8 Frankreich Krimis in einem Paket August 2025 - Alfred Bekker - E-Book

8 Frankreich Krimis in einem Paket August 2025 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane von Alfred Bekker: Max Brevard: Kommissar Leprince und die dunklen Schatten von Paris Henry Rohmer: Alain Boulanger und der Heilige von Paris Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Kämpfer von Marseille Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Mordzeuge von Marseille Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Nächte von Marseille Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Todespreis Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Rothaarigen Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Auftragsmörder Manchmal frage ich mich, wie viele Männer in Frankreich eigentlich Jean heißen. Der Name kommt ziemlich häufig vor und manchmal hat man das Gefühl, von Trägern dieses Namens geradezu umzingelt zu sein. In dieser Geschichte gibt es drei Männer mit dem Namen Jean. Mein Chef heißt Jean-Claude. Ein Kollege von mir heißt Jean-Luc. Und dann spielt da noch ein ziemlich zwielichtiger Typ eine Rolle, der unter dem Namen Jean Sorell bekannt ist. Aber vielleicht sollte ich den Fall von Anfang an erzählen. Bonjour erst mal. Mein Name ist Pierre. Pierre Marquanteur. Genauer gesagt: Commissaire Pierre Marquanteur aus Marseille. Zusammen mit meinem Kollegen François Leroc bin ich in einer Spezialabteilung. Wir kümmern uns um die großen Fische, so könnte man das zusammenfassen, auch wenn wir mit dem Fischmarkt weniger zu tun haben. Den gibt es hier natürlich auch. Marseille hat ja einen großen Hafen. Aber zurück zu den Aufgabe unserer Abteilung. Organisiertes Verbrechen ist unser Hauptarbeitsgebiet. Und da gibt's natürlich jede Menge zu tun. Marseille hat einen großen Hafen, und nicht alles, was da mit den Schiffen so ankommt, ist auch legal. Und dann gibt es natürlich le Vieux-Port, den Alten Hafen, wo die Clans von Algeriern und Schwarzafrikanern einen Krieg gegeneinander führen und gleichzeitig versuchen, die klassischen Hafen-Größen zu verdrängen. Wer weiß, vielleicht ist die uralte Italo-Mafia dann der lachende Dritte. Und dann gibt es da noch die Russen, die Marokkaner und die Libanesen. Und natürlich diverse Rockergruppen, die auch mitzumischen versuchen.

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Seitenzahl: 912

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alfred Bekker, Henry Rohmer, Max Brevard

8 Frankreich Krimis in einem Paket August 2025

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Inhaltsverzeichnis

8 Frankreich Krimis in einem Paket August 2025

Copyright

Kommissar Leprince und die dunklen Schatten von Paris

Alain Boulanger und der Heilige von Paris:

Commissaire Marquanteur und der Kämpfer von Marseille

Commissaire Marquanteur und der Mordzeuge von Marseille

Commissaire Marquanteur und die Nächte von Marseille

​Commissaire Marquanteur und der Todespreis

Commissaire Marquanteur und die Rothaarigen

​Commissaire Marquanteur und der Auftragsmörder

landmarks

Titelseite

Cover

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

8 Frankreich Krimis in einem Paket August 2025

von Alfred Bekker, Henry Rohmer, Max Brevard

Dieser Band enthält folgende Romane
von Alfred Bekker:

Max Brevard: Kommissar Leprince und die dunklen Schatten von Paris

Henry Rohmer: Alain Boulanger und der Heilige von Paris
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Kämpfer von Marseille
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Mordzeuge von Marseille
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Nächte von Marseille
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Todespreis
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und die Rothaarigen
Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur und der Auftragsmörder
Manchmal frage ich mich, wie viele Männer in Frankreich eigentlich Jean heißen. Der Name kommt ziemlich häufig vor und manchmal hat man das Gefühl, von Trägern dieses Namens geradezu umzingelt zu sein.
In dieser Geschichte gibt es drei Männer mit dem Namen Jean.
Mein Chef heißt Jean-Claude.
Ein Kollege von mir heißt Jean-Luc.
Und dann spielt da noch ein ziemlich zwielichtiger Typ eine Rolle, der unter dem Namen Jean Sorell bekannt ist.
Aber vielleicht sollte ich den Fall von Anfang an erzählen.
Bonjour erst mal.
Mein Name ist Pierre.
Pierre Marquanteur.
Genauer gesagt: Commissaire Pierre Marquanteur aus Marseille. Zusammen mit meinem Kollegen François Leroc bin ich in einer Spezialabteilung. Wir kümmern uns um die großen Fische, so könnte man das zusammenfassen, auch wenn wir mit dem Fischmarkt weniger zu tun haben.
Den gibt es hier natürlich auch. Marseille hat ja einen großen Hafen.
Aber zurück zu den Aufgabe unserer Abteilung.

Organisiertes Verbrechen ist unser Hauptarbeitsgebiet. Und da gibt‘s natürlich jede Menge zu tun. Marseille hat einen großen Hafen, und nicht alles, was da mit den Schiffen so ankommt, ist auch legal. Und dann gibt es natürlich le Vieux-Port, den Alten Hafen, wo die Clans von Algeriern und Schwarzafrikanern einen Krieg gegeneinander führen und gleichzeitig versuchen, die klassischen Hafen-Größen zu verdrängen. Wer weiß, vielleicht ist die uralte Italo-Mafia dann der lachende Dritte. Und dann gibt es da noch die Russen, die Marokkaner und die Libanesen. Und natürlich diverse Rockergruppen, die auch mitzumischen versuchen.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Kommissar Leprince und die dunklen Schatten von Paris

Max Brevard

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Kommissar Leprince und die dunklen Schatten von Paris: Frankreich Krimi

von MAX BREVARD

Kapitel 1: Schatten einer Stadt

Paris. Die Stadt der Lichter, der Liebe und der geheimen Schatten. Jenseits der prachtvollen Boulevards und strahlenden Sehenswürdigkeiten verbirgt sich ein anderes Paris. Ein Paris, das lebt und atmet in schmalen Gassen, verrauchten Hinterzimmern und gedämpften Gesprächen. Es ist ein Paris, das niemals schläft, ein dunkler Spiegel der Eleganz, voller Geschichten, die im Flüsterton erzählt werden.

Auf der Rue des Petits Carreaux, einem schmalen Durchgang im 2. Arrondissement, liegt Figaro's Paradies. Ein kleiner, unscheinbarer Nachtclub, der mehr bietet als nur Musik und Tanz. Die Besitzerin, Madame Camille, eine resolute Frau in den Vierzigern mit unzähligen Geschichten in den Augen, kennt jeden in der Szene. Von hübschen Stripperinnen, die für eine bessere Zukunft sparen, bis hin zu den düsteren Gestalten, die in den Schatten der Nacht operieren.

Am Tresen sitzt Victor, ein abgehalfterter Gauner, der einst gute Verbindungen zu den besseren Kreisen hatte. Heute trinkt er seinen Pastis allein und murmelt hin und wieder Träume verlorener Zeiten in sein Glas. In der Ecke des Raumes diskutieren lautstark zwei Rocker von den „Charognards“, einer berüchtigten Motorradgang, über die besten Routen für ihre nächtlichen Fahrten.

Draußen auf dem Bürgersteig lehnt Léa, eine zierliche Frau mit langen roten Haaren und einer Zigarette zwischen den Fingern. Sie wartet auf ihre Klienten, die von der Nacht angelockt werden. Ihr Zuhälter, ein bulliger Mann namens Alain, hält einen scharfen Blick auf sie, während er einige Meter entfernt in einem alten Citroën kauert.

In einer dunklen Gasse unweit davon handelt ein Taschendieb namens Jean-Luc mit einer verlorenen Brieftasche. Er ist flink, mit geschickten Fingern, die schon so manches Luxusstück durch seine Hände gleiten ließen. Dabei raunt er einem Drogenhändler, der sich selbst „Le Renard“ nennt und unter der Brücke in den Höhlen bei Bercy agiert, Informationen zu, die wertvoller sind als die gestohlenen Scheine.

Nicht weit entfernt befindet sich ein charmanter kleiner Tabakladen. Der Besitzer, Antoine, ist ein schmucker Geschäftsmann, der mehr als nur Zigaretten und Zeitungen verkauft. In seinem Hinterzimmer floriert das Geschäft mit gefälschten Papieren und Schwarzmarktgütern. Er pflegt eine vorsichtige Freundschaft mit einem Clan von Roma, die das Viertel durchziehen und hier und da ihre Dienste anbieten.

Am anderen Ende der Stadt, in einem Luxusapartment, das seinen Glanz hinter schweren roten Vorhängen verbirgt, empfängt Isabella ihre wohlhabenden Gäste. Sie ist Edelprostituierte und eine Informantin für die Mächtigen und Reichen, die sich gerne in delikate Angelegenheiten verwickeln.

Während Isabella einem ihrer Kunden Gesellschaft leistet, treffen sich in einem noblen Restaurant drei Männer in teuren Anzügen. Einer von ihnen ist Rolando, der schweigsame Geschäftsführer eines renommierten Nachtclubs. Neben ihm sitzen Carlo, ein zwielichtiger Rechtsanwalt, und Joseph, ein ehemaliger Politiker mit einem Hang zum Geheimnis. Ihre Gespräche drehen sich um Investitionen, Immobilien und gelegentlich um diskrete Dienste, die Isabella zu bieten hat.

Die Obdachlosen im Schatten der Seine zünden sich kleine Feuer an und erzählen sich Geschichten der Nacht, wenngleich nicht alle wahr sein mögen. Ein Hauch von Gefahr und Lügen vermischt sich mit dem vertrauten Duft von Lavendel und erfüllten Träumen.

Paris bei Nacht erwacht zu neuem Leben, verborgen unter einem unendlichen Himmel der Möglichkeiten. Die Stadt atmet in düsteren Rhythmen und die Geschichten, die in ihren Schatten flüstern, sind bereit, Licht zu werden für diejenigen, die mutig genug sind, sie zu hören.

Jetzt, da die Nacht im vollen Gange ist, verwandelt sich die Rue des Petits Carreaux in einen Schmelztiegel unterschiedlichster Existenzen und Verzweiflungen. Der Mond wirft kaltes Licht auf die nassen Pflastersteine, als Vincent, ein schneidiger junger Mann mit einem teuren Anzug, in die Szene tritt. Vincent ist ein Vermittler - ein Mittelsmann für diejenigen, die diskrete Vermittlungen und diskrete Lösungen suchen. Ein spöttisches Lächeln umspielt seine Lippen, während er die Straße hinunterspaziert.

Er wirft einen kurzen, skeptischen Blick auf Victor, der ihn mit trüben Augen ansieht, und gleitet dann in Figaro's Paradies, wo Madame Camille ihm mit einem kaum erkennbaren Nicken zu verstehen gibt, dass alles in Ordnung ist. Vincent gleitet durch die Menge und verschwindet durch eine getarnte Tür hinter dem Tresen, die in ein kleines Büro führt. Dort wartet bereits eine stark geschminkte Barmädchen mit einem Stapel Papieren in der Hand - Informationen, die Vincent später weiterverkaufen wird.

Zurück auf der Straße hat sich ein kleiner Menschenauflauf bei einem der Fenster gebildet, aus dem lautes Geschrei dringt. Es ist Marie, die sonst hauptberuflich Informationen über ihre reichen Kunden an die Polizei verkauft. Heute jedoch tobt sie, weil ihr letzter Klient Daniels, ein Geschäftsmann, ihr das vereinbarte Honorar schuldig geblieben ist. Ihre Schreie locken Raul an, einen Mann mittleren Alters mit struppigem Haar und einer Vorliebe für Schlägereien. Raul geht keiner Auseinandersetzung aus dem Weg und tritt nun ins Bild, um Ordnung zu schaffen.

In einem eleganten Apartment im 16. Arrondissement bereitet sich gerade Soraya, eine geheimnisvolle Schönheit, darauf vor, ihre Wohnung zu verlassen. Jahrelange Arbeit in den feinsten Nachtclubs haben ihr nicht nur Stil sondern auch Skills verschafft, die noch weit über das hinausgehen. In ihrer Clutch liegt ein Schlüssel, der für einen bestimmten Safe bei der Nationalbank verwendet werden kann. Soraya bewegt sich sicher durch die Gassen, ihr Ziel Klar. Ihre schönen Augen funkeln, aber niemand in ihrem Umfeld weiß, welche Informationen sie in ihrem Kopf zu verbergen weiß.

Die Glocke der Kirche Saint-Merri schlägt Mitternacht, als Abdullah, ein Gebrauchtwarenhändler aus Nordafrika, an seinem behelfsmäßigen Marktstand auf dem Gehsteig zusammen mit seinem jungen Lehrling Sami die letzten verbliebenen Waren einpackt. Während die Stadt zu schlafen scheint, tauschen sie Informationen aus, die ihnen eventuell noch ein paar Euro extra einbringen könnten. Abdullah ist kein Unbekannter in Paris; er kennt die kleinen Geheimnisse, die sich in den Schatten der Stadt verbergen.

So webt sich ein Netz aus dunklen Geheimnissen und geheimer Macht durch die pulsierenden Ströme der Stadt. Die Menschen, die Paris bei Nacht bewohnen, sind miteinander verwoben durch Ketten von Schulden, Gefälligkeiten und heimlichen Vereinbarungen. Die Nacht, die für viele nur eine Pause zwischen zwei Tagen bedeutet, ist für diese Menschen ein geschäftiger Tanz, ein schimmerndes Spiel, das sie zu gewinnen oder zu verlieren versuchen.

Paris mag für die Unwissenden eine Stadt der Romantik und Freude sein, aber für diejenigen, die genau hinsehen, ist es eine Stadt voller Geheimnisse und Schatten - eine Stadt, die lebt und atmet im Rhythmus der Nacht, bereit, ihre verborgenen Geschichten zu erzählen.

*

Kapitel 2

Vincent war kein gewöhnlicher Mann. Er war ein Drahtzieher, ein Taktgeber im Rhythmus der Pariser Unterwelt, immer auf der Jagd nach der besten Gelegenheit. In seinem eleganten Anzug und mit seinem selbstbewussten Lächeln sah er wie ein Geschäftsmann aus, aber seine wahre Ware war Information und Diskretion.

Vincent hatte schon früh gelernt, dass Information Macht bedeutet. Nach einem kurzen und erfolglosen Studium der Ökonomie, hatte er sich schnell in die eher schattigen Ecken von Paris zurückgezogen, wo das wahre Geld gemacht wurde und wo die Regeln flexibel waren. Was Vincent von anderen unterschied, war seine Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und das Unerwartete zu erahnen.

Zu seinen Klienten zählten alle möglichen Figuren der Pariser Unterwelt: von Zirkeln der High Society, die diskrete Dienstleistungen in Anspruch nahmen, über zwielichtige Geschäftsleute, die eine saubere Weste brauchten, bis hin zu Drogendealern und Menschenhändlern, die unabhängige Informationen benötigten, um sich aus heiklen Situationen zu befreien.

Seine "Meetings" fanden niemals zweimal am selben Ort statt. Ein schicker Weinkeller im Marais, ein verlassenes Lagerhaus bei Belleville oder ein exklusives Restaurant in Saint-Germain. Innerhalb dieser temporären Büros wurden Vereinbarungen getroffen, Informationen ausgetauscht und Leben geändert.

Einige seiner häufigsten Geschäftspartner waren die „Brüder Quatre“, ein Trio von Brüdern, die im zwielichtigen Immobiliengeschäft tätig waren. Diese Brüder hatten nicht nur ein beeindruckendes Portfolio an Luxusimmobilien, sondern auch eine feine Nase für Insiderhandel und Betrug. Vincent versorgte sie mit Informationen über bevorstehende Razzien oder die finanziellen Schwächen ihrer Feinde. Im Gegenzug erhielt er einen respektablen Prozentsatz jedes lukrativen Geschäfts, das sie durch seinen Dienst abschlossen.

Dann war da noch Emilie, eine Hackerin, die unter dem Namen „Nox“ bekannt war. Sie war ein wahres Genie im Digitalen und hatte Zugang zu Informationen, die weit jenseits der Reichweite gewöhnlicher Diebe und Spitzel lagen. Emilie und Vincent hatten eine symbiotische Beziehung: sie gab ihm Daten, die sie aus den digitalen Tiefen der Banker und Politiker herausfischte, und er sorgte dafür, dass sie stets genug Auftraggeber und Schutz hatte.

Ein anderer regelmäßiger Kunde war Malik, ein charmanter, aber gefährlicher Clanchef aus Clichy. Malik bewegte sich in der Welt der organisierten Kriminalität: Menschenhandel, Drogen und Erpressung waren seine täglichen Geschäfte. Er benötigte Vincents Informationen, um Konkurrenz aus dem Weg zu räumen oder um sich gegen drohende Bedrohungen zu rüsten.

Vincent traf Malik meistens spät in der Nacht in einer Privatwohnung im 18. Arrondissement. Die Treffen waren immer kurz und effektiv; Malik hatte kein Interesse an Floskeln. Einmal gab Vincent ihm den entscheidenden Hinweis, dass ein rivalisierender Clan plane, an einem bestimmten Datum eine große Drogenlieferung zu übernehmen. Das führte zu einem blutigen Hinterhalt, der Malik aus den Schlagzeilen heraushielt und seine Position stärkte.

Doch die Geschäfte waren nicht immer so reibungslos. Eines Nachts, während er in einem schlecht beleuchteten Bistro mit Frédéric, einem heruntergekommenen Ex-Polizisten, der jetzt als private Sicherheitskraft für eine Reihe fragwürdiger Klienten arbeitete, verhandelte, wurde Vincent selbst Opfer einer akribisch geplanten Erpressung. Eine falsche Information hatte ihn in eine brenzlige Lage gebracht, und es dauerte Wochen, bis er seine Reputation wiederhergestellt hatte.

In der Welt, in der Vincent lebte, war Vertrauen selten und Loyalität noch seltener. Doch er hatte es gelernt, sich geschickt durch die Verbauungen von Misstrauen und Intrigen zu navigieren. Hinter seinem charmanten Lächeln verbarg sich eine klauehafte Vorsicht, und jede seiner Bewegungen war wohlüberlegt.

Sein Telefon klingelte mit einer neuen Anfrage, und Vincent machte sich bereit für ein weiteres Treffen. Denn die Stadt der Lichter war nachts voller Kontakte und Gelegenheiten, und Vincent war der Mann, der wusste, wie man sie am besten nutzt.

*

Kapitel 3

Es war eine kalte Nacht im späten November, als Vincent sich auf den Weg zu einem seiner regelmäßigen, aber nicht minder heiklen Treffen machte. Der Nebel legte sich wie ein Schleier über die Straßen von Paris und verwandelte die Lichter der Stadt in diffuse, verschwommene Punkte. Vincent zog den Kragen seines maßgeschneiderten Mantels höher und beschleunigte seine Schritte. Das Treffen mit Malik sollte in einer abgelegenen Privatwohnung im 18. Arrondissement stattfinden, unweit der Grenze nach St. Denis.

Die Wohnung befand sich in einem unscheinbaren, verlassen wirkenden Mehrfamilienhaus. Nur das schwache Leuchten im oberen Stockwerk und eine schwere Stahltür ließen darauf schließen, dass dieser Ort genutzt wurde. Vincent klingelte nicht. Er kannte den Zugangscode und trat nach einem letzten, prüfenden Blick in die Gasse durch die Tür.

Drinnen war es warm und der Geruch von Räucherstäbchen vermischte sich mit dem würzigen Duft teuren Tabaks. Die knarrenden Holztreppen führten ihn in den dritten Stock, zu einem unscheinbaren Flur. Er klopfte dreimal, kurz und präzise, an die schwere Holztür. Ein breitschultriger Mann, offensichtlich ein Bodyguard, öffnete und nickte Vincent wortlos zu. Die letzte Barriere hatte er überwunden.

Malik saß hinter einem großen, schweren Schreibtisch aus dunklem Holz. Sein Gesicht wurde nur durch das Flackern der Kerzen und einer schwach leuchtenden Tischlampe beleuchtet. Er strich sich durch seinen dichten Bart, während er Vincent hereinbat. Seine Augen, kalt wie Stahl, fixierten ihn scharf. Malik war immer ein Bild der Ruhe, aber eines, das von einer intensiven inneren Kraft sprach.

„Vincent“, sagte er mit einem angedeuteten Lächeln und einer Geste zum Sitzen. „Was hast du mir heute mitgebracht?“

Vincent setzte sich behutsam und legte eine Aktentasche auf seinen Schoß, die er behutsam öffnete. Mit präzisen Bewegungen zog er ein kleines, schlankes Notebook heraus, öffnete es und schaltete es ein. Er blickte Malik direkt in die Augen.

„Ich habe Informationen über eine neue Bewegung der Belkacem-Brüder“, begann Vincent in einem Ton, der nüchtern und doch respektvoll war. „Es sieht so aus, als ob sie einen großen Deal mit einer spanischen Bande planen. Heroin, höchstwahrscheinlich.“

Malik nickte, seine Finger trommelten leise auf dem Schreibtisch. „Wo und wann?“

Vincent navigierte geschickt durch einige Dateien auf dem Computer und zeigte Malik eine Karte von Paris mit einem markierten Punkt, kombiniert mit einer Liste von Zeitfenstern. „Übermorgen in der Nähe des Kanals. Sie wollen es im Schutz der Dunkelheit durchziehen, zwischen zwei und drei Uhr. Hier sind alle Einzelheiten.“

Maliks Augen glitzerten kurz, ein Hinweis auf seine Zufriedenheit. „Gut. Sehr gut, Vincent. Deine Informationen sind immer präzise.“ Ein kurzer Wink zu einem seiner Männer, und Vincent erhielt einen Umschlag, prall gefüllt mit Scheinen.

Vincent nahm den Umschlag entgegen und legte ihn in seine Innentasche, aber bevor er aufstehen konnte, beugte sich Malik nach vorn. „Vincent, du weißt, wie wichtig Vertrauen in unserem Geschäft ist, nicht wahr?“

„Natürlich, Malik“, antwortete Vincent, seine Stimme ruhig, aber durchdringend.

„Es gibt Gerüchte. Einige sagen, dass du nicht nur für mich arbeitest.“

Vincent wusste, dass diese Frage kommen könnte. Er lehnte sich zurück und erwiderte Maliks Blick fest. „Gerüchte sind eine gefährliche Währung, Malik. Meine Loyalität kann gekauft werden, aber sie kann nicht geteilt werden. Jeder, der das Gegenteil behauptet, stellt sich gegen mich – und letztlich gegen dich.“

Malik’s Gesicht entspannte sich ein wenig, bevor er ein gefährliches Lächeln aufsetzte. „Gut. Ich mag deinen Mut. Aber vergiss niemals – eine Falschaussage bedeutet deinen Tod.“

Vincent nickte wortlos, stand auf und verließ das Büro so ruhig, wie er gekommen war. Als er auf die Straße trat, wehte der kalte Nachtwind ihm entgegen, und die Lichter von Paris blinkten verführerisch in der Ferne. Er wusste, dass es hier kein Raum für Fehler gab. Doch er wusste auch, dass Information immer Macht bedeutete – und Vincent war bereit, diese Macht weiterhin zu nutzen.

*

Kapitel 4: Der tote Informant

Es war ein grauer Morgen in Paris. Der lauwarme Herbstregen hatte die Straßen schon seit Stunden gewaschen, und die grauen Wolken schienen tief und schwer wie Blei über der Stadt zu hängen. Claude und ich standen neben dem leblosen Körper eines Mannes, der am frühen Morgen gefunden worden war. Eine Schar Neugieriger hatte sich um die Absperrungen vor der unscheinbaren Gasse im sechsten Arrondissement versammelt. Die Sirenengeräusche der Polizeiautos hatten sie hergelockt, wie Motten das Licht.

"Jean-Luc, der Tatort sieht nach professionellem Handwerk aus", sagte Claude, während er sich über den Toten beugte.

Ich nickte und versuchte, die Szene in meinem Kopf zu rekonstruieren. Vor uns lag Vincent, der elegante Mittelsmann, dessen zwielichtige Geschäfte ihn anscheinend das Leben gekostet hatten. Die Art und Weise, wie er hingestreckt war, sprach Bände: ein sauberer Schuss in den Hinterkopf, professionelle Präzision. Keine Anzeichen von Kampf oder Widerstand.

Marcel Santini, der forensische Techniker, war natürlich bereits vor Ort und dokumentierte die Szene mit seinem üblichen überheblichen Lächeln. "Ah, Kommissare Leprince und Levoisseur", sagte er spöttisch, ohne uns tatsächlich ins Gesicht zu sehen, "sehr erfreut, dass Sie sich uns doch noch einmal anschließen."

"Was haben Sie für uns, Santini?" fragte ich, versuchte, meine Genervtheit so gut es ging zu unterdrücken. Der Mann war ein Genie, das musste ich ihm lassen, aber seine Überheblichkeit war schwer zu ertragen.

"Das ist offensichtlich ein professioneller Auftragsmord“, antwortete er, während seine Finger über die Tastatur seines Tablets flogen. „Ein sauberer Schuss aus nächster Nähe, keine Anzeichen von Kampf. Der Täter war gut vorbereitet und wusste, was er tat. Die Schmuckstücke und das Geld in seiner Tasche sind noch da, also kein Raub."

"Wissen wir schon, wer er ist?" fragte Claude.

"Oh ja, natürlich", sagte Santini mit einem sarkastischen Grinsen. "Vincent Duroc, ein unschätzbar wertvoller Vermittler und Informant mit einer langen Liste an zwielichtigen Kontakten. Seine Geschäftsgebaren sind gut dokumentiert." Er hielt inne, blätterte in seinen Dateien. „Zum Glück für Sie, habe ich ja alle relevanten Informationen immer bei mir.“

Ich tauschte einen kurzen Blick mit Claude aus. Es war offensichtlich, dass Vincent durch seine Verbindungen in die Unterwelt viele Feinde hatte.

Während ich das Bild auf mich wirken ließ, hörte ich das klappernde Geräusch von High Heels auf dem nassen Pflaster. Ich sah auf und entdeckte Dr. Franck Moreau, unseren forensischen Pathologen, der in seiner typischen, hemdsärmeligen Art auf uns zukam. "Gut, dass ihr hier seid", rief er uns zu, während er eine Plastiktüte mit ein paar Instrumenten schwenkte. "Tagesgeschäft, hm? Mal sehen, was der liebe Herr Duroc uns noch zu erzählen hat. Wobei, in diesem Zustand wahrscheinlich nur wenig."

"Ist er vor Ort gestorben?" fragte ich.

"Sieht so aus", antwortete Moreau, während er die Leiche begutachtete. "Der Blutverlust ist minimal, was auf eine präzise Verletzung hinweist. Ich werde ihn später genauer untersuchen."

Ich nickte und sah zu, wie Moreau sich über die Leiche beugte, immer wieder mit knappem Urteil die Todesursache und den Todeszeitpunkt abschätzte.

Wir überließen Moreau und Santini der Arbeit und zogen uns ein paar Schritte zurück, um in Ruhe die Lage zu besprechen. "Wir müssen herausfinden, wer alles ein Interesse daran haben könnte, Vincent aus dem Weg zu räumen", sagte ich.

Claude nickte zustimmend und wir begannen mit einer Liste der gewöhnlichen Verdächtigen: Kleinkriminelle, rivalisierende Gangster, unzufriedene Klienten. Alles schien möglich in der verschlungenen Schattenwelt, in der Vincent operiert hatte. Doch das würde uns wohl zunächst nicht weiterbringen.

Fürs Erste gab es nur eine Richtung, die wir einschlagen konnten – Vincents Büro. Wenn uns dort keine Hinweise auf die Täter erwarteten, dann würden wir immerhin seine Kontakte und Geschäfte durchleuchten können.

Ein paar Stunden später standen wir vor der alten Haustür. Der Spion gab lediglich ein trübes Echo der hereinfallenden Sonnenstrahlen. Wir öffneten sie, traten ein und fanden das geordnete Chaos eines Mannes, der in einer Welt der Halbwahrheiten und Geheimnisse lebte.

Während Claude die Schubladen durchwühlte und die Stapel von Papieren durchkramte, fiel mir Vincents Laptop auf. Ich schaltete es ein und war überrascht, dass es keine Passwortsperre gab. Der Desktop war penibel organisiert, akribisch sortierte Dateien in Ordnern, die nach Datum und Namen geordnet waren.

„Jean-Luc, sieh dir das hier an,“ sagte Claude und reichte mir eine Datei mit einigen handschriftlichen Notizen. "Sieht aus wie eine Liste von Klienten und Treffpunkten."

Wir hatten nur die Oberfläche angekratzt, aber der Fall versprach, verworren und gefährlich zu werden. Und so war Paris – voller Geheimnisse, einer Stadt, die nie schlief, und die uns immer wieder in die dunkelste ihrer Ecken rief.

Es war an uns, das Netz um Vincents Mörder zu enthüllen.

*

Kapitel 5

In Vincents Laptop und den Notizen fanden wir, was wir erwartet hatten: eine wahre Fundgrube an Informationen über seine dubiosen Geschäfte. Es gab Treffpunktlisten, Transaktionsdetails und Verbindungen zu allerlei fragwürdigen Gestalten. Eine Datei zog meine Aufmerksamkeit besonders auf sich. Sie war mit "Belkacem" beschriftet, dem Namen des berüchtigten Clans, den wir schon lange im Auge hatten.

Während ich die Daten durchging, entdeckte ich eine Reihe von E-Mails zwischen Vincent und verschiedenen Mitgliedern des Clans. Einige der Nachrichten waren verschlüsselt, doch die, die ich lesen konnte, deuteten auf wachsende Spannungen hin. Es schien, dass Vincent etwas von erheblicher Bedeutung wusste und versuchte, dies zu seinem Vorteil zu nutzen.

"Claude, siehst du das?" fragte ich und zeigte ihm den Bildschirm. "Das könnte ein Motiv sein. Es sieht so aus, als ob Vincent sich in etwas sehr Gefährliches verwickelt hat."

Claude kniff die Augen zusammen und las die E-Mails. "Das riecht nach Erpressung. Vielleicht wollte er sie drängen, und sie haben ihm das heimgezahlt."

"Wir sollten Kriminaldirektor Duvalier informieren. Er muss wissen, dass wir hier möglicherweise auf eine große Sache gestoßen sind."

Einige Stunden später saßen wir im Büro von Kriminaldirektor Bertrand Duvalier. Der Raum war dunkel und mit antiken Möbeln eingerichtet, die einen merkwürdigen Kontrast zu den modernen Aktenbergen und Computern bildeten, die überall verstreut waren. Duvalier, ein großgewachsener Mann mit durchdringendem Blick, war jemand, den man besser nicht verärgerte. Doch heute war er ungewöhnlich ruhig, während er auf unsere Enthüllungen hörte.

"Belkacem also", murmelte er, nachdem wir ihm alles erzählt hatten. "Es überrascht mich nicht, dass dieser Name wieder auftaucht. Aber wir müssen vorsichtig vorgehen. Diese Leute sind gefährlich und gut vernetzt."

"Wir haben bereits begonnen, einige der Kontakte von Vincent zu durchleuchten", sagte ich. "Aber es wird dauern, bis wir die volle Tragweite erfassen. Es könnte hilfreich sein, wenn Santini uns mehr Informationen aus der Laptopverschlüsselung beschafft."

Duvalier nickte. "Gut, machen Sie weiter. Aber lassen Sie sich nicht zu forsch vorgehen. Wir haben es hier mit mehr als nur einem Mord zu tun – das könnte uns den ganzen Ratennest der organisierten Kriminalität öffnen."

Zurück in unserem Büro im Polizeihauptpräsidium von Paris versuchten Claude und ich die Puzzleteile zusammenzusetzen. Es war, als würde die Stadt selbst ihre Geheimnisse verschweigen wollen. Das Verbinden der unzähligen Fäden erforderte mehr als nur detektivische Intuition – es erforderte Zeit, Geduld und vor allem Vorsicht.

Noch während wir uns über die Akten beugten, ging die Tür auf und Marcel Santini marschierte herein. "Ich habe mir erlaubt, Ihnen den Verschlüsselungscode zu knacken", sagte er mit einem selbstgefälligen Grinsen, ohne eine Begrüßung. "Es war kinderleicht, aber ich bezweifle, dass Sie das selbst herausgefunden hätten."

"Vielen Dank, Santini", antwortete ich knapp. "Was haben Sie herausgefunden?"

Santini verschwendete keine Zeit. "Die Dateien enthalten einige interessante Korrespondenzen, die noch mehr Licht auf Vincents Netzwerk werfen. Es scheint, dass er nicht nur mit Belkacem zu tun hatte, sondern auch mit einem konkurrierenden Clan – den Lacroix. Diese beiden sind sich seit Jahren feindlich gesinnt."

"Das könnte das Schachspiel erklären, in dem Vincent sich befand", mutmaßte Claude. "Wenn er versuchte, beide Seiten auszuspielen, hat er sich damit ins eigene Grab gebracht."

Während Santini fortfuhr, die technischen Details seiner Entdeckungen auszubreiten, klingelte mein Telefon. Es war Dr. Franck Moreau, unser Pathologe. "Jean-Luc, ich habe die Autopsie abgeschlossen. Vincent wurde aus nächster Nähe erschossen, wie erwartet. Aber was interessanter ist: Ich habe eine kleine Menge eines seltenen Beruhigungsmittels in seinem Blut gefunden. Er war bereits betäubt, als er erschossen wurde."

"Das erklärt zumindest, warum er keinen Widerstand geleistet hat", sagte ich. "Gute Arbeit, Franck. Halten Sie uns auf dem Laufenden, falls Sie noch etwas finden."

Wir standen vor einem Wirrwarr aus Bestechung, Geheimnissen und doppeltem Spiel. Vincent war erschossen worden, weil er zu viele Fäden in der Hand hielt und versuchte, sie alle zu lenken. Aber wer genau der Marionettenspieler hinter seinem Mord war, das galt es erst noch herauszufinden.

Claude sah mich ernst an. „Jean-Luc, wir müssen Vincent Umfeld gründlich durchkämmen. Freunde, Feinde, Geschäftspartner – alle kommen infrage.“

„Du hast recht“, sagte ich und nahm den Hörer in die Hand, um den ersten Anruf zu tätigen. „Es ist Zeit, die Steine ins Rollen zu bringen.“

*

Kapitel 6

Es war später Nachmittag, und Claude und ich hatten stundenlang Akten gewälzt und jeden möglichen Hinweis auf Vincents Mörder durchkämmt. Unsere Köpfe waren schwer von all den Informationen, und unsere Mägen knurrten in einem aufdringlichen Duett.

"Jean-Luc, ich brauche eine Pause. Wie wäre es mit etwas zu essen? Mein Gehirn funktioniert nicht mehr ohne einen anständigen Bissen."

Ich nickte zustimmend und stand auf. "Einverstanden, Claude. Lass uns zum Le Bistro Saint-Germain gehen. Ich könnte ein gutes Boeuf Bourguignon und ein Glas Rotwein gebrauchen."

Wir verließen das Polizeihauptpräsidium und machten uns auf den Weg zum Le Bistro Saint-Germain, das nur einen kurzen Spaziergang entfernt im Quartier Latin lag. Die Straßen von Paris waren nass und glitschig, der Himmel immer noch bedeckt von grauen Wolken. Doch der Spaziergang an frischer Luft tat gut, und das vertraute Gefühl dieser geliebten Stadt hüllte uns ein.

Das Bistro war ein Klassiker: Einheimische und Touristen, die an kleinen Tiischen saßen, während aus den Lautsprechern leise Chansons drangen. Der Duft von Butter, Kräutern und Rotwein schwebte durch die Luft. Wir fanden einen Tisch am Fenster, mit Blick auf die vorbeiziehenden Menschen.

„Zwei Glas Bordeaux, bitte“, sagte Claude zum Kellner, als dieser zu uns trat. „Und bringen Sie uns die Speisekarte.“

Ich ließ meinen Blick durch das Bistro schweifen. Es war angenehm warm, die Atmosphäre belebt und doch beruhigend. Der Kellner brachte schnell die Karten und die Weingläser. Wir bestellten. Claude entschied sich für eine Bouillabaisse, während ich mich auf das klassische Boeuf Bourguignon freute.

Während wir auf unser Essen warteten, zog Claude eine Liste von Notizen aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch. „Ich dachte, wir könnten die Zeit nutzen und einige der wichtigsten Punkte noch einmal durchgehen.“

Ich nickte zustimmend. „Gute Idee. Also, wir haben die Belkacem und Lacroix Clans, die beide ein Motiv haben könnten.“

Claude deutete auf eine Notiz. „Vincents Hauptverbindungen zu Belkacem scheinen geschäftlicher Natur zu sein, während die Wechsel mit Lacroix auf mehr persönliche Spannungen hinzudeuten scheinen. Er hätte in der Tat zwischen zwei Feuern gesessen.“

„Es gibt auch die Möglichkeit, dass jemand anderes diese Spannungen ausgenutzt hat, um ihn aus dem Weg zu räumen," fügte ich hinzu. „Ein dritter Spieler, der von seinem Tod profitiert.“

Unser Essen kam, unterbrochene die tiefe Diskussion. Die reichhaltigen Aromen des perfekten französischen Essens mischten sich mit unseren Gedanken. Das Boeuf Bourguignon war butterweich und das Fleisch saß in einer üppigen Weinsauce, die den Gaumen streichelte. Die Bouillabaisse vor Claude dampfte vor verführerischen Aromen von Meeresfrüchten und Safran. Für einen Augenblick ließen wir uns von der Sinnesfreude des Essens einnehmen.

„Jean-Luc, hast du bemerkt, dass diese Stadt, so sehr sie einem auch auferlegt, was sie will, auch immer einen Moment der Ruhe lässt?“ sagte Claude, während er ein Stück Krustentiere zu seinem Mund führte.

„Ja, das ist das Magische an Paris. Man kann sich im Dunkel der Geheimnisse verlieren und doch findet man immer einen sicheren Hafen," antwortete ich, während ich einen Schluck Bordeaux nahm, die samtige Textur des Weins war eine perfekte Ergänzung zu dem deftigen Gericht.

Nachdem wir uns gestärkt und unseren Geist erfrischt hatten, begannen Claude und ich erneut zu sortieren. „Der Schlüssel liegt definitiv in Vincents Netzwerk,“ sagte Claude. „Wir müssen gleich morgen die Bande ausfragend, ihn genau in unsrem Blick behalten.“

„Kein Abendessen, Kanaille," sagte ich halb im Scherz. „Morgen früh starten wir damit, jeden Namen auf dieser Liste zu überprüfen. Und ich habe eine Ahnung, wo wir zuerst anklopfen sollten.“

Mit neuen Fragen im Kopf, aber gestärkt durch ein exzellentes französisches Mahl, verließen wir das Bistro Saint-Germain. Die Nacht in Paris umarmte uns wie ein geliebtes Lied, was uns durch die Straßen zurück zur nächsten Phase unserer Ermittlungen führte.

*

Kapitel 7

Zurück im Polizeihauptpräsidium erwartete uns eine Nachricht von Dr. Franck Moreau. Er hatte die Autopsie abgeschlossen und wollte uns persönlich die Ergebnisse mitteilen. Claude und ich machten uns sofort auf den Weg in das kühle, sterile Kellergewölbe der Gerichtsmedizin, wo Moreau seinen Arbeitsplatz hatte.

Moreau war wie immer in seinen blutbespritzten Kittel gehüllt, als er uns in den Untersuchungsraum bat. Der Raum roch streng nach Desinfektionsmittel und war grell beleuchtet – ein scharfer Kontrast zu den schummrigen Pariser Straßen, die wir gerade hinter uns gelassen hatten.

„Ah, Jean-Luc, Claude“, begrüßte uns Moreau ohne Umschweife. „Sie sollten sich das ansehen.“ Er deutete auf den kalten, metallischen Tisch vor sich, auf dem der leblosen Körper von Vincent Duroc lag.

„Was haben Sie für uns, Doc?“ fragte ich und trat näher an den Tisch heran.

„Wie ich bereits erwähnte – der Mann wurde aus nächster Nähe erschossen. Ein sauberer Schuss hinter dem linken Ohr durch das Kleinhirn. Der Täter wusste genau, was er tat. Abgesehen davon haben wir jedoch noch mehr gefunden.“

Mit einer schnellen Bewegung hob Moreau Vincents Arm und zeigte auf eine Stelle knapp unterhalb des Ellenbogens. „Hier sehen Sie eine Einstichstelle. Es scheint, als ob jemand ihm etwas injiziert hat. Und ich habe herausgefunden, was.“

„Was war es?“ fragte Claude, während er ebenfalls näher trat.

„Eine seltene Mischung aus Beruhigungsmitteln und Muskelrelaxantien. Nicht leicht zu bekommen, und definitiv nichts, was man in jeder Apotheke finden würde. Diese Typen waren vorbereitet.“

„Das erklärt, warum es keinen Kampf gab“, murmelte ich. „Er war bereits bewegungsunfähig, als der Schuss fiel.“

„Genau. Und noch etwas: Neben der spezifischen Chemikalienmischung, die wir gefunden haben, gibt es Spuren von bestimmten Verunreinigungen im Serum. Diese Verunreinigungen deuten darauf hin, dass der Stoff wahrscheinlich nicht aus einer legalen Quelle stammt.“

„Das könnte mehr Bedeutung haben, als es scheint“, sagte Claude nachdenklich. „Vielleicht hat der Täter Zugang zu illegalen oder sogar speziellen Pharmaquellen.“

„Es gibt auch Hinweise auf eine kürzlich erfolgte manuelle Manipulation an seinen Händen“, fügte Moreau hinzu und zeigte auf die kleinen, frischen Schnitte und Blutergüsse an Vincents Fingern. „Das könnte auf eine Gewaltanwendung hinweisen, möglicherweise um Informationen zu extrahieren.“

„Also wurde er nicht nur betäubt und erschossen, sondern auch gefoltert“, schlussfolgerte ich. „Das legt nahe, dass jemand sehr konkrete Informationen von ihm wollte, bevor er ihn tötete.“

„Und genau das wird uns helfen, die Fährte aufzunehmen“, sagte Dr. Moreau. „Dies sind keine zufälligen, unüberlegten Morde. Jemand hat sich große Mühe gegeben, sicherzustellen, dass er weder sprechen noch sich wehren konnte, und hat ihn danach eiskalt hingerichtet.“

Claude und ich tauschten einen bedeutungsvollen Blick. Dies war ein professionell ausgeführter Mord, orchestriert von jemandem, der wusste, wie man Spuren verwischt und seine Identität verschleiert. Aber dennoch – jede Handlung hinterlässt Spuren, und wir würden sie finden.

„Danke, Franck“, sagte ich und zog mein Notizbuch hervor, um die wichtigsten Punkte niederzuschreiben. „Das gibt uns deutlich mehr, worauf wir aufbauen können.“

„Immer gern“, antwortete Moreau knapp. „Arbeiten Sie schnell. Menschen, die solche Morde begehen, sind nicht zimperlich, wenn es darum geht, ihre Spuren zu verwischen. Und vielleicht sollten Sie bei den Apotheken und Pharmalieferanten beginnen. Jemand muss diese speziellen Beruhigungsmittel besorgt haben.“

„Wir werden das tun“, sagte ich, und Claude und ich verließen das Untersuchungszimmer. Wir hatten nun ein klareres Bild von dem, was Vincent widerfahren war, und es war an uns, die Puzzleteile zu einem verständlichen Bild zusammenzusetzen.

Mit diesen neuen Erkenntnissen machte sich Claude auf den Weg, die Apotheken der Stadt zu überprüfen, während ich mich auf ein Treffen mit einem Informanten vorbereitete, der etwas über den Schwarzmarktverbindungen wissen konnte. Es war ein langer Weg vor uns, und die Stadt Paris schien uns zuzuflüstern, wo wir den nächsten Schritt setzen sollten.

*

Kapitel 8

Ein paar Stunden später, nachdem wir unsere erste Nachforschungsrunde abgeschlossen und wenig Erfolg gehabt hatten, warteten wir in unserem Büro auf die Ergebnisse der detaillierten forensischen Untersuchung, die Marcel Santini durchgeführt hatte. Claude ging unruhig im Raum auf und ab, während ich versuchte, noch einmal alle Notizen und Hinweise systematisch durchzugehen.

Da öffnete sich die Tür ohne Anklopfen, und Santini trat mit seinem selbstgefälligen Grinsen und einem Tablet in der Hand ein. „Kommissar Leprince, Kommissar Levoisseur, ich habe Ihnen die ersten Ergebnisse der forensischen Analyse mitgebracht. Ich hoffe, Sie wissen das zu schätzen.“

„Was haben Sie herausgefunden, Santini?“ fragte ich, während ich versuchte, meine Ungeduld zu zügeln.

Er zog den Laptop aus der Tasche und stellte ihn auf unseren Tisch. „Ganz wie erwartet, der Tatort war ordentlich – keine Kampfspuren, keine unnötigen Abdrücke. Aber das bedeutet nicht, dass wir nichts gefunden haben.“

Santini navigierte durch einige Dateien und zeigte uns eine vergrößerte Aufnahme eines kleinen Blutflecks, den er neben Vincents Leiche gefunden hatte. „Dieser speziell kleine Blutfleck hier, nicht zu verwechseln mit dem Blut des Opfers, gehört jemand anderem. Wir haben eine DNA-Analyse gemacht und sind in der nationalen Datenbank fündig geworden."

Claude trat näher an den Bildschirm heran. „Und wem gehört das Blut?“

„Das Blut stammt von einem Kerl namens Rémy Laurent, einem bekannten Schläger und Vollstrecker für die Belkacem-Gang." antwortete Santini mit einer Mischung aus Stolz und Geringschätzung.

Ich runzelte die Stirn und notierte den Namen. „Also war Laurent am Tatort. Das unterstützt die Theorie, dass es sich um ein geplantes, von den Belkacem organisiertes Verbrechen handelt.“

„Ich dachte mir, dass sie das interessant finden würden“, fuhr Santini fort. „Aber das ist noch nicht alles. Die chemische Zusammensetzung des Betäubungsmittels, das Moreau gefunden hat, war ziemlich spezifisch. Es gab Mikrospuren eines Lösungsmittels, das üblicherweise in einer Laboreinrichtung verwendet wird, und nicht in irgendeiner Hinterhof-Meth-Küche.“

„Labor? Das könnte bedeuten, dass der Stoff aus einer spezialisierten Quelle stammt“, überlegte Claude laut. „Vielleicht haben die Belkacem Zugang zu einer illegalen Pharmalieferung.“

„Es ist möglich“, stimmte Santini zu. „Aber bis wir diese Quelle finden, haben wir nur Spekulationen. Ich habe jedoch noch mehr für Sie: Die Schuhe, die der Täter getragen haben muss, hinterließen leichte Abdrücke in der Gasse. Es sind rare importierte Modelle, die hier in Paris selten verkauft werden.“

Ich nickte und sammelte all diese Informationen in meinem Kopf. „Das schränkt unseren Kreis ein. Seltene Schuhe, spezielle Chemikalien, und natürlich Rémy Laurent. Wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.“

Claude seufzte nachdenklich. „Die Belkacem sind ein zäher Gegner. Wir müssen vorsichtig arbeiten und gleichzeitig entschlossen handeln.“

„Genau“, sagte ich bestimmt und wandte mich wieder an Santini. „Gute Arbeit, Marcel. Gibt es sonst noch etwas, das wir wissen sollten?“

„Nicht viel. Elektronische Geräte am Tatort waren sauber, keine unbekannten Verbindungen oder Spuren, die nicht Vincents waren. Ansonsten bleiben nur die offensichtlichen Hinweise.“

„Danke, das hilft uns bereits sehr weiter“, sagte ich, während ich aufstand und die Hand nach einer Mappe ausstreckte. „Ich befürchte, dass dies keine einfache Ermittlungsarbeit wird, aber wir sind auf dem richtigen Weg.“

Santini nickte selbstzufrieden und verließ den Raum. Claude und ich schauten uns an und wogen die nächsten Schritte ab. „Wir müssen Rémy Laurent finden und befragen, bevor er untertaucht,“ sagte ich und Claude nickte zustimmend.

„Ich besorge den Haftbefehl,“ sagte er, während ich begann, Verbindungen und mögliche Schlupflöcher für Laurent in meinen Aufzeichnungen zu suchen.

Unser nächster Schritt war klar: Wir hatten eine Spur und mussten schnell handeln. Paris hielt viele Geheimnisse vor uns verborgen, aber wir saßen dem Atmen der Wahrheit immer näher.

*

Kapitel 9

Der Tag nach Vincents Autopsie begann mit einem Anruf von Claude, lange bevor die ersten Sonnenstrahlen Paris berührten. Mir war sofort klar, dass etwas passiert war. Sein Tonfall war angespannt, als er sagte: „Jean-Luc, ich habe schlechte Nachrichten. Rémy Laurent wurde ermordet.“

Ich griff nach meiner Jacke und verließ rasch meine Wohnung. Der Regen hatte wieder eingesetzt und die grauen Wolken schienen keine Anstalten zu machen, den Himmel freizugeben. Der Treffpunkt war eine düstere Gasse im 10. Arrondissement, nahe dem Gare du Nord. Die lokalen Nachrichten konnten den Fund einer Leiche nicht geheim halten, und ich wusste, dass bereits Spekulationen über eine mögliche Verbindung zu Vincents Tod im Umlauf waren.

Als ich ankam, war der Tatort bereits abgesperrt und Uniformierte hielten die neugierigen Zaungäste auf Abstand. Ich sah Claude, der sich mit den Kollegen am Tatort unterhielt, und Dr. Franck Moreau, der sich über die Leiche beugte.

Claude begrüßte mich mit einem knappen Nicken. „Das ist ein verdammter Albtraum, Jean-Luc.“

Ich trat näher zu der Leiche und sah sofort die Ähnlichkeiten mit Vincents Tod. Laurent lag auf dem Boden, sauberer Schuss hinter dem Ohr. Kein Kampf, keine Unordnung, nur der stumme, kalte Ausdruck des Todes in seinen weit geöffneten Augen.

„Franck, es sieht aus wie eine Wiederholungstat“, sagte ich, während Moreau sich aufrichtete, um uns anzusehen.

„Ja, derselbe methodische Stil“, bestätigte Dr. Moreau. „Ein gezielter Schuss, keine sichtbaren Spuren von Betäubungsmitteln dieses Mal, aber ich werde das natürlich im Labor überprüfen. Aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, dass das hier ein Auftragsmord war – und ein Unkomplizierter dazu.“

„Die Belkacem sind keine Amateure“, murmelte Claude. „Es scheint, als wollten sie einen losen Faden beseitigen, bevor wir ihn erreichen.“

Ich nickte. „Und mit Laurent eliminieren sie eine Verbindung, die zurück zu Vincent führen könnte. Wir müssen sehr schnell und sehr geschickt sein. Franck, schicken Sie uns so bald wie möglich die vollständigen Ergebnisse der Autopsie."

Moreau nickte, während Claude und ich einen Moment in die Leere starrten. Laurent war tot und damit eine unserer vielversprechendsten Spuren. Doch dieser Mord war ebenso eine Bestätigung, dass wir auf der richtigen Fährte waren.

„Jean-Luc“, sagte Claude schließlich, „wir sollten alle bekannten Verbindungen Laurents überprüfen, Verstecke und mögliche Schlupfwinkel. Wahrscheinlich wollte er untertauchen, aber jemand war schneller.“

„Einverstanden“, sagte ich. „Lass uns unsere Informanten mobilisieren und jeden Zentimeter im 10. Arrondissement und darüber hinaus abklappern.“

Zurück im Büro, liefen die Telefone heiß und unsere informellen Netzwerke liefen auf Hochtouren. Eine Stadt wie Paris hat ihre eigene Art von Informationsnetzwerken, und wir wussten, wie man sie nutzt. Jacques, ein alter Bekannter und gelegentlicher Informant, war der erste, der sich meldete. Er hatte von einem geplanten Treffen in einem verlassenen Lagerhaus am Rande der Stadt gehört, wo Laurent sich möglicherweise mit seinen Komplizen treffen wollte.

Claude und ich fuhren sofort los. Das Lagerhaus am Seineufer lag wie ein drohender Riese in der Dunkelheit, halb verborgen durch das dichte Geäst der umliegenden Bäume. Die Metalltüren hatten ihre Glanzzeiten lange hinter sich gelassen.

Wir traten vorsichtig ein und durchkämmten die verstaubten, teils eingestürzten Hallen. Das Licht, das durch die Regenwolken brach, warf eigenartige Schatten, als wir Stockwerk für Stockwerk durchsuchten. Es war kein gewöhnliches Versteck; jemand hatte sich in der Eile hier niedergelassen. Ein paar Decken, Essensreste und zwei Prepaid-Handys, die weggeworfen worden waren.

Claude nahm die Handys in die Hand. „Diese sind noch heiß. Möglicherweise könnten wir etwas daraus gewinnen.“

„Nehmen wir sie mit und lassen Santini einen Blick darauf werfen. Es könnte sein, dass unser Mörder einen Fehler gemacht hat“, antwortete ich.

„Vielleicht. Aber wir müssen unsere Schritte vorsichtig setzen. Unsere Gegner sind gefährlich, entschlossen und definitiv um einige Züge voraus“, fügte Claude hinzu.

Zurück im Polizeihauptpräsidium, übergaben wir die Prepaid-Handys an Santini. „Mach deinen Zauber, Santini“, sagte ich. „Wir haben hier vielleicht eine Spur.“

Er grinste und nahm die Handys an sich. „Ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Es wird allerdings keine leichte Aufgabe sein, aber ich genieße Herausforderungen.“

Später am Abend stieß Dr. Moreau zu uns. „Jean-Luc, Claude, ich habe einen weiteren interessanten Fund gemacht“, sagte er, während er uns ein paar Papiere reichte. „Die Kugel, die Laurent getötet hat, ist identisch mit der, die Vincent tötete. Und das Interessanteste? Es gibt Spuren eines toxischen Metalls in der Kugelhülse, das auf eine sehr spezifische Herstellungsmethode hinweist.“

„Das ist ein Lichtblick“, sagte ich, während ich die Papiere durchlas. „Ein Hinweis auf eine spezialisierte Waffenschmiede. Wir müssen nach jemandem suchen, der solche Kugeln herstellen kann.“

„Genau“, nickte Moreau. „Wir müssen jeden Waffenschmuggler in Paris aufsuchen.“

Wir hatten jetzt weitere Anhaltspunkte, aber der Weg vor uns blieb umso gefährlicher. Wir waren einer versteckten Wahrheit auf der Spur, die tief im Untergrund von Paris verwurzelt war. Ein Netz aus Intrigen und Mord, das darauf wartete, aufgedeckt zu werden.

*

Kapitel 10

Am nächsten Morgen, nach einer unruhigen Nacht, rief Kriminaldirektor Bertrand Duvalier uns beide in sein Büro. Sein Raum war, wie immer, in einen eher eleganten und altmodischen Stil gehüllt; die antiken Möbel boten einen merkwürdigen Kontrast zu der modernen Technik und den riesigen Aktenschränken, die an den Wänden aufgestapelt waren.

Duvalier saß hinter seinem massiven Schreibtisch und sah uns eindringlich an, als wir eintraten. Dies war kein gewöhnlicher, formeller Termin, sondern etwas Wichtigeres, und das merkte man sofort in der Luft.

„Jean-Luc, Claude, setzen Sie sich,“ sagte er und zeigte auf die beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Seine tiefe Stimme hatte eine Schärfe, die ich nicht oft bei ihm wahrnahm. „Es scheint, dass diese Sache mit Vincent Duroc und jetzt Rémy Laurent eine größere Dimension annimmt, als wir ursprünglich dachten.“

Claude und ich setzten uns, und ich ergriff das Wort. „Ja, Chef, das haben wir auch bemerkt. Laurent ist tot, und das auf dieselbe Art und Weise wie Duroc. Wir haben einige Hinweise, die eine Verbindung zu den Belkacem und möglicherweise auch zu einem rivalisierenden Clan wie den Lacroix naheliegend erscheinen lassen. Es ist möglich, dass Vincent in eine interne Fehde hineingeraten ist, als er versuchte, beide Seiten auszuspielen.“

Duvalier nickte langsam, während er uns zuhörte. „Ihr habt Laurent überprüfen lassen, und auch er wurde betäubt und dann erschossen. Wir haben mittlerweile zwei Morde, die möglicherweise Teil eines größeren, organisierten Verbrechens sind. Diese Spur darf keinesfalls kalt werden.“

„Richtig,“ fügte Claude hinzu. „Wir haben einige Prepaid-Handys, die Laurent benutzte, an Santini übergeben. Er untersucht sie und wird hoffentlich etwas Nützliches finden. Außerdem zeigt die Analyse der Kugeln, dass es sich um spezielle Munition handelt, die möglicherweise nur bei bestimmten Waffenschmieden beschafft werden kann.“

Duvalier hob eine Augenbraue. „Das bedeutet, dass wir sehr vorsichtig vorgehen müssen. Diese Leute sind nicht nur Profis, sondern sie haben auch keinerlei Skrupel, jeden umzulegen, der ihnen in die Quere kommt.“

Er stand auf, ging zum Fenster und schaute in die Ferne hinaus. „Was wir hier haben, ist nicht nur ein einfacher Mordfall, sondern möglicherweise ein umfassendes Machtspiel innerhalb der Pariser Unterwelt. Vincent und Laurent sind nur die ersten Dominosteine, und ich vermute, dass es noch viel mehr gibt, was wir nicht sehen.“

„Stimmt, Chef,“ sagte ich nachdenklich. „Es könnte ein Versuch sein, die Kontrolle über den Handel in Paris zu übernehmen. Wir müssen jede Spur untersuchen und jeden Kontakt aufspüren.“

Duvalier drehte sich zu uns um, seine Augen funkelten entschlossen. „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie weiterhin mit vollem Einsatz an diesem Fall arbeiten. Ermittlungen dieser Tragweite müssen effizient und präzise geführt werden. Lassen Sie nicht zu, dass unsere Gegner uns austricksen. Die mögliche Ausweitung der Gewalt und des Einflusses der Clans muss gestoppt werden.“

Er setzte sich zurück an seinen Schreibtisch und nahm einige Dokumente zur Hand. „Außerdem, wenn Sie am Abend Zugang zu Informationen benötigen oder Ihre Vorgehensweise besprechen müssen, zögern Sie nicht. Ich will über jede Entwicklung informiert bleiben.“

Claude und ich standen auf, und ich nickte respektvoll. „Verstanden, Chef. Wir werden nicht ruhen, bis wir die Verantwortlichen finden und zur Rechenschaft ziehen.“

Als wir das Büro verließen, wusste ich, dass der Druck noch weiter gestiegen war. Dies war mehr als nur eine Mordermittlung – es war ein Kampf um die Sicherheit und Stabilität einer ganzen Stadt.

Zurück in unserem eigenen Büro setzten Claude und ich uns zusammen, um die nächsten Schritte zu planen. „Wir müssen systematisch vorgehen“, sagte Claude. „Jeder Kontakt, jede Spur muss verfolgt werden.“

„Und wir dürfen keine Zeit verlieren“, antwortete ich. „Wir beginnen mit den Waffenschmieden. Es muss jemanden geben, der diese speziellen Kugeln herstellt.“

Wir teilten uns die Arbeit auf und begannen sofort mit den Ermittlungen. Die Uhr tickte und jeder Moment zählte. Die Straßen von Paris flüsterten ihre Geheimnisse, und es war unsere Aufgabe, sie zu entschlüsseln, bevor noch mehr unschuldige Opfer fielen.

Die Jagd nach den Verantwortlichen hatte begonnen.

*

Kapitel 11

Die Tage vergingen, und trotz all unserer Bemühungen kamen wir nicht wesentlich weiter. Vincent und Laurent waren tot, und die Spur zu den Belkacem schien plötzlich kalt zu werden. Jeder Kontakt, jeder Informant, den wir überprüften, hüllte sich in Schweigen oder wusste tatsächlich nichts Brauchbares. Es war, als ob ein Schleier des Vergessens über die Pariser Unterwelt gelegt worden war.

Claude und ich saßen in unserem Büro und starrten auf die Berge von Akten und Notizen, die sich stapelten. Unsere Fortschritte waren entmutigend gering. Es war spät am Abend, und die Stadt draußen schien in der Dunkelheit zu versinken, während wir in der erdrückenden Enge unseres Büros festsaßen.

„Jean-Luc“, begann Claude, während er sich einen weiteren Kaffee eingoss, „wir kommen hier nicht voran. Die Belkacem haben sich zurückgezogen, und die Lacroix stehen ebenfalls nicht besser da. Es gibt keine offensichtlichen Hinweise darauf, dass sie etwas damit zu tun haben.“

„Du hast recht“, antwortete ich, während ich die gesammelten Informationen durchging. „Wir haben die Waffenschmiede überprüft und nichts Spezifisches gefunden. Die Lieferungen, die wir entdeckt haben, waren alle legal und protokolliert. Nichts deutet auf die Herstellung der speziellen Munition hin.“

Plötzlich klopfte es an der Tür, und bevor wir noch etwas sagen konnten, trat Marcel Santini ein, wie immer mit einem selbstzufriedenen Lächeln und einem Tablet in der Hand. „Kommissare, ich hoffe, Sie können mir ein wenig Ihrer kostbaren Zeit opfern.“

„Was ist es, Santini?“ fragte ich müde, ohne den Blick von den Papieren zu heben.

Er setzte sich gegenüber und legte das Tablet auf den Tisch. „Ich dachte, Sie wären interessiert zu wissen, dass ich etwas Ungewöhnliches in den Metadaten eines der Handys gefunden habe, die Sie mir gegeben haben.“

Ich sah auf und schenkte ihm meine volle Aufmerksamkeit. „Ungewöhnlich wie?“

„Nun, bei einem der Prepaid-Handys gibt es einige interessante Anrufmuster. Kurz bevor Laurent ermordet wurde, und zwar exakt zehn Minuten davor, wurde eine eingehende Nachricht empfangen“, erklärte er und tippte auf das Tablet. „Der Anruf selbst dauerte nur wenige Sekunden und wurde von einem Mobilgerät aus getätigt, das anscheinend dafür konzipiert war, schwerer zu orten.“

Claude beugte sich interessiert vor. „Was sagt uns das?“

Santini grinste verschmitzt. „Die Nummer gehört zu einer Reihe von anonymen SIM-Karten, die in den letzten drei Monaten in einem kleinen Laden in Belleville, genauer gesagt in der Rue de Belleville, gekauft wurden. Dieser Laden ist bekannt dafür, keine Fragen zu stellen.“

„Und?“ Ich war neugierig, wo er hinauswollte.

„Und über den gesamten Zeitraum dieser Käufe gibt es nur eine einzige Überwachungskamera in der Nähe des Ladens, die funktionierte“, fuhr Santini fort. „Ich habe einige Aufnahmen abgefangen und dabei mehrere verdächtige Personen entdeckt, die regelmäßig dort Karten gekauft haben.“

Er tippte erneut auf das Tablet, und eine Reihe von Bildern erschien. Darunter ein verschwommenes, aber dennoch erkennbares Gesicht. „Dies ist ein Bild von einem Mann, der zweimal in der Woche dasselbe Muster verfolgt hat: Eintritt in den Laden, Kauf von Prepaid-Karten, und dann das schnelle Verlassen des Ortes. Keine Fragen gestellt.“

„Wer ist er?“ fragte ich, mein Interesse war geweckt.

„Das Gesicht kennen nicht viele, aber durch einen alten Fahndungsbericht konnten wir eine Übereinstimmung erzielen“, meinte Santini triumphierend. „Er heißt Serge Dubois. Ein kleiner Fisch, der in der Vergangenheit für größere Fische gebürstet hat. Letztes Jahr wurde er bei einem Waffendeal erwischt, kam aber durch einen formal bedingten Freispruch wieder heraus."

„Das ist etwas“, sagte ich nachdenklich und tauschte einen Blick mit Claude. „Wenn dieser Serge Dubois noch immer aktiv ist, könnte er eine wertvolle Verbindungsstelle innerhalb dieses Netzes aus Intrigen sein.“

„Genau“, sagte Claude und warf seinen Becher in den Müll. „Wir müssen ihn finden und aus ihm herausbekommen, was er weiß. Er wird sicherlich nicht gesprächig sein, aber wir haben unsere Mittel.“

Als wir unsere Sachen packten, um Serge Dubois aufzuspüren, konnte ich ein leichtes Kribbeln der Aufregung nicht unterdrücken. Es war nicht viel, aber der Name und das Gesicht waren mehr, als wir in den letzten Tagen bekommen hatten. Ein neuer Verdächtiger, ein neuer Hoffnungsfunke.

Paris war eine Stadt mit unzähligen Geheimnissen, und es war unsere Aufgabe, diese nach und nach zu enthüllen. Mit neuem Elan machten wir uns auf den Weg in die dunklen Ecken von Belleville, fest entschlossen, endlich Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Jagd ging weiter, und dieses Mal hatten wir einen neuen, klaren Namen auf unserer Liste. Es war höchste Zeit, den Druck zu erhöhen.

*

Zurück im Büro entschieden Claude und ich, dass es an der Zeit war, noch einmal mit Dr. Moreau und Santini zu sprechen. Die beiden hatten in der Vergangenheit oft leise Hinweise gegeben, die sich als entscheidend herausstellten, und vielleicht hatten sie weitere Informationen, die uns halfen, unser Netz enger zu ziehen.

Wir fanden Dr. Franck Moreau in seinem Labor, vertieft in seine Arbeit. Der Raum war steriler als ein Operationssaal, die Gerüche von Desinfektionsmitteln und Chemikalien schwebten in der Luft. Auf einem metallenen Untersuchungstisch lag noch immer Vincents Leiche, sorgfältig abgedeckt und vorbereitet für die nächsten Schritte.

„Jean-Luc, Claude“, begrüßte uns Moreau ohne vom Mikroskop aufzusehen. "Was kann ich für Sie tun?"

„Franck, ich wollte ein Update zu den toxikologischen Analysen von Vincent und Laurent“, sagte Claude. „Gibt es irgendetwas Neues, das uns weiterhelfen könnte?“

Moreau sah auf und schob seine Brille auf die Stirn. „Interessant, dass Sie das fragen. Tatsächlich gibt es da einen Punkt, der mir nicht aus dem Kopf ging – ein kleines Detail, das ich anfangs übersehen hatte, aber jetzt besser verstehe.“

Er führte uns zu seinem Schreibtisch und zeigte auf einige Berichte. „Bei beiden Opfern fand sich ein spezifischer Cocktail an Betäubungsmitteln, der mit einem ungewöhnlichen Wermut vermischt war, eine Substanz, die normalerweise in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet wird. Sie ist selten in Europa und wird in speziellen Apotheken zubereitet.“

„Was bedeutet das für uns?“ fragte ich.

Moreau grinste leicht. „Es bedeutet, dass die Möglichkeit besteht, dass beide Opfer kurz bevor sie betäubt und ermordet wurden, diese spezielle Mischung konsumiert haben könnten, indem sie vielleicht direkt oder indirekt über ein Getränk oder eine Injektion zugeführt wurde. Der Wermut ist schwer zu bekommen, und ich habe eine Liste von Apotheken, die solche exotischen Substanzen führen.“

Ich nahm den Bericht dankend entgegen und nickte. „Danke, Franck. Diese Informationen könnten beim Eingrenzen unserer Verdächtigen sehr nützlich sein.“

Moreau nickte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Viel Glück. Wir wissen alle, dass diese Fälle kompliziert sind. Wenn Sie noch etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen.“

Von Moreau ging es direkt zu Marcel Santini, der wie immer in seinem Büro saß, umgeben von Bildschirmen und Ausrüstungen, die den durchschnittlichen Menschen wie aus einem Sci-Fi-Film erschienen.

Santini lächelte, als wir eintraten. „Ah, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs, Kommissar?“

„Wir wollten sehen, ob du noch etwas Interessantes herausgefunden hast, Marcel“, sagte ich und setzte mich gegenüber von ihm.

Er nickte und nahm einen Ordner zur Hand. „Wie Sie wissen, habe ich die Prepaid-Handys analysiert, die Laurent benutzt hat. Es gab einige Datenfragmentierungen von Anrufen, die trotz Verschlüsselung Rückschlüsse auf bestimmte Lokalisierungen zulassen.“

„Bedeutet das, dass du Orte identifizieren konntest, von denen aus telefoniert wurde?“ fragte Claude.

„Genau“, nickte Santini und zeigte auf eine Karte von Paris. „Einige Anrufe wurden aus dem Bereich um das Ming-Kräuterlabor in Belleville gemacht. Ein interessanter Ort, wenn man bedenkt, dass die Betäubungsmittel, die Moreau gefunden hat, möglicherweise dorther stammen.“

Das klang, als ob sich unsere verschiedenen Hinweise begannen, zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Ohne Zeit zu verlieren, begannen Claude und ich, die möglichen Verbindungen und Berührungspunkte zu durchdenken.

„Es sieht aus, als ob uns das Ming-Kräuterlabor ein Besuch verdient hätte, Claude“, sagte ich schließlich nickend. Claude stimmte mir zu, und wir verabschiedeten uns hastig von Santini, wobei wir versprachen, ihn auf dem Laufenden zu halten.

Es war ein Hoffnungsschimmer am Horizont, doch wir wussten, dass jeder Schritt doppelt so vorsichtig gesetzt werden musste. Wenn sich diese exotische Mischung mit dem Ming-Kräuterlabor verknüpfte, dann könnten Laurent und Vincent tatsächlich von jemandem innerhalb jener geheimen Kreise betäubt worden sein.

*

Kapitel 12

Das Kräuterlabor war unscheinbar und lag an einer Ecke in einem belebten Abschnitt von Belleville. Es wirkte harmlos genug, aber wir wussten, dass der Schein trügen konnte. Wir gingen hinein und ein angenehmer Duft nach getrockneten Kräutern empfing uns.

Hinter dem Tresen stand eine ältere Frau, die freundlich lächelte, als sie uns sah. „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“

Claude und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, und ich trat vor. „Guten Tag, Madame. Wir sind von der Polizei und haben ein paar Fragen zu einem speziellen Import, den sie handhaben. Können wir einen Moment Ihrer Zeit in Anspruch nehmen?“

Ihre Augen verengten sich nicht merklich, aber ich konnte sehen, dass sie sofort argwöhnisch wurde. „Natürlich, was kann ich für Sie tun?“

Claude nahm das Wort. „Wir interessieren uns für die Herkunft eines spezifischen Wermuts, der in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet wird. Wir haben Grund zu der Annahme, dass er in mehreren Ermittlungen eine Rolle spielt.“

Ihre Augen funkelten, als sie sanft lächelte und uns ein Zeichen gab, ihr zu folgen. „Wir haben diesen Wermut tatsächlich in unserem Sortiment. Folgen Sie mir doch bitte in das Hinterzimmer.“

Im Halbdunkel der Regale, die dicht gefüllt waren mit exotischen Kräutern und Arzneimitteln, legte sie uns eine Dose mit dem gesuchten Wermut auf den Tisch. „Hier ist er. Ein seltener Wermut, wird von einem speziellen Lieferanten in China bezogen.“

Claude und ich tauschten vielsagende Blicke. Wenn dieser Wermut ebenso selten war, wie Moreau uns gesagt hatte, kamen nicht viele Bezugsquellen infrage.

„Haben Sie eine Liste der Kunden, die diesen Wermut in letzter Zeit erworben haben?“ fragte ich direkt.

Die Frau zögerte, doch dann nickte sie. „Es sind nicht viele. Geben Sie mir einen Moment.“ Sie verschwand und kehrte schnell mit einem kleinen Notizbuch zurück. „Hier, die letzten fünf Kunden in sechs Monaten, die wir dieser Substanz verkauft haben.“

Claude schrieb die Namen und Adressen in sein Notizbuch, und wir bedankten uns höflich. Bevor wir gingen, fragte ich höflich: „Sie wissen, dass dies eine Routineuntersuchung ist. Wäre es möglich, dass wir unverzüglich wiederkommen, sollten wir mehr Fragen haben?“

„Natürlich, Monsieur“, sagte sie und sah uns mit einer Mischung aus Besorgnis und Verwunderung an.

Als wir wieder auf den Straßen von Belleville standen, konnte ich ein leichtes Kribbeln der Vorfreude nicht unterdrücken. „Das sind die Hinweise, die wir brauchen“, sagte ich zu Claude. „Wir müssen die Kundenliste durchgehen und sehen, was wir finden.“

Mit neuem Mut begannen wir, die Namen auf der Liste abzuarbeiten und zu besuchen. Es war mühsam und zeitaufwändig, aber jeder Schritt brachte uns einen Hauch näher an die Antwort. Und Paris, die Stadt der Lichter und Schatten, schien uns einen Schritt näher an die verborgene Wahrheit zu bringen.

*

Kapitel 13

Als wir endlich die Namen und Adressen aus der Kundenliste des Kräuterlabors überprüften, konzentrierten wir uns zunächst auf jede Person, die uns relevant oder verdächtig erschien. Es war ein mühseliger, aber notwendiger Prozess, der uns tiefer in die Pariser Unterwelt führte.

Unser erstes Ziel war ein heruntergekommenes Apartmentgebäude im 19. Arrondissement. Monsieur Gérard Fontaine, ein älterer Mann, der auf der Liste stand, war keineswegs verdächtig – zumindest auf den ersten Blick. Er war ein vor kurzem pensionierter Bibliothekar, der sich der Kräuterkunde verschrieben hatte. Freundlich, aber verblüfft, bestätigte er uns, dass er den seltenen Wermut tatsächlich für seine eigenen Heilmittel gekauft hatte. Es gab absolut keinen Hinweis darauf, dass er in etwas Illegales verwickelt war. Also gingen wir weiter.

In derselben Manier besuchten wir weitere Adressen, die sich ebenfalls als unergiebig erwiesen. Die Liste enthielt allerdings einen bedeutenderen Namen: Louis Renard, ein Mann mit einer etwas dubioseren Vergangenheit. Renard hatte einige Male wegen kleineren Vergehen in Untersuchungshaft gesessen, vor allem im Zusammenhang mit Schmuggel und illegalen Transaktionen.

Es war später Nachmittag, und die Wolken begannen sich am Himmel zu verdichten, als wir Renards Adresse im südlichen Teil von Belleville erreichten. Das Gebäude war in einem überraschend guten Zustand, was in krassem Gegensatz zur Gegend stand. Wir betraten das weiträumige und ernüchternd modern eingerichtete Foyer.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem Portier fanden wir uns vor Renards Apartmenttür wieder. Ich klopfte heftig und rief: „Polizei! Herr Renard, würden Sie bitte die Tür öffnen?“

Es dauerte eine Weile, aber schließlich hörten wir das Geräusch eines Sicherheitsschlosses und die Tür sprang auf. Ein Mann mittleren Alters, besser gekleidet als erwartet, stand im Türrahmen. Sein Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung zu Besorgnis.

„Guten Tag, Monsieur Renard“, begann Claude, während wir unsere Abzeichen vorzeigten. „Wir haben ein paar Fragen und würden uns freuen, wenn Sie uns ein wenig Ihrer Zeit schenken könnten.“

Renard zögerte, gab dann aber nach und öffnete weit die Tür. „Kommen Sie herein“, sagte er zögerlich. „Was genau wollen Sie wissen?“

Drinnen setzte er uns in einem minimalistischen Wohnzimmer. „Es geht um Ihre Käufe von einem bestimmten Kraut“, begann ich. „Ein Wermut, den Sie von einem Kräuterlabor in Belleville bezogen haben.“

Renard wiegte den Kopf und verzog das Gesicht. „Ja, ich erinnere mich. Ich benutze es als Teil eines Reinigungsrituals, das mir ein alter Freund empfohlen hat. Aber was hat das mit der Polizei zu tun?“

Ich warf Claude einen Blick zu und entschied, einen direkten Weg zu nehmen. „Monsieur Renard, dieser specifiche Wermut wurde in Verbindung mit zwei Morden gefunden. Einer davon involvierte einen Mann namens Vincent Duroc."

Renards Augen weiteten sich, und er wurde merklich nervös. „Vincent Duroc? Warum sollte ich in Verbindungen mit diesem Mann gebracht werden? Ich habe ihn nie getroffen.“

„Vielleicht nicht direkt“, sagte Claude ruhig, „aber wir haben Grund zu der Annahme, dass der Wermut, den Sie gekauft haben, eine Rolle spielte. Haben Sie jemals große Mengen davon gekauft? Und wenn ja, haben Sie es an jemanden weitergegeben?“

Renard wich unserem intensiven Blick aus und zögerte, bevor er antwortete. „Ich… ich habe keine großen Mengen gekauft. Nur das, was ich selbst verwende. Es stimmt, dass ich einmal einen Teil an jemanden verkauft habe. Einen Mann, den ich nur flüchtig kenne, er sagte, er sei an Heilkräutern interessiert.“

„Wer war dieser Mann?“ hakte ich nach.

„Ich weiß seinen Namen nicht“, sagte Renard und fuhr nervös mit der Hand durch sein Haar. „Er kam herein und bot mir eine gute Summe. Er sagte, er brauche den Wermut für seine eigenen medizinischen Zwecke. Es war ein einmaliges Geschäft, ich habe ihn seither nicht wieder gesehen.“

„Wie sah er aus?“ fragte Claude.

Renard schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern. „Er war Mitte dreißig, durchschnittliche Größe, dunkles Haar. Nichts Auffälliges. Er hatte ein durchdringendes Lächeln – so wie jemand, der keine guten Absichten hat.“

„Haben Sie eine Telefonnummer oder einen Namen, irgendetwas?“ fragte ich drängend.

Renard schüttelte den Kopf. „Es war kein formeller Kauf. Nur ein kurzes Treffen.“

Claude notierte sich die Beschreibung. „Sie wissen, dass Sie uns die Wahrheit sagen müssen, Renard. Dies ist eine ernste Angelegenheit. Wenn wir herausfinden, dass Sie etwas verheimlichen, könnten Sie sich selbst in große Schwierigkeiten bringen.“

Er nickte hastig. „Ich verstehe. Ich habe nichts damit zu tun. Alles, was ich Ihnen gesagt habe, ist wahr.“

*

Kapitel 14

Nach diesem erfolglosen Versuch, mehr herauszufinden, verließen wir das Apartment und tauschten frustrierte Blicke aus. Manchmal schien es, als ob uns Paris absichtlich in die Irre führen wollte, um seine Geheimnisse zu wahren.

„Zurück auf Anfang“, sagte Claude seufzend. „Alles, was wir wissen, führt uns immer wieder in diese Sackgassen. Die Spur scheint wieder kalt zu werden.“

„Vielleicht haben wir etwas übersehen“, sagte ich entschlossen. „Wir müssen Kontakt zu Marcel Santini aufnehmen und ihn bitten, die Kommunikationsmuster und Bewegungsdaten der letzten Tage noch einmal zu analysieren. Wenn der Mann, den Renard erwähnt hat, irgendwo in den Daten ist, werden wir ihn finden.“

Zurück im Präsidium, gaben wir Santini die Beschreibung und baten ihn, die Daten noch einmal durchzugehen, insbesondere um mögliche Übereinstimmungen zu finden.

Marcel grinste. „Natürlich, ich freue mich immer, wenn ich Ihre Entschlossenheit sehen darf. Geben Sie mir ein paar Stunden.“

Während wir auf die Ergebnisse warteten, gingen Claude und ich noch einmal jeden Beleg, jede Sichtung durch. Mit etwas Glück würden wir eine Verbindung finden und endlich Licht ins Dunkel dieser verfluchten Ermittlungen bringen.

Die Schatten in den Gassen von Paris mochten tief und trügerisch sein, aber wir hatten uns noch nie von der Dunkelheit abschrecken lassen. Und auch diesmal nicht. Paris würde seine Geheimnisse nicht ewig verbergen können.

*

Kapitel 15

Wir trafen uns wieder an der Lagerhalle, dieses Mal mit einem verstärkten Team und extra Ausrüstung. Der Himmel war bedeckt und schwer, die Stadt selbst schien die Spannungen des bevorstehenden Moments zu spüren. Claude und ich, zusammen mit dem Einsatzteam, machten uns bereit, die Lagerhalle erneut zu durchsuchen – dieses Mal mit besonderem Fokus auf den neu entdeckten unterirdischen Bereich.

„Jeder bleibt wachsam“, sagte ich den Beamten. „Wir wissen nicht, was uns erwartet, aber wir können sicher sein, dass es gefährlich wird.“

Mit gezogenen Waffen und schnellen, leisen Bewegungen betraten wir erneut die dunkle Lagerhalle. Diesmal gingen wir direkt zu dem versteckten Kellereingang, den Santini auf den Plänen entdeckt hatte. Eine alte, fast unsichtbare Luke unter einem Stapel von Kisten führte hinab in die Dunkelheit.

Claude leuchtete mit seiner Taschenlampe den Zugang hinunter und pfiff leise durch die Zähne. „Gut versteckt, muss man ihnen lassen“, sagte er, während wir die Treppe vorsichtig hinabstiegen.

Unten führte ein schmaler Gang zu einer großen, verborgenen Kammer. Die Luft war feucht und abgestanden, und das schwache Licht unserer Taschenlampen enthüllte schnell eine merkwürdige Mischung aus alter Elektronik, leeren Kisten und geheim gehaltenen Vorräten. Dieser Ort war eindeutig kein Zufallstreff, sondern ein sorgfältig geplanter Unterschlupf.

„Sichert den Raum“, befahl ich leise, während die Einsatzkräfte ihre Posten einnahmen. Ich signalisierte Claude, mit mir den Bereich zu durchsuchen.

Wir durchkämmten die gesamte Kammer systematisch und stießen schließlich auf eine weitere kleine Tür, halb versteckt hinter einem Stapel ausrangierter Möbelstücke. Vorsichtig traten wir ein und was wir fanden, ließ uns kurz innehalten.

Der Raum war kleiner und überfüllt mit Dokumenten, Computern und verschiedenen elektronischen Geräten. Eine beeindruckende Menge an Informationen, die vermutlich über Jahre hinweg gesammelt wurden. Auf einem Tisch lag ein alter Laptop, neben dem mehrere SIM-Karten und Mobiltelefone verstreut waren.

„Jean-Luc“, rief Claude mich leise zu sich. „Diese Geräte hier… Das könnte unsere goldene Spur sein.“

Ich nickte und wandte mich an unsere Technikexperten, die das Equipment rasch sicherten und nach wichtigen Daten durchsuchten. Inzwischen begann ich, die Dokumente durchzugehen, und stieß bald auf handschriftliche Notizen und Pläne, die augenscheinlich detaillierte Transaktionen und Termine dokumentierten.

Ein bestimmtes Dokument erregte schließlich meine besondere Aufmerksamkeit. Es war eine Art Tagebuch, penibel geführt, das Treffen und Namen festhielt. Und tatsächlich, zu meinem Erstaunen fand ich nicht nur Vincent Durocs Namen darin, sondern auch Verbindungen zu Laurent und verschiedenen bekannten Handlangern des Belkacem Clans. Das Netz verstrickte sich weiter.

Claude kam plötzlich mit einem Ausdruck der Entschlossenheit zu mir. „Jean-Luc, ich habe hier Nachrichten gefunden. Dieser Raum hier war das Hauptquartier für die Planung mehrerer Operationen. Unter anderem auch der große Deal, den Vincent mit den Lacroix-Clan geplant hatte.“

„Das erklärt vieles“, murmelt ich nachdenklich. „Vincent hat versucht, die Kontrolle über etwas viel Größeres zu erlangen…“

In diesem Moment trat unser Technikexperte mit einem USB-Stick zu uns. „Kommissare, ich habe Daten von den Mobilgeräten extrahiert. Ich denke, das wird Sie interessieren.“

Wir steckten den Stick in einen der sichergestellten Laptops und sichteten sofort die Informationen. Es war eine Art Kommunikationstagebuch, erfüllt mit Nachrichten und verschlüsselten Anrufen, die ihre Spur zu einem uns bisher unbekannten Hauptakteur führten: Ein Mann namens Alexandre Fournier, von dem wir bisher nichts gehört hatten.

Claude pfiff durch die Zähne. „Das könnte unser Drahtzieher sein.“

„Ganz genau. Er scheint neue und alte Fehden benutzt zu haben, um seine eigenen Ziele zu erreichen“, sagte ich. „Wir müssen ihn schnell finden und festnehmen, bevor er erfahren kann, dass wir ihm auf der Spur sind.“

Mit einem klaren Ziel für die nächste Runde unserer Ermittlungen kontaktierten wir unsere Vorgesetzten und richteten eine sofortige Fahndung nach Alexandre Fournier ein. Die Abdrücke und Hinweise, die wir in dem geheimen Raum gefunden hatten, gaben uns genug Referenzen, um seine nächsten möglichen Bewegungen zu vermuten.

*

Kapitel 16

Zurück im Polizeipräsidium legten wir unsere Erkenntnisse dar. Kriminaldirektor Duvalier zeigte wieder sein unerschütterliches Gesicht und nickte anerkennend. „Gute Arbeit bisher, aber der letzte Schritt wird der schwerste sein. Wir müssen Fournier schnappen, bevor er weitere Bewegungen plant. Keine Fehler, Kommissare.“

„Wir sind bereit“, sagte Claude entschlossen. „Dieser Fall wird gelöst werden.“