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7 Tage zur Erleuchtung Nordische Mythologie, Trolle, Formwandler, 8-beinige Pferde und mitten drin,... Shay Bellamy, die 25-jährige Tochter eines Londoner Multimillionärs, die am Scheideweg ihres Lebens steht. Nachdem ihr Vater bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben gekommen war, hinterlässt er nicht nur ein gewaltiges Erbe, sondern auch eine junge Frau, die sich in einer Welt wiederfindet, in der Selfies mehr zählen als Selbstfindung. Als Bedingung ihres Erbes und in einem verzweifelten Versuch, Shay wieder auf den richtigen Weg zu bringen, wird sie in ein abgelegenes Refugium in Norwegen geschickt. Doch dieses Refugium ist weit mehr als nur eine einfache Auszeit. Zwischen Yoga-Flops und Meditationsversuchen stolpert Shay von einer skurrilen Erfahrung in die nächste. Doch inmitten dieses Chaos findet sie unerwartete Freundschaften, leidenschaftliche Liebe, echte Momente der Stille und vor allem: Antworten! Denn während sie versucht, die perfekte Pose hinzulegen und ihren inneren Frieden zu finden, stößt sie auf Geheimnisse, die ihre Familie umgeben – Geheimnisse, die tief in der Vergangenheit verwurzelt sind und eng mit ihrer eigenen Identität verknüpft sind. Mehr als nur ein Buch! Eine Reise zu Dir selbst! In "Sieben Tage zur Erleuchtung" wirst du gemeinsam mit Shay Bellamy auf eine emotionale Reise voller Humor, Fantasy und Selbstentdeckung mitgenommen. Entdecke dein inneres Ich, finde echte Erleuchtung in den unerwartetsten Momenten und lerne, wie du deine Vorstellungen von einem erfüllten Leben in die Realität umsetzen kannst – eine Tasse Tee, eine Prise Humor und ein liebevolles Lächeln inklusive.
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Seitenzahl: 534
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum neobooks
Manuel Neff
Romantasy
7 Tage zur Erleuchtung Zen, Zicken & Verliebte Verwicklungen
»Challenge accepted!
Oder zumindest bis zum nächsten Kaffee. Wer braucht schon Erleuchtung, wenn man noch nicht mal seinen Instagram-Feed gescrollt hat?!«
Klappentext:
7 Tage zur Erleuchtung Zen, Zicken & Verliebte Verwicklungen
Shay Bellamy, die 25-jährige Tochter eines Londoner Multimillionärs, steht am Scheideweg ihres Lebens. Nachdem ihr Vater bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben gekommen war, hinterlässt er nicht nur ein gewaltiges Erbe, sondern auch eine junge Frau, die sich in einer Welt wiederfindet, in der Selfies mehr zählen als Selbstfindung. Als Bedingung ihres Erbes und in einem verzweifelten Versuch, Shay wieder auf den richtigen Weg zu bringen, wird sie in ein abgelegenes Refugium in Norwegen geschickt. Doch dieses Refugium ist weit mehr als nur eine einfache Auszeit.
Zwischen Yoga-Flops und Meditationsversuchen stolpert Shay von einer skurrilen Erfahrung in die nächste. Doch inmitten dieses Chaos findet sie unerwartete Freundschaften, die Liebe ihres Lebens, echte Momente der Stille und vor allem: Antworten! Denn während sie versucht, die perfekte Pose hinzulegen und ihren inneren Frieden zu finden, stößt sie auf Geheimnisse, die ihre Familie umgeben – Geheimnisse, die tief in der Vergangenheit verwurzelt und eng mit ihrer eigenen Identität verknüpft sind.
In »Sieben Tagen zur Erleuchtung« nimmt uns Shay Bellamy mit auf eine herzerwärmende Reise voller Humor, Liebe, Fantasy und Selbstentdeckung. Taucht ein in ein Abenteuer, das zeigt, dass wahre Erleuchtung oft in den unerwartetsten Momenten kommt – und manchmal ist alles, was man braucht, eine Tasse Tee, etwas Humor und ein liebevolles Lächeln.
Über den Autor
Manuel Neff, 1973 in Offenburg geboren, studierte BWL in Saarbrücken, bevor er viele Jahre als Projektmanager bei einem Automobilzulieferer tätig war. Jetzt lebt er in Renchen und ist freiberuflicher Autor, Moderator und Yogalehrer.
Sein Debütroman »Der magische Adventskalender« legte den Grundstein für seine Karriere als Autor. Er begeistert auch mit dystopischen Reihen wie der »Begnadet-Trilogie« und der »Violet-Reihe.« Nach »Element High – Die Schule der magischen Kinder« und »Element High – Colleges« arbeitet er an »Element High – Multiversum – Spin Offs.« Wenn er nicht gerade Yoga unterrichtet, schreibt er an dem nächsten Leseabenteuer.
Manuel Neff
7 Tage zur Erleuchtung Zen, Zicken & Verliebte Verwicklungen
Impressum
Texte: © Copyright by Manuel Neff
manuel@manuel-neff.de / www.manuel-Neff.de /Akazienweg 20 / 77871 Renchen / Deutschland Cover Gestaltung: Manuel Neff
Lektorat: Miriam Michels
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors auch in Teilen oder Auszügen unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Rechte vorbehalten.
Für Miriam,
meine geschätzte Lektorin und liebe Freundin, die mich seit Jahren beim Schreiben treu begleitet. Danke für Deine unverzichtbaren Sprachnachrichten.
Herzlichen Dank an die Testleser*innen
Susanne, Philip, Sophie, Tamara, Paula, Christine, Dagmar, Mara, Elisabeth, Ralf und Ursula
Die Testamentseröffnung
Erinnerungen
Ein ohrenbetäubender Knall. Menschen schrien, dann herrschte gespenstische Stille, gefolgt von einem gleißenden Licht. Als sich meine Augen endlich an die Helligkeit gewöhnt hatten, fand ich mich in einem unbekannten Raum wieder. Ich hatte keine Ahnung, wie ich dorthin gekommen war. Es fühlte sich an, als hätte ich ohne Vorwarnung eine Schwelle überschritten und wäre in eine völlig fremde Welt eingetreten.
Der Raum strahlte eine Erhabenheit aus, die man sonst nur aus alten Schlössern kennt – dunkles Holz, Bücher bis unter die Decke und ein ovaler Tisch, an dem vermutlich schon vor Generationen Testamente eröffnet worden waren. Und mittendrin? Ich! Ich steckte in einem aufreizenden schwarzen Designerkleid, das eher nach Champagner in Paris als nach Papierkram schrie. Ich folgte dem Licht und fragte mich, wo zum Teufel ich gelandet war.
Plötzlich kam diese Frau in ihrem schicken weißen Kostüm auf mich zu, und für einen Moment dachte ich, ich wäre tot und sie das Empfangskomitee an der Himmelspforte. Im Ernst, ich hätte schwören können, dass ich die Engelsmusik im Hintergrund hörte!
»Miss Bellamy, da sind Sie ja endlich. Alle warten schon auf Sie!«
»Wirklich? Und wer sind alle?«
»Ihre Familie.«
»Und wo bin ich hier?«
Die Frau in Weiß schaute mich erstaunt und mitfühlend zugleich an. »Im Notariat! Heute ist die Testamentseröffnung Ihres verstorbenen Vaters.«
Ich blickte an mir herab und wunderte mich, dass ich ausgerechnet zu diesem Anlass dieses provokante Kleid ausgewählt hatte. Wie hatte ich die Testamentseröffnung vergessen können? Und wie zum Teufel war ich überhaupt hierher gekommen? Hatte ich wieder einmal geschlafwandelt? In diesem Moment kam mir plötzlich der Gedanke, dass es Papa wahrscheinlich gefallen hätte, wie ich mal wieder aus der Reihe tanzte, auch wenn der Rest der lieben Familie mich für mein Outfit gleich kreuzigen würde.
Die Frau führte mich zu einer Tür. Auf einem kleinen Metallschild stand »Zimmer C24A« und darunter ein Name. Es war das Büro des Notars, und als ich eintrat, blickte ich direkt in die ernsten Gesichter meiner Mutter Victoria und meiner beiden Schwestern Isabella und Penelope, alle drei in schicken schwarzen Businesskostümen. Ihre Blicke trafen mich wie Pfeile, vor allem der meiner Mutter, die mir unmissverständlich sagte: »Du bist schon bei der Beerdigung aus der Reihe getanzt. Konntest du wirklich nichts Anständigeres anziehen für die Testamentseröffnung deines Vaters?«
Der Notar räusperte sich, faltete die Hände und rückte seine Brille auf der Nase zurecht.
»Nun, da alle anwesend sind... liebe Familie Bellamy, wir sind heute hier, um das Vermächtnis Ihres verstorbenen Mannes«, er sah meine Mutter an, »...und Ihres Vaters zu verkünden.« Sein Blick wanderte wie ein Scheinwerfer durch den Raum, zuerst zu meinen Schwestern, die sich benahmen, als wären sie in einem Oscar-nominierten Drama, und dann zu mir, wie ich da stand und mich fragte, wie das Schicksal so gemein sein konnte, Papas Privatjet vom Himmel zu holen und sein Leben und das des Piloten zu beenden. Ich kam mir vor wie eine Nebendarstellerin, die den Drehbuchautor anflehte: »Hey, warum ausgerechnet mein Papa?!«
Ich fragte mich, ob das Universum nicht einen ziemlich schrägen Sinn für Humor hatte. Einen Monat zuvor war mein Papa über der Nordsee abgestürzt, und statt Antworten hatten wir nur Fotos von den zerfetzten Wrackteilen seines Jets gesehen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wollte die Nordsee die beiden Leichen einfach nicht ausspucken. Und was tat seine Familie? Statt mit den Millionen, die zur Verfügung standen, in der Nordsee auf Tauchstation zu gehen, saßen wir im Notariat und warteten auf die Verkündung des letzten Willens unseres Papas.
Die Medien? Oh ja, die hatten ihre eigene Sensationsgeschichte daraus gemacht: »Keine Überlebenden!«, druckten sie, als hätten sie nur auf das neueste Drama der Oberschicht gewartet. »Einer der reichsten Männer Englands tot! Die Aktien bald im freien Fall? Ist das das Ende der Bellamys?« Es war, als wolle die Presse unseren Schmerz noch vergrößern. Und was kam als Nächstes? Natürlich das gute alte Thema Geld! Als könnten sie unsere traurigen Herzen mit Pfundnoten trösten. Ich fragte mich wirklich, ob die Welt den Verstand verloren hatte.
Ich unterdrückte meine Tränen, setzte mich hin und legte mein ernstestes Ich-höre-zu-Gesicht auf, während meine Gedanken immer wieder zu Papa abschweiften. Der Notar hustete theatralisch und fuhr fort. Als er zum Vermögensteil kam, fiel mein Blick auf meine Schwestern. Ihre Augen leuchteten förmlich auf – ich schwöre, ich sah wirklich ein Sternchen in ihren Augen aufblitzen! Sie schienen förmlich auf der Kante ihrer Stühle zu sitzen, gespannt auf jedes Wort. Als er dann die magischen Worte »gesamtes Vermögen« und »alle Firmenanteile« aussprach, breitete sich ein fettes Grinsen auf ihren Gesichtern aus, als hätte die Nachricht wie mit einem Zauberstab all ihre Trauer über den Verlust unseres Vaters weggewischt.
»Gemäß den Bestimmungen des Testaments wird das gesamte Vermögen, alle Immobilien, Autos, Konten und sämtliche weitere Vermögenswerte und die Firmenanteile zu gleichen Teilen zwischen der Ehefrau Victoria und den beiden Töchtern Isabella und Penelope aufgeteilt«, lautete die offizielle Erklärung des Notars.
Tagebucheinträge
Zwei Tage vor der Ankunft im Refugium. Londoner Verkehrschaos und ein kaputtes Flugzeug.
Hallo Jess,
hier ein paar erste Zeilen für dich, damit ich nichts vergesse und du etwas zum Lesen und Schmunzeln hast.
London! Die Stadt des Königshauses, der roten Doppeldeckerbusse und des totalen Verkehrschaos. Und wer steckt mittendrin? Richtig, ich mit meinem SUV, der nicht nur vier Räder hat, sondern den scheinbar jeder zu seinem persönlichen Endgegner erklärt hat!
Trotz wenig Schlaf denke ich auf dem Weg zum Flughafen noch, ich hätte alles im Griff. Der SUV und ich - wir sind ein Team. Aber die Londoner und ihre Straßen haben wohl andere Pläne. Jessy, ich schwöre, auch mein Navi hat einen Nervenzusammenbruch.
Die roten Doppeldeckerbusse scheinen mich zu verfolgen, als wären sie die Stadtwächter und ich der ungebetene Eindringling in ihr Reich. Fußgänger bleiben plötzlich mitten auf der Straße stehen. Jede verdammte Ampel springt auf Rot, sobald ich mich auch nur in ihre Nähe wage, als hätte sich die ganze Stadt gegen mich verschworen. Alle scheinen um jeden Preis verhindern zu wollen, dass ich das Refugium erreiche.
Es ist wie ein absurdes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem ich versuche, nicht den Verstand zu verlieren, während ich mich durch das chaotische Labyrinth aus Autos, Menschen, Beton und Stahl kämpfe. Sogar die Tauben auf den Dächern heben ab und stürzen sich wie Sturzkampfbomber auf mich.
Und während ich mich durch dieses Verkehrslabyrinth navigiere, wird mir klar: Entweder ist das hier eine versteckte Kamera-Show oder ich bin Teil eines verrückten Autorennens, von dem ich nichts weiß.
Und dann, als ich denke, das Schlimmste sei überstanden, komme ich am Flughafen an und muss feststellen, dass ich meinen Flug verpasst habe. Ein paar Stunden später gibt es endlich einen neuen Flug, aber als ich zum Check-in gehe, höre ich die Durchsage: »Technische Probleme!« Im Ernst?
Jetzt, Stunden später, sitze ich im Ersatzflugzeug des Ersatzfluges mit der Nummer FLU124C24 mitten über der Nordsee, umgeben von Wasser und ein paar leicht nervösen Mitreisenden. Das ist definitiv nicht der entspannte Abflug, den ich mir vorgestellt habe. Aber hey, wenigstens habe ich jetzt eine interessante Geschichte für mein Tagebuch - falls wir jemals sicher landen sollten! Mein Zeitplan, rechtzeitig im Refugium anzukommen? Nun, der hat sich definitiv in Luft aufgelöst!
Tagebucheintrag
Noch ein Tag bis zur Ankunft im Refugium.
Die geheimnisvolle Lichtung.
Liebe Jess,
Der SUV, den du für mich gemietet hattest, und ich haben heute eine ganz besondere Zeit zusammen verbracht. Als wir durch die Landschaft nördlich von Trondheim fuhren, hatte ich das Gefühl, durch das Intro eines epischen Roadtrip-Films zu gleiten. Keine städtische Hektik, nur diese malerischen Hügel und weiten Felder, die sich vor uns ausbreiteten. Du hättest es geliebt!
Mein Vater und seine geheimnisvollen Hinweise... Wer hätte gedacht, dass ich einmal über diese abgelegenen Wege fahren würde, von denen ich sicher bin, dass nicht einmal Google Maps sie kennt? Und während der Geländewagen fuhr und fuhr und fuhr, hatte ich das Gefühl, der Tag würde ewig dauern.
Und dann, als es richtig dunkel wurde, tauchte dieser unheimliche Wald auf - und ganz ehrlich, warum müssen die Bäume immer so gruselig über der Straße hängen, wenn es Nacht wird und man seit Stunden keine Menschenseele gesehen hat? Zum Glück hatte ich meine Playlist dabei, die mich von den Horrorfilmszenen in meinem Kopf ablenkte. Ich schwöre, einer dieser herabhängenden Äste hatte versucht, die Antenne des SUVs zu klauen! Und dann, mitten in diesem düsteren Baummeer, tauchte plötzlich diese Lichtung auf, und ich hatte sofort den Hinweis meines Vaters vor Augen.
Fahre die Straße bergauf, bis der Wald sich lichtet. Warte auf »The best friend«! Er wird dir den Pfad in die Dunkelheit weisen. Betrete das Unbekannte und folge dem Weg bis zum Ende.
Hier sollte ich auf den Freund meines Vaters warten. Ich musste so dringend auf die Toilette, dass ich mich irgendwann aus dem Auto traute. Jessy, diese Stille macht mich verrückt. Es ist hier zu still und zu unheimlich für meine Nerven. Und auch wenn das Rauschen eines nahen Wasserfalls romantisch klingt, weckt dieses Geräusch auch meine Ängste. Also, ja, ich beschloss, auf das Tageslicht zu warten, denn von dem Freund meines Vaters fehlte jede Spur. Gerade eben habe ich den SUV von innen verriegelt und hoffe nun, dass ich wenigstens auf dem Autositz ein wenig schlafen kann. Für jetzt heißt es: Licht aus und gute Nacht. Jess, du bist und bleibst meine beste Freundin! Danke für alles!
Tagebucheintrag Ende
Ich schlage das Tagebuch zu, das ich extra für Jessy schreibe, und schaue durch die Windschutzscheibe. Eine Nacht im Auto in der norwegischen Wildnis liegt vor mir. Das war definitiv nicht Teil meines Plans. Verdammte Londoner Innenstadt, blöder verpasster Flug und ärgerliche technische Probleme am Flughafen! Es scheint, als hätte das Universum beschlossen, dass meine Reise nicht reibungslos verlaufen sollte. Dann beginnt es auch noch heftig zu regnen. Während das Wasser auf die Windschutzscheibe prasselt, denke ich darüber nach, was mir in der norwegischen Wildnis alles begegnen könnte – Bären, Trolle, Wikinger und was sich sonst noch so da draußen herumtreibt.
Ich schnalle mich sicherheitshalber an, denn ich gehöre zu den nur drei Prozent der Erwachsenen, die unter Somnambulismus, also Schlafwandeln, leiden. Die Abenteuer, die ich auf meinen nächtlichen Streifzügen erlebe, sind oft skurril. Obwohl ich während des Schlafwandelns nichts davon merke, sind die Spuren am nächsten Morgen meist unübersehbar: eine blitzsaubere Wohnung, ein geplünderter Kühlschrank oder Verwirrung beim Aufwachen, weil ich nicht im Bett liege – das sind noch die harmloseren Szenarien. So lustig es klingt, Schlafwandeln kann auch gefährlich werden, vor allem wenn ich im Schlaf Türen und Fenster öffne.
Ich ziehe den Gurt fester und hoffe, nicht völlig orientierungslos irgendwo im Wald aufzuwachen.
Der Wind pfeift um das Auto und bringt die Blätter zum Tanzen, während die Kälte durch die Scheiben dringt und mich zittern lässt. Der Wald ist finster, und nur das schwache Licht meines Handys durchbricht die Dunkelheit.
Ich lege meine Stirn auf das Lenkrad und lausche dem leisen Trommeln des Regens auf dem Autodach. In meinem Herzen tobt ein Sturm, der weit heftiger ist als das Wetter draußen. Tränen laufen meine Wangen hinunter und ich fühle mich kleiner als jemals zuvor. Die Leere, die mein Vater hinterlassen hat, fühlt sich an wie ein bodenloses Loch, das mich zu verschlingen droht.
»Papa«, flüstere ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch. »Warum hast du mich allein gelassen?«
Der Regen wird stärker, prasselt nun heftig gegen die Scheiben und verstärkt die Dunkelheit um mich herum. Ich spüre die Kälte, die von außen ins Innere dringt, doch die Kälte in meinem Herzen ist viel eisiger. Die Erinnerungen an die gemeinsamen Zeiten mit meinem Vater blitzen vor meinem inneren Auge auf - seine warme Umarmung, sein Lachen, die Art, wie er mich immer wieder zum Lächeln brachte, egal wie schlecht es mir ging.
Ich hebe den Kopf und sehe hinaus in die Nacht. Der Wald und der Nebel verschmelzen zu einer Masse, die alles verschlingt, was sich ihr nähert. Ich kann die Feuchtigkeit riechen, den erdigen Duft des Bodens, vermischt mit dem herben Aroma von Tannennadeln. Es erinnert mich an die Wochenendausflüge mit meinem Vater, als wir gemeinsam durch Wälder streiften und er mir Geschichten erzählte - von mutigen Helden, furchterregenden Monstern und verborgenen Schätzen.
Doch jetzt ist er nicht mehr da, um mich aufzumuntern, um mich in seine Arme zu schließen und mir zu sagen, dass alles gut werden wird. Ein Schluchzen entweicht meiner Kehle, und ich krümme mich zusammen, die Arme schützend um mich geschlungen, als könnte ich mich so vor der schmerzhaften Realität schützen.
Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wo mein Vater jetzt wohl ist. Ob er mir zusieht, von irgendwo da oben, im Himmel?
»Papa, ich vermisse dich so sehr«, weine ich, meine Stimme brüchig und voller Verzweiflung. Die Worte klingen hohl in der stillen, kalten Nacht.
Der Regen prasselt weiter, und ich spüre die Tränen erneut aufsteigen. In diesem Moment bin ich ein kleines, verlorenes Mädchen, allein in einem großen, finsteren Wald, ohne den Schutz und die Liebe meines Vaters.
Doch tief in mir weiß ich, dass ich weitermachen muss. Mein Vater hätte nicht gewollt, dass ich in meiner Trauer ertrinke. Er hat in seiner letzten Botschaft an mich gesagt, dass ich stark sein muss, dass ich seinen Hinweisen folgen soll, um Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden.
Ich atme tief ein und richte mich auf. Die Tränen versiegen langsam, und ein Funken Entschlossenheit kehrt zurück. »Ich werde dich stolz machen, Papa«, flüstere ich in die Dunkelheit, meine Stimme jetzt fester. »Ich werde tun, was du von mir verlangst.«
Die Dunkelheit um mich herum scheint weniger bedrohlich, der Wald weniger finster. Ich weiß, dass mein Weg nicht einfach sein wird, aber ich bin bereit, ihn zu gehen. Für meinen Vater. Für mich. Und für das Leben, das vor mir liegt.
Das leise Trommeln des Regens wiegt mich schließlich in den Schlaf. Irgendwann gelingt es mir, die Augen für eine unbestimmte Zeit zu schließen und wegzudämmern.
Der Wolf
Ein lauter Schrei reißt mich aus einem Albtraum. Die Testamentseröffnung liegt genau zwei Tage zurück, und mein Erbe hat mich geradewegs an diesen Ort geführt – mitten in die norwegische Wildnis.
»War das gerade das Heulen eines Wolfes? Oh, fantastisch! Genau das, was ich brauche – eine spontane Begegnung mit der Tierwelt in einem nebelverhangenen Wald.« Ich schaue mich um und sehe förmlich die Kulisse für einen Werwolf-Film vor mir. »Großartig, Shay, einfach großartig!«
Der dichte Nebel hängt links von mir wie ein schlecht gemachter Spezialeffekt zwischen den Bäumen und ich fühle mich wie in einem Low-Budget-Horrorfilm. Wenigstens wird es langsam heller. Ich muss wohl etwas tiefer geschlafen haben als geplant. »Nicht schlecht, Shay, wenn du schon von Wolfsgeheul geweckt wirst, dann auf jeden Fall mit Stil, oder?«
Vorsichtig taste ich meinen steifen Nacken ab, der sich anfühlt, als hätte er die ganze Nacht auf einem Autositz verbracht. »Danke, Autositz, für diese ergonomische Meisterleistung!«
Ein riesiger Schatten huscht plötzlich am Auto vorbei und lässt meinen Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen. Ein wildes Tier? Sofort überprüfe ich, ob die Autotüren verschlossen sind, und überlege fieberhaft, wo zum Teufel ich den Autoschlüssel hingelegt habe. Panisch durchwühle ich das Chaos auf dem Beifahrersitz, in der Hoffnung, den verdammten Schlüssel zu finden. Da sehe ich ihn, einsam im Fußraum liegend. Mit einem kurzen Stoßgebet bücke ich mich, greife nach dem Schlüssel, und genau in diesem Moment rumpelt es. Das Auto wackelt wie bei einem Erdbeben.
»Was zur Hölle?« Ich richte mich auf und starre in zwei leuchtend blaue Augen, die mich durch die Windschutzscheibe anstarren. Ein riesiger Wolf hängt halb auf der Motorhaube und hat seine Beute im Visier. Mich!
Mein Körper wird in den Sitz gepresst, als säße ich in einer verdammt schnellen Rakete, die gerade gezündet wurde. Doch in Wirklichkeit sind es nur meine eigenen verkrampften Muskeln, die sich dieser unerwarteten Begegnung widersetzen, denn der SUV steht unverändert auf dem Parkplatz am Rande der Lichtung.
»Hey, hallo Wolf. Du bist doch ein netter Kerl, oder?«, flüstere ich und keuche, als wäre ich in der Geburtsvorbereitung. Der Wolf ist riesig und sieht mich weiter durchdringend an, während ich verzweifelt versuche, meine Nerven in den Griff zu bekommen.
Stattdessen verkrampfe ich mich weiter - als ob das überhaupt möglich wäre. Meine rechte Wade spielt verrückt, als wäre sie plötzlich ein eigenständiges Wesen mit eigener Agenda. Und selbstverständlich habe ich keinen Platz, um das Bein vernünftig durchzustrecken. Das wäre viel zu einfach gewesen. Ich liege im Autositz, zucke und wimmere vor Schmerzen. Die Tränen, die sich langsam in meinen Augen sammeln, sind natürlich das Tüpfelchen auf dem i.
Der Wolf sieht mir zu, wie ich versuche, diesen Muskelkrampf zu überleben. Es fehlt nur noch, dass er sich Popcorn ins Maul schiebt und das Spektakel im Inneren des Geländewagens in vollen Zügen genießt. Vielleicht ist genau das seine Masche: den Opfern so viel Angst einzujagen, dass sie ihren eigenen Muskelkrämpfen erliegen. Ich schreie um Hilfe und stoße eine Reihe von nicht ganz jugendfreien Schimpfwörtern aus, bis der Krampf endlich nachlässt.
Der Wolf steht nun auf der Motorhaube und schaut mich amüsiert an. Das Tier ist riesig und ich frage mich: »Kann ein Wolf überhaupt amüsiert gucken?« Wahrscheinlich denkt er, er hätte das lustigste Comedy-Opfer aller Zeiten vor sich, bereit, von ihm gefressen zu werden. Ich drücke geistesgegenwärtig auf die Hupe. Plötzlich springt er wie von der Tarantel gestochen vom Auto und verschwindet im Nebel. »Na, wer ist hier der Boss?« Trotz meiner kleinen Siegesfeier überkommt mich sofort Panik und ich suche wie wild alles durch die Fenster ab. Wo zum Teufel ist er hin?
Ich starte den Motor und schalte das Licht ein. Da steht er, direkt vor dem SUV. Seine blauen Augen leuchten, und ich beginne nachzudenken. Ich schnappe mir mein Handy und suche nach Bildern von Wölfen oder wolfsähnlichen Hunden. Das Ergebnis ist überraschend. Das Tier vor dem Auto sieht einem Wolf zum Verwechseln ähnlich, aber es ist ein irischer Wolfshund, eine der größten Hunderassen der Welt!
Zum Glück gibt es das Internet, denn während ich weiterlese, beruhigt sich mein aufgeregtes Herz.
Im Mittelalter jagten die Menschen mit Wolfshunden Bären! Aber heute sind diese großen Fellnasen einfach die besten Freunde der Familie. Trotz ihrer Größe sind sie laut Internet total lieb und verschmust. Sie gehören zwar zur Familie der Windhunde, liegen aber am liebsten gemütlich auf dem Sofa und kuscheln mit ihrem Herrchen. Dabei vergessen sie gerne, dass sie riesig sind und kein Schoßhündchen. Manchmal richten sie mehr Chaos an als nur umkippende Vasen – wer weiß, vielleicht bringt ihre etwas tollpatschige Art auch mal ein Familienmitglied oder einen Geländewagen ins Wanken. Aber im Grunde sind sie einfach süße Riesen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Zeit mit ihrem besten Freund, ihrem Herrchen, zu verbringen. Ich betrachte den blauäugigen Wolfshund, und es macht Klick in meinem Kopf.
Fahre die Straße bergauf, bis der Wald sich lichtet. Warte auf »The best friend«! Er wird dir den Pfad in die Dunkelheit weisen. Betrete das Unbekannte und folge dem Weg bis zum Ende.
»Bist du mein Hinweis? Bist du mit »The best friend« gemeint?«, flüstere ich, als könnte er mich hören. Der Wolfshund scheint von meiner Schlussfolgerung unbeeindruckt zu sein, wendet sich ab und trottet in gemächlichem Tempo davon.
»Okay, mein blauäugiger Freund, ich hoffe, ich irre mich nicht«, murmele ich, drücke das Gaspedal leicht durch, und der Geländewagen rollt an. Langsam fahre ich am Rand der Lichtung entlang. Der riesige Hund vor mir gibt keine klaren Anweisungen, aber seine ruhige Entschlossenheit lässt mich glauben, das Richtige zu tun.
Ich setze meinen Schleichweg fort und schließlich bleibt er vor einem Pfad stehen, der in den dunklen Wald führt. Das muss er sein! Der geheime VIP-Eingang? Und ich scheine bereit zu sein, mit dem Auto weiterzufahren.
Er wird dir den Pfad in die Dunkelheit weisen. Betrete das Unbekannte, ...
Vorsichtig lenke ich den Geländewagen und biege vom Parkplatz in den Wald ein. Im Rückspiegel sehe ich, dass der Wolfshund stehengeblieben ist und mir hinterherschaut. Er wird immer kleiner, je weiter ich in den Wald fahre, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Nun, was ist der nächste Hinweis meines Vaters?
... betrete das Unbekannte und folge dem Weg bis zum Ende.
Das klingt einfach. Während ich weiterfahre, frage ich mich: »Papa, was hast du mit mir vor? Meine Schwestern und Mutter bekommen das ganze Erbe, die Firma und das Vermögen. Und ich?«
Die Filmdose
Während mein Unterbewusstsein den Geländewagen durch den Wald lenkt, wandere ich in Gedanken zurück zur Testamentseröffnung.
Erinnerungen
Im Büro des Notars spürte ich nur Leere. Ich war enterbt worden, während meine Schwestern und meine Mutter alles bekommen hatten. Es war, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen und mich im Nirgendwo zurückgelassen.
»Die jüngste Tochter, Shay Bellamy, wird in dem Testament nicht berücksichtigt. Sie wird aufgefordert, ihren Besitz innerhalb einer Woche nach Verkündung dieses Testaments an Victoria Bellamy zurückzugeben. Als einziges Erbe erhält Shay Bellamy diesen Umschlag.« Der Notar sah mich an und erklärte sachlich: »Gemäß den im Testament festgehaltenen Bestimmungen dürfen Sie den Umschlag erst dann öffnen, wenn Sie sich in einer privaten Atmosphäre befinden.«
Das Gefühl?! Es war wie damals, als ich in der Passagiermaschine über dem Atlantik saß, auf dem Weg nach Florida. Ein Luftloch hatte die Maschine hunderte Meter in die Tiefe sinken lassen. Passagiere schrien, Gepäckfächer öffneten sich von selbst und Handtaschen und Rucksäcke flogen heraus. Alle dachten, das war’s. Das Leben würde gleich zu Ende sein, wie bei Papa, dem genau das passiert war. Aber ich saß nur in meinem Sitz und starrte ins Leere. Kein Schreien, kaum Gefühle. Keine Angst, keine Wut, keine Fragen. Nicht einmal ein Gedanke, nur dieser Schockzustand. Das Flugzeug fing sich und beruhigte sich, im Gegensatz zu den Passagieren, die dem Nervenzusammenbruch nahe waren. Es waren vielleicht nur Sekunden, aber für mich schien die Zeit stillzustehen. Genauso erging es mir auch, als der Notar mir mitteilte, dass mein Vater mich enterbt hatte. Ich war einfach nur geschockt.
Mir war sofort klar, dass diese Enterbung wie ein kleiner Tod war. Ein Teil von mir war in diesem Augenblick gestorben. Der Teil, der sich im Familienvermögen geborgen gefühlt hatte.
»Miss Bellamy?«, fragte der Notar.
»Bitte was?«
»Geht es ihnen gut?«
»Fuck! Nein! Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn Ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen werden würde?«, schrie ich ihn in meinen Gedanken an. Aber meine Lippen blieben geschlossen, stattdessen kullerte eine Träne über meine Wangen.
»Sie können natürlich Ihren Pflichtanteil einfordern, aber vielleicht wolle Sie erste einmal sehen, was Ihnen Ihr Vater hinterlassen hat«, sagte er, zog einen braunen Umschlag hervor und legte ihn vorsichtig vor sich auf den Tisch.
Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, während ich versuchte, den Sinn dahinter zu verstehen. Was könnte in diesem Umschlag sein? Und warum durfte ich ihn nur privat öffnen? Ich stand auf, nahm den Umschlag und riss ihn sofort auf, sehr zum Entsetzen meiner Mutter und des Notars. Meine Schwestern hingegen schienen neugierig zu sein. Im Umschlag befand sich eine alte Filmdose. Meine Mutter schaute mich immer noch mit großen, verständnislosen Augen an, während ich die schwarze Plastikdose betrachtete. Sie sah aus wie aus einer Zeit, in der es noch keine Digitalfotografie gab.
Was könnte auf diesem Film sein? Ich fragte mich, ob das die Antwort auf die vielen Fragen war, die seit der Testamentseröffnung in meinem Kopf herumschwirrten.
Eine Filmdose? Was könnte da wohl drin sein? Eine Schatzkarte? Papas geheime Liebesbriefe? Oder vielleicht das legendäre Familienrezept für Tante Marthas berühmten Apfelkuchen?
Isabella und Penelope platzten vor Neugier, als wären sie plötzlich die Enterbten und nicht ich.
»Mein Gott«, dachte ich mir, »wie egoistisch und geldgierig können die beiden eigentlich sein?« Ein Ekelgefühl erfasste mich, als ich die ungestillte Neugier meiner Schwestern sah. Es war fast so, als würden sie auf den nächsten Jackpot warten und dabei vergessen, dass sie den Hauptgewinn bereits abgeräumt hatten. Als hätte ich ihnen gerade das letzte Stück Kuchen weggenommen, obwohl sie doch eben eine ganze Kuchenfabrik geerbt hatten.
Doch dann, wie aus dem Nichts, spürte ich den Blick meiner Mutter im Nacken. Ich drehte mich zu ihr um, und ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Auch sie hatte ein Problem damit, dass Papa mir doch etwas hinterlassen hatte. Ihr Mienenspiel verriet mir, dass sie keine Ahnung hatte, dass sich in dem Umschlag eine kleine schwarze Filmdose befand.
Dann warf sie mir diesen »Oh, mein armes Kind«-Blick zu, den nur Mütter perfektionieren können. Ich versuchte cool zu bleiben obwohl ich hätte schreien können oder wegrennen oder, oder, oder. Aber ich hielt das aus. Und warum? Weil ich Papa kannte. Er hatte immer seinen eigenen Kopf und tat nie etwas ohne Grund. Ganz ehrlich, warum sollte ich wie ein bockiges Kind reagieren, meinen Anwalt anrufen und den Pflichtanteil einfordern? Papa hatte seine Gründe und ich vertraute ihm. Also wünschte ich Isabella und Penelope im Stillen viel Glück mit ihrem Geldregen - ich hatte Papas Filmdose!
Mit einer Stimme, die klang, als würde er gerade die Lottozahlen der vergangenen Woche verkünden, sagte der Notar: »Dies ist der letzte Wille von William Bellamy.«
Als wir den stickigen Raum verließen und von der Frau in Weiß zum Ausgang geführt wurden, hakte sich meine Mutter bei mir unter.
»Du musst sehr enttäuscht sein«, sagte sie mitfühlend.
Ich winkte ab. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es ihr nicht wirklich um mich ging. Das Ganze schien eher ein geschickter Schachzug zu sein, um herauszufinden, was sich in dem geheimnisvollen braunen Umschlag verbarg.
»Mutter, manchmal geht es um mehr als nur um Kohle«, brachte ich überzeugend hervor, schluckte aber schwer. Ich stand vor dem finanziellen Nichts! Ihre Augenbrauen wanderten nach oben, und dann, als wäre meine Aussage der letzte Akt eines Dramas, löste sie ihren Arm von meinem und trennte die körperliche Verbindung. Die plötzliche Kälte war mit Händen zu greifen.
»Machen wir uns nichts vor. Du weißt genau, dass ich nicht in einer Welt zu Hause bin, in der Firmen aufgekauft, zerschlagen und die Einzelteile teuer weiterverkauft werden. Ich habe nie verstanden, wie Papa zu so etwas fähig sein konnte. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht, warum er das getan hat«, konfrontierte ich sie, als wäre ich in einer Szene eines Familienepos und meine Worte die explosiven Dialoge vor dem großen Showdown. Ich erwartete einen Schlagabtausch zwischen meiner Mutter, der eiskalten Geschäftsfrau, und mir, ihrer verwöhnten und etwas rebellischen Tochter, die die Geschäftswelt für einen Zirkus hielt.
Sie blieb stehen und sah mich mit schmalen Augen an. Die Luft um uns schien förmlich zu knistern.
»Du verstehst nichts, Shay«, zischte sie schließlich. Ihre Stimme war leise, aber schneidend. »Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen.«
In diesem Moment ahnte ich schon, dass sie genau wusste, warum Papa sich auf diesen Unsinn eingelassen hatte und nicht einfach einen sinnvolleren Berufsweg eingeschlagen hatte. Ich hörte förmlich, wie ihr Gehirn die Gedanken sortierte: »Warum hatte ihre Tochter, ich, dieser seltsame Apfel im Stammbaum, so komische Vorstellungen von einem erfüllten Leben?« In diesem Moment erschien ein großes Fragezeichen über ihrem Kopf, wie in Comics, wenn jemand vor einem Rätsel stand.
Ein kurzer Moment des Schweigens breitete sich zwischen uns aus, und für einen flüchtigen Augenblick hoffte ich naiv, dass sie mir endlich die Wahrheit sagen würde. Dass sie mir erklären würde, warum mein Vater, der auf der einen Seite eine Stiftung gründete, um Menschen mit einer seltenen Autoimmunerkrankung zu helfen, sich auf der anderen Seite in der Firma verhielt, als hätte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.
Warum hatte Papa dieses Haifisch-Imperium aufgebaut? Mit beachtlichem Erfolg, das musste man ihm lassen. Er hatte sein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut. Er war erfolgreich, aber er war trotzdem einer der Guten, davon war ich überzeugt.
Wir verließen die Kanzlei und traten auf die breite Treppe hinaus, unter uns pulsierte die geschäftige Londoner Innenstadt. Ein Meer von Autos, Bussen und Menschen bewegte sich in alle Richtungen, während der Lärm der Stadt an unsere Ohren drang. Die berühmten roten Doppeldeckerbusse schlängelten sich durch den Verkehr, und Wolkenkratzer ragten majestätisch in den Himmel. Meine Schwestern gesellten sich zu uns. Vielleicht hatten sie Angst, dass meine Mutter mir doch noch einen Teil des Vermögens versprach.
»Ich passe nicht in die Firma. Das wäre wie ein Veganer im Steakhaus! Papa hatte seine Gründe, warum er nicht wollte, dass ich kleine Familienunternehmen aufkaufe, wie eine Zitrone auspresse und dann gewinnbringend verkaufe.« Ich warf meinen Schwestern einen vielsagenden Blick zu. »Und stell dir vor, ich müsste Leute entlassen. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich meine Zimmerpflanze zu lange allein lasse ... ganz zu schweigen von Menschen, die Miete zahlen müssen und so. Das ist so, als würde man in der Antarktis einen Kühlschrank verkaufen. Irgendwie sinnlos und völlig überflüssig.«
Isabella zog eine Augenbraue hoch, und ich sah, wie ihre innere Boxerin die Handschuhe überstreifte, bereit, mit Worten kräftig zuzuschlagen.
»Soll das eine Anspielung sein?«, fragte sie gefährlich ruhig.
»Nein, ganz und gar nicht. So läuft das Geschäft. Ich sage ja nur, dass es nichts für mich ist«, verteidigte ich mich und ging ein paar Schritte weiter in Richtung Bürgersteig.
»Aber Papas Geld ausgeben, darin warst du schon immer groß«, entgegnete Penelope, die ein paar Stufen über mir stand und mich von oben bis unten musterte. Bevor es zu einer epischen Schwesternschlacht mit Haareziehen und Tritten gegen die Schienbeine kam, ging meine Mutter dazwischen. Aber Isabella und Penelope ließen sich nicht so leicht aufhalten. Ich konnte förmlich das Klirren der Schwerter in der Luft hören – oder war es nur das Klappern unserer bissigen Kommentare oder das Getöse der Autos und Menschen auf der Straße? »Es war meine eigene Schuld. Ich hatte ihnen die Vorlage geliefert«, dachte ich.
»Du vergeudetest alles für Mode und Partys! Das ist der wahre Grund, warum du enterbt wurdest. Papa wollte nicht, dass du ein Risiko für die Firma darstellst«, fauchte Isabella, als wäre ich persönlich für die Weltwirtschaftskrise verantwortlich.
»Ruhe jetzt!«, schlichtete unsere Mutter, die mit ausgebreiteten Armen zwischen uns stand. Es war, als wollte sie eine unsichtbare Wand errichten, um den Konflikt zu stoppen, bevor er außer Kontrolle geriet.
»Papa hat alles richtig gemacht!«, schoss Penelope weiter wie die ungeschlagene Königin der Nachtretenmeisterschaften. Ich fragte mich, ob meine Schwestern ein Handbuch für effektives Streiten gelesen hatten oder ob das genetisch bedingt war.
»Penelope!« Mutters Stimme war scharf wie eine Klinge, bereit, jeden Familienstreit zu zerschneiden. Doch Penelope ließ nicht locker.
»Es ist doch so offensichtlich. Schau dir das Partygirl an! In ihrem Alter war ich schon mit dem Studium fertig, und sie hat noch nicht mal angefangen. Sie weiß noch nicht einmal, was sie machen will. Sie glaubt wohl, dass sie keinen Abschluss braucht, weil sie die Kunst des Partylebens perfektioniert hat«, zickte sie. »Aber damit ist jetzt Schluss. Der Geldhahn wurde gerade zugedreht.«
Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg, doch bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Mutter erneut dazwischen: »Penelope, das reicht jetzt!« Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu, und für einen Moment herrschte Stille. Ich fragte mich, ob meine Schwestern irgendwann verstehen würden, dass mein Leben nicht in ihre engen Vorstellungen passte.
Ich ließ meinen Blick traurig zu Boden sinken. Verdammt, vielleicht hatte sie doch recht. Ich blickte auf und starrte in den Himmel. In diesem Moment schien er sich zu verdunkeln, und mein Blick fiel auf den Gargoyle, der auf dem Dach der Anwaltskanzlei thronte. Ich hätte schwören können, dass er seinen steinernen Kopf zu mir herabbeugte und mich mit seinem breiten Grinsen verhöhnte.
Plötzlich dachte ich an die Firma, an die seltenen Meetings, an denen ich zu Übungszwecken teilnehmen durfte. Wenn ich dort zwischen den Anzugträgern saß, dachte ich oft mehr über den nächtlichen Technobeat nach als über Geschäftsstrategien. Wer brauchte schon Excel, wenn man nachts auf einem verlassenen Fabrikgelände tanzen konnte?
Aber als Penelope mich mit meinem Lebensstil konfrontierte, fragte ich mich, ob das Feiern und die Partys wirklich der klügste Ansatz gewesen war. Ich hatte mehr Zeit damit verbracht, mich mit Freunden zu amüsieren, als die Ärmel hochzukrempeln und mich in der Firma oder Papas Stiftung zu engagieren. Während meine Schwestern ihr Studium in Betriebswirtschaft und Jura absolviert hatten, hatte ich keine Ahnung, ob ich überhaupt studieren wollte. Während ich abends auf dem Dach eines Clubs saß und den Sonnenuntergang genoss, wurden anderswo Überstunden gemacht und lebenswichtige Entscheidungen getroffen.
Ich hatte zwei Gesichter. In der Öffentlichkeit versteckte ich mich hinter einer Fassade aus Designerklamotten und nachts war ich die Anarchistin in zerrissenen Jeans. Vielleicht hätte mein Engagement in den kleinen Familienbetrieben, die wir aufgekauft hatten, den einen oder anderen Arbeitsplatz retten können. Immerhin hatte ich mich kürzlich entschlossen, Stammzellen zu spenden. Eine Entscheidung, die ich nicht leichtfertig getroffen hatte. Die Spende von Stammzellen war kein Spaziergang im Park; es war ein ziemlicher Eingriff. Sie verwendeten dafür Knochenmark, das aus dem Becken entnommen wurde. Die Vorstellung, eine riesige Nadel in meinen Knochen zu haben, war ziemlich abschreckend. Wochenlang hatte ich hin- und herüberlegt, bevor ich den Mut aufbrachte, mich endgültig dafür zu entscheiden. Aber schließlich ging es um mehr als nur um meinen Körper - es ging darum, jemandem eine zweite Chance auf Leben zu schenken. Vielleicht konnte ich damit einen aktiven Beitrag zur Stiftung meines Vaters für Autoimmunerkrankungen leisten. Eventuell hatte ich es aber auch nur getan, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Ja, ich gebe es zu: Feiern war meine Therapie, mein Safe Space, um der Realität der Schönen und Reichen zu entfliehen.
»Du glaubst immer noch, dass ein schillerndes Kleid und ein paar Martinis alle Probleme der Welt lösen können«, fauchte Penelope. Ich riss mich vom Anblick des Gargoyles los und war kurz davor, ihr eine zu verpassen, aber ich zügelte mein Temperament. Sie hatte ja keine Ahnung, wer ich wirklich war. Mit dieser mysteriösen Filmdose in dem braunen Umschlag fragte ich mich plötzlich, was das alles sollte: Papa, was willst du mir damit sagen?
Da stand ich nun, mitten im Londoner Trubel, den braunen Umschlag wie ein geheimnisvolles Rätsel in der Hand. Meine Augen glänzten verdächtig feucht. Meine Schwestern mochten die nächste Generation abgeklärter Geschäftsfrauen sein, aber sie hatten einen Nerv getroffen.
Ich hatte mich immer mehr für die nächste Partylocation interessiert als für das Familienunternehmen. Klar, wir waren die Haie, die kleine Unternehmen schluckten wie andere Pringles-Chips. Aber es musste doch Jobs mit mehr Herz und Seele geben, oder? Vielleicht hätte ich als Anwältin eingreifen oder als Beraterin das Familienunternehmen etwas menschlicher gestalten können? Doch dafür schien es zu spät. Ich war raus!
Meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken und fragte besorgt: »Und, hast du schon Pläne?« Gelassen zuckte ich mit den Schultern und sagte: »Erst mal werde ich die Stadtwohnung ausräumen und den SUV gemütlich in der heimischen Garage parken.« Die unausgesprochene Frage hing in der Luft – die Frage, ob ich ins Elternhaus zurückkehren durfte.
»Shay, wenn du willst, kannst du gerne...«, begann meine Mutter, doch ich fiel ihr direkt ins Wort: »Ich ziehe für eine Weile zu Jessy und suche mir einen Job.« In den Augen meiner Mutter blitzten ein wenig Mitleid und auch Stolz auf. Doch meine Schwestern konnten sich ein Lachen nicht verkneifen.
»Einen Job? Vielleicht in einer Bar? Höchstens als Go-go-Tänzerin«, flüsterten sie, aber keine ihrer gehässigen Bemerkungen entging meinen aufmerksamen Ohren.
»Shay, lass dich nicht unterkriegen«, meinte meine Mutter, während wir zum Auto schlenderten. Sie hob den Arm, um ihn mir um die Schulter zu legen, zögerte dann aber und ließ ihn wieder sinken. Ich lächelte sie an und dachte: »Niemals!«
Im Wald
Zurück im Hier und Jetzt
Die Scheinwerfer des SUVs durchbrechen die Dunkelheit des Waldes, und jedes Mal, wenn große Schatten hinter den Bäumen auftauchen, denke ich, es ist wieder der blauäugige Wolfshund. Dabei habe ich ihn seit der Lichtung nicht mehr gesehen. Und diese Äste? Im Ernst, es ist, als würden sie ein kleines Spiel namens »Ärgere den SUV« spielen.
»Hallo? Ein Auto ist doch kein Kratzbaum! Papa, ist dir klar, dass ich das alles für dich mache? Dass ich dir hier deinen letzten Wunsch erfülle. Himmel, diese Tränen!« Ich wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht. Ehrlich, ich wusste gar nicht, dass ich solche Wasserreserven hatte.
»Papa, Mann, ich vermisse dich!«, rufe ich. Wenn das mit den Tränen so weitergeht, werde ich bald eine Taucherbrille und einen Schnorchel benötigen. Ich klammere mich mit den Händen am Lenkrad fest und frage mich, wie weit ich noch in diesen Wald hineinfahren will.
Der Waldweg wird immer schmaler und plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Wenn es keinen Platz zum Wenden gibt, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als die ganze Strecke rückwärts zu fahren. Das wäre eine Katastrophe. Ich bin definitiv nicht die Königin des Rückwärtsfahrens. »Vielleicht sollte ich mich einfach immer weiter vorwärts durchkämpfen«, überlege ich.
Außerdem ist es stockdunkel im Wald. Kein Wunder. Ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz nach sechs Uhr. Plötzlich beschließt mein Geländewagen, einen kleinen Schlenker zu machen. Komisch, bei dem Tempo könnte ich auch nebenher joggen.
Ich halte sicherheitshalber mitten im Nirgendwo an. Etwa fünfzehn Meter entfernt entdecke ich auf der Straße viele Spuren, die aus dem Wald kommen und wieder darin verschwinden. Was zum Teufel sind das für Spuren? Mein Gehirn beginnt sofort zu rasen: »Norwegen? Trolle? Bären? Wilde Bestien? Wölfe!?« Hat mich der Wolfshund in eine Falle gelockt?! Wird gleich ein ganzes Wolfsrudel zwischen den Bäumen hervorkommen und den SUV zerlegen? Verdammt, sind Wölfe wirklich so schlau in ihren Jagdstrategien?
Ich bekomme ein aufgeregtes Kribbeln in der Magengegend. Wie dieses Gefühl, wenn man kurz vor einer Prüfung steht und sich nicht sicher ist, ob man für den richtigen Test gelernt hat. »Navi?« Das Navi sagt: »Keine Straße für dich, Schatz.« Na toll. Als hätte mein Auto nicht schon genug Drama, will das Navi auch noch seinen eigenen Auftritt.
Ich zücke mein Smartphone für eine Notiz, die ich später in mein Tagebuch schreiben will: »Also zusammengefasst: Hier bin ich und habe eine Scheißangst davor, von Wölfen gefressen zu werden. Mitten in Norwegen, mit einem SUV, der Angst vor Schlamm hat und einem Navi, das gerade Urlaub macht. Jessy, was kann da schon schiefgehen?«
Ich reiße mich zusammen, lege den ersten Gang ein und fahre vorsichtig in die ungewisse Dunkelheit vor mir. Eine Weile geht es geradeaus, dann kommt eine Kurve. Ich fahre noch langsamer, wenn das überhaupt möglich ist, denn ich will nicht wieder ins Schleudern geraten und meine Reise an einem Baum beenden. Vorsichtig lenke ich ein, ohne zu sehen, was mich dort erwartet. Erst die Scheinwerfer lüften das Geheimnis. Da ist noch mehr Wald! War ja klar! Aber zum Glück kein Wolfsrudel.
Plötzlich übernimmt mein Instinkt die Kontrolle, und ich mache eine Vollbremsung. Trotz der lächerlich geringen Geschwindigkeit gerät der Geländewagen ins Schlingern, stellt sich quer und rutscht bedrohlich auf den Waldrand zu. Doch Gott sei Dank kommt er zum Stehen, bevor es kracht.
Vor dem Auto hängt ein dicker Ast quer über dem Weg! Nach diesem kleinen Herzinfarkt kann ich nur noch sagen: »Danke, ABS! Meinst du das jetzt ernst?«, wende ich mich dann an die Straße, den Wald oder irgendeine höhere Instanz, gegen die ich nichts ausrichten kann. Entsetzt starre ich durch die Windschutzscheibe auf das Hindernis. »Ast« ist eine starke Untertreibung. Ein Baumstamm beugt sich über die Straße, als beanspruche er dort einen reservierten Platz. Seine kräftigen Äste finden Halt im dichten Geäst der umstehenden Bäume. Am unteren Ende des Stammes erkenne ich den riesigen Wurzelballen, der wie ein ausgestreckter Arm in die Erde greift. Dieser Baum scheint dem Wetter zum Opfer gefallen zu sein, von Regen und Sturm herausgerissen und entwurzelt.
Hier ist kein Durchkommen! Zumindest nicht für den SUV.
Meine Finger krallen sich so fest ins Lenkrad, dass die Knöchel weiß hervortreten. Kurz kommt mir der Gedanke, ob das Auto gewinnen würde, wenn ich versuchen würde den Baum mit aller Kraft, die im Motor steckt, wegzuschieben. Da das aber eine wirklich dumme Idee ist, lege ich den Rückwärtsgang ein und gebe Gas. Natürlich drehen die Räder auf dem matschigen Untergrund durch. Das ist, gelinde gesagt, ziemlich sch... schade! Es ist fast so, als würde das Universum sagen: »Du dachtest, das wird einfach? Denk nochmal nach!«
Ich versuche, cool zu bleiben. »Ja, klar, ich bin die tapfere Shay Bellamy, und ein kleiner umgefallener Baumstamm kann mich nicht aufhalten!« Aber innerlich? Um ehrlich zu sein, bin ich ein wenig mitgenommen. Ich senke die Stirn auf das Lenkrad, schließe die Augen und bewege frustriert den Kopf hin und her. Was mache ich hier eigentlich? Die Antwort lautet: Seit zwei Tagen folge ich den Anweisungen aus dem Testament meines verstorbenen Vaters. Ich brauche dringend ein Bett, ein Erfolgserlebnis, den nächsten Hinweis und verdränge die aufkommenden Gefühle. Ich könnte weinen vor Wut, vor Verzweiflung und vor Trauer um mein Vorbild: meinen Papa.
Ich sehe ihn vor mir. Papa, wie er auf seiner himmlischen Wolke sitzt, mit einer Tüte Popcorn in der Hand, wie er mich ansieht und denkt: Oh, Shay, du hast noch so viel zu lernen. Und ich kann mir vorstellen, wie er lächelnd beobachtet, wie ich versuche, diese kleinen Hürden zu überwinden. Der Weg zu diesem Refugium ist wahrlich kein Spaziergang. Es kommt mir vor, als wäre es eine Lebensaufgabe, diesen Ort zu erreichen. Jeder Schritt ist wie eine Prüfung, die mich hoffentlich meinem Ziel näher bringt, aber auch mein Durchhaltevermögen auf die Probe stellt. Ich kann es nicht verhindern, dass meine Gedanken abschweifen.
Hinter der Fassade
Erinnerungen
Der Weg vom Eingang des Notariatsgebäudes zu meiner luxuriösen Wohnung mitten in der Londoner Innenstadt fühlte sich wie eine kleine Reise an. Zuerst betrat ich die elegant eingerichtete Lobby, wo Licht durch riesige Fenster hereinstrahlte und die Wände mit moderner Kunst geschmückt waren. Der Duft von frischen Blumen und teurem Parfüm lag in der Luft, während ich über den polierten Marmorboden ging.
Der Aufzug, ein glänzendes Juwel aus gebürstetem Stahl und Glas, wartete geduldig am Ende der Lobby. Mit einem leisen »Ping« öffneten sich die Türen und luden mich ein, in die Höhe zu schweben. Während ich im Aufzug stand, warf ich einen kurzen Blick durch die transparenten Wände auf die belebten Straßen Londons, bevor ich mit einem weiteren »Ping« in meinem Stockwerk ankam.
Die Wohnungstür wirkte einladend und modern, mit einem eleganten Türklopfer aus glänzendem Messing. Sobald ich die Tür öffnete, umgab mich ein Hauch von Luxus und Komfort. Große Fenster ließen das Tageslicht herein und boten einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Stadt.
Ich kickte meine High Heels in Richtung Sofa, zog mir das aufreizende Designerkleid über den Kopf und ließ es auf dem Weg ins Bad auf dem Parkettboden landen.
Das Badezimmer glich einem kleinen Juwel aus dem Orient. Die Wände waren mit glänzendem Marmor verkleidet, der im sanften Licht der Designerlampen schimmerte. Ein großer, freistehender Spiegel dominierte eine Wand, umrahmt von edlem Holz, und reflektierte jedes Detail meines Äußeren.
Ich trat vor den Spiegel und betrachtete mein Spiegelbild kritisch. Mit geübten Fingern streifte ich das Haarband ab und ließ meine Locken frei. Sofort hüpften sie vor Freude, als ob sie sich über ihre Befreiung freuten, wie immer, wenn ich sie zu besonderen Anlässen bändigen musste. Ich musste lächeln, als ich sah, wie sie sich wild und ungezähmt um mein Gesicht scharten. Meine grünen Augen funkelten lebhaft im Licht. Seufzend begann ich, meinen verspannten Nacken zu massieren.
Plötzlich, als mein Blick im Spiegel herumwanderte, erschrak ich. Hinter mir erschien eine Gestalt – der Geist meines Vaters. Seine Augen, so vertraut und geheimnisvoll zugleich, ruhten auf mir, und für einen Moment erstarrte ich vor Schreck. Dann verschwand die Erscheinung so schnell, wie sie gekommen war, und ich atmete erleichtert aus.
»Okay, Shay, jetzt reiß dich zusammen«, murmelte ich und zwinkerte meinem Spiegelbild zu. Ich fuhr mir mit beiden Händen durch meine wilden Locken, die für die Testamentseröffnung so gezähmt waren wie ein dressierter Zirkuslöwe.
Meine Haare waren die perfekte Metapher für die gesellschaftlichen Fesseln, die ich mir angelegt hatte. Sie waren gestylt, geformt und gebändigt, aber tief in mir spürte ich, dass da mehr war.
Meine Mutter und meine Schwestern waren bei der Testamentseröffnung regelrecht geschockt gewesen, als sie mich in meinem schwarzen Partykleid und den hohen Absätzen gesehen hatten. Da standen sie, alle drei im feinen Zwirn, in ihrem Paralleluniversum namens »Konvention« und betrachteten mich als das schwarze Schaf der Familie. Alle drei, die immer meine Frisur und meine Outfits in Frage stellten, als wären sie die Modepolizei höchstpersönlich.
»Warum musst du immer so provokant aussehen?«, fragten sie mich bei jeder Gelegenheit, wenn ich mal auf den Haarreif verzichtete, und versuchten dann ständig mit entsetztem Blick, meine wilden Locken zu zähmen.
Ich schrubbte die Wimperntusche mein Make-up und den knallroten Lippenstift ab, wusch mein Gesicht mit Seife und tauschte die Maske der enterbten Multimillionärstochter gegen das Aussehen einer normalen 25-Jährigen ein. Ich blinzelte in den Spiegel und betrachtete mein Spiegelbild, das mir nun viel ähnlicher sah. Dann ging ich in den Ankleideraum – diesen schmalen Raum zwischen Bad und Schlafzimmer, der meine eigene kleine Umkleide- und Verwandlungsbühne war.
Der erste Bereich glich einer Hommage an den Glanz und Glamour der Reichen und Schönen. Hier hingen die Kleider fein säuberlich aufgereiht, jedes Stück ein Statement für sich. Von frechen Miniröcken bis zu glitzernden Cocktailkleidern war alles perfekt arrangiert, als warteten sie nur darauf, von den Scheinwerfern des roten Teppichs angestrahlt zu werden.
Doch dann gab es den anderen Bereich, der eher wie das Versteck einer rebellischen Anarchistin aussah. Hier war alles wild und ungezähmt, als ob die Kleidungsstücke ein Eigenleben hätten. Band-Shirts und zerrissene Jeans hingen neben Vintage-Lederjacken und Army-Boots. Es war der Ort, an dem ich mich in meiner wahren, unangepassten Form ausdrücken konnte, fernab von den Erwartungen der Gesellschaft.
Zwischen diesen beiden Welten pendelte ich hin und her, je nachdem, welche Seite meiner Persönlichkeit gerade das Sagen hatte. Manchmal war ich die strahlende Prinzessin auf dem roten Teppich, ein anderes Mal die rebellische Königin der Nacht. Aber egal welche Seite ich nach außen gerade zeigte, in meinem Ankleidezimmer wünschte ich mir, dass ich einfach ich selbst sein konnte, in all meiner Vielfalt und Einzigartigkeit. Das Problem war nur, dass ich manchmal das Gefühl hatte, nicht genau zu wissen, wer ich im Grunde war. Zwischen den funkelnden Kleidern und den zerfetzten Jeans fühlte ich mich wie eine Schauspielerin in meinem eigenen Leben, die sich in verschiedenen Rollen verlor, ohne den Kern ihrer Identität zu finden. Es war, als würde ich mich in einem Labyrinth verirren, während die Frage nach meinem wahren Selbst wie ein Echo in meinem Kopf widerhallte.
Ich schlüpfte in meine bequeme Kleidung, machte mir einen heißen Kakao, schnappte mir eine Tafel Schokolade und ließ mich auf das Sofa fallen. Von hier aus konnte ich über die Dächer Londons blicken und einfach abschalten. Plötzlich leuchtete mein goldenes Smartphone mit einer Nachricht von meiner besten Freundin Jessy auf.
Papas Brief
Erinnerungen
Vor den Panoramafenstern meiner Luxuswohnung entfaltete der Himmel ein tiefrotes und dunkelblaues Farbenspektakel.
»Jessy, weißt du noch, wie wir das erste Mal auf einem verlassenen Fabrikgelände gefeiert haben?« Die Erinnerung an bunte Lichter, stampfende Beats und die Freiheit der Nacht lag wie ein unsichtbarer Schleier zwischen uns. Auf dem Display meines Smartphones lächelte sie mich an, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie dieselbe nostalgische Melodie in ihrem Herzen hörte. Sie schien zu verstehen, was mir durch den Kopf ging.
»Ja, Shay, das war wirklich der Anfang von etwas Magischem. Aber jetzt mal im Klartext: Wie war die Testamentseröffnung?«
Ich atmete tief durch und sagte dann mit einem Anflug von Resignation: »Katastrophal! Ich wurde enterbt!«
Jessys Augen weiteten sich überrascht. »Du wurdest was?«, rief sie aus, sichtlich fassungslos über die Nachricht. Ihre großen Augen sahen aus, als hätte ich gerade das Ende der Welt verkündet.
»Du hast richtig gehört. Ich bin enterbt worden«, erklärte ich mit einem nervösen Lachen. »Mein Vater hat entschieden, dass ich in seinem Erbe nicht berücksichtigt werde. Offiziell wurde ich von der Liste der Begünstigten im Testament gestrichen.«
Jessys Blick drückte eine Mischung aus Schock und Empörung aus.
»Aber warum zum Teufel sollte er das tun?«, hauchte sie ungläubig.
Ich zuckte hilflos mit den Schultern.
»Um ehrlich zu sein verstehe ich es selbst nicht. Ich vermute, es hat etwas mit der Firma zu tun und damit, dass ich nicht dem Bild einer kaltblütigen Geschäftsfrau entspreche.«
Ich wartete. Wo war das unerschütterliche Versprechen, dass sie mir helfen würde, eine gemütliche Wohnung zu finden, einen Job zu bekommen und das Chaos zu sortieren, das sich Leben nennt? Ja, es fühlte sich tatsächlich so an, als ob mein 25-jähriges Doppelleben zwischen schickem High-Society-Leben und nächtlichen Eskapaden auf verlassenen Fabrikgeländen zu Ende gehen würde. Es war an der Zeit, meine Partyflügel einzuklappen und auf dem Boden der Tatsachen zu landen.
»Hey, Shay, das tut mir leid. Aber weißt du, Geld ist nicht alles im Leben. Du schaffst das auch ohne das Vermögen deiner Eltern.«
Da saß ich nun auf meiner Couch, vor dem Abgrund der Eigenverantwortung, und fragte mich, ob ich bereit dafür war. Bereit, die High Heels und Army-Boots gegen normale Schuhe einzutauschen und mir einen Job zu suchen. Wie die meisten Menschen in diesem Land, die nicht das Privileg hatten, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden zu sein. In diesem Moment atmete Jessy hörbar aus.
»Ich bin für dich da. Egal, was du brauchst«, versprach sie mit einer Ernsthaftigkeit, die mir zeigte, wie tief unsere Freundschaft wirklich ging.
Dankbarkeit überkam mich bei ihren aufmunternden Worten.
»Du bist die Beste«, murmelte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Danke! Ich bin froh, dass ich dich habe. Kann ich vielleicht vorübergehend bei dir wohnen, bis ich wieder auf eigenen Beinen stehe?«, wagte ich zu fragen.
»Natürlich, für immer, wenn es sein muss! Und dann bringen wir dich wieder auf die Beine. Arbeit, Wohnung, alles!«
»Danke, du bist wirklich ein Engel.«
»Wann ziehst du bei mir ein?«, fragte Jessy ungeduldig.
»Zuerst brauche ich nur Platz für ein paar Klamotten und die wichtigsten Sachen.«
Jessy schnaubte. »Klamotten und wichtige Sachen? Shay, du bist das Wichtigste!« Dann wurde ihr Ton plötzlich pragmatischer. »Du könntest studieren, nebenbei arbeiten, und um das Geld brauchst du dir jetzt keine Sorgen zu machen. Ich habe genug, das reicht für uns beide. Was grinst du denn so?«
»Ich könnte auch in dem legendären Matratzenlager in der Fabrik meine Zelte aufschlagen.«
»Oh Gott, du meinst das Matratzenlager auf der unglaublichen Technoparty. Puh, da waren wir ganz schön zugedröhnt«, flüsterte Jessy. »Und der legendäre Dreier mit... wie hieß der noch mal?«, überlegte sie.
»Hatte der überhaupt einen Namen?«
Jessy musste lachen.
»Du bist alles, was ich noch habe«, gestand ich Jessy.
»Das sagst du nur, weil wir Sex hatten. Aber im Ernst, wenn du mit einem gewissen Herrn X in so einer, äh, intimen Situation warst, dann ist das schon eine lebenslange Unterhaltsgarantie. Abgesehen davon könntest du auf jeden Fall deinen Pflichtanteil am Erbe einfordern«, zwinkerte sie.
»Jessy, ich werde nicht um einen Platz in der Familiendynastie betteln«, flüsterte ich.
»Hier kommt Shay Bellamy, die Tochter ohne Erbe! So gefällst du mir!«, grinste Jessy.
»Daddy denkt wohl, es ist an der Zeit, dass sein kleines Partygirl lernt, wie das Leben funktioniert!«
»Ich sehe das als seine Art, dich ins kalte Wasser zu werfen und zu sagen: Schwimm, Shay, schwimm!«, kommentierte Jessy.
»Gut, Challenge angenommen! Wenn das der Weg ist, aus dem goldenen Käfig auszubrechen und zu zeigen, dass ich mehr bin als nur die Tochter eines Multimillionärs - dann werde ich es tun! Ich bin bereit für die große Show namens Erwachsenwerden«, verkündete ich mutig und holte die Filmdose hervor, spielte damit in meiner Hand. Eine winzige Gravur mit der Aufschrift PROD-C24-2024 war auf dem Boden der Dose zu sehen, aber ich beachtete sie kaum.
Stattdessen trommelte ich mit dem Finger auf dem Deckel herum. Es war fast so, als würde ich mit einem Trommelwirbel die Bühne für die bevorstehende Enthüllung des Inhalts vorbereiten.
»Was hast du da?«, fragte Jessy, und ich konnte ihre Neugier trotz der Entfernung über das Smartphone spüren.
»Es war nicht ganz richtig, was ich gesagt habe. Ich habe etwas geerbt. Diese Filmdose! Komisch. Beim Notar war ich noch ganz cool und dachte, Papa hat schon das Richtige für mich entschieden. Aber jetzt... Jetzt stehe ich vor dem Nichts bzw. vor einem Neuanfang und fühle mich, als hätte ich die letzten Jahre mit Feiern vergeudet«, murmelte ich und betrachtete die Filmdose.
Jessy schüttelte den Kopf. »Du hast nicht alles vergeudet, Shay. Jeder Moment zählt, auch die wilden und verrückten. Vielleicht ist diese Dose der Schlüssel zu etwas, das du noch nicht verstehst. Lass uns herausfinden, was drin ist.«
»Ja!«, antwortete ich.
Mit leicht zitternden Fingern öffnete ich die Filmdose. Statt Negativen befand sich ein handgeschriebener Brief meines Vaters darin.
»Lies ihn bitte vor«, bettelte Jessy. »Wow, das ist wirklich ein aufregender Moment«, flüsterte sie, während ich den Brief auffaltete. Das Licht der untergehenden Sonne strömte vom Horizont zu mir und tauchte meine Luxuswohnung in ein kitschiges Rot. Die Zeilen des Briefes waren in der unverwechselbaren, fast zerbrechlich wirkenden Handschrift meines Vaters geschrieben. Ich begann zu lesen:
Liebe Shay,
wenn Du dies liest, bin ich nicht mehr in Deiner Welt. Möglicherweise kämpfst Du gerade mit einer Flut von Gefühlen – Enttäuschung, Wut oder Trauer.
Lass mich Dir versichern, dass Du für mich mehr bist als Worte je ausdrücken könnten. Auch wenn ich es ganz besonders an Deinen Geburtstagen nie wirklich zum Ausdruck bringen konnte, warst Du für mich die Essenz eines erfüllten Lebens.
»Was meint er damit? Was hat er in deiner Gegenwart nie wirklich sagen können? Meint er diese Traurigkeit, von der du mir erzählt hast?«, fragte Jessy. Ich nickte, und wieder stiegen mir die Tränen in die Augen.
»Meine Geburtstage waren der Horror für ihn.«
»Schlimmer noch als dein fehlendes Taktgefühl. Ich erinnere mich noch an diese Trommel.«
»Oh Gott, die Trommel«, lachte ich. »Ich denke, da steckt etwas anderes dahinter. Als ich mich entschloss, Stammzellen für seine Stiftung zu spenden, war das eine echte Überwindung für mich.«
»Kann ich mir bei dir denken. War bestimmt eine blutige Angelegenheit. Hast du gekotzt?«
»Nein, aber die Vorstellung, dass mir Knochenmark entnommen wird, ließ mich fast ohnmächtig werden. Aber ich dachte, es würde ihn glücklich und stolz machen. Doch stattdessen erlebte ich seinen traurigsten Moment.«
Während ich Jessy das erzählte, hatte ich die Szene direkt vor Augen. Ich stand im Schatten der alten Eiche, als ich ihn sah. Papa kniete im Gras, die Schultern herabgesunken. Seine Hände gruben sich in die Erde. Tränen strömten über sein Gesicht, während er mit erstickten Schluchzern rang. Er wirkte verloren, wie ein Mann, der gegen Geister kämpfte, die nur er sehen konnte. Sein Weinen war kein leises Wimmern, sondern ein tiefes, herzzerreißendes Schluchzen, das den Garten mit einer traurigen Melodie erfüllte.
Sein Gesicht, das sonst so lebendig war, erschien plötzlich so müde und gezeichnet. Als er mich bemerkte, versuchte er, die Tränen schnell wegzuwischen. Sein Lächeln war schwach und erreichte nicht seine Augen. Er sah mich an und sagte leise: »Shay, ich bin so stolz auf dich.« Aber seine Stimme verriet ihn. Sie war brüchig und voller Schmerz. Ich wusste, dass es nicht die Stammzellenspende und die Sorge um mich war, die ihn so traurig machte, sondern etwas Tieferes, etwas, das ich nicht ganz begreifen konnte. Vielleicht erinnerte es ihn an die eigene Vergänglichkeit oder an die vielen Menschen, denen er nicht mehr helfen konnte. Dieses Bild brannte sich in mein Gedächtnis ein und ließ mich die wahre Tiefe seines Kummers erahnen.
»Aber du hast gespürt, dass er dich liebt, oder?«, hakte Jessy nach und riss mich aus den Erinnerungen.
»Ich habe auf jeden Fall gespürt, dass er mich liebt. Papa hat mich geliebt, wie nur ein Vater seine jüngste Tochter lieben kann.«
Ich konzentrierte mich auf die Zeilen und las laut weiter. Mein Vater schrieb über seine unendliche Liebe zu mir und wie schade es war, dass er nicht mehr Zeit mit mir verbringen konnte. Und dann... dann kam die Wende.
Ich habe etwas ganz Besonderes für Dich hinterlassen.
Ein siebentägiger Aufenthalt in einem Refugium in der Wildnis von Norwegen. Ich glaube fest daran, dass Du dort alle Antworten finden wirst.
Wer Du bist! Was Du wirklich liebst, und warum Du hier bist!
Ich bin davon überzeugt, Du wirst deinen eigenen Weg gehen und die Antworten, die Du finden wirst, werden Dich dabei unterstützen.
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