6 Liebesgeschichten: An Problemen wächst man - Eva Joachimsen - E-Book

6 Liebesgeschichten: An Problemen wächst man E-Book

Eva Joachimsen

0,0

Beschreibung

von Eva Joachimsen Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten. Und mit einer neuen Liebe lassen sich Probleme viel besser lösen. - Sechs Liebesgeschichten zum Schmökern. Dieses Buch enthält die Liebesgeschichten: Glatteiswarnung: Dina gerät während einer Glatteisperiode in Schwierigkeiten. Nicht nur als Fußgängerin und Autofahrerin, sondern auch beruflich. Doch sie weiß sich zu helfen. Frühlingswahn: Sophie freut sich auf die Pfingstreise ihrer Clique. Sie hofft, dabei ihrem Schwarm Sebastian näherzukommen. Vorher möchte sie unbedingt einen neuen Bikini kaufen, leider passt der noch nicht. Verlier nie die Hoffnung: Kurz nachdem Vanessa den Job verloren hat, trennt sich auch noch ihr Mann von ihr. Zum Glück hat ihre Freundin Hella die rettende Idee. Eine Kate für den Filmdreh: Die junge Malerin Marie ist in Geldnöten, da kommt ihr die Vermietung ihrer Kate für einen Krimi gerade recht. Wenn einer eine Reise macht: Ronja lädt ihre Freundin Stella zu sich ein, da diese nach dem Tod ihrer Katze niedergeschlagen ist. Allerdings verläuft die Bahnfahrt alles andere als planmäßig. Sorgfältig geplant: Charlie und Stefan träumen von einem eigenen Restaurant, doch der Weg in die Selbständigkeit ist sehr steinig.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 120

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eva Joachimsen

UUID: 4e666eb8-33b9-11ea-803c-1166c27e52f1
Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (http://write.streetlib.com) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

6 Liebesgeschichten: An Problemen wächst man

Copyright

Glatteiswarnung

Frühlingswahn

Verlier nie die Hoffnung

Eine Kate für den Filmdreh

Wenn einer eine Reise macht

Sorgfältig geplant

6 Liebesgeschichten: An Problemen wächst man

von Eva Joachimsen

Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten.

Und mit einer neuen Liebe lassen sich Probleme viel besser lösen. - Sechs Liebesgeschichten zum Schmökern.

Dieses Buch enthält die Liebesgeschichten:

Glatteiswarnung: Dina gerät während einer Glatteisperiode in Schwierigkeiten. Nicht nur als Fußgängerin und Autofahrerin, sondern auch beruflich. Doch sie weiß sich zu helfen.

Frühlingswahn: Sophie freut sich auf die Pfingstreise ihrer Clique. Sie hofft, dabei ihrem Schwarm Sebastian näherzukommen. Vorher möchte sie unbedingt einen neuen Bikini kaufen, leider passt der noch nicht.

Verlier nie die Hoffnung: Kurz nachdem Vanessa den Job verloren hat, trennt sich auch noch ihr Mann von ihr. Zum Glück hat ihre Freundin Hella die rettende Idee.

Eine Kate für den Filmdreh: Die junge Malerin Marie ist in Geldnöten, da kommt ihr die Vermietung ihrer Kate für einen Krimi gerade recht.

Wenn einer eine Reise macht: Ronja lädt ihre Freundin Stella zu sich ein, da diese nach dem Tod ihrer Katze niedergeschlagen ist. Allerdings verläuft die Bahnfahrt alles andere als planmäßig.

Sorgfältig geplant: Charlie und Stefan träumen von einem eigenen Restaurant, doch der Weg in die Selbständigkeit ist sehr steinig.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER STEVE MAYER

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags geht es hier

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

Glatteiswarnung

Dina zog sich an. Winterstiefel, Daunenjacke, Mütze, Handschuhe und Schal. Draußen war es eisig kalt.

„Seien Sie heute vorsichtig. Überall ist es spiegelglatt. Es hat schon zahlreiche Unfälle gegeben“, brabbelte es aus dem Radio.

Sie musste sich sputen, deshalb vergaß sie, das Radio auszuschalten. Vor lauter Eile brach sie beim Abschließen ihrer Wohnung fast den Schlüssel ab. Sie musste sich zur Ruhe mahnen und versuchte es erneut, aber diesmal etwas sachter. Anschließend sprang sie leichtfüßig die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Auf der Straße rutschte sie gleich auf den ersten Metern weg. Mit dem Glatteis direkt vor der Eingangstür hatte sie nicht gerechnet. Sonst war der Hausmeister immer sehr zuverlässig. Sie kämpfte, das Gleichgewicht zurückzugewinnen, und ruderte wild mit ihren Armen. Schließlich brachte sie ihre Füße unter ihren Körper und verhinderte so einen Sturz. Schade, dass das niemand gefilmt hatte, es war sicher sehenswert gewesen. Bei diesen Straßenverhältnissen würde sie es nicht mehr pünktlich zur Arbeit schaffen. Warum hatte sie auch bloß gestern noch den Krimi gesehen, anstatt früh ins Bett zu gehen? Natürlich hatte sie früh am Morgen dann den Wecker ausgestellt, statt direkt aufzustehen. Mit ihren achtundzwanzig Jahren sollte sie eigentlich vernünftiger sein. Und jetzt konnte sie bei den Straßenverhältnissen nicht einmal ihr Auto nehmen, um schneller zur Firma zu gelangen.

Demzufolge schlitterte sie zur Bushaltestelle, anders konnte man ihre Fortbewegung nicht nennen. Vorbei an der alten Frau Schmättke von gegenüber, die gerade das Haus verließ. Sie war schon fast an der Haltestelle angekommen, da überlegte Dina, wie ihre siebenundachtzigjährige Nachbarin bei diesem Glatteis irgendwohin gelangen sollte. Also balancierte sie zurück.

„Frau Schmättke, bleiben Sie stehen. Sie können heute unmöglich aus dem Haus gehen“, rief sie schon von weitem. Doch die alte Dame hörte sie nicht. Unbeirrt lief sie weiter. Ihr Gehweg schien zum Glück nicht glatt zu sein. Dina nahm keine Rücksicht mehr, selbst heil anzukommen, sondern rutschte zu ihrer Nachbarin, so schnell sie konnte. Frau Schmättke erreichte gerade die Gartenpforte, als Dina schon fast bei ihr war. Sie sah auf und nickte Dina zu. „Haben Sie etwas vergessen?“, fragte sie und schaute Dina verwundert an.

Doch bevor Dina antworten konnte, zog es ihre Beine weg und sie landete hart auf ihren Händen und Knien. Auf dem Bauch schlitterte sie den letzten Meter vor die Füße von Frau Schmättke.

„Kindchen, haben Sie sich etwas getan?“, fragte Frau Schmättke besorgt, als Dina so vor ihr lag.

Dina sammelte sich erst einmal. Ihre Hände und Knie brannten, aber sie schienen heil zu sein. Sie erhob sich, bevor Frau Schmättke sich bückte und ihr aufhalf.

„Nein, es geht, aber Sie müssen sofort ins Haus zurückgehen. Wer nicht unbedingt muss, sollte daheim bleiben.“ Sie ging auf die alte Dame zu und ergriff ihren Arm.

„Aber ich muss doch zum Arzt“, protestierte ihre Nachbarin und versuchte, ihr den Arm zu entziehen.

„Nein, heute nicht. Rufen Sie an und sagen Sie, Sie kommen an einem anderen Tag, wenn es nicht so glatt ist. Heute fahren sicher nicht einmal Taxen.“ Dina zog die widerstrebende Frau Schmättke zum Haus zurück. „Ihr Arzt ist bestimmt froh, wenn er bei Ihnen nicht auch noch gebrochene Arme und Beine verarzten muss.“

Frau Schmättke lächelte. „Wahrscheinlich habe Sie recht. Kann ich Ihnen wenigstens einen Kaffee anbieten?“

Dina schüttelte ihren Kopf. „Nein, wenn Sie sicher in Ihrer Wohnung sind, gehe ich zur Bushaltestelle und hoffe, dass heute noch ein Bus vorbeikommt.“

Sie wartete, bis Frau Schmättke den Schlüssel aus der Handtasche gesucht hatte, die Tür aufschloss und im Haus verschwand, dann lief sie wieder zur Haltestelle zurück. Den Bus konnte sie nur noch von hinten sehen. „Mist!“, fluchte sie. Wer weiß, wann der nächste kam. Daher entschloss sie sich, zur U-Bahn-Station zu laufen. Die U-Bahn fuhr sicher auch heute unfallfrei. Statt der gewohnten zehn Minuten brauchte sie zwanzig, um den Bahnhof zu erreichen. Unterwegs sah sie die komischsten Situationen. Ein junger Mann, der einen Windhund weiterzerrte. Trotz seiner vier Beine kam das Tier ins Rutschen und landete auf der Schnauze. Fast wäre sein Herrchen über ihn gefallen. Ein junges Mädchen, das erst nach rechts, dann nach links wankte, um schließlich den Laternenmast zu umarmen. „Ich liebe ihn, er hat mich gerettet“, murmelte sie, als Dina vorbeischlitterte.

Natürlich war die Bahn überfüllt. Während der Fahrt versuchte sie, über das Handy in der Firma anzurufen. Erst nahm niemand ab, wahrscheinlich kämpften ihre Kollegen genauso mit den schlechten Straßenverhältnissen wie sie. Dann fuhr die U-Bahn in den Tunnel und es gab keine Verbindung mehr.

Mit anderthalb Stunden Verspätung traf sie endlich in der Firma ein. Sie arbeitete als Innenarchitektin für einen Messebauer. Ihre Kollegen saßen noch immer in dem Meeting, bei dem sie Protokoll führen sollte. Ihre Kollegin Regine hatte angerufen und sich für den Tag abgemeldet. „Bei uns fährt heute kein Bus und keine Taxe. Die Schule fällt aus und die Kinder müssen zu Hause bleiben. Ich komme hier nicht weg. Ich hoffe, morgen ist das Wetter wieder besser.“

Die meisten anderen Mitarbeiter waren zu spät gekommen. Nur Nils, der Gruppenleiter und ihr neuer Vorgesetzter, war wie gewohnt pünktlich da gewesen. Netterweise war er für sie eingesprungen und führte jetzt Protokoll. Dina war ihm dafür dankbar. Sie mochte ihn und hoffte, dass er ähnlich empfand. Fast die ganze Firma schwärmte für ihn. Er sah gut aus, mit seinem mittelgroßen, durchtrainierten Körper und den dunklen, gegelten Haaren. Zu allen war er nett. Charmant unterhielt er sich und betonte immer, wie sehr er seine Mitarbeiter schätzte.

Nur Frank mochte ihn nicht. Kein Wunder, schließlich hatte Nils ihm den Job weggeschnappt.

Kurz nachdem Dina eingetroffen war, kam Nils aus der Besprechung und schaute bei ihr vorbei. „Hast du es trotz Eis doch noch geschafft?“ Er lächelte sie an und übergab ihr das Protokoll. „Kannst du es bitte noch fertigstellen?“

Dina schluckte, eigentlich war es nicht ihre Aufgabe. Immerhin war sie Innenarchitektin und keine Schreibkraft. Aber wenn er sie so nett bat. Und am letzten Wochenende waren sie gemeinsam im Kino gewesen. Wer weiß, was sich da noch ergab. Sie nickte und eine Stunde später lag das fertige Protokoll auf seinem Schreibtisch.

Frank grinste sie an, als sie zurückkam. „Hast du wieder seine Arbeit gemacht?“

Dina zuckte die Achseln. „Eigentlich sollte ich das Protokoll schreiben und wenn ich es jetzt nur fertigstelle, ist es wohl in Ordnung.“

Als sie Franks Gesicht sah, meinte sie: „Dass er deinen Job bekommen hat, ist doch nicht seine Schuld. Da kannst du dich ganz oben beschweren.“

„Ich mag ihn einfach nicht. Er ist mir zu glatt.“

Dina hatte, genau wie ihre Kollegen, damit gerechnet, dass Frank den Posten bekommen würde. Schließlich arbeitete er schon seit Jahren als Stellvertreter des Gruppenleiters. Im Urlaub und bei Krankheit hatte er die Gruppe geführt und als Herr Malchow in Rente ging, hatten alle erwartet, dass Frank seinen Posten bekommen würde. Doch stattdessen stellte die Firmenleitung einen jungen Mann ein. Nils, einen Betriebswirt mit Studium an einer privaten Hochschule und ein paar Semestern im Ausland. Dafür besaß er weder Berufserfahrung noch technische Kenntnisse. Voller Elan stellte er alles innerhalb kürzester Zeit um und sparte, wo er nur konnte. Der Firma ginge es nicht gut, hieß es gerüchteweise.

Doch die weiblichen Mitarbeiter vergaben ihm den Stress, den er verursachte. Selbst die meisten männlichen Kollegen erlagen seinem Charme. Auch wenn sie hinter seinem Rücken lästerten, weil er von den technischen Dingen keinerlei Ahnung hatte. Schließlich war er neu und unerfahren und brauchte eine Chance.

Dina war eine der wenigen, die ihm ab und zu sagte, dass eine Sache nicht funktionierte. Dadurch stritt sie sich öfter mit Nils. Aber er war nicht nachtragend und sie vertrugen sich gleich darauf wieder.

Am Nachmittag schaute Nils vorbei. „Kannst du dich um die Messe in Berlin kümmern und den Aufbau der Messestände planen?“

Dina sah von ihrem Bildschirm auf. „Wenn ich es übernehme, kannst du es hinterher immer noch nicht.“

Nils nickte zustimmend. „Dann zeige es mir schnell. Ich habe noch andere Dinge zu erledigen.“

Aber schon nachdem sie ihm ihren Plan gezeigt hatte, lief er weg, ohne sich anzuhören, welche Firmen sie für die Arbeiten vorgesehen hatte.

„Sei vorsichtig, wenn er dich nicht mehr braucht, bist du weg.“ Frank kam gerade mit einer Tasse Kaffee vorbei.

„Irgendjemand muss ihn doch einarbeiten“, entgegnete Dina.

Regine hatte sie auch schon einmal gewarnt: „Du stehst auf seiner Abschussliste. Bei der ersten Gelegenheit feuert er dich.“

„Wir verstehen uns“, widersprach Dina.

„Du sagst ihm viel zu ehrlich deine Meinung.“

Dina glaubte ihr nicht, trotzdem schluckte sie. Zudem musste sie zugeben, dass das Betriebsklima nicht mehr so wie früher war. Die Kollegen waren gereizt und nicht mehr bereit, den anderen zu helfen oder einmal Überstunden zu machen.

„Vielleicht ist es das Beste, was mir passieren kann“, erwiderte sie nach einer kurzen Pause. Sie hatte in letzter Zeit manchmal daran gedacht, selbst zu kündigen. Einmal etwas Neues kennenzulernen. Aber die Arbeitsmarktlage sah momentan nicht allzu rosig aus. Also blieb sie lieber in ihrem Job. Auch wenn er ihr nicht mehr so viel Spaß wie bisher machte.

Am Abend, gerade als sie nach Hause wollte, kam Nils vorbei und ließ sich von ihr noch einmal haarklein die Messevorbereitungen erklären. Er machte sich sogar Notizen. „Vielen Dank, darf ich dich dafür zum Italiener einladen?“

Erfreut nahm sie an. Vielleicht legten sich die Spannungen irgendwann doch noch mal. Sicher sahen ihre Kollegen zu schwarz. Nils bedankte sich jedes Mal für ihre Hilfe. Er führte sie zu einem kleinen Lokal in einer Seitenstraße. Während sie auf das Essen warteten, erzählte er von seinem Jahr in Amerika und den Praktika in London und Madrid.

„Du sprichst Englisch und Spanisch?“, fragte sie, erstaunt dass er Spanisch konnte.

„Und Französisch.“ Er grinste sie an. „Ich war ein Jahr Austauschschüler in Frankreich. Die Lehrer sind viel strenger als bei uns. Außerdem gibt es viel mehr Stunden und Hausaufgaben. Eine gute Vorbereitung für das Studium in dieser Managerschmiede.“

Dina nickte. Sie kannte die Länder nur aus dem Urlaub. Allerdings hatte sie nach der Schule ein Jahr als Au-pair-Mädchen in Mailand gearbeitet und sprach Italienisch, außer Englisch natürlich.

Und nach dem dritten Glas Chianti erzählte sie nur allzu redselig von der nächsten Messeplanung in Berlin. Dabei hatte Frank sie extra gewarnt, nicht ihr gesamtes Wissen preiszugeben. Aber daran dachte sie jetzt nicht mehr.

*

Zwei Tage später rief ihr Abteilungsleiter die Gruppe zu sich. „Wir haben gestern die Berliner Messe geplant.“

Dina schaute unsicher zu Nils und dann zu Frank. Frank biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Der war also genauso überrascht wie sie.

„Nils wird nach Berlin fahren und dort die Aufbauarbeiten überwachen. Sandra wird den Stand der Firma Schröder-Bach planen und bauen.“

Dina biss sich auf die Lippe. Warum hatte sie beim Italiener bloß den Mund nicht gehalten? Dass Nils ihre Plauderei so schnell umsetzen würde, hatte sie nicht erwartet. Er hatte doch nicht die geringsten Fachkenntnisse.

„Aber das sollte ich doch machen“, platzte sie heraus. Sie atmete schnell und flach.

„Sandra ist sehr engagiert und hat sich in Köln bereits bewährt.“

„Die Stände habe ich geplant und die Aufträge vergeben. Sandra ist noch zu neu und unerfahren.“ Das durfte doch nicht wahr sein. Regine hatte recht gehabt. Sie wurde abgesägt.

„Sie hat aber die Durchführung überwacht“, mischte Nils sich jetzt ein.

„Und was soll ich stattdessen machen?“

„Du wirst unsere letzten Messestände vergleichen und nach Sparmöglichkeiten suchen. Wir müssen unbedingt die Kosten senken“, erklärte der Abteilungsleiter.

Papierkram, den mochte Dina noch nie.

Mittags sprach sie in der Kantine Nils an. „Kannst du nicht dafür sorgen, dass ich meine übliche Arbeit machen darf? Für diese Büroarbeit bin ich einfach nicht geschaffen.“

„Aber du musst alle Arbeiten beherrschen, wenn du aufsteigen willst“, ließ er sie abblitzen.

„Ich bin Innenarchitektin. Ich will planen und bauen und mit den Produktionsgewerken verhandeln. Pfennigfuchserei macht mir keinen Spaß.“

„Eben weil du so viel davon verstehst, findest du eher Einsparmöglichkeiten. Und beim nächsten Mal bist du wieder an vorderster Front.“

Misstrauisch sah Dina ihn an. Diesmal hielt sie aber wohlweislich ihren Mund. Schlecht gelaunt ging sie ins Büro zurück.

„Na, Ärger gehabt?“, fragte Frank nach einem Blick in ihr Gesicht.

„Ich hatte gehofft, dass Nils ein gutes Wort für mich einlegt.“

Frank lachte. „Mich haben sie auch abgeschoben.“

„Suchen Markert und Co nicht noch Leute?“, fragte Dina leise nach einem Blick über die Schulter, um sicherzustellen, dass niemand zufällig zuhörte. Sie klickte auf der Tastatur ihres Computers herum.

„Nein, ich habe schon gefragt. Unsere Kunden haben alle finanziellen Probleme und stellen momentan niemanden ein.“

„Vielleicht sollte ich ein Sabbatical nehmen und eine Weltreise machen oder nach Indien in einen Aschram gehen“, stieß sie missmutig hervor.

„Ich habe Kinder, ich brauche das Geld.“ Frank klang niedergeschlagen.

Dina nickte. Sie konnte froh sein, keine Verantwortung für andere zu tragen. Außerdem war ihre Beziehung zu Marco vor einem Jahr zerbrochen, seitdem war sie Single. Sie brauchte zum Glück keinerlei Rücksicht zu nehmen. „Ich werde es mir überlegen. Bis zum nächsten Kündigungstermin habe ich etwas Zeit.“

Abends stand sie fröstelnd an der Bushaltestelle vor der Firma, als sie beobachtete, wie Nils mit Sandra aus dem Gebäude trat. Sie unterhielten sich lebhaft und lachten. Bei einem BMW blieben sie stehen. Nils öffnete die Beifahrertür und hielt sie auf, bis Sandra eingestiegen war.

„Ein Kavalier der alten Schule“, bemerkte Regine, die neben sie getreten war, und kicherte.

Dina verkroch sich tiefer in ihren Mantel. Zum Glück kam der Bus gleich darauf. Beim Anfahren brach er hinten aus und schlingerte hin und her.

„Wollen wir nicht lieber mit der Bahn fahren?“, fragte Regine.

„Und uns auf dem Weg dorthin die Beine brechen?“ Dina schob sich tiefer in ihren Sitz. „Wenn es kracht, ist es wenigstens nicht mein Wagen.“ Aber sie kamen ohne weitere Probleme nach Hause.

Auch an den darauffolgenden Tagen sanken die Temperaturen weiter, so dass es beim Glatteis blieb. Aber nun war man allseits gewappnet.

*

In den nächsten Wochen machte sie Dienst nach Vorschrift. Sandra versuchte, sie auszufragen, wie sie die Stände sonst immer geplant und organisiert habe, aber Dina gab ihr Wissen nicht preis. „Du musst dich auf deine Menschenkenntnis verlassen. Ansonsten hast du doch die Erfahrungen aus Köln.“

Auch Frank gab sich zugeknöpft und so geriet Sandra gleich am Anfang in Bedrängnis und schon bald in zeitlichen Verzug. Dina beobachtete es mit heimlicher Schadenfreude.