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Dieser Band enthält folgende Krimis: Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Tote im Fischernetz Alfred Bekker: Böser Bruder Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und der Mörder aus dem Museum Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Tote im Wasser Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und die Biowaffen-Verschwörung Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Morde in der Rue des Phocéens Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Mordfall Arielle Duval Die Tochter eines Gangster-Bosses kommt bei dem Aufnahmeritual einer Satanistensekte ums Leben. Ihre Leiche wird auf einer Müllkippe gefunden und Auslöser eines Strudels der Gewalt. Die Sektenmitglieder stehen jetzt auf der Todesliste des Syndikats. Doch je länger die Ermittler sich mit dem Fall befassen, desto deutlicher wird, dass hinter den Ereignissen ein perfider Plan steht...
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Seitenzahl: 679
Veröffentlichungsjahr: 2025
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7 Strandkrimis in einem Sammelband 1002
Copyright
Commissaire Marquanteur und der Tote im Fischernetz
Böser Bruder
Kommissar Jörgensen und der Mörder aus dem Museum
Commissaire Marquanteur und der Tote im Wasser
Kommissar Jörgensen und die Biowaffen-Verschwörung
Commissaire Marquanteur und die Morde in der Rue des Phocéens
Commissaire Marquanteur und der Mordfall Arielle Duval
Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Tote im Fischernetz
Alfred Bekker: Böser Bruder
Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und der Mörder aus dem Museum
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Tote im Wasser
Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und die Biowaffen-Verschwörung
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Morde in der Rue des Phocéens
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Mordfall Arielle Duval
Die Tochter eines Gangster-Bosses kommt bei dem Aufnahmeritual einer Satanistensekte ums Leben. Ihre Leiche wird auf einer Müllkippe gefunden und Auslöser eines Strudels der Gewalt. Die Sektenmitglieder stehen jetzt auf der Todesliste des Syndikats.
Doch je länger die Ermittler sich mit dem Fall befassen, desto deutlicher wird, dass hinter den Ereignissen ein perfider Plan steht...
Action Thriller von Henry Rohmer.
Henry Rohmer ist das Pseudonym des Schriftstellers Alfred Bekker, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Darüber hinaus schrieb er historische Romane und war Mit-Autor von Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair, Kommissar X und anderen.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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von ALFRED BEKKER
Der Morgen war noch jung, als ich meinen alten Peugeot 504 durch die engen Gassen von Le Panier lenkte. Die Straßen wirkten beinahe menschenleer, nur vereinzelt tauchten Frühaufsteher auf, deren Gesichter von der Kühle des Morgens gerötet waren. Mein Kollege, François Leroc, wartete schon in seiner typischen, unerschütterlichen Manier vor einem kleinen Café. Unser Ziel: der Vieux-Port. Eine Leiche war in einem verlassenen Boot gefunden worden.
„Pierre,“ François nickte mir zu, als ich aus dem Wagen stieg, „wir haben eine lange Nacht vor uns.“
„Guten Morgen, François. Was wissen wir bis jetzt?“ Ich sog die frische Meeresluft ein, die leichten Salzgeruch mit einem Hauch von Fischmarktanteilen hatte.
François war immer schon der frühere Vogel von uns beiden. Im Gegensatz zu seinem akkuraten Auftreten, war mein eigenes Äußeres oft weniger perfekt. Ich strich mir die Haare aus der Stirn und folgte ihm durch die Gassen hinunter zum Hafen.
„Ein Fischer fand die Leiche heute Morgen bei Tagesanbruch. Er hat sie zuerst für einen Schlafenden gehalten, bis er die Blutlache bemerkte.“ François hielt kurz inne und deutete auf ein kleines Fischerboot, das an einem verlassenen Steg dümpelte. Drum herum hatten sich bereits einige Schaulustige versammelt, die von ein paar uniformierten Polizisten abgehalten wurden.
Ich nickte und schob mir den Weg durch die Menge, wobei ich die vielen fragenden Blicke ignorierte. Marseille war eine Stadt mit einer Seele aus tausend Geschichten, und dieser Fall würde sicherlich eine ihrer dunkelsten erzählen. Der Vieux-Port mit seinen modernen Yachten und traditionellen Fischerbooten bildete einen merkwürdigen Kontrast, der in einem unheilvollen Licht erschien.
Am Boot angekommen sah ich, was François gemeint hatte. Inmitten von Fischernetzen und Seilen lag ein toter Mann – ein Messer in seiner Brust und die Augen weit aufgerissen, als hätte er das Leben selbst in den Augenblicken seines Todes ergriffen.
„Haben wir eine Identifikation?“ fragte ich, als ich über die Leiche hinweg schaute.
„Noch nicht,“ antwortete François, „Aber seine Kleidung deutet auf jemanden aus besseren Kreisen hin. Kein Fischer, das ist sicher.“ Er zeigte auf die teuren Lederschuhe, die wie ein Fremdkörper wirkten zwischen all den Fischereigutens.
Ich machte mir Notizen in meinem kleinen Notizbuch, das ich immer bei mir trug. „Was ist mit dem Boot?“
„Es wurde gestern Nachmittag von einem Pierre Durand gemietet. Er steht auf unserer Liste.“
Ich nickte und hob den Blick. Die morgendliche Sonne hatte begonnen, sich ihren Weg durch das Dunstnebel zu bahnen, und tauchte den Hafen in ein goldenes Licht. Die Kontraste von Licht und Schatten spiegelten sich auf dem Wasser wider, als symbolisierten sie die Balance zwischen Gut und Böse, die uns so oft gegenübersaß in unserer Arbeit.
„Gut, François. Lass uns Pierre Durand finden und mit ihm sprechen. Er ist möglicherweise unser erster Verdächtiger.“
Wir kehrten zurück zu unseren Wagen, die leisen Geräusche des Hafens hinter uns lassend. Marseille war eine Stadt, die niemals schlief, und an diesem Morgen war sie nicht anders. Sie bereitete sich vor auf einen neuen Tag, gerade als wir uns aufmachten, ein weiteres ihrer Geheimnisse zu entwirren.
François nickte mir unterschwellig zu, sein Blick in die Ferne gerichtet. "Es wird ein langer Tag, Pierre. Lass uns keine Zeit verlieren."
„Das ist es immer, François, das ist es immer.“
Stunden später.
Während wir dienstlich durch die engen Gassen von Le Panier fuhren, dachte ich über die Identität der Leiche nach. Marseille war ein Schmelztiegel, und in dieser Stadt konnten sich zahllose Geschichten in einem einzigen Quadratmeter verbergen. Plötzlich klingelte mein Handy, und ich nahm das Gespräch entgegen.
"Marquanteur," meldete ich mich knapp.
"Hier ist Sophie," klang die Stimme unserer Pathologin am anderen Ende der Leitung. "Ich habe ein paar vorläufige Ergebnisse. Der Mann ist etwa Mitte fünfzig. Die Todesursache ist eindeutig das Messer in der Brust gewesen, das Herz wurde präzise getroffen. Keine Abwehrverletzungen, er musste seinen Mörder gekannt haben."
"Danke, Sophie. Lass mich wissen, wenn du weiteres findest," sagte ich, bevor ich auflegte.
François und ich parkten schließlich vor einem großen Mehrfamilienhaus im Stadtteil Endoume. Der Kontrast von Beton und Himmel war hier besonders deutlich, die weißen Wände des Hauses reflektierten das Sonnenlicht, selbst in diesem frühen Moment des Tages. Wir stiegen aus und machten uns auf den Weg zur Wohnung von Pierre Durand.
François drückte den Klingelknopf, und nach einem kurzen Moment summte das Geräusch des Türöffners. Wir traten ein und machten uns auf den Weg zur dritten Etage. Dort klopfte François entschlossen an die Tür mit der Nummer 302.
Nach einer kurzen Weile öffnete ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, die Tür. Sein Blick war verschlafen und verwirrt. „Ja, bitte?“
„Monsieur Durand?“ fragte François.
„Ja, das bin ich. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Durand sah von François zu mir und zurück.
„Wir sind von der Kriminalpolizei. Darf ich fragen, wann Sie zuletzt Ihr Boot benutzt haben?“ François' Stimme war ruhig, aber fest.
Durand runzelte die Stirn. „Gestern Nachmittag bin ich damit rausgefahren, aber ich habe es am frühen Abend zurückgebracht. Warum fragen Sie?“
Ich holte tief Luft und entschied mich, den direkten Weg zu nehmen. „Ein Mann wurde tot auf Ihrem Boot gefunden, Monsieur Durand. Wir müssen einige Fragen stellen.“
Durand erbleichte und schien für einen Moment das Gleichgewicht zu verlieren. „Tot? Auf meinem Boot? Das kann nicht sein!“
„Kennen Sie diesen Mann?“ fragte ich und zeigte ihm als Beweis ein Foto der Leiche auf meinem Handy, das ich von der Tatortfotografin erhalten hatte.
Der Mann amüsierte sich nicht. „Nein, ich habe diesen Mann noch nie gesehen. Wer ist er?“
„Das versuchen wir herauszufinden,“ sagte François. „Können Sie uns etwas über Ihre gestrige Fahrt erzählen? Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“
Durand dachte eine Weile nach, bevor er sprach. „Ich war allein auf dem Boot. Es war eine ruhige Fahrt, nichts Ungewöhnliches. Ich habe geangelt und bin dann gegen 18 Uhr zurück zum Hafen. Ist das alles, was Sie wissen wollen?“
Ich tauschte einen kurzen Blick mit François. Durand konnte entweder ein exzellenter Lügner sein, oder er war wirklich ahnungslos. „Wir werden uns möglicherweise noch einmal bei Ihnen melden, Monsieur Durand. Fürs Erste bleiben Sie bitte in der Stadt.“
Als wir aus Durands Wohnung traten, atmete François tief ein. „Er scheint auf den ersten Blick unschuldig zu sein, aber wir sollten weiter nachforschen.“
„Das werden wir.“ Ich sah auf meine Uhr. „Lass uns zurück ins Büro fahren und schauen, ob wir mehr über die Identität des Opfers herausfinden können.“
Während wir die Straßen von Marseille entlangfuhren, dachte ich darüber nach, wer diesen Mann ermordet haben könnte und warum. Marseille war eine Stadt voller Geheimnisse, und ich hatte das Gefühl, dass dieses hier tief in die Schatten unserer Stadt reichen würde. Die Sonne stieg höher und tauchte die Stadt in ein blendendes Licht, aber ich wusste, dass die Dunkelheit nie weit entfernt war.
Der Tag würde lang und voller Fragen sein, doch die Antworten würden wir Stück für Stück zusammensetzen. Marseille gab ihre Geheimnisse nie leicht preis, aber genau das machte unsere Arbeit so faszinierend.
*
Zurück im Büro der Kriminalpolizei in der Rue de la République begann der Tag in der Abteilung für Schwerverbrechen in vollem Gange. François und ich saßen an unseren Schreibtischen, die getrennt durch einen schmalen Gang aufgestellt waren. Unsere kleine, aber effiziente Truppe wimmelte um uns herum, jeder mit seinem spezifischen Fokus und dringenden Aufgaben.
„Pierre,“ François unterbrach meine Gedanken, „Ich habe ein paar Informationen über das Opfer. Unsere Kontakte in der Verwaltung waren schnell.“
Er schob mir eine Akte zu, die ich öffnete. „Hugo Lamontagne, fünfundfünfzig Jahre alt, wohnhaft in einem der nobleren Viertel von Endoume. Er war Geschäftsmann und Mitinhaber einer Softwarefirma, die sich auf maritime Logistik spezialisiert hat.“
Eine Softwarefirma in Marseille, die sich auf maritime Logistik spezialisiert hat – das machte Sinn. Marseille war, mit seinem bedeutenden Hafen, ein Zentrum der Schifffahrt und des Handels. Aber warum würde jemand Hugo Lamontagne töten und seine Leiche auf einem Fischerboot im Vieux-Port zurücklassen?
„Was wissen wir über seine sozialen Kontakte?“ fragte ich und hob den Blick zu François.
„Er war verheiratet, seine Frau, Catherine, hat die Firma gemeinsam mit ihm geführt. Sie haben zwei Kinder, beide sind erwachsen und anscheinend nicht in das Geschäft involviert. Hugo war bekannt in gewissen gehobenen Kreisen, war Mitglied im exklusiven Marseille Yacht Club und genoss das Leben in vollem Umfang.“
„Ein Leben in Luxus kann viele Feinde schaffen,“ bemerkte ich und schloss die Akte. „Wir müssen herausfinden, ob es in der Firma Spannungen gab oder ob er irgendwelche persönlichen Konflikte hatte.“
„Ich habe bereits einen Termin mit Catherine Lamontagne vereinbart. Sie wird in etwa einer Stunde hier sein,“ erklärte François.
„Gut. In der Zwischenzeit sollten wir uns die Finanzen der Firma ansehen. Vielleicht gibt es dort Unregelmäßigkeiten, die uns weiterführen könnten.“
Die Zeit verstrich wie im Flug, und bevor wir uns versahen, wurde Catherine Lamontagne zu uns ins Vernehmungszimmer gebracht. Sie war eine elegante Frau Mitte fünfzig, mit starkem Auftreten und einem Gesicht, das von Trauer gezeichnet war. Ihre Augen, rot vom Weinen, hatten dennoch ihre Bestimmtheit nicht verloren.
„Madame Lamontagne, wir wissen, dass dies eine schwere Zeit für Sie ist, aber wir müssen Ihnen einige Fragen stellen, um den Tod Ihres Mannes aufzuklären,“ begann ich vorsichtig.
„Natürlich,“ antwortete sie mit einer gefassten Stimme. „Hugo war mein Leben. Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen.“
„Hatte Ihr Mann Feinde oder gab es in letzter Zeit irgendwelche Konflikte, sei es geschäftlich oder privat?“ fragte François direkt.
„Hugo war ein strenger Geschäftsmann, aber keinen offenen Konflikten ausgesetzt. Die Firma lief gut, und wir hatten kürzlich einige große Verträge abgeschlossen. Auch privat gab es keine größeren Streitigkeiten. Unsere Ehe war solide,“ sagte sie ruhig, griff jedoch in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch.
„Gibt es Mitarbeiter oder Geschäftspartner, die Sie für verdächtig halten könnten?“ bohrte ich weiter.
„Es gibt einen Mann,“ antwortete sie nach einer kurzen Pause. „Jean-Luc Martel. Er hat kürzlich ein schweres Projekt verloren und war extrem verärgert darüber. Er drohte Hugo sogar, dass er dafür bezahlen würde.“
„Jean-Luc Martel“, notierte François. „Wir sollten ihn so schnell wie möglich befragen. Madame Lamontagne, vielen Dank. Sie haben uns sehr geholfen.“
Nachdem Catherine Lamontagne uns verlassen hatte, lehnte ich mich zurück und überlegte. Jean-Luc Martel war ein offensichtlicher Verdächtiger, aber wir mussten auch die Finanzen und interne Dynamiken der Firma im Auge behalten. Vielleicht gab es dort noch mehr Personen, die Grund hatten, Hugo zu schaden.
„Es sieht so aus, als hätten wir unsere nächste Spur,“ bemerkte François, als wir auf Martels Adresse zugriffen. „Lass uns die Ermittlungen weiter vertiefen. Ich habe das Gefühl, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist.“
„Genau,“ stimmte ich zu, „Marseille versteckt seine Geheimnisse tief, und es ist an uns, sie ans Licht zu bringen.“
*
Jean-Luc Martel war ein Name, der mir aus früheren Fällen vertraut war. Er war ein Geschäftsmann, der oft an der Grenze zur Legalität operierte und dabei immer wieder Ärger mit den Behörden hatte. François und ich saßen in einem Vernehmungsraum und lasen über Martel nach, als wir mehr über seine Hintergründe und möglichen Motive herauszufinden versuchten.
Jean-Luc Martel war Ende vierzig, hatte keine Familie und schien sein gesamtes Leben dem Geschäft gewidmet zu haben. Er war bekannt für seinen aggressiven Stil – sowohl im Geschäftsleben als auch in seinen privaten Angelegenheiten. Mehr als einmal war er bei uns aufgrund von Betrugsvorwürfen und finanziellen Unregelmäßigkeiten aufgetaucht, aber bisher hatte man ihm nie etwas nachweisen können.
„François, sieh dir das an,“ sagte ich und schob ihm eine Akte zu, in der Martels Vergehen aufgeführt waren. „Er hat eine Geschichte von gewinnorientiertem Denken ohne Rücksicht auf Verluste. Das Projekt, das er kürzlich verloren hat, scheint ihn besonders hart getroffen zu haben.“
„Das macht Sinn,“ antwortete François. „Wenn er drohte, dass Hugo dafür bezahlen würde, könnte das tatsächlich den Mord erklären. Aber wir brauchen mehr als nur Worte.“
„Lass uns die Details des Projekts durchgehen, das Martel verloren hat,“ schlug ich vor. „Vielleicht gibt es Hinweise darauf, was genau ihn so wütend gemacht hat.“
Wir setzen uns an unsere Computer und begannen mit der Recherche. Das Projekt, das Martel verloren hatte, war ein lukrativer Auftrag zur Entwicklung einer neuen Software für die Verwaltung von Hafen- und Schiffsdaten in Marseille. Ein Großauftrag, der Millionen wert war und langfristigen Einfluss auf die Hafenlogistik der Stadt hatte. Hugo Lamontagnes Firma hatte diesen Auftrag vor wenigen Wochen gewonnen, was Martel vermutlich außer sich vor Wut gebracht hatte.
„Also, er verliert ein Millionengeschäft an Hugo und droht ihm anschließend. Das ist kein allzu großer Sprung zum Mord,“ stellte ich fest.
„Aber es fehlt immer noch das direkte Motiv, das ihn über die Kante gestupst hat. Was wäre, wenn Hugo etwas über ihn wusste, das ihn ins Herz seiner Geschäfte hätte treffen können?“ François hob eine Augenbraue und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Ich nickte nachdenklich. „Vielleicht gibt es noch andere Geschäftspartner oder Mitarbeiter, die uns mehr über die Beziehung zwischen Martel und Lamontagne erzählen können. Lass uns noch einmal mit einigen von Hugos engen Mitarbeitern sprechen.“
Wir verließen das Büro und machten uns auf den Weg zu Lamontagnes Firma, die in einem modernen Bürogebäude nahe dem Hafen untergebracht war. Die Firma, spezialisiert auf maritime Softwarelösungen, war ein belebter Ort, und die Anspannung war in der Luft zu spüren.
Wir trafen auf Emmanuel Dupont, Hugos rechte Hand und langjährigen Freund. Er war ein Mann in den Vierzigern, mit blondem Haar und einem berechnenden Blick. Nach einer kurzen Vorstellung führte er uns in ein kleines Besprechungszimmer.
„Monsieur Dupont, wir müssen mehr über die Beziehung zwischen Hugo Lamontagne und Jean-Luc Martel wissen. Was können Sie uns dazu sagen?“ fragte ich ohne Umschweife.
„Die beiden hatten immer eine angespannte Beziehung. Martel war neidisch auf Hugos Erfolg und versuchte ständig, ihn zu untergraben. Nach dem Verlust des großen Auftrags wurde es richtig hässlich. Ich habe Martel bei einer firmeninternen Veranstaltung gesehen, wo es fast zu einer körperlichen Auseinandersetzung kam,“ berichtete Dupont.
„Was genau hat er gesagt?“ fragte François.
„Er hat Hugo unter vier Augen gewarnt, dass er dafür bezahlen würde, ihn bloßzustellen. Hugo hat dies jedoch nie ernst genommen und einfach als den üblichen Groll Martels abgetan,“ erklärte Dupont weiter.
„Gab es irgendetwas, das Hugo über Martel wusste, das ihm geschadet hätte?“ bohrte ich weiter.
Dupont überlegte einen Moment. „Es gab Gerüchte, dass Martel in illegale Aktivitäten verwickelt war. Hugo bekam vor einigen Wochen Dokumente zugespielt, die dies belegen könnten. Er wollte jedoch erst mehr Beweise sammeln, bevor er zur Polizei ging.“
„Das könnte der Schlüssel sein,“ sagte François nachdenklich. „Vielleicht fand Martel heraus, dass Hugo diese Dokumente hatte.“
Dupont nickte. „Es wäre nicht das erste Mal, dass Martel jemanden einschüchterte oder schlimmeres, um seine Geschäfte zu schützen.“
Ich machte mir Notizen und tauschte einen Blick mit François. „Das ist definitiv ein starker Hinweis. Wir sollten Martel sofort vorladen und den Druck erhöhen.“
François stimmte zu. „Wir holen ihn uns. Wenn er wirklich so tief drinsteckt, wie es scheint, wird er früher oder später einen Fehler machen.“
Mit diesem entschlossenen Plan verließen wir die Firma. Unsere nächste Station war es, Jean-Luc Martel zu finden und ihn zu einem Verhör zu bringen. Auch wenn wir wussten, dass dies nur einer von vielen Schritten in diesem komplexen Fall war, so waren wir doch einen bedeutenden Schritt weiter in den Abgründen von Marseilles Schattenwelt vorgedrungen.
*
Zurück im Büro klingelte das Telefon auf meinem Tisch und riss mich aus meinen Überlegungen. Es war Sophie, unsere Pathologin, die versprach, uns über die neuesten Erkenntnisse zu informieren.
„Pierre, ich habe die vollständige Autopsie abgeschlossen. Es gibt einige interessante Befunde,“ begann sie, als ich den Hörer abnahm.
„Ich bin ganz Ohr, Sophie. Was hast du für uns?“ fragte ich gespannt.
„Erstens, der Todeszeitpunkt. Basierend auf der Körpertemperatur und der Zersetzungsrate schätzen wir, dass Hugo Lamontagne zwischen 21 und 23 Uhr gestorben ist. Der Tod trat schnell ein, aufgrund des präzisen Stichs ins Herz, wie bereits vermutet. Aber es gibt mehr,“ erklärte sie sachlich.
„Was genau?“ François, der das Gespräch mithörte, beugte sich neugierig vor.
„Ich habe unter den Fingernägeln des Opfers kleine Spuren von Stofffasern und Hautgewebe gefunden. Es sieht so aus, als hätte er sich doch gewehrt, bevor der tödliche Stich erfolgte. Dies widerspricht zunächst meinen ersten Annahmen,“ sagte Sophie.
„Bekommen wir ein DNA-Profil aus dem Hautgewebe?“ fragte ich hoffnungsvoll.
„Ja. Ich habe die Proben bereits ins Labor geschickt, und wir sollten in den nächsten 24 Stunden Ergebnisse haben. Außerdem haben wir herausgefunden, dass Herr Lamontagne Spuren einer seltenen, starken Beruhigungsmittel im Blut hatte. Es deutet darauf hin, dass er möglicherweise vor dem Angriff außer Gefecht gesetzt wurde,“ fügte sie hinzu.
„Das gibt uns einen klareren Ablauf des Verbrechens,“ sagte ich nachdenklich. „Er wurde betäubt, und dann, als er sich teilweise wehrte, erstochen. Hat der Beruhigungsmittel eine eindeutige Herkunft?“
„Es handelt sich um Pentobarbital, ein starkes Anästhetikum, das normalerweise in medizinischen Einrichtungen oder in der Veterinärmedizin verwendet wird,“ informierte Sophie uns.
„Das ist interessant. Es könnte bedeuten, dass unser Mörder Zugang zu solchen Substanzen hat, entweder durch die Arbeit oder illegalen Handel,“ sagte François.
„Das war's fürs Erste,“ sagte Sophie zum Abschluss. „Sobald die DNA-Ergebnisse vorliegen, melde ich mich sofort.“
„Vielen Dank, Sophie. Wir wissen das zu schätzen,“ sagte ich und legte auf.
Ich wandte mich zu François. „Das verändert alles. Wenn Hugo tatsächlich betäubt wurde, bevor er ermordet wurde, dann war das geplant. Der Täter wusste, was er tat und hatte Zugriff auf spezielle Mittel.“
François nickte nachdenklich. „Das bringt uns vielleicht näher an Martel heran. Wenn er so bedacht gehandelt hat, könnte es auch andere Spuren geben, die wir bisher übersehen haben.“
„Lass uns zurück zur Firma gehen und mit einigen weiteren Mitarbeitern sprechen. Vielleicht können wir herausfinden, ob jemand in der Nähe von Hugo Zugang zu Betäubungsmitteln haben könnte. Außerdem sollten wir überprüfen, ob Martel solche Mittel beziehen konnte,“ schlug ich vor.
François stimmte zu. „Und wir sollten Catherines Behauptung nachgehen, dass Hugo kompromittierende Dokumente über Martel hatte. Vielleicht finden wir dort noch mehr Verbindungen.“
Wir verließen erneut das Büro und machten uns auf den Weg. Es war ein sonniger Tag in Marseille, aber die Atmosphäre schien schwer und belastet unter dem Gewicht des Verbrechens, das wir aufzuklären versuchten. Während wir uns der Firma näherten, wuchs unser Fokus und unsere Entschlossenheit, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Im Büro von Hugo Lamontagne fragte ich die Assistentin, ob wir Zugang zu seinen persönlichen Dokumenten und Dateien haben könnten, insbesondere zu denen in seinem Safe. Nach anfänglichem Zögern stimmte sie zu und führte uns zu seinem Büro. Der Safe war verborgen hinter einem Gemälde – ein klassisches Versteck – und wir konnten ihn mit Hugos Geburtsdatum öffnen, das als Kombination diente.
Darin fanden wir mehrere Ordner mit Dokumenten, die zahlreiche finanzielle Transaktionen und Geschäftskorrespondenzen beinhalteten. Darunter befand sich ein dickerer Ordner mit der Aufschrift „Martel.“
„Das könnte der Schlüssel sein,“ sagte François, als er den Ordner öffnete. Er enthielt Rechnungen, Korrespondenzen und Verträge, die detailliert auf Martels Geschäfte hinwiesen, die teilweise eindeutig illegal waren.
„Das ist genug, um Martel in Schwierigkeiten zu bringen,“ sagte ich. „Jetzt brauchen wir nur noch die Bestätigung, dass er Zugang zu den Betäubungsmitteln hatte.“
Mit diesen neuen Informationen und der Gewissheit, dass uns die Gerichtsmedizin bald weitere Aufschlüsse geben würde, setzten wir unseren Kurs entschlossen fort. Die Spuren verdichteten sich, und wir waren Martel dicht auf den Fersen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir die Puzzleteile zusammenfügten und den Täter überführten. Marseille würde ihre Geheimnisse nicht mehr lange verborgen halten können.
Der nächste Morgen brachte eine klärende Kühle mit sich, die den Vieux-Port in ein sanftes, beruhigendes Licht tauchte. François und ich waren seit dem frühen Vormittag im Büro, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal war es das forensische Labor, das uns die erwarteten Ergebnisse übermitteln wollte.
„Bonjour, Marquanteur hier,“ meldete ich mich.
„Bonjour, Pierre. Hier spricht Luc aus dem forensischen Labor. Wir haben die DNA-Analyse der Proben abgeschlossen, die unter den Fingernägeln von Hugo Lamontagne gefunden wurden,“ sagte Luc ohne Umschweife.
„Und? Hast du etwas gefunden?“ fragte ich mit Spannung.
„Ja. Die Hautzellen unter seinen Nägeln stammen eindeutig von Jean-Luc Martel. Damit haben wir eine direkte physische Verbindung zwischen dem Opfer und Martel zum Tatzeitpunkt.“
François spitzte die Ohren und zog sich näher heran, um jedes Wort mitzuhören.
„Zusätzlich haben wir die Stofffasern analysiert und herausgefunden, dass sie von einem seltenen, maßgeschneiderten Anzug stammen, der aus italienischer Wolle gefertigt wurde. Dieser Anzugtyp ist sehr speziell und wird nur von einigen wenigen Schneidereien in Europa angefertigt. Wir konnten tatsächlich eine Verbindung zu einer Schneiderei in Nizza herstellen, die regelmäßig Anzüge für Martel schneidert,“ fuhr Luc fort.
„Das sind hervorragende Nachrichten, Luc. Danke für die schnelle Arbeit,“ sagte ich und legte auf.
„Du hast es gehört, François. Martels DNA unter Hugos Nägeln und die Stofffasern von Martels Anzug am Tatort. Das sind zwei entscheidende Indizien,“ sagte ich, ohne meine Begeisterung zu verbergen.
François nickte bestätigend. „Mit diesen Beweisen können wir Martel festnehmen und verhören. Er wird es schwer haben, sich aus der Affäre zu ziehen.“
„Und die Betäubungsmittel?“ fragte ich.
Kaum stellte ich diese Frage, klingelte mein Telefon erneut. Diesmal war es Sophie.
„Pierre, ich habe noch Neuigkeiten zu den Betäubungsmitteln,“ sagte sie ohne Umschweife. „Wir haben einige Apotheken und Supply-Ketten durchforstet und herausgefunden, dass Martel kürzlich über eine Drittfirma, die ihm gehört, Pentobarbital bezogen hat. Das bestätigt unsere Vermutung, dass er Zugang zu diesen Substanzen hat.“
„Danke, Sophie. Das bringt uns einen großen Schritt weiter.“ Ich legte auf und wandte mich an François. „Das ist der letzte Baustein, den wir brauchten. Lass uns Martel festnehmen.“
François und ich riefen Verstärkung und machten uns auf den Weg zu Martels Geschäft und Wohnort. Unsere Kollegen hatten das Gebäude bereits umstellt, als wir ankamen. Martel war in seinem Büro, vertieft in irgendetwas, das ihm plötzlich völlig unwichtig vorkam, als er uns sah.
„Jean-Luc Martel, Sie sind vorläufig festgenommen wegen des Mordes an Hugo Lamontagne. Sie haben das Recht zu schweigen, alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden,“ sagte François ruhig, aber bestimmt.
Martels Gesicht verzerrte sich und wechselte schnell zwischen Überraschung, Wut und Verwirrung. „Das ist lächerlich! Sie haben nichts gegen mich!“
„Oh, wir haben mehr als genug,“ sagte ich kalt. „Ihre DNA wurde unter den Fingernägeln des Opfers gefunden, und die Stofffasern Ihres Anzugs waren am Tatort, zusammen mit Betäubungsmitteln, die Sie bezogen haben. Sie können das alles vor Gericht klären.“
“Wir sind etwas handgreiflich geworden - ja! Aber ich habe ihn nicht umgebracht.”
Martel wurde abgeführt, und wir folgten ihm zur Polizeiwache. Später, im Verhörraum, wiederholten wir die Beweise, die wir gesammelt hatten, während Martel stumm schwieg, sein Gesicht ein düsterer Schatten seiner einstigen Selbstgefälligkeit.
„Jean-Luc, es wäre in Ihrem besten Interesse, zu kooperieren. Vielleicht gibt es mildernde Umstände, die wir berücksichtigen können,“ sagte François mit eindringlicher Stimme.
Martel sah auf den Tisch, seine Augen voll Hass und Verzweiflung. „Ich ... ich habe nicht vorgehabt, ihn zu töten. Es sollte nur ... eine Warnung sein, aber dann hat er sich gewehrt. Er lebte noch, als ich wegging!“
“Das glauben wir Ihnen nicht.”
Seine Worte waren das letzte Puzzleteil, das wir benötigten. Martel hatte Hugo in einem Moment der Verzweiflung und des Hasses ermordet, als sein Racheplan schiefging. Wir hatten unseren Mann und die Stadt Marseille war um ein weiteres düsteres Geheimnis ärmer.
Marseille würde immer eine Stadt voller Widersprüche und Abgründe bleiben, aber an diesem Tag hatten wir eine kleine Ecke des Schattens erhellt. François und ich verließen das Büro, die Meeresbrise im Gesicht und das Gefühl, dass wir unseren Teil dazu beigetragen hatten, die Balance in dieser altehrwürdigen Stadt ein wenig wiederherzustellen.
*
Nach der Verhaftung von Jean-Luc Martel verspürte ich ein aufkommendes Hungergefühl, das weder durch Kaffee noch durch das Adrenalin des Falles gestillt werden konnte. Ich sah zu François hinüber, der mir zulächelte. Es war ein stilles Einverständnis zwischen uns beiden – es war Zeit für etwas zu essen, und wir hatten es uns redlich verdient.
„Salut, François, wie wäre es mit einem ordentlichen Mittagessen? Ich kenne da ein kleines Bistro nicht weit von hier, das die besten Bouillabaisse in ganz Marseille serviert,“ schlug ich vor.
François grinste. „Das klingt perfekt. Lass uns gehen.“
Wir verließen die Polizeiwache und gingen durch die belebten Straßen, gefüllt mit dem Duft von frischem Brot, Kräutern und Meeresfrüchten. Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte die Stadt in ein goldenes Licht. Marseille hatte eine ganz eigene Magie, besonders jetzt, wo wir wussten, dass wir ein Stück seiner Schattenwelt ans Licht gebracht hatten.
Das Bistro, das ich im Sinn hatte, lag in einer ruhigen Gasse im Viertel Le Panier. Es war ein kleiner, gemütlicher Ort mit rustikaler Einrichtung, Holztischen und handgemalten Fliesen an den Wänden. Die Besitzerin, Madame Lefebvre, empfing uns mit einem freundlichen Lächeln.
„Pierre, François, so schön, euch zu sehen! Ihr seht aus, als könntet ihr eine ordentliche Mahlzeit vertragen,“ sagte sie mit ihrem typischen, warmherzigen Charme.
„Ja, Madame Lefebvre, ein langer Morgen. Wir könnten Ihre berühmte Bouillabaisse wirklich gut gebrauchen,“ antwortete ich.
„Setzt euch, meine Lieben, ich kümmere mich darum,“ sagte sie, während sie in die Küche verschwand.
Wir setzten uns an einen der Tische am Fenster und genossen den Blick auf das bunte Treiben draußen. Die Atmosphäre war locker, und die Gespräche der anderen Gäste um uns herum waren ein sanftes Murmeln, das uns dabei half, den Stress des Morgens abzuschütteln.
Kurze Zeit später kam Madame Lefebvre mit zwei dampfenden Schalen Bouillabaisse, die von frischem Baguette und einem Glas lokalem Weißwein begleitet wurden. Der Duft allein war betörend, und als ich den ersten Löffel nahm, fühlte ich, wie sich die Anspannung der letzten Stunden langsam auflöste.
„Das ist wirklich göttlich,“ sagte François, als er genussvoll biss.
„Ja, es ist fast so, als würde man die Essenz von Marseille in jedem Bissen schmecken,“ stimmte ich zu.
Wir aßen schweigend, doch es war ein angenehmes Schweigen, das nur gute Freunde miteinander teilen können. Die Aromen von frischem Fisch, Safran und Fenchel hüllten uns ein und ließen die Zeit für einen Moment stillstehen.
„Weißt du, Pierre,“ begann François, nachdem er den letzten Bissen geschluckt hatte, „es gibt Tage, an denen ich unsere Arbeit mehr als alles andere schätze. Und dann gibt es Momente wie diesen, die mich daran erinnern, warum ich es überhaupt tue.“
Ich nickte zustimmend. „Ja, wir leben in einer Stadt voller Herausforderungen und Dunkelheit, aber auch voller Leben und Freude. Es ist die Balance zwischen diesen zwei Extremen, die das Leben hier so faszinierend macht.“
Nachdem wir aufgegessen und Madame Lefebvre herzlich gedankt hatten, spazierten wir zurück durch die Straßen von Le Panier, vorbei an kleinen Boutiquen, Kunstgalerien und gemütlichen Cafés. Die Nachmittagssonne hatte das Viertel in ein Spiel von Licht und Schatten verwandelt.
Marseille, dachte ich, war wie ein endloses Puzzle – manchmal chaotisch, manchmal wunderschön, aber immer einzigartig. François und ich wussten, dass es morgen neue Fälle und neue Herausforderungen geben würde. Doch für den Moment genossen wir die Einfachheit eines guten Essens und die Gewissheit, dass wir, zumindest für heute, das Richtige getan hatten.
Zurück auf der Polizeiwache wurden wir von unserem Chef, Monsieur Marteau, erwartet. Er war ein Mann in den frühen Fünfzigern, dessen ernsthaftes Auftreten und tiefes Verständnis für die Stadt Marseille ihn zu einem respektierten Führer der Kriminalpolizei gemacht hatten. Seine Verhandlungsgeschicklichkeit war legendär und er hatte eine Vorliebe für klare, prägnante Berichte.
„Marquanteur, Leroc,“ begrüßte er uns knapp, als wir sein Büro betraten. „Ich habe bereits gehört, dass Sie Martel verhaftet haben. Setzen Sie sich.“
François und ich tauschten einen kurzen Blick und nahmen dann Platz vor seinem großen, ordentlich gehaltenen Schreibtisch. Marteau schaute uns aufmerksam an, sein Blick durchdringend, aber nicht unfreundlich.
„Erzählen Sie mir alles. Wie haben Sie die Verhaftung durchgeführt und welche Beweise haben Sie gesammelt?“ forderte er.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und begann, ihm den Ablauf unserer Ermittlungen zu erklären. „Wir haben verschiedene Beweise zusammengetragen, die Martel eindeutig mit dem Mord an Hugo Lamontagne in Verbindung bringen. Hautzellen von Martel wurden unter den Fingernägeln des Opfers gefunden, was auf eine körperliche Auseinandersetzung hindeutet. Außerdem haben wir Stofffasern von Martels maßgeschneidertem Anzug am Tatort gefunden.“
François fügte hinzu: „Und als ob das nicht genug wäre, haben wir herausgefunden, dass Martel kürzlich Pentobarbital über eine seiner Firmen bezogen hat. Dieses seltene Betäubungsmittel wurde im Blut des Opfers nachgewiesen.“
Marteau hörte aufmerksam zu, seine Hände ruhig auf dem Schreibtisch gefaltet. „Das sind starke Beweise,“ sagte er schließlich. „Gut gemacht. Und haben Sie ein Geständnis von Martel bekommen?“
„Er hat eingeräumt, dass er Hugo am besagten Abend getroffen hat und dass es zu einer Auseinandersetzung kam. Er behauptet, dass es nicht seine Absicht war, Hugo zu töten, sondern ihn nur zu „warnen“. Und dass er noch lebte, als er wegging. Doch die Indizien sprechen eine andere Sprache,“ erläuterte ich.
Marteau lehnte sich in seinem Stuhl zurück und tippte nachdenklich mit dem Finger auf die Tischkante. „Martel wird es schwer haben, sich aus dieser Lage zu winden. Es ist selten, dass wir einen so komplexen Fall so gründlich abschließen können. Ihre Arbeit war tadellos.“
Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. „Ich möchte, dass Sie beide jetzt an den Berichten arbeiten und alle Beweise lückenlos dokumentieren. Martel wird definitiv einen Verteidiger engagieren, der versuchen wird, alle Schwachstellen in unserem Fall zu nutzen. Wir müssen sicherstellen, dass es keine gibt.“
„Verstanden, Chef,“ antworteten François und ich fast gleichzeitig.
Marteau stand auf, was für uns das Zeichen war, dass das Meeting zu Ende war. Doch bevor wir den Raum verließen, fügte er hinzu: „Ach, und noch etwas, Marquanteur – Leroc. Ihre Arbeit heute erinnert mich daran, warum ich stolz darauf bin, dieses Team zu führen. Solide Ermittlungen, überzeugende Beweise und der unermüdliche Einsatz für Gerechtigkeit. Gut gemacht.“
„Vielen Dank, Chef,“ sagte François, während wir uns umdrehten und das Büro verließen.
Zurück an unseren Schreibtischen begannen wir sofort mit der genauen und umfassenden Dokumentation unserer Ermittlungen. Der Tag hatte einen anderen Rhythmus angenommen; die Anspannung und der Eifer wurden von einem ruhigen Fokus und präzisen Arbeiten abgelöst. Während ich meine Berichte schrieb, konnte ich den leisen Anflug eines Lächelns nicht unterdrücken.
François sah zu mir herüber und grinste. „Du scheinst zufrieden, Pierre. Nicht schlecht für einen ereignisreichen Tag, oder?“
„Nicht schlecht, François. Nicht schlecht. Es fühlt sich gut an, wenn alles zusammenpasst und am Ende auch gewürdigt wird,“ antwortete ich.
Wir arbeiteten bis in die späten Stunden des Abends, in der Gewissheit, dass wir unserer Stadt einen wertvollen Dienst erwiesen hatten. Es war Tage wie dieser, die mich daran erinnerten, warum ich Polizist geworden war – nicht im Streben nach Ruhm oder Anerkennung, sondern im Streben nach Gerechtigkeit und dem Willen, Marseille ein kleines bisschen sicherer zu machen.
Dann kam die Hiobsbotschaft aus der Forensik.
Es hatte sich bei einer genaueren Untersuchung herausgestellt, dass die DNA von zwei verschiedenen Personen unter den Fingernägeln des Opfers zu finden gewesen war. Einer war Martel, der andere - noch - unbekannt.
“Dann könnte es stimmen, was er sagt”, meinte mein Kollege.
Ich nickte.
“Ja, könnte es. Es passt allerdings sonst alles zusammen.”
“Vor allem das Motiv!”
“Ja.”
“Könnte es sein, dass Martel hinterher noch einen seiner Handlanger geschickt hat, der die Sache zu Ende brachte?”
“Aber wie können wir das beweisen?”
“Gute Frage.”
*
Es war bereits spät am Abend, als mein Telefon erneut klingelte und mich aus meinen Gedanken riss. Ich sah auf das Display und erkannte die Nummer der Zentrale. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus.
„Marquanteur,“ meldete ich mich knapp.
„Pierre, hier ist Sébastien aus der Zentrale. Wir haben ein weiteres Opfer. Eine Leiche wurde im Stadtteil La Joliette gefunden, in der Nähe der Docks. Die Umstände sind ähnlich wie bei Hugo Lamontagne. Ihr solltet euch das ansehen,“ sagte Sébastien ernst.
Mein Herz setzte einen Schlag aus, und ich sah zu François hinüber, der meinen Ausdruck sofort verstand.
„Ein zweiter Mord?“ fragte er leise.
Ich nickte und stand auf. „Lass uns gehen. Wir müssen herausfinden, ob es eine Verbindung gibt.“
Wir schnappten uns unsere Mäntel und eilten zur Tür hinaus. Die Nacht war kühl, und ein leichter Nebel hing über der Stadt, als wir durch die menschenleeren Straßen zum Tatort fuhren. La Joliette war ein geschäftiger Stadtteil, der stark von den Hafenaktivitäten geprägt war. Jetzt, in der Dunkelheit, wirkte er jedoch unheimlich und verlassen.
Am Tatort erwartete uns bereits ein Team von uniformierten Polizisten und Forensikern, die den Bereich abgesperrt hatten. Ein einsamer Scheinwerfer beleuchtete die Szene und warf lange Schatten über die Docks. Ich konnte die Leiche eines Mannes erkennen, die auf kaltem Beton lag, umgeben von Pfützen und Müll.
„Was haben wir?“ fragte ich, als wir uns der Leiche näherten.
„Männlich, Mitte Vierzig. Mehrere Stichwunden in der Brust, ähnlich wie bei Lamontagne. Keine offensichtlichen Abwehrverletzungen,“ erklärte einer der Forensiker, während er vorsichtig die Beweise sicherte.
François und ich tauschten Blicke. „Das erinnert an die Vorgehensweise bei Lamontagne,“ sagte er nachdenklich. „Könnte es einen Zusammenhang geben?“
„Möglicherweise. Aber wir sollten nichts überstürzen. Lassen Sie uns alles genau unter die Lupe nehmen,“ erwiderte ich und kniete mich neben die Leiche, um sie genauer zu inspizieren.
In der Nähe der Leiche lag ein Handy, das offenbar aus der Tasche des Opfers gefallen war. Ich nahm es vorsichtig auf und reichte es einem der Forensiker. „Schicken Sie das sofort zur Auswertung. Wir brauchen Informationen über den letzten Standort und die letzten Kontakte des Opfers.“
Während wir weiter untersuchten, rückte ein bekanntes Gesicht aus dem Dunkel in unser Blickfeld. Es war Sophie, unsere Pathologin, die ebenso kurz nach uns eingetroffen war. Sie begrüßte uns mit einem knappen Nicken.
„Ich sehe mir das jetzt an und versuche, die Todeszeit so schnell wie möglich zu bestimmen,“ antwortete Sophie und machte sich an die Arbeit.
In der Zwischenzeit fragten François und ich in der Umgebung nach, um mögliche Zeugen ausfindig zu machen. Eine junge Frau, die nahegelegene Müllcontainer durchwühlte, erzählte uns aufgeregt, dass sie den Mann vor etwa zwei Stunden im Streit mit einem anderen Mann gesehen hatte, der dann in Richtung der Docks verschwunden war. Ihre Beschreibung des zweiten Mannes war jedoch vage und wenig hilfreich.
Zurück am Tatort analysierte Sophie die Leiche. „Der Todeszeitpunkt liegt tatsächlich im Bereich der letzten zwei Stunden, kurz nach dem Streit, den die Zeugin erwähnt hat. Die Verletzungen sind ähnlich präzise wie bei Lamontagne – der Täter wusste, was er tat.“
„Hast du irgendwelche Hinweise auf Betäubungsmittel oder ähnliches gefunden?“ fragte François.
„Das muss ich noch im Labor prüfen, aber auf den ersten Blick gibt es keine offensichtlichen Spuren von Beruhigungsmitteln. Ich nehme Proben und werde sie so schnell wie möglich analysieren,“ antwortete Sophie.
„Wir müssen den Mann identifizieren und herausfinden, ob es eine Verbindung zu Lamontagne gibt,“ sagte ich entschlossen. „François, lass uns zurück ins Büro fahren und die Identität des Opfers herausfinden. Vielleicht gibt es in seinem Leben Hinweise darauf, warum er das zweite Ziel war.“
François und ich fuhren zurück zur Wache, wo bereits die ersten Informationen über das Handy des Opfers eingingen. Der Mann wurde als Bertrand Delacroix identifiziert, ein weiterer Geschäftsmann aus der maritimen Branche Marseilles.
„Das kann kein Zufall sein,“ murmelte François. „Zwei Männer aus der gleichen Branche, beide auf ähnliche Weise getötet. Da steckt mehr dahinter.“
“Aber eins steht fest: Martel kann das nicht gewesen sein. Der saß schon im Knast.”
“Aber er könnte den Auftrag gegeben haben.”
“Das ist richtig.”
“Ich vermute, darauf läuft es hinaus.”
„Lass uns die Verbindung zwischen Lamontagne und Delacroix tiefer untersuchen,“ schlug ich vor. „Vielleicht eröffnet uns ihre gemeinsame Vergangenheit neue Spuren.“
Wir verbrachten die nächsten Stunden damit, alle verfügbaren Informationen über Bertrand Delacroix zusammenzutragen und potentielle Verbindungen zu Lamontagne zu finden. Es war klar, dass die Lösung dieses Falls weitreichendere Auswirkungen hatte, als wir zunächst dachten.
Die Nacht in Marseille war still, aber unter der Oberfläche brodelten Geheimnisse, die darauf warteten, entdeckt zu werden. Unsere Arbeit war noch lange nicht abgeschlossen, aber eines war sicher: Wir würden nicht ruhen, bis wir die Wahrheit ans Licht gebracht und den Täter gefasst hatten. Marseille mochte voller Dunkelheit und Schatten sein, doch wir würden diese Lichter Stück für Stück erhellen.
Die Nacht hatte sich schon längst über Marseille gelegt, als François und ich in der Polizeiwache saßen und die ersten Berichte der Zeugen durchlasen. Die Aussagen waren durchwachsen, wie es oft der Fall war, aber es gab einige interessante Details, die wir genauer untersuchen mussten.
„Pierre, die Zeugenaussagen sind wie ein Flickenteppich – manche Stücke passen, andere scheinen uns nur weiter zu verwirren,“ sagte François, als er einen Stapel Notizen durchblätterte.
„Erzähl mir von den brauchbarsten Aussagen,“ forderte ich auf und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, während ich mir eine Tasse Kaffee einschenkte.
„Es gibt diese junge Frau, die in der Nähe der Docks im Müllcontainer gewühlt hat. Sie erwähnt einen heftigen Streit zwischen Bertrand Delacroix und einem älteren Mann, bevor Delacroix tot aufgefunden wurde. Sie konnte uns jedoch keine genaue Beschreibung des anderen Mannes geben, außer dass er dunkel gekleidet war und sich schnell von der Szene entfernte.“
Ich nickte. „Das könnte ein potenzieller Hinweis sein, aber ohne genauere Beschreibung hilft uns das nicht viel weiter. Haben wir noch etwas?“
François zog eine weitere Notiz hervor. „Ein anderer Zeuge, ein Hafenarbeiter, erzählte von einem Mann mittleren Alters, der in der letzten Woche mehrfach in der Nähe von Delacroix' Arbeitsort herumlungerte. Er meinte, der Mann habe sich seltsam verhalten und schien auf jemanden zu warten.“
„Haben wir eine Beschreibung?“ fragte ich, das Interesse geweckt.
„Ja, er sagte, der Mann habe ein markantes Gesicht gehabt und ein auffälliges Tattoo am Hals, das wie eine Schwalbe aussah. Dieser Hinweis könnte uns weiterhelfen, besonders wenn wir jemanden mit diesem Tattoo finden können.“
Ich notierte mir die Informationen und dachte nach. „Vielleicht ist dieser Mann unser Schlüssel. Selbst wenn er nicht der Täter ist, könnte er wichtige Informationen haben. Wir müssen herausfinden, wer er ist und warum er Delacroix beobachtet hat.“
„Und dann gibt es noch die Bemerkung eines anderen Geschäftsmannes aus der Branche, der darauf hinwies, dass Delacroix und Lamontagne in letzter Zeit öfter miteinander gesehen wurden. Er meinte, sie hätten sich über ‚Probleme im Geschäft‘ unterhalten,“ fügte François hinzu.
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Probleme im Geschäft? Das könnte bedeuten, dass sie beide in etwas involviert waren, das jemandem geschadet hat, vielleicht Martel oder jemand anderem in der Branche.“
François nickte zustimmend. „Es könnte eine größere Verschwörung oder ein Geschäftsproblem geben, das wir bisher übersehen haben.“
„Lass uns den Zeugen mit dem Tattoo weiter verfolgen,“ sagte ich entschlossen. „Er könnte unser nächster wichtiger Schritt sein. Wir sollten auch die Verbindungen zwischen Lamontagne und Delacroix weiter untersuchen und feststellen, ob sie gemeinsame Feinde hatten.“
Wir machten uns daran, die Beschreibung des Mannes mit dem Tattoo im System zu überprüfen. Es dauerte nicht lange, bis wir einen Treffer hatten. Jules Moreau, ein früherer Mitarbeiter von Delacroix, der vor etwa einem Jahr aufgrund von Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung gefeuert worden war. Seitdem war sein Aufenthaltsort unklar, aber die Beschreibung und das Tattoo passten perfekt.
François und ich tauschten einen bedeutungsvollen Blick, bevor wir aufstanden und unsere Jacken griffen. Wir mussten Moreau finden und ihn befragen. Es schien, als ob die Nacht in Marseille noch lange nicht zu Ende gehen würde.
Unsere Ermittlungen führten uns zu einem heruntergekommenen Wohnkomplex im Viertel Belle de Mai. Es war bekannt, dass Moreau hier gelegentlich untertauchte. Als wir anklopften, öffnete uns eine alte Frau mit mürrischem Blick.
„Ja? Was wollen Sie?“ fragte sie misstrauisch.
„Guten Abend, Madame. Wir sind von der Kriminalpolizei und suchen Jules Moreau. Ist er hier?“ fragte François freundlich, aber bestimmt, während er seine Marke zeigte.
Die Frau ächzte und öffnete die Tür ein Stück weiter. „Der Kerl ist ein und aus, aber Sie können es im dritten Stock versuchen. Zimmer 305.“
Wir bedankten uns und machten uns auf den Weg die knarrenden Treppen hinauf. Die Flure waren schwach beleuchtet und der Geruch von abgestandenem Rauch und Alkohol hing in der Luft. Schließlich standen wir vor Tür 305 und klopften fest.
„Jules Moreau, Polizei! Öffnen Sie die Tür!“ rief ich laut genug, um jeden Zweifel an unserer Absicht zu beseitigen.
Nach einem Moment des Schweigens hörten wir Schritte und die Tür öffnete sich einen Spalt weit. Ein hagerer Mann mit markantem Gesicht und einem auffälligen Schwalbentattoo am Hals spähte durch den Spalt.
„Was wollen Sie? Ich habe nichts getan,“ sagte er nervös.
„Monsieur Moreau, wir müssen Ihnen einige Fragen stellen,“ sagte François ruhig. „Dürfen wir reinkommen?“
Moreau zögerte, öffnete dann jedoch die Tür widerwillig. Ich warf einen kurzen Blick auf François und betrat mit ihm zusammen das Zimmer. Es war karg möbliert, aber sauber. Moreau setzte sich auf das Bett und sah uns erwartungsvoll an.
„Wir wissen, dass Sie in der letzten Zeit Zugang zu den Docks hatten und Bertrand Delacroix beobachtet haben. Was können Sie uns darüber erzählen?“ begann ich.
Moreau zögerte, bevor er antwortete. „Ich habe nur rausgefunden, dass Delacroix und ich ähnliche Feinde haben. Es gibt jemanden, der uns beide ruiniert hat.“
François und ich sahen uns an. „Wer ist das?“ fragte François.
„Martel. Jean-Luc Martel,“ antwortete Moreau zähneknirschend. „Er hat uns beide betrogen und unsere Leben zerstört. Ich wollte Delacroix helfen, ihn zu entlarven.“
„Dann haben Sie also von den Geschäftsproblemen von Delacroix und Lamontagne gewusst?“ fragte ich weiter.
„Ja, wir hatten Beweise gegen Martel gesammelt und wollten sie der Polizei übergeben. Aber irgendwie hat Martel es geschafft, sie zu bekommen, bevor wir handeln konnten,“ gestand Moreau.
„Moreau, wenn Sie uns jetzt die Wahrheit sagen, könnten Sie sich selbst retten. Haben Sie Martel oder jemanden in seinem Auftrag gesehen oder Hinweise darauf, dass er die Morde begangen hat?“ fragte François nachdrücklich.
Moreau sah erschöpft aus, beugte sich vor und stützte den Kopf in die Hände. „Ich weiß nur, dass Martel gefährlich ist und bereit war, jeden zu beseitigen, der ihm gefährlich werden konnte. Ich habe verflixt große Angst.“
Wir wussten nun, dass wir es mit einer tiefen und gefährlichen Verschwörung zu tun hatten. Moreaus Aussagen brachten uns näher an die Wahrheit, aber es gab noch viele Fragen zu beantworten. Mit neuen Informationen und einer klareren Richtung kehrten wir in die Polizeiwache zurück. Marseille blieb voller Schatten, aber wir waren fest entschlossen, sie weiter zu erhellen, einen Schritt nach dem anderen.
*
Am nächsten Tag wartete Sophie bereits mit den neuesten Ergebnissen in ihrem Berichtsraum. François und ich traten ein, und sie sah sofort auf. Ihr Ausdruck war ernst, was uns aufhorchen ließ.
„Sophie, was hast du herausgefunden?“ fragte ich, während François sich setzte und seinen Notizblock zückte.
„Ich habe den zweiten Toten, Bertrand Delacroix, gründlich untersucht und einige interessante Details gefunden,“ begann sie und ging zu einem digitalen Bildschirm, um die Bilder und Ergebnisse zu zeigen.
„Erstens, Delacroix‘ Todesursache sind multiple Stichwunden in der Brust, ähnlich präzise wie bei Hugo Lamontagne. Doch es gibt Unterschiede. Delacroix hat starke Abwehrverletzungen an den Unterarmen und Händen. Er hat sich also weitaus heftiger gewehrt als Lamontagne.“
„Das könnte bedeuten, dass der Täter beim zweiten Mal mehr Eile hatte oder weniger Vorbereitet war,“ bemerkte François.
„Möglich. Aber das Interessante ist, dass wir auch bei Delacroix Spuren von Pentobarbital im Blut gefunden haben, allerdings in viel geringerer Konzentration als bei Lamontagne. Es scheint, als ob er nur leicht betäubt war,“ fuhr Sophie fort.
„Vielleicht ist der Täter gestört worden oder hatte weniger Zeit, das Mittel zu verabreichen,“ spekulierte ich.
„Möglicherweise. Außerdem fand ich unter den Fingernägeln von Delacroix Hautpartikel, ähnlich wie bei Lamontagne. Diesmal konnten wir jedoch keine DNA-Matches finden. Der Täter könnte Handschuhe getragen haben oder es waren möglicherweise ältere Spuren,“ erklärte Sophie weiter.
„Könnte es sein, dass Delacroix zuletzt mit jemand anderem kämpfte, bevor er angegriffen wurde?“ fragte François.
„Das ist schwer zu sagen. Die Spuren sind nicht eindeutig genug, um dies mit Sicherheit zu behaupten. Aber es ist eine Möglichkeit,“ bestätigte Sophie.
„Gibt es noch etwas, das dir aufgefallen ist?“ fragte ich.
„Ja,“ Sophie zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. „Ich habe etwas auf Delacroix‘ Kleidung gefunden. Es sind winzige Reste von zerrissenem Papier, als ob er sich in einem verzweifelten Moment an etwas festgehalten hätte. Wir haben die Fragmente analysiert und festgestellt, dass es sich um Dokumente handelt – möglicherweise geschäftliche Unterlagen.“
„Das könnte wichtig sein,“ sagte François aufgeregt. „Wenn Delacroix im Besitz von Beweisen oder Dokumenten war, die Martel belasteten, hat er vielleicht versucht, sie in Sicherheit zu bringen.“
„Genau das dachte ich auch,“ stimmte Sophie zu. „Die Analyse des Papiers ergab, dass es spezifische Wasserzeichen aufweist, die auf eine Druckerei hinweisen, die nur von sehr wenigen Firmen genutzt wird. Eine davon ist die Druckerei, die für Martels Firma arbeitet.“
„Das ist ein weiterer starker Hinweis,“ sagte ich. „Es scheint, als ob Delacroix und Lamontagne tatsächlich Beweise gegen Martel gesammelt haben.“
„Danke, Sophie,“ fügte François hinzu. „Diese neuen Erkenntnisse bringen uns viel weiter.“
„Gern geschehen. Ich sage Ihnen sofort Bescheid, wenn ich noch mehr herausfinde,“ versicherte Sophie und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
François und ich verließen das Gerichtsmedizinische Institut und setzten uns kurz in die Kantine, um die Informationen zu verarbeiten.
„Was denkst du, Pierre?“ fragte François, während er an seinem Kaffee nippte.
„Ich denke, wir haben einen klaren Zusammenhang zwischen den beiden Morden und Martel. Delacroix und Lamontagne haben an belastenden Dokumenten gearbeitet, die Martel betrifft. Martel hat das herausgefunden und sie zum Schweigen gebracht,“ fasste ich zusammen.
„Aber da ist noch der Aspekt, dass Delacroix sich heftiger gewehrt hat. Vielleicht hatte er eine Ahnung, dass er in Gefahr war,“ bemerkte François.
„Möglich. Oder er war aufmerksamer, weil er das erste Opfer genau kannte und den Tatort des ersten Mordes genau analysiert hatte. So oder so, wir müssen die Druckerei überprüfen und mögliche fehlende Dokumente bei Martel finden,“ schlug ich vor.
François nickte. „Lass uns die Druckerei besuchen und herausfinden, ob sie helfen können. Vielleicht haben sie eine Kopie der Dokumente oder können die Originale zurückverfolgen.“
Mit neuem Tatendrang machten wir uns auf den Weg zur Druckerei, die für Martels Firma arbeitete. Die Firma befand sich in einem mittelgroßen Gebäude im Stadtteil Saint-Lazare. Wir betraten das Gebäude und wurden von einem Empfangsmitarbeiter begrüßt.
„Guten Tag, wir sind von der Kriminalpolizei und benötigen Informationen über Druckaufträge, die speziell für die Firma von Jean-Luc Martel ausgeführt wurden,“ erklärte François und zeigte seine Dienstmarke.
Der Mitarbeiter wirkte überrascht, nickte aber. „Natürlich, einen Moment bitte. Ich hole den Manager.“
Kurze Zeit später wurden wir in ein Büro geführt, wo uns der Druckereimanager freundlich begrüßte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir untersuchen einen Mordfall und benötigen Informationen über spezifische Druckaufträge, die für die Firma von Jean-Luc Martel ausgeführt wurden,“ erklärte ich. „Können Sie uns sagen, ob es kürzlich irgendwelche besonderen oder vertraulichen Aufträge gab?“
Der Manager überlegte kurz und nickte dann. „Ja, es gab vor einigen Wochen einen speziellen Auftrag mit strengen Anweisungen zur Geheimhaltung. Es handelte sich um recht komplizierte Dokumente mit mehreren Sicherungsmerkmalen. Ich erinnere mich, dass Martel selbst darauf gedrängt hat, dass diese Dokumente schnell und diskret gedruckt werden.“
„Können wir Kopien dieser Aufträge oder zumindest eine Übersicht der gedruckten Dokumente sehen?“ fragte François.
„Das sollte möglich sein. Warten Sie einen Moment,“ sagte der Manager und verließ das Büro, um die Unterlagen zu holen.
Als er zurückkam, überreichte er uns eine Mappe mit einer Liste der Dokumente und einigen Kopien der Wasserzeichen. Ein Blick darauf bestätigte unsere Vermutung – es waren geschäftliche Unterlagen, die belastende Informationen enthielten.
„Das ist ein entscheidender Fund,“ sagte ich zu François, als wir die Dokumente durchgingen.
„Wir sind auf der richtigen Spur, Pierre. Lass uns die Dokumente sicherstellen und weiter darauf aufbauen,“ antwortete er.
Mit diesen neuen Informationen und den schlüssigen Beweisen waren wir nur einen Schritt davon entfernt, die Verstrickungen von Martel endgültig aufzudecken. Unsere missionarische Entschlossenheit brannte weiter, denn Marseille mochte voller Geheimnisse und Schatten sein, aber wir waren dazu bestimmt, sie ans Licht zu bringen – Stück für Stück.
Wir hatten die Ermittlungsergebnisse und die neuen Beweise zur Polizeiwache zurückgebracht. Kurz nachdem wir die Berichte eingereicht hatten, erreichte mich ein Anruf aus dem forensischen Labor. Es war Luc, der uns schon einmal mit wichtigen Informationen versorgt hatte.
„Marquanteur,“ meldete ich mich am Telefon.
„Pierre, hier ist Luc. Wir haben die Papierfragmente, die Sophie gefunden hat, weiter analysiert. Es gibt interessante Neuigkeiten,“ begann er.
„Ich höre,“ sagte ich gespannt.
„Die Papierfragmente stammen eindeutig von wichtigen Geschäftsunterlagen. Wir konnten einige Teile der Texte rekonstruieren. Es sieht aus, als ob Lamontagne und Delacroix intensive Nachforschungen über Martels illegale Aktivitäten angestellt haben. Unter den Fragmenten waren Auszüge aus E-Mails und Verträgen, die zeigen, wie Martel Geldwäsche betrieben hat und in illegale Hafenaktivitäten verwickelt war,“ erklärte Luc.
„Das ist genau das, was wir brauchen. Konkrete Beweise für Martels kriminelle Machenschaften,“ sagte ich und machte mir Notizen.
„Aber das ist noch nicht alles. Wir haben auch Fingerabdrücke auf den Papierfragmenten gefunden – einige von ihnen gehören tatsächlich Martel. Andere Abdrücke, die wir gefunden haben, gehören keiner Person, die in unserer Datenbank ist, aber sie könnten von jemandem in seinem Umfeld stammen,“ fügte Luc hinzu.
„Das bedeutet, dass Martel selbst die Dokumente in den Händen hielt und wahrscheinlich versuchte, sie zu vernichten. Wir müssen die unbekannten Fingerabdrücke weiter verfolgen,“ sagte François, der das Gespräch mitverfolgte.
„Genau. Außerdem haben wir eine chemische Analyse der Tinte gemacht. Es stellte sich heraus, dass mehrere Dokumente mit einer speziellen Tinte gedruckt wurden, die nur in einer Handvoll Druckereien in Frankreich eingesetzt wird – eine davon ist die Druckerei, die wir bereits besucht haben,“ fügte Luc hinzu.
„Das bestätigt unseren Verdacht,“ sagte ich. „Luc, kannst du uns die vollständigen Analysen und Berichte zustellen? Wir müssen sicherstellen, dass alle Beweise lückenlos dokumentiert werden.“
„Natürlich, Pierre. Ich werde die Berichte sofort vorbereiten und an euch senden,“ antwortete Luc.
„Vielen Dank, Luc. Das ist von unschätzbarem Wert,“ sagte ich und beendete das Gespräch.
Ich wandte mich an François. „Es sieht so aus, als hätten wir jetzt genug Beweise, um Martel endgültig zu überführen. Sogar die Fingerabdrücke auf den Dokumenten deuten darauf hin, dass er direkt damit zu tun hatte.“
François nickte. „Wir müssen nur noch die Verbindung zu den unbekannten Fingerabdrücken herausfinden. Vielleicht finden wir jemanden in Martels Umfeld, der uns weitere Hinweise geben kann.“
„Lass uns die Berichte abwarten und dann die nächsten Schritte planen. Wir könnten Martel davon überzeugen, dass wir alles über ihn wissen. Vielleicht bringt ihn das dazu, über seine Komplizen zu sprechen,“ schlug ich vor.
Kurze Zeit später kamen die forensischen Berichte per E-Mail in unser Büro. Wir gingen die Dokumente durch und stellten sicher, dass alle Beweise lückenlos dokumentiert waren. Die Fingerabdrücke auf den Papierfragmenten und die chemische Analyse der Tinte waren eindeutig die letzten Puzzleteile, die wir benötigten.
„Es ist Zeit, Martel noch einmal ins Verhör zu nehmen und ihn mit den neuen Beweisen zu konfrontieren,“ sagte François entschlossen.
Wir gingen zum Verhörraum, wo Jean-Luc Martel gefasst wurde. Sein Gesicht war eine Maske der Wut und Verzweiflung. Er wusste, dass sein Spiel fast vorbei war.
„Monsieur Martel,“ begann ich ruhig und setzte mich ihm gegenüber. „Wir haben weitere Beweise gefunden, die Ihre Beteiligung an den Morden von Hugo Lamontagne und Bertrand Delacroix untermauern. Unter anderem Ihre Fingerabdrücke auf den zerrissenen Dokumenten, die versuchen, Ihre illegalen Aktivitäten zu enthüllen.“
Martel versuchte, ruhig zu bleiben, aber ich konnte den Schweiß auf seiner Stirn sehen. „Das beweist nichts. Sie können mich nicht dafür verurteilen.“
François lehnte sich vor. „Vielleicht. Aber wenn wir all diese Beweise kombinieren und vor Gericht präsentieren, werden Sie keine Chance haben. Ihre einzige Möglichkeit ist es, jetzt zu kooperieren und uns zu sagen, wer noch beteiligt ist. Das könnte Ihr Strafmaß mildern.“
Martel zögerte, seine Augen flackerten von mir zu François und zurück. Schließlich atmete er tief ein. „Gut. Ich rede. Aber ich will einen Deal.“
„Das wird nicht einfach, aber sagen Sie uns, was wir wissen müssen,“ antwortete ich.
„Die Fingerabdrücke, die Sie gefunden haben, gehören zu meinem Handlanger, Philippe Gagnon. Er hat die Drecksarbeit gemacht, auf meine Anweisung hin. Ich hatte keine Wahl – Lamontagne und Delacroix waren kurz davor, alles zu enthüllen. Das hätte mich ruiniert,“ gab Martel zu.
„Wo finden wir Gagnon?“ fragte François scharf.
Martel nannte uns eine Adresse in einem abgelegenen Teil der Stadt. Mit diesen Informationen bewaffnet, planten wir sofort einen Zugriff, Philippe Gagnon festzunehmen und die letzten Puzzleteile dieses düsteren Falles zusammenzufügen.
Marseille hatte uns erneut ihre dunkle Seite gezeigt, aber wir waren fest entschlossen, jeden Schatten zu erhellen und die Gerechtigkeit ans Licht zu bringen. Mit jedem Schritt kamen wir der Wahrheit näher und versprachen, diese Stadt ein wenig sicherer zu machen.
Nachdem wir die entscheidenden Informationen von Jean-Luc Martel erhalten hatten, machten François und ich uns sofort an die Arbeit. Wir informierten unseren Chef, Monsieur Marteau, über die neuesten Entwicklungen und die bevorstehende Operation zur Festnahme von Philippe Gagnon.
Wir trafen uns in seinem Büro, wo Marteau uns mit einem ernsten Ausdruck erwartete.
„Marquanteur, Leroc, setzen Sie sich,“ sagte er mit einem Nicken. Wir nahmen Platz und begannen, ihm die neuesten Details zu erläutern.
„Chef, wir haben Martel mit den Beweisen konfrontiert, und er hat schließlich gestanden, dass Philippe Gagnon, sein Handlanger, die Morde im Auftrag von Martel begangen hat,“ begann ich. „Er hat uns die Adresse von Gagnon gegeben, und wir sind bereit, ihn festzunehmen.“
Marteau hörte aufmerksam zu und nickte langsam. „Das sind exzellente Neuigkeiten. Ihr habt eine großartige Arbeit geleistet, diese Beweise zu sammeln und Martel zur Aussage zu bewegen. Aber die Festnahme von Gagnon muss sorgfältig durchgeführt werden. Wir dürfen keine Fehler machen.“
„Natürlich, Chef. Wir werden ein Team zusammenstellen und die Operation präzise planen. Wir wollen sicherstellen, dass Gagnon keine Möglichkeit hat, zu entkommen oder Beweise zu vernichten,“ sagte François entschlossen.
Marteau stand auf und ging zum Fenster, von wo aus er einen kurzen Blick auf die Stadt warf. „Ich weiß, dass Marseille eine Stadt ist, die ihre Geheimnisse oft tief vergräbt. Aber ich bin stolz auf die Arbeit, die ihr beide geleistet habt, um diese Geheimnisse ans Licht zu bringen. Stellt sicher, dass Gagnon keine Chance hat, zu entwischen. Und wenn wir ihn haben, wird es wichtig sein, ihn und Martel vollständig zu überführen und diese kriminellen Machenschaften endgültig zu beenden.“
„Wir verstehen, Chef,“ bestätigte ich. „Wir werden nichts dem Zufall überlassen.“
Marteau drehte sich zu uns um und legte eine Hand auf meine Schulter. „Marquanteur, Leroc, es liegt in Ihrer Hand. Führen Sie diese Operation erfolgreich durch. Und seien Sie vorsichtig – Gagnon ist gefährlich.“
„Wir werden unser Bestes tun,“ sagte François.
Wir verließen Marteau‘ Büro mit einem erneuten Gefühl der Entschlossenheit. Wir stellten ein Team zusammen, das aus erfahrenen Kollegen bestand, und bereiteten uns sorgfältig auf die Festnahme vor. Jeder Schritt wurde im Voraus geplant, um sicherzustellen, dass nichts schiefgehen konnte.
Die Adresse, die Martel uns gegeben hatte, führte uns zu einem verlassenen Lagerhaus am Rande der Stadt. Es war spät in der Nacht, und das Gebiet war verlassen und still. Wir positionierten unser Team strategisch um das Gebäude herum, während François und ich mit erhobenen Pistolen auf den Eingang zugingen.
„Philippe Gagnon, Polizei! Öffnen Sie die Tür und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!“ rief François laut genug, dass es im stillen Lagerhaus widerhallte.
Ein Moment der Stille folgte, bevor wir Schritte hinter der Tür hörten. Die Tür öffnete sich langsam, und Philippe Gagnon trat heraus, die Hände erhoben und ein verbitterter Ausdruck im Gesicht. Er wusste, dass das Spiel vorbei war.
„Philippe Gagnon, Sie sind verhaftet wegen des Mordes an Hugo Lamontagne und Bertrand Delacroix. Sie haben das Recht zu schweigen...,“ begann ich, während ich ihm die Handfesseln anlegte und ihm seine Rechte vorlas.
Gagnon starrte uns an, sein Gesicht von Zorn und Niederlage gezeichnet. „Ich hätte niemals für diesen Mistkerl Martel arbeiten sollen,“ murmelte er verbittert.
Wir führten Gagnon ab, und unser Team durchsuchte das Lagerhaus nach weiteren Beweisen. Es stellte sich heraus, dass Gagnon versucht hatte, einige der belastenden Dokumente zu verstecken, die Martel offensichtlich hatte beseitigen wollen. Diese Dokumente würden uns helfen, den Fall noch weiter zu festigen.
Zurück in der Polizeiwache, berichteten wir Commissaire Marteau über den erfolgreichen Zugriff und die Beweise, die wir gefunden hatten. Er nickte zufrieden.
„Gut gemacht, Marquanteur, Leroc,“ sagte er. „Mit Martel und Gagnon in Gewahrsam und den Beweisen, die wir haben, können wir sicherstellen, dass sie für eine sehr lange Zeit hinter Gittern verschwinden. Die Stadt Marseille ist heute ein Stück sicherer geworden, dank eurer beharrlichen Arbeit.“
François und ich tauschten einen erleichterten Blick. Es war ein langer und beschwerlicher Weg gewesen, aber am Ende hatten wir Erfolg gehabt. Marseille mochte eine Stadt der Geheimnisse und Schatten sein, aber wir hatten ein weiteres Kapitel der Dunkelheit ins Licht gebracht.
„Ruht euch aus, aber seid bereit für den nächsten Fall,“ fügte Marteau hinzu und lächelte leicht. „Marseille wird niemals völlig stillstehen.“
„Verstanden, Chef,“ antwortete ich.
Mit einem Gefühl der Zufriedenheit verließen François und ich die Polizeiwache, die Straßen von Marseille im Blick. Dieser Fall war abgeschlossen, aber wir wussten, dass es immer neue Herausforderungen geben würde. Doch jetzt, zumindest für diesen Moment, konnten wir uns ein klein wenig Ruhe gönnen und die Gewissheit genießen, dass Gerechtigkeit gesiegt hatte.
Nachdem die Festnahme von Philippe Gagnon erfolgreich verlaufen war und die Beweise sicher in unserer Obhut waren, verspürten François und ich eine wohlverdiente Erleichterung. Es war mittlerweile weit nach Mitternacht, und die Stadt Marseille war in eine beruhigende Stille getaucht. Die Lichter entlang des Vieux-Port schimmerten im Wasser, wodurch die Hafenstadt eine fast magische Atmosphäre verliehen bekam.
François und ich tauschten Blicke, und ich konnte in seinen Augen dieselbe Müdigkeit und Erleichterung sehen, die ich selbst fühlte.
„Pierre, wir haben es verdient, den Tag würdig abzuschließen. Wie wäre es mit einem guten Essen?“ fragte François mit einem zufriedenen Lächeln.
„Absolut, François. Mir schwebt da ein kleines Restaurant vor, das bis spät in die Nacht geöffnet hat. Es liegt etwas versteckt, aber sie servieren die besten Fischgerichte, die du dir vorstellen kannst,“ antwortete ich und grinste.
Wir liefen die ruhigen Straßen entlang zu unserem Ziel, einem kleinen Restaurant namens „Le Poisson Enchanté“. Es war ein gemütlicher Ort mit wenigen Tischen, dezentem Licht und einem verlockenden Duft von frischen Meeresfrüchten, der uns schon an der Tür begrüßte.
Madame Beaumont, die Besitzerin und Köchin, begrüßte uns mit einem warmen Lächeln, als wir eintraten. „Pierre! François! Schön, euch zu sehen. Ihr seht aus, als hättet ihr einen langen Tag hinter euch.“
„Das kann man wohl sagen, Madame Beaumont,“ antwortete François, während wir uns an einen Tisch setzten.
„Dann habt ihr sicher etwas Gutes verdient. Wie klingt eine schöne Bouillabaisse und dazu ein Glas von unserem besten Weißwein?“ schlug sie vor.
„Das klingt perfekt,“ stimmte ich zu, und Madame Beaumont verschwand in der Küche, um unsere Bestellung vorzubereiten.
Während wir auf das Essen warteten, unterhielten François und ich uns über den Fall und die Herausforderungen, die wir überwunden hatten. Die Wärme des Restaurants und die leise französische Musik im Hintergrund halfen uns, die Anspannung abzulegen.
Kurz darauf kam Madame Beaumont mit zwei großen Schalen Bouillabaisse zurück, begleitet von knusprigem Baguette und einem gekühlten Glas Weißwein. Der Duft der reichhaltig gewürzten, dampfenden Bouillabaisse erfüllte die Luft und ließ uns das Wasser im Mund zusammenlaufen.
„Zum Wohl,“ sagte François und hob sein Glas.
„Zum Wohl,“ erwiderte ich und klirrte mit ihm an.
Wir genossen das köstliche Essen in vollen Zügen, jeder Bissen ein kleines Stück Himmel. Die Bouillabaisse war perfekt zubereitet, die frischen Meeresfrüchte und der reichhaltige Sud verschmolzen zu einer unvergleichlichen Geschmacksexplosion.
„Das ist wirklich das beste, was Marseille zu bieten hat,“ sagte François, während er ein Stück Baguette in den Sud tunkte.
„Es gibt nichts Besseres als gutes Essen nach einem langen Tag,“ stimmte ich zu. „Und Marseille liefert das Beste in jeder Hinsicht.“
Die Zeit schien stillzustehen, während wir aßen und uns unterhielten. Es war ein Moment des Friedens und der Zufriedenheit, der uns daran erinnerte, dass es neben der dunklen Arbeit, die wir tun, auch Licht und Freude in dieser Stadt gab.
Nachdem wir aufgegessen hatten, lehnte sich François zurück und sah mich an. „Pierre, wir haben heute gute Arbeit geleistet. Aber ich denke, wir sollten morgen etwas länger ausschlafen.“
Ich lachte. „Das klingt nach einem Plan, François. Wir haben es uns verdient.“
Madame Beaumont brachte uns noch einen kleinen Nachtisch – Crème brûlée – und wir schlossen das Mahl mit diesem süßen Luxus ab. Als wir das Restaurant verließen und in die kühle Nacht traten, fühlte ich mich gestärkt und bereit für das, was auch immer als nächstes kommen würde.
„Marseille wird niemals völlig stillstehen,“ hatte Marteau gesagt, und er hatte recht. Doch für diesen Moment konnten wir die Stille und die Zufriedenheit genießen, die wir uns so hart erarbeitet hatten.
François und ich gingen die Straße entlang, die Nachtluft füllte unsere Lungen, und der Hafen von Marseille lag ruhig unter dem funkelnden Sternenhimmel. Es gab immer neue Herausforderungen, aber auch diese würden wir meistern. Marseille war unser Zuhause, mit all seinen Geheimnissen und Schatten, und wir würden weiterhin dafür sorgen, dass Gerechtigkeit ihren Platz fand.
Thriller
Der Umfang dieses Ebook entspricht 140 Taschenbuchseiten.
Die Tochter eines Gangster-Bosses kommt bei dem Aufnahmeritual einer Satanistensekte ums Leben. Ihre Leiche wird auf einer Müllkippe gefunden und Auslöser eines Strudels der Gewalt. Die Sektenmitglieder stehen jetzt auf der Todesliste des Syndikats.
Doch je länger die Ermittler sich mit dem Fall befassen, desto deutlicher wird, dass hinter den Ereignissen ein perfider Plan steht...
Action Thriller von Henry Rohmer.
Henry Rohmer ist das Pseudonym des Schriftstellers Alfred Bekker, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Darüber hinaus schrieb er historische Romane und war Mit-Autor von Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair, Kommissar X und anderen.
Ein CassiopeiaPress E-Book
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© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Der Umfang dieses Ebook entspricht 117 Taschenbuchseiten.
Es war Mitternacht. Durch die Fenster der St. Lucas Church in der 48th Street drang hin und wieder das flackernde Licht der Neonreklamen in der Umgebung. Ansonsten erhellten etwa dreißig Kerzen den Bereich um den Altar. Eine Gruppe von etwa zwanzig dunklen, in Mönchskutten gehüllten Gestalten bildete einen Halbkreis. Die Kapuzen waren tief ins Gesicht gezogen. In einer Art Singsang murmelten sie lateinische Sätze vor sich. Einer der Kuttenträger trat vor den Altar. Er streckte die Arme aus. Seine Kapuze rutschte dabei etwas nach hinten, sodass für kurze Zeit ein Teil des von Narben und Geschwüren entstellten Gesichtes erkennbar wurde.
"Hier spricht Bruder Maleficius im Namen der Schar deiner ergebenen Diener, oh Herr des Bösen!"
"Amen!", antwortete der Chor der Kuttenträger.