7 Krimis im Strandpaket Juni 2025 - Alfred Bekker - E-Book

7 Krimis im Strandpaket Juni 2025 E-Book

Alfred Bekker

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Dieser Band enthält folgende Krimis von Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und die Tugendwächter: Hamburg Krimi Burmester und die Verschwundene Die Gen-Bombe Der Todeskandidat Der Sauerland-Pate Grotjahn und der Spielkartenmörder Kommissar Jörgensen und das dritte Auge: Thriller Genmanipulierte Pockenerreger werden aus einem Labor entwendet, dass sich mit der Entwicklung biologischer Kampfstoffe befasste. Jetzt besteht höchste Gefahr. Die Ermittler versuchen um jeden Preis zu verhindern, dass die entwendeten Proben in die Hände skrupelloser Terroristen gelangen. Doch dort befinden sich die gestohlenen Proben längst. Eine schier unglaubliche Verschwörung zeichnet sich ab... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Manfred Plattner, Jack Raymond, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alfred Bekker

7 Krimis im Strandpaket Juni 2025

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Inhaltsverzeichnis

7 Krimis im Strandpaket Juni 2025

Copyright

Kommissar Jörgensen und die Tugendwächter: Hamburg Krimi

​Burmester und die Verschwundene

Die Gen-Bombe

Der Todeskandidat

Der Sauerland-Pate

​Grotjahn und der Spielkartenmörder

Kommissar Jörgensen und das dritte Auge: Thriller

7 Krimis im Strandpaket Juni 2025

von Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimis

von Alfred Bekker:

Kommissar Jörgensen und die Tugendwächter: Hamburg Krimi

Burmester und die Verschwundene

Die Gen-Bombe

Der Todeskandidat

Der Sauerland-Pate

Grotjahn und der Spielkartenmörder

Kommissar Jörgensen und das dritte Auge: Thriller

Genmanipulierte Pockenerreger werden aus einem Labor entwendet, dass sich mit der Entwicklung biologischer Kampfstoffe befasste. Jetzt besteht höchste Gefahr. Die Ermittler versuchen um jeden Preis zu verhindern, dass die entwendeten Proben in die Hände skrupelloser Terroristen gelangen.

Doch dort befinden sich die gestohlenen Proben längst. Eine schier unglaubliche Verschwörung zeichnet sich ab...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Manfred Plattner, Jack Raymond, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Kommissar Jörgensen und die Tugendwächter: Hamburg Krimi

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Kommissar Jörgensen und die Tugendwächter: Hamburg Krimi

von Alfred Bekker

Prolog I

Der Fall beginnt im Büro von Kriminaldirektor Jonathan Bock, dem Vorgesetzen der Kriminalkommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller. Es hat in Hamburg mehree Bombenanschläge gegeben. Busse sind explodiert. Es gab viele Tote und Verletzte. Eine islamistische Terror-Organisation mit der Bezeichnung "Tugendwächter der Scharia" hat sich zu den Anschlägen bekannt. Kopf der Gruppe ist ein Mann, der As-Sadik genannt wird. vermutlich handelt sich um Detlev "Big Daddy" Moritzen, einen ehemaligen Zuhälter von der Reeperbahn, der zum Islam konvertierte, sein Prostitutionsgeschäft aufgab und nun ein tugendhaftes Leben führen will und für seinen Glauben in den Heiligen Krieg zieht. Jetzt nennt er sich As-Sadik - der Gerechte. Jörgensen und Müller müssen so schnell wie möglich herausfinden, wo As-Sadik ist und ihn aus dem Verkehr ziehen, damit es nicht weitere Anschläge gibt.

Prolog II

Die ersten Strahlen der Morgensonne schimmerten über die glitzernden Wellen der Elbe, während die Stadt langsam aus ihrem nächtlichen Schlaf erwachte. Die frische Brise, die über die Hafenanlagen strich, brachte den salzigen Duft des Meeres mit sich und mischte sich mit dem Aroma von frisch gebrühtem Kaffee, der aus den umliegenden Cafés strömte. Hamburg war wie ein geheimnisvolles Gemälde, jeder Pinselstrich ein anderes Gefühl, eine andere Geschichte.

Die alten Kontorhäuser, mit ihren Backsteinen, die Geschichten aus längst vergangenen Tagen flüsterten, standen stumm unter dem strahlend blauen Himmel. Am Anleger tummelten sich die Menschen, die geschäftig über die Stege eilten, während die riesigen Containerschiffe in den Hafen einfuhren und das monotone Geräusch der Kräne, die schwere Fracht bewegten, wie ein sanftes Lied der Stadt klang.

Als man weiter in die Straßen hineinspähte, entdeckte man das pulsierende Herz Hamburgs. Die Speicherstadt, mit ihren verwinkelten Gassen und schmalen Kanälen, wirkte wie eine andere Welt; ein Ort, an dem die Vergangenheit und Gegenwart in harmonischem Einklang existierten. Die alten Lagerhäuser, die einst mit Gewürzen und Stoffen gefüllt waren, hatten nun ihre Pforten für Cafés, Galerien und Boutiquen geöffnet, und mit jeder Passage, die man begehrte, erwachte die Stadt mit bunten Farben und kreativer Vielfalt zum Leben.

Doch an jeder Ecke, in jedem Schatten, blieb Hamburg geheimnisvoll und voller Geschichte. Unter der glänzenden Oberfläche gab es dunklere Pfade, die in die Unterwelt der Stadt führten. Geschichten über Verschwörungen, geheime Treffen und unentdeckte Wahrheiten flüsterten durch die Gassen, nur für die, die bereit waren, zuzuhören.

Und über all dem thronte der Michel, der mit seiner majestätischen Silhouette ein Symbol der Hansestadt und des unerschütterlichen Mutes war. Seine Glocken läuteten im Takt der Zeit und erinnerten die Menschen daran, dass das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden niemals aufhören durfte, selbst in der Dunkelheit, die manchmal über ihnen schwebte.

In dieser Stadt, wo das Wasser unaufhörlich gegen die Pfeiler der Brücken schlug und der Wind Geschichten von fernen Ländern heranbrachte, begannen die Fäden eines neuen Kapitels zu weben. Es war die Geschichte von Mut, Entschlossenheit und der Suche nach Wahrheit – ein Kampf, der in den Schatten der ehrwürdigen Straßen stattfand und die Seele der Stadt selbst herausforderte.

So lebendig und dynamisch die Stadt Hamburg auch war, sie war auch ein Ort voller Geheimnisse, und es würde nicht lange dauern, bis sich die Dunkelheit in den bewegten Wasser der Elbe spiegelte, bevor das Abenteuer wirklich begann.

Kapitel 1: Der Schatten über Hamburg

Es war ein grauer Morgen in Hamburg, der Himmel hatte sich das Wetter genommen, das sich meinem Gemütszustand widerspiegelte. Ich saß in meinem Büro bei der Kriminalpolizei, Blick aus dem Fenster auf die Altstadt gerichtet, während die Geduld der Stadt auf die Probe gestellt wurde. Der Wind pfiff um die Ecke, und ich konnte das Rumpeln des Verkehrs auf der Lombardsbrücke hören – ein Geräusch, das zum Klangteppich dieser Stadt gehörte. Doch heute konnte ich die gewohnte Melodie nicht mehr hören. Stattdessen ließ nur der Gedanke an die Explosionen, die am Vortag die Ruhe dieser geschäftigen Metropole zerschlagen hatten, mein Herz schwer werden.

Im selben Raum am Schreibtisch nebenan befand sich mein Kollege Roy Müller, der im Moment vermutlich einen weiteren dieser unterirdischen Chansons aus den 80ern hörte, in der Hoffnung, sich daran zu erinnern, wie die Welt mal unbeschwert und harmonisch gewesen war. Ich hatte das Gefühl, dass seine Entscheidung, sich mit Musik von Dschinghis Khan oder Falco abzulenken, schnell dahin schwand. Wir waren in die Diskussion über die jüngsten Bombenanschläge verwickelt worden, die unsere Stadt in einen Albtraum verwandelt hatten. Nach all den Jahren im Dienst kannte ich das Nervenflattern, die sich bei der letzten entsetzlichen News-Verkündung bildlich gesprochen um die Wachtürme der Stadt legte – und heute war kein Ausweg in Sicht.

“Wir müssen zum Chef, Roy.”

“Ich weiß Uwe.”

"Seien wir pünktlich!”

“Sind wir doch immer, Uwe.”

*

„Jörgensen“, klang die Stimme von Kriminaldirektor Jonathan Bock hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte seinen ernsten Ausdruck, den ich nicht mehr zählen konnte. „Müller.“ Er nickte Roy zu, der gerade erst einen Schock von seinem Musik-Konsum ertragen hatte. „Setzt euch. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Ich trat neben Roy, und wir schoben unsere Stühle an die Tische, während Bock eine Akte aufschlug. „Es gibt Informationen über die Gruppe, die sich zu diesen Anschlägen bekannt hat. Sie nennen sich ‚Tugendwächter der Scharia‘ und sind anscheinend von einem alten Bekannten von uns geleitet. Detlev ‚Big Daddy‘ Moritzen – jetzt As-Sadik genannt.“

Mein Magen verkrampfte sich bei dem Namen. Moritzen war kein Unbekannter in unserem Metier. Er hatte sich aus seiner Zeit als Zuhälter auf der Reeperbahn erfolgreich aus der Schusslinie zurückgezogen; die bunten Lichter der Vergnügungsmeile schienen nun wie der Kontrast eines vergessenen Lebens zu blitzen. Ich erinnerte mich an die Berichte über seinen Glaubenswandel, von der Sünde zur Scharia, und wie pittoresk er seine Verwandlung in der Öffentlichkeit zelebriert hatte – bis zu dem Punkt, an dem ich mir sicher war, dass er nicht mehr durch Sündenermahnungen, sondern durch das Aufwiegeln anderer sein tägliches Brot verdiente.

„Er plant weitere Anschläge“, fuhr Bock fort. „Wir müssen ihn finden, bevor es zu spät ist. Die Stadt hat genug gelitten.“

Ich nickte. „Aber wo fangen wir an, Boss? Moritzen war immer ein Meister der Täuschung. Wenn er jetzt in diesem Extremismus steckt, könnte er sich überall verstecken.“

„Wir müssen seine alten Kreise durchleuchten, vor allem die Leute, die ihm am nächsten standen, als er noch hier war“, schlug Müller vor. „Die Reeperbahn ist ein guter Anfangspunkt. Dort gibt es noch genug Gespenster seiner Vergangenheit.“

Bock übergab uns eine Liste von möglichen Kontaktpersonen – Namen, die aus den tiefen Schatten der Stadt auftauchten. Einige von ihnen waren erneut in den Dreck gezogen, andere hatten sich, wie Moritzen, als Tugendwächter ausgegeben. Die Frage war, wen sie wirklich hervorgebracht hatten.

„Uwe, du weißt, was du zu tun hast. Roy, du begleitest ihn. Bei unmittelbarem Verdacht, leite die Maßnahmen ein. Wir haben keine Zeit für Kompromisse“, befahl Bock, seine Stimme verlangte Gehorsam. „Die nächsten Stunden werden entscheidend sein.“

Mit dem Rauschen von Bocks Worten im Hintergrund und dem Gewicht der Verantwortung auf meinen Schultern verließ ich das Büro, gefolgt von Roy. Im Treppenhaus spürte ich, wie mich der Asphalt Hamburgs mit jedem Schritt ein Stück näher an die Abgründe der Vergangenheit zog.

„Bock warnt uns, als ob wir nicht wissen, wie Rückschläge kommen“, murmelte Roy, während wir uns auf den Weg zur Reeperbahn machten. „Mann, ich bin so leidenschaftlich und ich kann es kaum fassen, dass Moritzen so tief gefallen ist.“

Ich hätte ihn dazu bringen können, die Realität von Moritzens Wandel zu erkennen, aber dieser verzweifelte Humor war die Antwort auf das Grauen, das uns umgab. Wir hatten mit der Dunkelheit zu tun, und ich wusste, dass die Antwort auf unsere Fragen vermutlich dort liegen würde, wo das Licht der Stadt nicht mehr strahlte.

Die Reeperbahn war ein Schatten von Schleiern vergangener Tage, von Einblicken in die Ecken dieser Stadt, in denen Lust und Leid sich nebeneinander Schritt für Schritt bewegten. Ich wusste, das würde die Suche nach As-Sadik nicht leichter machen. Je mehr ich über die Heimlichkeiten nachdachte, desto mehr wuchs meine Besorgnis. Hamburg hatte einen friedlichen Schein, doch unter der Oberfläche lauerte der Schrecken, der uns unbemerkt überfallen konnte.

Und ich würde alles daran setzen, das zu verhindern.

Kapitel 2: Die Schatten der Reeperbahn

Die Reeperbahn war wie immer ein lebendiger Ort, pulsiert von den unermüdlichen Klängen des nächtlichen Lebens. Aber jetzt, beim grellen Licht des Tages, war die Straße eine weniger verführerische Szene, die die Narben einer Welt sichtbar machte, die sich nicht um Tugend scherte. Neonlichter flackerten über altmodischen Schildern, und der Geruch von Branntwein und gebratenen Fischbrötchen hing in der Luft. Ich hatte die Erinnerungen an die Reeperbahn in meiner Jugend als das Tor in eine andere Welt gespeichert – eine Welt voller Freiheit und Überfluss. Doch jetzt war es ein Ort, der viele Gespenster barg, und ich fühlte mich, als würde ich auf einem schmalen Grat zwischen meinem Beruf und meiner eigenen Ethik balancieren.

„Du denkst, wir finden ihn hier?“ fragte Roy, während wir die Menschenmenge durchquerten. Seine Augen scannten die Umgebung, als würden sie ein Muster entziffern, das für andere unsichtbar war.

„Wenn Moritzen tatsächlich hier ist, wird er Vertraute oder alte Komplizen suchen“, antwortete ich. „Wir müssen herausfinden, wer heute in seinen Kreisen aktiv ist.“

Wir näherten uns der ersten Kneipe, in der ich einige seiner alten Bekannten vermutete – die „Zur alten Liebe“. Die schummrige Atmosphäre darin war gleichfalls einschüchternd und einladend. Ein Ort, wo Geschichten erzählt und Geheimnisse bewahrt wurden. Ich sah Roy an; seine Haltung war angespannt, aber er war bereit. Wir hatten uns oft in ähnlichen Situationen befunden und wussten, dass wir als Team am besten funktionierten.

„Lass uns mal sehen, was wir herausfinden können“, sagte ich und öffnete die Tür. Ein vertrauter Geruch von Bier und Wehrmut schlug mir entgegen, während wir in den dunklen Raum traten. Die Wände waren mit vergilbten Postern bedeckt, und abgedunkelte Tische waren mit Stammgästen besetzt, die halbherzig Biere tranken und träumten. Ein Kellner warf uns einen skeptischen Blick zu, bevor er in die hintere Ecke des Lokals marschierte.

„Ich spreche ein paar Worte mit dem Barkeeper“, erklärte ich Roy. „Halt Ausschau nach bekannten Gesichtern, und versuche, ein Gespräch über alte Verbindungen zu beginnen.“

Ich ging zur Theke, wo ein kantiger Typ mit unrasiertem Gesicht und einem Bandana auf dem Kopf stand. Er sah mich an, als würde er schon eine halbe Ewigkeit warten. „Was kann ich für dich tun?“, fragte er mit einem belugen Tonfall.

„Ich benötige Informationen über Detlev Moritzen“, erwiderte ich direkt. „Ich bin Kriminalbeamter. Weißt du, wo ich ihn finden kann?“

Der Bartender schüttelte den Kopf. „Der Name sagt mir nichts“, antwortete er, während er gleichzeitig zwei Gläser für eine Gruppe Frauen auf einer anderen Seite der Bar füllte. Ich kannte diesen Trick. Ich konnte sehen, dass das Wort „Polizist“ die Kehlen der Anwesenden ersticken ließ.

„Komm schon, es ist nicht das erste Mal, dass jemand hier nach Moritzen fragt. Glaub nicht, ich kaufe dir diese Unschuld ab. Dann sag mir, was du wirklich weißt“, drängte ich, meine Stimme war leiser, aber eindringlicher.

Er sah mich einen Moment lang unverwandt an, wandte dann jedoch den Blick ab. „Sagen wir einfach, ich war nicht der einzige, der ihm geholfen hat, als er untertauchen musste. Jemand hat den Mund aufbekommen, und jetzt hat er das Bedürfnis, ungestört zu bleiben, wenn du verstehst, was ich meine.“

Ich nahm einen tiefen Atemzug, während ich die Zögerlichkeit des Barkeeper in mir aufschlug. Es war offensichtlich, dass Moritzen tief im Untergrund agierte und seinen Einfluss ausüben musste, um nicht in die Fänge des Gesetzes zu geraten. „Gibt es einen Weg, wie ich mit jemandem sprechen kann, der ihn kennt? Vielleicht ein Kontakt?“

„Es gibt da einen Typen, der immer noch in der Szene verkehrt“, murmelte er mit einer Bewegung zur gegenüberliegenden Theke. „Ein Schreiber dieser unterbelichteten weißen Mander, die für ihn die Feder schwingen. Er nennt sich Rocco. Nur so viel: Wenn du mit ein paar Optionen nach einem Gebet für ein schlechtes Gewissen suchst, frag ihn.“

Dankend nickte ich, dachte daran, wie wir Rocco finden würden. Ich drehte mich um und signalisierte Roy, der sich für einen Moment in den Nebel zwischen den Tischen verloren hatte. „Ich habe einen Namen“, flüsterte ich.

„Wer ist es?“

„Rocco. Ein alter Schreiber von Moritzen und jemand, der uns helfen kann, zu erfahren, wo As-Sadik jetzt ist.“

Ein Schreiber. So nannte man in Teilen des Milieus jemanden, der die Behördengänge erledigte und sich damit auskennen. Manchmal war er auch gleichzeitig eine Art Buchhalter für Gangster, der Methoden austüftelte, wie man Schwarzgeld weiß wusch. Und wenn er es dann auch noch schaffte, die Steuern außen vor zu lassen, küssten die Luden von St. Pauli ihm die Hand.

„Weißt du, wo wir ihn finden können?“

Ich sah mich um und entdeckte einen Gruß von einer Vertrauten unter den eingehenden Gestalten – eine Frau, die ich als Katja kannte, eine alte Bekannte aus den Kreisen, die mit Moritzen verbunden waren. Sie hatte immer einen scharfen Verstand und ein noch schärferes Gedächtnis. Ich war mir sicher, dass sie etwas über Rocco wusste.

Mit einem Kopfnicken wies ich Roy an, ihm zu folgen. „Lass uns Katja finden. Wenn jemand hier mehr weiß, dann sie“, sagte ich, während wir den Raum durchquerten und bereit waren, die Schleusen für die unruhige Geschichte Hamburgs zu öffnen.

Uns war bewusst, dass die Dunkelheit, die Moritzen umgab, uns näher bringen würde zu dem Grauen, das diese Stadt heimsuchte. Der Fall würde uns nicht nur um die Erlaubnis bitten, ihn zu lösen; er würde uns auch an die Grenzen unserer eigenen Überzeugungen bringen und uns zeigen, wie zerbrechlich die Welt um uns herum tatsächlich war. Der Gedanke daran, wer in den nächsten Stunden leiden könnte, gab mir einen weiteren Antrieb. Wir mussten Moritzen finden, bevor er etwas Schreckliches tun konnte. In Hamburg, der Stadt, die ich kannte und liebte, durfte es keine weiteren Opfer geben.

*

Detlev Moritzen wurde in den frühen 70er Jahren in Hamburg geboren, als die Stadt noch ganz im Aufschwung war und der Hafen wie ein pulsierendes Herz für das soziale und wirtschaftliche Leben der Menschen der Region schlug. Aufgewachsen in einem einfachen, aber liebevollen Elternhaus im Stadtteil Altona, war Detlev von klein auf ein Kind der Straße. Seine Eltern waren Arbeiter, die oft von der Hand in den Mund lebten, was ihm früh den Wert von Geld und der harten Arbeit bewusst machte. Dennoch versprach ihm das raue Leben auch Abenteuer und eine breite Palette von Erfahrungen, die ihm eine eigene Identität prägten.

In der Schule galt er als Außenseiter – zu groß, zu schwer und mit einem harten Blick, der andere oft abschreckte. Er fand schnell eine Gang, die ihn aufnahm, und schon bald war er in die Welt der kleinen Verbrechen und Machenschaften verwickelt, die Hamburgs Schattenseite prägten. Jedes Mal, wenn sein Name in den Berichten auftauchte – sei es durch Raubüberfälle, Körperverletzung oder Drogenhandel – wurde er zunehmend respektiert, aber auch gefürchtet.

In den 90ern, während seine Altersgenossen sich für ihre Karriere engagierten oder eine Familie gründeten, endete Detlevs Weg in den schäbigen einzelnen Zimmern der Reeperbahn. Hier verstand er schnell die Dynamiken des Nachtlebens. Sein Charisma, gepaart mit einer unbändigen gewissenhaften Art, machte ihn bald zum Anführer einer Gruppe von Kleinkriminellen, die die Kontrolle über das lokale Nachtleben übernahmen. Durch Einschüchterung und Manipulation gelang es ihm, sich ein kleines Imperium in der Rotlichtszene aufzubauen. Unter seinem Decknamen „Big Daddy“ verwaltete er etwa zwanzig Frauen, die gezwungen waren, in der Prostitution zu arbeiten. Für viele von ihnen war er der weniger brutale Unterdrücker, ein Aushängeschild der Macht, den sie nicht fürchteten, sondern respektierten.

Doch der Lebensstil hatte einen Preis, und nach einer Reihe von Verhaftungen kam Detlev schließlich vor Gericht. Statt ins Gefängnis zu gehen, bot ihm die Polizei einen nicht ganz legalen Deal an: Informationen über kriminelle Strukturen im Austausch für eine mildere Strafe. Durch seine Einblicke ins bizarrere Geflecht der Unterwelt erlangte er eine gewisse Immunität, was ihm ein bequemeres Leben versprach. Doch die Schatten seiner Vergangenheit blieben nicht fern.

Während dieser Zeit erlebte Detlev eine tiefgreifende persönliche Krise. Der Anblick der Frauen, deren Leben er hatte ruinieren lassen, und der Schmerz, den er vielen Menschen zugefügt hatte, drängte sich in sein Bewusstsein. In einem Moment der Erleuchtung wandte er sich dem Islam zu – eine Entscheidung, die für viele seiner alten Bekannten unverständlich blieb. Er konvertierte, gab sein Vorleben auf und sah seinen neuen Glauben als Mittel zu einem tugendhaften Leben. Der Einfluss seiner neuen Überzeugungen verwandelte ihn, und er entschloss sich, seine Fehler zu bereinigen, ebenso wie ein Bild zu kreieren, das dem von „Big Daddy“ entgegenstand.

Detlev wurde zu As-Sadik, dem „Gerechten“. Sein neues Leben war strenger, disziplinierter, aber es war auch geprägt von einem tiefen Überdruss an den Werten, die er einst lebte. Er sah den Islam nicht nur als Religion, sondern als Leitstern für sein neues Leben, und begann, einen wütenden Extremismus zu verbreiten, um seine eigenen Fehler zu verdrängen.

Tief in seinem Innern brodelte aber die dunkle Seite, die nie ganz verschwunden war. Auf der Suche nach einem Sinn wurde er zum Kopf der islamistischen Gruppe „Tugendwächter der Scharia“. Hier fand er seine Möglichkeit, in einer anderen Art und Weise zu herrschen. Er konnte die Macht, die er einst über Frauen und das Nachtleben hatte, jetzt auf eine weit gefährlichere Weise ausüben. Sein Zorn auf die westliche Welt wurde zu einem Aufruf zu dem, was er als gerechten Krieg betrachtete.

Die Vergangenheit holte ihn ein, und während er mit seinen alten Dämonen kämpfte, zeichnete sich ein Plan ab: den Kampf gegen das, was er als Unrecht in den Straßen der Stadt ansah. Als Moritzen zum Terroristen wurde, vermischten sich die Ideale von Macht, Größenwahn und radikalem Glauben zu einer gefährlichen Mixtur, die schließlich Hamburg in noch tiefere Dunkelheit stürzen würde.

Die Stadt, die ihm einst Wohlstand und Macht gegeben hatte, wurde nun das Ziel seiner Wut. Während Detlev „Big Daddy“ Moritzen in den Lichtern der Reeperbahn lebte, war As-Sadik nur das Echo eines Mannes in den Schatten – ein Mann, der fest entschlossen war, seine unvergänglichen Sünden durch einen blutigen Kampf zu sühnen. Die Straßen, die er einst beherrschte, waren nun der Schauplatz seines vermeintlichen Krieges. Und das würde er mit allen Mitteln erreichen.

Kapitel 3: Die Video-Botschaft

Der nervöse Puls der Stadt wurde von einem unheilvollen Dröhnen ersetzt, als wir um das Eckbüro der Kriminalpolizei standen. Ich war gerade auf dem Weg zu einem der dienstlichen Besprechungsräume, als der Computer auf meinem Schreibtisch plötzlich ein Zeichen von sich gab – ein Signal, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war nicht die Routine, die mich ansprach, sondern das beklemmende Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen war.

„Jörgensen! Kommen Sie schnell, hier ist etwas, das Sie sehen müssen!“, rief ein Kollege mit einer Stimme, die nur den düsteren Schatten eines bevorstehenden Unheils transportierte. Ich zögere nicht und eilte zusammen mit Roy zu ihm. Der Monitor blinkte, und das Bild, das sich uns bot, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Ein Video, unterlegt mit einem langen, schaurigen Gefühl von Vorahnungen, begann zu laufen. Detlev Moritzen, alias As-Sadik, saß an einem Tisch, das Gesicht von einem dunklen Schatten erhöht, während seine Stimme durch den Raum drang. Seine Augen waren kalt, seine Worte voller Wut: „Ich bin As-Sadik, der Gerechte. Ich spreche heute zu allen Ungläubigen und Sündern. Euer Überfluss wird folgenschwere Konsequenzen haben. Der Kanal, den ihr eröffnet habt, wird mit Blut bezahlt.“

Vor ihm lag eine junge Frau, gebunden an einem Stuhl, sichtbar verängstigt. Es war der Moment der Hölle, der sich vor unseren Augen entfaltete. Die Kamera schwenkte über die Szene, während er seinen monologhaften Hass verbreitete, und dann kam es zu dem Punkt, an dem ich nicht mehr wegsehen konnte. Ein Schuss durchbrach die Stille und das Geschrei der Frau, der letzte Moment eines Lebens, der mit einer unbarmherzigen Zerschmetterung endete. Ein Ausdruck von purem Entsetzen umhüllte mich. Die Erschütterung war schwer, als ich den Namen der Frau über Roys Lippen hörte: „Das ist Marlene Malkowski, eine Tänzerin von der Reeperbahn. Eine Sünderin.“

Ich fühle meine Wut aufsteigen und grabe meine Fäuste in die Tischkante, während ich das Bild vor mir sah – die Hinrichtung war unmissverständlich. In seiner Predigt hatte Moritzen gesagt, dass er einst selbst ein Sünder war, seitdem aber den Pfad der Tugend gefunden hatte. Es war ironisch und grausam, wie er nun mit dem Leben unschuldiger Menschen umging, um seine eigene Überzeugung zu rechtfertigen.

„Wir müssen herausfinden, wo sie war, wer mit ihr gesprochen hat. Vielleicht gibt es jemanden, der Moritzen gesehen hat oder der seine Verstecke kennt“, schlug Roy vor, und ich nickte. Es war unsere einzige Option, um einen weiteren potentiellen Anschlag zu verhindern.

„Lass uns zu den beiden Clubs gehen, in denen sie gearbeitet hat – dem ‚Tanzpalast‘ und dem ‚Sunny Side‘. Dort könnten wir mehr über ihre letzten Tage erfahren“, sagte ich und schnappte mir meine Jacke.

Die schleichenden Minuten vergingen auf dem Weg zur Reeperbahn; der alte Glanz war gewichen, und ich fühlte, wie meine eigenen Überzeugungen in den Abgrund der Verzweiflung rutschten. Marlene war eine Person, mit der ich nie gesprochen hatte, eine fremde Seele in einer Stadt voller Geschichten, aber jetzt war sie nicht nur ein weiteres Opfer – sie hatte ein Gesicht und eine Lebensgeschichte, die ich kennenlernen wollte.

Im ‚Tanzpalast‘ trugen die Lichter einen Hauch von Melancholie, und der Duft von Parfüm vermischte sich mit der Luft, die schwer von Trauer und der Gewalt vorhergehender Nächte war. Die Tänzerinnen zogen sich für den Abend um, und ein paar Männer hingen an der Bar, den Blick auf die Bildschirme der übertriebenen Unterhaltung gerichtet. Roy und ich waren nicht hier, um Spaß zu haben, sondern um Antworten zu finden.

Ich sprach die Barfrau an, eine müde aussehende Frau mit eingefallenen Wangen und roten Augen. „Haben Sie Marlene in den letzten Tagen gesehen?“

Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann nickte sie langsam. „Ja, sie war hier; aber ich hab sie nicht lange gesehen. War viel beschäftigt, sie tat ihre Shows und hatte dann irgendetwas ... Persönliches zu erledigen. Es war komisch, sie war nicht mehr sie selbst.“

„Weiß nicht, was es war“, sagte die Frau mit flatterndem Blick. „Aber sie hat letzten Freitag einen Typen getroffen. Er war groß, schwarz-behaart. Ich wusste nicht, dass sie mit jemandem geht.“

„Kennen Sie den Namen des Mannes? Hat sie ihm etwas erzählt?“

„Das hab ich nicht gehört. Aber ich glaub, dass sie sich ein bisschen für ihn interessiert hat. Es war nicht so lange, dass sie nicht über ihn gesprochen hat, aber sie hat nie wirklich Details gegeben.“

Ich sah Roy an, der ebenfalls nachdenklich wirkte. Seine Augen schauten zur Decke, als würde er das Bild abrufen, das ihm half, die Puzzlestücke zusammenzufügen. „Könnte dieser Mann Moritzen gewesen sein?“

„Könnte sein. Vielleicht sollten wir ihre Nachbarn oder die anderen Tänzerinnen auftreiben, die sie gut kannten. Irgendwie müssen wir ihn finden.“

Nachdem wir die Barfrau nach weiteren Informationen gefragt hatten, bewegten wir uns weiter zum „Sunny Side“, wo Marlene oft auftrat und deren Name immer wieder mit der Stadt verwoben war. Hier war die Atmosphäre zwar ähnlich, aber die Erinnerungen an ausgelassene Nächte und Lachen lohnten den Anblick. Viele der Tänzerinnen erkannten uns, denn wir hatten oft wegen anderen Verbrechen hier die unterschiedlichste Klientel durchsucht.

Als wir die Hinweise unter den Frauen sammelten, erfuhr ich mehr über Marlenes Leben. Sie hatte Träume von der Großstadt – Erfolg gehabt, ein wenig Glamour in die Schatten der Reeperbahn zu bringen. Aber mit Erfolg kamen auch kleine Abstriche in der sehr rauen Welt. Ich hörte von alten Freunden und alten Gesichtern, die sich alle an diesem gefährlichen Abend um sie versammelten, und mit jedem Schritt näherte ich mich einer schrecklichen Erkenntnis.

Schließlich trafen wir auf eine Tänzerin, die einen genauen Blick auf Marlenes letzten Abend geworfen hatte. Sie berichtete, dass Marlene am Freitagabend mit einem Mann, der wie ein Unternehmer wirkte, aneinander geraten war. „Er hatte stämmige Schultern und einen glühenden Blick. Es sah aus, als ob er etwas von ihr wollte, aber sie schien nicht an ihm interessiert zu sein“, erzählte sie mit einem schüchternen Lächeln. „Er hat sie über den DJ gehört, der sie buchstäblich an den Rand des Zerfalls brachte.“

Jede neue Information war wie ein frischer Wind, der das geheime Geflecht zwischen den charismatischen Figuren der Nacht aufbrach. So sehr wir auch kämpften, As-Sadik war immer einen Schritt voraus – und der Fall um Marlene Malkowski brutalisierte die Auseinandersetzung mit den Extremisten nochmal. Roy und ich waren auf einer Suche, die uns in die Tiefen der Hamburger Unterwelt führen würde, verfolgt vom Engel des Todes, der unser Flüstern allzu genau hörte.

Delikate Erinnerungen formierten sich hinter uns, als ich feststellte, dass die Stadt und ihre Sünde mein Denken beherrschten. Wir jagten den Schatten von Detlev Moritzen hinterher. Je mehr wir über Marlene erfuhren, desto mehr war ich entschlossen, den Dämon dieser Stadt zu vertreiben.

Kapitel 4: Die Stimmen der Vergessenen

Nachdem wir das „Sunny Side“ verlassen hatten, fühlte ich mich, als würde ich durch einen dichten Nebel wandern. Die Informationen, die wir bis jetzt gesammelt hatten, wogen schwer auf mir. Marlene Malkowski war nicht nur ein weiteres Opfer; sie war ein Teil des pulsierenden Herzens dieser Stadt, verwoben mit ihren Geschichten, Hoffnungen und leider auch ihren tragischen Schicksalen. Die Ungewissheit über das, was mit ihr geschehen war, nagte an mir, als wir uns auf den Weg zu ihrer Wohnung machten, um mehr über ihr persönliches Umfeld herauszufinden.

Die kleine Wohnung in einem grauen Backsteingebäude auf St. Pauli war nicht viel mehr als ein Loch in der Wand, das Marlene jedoch zum Zuhause gemacht hatte. Die Vergleichszeilen an den Wänden waren Spiegel ihrer Träume und ihrer Kämpfe. Als wir nach dem Klingeln eintraten, ahnte ich, dass wir hier auf Menschen treffen würden, die eine Verbindung zu Marlene hatten – Menschen, die ihr nahestanden und möglicherweise etwas über ihren letzten Abend gewusst hatten.

Zwei Bekannte von Marlene warteten bereits in der kleinen, unordentlichen Wohnung. Eine von ihnen war Julia, eine Kommilitonin von der Tanzakademie, die sie ein letztes Mal gesehen hatte, als sie mit ihren Tanzkollegen um die Häuser zog. Die andere war Tina, eine langjährige Freundin aus der Reeperbahn, die ebenfalls in den Nachtclubs gearbeitet hatte. Sie schienen nervös zu sein, und ich konnte sehen, dass der Verlust von Marlene sie schwer belastete.

„Danke, dass Sie so schnell gekommen sind“, begann ich, während Roy neben mir stand und sich zurückhielt. „Wir verstehen, dass dies eine schwierige Zeit für Sie ist, aber wir müssen ein paar Fragen zu Marlene stellen.“

Julia sah leicht verunsichert aus, während sie sich durch ihr zerzaustes Haar fuhr. „Ja, klar, ich mache das, um Ihnen zu helfen. Ich kann nicht fassen, dass sie tot ist…“

„Wir wissen, dass sie in der Nacht vor ihrem Tod mit jemandem gesprochen hat. Erinnern Sie sich daran, wer dieser Mann war?“ fragte Roy.

„Es war jemand, den ich nicht kannte, aber er war groß. Er sprach sie so an, als ob er sie schon lange kannte“, antwortete Julia, während sie nervös mit einem anderen Haarstrang spielte. „Marlene war so glücklich! Ich habe sie an diesem Abend lachen hören.“

„Gibt es irgendetwas Besonderes, das Sie über das Gespräch gehört haben?“ Ich lehnte mich vor, um ihre Antwort noch genauer zu hören.

„Es scheint, als hätte er viel Geld im Spiel gehabt. Marlene erzählte, dass sie das Leben auf der Bühne hinter sich lassen könnte, wenn sie mit ihm zusammenarbeiten würde. Es klang, als würde er ihr eine Art Vertrag anbieten.“ Julias Stimme war leise, und sie blickte nach unten.

„Das klingt verdächtig“, murmelte Roy, während ich die Informationen verarbeitete. „Tina, hast du etwas beobachtet?“

Tina setzte sich auf die Kante des Sofas, die Hände in den Schoß gefaltet. „Sie war nie die Art von Mädchen, die auf solche Angebote eingeht. Wie oft hat sie gesagt, dass sie mit einem Typen von draußen nichts zu tun haben will. Aber an jenem Abend sah sie anders aus...“ Ihre Stimme wankte, und ich konnte den Schmerz in ihr spüren.

„Hat sie zu euch gesagt, dass sie sich mit jemandem getroffen hat? Hat sie den Namen des Mannes genannt?“ fragte ich, um die Trauer zu durchbrechen.

„Sie hat nicht viel gesagt“, erwiderte Tina und biss sich auf die Lippe. „Aber ich erinnere mich, dass sie auf einmal diese Glühbirne in ihren Augen hatte, als sie über ihn sprach, und das war seltsam. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie er hieß, aber ich erinnere mich, dass sie ihn als jemand ‘Starken‘ bezeichnet hat. Er wollte sie aus dem Leben befreien, das sie führte.“

Diese Beschreibung verhärtete den Knoten in meinem Magen. Es klang nach As-Sadik. Genau das, was ich befürchtete.

„Waren Sie beide in der Nacht vom Freitag auf Samstag bei ihr?“

„Ja“, sagte Julia hastig. „Wir waren in dem Club. Aber dann kam der Typ, und als ich sie später sah, war sie bereits in dieser tiefen Unterhaltung mit ihm. Wir haben gewartet, bis es vorbei war, aber gut, ich wollte nicht stören.“

„Haben Sie vielleicht beobachtet, wohin sie nach dem Gespräch gingen?“

„Sie ging mit ihm in die Hinterseite des Clubs. Ich dachte, sie wollte mit ihm außerhalb einer Show sprechen“, erklärte Julia und warf einen Blick auf Tina. „Sie hatte Lust auf etwas Neues; ich glaube nicht, dass sie die Absichten wirklich verstand.“

Nachdem ich das Gespräch fürs Protokoll zusammengefasst hatte, wusste ich, dass wir in kürzester Zeit zum Club zurückkehren mussten, um mehr zu erfahren. „Könnte jemand von Ihnen in der Nähe der Hintertür herumgehangen haben? Hatten Sie jemand anderen gesehen, der dort war?“

Tina nickte plötzlich mit einer fest entschlossenen Miene. „Ja, wir sahen einen Mann, der immer wieder auf und ab ging, während Marlene mit dem anderen sprach. Er war nervös, sah harsch aus, als würde er darauf warten, dass etwas passierte.“

Roy und ich wechselten einen Blick. „ Wissen Sie, wie wir ihn finden könnten?“

„Ich weiß nicht, aber ich bin mir sicher, dass er ein Gesicht hat, das du lieber nicht sehen willst. Er war nicht gut, er war kein freundlicher Mann. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie er aussah, aber es hat sich in meinem Kopf festgesetzt.“

„Das ist das Wichtigste. Sagen Sie uns, wenn Ihnen mehr einfällt, und vor allem, wenn Sie irgendetwas gehört haben, das mit As-Sadik zu tun haben könnte. Wir brauchen diese Informationen dringend.“

Wir trugen die Erinnerung an die letzten Gespräche mit uns, während wir die Wohnung verließen und uns in die endlosen Straßen der Stadt zurückbegaben. In meinen Gedanken war das Bild von Marlene, und die letzten Worte, die As-Sadik gesprochen hatte, bevor er sie ermordete.

Die Stimmung wurde schlimmer, als ich merkte, was für ein Schatten sich auf die St. Pauli legte. Weit von den Träumen, die die Menschen dort pflegten, waren wir auf dem Weg, den verbrecherischen Mastermind zu finden, der im Namen seines neuen Glaubens Menschen tötete und das völlig in Ordnung fand. Ich wusste, dass ich kämpfen musste, um die Stadt vor einer weiteren Katastrophe zu bewahren. Der Verbrecher war nah, und je tiefer wir in seine Dynamik der Gewalt hineingezwungen wurden, desto mehr schien die Zeit zu rennen.

Kapitel 5: Erinnerung an die Dunkelheit

"Irgendjemand muss doch eine Idee haben, wo der Kerl jetzt stecken könnte!”, meinte Roy.

Wir hatten nicht viel erreicht.

Das war eine Tatsache.

Nach den belastenden Gesprächen mit Julia und Tina war ich fest entschlossen, weitere Zeugen zu finden, die Detlev Moritzen aus seinen früheren Zeiten als Zuhälter kannten. Ein Mann wie er hinterließ Spuren, und auch in der Unterwelt von Hamburg gab es immer ehemalige Komplizen, die möglicherweise wissen könnten, wo er sich jetzt versteckte. Wenn wir jemanden finden könnten, der ihn kannte, könnten wir vielleicht seinen Aufenthaltsort herausfinden, bevor er erneut zuschlug.

Roy und ich gingen auf die „Hamburger Fanmeile“, ein wenig beleuchtetes, aber überfülltes Kaffeehaus in der Nähe der Reeperbahn, das zu einem Treffpunkt für die alten „Spieler“ der Straßen geworden war. Hier versammelten sich die Überbleibsel einer Ära, die man oft als „verloren“ bezeichnete. Auf einem verblassten Tresen standen noch immer Gläser voll Bier, während die Wände von Geschichten erzählten, die man normalerweise nur im Flüsterton hörte.

In einer Ecke entdeckten wir einen alten Bekannten von Moritzen, einen Mann namens Klaus, der früher als „Der Dicke“ bekannt war. Er galt als eine Art Archivar der Schatten von St. Pauli. Ich kannte ihn von mehreren Kriminalfällen, und er war für seine unbehaglichen tieferen Einblicke bekannt.

Als wir uns ihm näherten, hob Klaus müde treu seinen Kopf und sah uns mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier an. „Was wollt ihr denn hier, ihr müden Bullen?“ fragte er mit der kratzigen Stimme eines Mannes, der in der harten Schule der Straße überlebt hatte.

„Wir suchen Informationen über Detlev Moritzen“, antwortete ich direkt. „Oder besser gesagt: As-Sadik. Er könnte noch alte Kontakte haben, die uns helfen könnten, seinen aktuellen Aufenthaltsort zu finden.“

Klaus lehnte sich zurück und störte einen Schluck aus seinem Bier. „As-Sadik, huh? Was für ein wandelnder Widerspruch. Ich habe den Kerl seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber ich kann sagen, er war nicht immer so fromm, wie er glaubt, nun zu sein. Er war das Tier, das durch die Reeperbahn marschierte und den Rest von uns reihenweise aufschreckte.“

„Denkst du, er könnte noch Verbindungen zu seinen alten Kontakten haben? Vielleicht jemand, der unter ihm in der Hierarchie war?“ Roy warf eine nachdenkliche Bemerkung ein.

„Wenn ich ihm einen Rat geben kann, würde ich bei Ralf nachfragen, dem alten Produzenten vom ‘Red Room’. Die sind noch immer in den gleichen Kreisen unterwegs und hätten sicher eine Spur von ihm. Diese Typen arbeiten immer so subkutan, dass du sie nie siehst, bis es zu spät ist. Vielleicht hat auch Moritzen Hinweisen gegeben, die ein wenig tiefer mussten.“ Klaus nickte mit dem Kopf in Richtung eines Tisches, an dem ein weiterer Bekannter von Moritzen saß, ein schmächtiger Mann in einem abgetragenen Jackett, der den Eindruck machte, etwas verloren zu sein.

„Sichtbar nicht in seiner Liga, aber das hat einen Grund“, warnte Klaus. „Frag ihn einfach. Es wird nicht lange dicht halten.“

Wir zogen weiter und setzten uns neben den Mann, dessen Name wir später als Ralf erfuhren. Er sah verwirrt aus und wirkte nervös, als er uns ansah. „Was wollt ihr? Ich habe nichts mit dem Typen zu tun!“

„Wir wissen, dass du ein früherer Bekannter von Moritzen bist“, begann ich und versuchte, ihm einen vertrauenswürdigen Ausdruck zu geben. „As-Sadik, wie er jetzt genannt wird, verdunkelt die Stadt mit seinem Einfluss. Wir müssen ihn stoppen, bevor es zu spät ist. Hast du etwas gehört oder gesehen, seit er vertrieben ist?“ xxx

Ralf war offensichtlich eingeschüchtert und starrte uns an, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Nach einem Moment der Stille atmete er tief durch und wagte es. „Ich vielleicht… ich habe ihm was zugestoßen. Aber ich habe nichts damit zu tun! Glaubt mir!“

„Was hast du gesehen? Wir sind nicht hier, um Ärger zu machen, wir wollen nur Informationen!“

Er sah sich um, bevor er weiter sprach. „Geh nicht zu den Clubs, die ihr kennt und wo die alten Mädchen rumhängen. Moritzen verliert die Geduld mit diesen Merkwürdigkeiten. Er ist im Osten unterwegs, an einem Ort, wo er viel Einfluss hat. Ich habe nicht viel gesehen, aber er war mit einer Zahl von Kerlen zusammen – extremistischen Chaoten. Es war dieser Laden, ‘Die letzte Zuflucht’.“

Mein Herz raste. Das war eine gefährliche und unberechenbare Richtung, und ich war mir nicht sicher, ob ich mit einem Ort wie „Die letzte Zuflucht“ konfrontiert werden wollte, aber es war möglicherweise der Hinweis, auf den wir gewartet hatten.

„Verdammte Fairness!“, erwiderte ich an Ralf. „Hast duBerichte da hinten mit aufgemerkt? Wissen Sie, was diese Typen- da gemacht haben?“

„Nicht alles, aber ich wusste, dass sie die eindimensionale Pub-Beschützer dort waren, die nie mit ein bisschen Waffenspiel da unten aus dem Gehege geschmissen wurden. Pass auf, was du tust, Kerl, denn du wirst mehr einen Widerstand als je zuvor finden. Er wird dir nicht nur die Wahrheit sagen…“

Wir waren nun auf dem Weg, die Fäden zusammenzuziehen, die aus unserem wachsenden Muster immer dünner wurden. Je mehr ich über diese Typen erfuhr, desto düsterer wurde der Weg, den wir einschlugen. Es gab keine Rückkehr mehr, und ich wusste, dass wir jedes mögliche Risiko eingehen mussten, um As-Sadik zu stoppen.

„Lass uns aufbrechen“, sagte Roy, seinen Blick auf den Ausstieg gerichtet. „Wir müssen diese Spur verfolgen, bevor er erneut zuschlagen kann. Marlene war erst der Anfang, und ich befürchte, dass noch viele von uns leiden müssen.“

Ralf nickte zögerlich, und ich konnte den Blick auf seinem Gesicht spüren, selbst als wir uns von den Schatten seiner Erinnerungen entfernten. Jetzt war der Kampf um die Seele von Hamburg nicht nur unser, sondern auch die seiner Menschen. As-Sadik war gnadenlos, und wir waren fest entschlossen, ihm das letzte Wort zu entziehen.

Kapitel 6: Das Botschafthaus

Der Weg zur Moschee war von bedrückender Düsternis erfüllt. Während ich mit Roy durch die belebten Straßen von St. Pauli ging, dachte ich an die düsteren Geheimnisse, die sich hinter den Mauern der Stadt verbargen. Es war merkwürdig, sich auf die Suche nach einem Mann zu begeben, der nicht nur in die religiöse Gemeinschaft integriert war, sondern auch den Glauben und die Ideologie in eine gewalttätige Richtung verkehrt hatte.

Die Moschee lag in einer ruhigen Straße, umgeben von Wohnhäusern, die ein Gefühl von Geborgenheit ausstrahlten. Als wir das Gebäude betraten, wurden wir von einem süßlichen Duft und einer Stille empfangen, die zum Nachdenken einlud. Im Inneren der Moschee war es kühl, und die Wände waren mit kunstvollen arabischen Kalligrafien verziert. Obwohl die Umgebung friedlich wirkte, war ich mir der Spannung bewusst, die unser Anliegen mit sich brachte.

Der Imam, ein älterer Mann mit einem langen weißen Bart und sanften, aber festen Zügen, saß auf einer Matratze in einem Nebenraum, der als Begegnungsstätte diente. Er war der Vermittler in dieser Gemeinschaft, hatte viele Menschen auf den Pfad des Glaubens geführt und war bekannt für seine Lehren. Wir stellten uns vor, und nach einer kurzen Weile war er bereit, uns zuzuhören.

„Was bringt zwei Polizisten in unser Haus des Friedens?“ fragte er höflich, aber seine Augen waren scharfsinnig. „Es geht nicht um Normen, die wir sichern wollen?“

Ich nahm einen tiefen Atemzug. „Wir wissen, dass Detlev Moritzen hier konvertiert ist – das wissen wir, und wir möchten mehr über seinen Werdegang erfahren. Besonders darüber, wie er so weit kommen konnte, um Gewalt und Extremismus zu fördern.“

Der Imam nickte langsam. „Detlev kam zu uns, wie viele andere. Er suchte nach einem Weg aus den Schatten seiner Vergangenheit, und wir waren bereit, ihm eine Hand zu reichen. Aber es gibt immer den schmalen Grat zwischen dem Weg der Tugend und dem Weg der Zerstörung.“

„Sie sprechen von einer Radikalisierung“, sagte Roy, der meine Gedanken ergänzte. „Haben Sie etwas bemerkt, das darauf hindeutet, dass sein Glauben sich gewandelt hat?“

„Die Idee von einem ‚heiligen Krieg‘ ist in unserer Gemeinschaft nicht fern, aber sie wird von den falschen Lehrern oft missverstanden“, antwortete er mit einem Seufzen. „Ich beobachtete, wie Detlev immer mehr Zeit mit radikalen Elementen verbrachte und sich von uns entfernte. Es war, als ob er die Lehren zu seinem eigenen Vorteil nutzte und den Geist des Glaubens pervertierte.“

„Könnten Sie uns mehr über diese radikalen Elemente erzählen? Gibt es Leute, mit denen er Kontakt hatte? Haben Sie Namen oder Orte?“

Der Imam überlegte. „Detlev war nicht allein. Er fand Gleichgesinnte in den Ecken, die nicht zu unserer Gemeinschaft gehören. Menschen, die den Glauben als Waffe und nicht als Weg der Einigung sehen. Einer von ihnen ist ein gewisser Sabah, der oft in einer alten Bleibe in der Nähe des Schanzenviertels gesehen wird.“

„Schanzenviertel? Wissen Sie, wo genau?“ fragte ich.

„Eines der alten Lagerhäuser dort. Aber ich mahne Sie – die gleichen Grundsätze, die unseren Glauben vermengen, gibt es auch in diesen dunklen Kreisen. Wenn Sie dort sind, wissen Sie, dass Sie mit dem Feuer spielen.“

Roy und ich tauschten einen Blick aus. Es war der entscheidende Hinweis, den wir benötigten. „Hatten Sie Kontakt zu ihm, nachdem er sich von dieser Gemeinschaft abgewandt hat?“

„Ich gab ihn auf, als die Dunkelheit ihn einhüllte“, antwortete der Imam mit Melancholie in seiner Stimme. „Manchmal dringt ein Schatten so weit in die Seele ein, dass man die Hoffnung auf Rettung aufgeben muss.“

„Geben wir nicht auf“, erwiderte ich entschlossen. „Wir haben die Verantwortung, die Stadt und ihre Unschuldigen zu schützen. Wenn wir As-Sadik finden, können wir vielleicht auch andere vor ihm beschützen.“

„Achten Sie jedoch darauf“, warnte der Imam. „Der Weg, den er geht, ist gefährlich. Jeder, der ihm zu nahe kommt, ist gefährdet. Selbst der Schwächste kann schnell zum Monster werden. Schützen Sie sich.“

Wir bedankten uns bei ihm und verließen die Moschee mit dem Wissen, dass wir dem Ziel näher waren, aber auch mit der Erschütterung, die die Seele dessen umhüllte, was Moritzen aus früheren Zeiten verwandelte. Jetzt war es an uns, das Geheimnis des Schanzenviertels zu lüften und die Dunkelheit, die dort lauerte, aufzudecken.

Die Fragen drängten sich in meinen Kopf, während wir uns dem Lagerhaus näherten, von dem der Imam gesprochen hatte. Moritzen war ein Rätsel, ein Mann in den Schatten, und die Kluft zwischen Glaube und Fanatismus ließ die Grenzen verschwimmen. Auf dem Weg dorthin war mir klar, dass die Zeit gegen uns arbeitete – und wir mussten alles daran setzen, um die Stadt von den Ketten der Gewalt zu befreien, die der Mann einst mit Stolz trug.

Kapitel 7: Der letzte Hinweis

Der Heide-Kabel-Platz pulsierte im Licht der Nachmittagssonne, und die Menschen um uns herum schienen in ihrem Alltag gefangen zu sein. Roy und ich hielten unser Treffen mit Ibrahim Ümet in einem kleinen, unscheinbaren Straßencafé ab. Der Duft von frischem Kaffee und Gebäck vermischte sich mit der Aufregung, die in der Luft lag. Ibrahim war ein unsicherer Mann, ein muslimischer Konvertit mit einem brüchigen Blick, der offenbar in den Fängen der Tugendwächter gefangen war, aber den Mut fand, auszusteigen.

Wir saßen an einem Tisch in der Nähe des Eingangs, um einen leichten Überblick über die gesamten Gegebenheiten zu haben. Ibrahim kam pünktlich, aber seine Nervosität war sofort spürbar. Mit gesenktem Blick setzte er sich zu uns, seine Hände zitterten, und er wrang sie unruhig.

„Ich weiß nicht, wie lange ich hier bleiben kann“, flüsterte er, während er sich nervös umsah. „Es gibt Dinge, die ich nicht mehr hören kann… Dinge, die ich nicht mehr tun will.“

„Ibrahim, wir sind hier, um dir zu helfen. Du bist kein Verräter; du suchst nach einer Option, um aus dieser gefährlichen Welt auszusteigen“, sagte Roy, um ihn zu beruhigen. „Sprich offen mit uns und wir werden dich schützen.“

Ibrahim atmete tief ein und senkte die Stimme. „As-Sadik… ich meine, Moritzen… hat in der Zeit, als er noch als Zuhälter lebte, einen alten Weltkriegsbunker erworben. Es war nicht nur sein Rückzugsort; er wollte ihn als Party-Location nutzen. Er hat das alles geheim gehalten, selbst die anderen aus der Szene wussten nichts davon. Aber ich habe es zufällig mitgehört – eine, die mit ihm zusammenarbeitete, erzählte es mir.“

Mein Herz schlug schneller. Ein Bunker könnte der perfekte Rückzugsort sein. Gut versteckt, schwer zu finden, und man könnte die Zugänge leicht kontrollieren. „Wo ist dieser Bunker?“

„Ich kann das nicht genau sagen. Ich glaube, er ist irgendwo im Westen Hamburgs, nahe der alten Werft. Es gibt einen alten Weg, der dort hinführt. Vergesst nicht, dass er es eingerichtet hat wie… wie eine Art Festung … mit Wachen, um sicherzustellen, dass niemand hereinkommt.“

„Das könnte unser Anhaltspunkt sein, Ibrahim. Wir müssen sofort dorthin“, sagte Roy und war bereits dabei, sein Handy herauszuholen, um Einsatzwagen anzufordern.

Doch bevor wir weiter sprechen konnten, sauste ein Wagen vorbei, so schnell, dass ich kaum einen Blick darauf erhaschen konnte. Plötzlich ertönte ein scharfer Knall, gefolgt von einem Geschoss, das durch die heiße Luft zischte. Ibrahim sackte zusammen, während sein Hemd sofort von rotem Blut durchtränkt wurde, das sich wie eine gefrorene Zeit auf dem Tisch ausbreitete.

„Ibrahim!“ rief Roy, als er versuchte, ihn aufzufangen. Doch es war bereits zu spät. Ibrahim lag reglos da, sein Blick leer, und das Gewicht des Lebens war ihm genommen worden.

„Scheiße!“, rief ich und sprang auf. Der Wagen überquert die Straße, um Ecke, ohne langsamer zu werden. „Er hat es gesagt – es war ein gezielter Schuss! Roy, wir müssen ihm nach!“

„Ruf Verstärkung!“, schrie Roy, während wir das Straßencafé verließen, die Ermittlungen sofort auf den Punkt zu lenken. Der Schütze war nicht schwer zu erraten, und wir konnten nur hoffen, dass die Ermittlungen bereits aufspüren konnten, welcher Verdächtige den blutigen Auftragsmord in der Stadt organisiert hatte.

Die Hektik und das Adrenalin trieben uns voran. Wir rannten zum Ende der Straße, während sich auf dem Platz die Menschen um uns herum schockiert und verwirrt verhielten. Ein Blick auf den Fluchtweg: Geräusche hallten in meinen Ohren. Es gab keine Spur des Fahrzeugs, aber es gab einen Geschmack von Rache in der Luft.

Der Bunker in den alten Werften war unser nächster Schritt. Die Informationen waren jetzt noch wertvoller; und eine Leiche in einer geräumigen Straße konnte nicht umsonst gewesen sein. Roy und ich würden das nicht hinnehmen; wir mussten finden, was auch immer hinter As-Sadiks Fassade steckte.

Mit jedem vorangehenden Schritt begannen meine Gedanken, sich um den Faden der Dunkelheit zu drehen, die hinter uns lag. Ibrahim war tot, und während wir den Schuldigen finden wollten, wusste ich, dass dies erst der Anfang war. As-Sadik hatte bereits das Spiel aufgegeben, und wir mussten verhindern, dass seine dunklen Geheimnisse erneut zutage traten. Die Zeit lief uns davon, und wir hatten eine Stadt zu retten.

Kapitel 8: Der Schusswechsel

Die Sirenen der Einsatzwagen durchbrachen das Chaos, während wir den Heide-Kabel-Platz verließen. Mein Puls raste, und das Bild von Ibrahim, der leblos auf dem Tisch lag, schwebte ununterbrochen in meinem Kopf. Zeugen informierten sofort die Fahndung, und ich wusste, dass jeder zweite auf den Straßen von Hamburg in Bewegung sein würde, um den flüchtenden Wagen zu finden.

Wenig später erreichte die Nachricht über die Flucht unseren Funk. „Ein schwarzer SUV, Kennzeichen nicht erkennbar. Sie werden gebeten, sich im Stadtgebiet in Bewegung zu setzen“, meldete der Dispatcher.

Wir hatten nicht lange warten müssen. Ich hörte das knatternde Geräusch von Polizeihubschraubern, und dann – ein knapper Bericht – „Wir haben die Verdächtigen an der Kreuzung Hauptstraße, gleich in der Nähe der alten Werft gesichtet. Es sieht aus, als ob sie versuchten, die Straße zu wechseln.“

Die Funkgeräte meldeten das Geschehen, als ich hörte, wie die Schutzpolizei den Wagen stoppte. „Wir setzen ihn sofort in den Zwangsstand, die Insassen befolgen die Befehle nicht“, erklang die Stimme eines Beamten.

„Es wird geschossen!“, meldete der Kollege und sofort war das Verkehrschaos in der Gegend erkennbar. Das Geräusch mehrerer Schüsse durchbrach die kurze Stille, und ich sah den Funkwagen vor mir in Bewegung kommen. „Stellen Sie sicher, dass keine Zivilisten in der Nähe sind!“

Wir stürmten in Richtung des Geschehens, als ich das Geräusch von Schüssen hörte. Adrenalin überflutete meinen Körper. Roy und ich stießen uns gegenseitig an, während wir uns den Weg durch die Straßen bahnten.

Der Rückblick war chaotisch, als wir uns dem Ort des Geschehens näherten. Der Lärm der Schüsse und das Geschrei von Passanten wurden von verstörenden, pulsierenden Sirenen überlagert. Der SUV war auf der Seite, die Polizei hatte die Insassen unter Kontrolle – oder das, was von ihnen übrig geblieben war. Die Luft war voller Rauch und der Geruch von verbranntem Gummi und Metall.

Als wir in die Absperrung eindrangen, sahen wir, dass es bereits vorbei war. Zwei Männer lagen leblos auf dem Boden, umgeben von der Polizei, während andere Beamte Verletzte versorgten und die Szene sicherten. Roy sah mich an, und ich konnte durch seinen Ausdruck erkennen, dass dies etwas Warhaftes und Tragisches war.

„Was zur Hölle ist hier los?“ rief Roy zu einem der Beamten, der mit einem Kamera-team beschäftigt war. „Haben Sie Informationen über die Insassen?“

„Zwei bekannte islamistische Gefährder“, sagte der Officer mit geknicktem Kopf. „Sie waren Teil von As-Sadiks Organisation. Namen werden momentan überprüft, sie stehen auf der Liste der gefährlichsten Gefährder.“

Meine Gedanken rasten. Hatten wir etwas verpasst? Hatten wir in unserem Streben nach Moritzen und dem Bunker nicht gesehen, wie nah die Gefahr uns schon war? Diese Männer, die bis zuletzt an intensiven Radikalisierungen ihrer Bewegung gearbeitet hatten, waren tot – und die Informationen, die sie hätten haben können, jetzt für immer verloren.

„Waren sie auf dem Weg zum Bunker?“, fragte ich. „Ibrahim hatte uns Informationen über den Bunker gegeben — möglicherweise die letzte Gelegenheit, um As-Sadik zu finden.“

Einer der Polizisten hatte bereits sein Handy gezückt, um die Namen zu bestätigen. „Das sind Malik und Duran, zwei von Moritzens engsten Vertrauten. Es gibt Verbindungen zwischen ihnen und dem Bunker. Sie sind dort oft gesichtet worden.“

Roy sah mich mit entschlossenen Augen an. „Das müssen wir sofort überprüfen. Vielleicht gibt es Hinweise darauf, wo Moritzen ist und was er plant.“

„Schnapp dir das Team und bring sie zum Bunker“, wies ich an, während wir uns in Gang setzten. Dann wandte ich mich wieder an die Beamten, die immer noch mit dem Aufräumen beschäftigt waren. „Stellen Sie sicher, dass alle Spuren gesichert werden. Wir dürfen keinen Hinweis ignorieren.“

Als wir den Ort des Geschehens verließen, fühlte ich, dass die Zeit gegen uns arbeitete. Die Insurgentengefahr war greifbar, und Moritzen würde nicht lange brauchen, um zu reagieren. Wir standen an einer Klippe, auf der man unschuldig das Schicksal all der Betroffenen sah, und wir mussten bevor es weiterging diesen Dämon besiegen.

Kapitel 9: Ein Gespräch mit Herrn Bock

Die Hektik der letzten Stunden war kaum verflogen, als Roy und ich das Polizeirevier betraten, um unseren nächsten Schritt zu planen. Das Geschehen um Ibrahim Ümet und die Schießerei hatte uns schwer getroffen, und während die Ermittlungen weiterliefen, fühlte es sich an, als ob die Zeit uns davonlief. Wir mussten das Puzzle um Detlev Moritzen und seine brutalen Machenschaften weiter zusammenfügen.

„Wir sollten Herrn Bock einbeziehen“, meinte ich, als wir den Flur entlanggingen. Bock war ein erfahrener Kriminalbeamter mit einem unermüdlichen Gespür für Details. Er hatte einige der kompliziertesten Fälle in Hamburg bearbeitet und oft war er der Schlüssel zur Klärung der komplexen Zusammenhänge, die sich zwischen den Zeilen versteckten.

Roy nickte zustimmend und wir machten uns auf den Weg, um ihn zu treffen. Herr Bock saß in seinem Büro, umgeben von Akten und zeitgenössischen Berichten. Ein Raum voller Geschichten und ungelöster Rätsel, das war sein Reich.

Als wir eintraten, sah er von seinem Stuhl auf und begrüßte uns mit einem ernsthaften Blick. „Jörgensen, Möller – was gibt es Neues? Ich habe von den jüngsten Entwicklungen gehört. Der Vorfall am Heide-Kabel-Platz hat für erhebliche Unruhe gesorgt.“

„Herr Bock, wir haben noch nicht alles zusammen. Ibrahim Ümet war bereit, uns zu helfen, und während unseres Gesprächs wurde er erschossen“, begann ich, während ich den Frust, der sich in mir aufgestaut hatte, abließ. „Er hat uns Informationen über einen alten Weltkriegsbunker gegeben, von dem Moritzen besessen war. Aber bevor wir mehr herausfinden konnten, wurde er angegriffen. Es sind jetzt zwei bekannte Gefährder tot. Wir müssen herausfinden, wie all das zusammenhängt.“

„Ein Bunker, sagst du? Das ist interessant“, schloss Bock und überlegte kurz. „Wir haben Berichte darüber, dass einige Parteien in der Stadt versuchen, diesen Platz für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Ich habe einige Überwachungsaufnahmen von einem Bereich nahe der alten Werft. Vielleicht kann ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen.“

„Das wäre großartig“, sagte Roy und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Wir glauben, dass dieser Bunker As-Sadiks Versteck sein könnte. Wenn wir dort etwas finden können, könnten wir ihn aufspüren.“

Bock nickte und griff nach seinem Laptop. „Ich werde die Aufnahmen durchsehen und euch auf dem Laufenden halten. Aber seid vorsichtig, denn das Szenario könnte schnell eskalieren. Wenn Moritzen und seine Männer in Gefahr sind, sind sie bereit, alles zu tun, um zu überleben.“

„Das ist genau unser Gedanke“, erwiderte ich mit einem Nicken. „Je mehr wir über ihren Plan herausfinden, desto besser sind die Chancen, sie zu stoppen.“

„Ihr würdet nicht der erste Einsatz sein, der in die falsche Richtung geht“, fügte Bock mit einer gewissen Nachdenklichkeit hinzu. „Macht euch auf alles gefasst. Wenn wir mit dem Kopf der Schlange konfrontiert werden, wird es nicht leicht werden. Ich kann verbindliche Informationen über die Lagen der Bunker zusammenstellen, aber ihr müsst sicherstellen, dass euer Team bereit ist.“

„Was wissen wir schon etwas über die architektonische Struktur der Bunkers?“, fragte Roy und zog einen Stift heraus, um sich Notizen zu machen. „Wenn wir mit den Terroristen in Kontakt stehen, wäre es gut, die Art und Weise zu kennen, wie sie alles im Verborgenen abwickeln.“

„Ich habe Berichte über die Logistik ihrer Operationen. Einige Zahlen deuten darauf hin, dass sie auch mit Waffen und Drogen handeln, um ihren Heiligen Krieg zu finanzieren. Sie legen Wert darauf, Verbindungen in die Unterwelt zu pflegen“, sagte Bock und hielt inne, um einen Blick auf die Akten zu werfen.

„Das ist ein gefährliches Spiel“, bemerkte ich. „Und mit der Taktik, die Moritzen an den Tag legt, wird kein Risiko ausgeschlossen.“

„Wir müssen die letzten Informationen so schnell wie möglich zusammentragen, bevor sie noch weiterverstecken. Ich will nicht, dass wir mehr bleibende Schäden haben“, schloss Bock und machte eine abschließende Notiz auf dem Computer.

„Wir gehen jetzt los“, sagte Roy entschlossen. Wir hatten genug gewartet. As-Sadik war eine tickende Zeitbombe, und wir mussten alle unsere Anstrengungen bündeln, um ihn zu stellen, bevor er mehr Blut vergoss.

Als wir uns auf den Weg zum Ausgang machten, war ich mir über das Ausmaß der Herausforderung klar. Die Straßen von Hamburg waren in den Fängen der Angst, und wir mussten uns dem stellen, was kommen würde. Sofortige Maßnahmen waren erforderlich, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die brutalen Machenschaften von As-Sadik ein für alle Mal zu beenden.

Kapitel 10: Die Vorbereitung des Sturms

Die Atmosphäre im Einsatzleitungsraum war angespannt, als wir uns sammelten und die letzten Details für den bevorstehenden Sturm auf den Bunker festlegten. Bilder des Ziels waren auf dem großen Bildschirm projiziert, die die Anordnung des Geländes und die Zugänge zeigten, die wir nutzen wollten. Der Raum war gefüllt mit Ermittlern, Spezialkräften und Technikern, die ihre letzten Vorbereitungen trafen.

„Hier sind die letzten Informationen zu den Überwachungsaufnahmen“, sagte Bock und deutete auf die Projektion. „Wir haben eine Handvoll Bewegungen über die letzten Tage verfolgt, die sich in diesem Bereich aufgehalten haben. As-Sadik ist eindeutig da. Mehrere unserer Informanten verzeichnen Anzeichen von Aktivität.“

Mein Herz schlug schneller, als ich das Bild des Bunkers, das wir in den nächsten Stunden stürmen würden, betrachtete. „Bevor wir fortfahren, müssen wir den Hauptfokus und die Vorgehensweise klären“, sagte ich laut. „Der Bunker ist weiträumig: mehrere Ausgänge, eine Vielzahl von Verstecken und Fluchtwegen. Wir sollten unsere Einheiten strategisch platzieren, sodass wir sie gleichzeitig an allen Zugängen vertraut machen – damit As-Sadik und seine Männer keine Chance haben.“

Ein Spezialist, der in der strategischer Planung spezialisiert war, nickte zustimmend. „Wir werden Teams A, B und C aufstellen. Team A für den Haupteingang, Team B für die Rückseite und Team C wird sich um die gegenüberliegende Seite kümmern. Wenn wir die Bereiche gleichzeitig stürmen, kann nichts entkommen.“

„Wie sieht es mit der Absicherung der Umgebung aus? Wir müssen verhindern, dass Zivilisten in die Schusslinie geraten“, sagte Roy, der gerade einen Blick auf die Karte geworfen hatte. „Welche Maßnahme haben wir getroffen?“

„Die Umgebung wurde evakuiert“, brachte ein Kollege ein. „Wir haben Nachbarn in der Nähe über die Einsatzoperation informiert, und es gibt eine Sicherheitszone von mindestens 200 Metern rund um das Areal. Außerdem wurde die örtliche Polizei alarmiert, um den Verkehr umzuleiten.“

Das war beruhigend. Ich ahnte, dass jeder Schritt, den wir machten, darauf ausgerichtet war, das Risiko für Unschuldige zu minimieren. „Gut“, antwortete ich. „Wir müssen improvisieren, aber bereiten wir uns auf alles vor. As-Sadik ist gefährlich und möglicherweise bewaffnet. Wenn notwendig, müssen wir bereit sein, die Verhaftungen nach dem Sturm zu Geräte zu nutzen.“

„Verstanden“, sagte Bock und machte Notizen. „Wir brauchen auch einen sogenannten Zugriffstraining. Je mehr Information die Teams haben, desto besser kann das Zusammenspiel zwischen ihnen gefördert werden.“

„Gibt es irgendetwas, das unseren Plan gefährden könnte?“, fragte ich nach einer kurzen Stille, während ich in die Runde blickte. „Irgendwelche Hinweise darauf, dass sie könnten davon vorher erfahren?“

Ein Techniker meldete sich. „Von der technischen Seite her haben wir im Moment keine Anhaltspunkte für Kommunikationslöcher. Aber jeder muss auf dem neuesten Stand bleiben. Wenn wir einen klaren Kontakt haben, werden wir uns bei den Sensorkameras, die wir in die Nähe des Bunkers platziert haben, auf die Parameter verlassen.“

Ich nickte prächtig. „In Ordnung!“, erklärte ich. „Wir haben die Einheiten koordiniert, die Umgebung gesichert und es wird keinen Vorwand geben, nicht zu überwinden. Es ist an der Zeit, As-Sadik zur Rechenschaft zu ziehen und diese Bedrohung für die Stadt zu beenden.“

Jeder sah mich an und es war deutlich, dass alle Anwesenden entschlossen waren, den Schritt zu wagen und das Risiko einzugehen.

„Verlasst euch auf eure Ausrüstung und aufeinander!“, fügte Roy hinzu und sah alle an. „Wir sind ein Team, das in diesem eindimensionalen Spiel ganze Arbeit leisten wird!“

Kurze Zeit später trafen wir letzte Vorbereitungen, die Teams waren bereit, Helme waren aufgesetzt, Schilde und Schusswaffen überprüft und die Einsatzkontakte wurden gecheckt. Der Sturm würde bald beginnen und wir waren bereit, die Dunkelheit zu konfrontieren. As-Sadik hatte die Zeit über uns genutzt, aber jetzt würden wir über die Initiative zurückgewinnen.

„Es wird Zeit zu handeln“, äußerte ich resolut, als wir uns auf den Weg begaben. „Lasst uns die Schatten vertreiben und den Lichtstrahl der Gerechtigkeit wiederherstellen!“

Mit diesem letzten Satz gingen wir aus dem Raum und sahen dem entgegen, was uns bevorstand. All die Vorbereitungen, die hingebungsvolle Arbeit aller Beteiligten – jetzt waren wir bereit, eine der größten Herausforderungen, die die Stadt Hamburg seit den letzten Ereignissen erlebt hatte, zu betreten und letzten Endes die Geister hinter diesen Mauern zu konfrontieren.

Kapitel 11: Der Sturm auf den Bunker

Der Einsatz hatte begonnen. Wir bewegten uns in perfekter Formation, die Anspannung und Aufregung fühlten sich wie ein elektrischer Strom in der Luft an. Die Bunkerwände ragten düster und imposant vor uns auf, umgeben von dichtem Wald und verwildertem Gelände. Im Hintergrund waren die Geräusche der Stadt gegen den Vorhang der Nacht gedämpft, während wir unserer Mission näherkamen.

„Team A, bereit?“ hörte ich Bocks Stimme über das Funkgerät. „Team B, stehen bereit?“

„Bereit!“, antworteten wir synchron, unser Blut pumpte im Rhythmus der bevorstehenden Konfrontation.

„In drei… zwei… eins… jetzt!“

Mit einem lauten Knallen traten wir die Tür ein und stürmten in den Bunker. Die schummrige Dunkelheit wurde durch unser Bewegungslicht erhellt, während wir uns vorsichtig durch den engen Raum bewegten. Mein Herz raste, während ich mich in die erste Reihe quetschte, bereit für alles, was uns erwarten könnte.

Der Bunker war ebenso labyrinthartig, wie wir es uns vorgestellt hatten. Überall lagen Kartons, alte Möbel und verrostete Geräte, die fraglos von den Menschen stammen konnten, die hier als Teil irgendeiner unerbittlichen Vergangenheit gelebt hatten. Aber jetzt war dieser Platz ein Zuhause für As-Sadik und seine Leute geworden.

Wir hörten Stimmen, die aus einem der hinteren Räume drangen. Roy und ich aßen sie in die Handzeichen gaben, um die anderen Teams einzubeziehen und die Zugänge auf das Bild zu bringen. „Team C, rechts abzweigen. Team A, auf unsere Flanken aufpassen und Team B, nehmt die linke Seite“, gab ich schnell die Anweisungen weiter.

„Hier ist es“, flüsterte Roy. „Hörst du die Stimmen?“

Die Worte waren kaum zu verstehen, aber sie schienen fragmentarisch – ein bruchstückhaftes Gespräch, das über die Hallen driftete. Ich suchte ein Versteck und deutete auf die alte, knarrende Tür am Ende des Flurs. „Das muss das Quartier von As-Sadik sein“, murmelte ich.

Wir traten aus dem Schatten in den helleren Bereich des Raumes, der durch die blasse Beleuchtung erleuchtet wurde. Als wir eintraten, sahen wir mehrere Männer in kampfbereiter Haltung und gerade dabei, eine große Karte zu studieren, die auf einem Tisch ausgebreitet war. Mit einem kurzen Blick schätzte ich die Situation ein – es waren vier oder fünf von ihnen. Plötzlich sahen sie uns und ein kurzer Moment der Stille folgte.

„Polizei! Hände hoch!“, brüllte Roy. Die Augen der Männer weiteten sich von Überraschung, und eine panikartige Reaktion trat ein. Ein Mann griff nach einer Waffe, und in weniger als einem Atemzug warfen wir Blitzlichter auf sie.

Die Gefechte brachen abrupt aus. Schüsse hallten durch die Luft, während wir uns zurückzogen und den Bereich abdeckten. Team B übernahm den rechten Flügel und Team C rückte schnell vor, um die gesamte Situation zu kontrollieren. Die Einsatzbeamten arbeiteten mit gut geöltem Zusammenspiel, während sie die Bewegung der Verdächtigen strategisch einengten.

As-Sadik war nicht im Hauptbereich, sondern zeigte sich in einem Nebenraum, in dem Monitore mit verschiedenen Kameraperspektiven von der Umgebung eingestellt waren.

„Da ist er!“, rief ich, nachdem ich ihn entdeckt hatte.

Wir stürmten vor, und als wir die Tür aufrissen, fand ich As-Sadik, der am anderen Ende des Raumes war. Sein Blick war hasserfüllt, und ich konnte seine Wut spüren, als würde er alles zusammenziehen, um sich gegen mich zu richten.

„Gib dein Spiel vom Heiligen Krieg auf, Moritzen“, rief ich, während ich die Waffe auf ihn richtete. „Wir sind hier, um dich festzunehmen!“

Er schüttelte den Kopf, aber seine Augen leuchteten vor Wut. Als er sich plötzlich umdrehte, blitzte ein Lächeln über sein Gesicht, als ein Ausdruck des Versteckspiels, das er so liebevoll gepflegt hatte, überdeckte.

„Ihr könnt mich nicht aufhalten, genau wie die anderen“, schrie er und machte einen Schritt nach vorne, als ob er auf uns losgehen wollte. Aber das war ein Fehler. Roy und ich waren schneller.

„Jetzt!“, rief ich. Die Uniformierten drängten sich um ihn und packten ihn, um seine Hände auf den Rücken zu fassen und die Handfesseln anzulegen. As-Sadik war gefangen wie eine Ratte, die in die Falle geraten war.

„Ich werde zurückkommen“, drohte er, als er ins Fadenkreuz geriet und von uns abgebührt wurde. „Ihr habt meinen Einfluss nicht zerstört.“

„Du hast keinen Einfluss mehr“, antwortete Roy. „Wir geben nicht auf, und das Spiel ist jetzt vorbei.“

Obwohl der Kampf zu Ende war, war ein leises Gefühl der Unsicherheit in der Luft. Was uns brechen würde, war, dass wir nicht wussten, wie viele As-Sadiks Komplizen noch in der Stadt waren und was er in den hinteren Rängen seiner Organisation eingestellt hatte.

Während wir As-Sadik abführten und andere Beamte bereits dabei waren, die weiteren Verdächtigen zu überprüfen und zu sichern, standen wir vor einem neuen Zielen – dem Abbau der extremistischen Netze, die sich in Hamburg festgesetzt hatten. As-Sadik war gefangen, aber der Kampf gegen die Ideologie und den Krebs, den er angezümmert hatte, musste noch lange führen.

Die Dunkelheit war nicht verschwunden, aber wir waren einen entscheidenden Schritt näher daran, Licht in die düsteren Ecken zu bringen, die von Verzweiflung und Angst geprägt waren.

Kapitel 12: Das Verhör

Die Atmosphäre in dem kargen Verhörraum war elektrisch aufgeladen. Das grelle Licht der Neonröhren warf harte Schatten auf die Wände, und die Stille wurde nur von den gelegentlichen Lauten der Klimaanlage untermalt. As-Sadik, jetzt Detlev Moritzen, saß an einem schweren Tisch, seine Hände mit Handschellen gefesselt, während er ungehobelt auf dem Stuhl lehnte. Sein selbstbewusster Ausdruck war nicht ganz verschwunden, sondern wurde durch die Umstände nur noch verstärkt.

Ich setzte mich ihm gegenüber, die Flügel meiner Jacke offen und meine Hände auf der Tischplatte abgelegt. „Detlev“, begann ich ruhig, „wir haben dich festgenommen. Du bist kein Zuhälter mehr. Deine Zeit ist vorbei. Lass uns über die Dinge sprechen.“