßig lange Fahrten hätten zu dieser Zeit die Fahrtenkasse des TSV gesprengt.

Zum Anderen gibt Conny zu, dass das Leistungsniveau der Gründermannschaft mit dem Erreichen der Bezirksliga-Meisterschaft an seine Grenzen kam. Sicherlich hätten einige Jungs in der Landesliga spielen können, aber das Team als Ganzes war dafür zu schwach. Tatsächlich gibt es auch schon Gespräche über Wechsel mit Spielern aus anderen Vereinen, aber die verlaufen alle im Sande, zum Teil auch, weil die potentiellen Neuzugänge schon Geldforderungen haben.

Der TSV will hier einen anderen Weg einschlagen, und sich den Schwung der Anfangsjahre nicht durch kurzfristige Erfolge nehmen lassen. Geduld ist gefragt, und die wird in den kommenden Jahren auf die Probe gestellt.

1.4 «Sloggi long long»

Der Basketballsport erlebt ab der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre ständige Reformen. Zu jeder neuen Saison werden die Regeln geändert oder angepasst, aber auch die Ligenstruktur wird verändert. Mit dem Beginn der Saison 1966/67 wird die Herren-Bundesliga eingeführt. Unterteilt ist sie in eine Nord- und Süd-Gruppe. Die Gründungsmitglieder setzen sich aus den bestplatzierten Oberligisten der vergangenen Saison zusammen. Ein Wuppertaler Team ist nicht dabei. Der Wuppertaler SV geht weiterhin als ranghöste Mannschaft in der Oberliga West an den Start. Der Barmer TV startet nach einem Abstieg in der Landesliga, und der TSV tritt wieder zusammen mit dem Lokalrivalen Wuppertaler SV 2 in der der Bezirksliga an. Die Anzahl der Teams pro Liga wird nach und nach auf Zehn aufgestockt.

Der DBB und die Regionalverbände reagieren mit dem Strukturwandel vor allem auf die steigende Zahl von Mitgliedsvereinen und Mannschaften. In vielen Orten gründen sich nun neue Clubs oder Abteilungen. Bestehende Vereine melden zweite, dritte, oder sogar vierte Mannschaften zum Spielbetrieb an. Auch der Basketballkreis Wuppertal muss den Teilnehmerzuwachs 1967 neu organisieren. Innerhalb von drei Jahren wächst die Zahl der Kreisliga-Mannschaften von Sieben auf Neunzehn. In Wuppertal reagiert man mit der Einführung einer 2. Kreisklasse.

Abbildung 3: Die Ausschreibung des Basketballkreis Wuppertal für die Saison 1967/68. Die 2. Mannschaft des TSV wurde in die 2. Kreisliga eingeteilt. Quelle: Privat

***

Die 1. Mannschaft spielt eine gute Saison 1966/67. In der Bezirksliga wird ein Mittelfeldplatz erreicht und erstmals der Kreispokal gewonnen. Eine echte Verstärkung ist dabei Neuzugang Eberhardt Bilstein, ein kleinerer, kantiger Aufbauspieler, der Tempo machen kann. Paul von Rüden ist schon vor der Saison in die 2. Mannschaft gewechselt. Ada Deutscher folgt ihm kurz danach.

Ende der Sechzigerjahre verlassen einige Gründer das Team. Neben Paul und Ada, zieht es nun auch Hans langsam in die 2. Mannschaft. Klaus Stratmann verläßt irgendwann zu dieser Zeit den TSV und hängt die Basketballschuhe an den Nagel. Ihn zieht es zum Tennis. Reiner Bodenstedt geht ebenfalls. Familie, Kinder und Beruf rücken bei einigen in den Fokus, sodass der Basketball bei den Gründern an Bedeutung verliert.

In der Bezirksligasaison 1967/68 machen sich die Umstellungen auch sportlich bemerkbar, und man muss in die die 1. Kreisliga absteigen. Noch lassen sich die Abgänge nicht gleichwertig ersetzen.

Das ändert sich aber schlagartig mit der Saison 1968/69. Die Nachwuchsarbeit von Horst Holtebrink trägt nun erste Früchte, und man baut vier junge Talente ins Team ein, die eine echte Verstärkung darstellen. Mit Wilfried «Wiffi» Sohn, Klaus Kutscher, Lothar Andereya und Hans-Günther Scheele, alle zwischen 17 und 20 Jahre alt, bekommt die Mannschaft die nötige Verjüngung. Die Mischung aus erfahrenen Akteuren und Talenten stimmt nun. Souverän erringt der TSV die Kreisliga-Meisterschaft, und schafft den Wiederaufstieg in die Bezirksliga.

***

Ein Anruf bei Lothar Andereya bringt Aufschluss über die Geschehnisse rund um die Abteilung am Ende der Sechzigerjahre.

Lothar kommt schon 1964 als Zwölfjähriger zum TSV-Basketball und trainiert bei Horst Holtebrink die Grundlagen des Spiels. Die Werbung der Abteilung an den Ronsdorfer Schulen zeigt Erfolg, sodass Lothar einige seiner Klassenkameraden aus dem Gymnasium Scheidtstraße bei den Übungsstunden wiedertrifft. Darunter ist auch Hans-Günther Scheele, der eine Begabung für den Basketball hat und schnell zum besten Spieler der Gruppe wird. Neben ersten Jugendspielen zeigen die TSV-Schützlinge auch beachtliche Erfolge im Schulbasketball. So erreicht man mit der Basketballmannschaft des Gymnasium Siegesstraße das Finale der westdeutschen Schulmeisterschaften, und unterliegt dort einem Team aus Leverkusen, in dem der zukünftige Nationalspieler Rudi Kleen mitwirkt.

Als Wiffi Sohn und Klaus Kutscher zum TSV kommen, hebt sich das Niveau nochmals. Die Teenager werden schnell zu einer Alternative für die Seniorenmannschaften und verstärken die 1. Mannschaft erfolgreich.

Abbildung 4: Der Spielplan der Saison 1968/69, letztmalig erstellt von Abteilungsleiter Dieter Schörken. In der ersten Spalte finden sich die Gegner der 1. Mannschaft, in der zweiten Spalte die der 2. Mannschaft in der 2. Kreisliga. Die Heimspiele wurden in der Turnhalle Vogelsholz ausgetragen. Quelle: Privat

***

Neben der sportlichen Integration, nimmt man die Jungen auch auf die ersten Vereinsfahrten mit. Meist im Frühjahr – nach der Saison – kombiniert man die Touren mit Freundschaftsspielen oder Turnieren. Anschließend geht man aus und trinkt was zusammen. Lothar erinnert sich besonders gerne an eine Fahrt nach Linz mit nachmittäglicher Schiffstour auf dem Rhein. In wein- und bierseliger Laune, kreiert man einen Sportgruß, quasi einen «Schlachtruf», der sich an die Minimode der Damenwelt anlehnt:

«Sloggi long long

Sloggi long long

Sloggi long long

Triumph elastic

Triumph elastic

Triumph elastic

Playtex Zauberkreuz

Playtex Zauberkreuz

Playtex Zauberkreuz

Fürchtet euch nicht.»

Fortan stimmt man sich mit diesem Ruf unmittelbar vor dem Sprungball ein – und zwar mannschaftsübergreifend für viele Jahre. Für die obligatorische Begrüßung des Gegners wird mit mit einem einfachen «Sloggi long long» die Kurzform gewählt.

Dieses Ritual wird den TSV überregional bekannt machen und hält gleichzeitig Einzug mit einem Umbruch in der Abteilung.

2 Deutscher Basketball Bund

3 Federation Internationale de Basketball, der Weltbasketballverband

2. Die wilden Siebziger

2.1 Im Vogelsholz wird scharf geschossen

Nach fünf erfolgreichen Jahren gibt Dieter Schörken seine offiziellen Ämter in der Abteilung ab. Er findet dabei in Horst Räder (Abteilungsleiter) und Karl-Herbert Urspruch (Schriftführer) fähige Nachfolger. Aber auch räumlich verändert sich die Abteilung. Die Stadt Wuppertal errichtet 1966 auf einem Gelände an der Straße «Im Vogelsholz» einen Schulneubau für die Hauptschule Ronsdorf-Süd und die katholische Grundschule. Dazu gehört auch eine moderne Turnhalle mit zwei Korbanlagen. Die beantragten Trainings- und Spielzeiten werden vom Sportamt genehmigt, und so verläßt die Basketballabteilung die Halle an der Scheidtstraße und zieht um.

Im Vogelsholz finden die Basketballer eine holzvertäfelte Spielstätte mit modernem, blaugrünen Linoleumboden vor. Großzügige Fenster lassen viel Tageslicht ein, und die Hallendecke ist für Basketball hoch genug. Kabinen und Sanitäranlagen sind modern und ebenerdig zu erreichen. Einziges Manko ist auch hier das zu kleine Basketballfeld. Die Anforferungen der FIBA und des DBB für Spielfeldgrößen werden hier nicht erfüllt. Daher erwirkt man wie schon für die Halle Scheidtstraße eine Sondergehnemigung. Hier ist der Ball im «Aus», wenn er die Wand berührt oder der ballführende Spieler die Wand berührt. Vor einem Einwurf muss der Ball erst die Wand berühren. Das Kampfgericht wird wieder im Geräteraum platziert.

***

Diese enge, mitunter stickige Atmosphäre trägt dazu bei, dass sich die Halle Vogelsholz für die TSV Basketballer zu einer Art «Heimfestung» entwickelt. Die Gegner kommen nicht gerne hierher. Wer mit dem Platzmangel nicht klar kommt, liegt schnell im Hintertreffen. Eine gute Zonenverteidigung reicht oft schon zum Sieg, da die gegnerischen Schützen ja nicht nach Außen ausweichen können. Anfangs sind die Spielergebnisse daher auch nicht besonders hoch. So gewinnt z. B. die 2. Mannschaft am 10.12.1968 ihr Spiel der 2. Kreisliga gegen DJK Leichlingen nur mit 35:19.

Die 1. Mannschaft mischt nach der Kreisliga-Meisterschaft 1969 wieder in der Bezirksliga mit. Hier sieht man sich für einige Jahre mit dem «ewigen» Lokalrivalen Wuppertaler SV 2 und dem ambitionierten ATV Wuppertal konfrontiert, aber auch mit starken Teams aus dem Hagener Bereich. Der Kader des TSV ist ausgewogen. Neben den Routiniers Dieter Schörken, Karl-Herbert Urspruch, Horst Holtebrink, Reinhard Konietzko und Eberhardt Bilstein gesellen sich die Talente Klaus Kutscher, Wiffi Sohn, Lothar Andereya und Hans Günther Scheele hinzu. Meist sind es die jungen Spieler, die für die Punkte sorgen, während die Veteranen die Defensive organisieren.

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Abbildung 5: Zeitungsausschnitt aus März 1971. Der Redakteur irrte hier aber, da der TSV schon das zweite Jahr in der Bezirksliga nach dem Wiederaufstieg absolvierte. Quelle: Generalanzeiger, 1.3.1971

Abbildung 6: Diese Auswärtsniederlage ereignete sich auch in der Saison 1970/71. Quelle: Generalanzeiger, 8.3.1971

Abbildung 7: