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"Abenteuer Auslandshunde" ist ein Buch über das Leben mit einem Hund aus Spanien, Griechenland, der Türkei, Rumänien, Italien, Portugal, Polen oder Ungarn. Hausgenossen, wie sie immer häufiger in Deutschland anzutreffen sind und über die es viel zu lernen gibt. Was zeichnet diese Hunde aus? Welche Unterschiede gibt es? Was sollte ich bei der Anschaffung beachten? Wie sieht die Haltung aus? Welche Krankheiten kommen vor? Fragen, die sich jeder Interessent stellen dürfte und auf die er Anworten sucht. Neben umfangreichen Tipps zu Erziehung, Fütterung und Besonderheiten kommen auch zahlreiche Fallbeispiele nicht zu kurz.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Eine kurze Erklärung
Woher? Weshalb? Warum? Von Tierschutzorganisationen, privaten Helfern und den rettenden Engeln
Andere Länder – andere Rassen
Woher also den neuen Hund nehmen?
Organisation ist nicht gleich Organisation
Einfach aus dem Internet?
Vor- und Nachkontrollen
Patenfamilien
Mögliche Eigenschaften oder was einen erwartet
Rüde, Hündin, Senior und Welpe
Unsichere Hunde
Stubenrein?
Aggressiv? Dominant?
Leine und Halsband
Flöhe, Zecken, Giardien, Entwurmen, Impfen
Konditionsaufbau
Tierarztwahl
Braucht mein Hund einen Mantel?
Allein bleiben
Kastration?
Hundeschule
Abgehauen
Erziehung – die Theorie
Erziehung – die Praxis
Jagd!
Schleppleinentraining
Krankheiten
Fütterung
Autos
Garten
Falsche Tierliebe
Kosten
Einzelschicksale
Lisa und Rico
Der Hund in den falschen Händen
Problemlos?
Wie es nicht laufen sollte
Nalu
Maggie
Henry
James und Dutch
Malou – der iberische Maulesel
Eine erste Stunde
Sammy
Cäsar
Benny
Pepe
Ella
Sunny, Toni, Joey und Co.
Rica
Amaro
Die mit den langen Ohren
Der Minosch
Schokolino
Raposa
Schnute
Joe
Deby und Sheldon
Spike und Co.
Shari
Asco und Co.
Leti
Das letzte Kapitel – Mode-Boom oder müssen wir helfen?
Abbildungsverzeichnis
Ein Hund aus Griechenland? Muss das sein? Die Hunde aus Spanien sind immer so sozial! Was gibt es da eigentlich für Krankheiten? Wieso hat mein Hund aus der Türkei solche Angst?
Abbildung 1: Dutch, Windhundmix
Fragen über Fragen, aber eines ist gewiss: Ein neuer Trend hat Deutschland erreicht. Jedes Jahr werden unzählige Hunde aus dem Ausland, vor allem aus Südeuropa, importiert. Die Beweggründe dafür sind unterschiedlich, aber meist spielt Mitleid eine große Rolle.
Dieses kleine Buch will ein wenig Aufklärung bieten für Interessenten, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen wollen. Über Möglichkeiten, Hintergründe, aber auch Gefahren und Konsequenzen.
Denn eines sollte jedem potenziellen Hundebesitzer klar sein: Hat er sich erst einmal für einen Hund entschieden, dann muss er zu seiner „Adoption“ auch stehen. Ein Hund ist ein Lebewesen und sollte weder unbedarft angeschafft noch ohne Wissen gehalten werden. Ganz besonders gilt dies nicht nur für Welpen, sondern auch für erwachsene Hunde, die zum Teil schon ein sehr bewegtes und oft genug kein schönes Leben hinter sich haben.
Das bedeutet eine Menge Verantwortung für die neuen Besitzer, die meist erst mit ihrer neuen Aufgabe wachsen müssen. Aber das ist nicht so schlimm, solange man wirklich will und den für sich passenden Hund ausgesucht hat. Dann ist alles möglich, auch wenn es vielleicht etwas dauern mag und man gerade in der Anfangsphase das eine oder andere Mal pur verzweifeln könnte.
Schwerpunkt dieser Ausführungen wird der Alltag in Deutschland sein. Die Realität, mit der sich jeder frisch gebackene Hundebesitzer auseinandersetzen muss.
Wie komme nun ausgerechnet ich dazu, ein solches Buch zu verfassen? Zum einen sicherlich auch durch Inca, meine Hündin aus Spanien. Sie war ein ganz spezieller Hund, der mich vieles gelehrt und mir ein Praxiswissen verschafft hat, das ich vorher nicht hatte.
Dazu kommen aber noch eine große Anzahl weiterer Hunde und ihre Menschen, die seit vielen Jahren meine Hundeschule besuchen und die mich vor immer neue Aufgaben und auch Probleme stellen. Hunde aus Spanien, Griechenland, Italien, der Türkei, Rumänien, Ungarn, Portugal, ja sogar Polen, Tschechien und Venezuela tummeln sich seit Jahren in meinen Gruppen oder kämpfen sich in mühevoller Kleinarbeit durch die Anfänge eines Einzeltrainings.
Mit Erschrecken musste ich feststellen, mit wie wenig Fachwissen viele dieser Hunde vermittelt wurden und mit welchen Problemen die jetzigen Besitzer zu kämpfen hatten. Oft mit Erfolg, aber nicht selten fiel der Satz: „Wenn wir das gewusst hätten ...“
Darum also dieses kleine Werk, das Anregungen zum Kauf eines Hundes aus einer „anderen Welt“ bieten, Tipps zum Umgang mit ihm geben und Aufklärung leisten soll.
Alle Abbildungen in diesem Buch zeigen Hunde aus den oben genannten Ländern.
Abbildung 2: Inca, einen Tag nach ihrer Ankunft in Deutschland
Das größte Problem, vor dem ich in den letzten Wochen stand, war eigentlich, einen passenden Titel für dieses Buch zu finden. Wie nennt man am besten diese Hunde? Straßenhunde? Streuner? Ich habe mich schlicht und ergreifend für „Auslandshunde“ entschieden, weil es keine Bezeichnung gibt, die alle Hunde umfasst, die ich beschreiben will. Manche von ihnen haben wirklich Monate und Jahre auf der Straße gelebt, viele wurden misshandelt, einige stammen aus Tierheimen in Madrid, Barcelona, Rumänien oder Ungarn. Manche hatten Besitzer, die sie an Ketten oder in engen Zwingern hielten. Das ist übrigens kein Privileg des Auslandes, das gibt es auch zur Genüge in Deutschland.
Inca wurde von einer Spanierin auf einer der großen Ausfallstraßen Madrids gefunden. Ein halbes Jahr war sie bereits in der Obhut einer spanischen Pflegestelle, aber als ich sie im Internet entdeckte, kam auch die Erklärung: „Sie ist ein Mischling, die will hier einfach keiner haben!“
Abbildung 3: Inca, Anfang 2006
Nun, inzwischen ist sie seit sechs Jahren „mein Hund“ – mit allen Vor- und Nachteilen. Geradezu regelmäßig werde ich darauf angesprochen, ob ich einen Harzer Fuchs an der Leine führe. Ich denke mal nicht, denn einen Altdeutschen Hütehund kann ich mir in Spanien schlecht vorstellen, aber wissen kann ich es auch nicht ...
Dafür weiß ich, dass sie verflixt hübsch geworden ist. Dass nichts mehr von der grauen Maus übrig blieb, die sie bei ihrer Ankunft darstellte. Hatte mich mein Instinkt doch nicht im Stich gelassen, als ich spontan bei Betrachtung des kleinen Bildes sagte: „Das ist sie. Die und sonst keine!“
Inzwischen macht sie einfach nur Spaß, auch wenn sie mich so manche Nerven gekostet hat. Nebenbei ist sie eine entzückende Diva bei Mischlingshundshows geworden. Sie liebt es, sich hinzustellen und sich bewundern zu lassen. Und ich bin ihr größter Fan ...
Daniela Tschepe, Mönchengladbach im Juli 2006
Fast zehn Jahre sind seit der ersten Auflage dieses Büchleins vergangen. Und nicht nur einmal habe ich gedacht: „Du musst das dringend überarbeiten und eine Neuauflage in Angriff nehmen!“
Bei dem guten Willen ist es dann geblieben, gefehlt haben die Zeit und der berühmte Tritt.
Nun ist das Wunder allerdings geschehen und ich hoffe, Ihnen gefällt das neue alte Werk. Viele Informationen sind erhalten geblieben. Sogar einige Kapitel mehr, als ich gedacht habe. Denn viele Probleme, die es vor einem Jahrzehnt gab, existieren in derselben Form noch heute.
Bei den Hundeschicksalen allerdings habe ich auch fleißig aktualisiert und ergänzt.
Bleibt mir nur, mich zu bedanken. Bei den vielen Hundebesitzern und ihren Vierbeinern, die mir die Treue gehalten haben und ohne die dieses Zusammentragen an Informationen nicht möglich gewesen wäre.
Und bei den Lesern, die dafür gesorgt haben, dass diese Informationen nicht im Sand verlaufen sind und vielleicht das eine oder andere Gute in der Beziehung zwischen Mensch und Hund bewirkt haben.
Der „neue Trend“ Auslandshunde hat sich in Deutschland erhalten. Waren es früher mehr spanische und italienische Hunde, so kommen heute auch noch welche aus Rumänien, Polen und Bulgarien dazu.
Die Probleme sind die gleichen geblieben. Neben den Organisationen, die zu wenig Aufklärung leisten, gibt es inzwischen auch welche, die es in mancher Hinsicht übertreiben.
Als ich vor einigen Monaten selbst auf der Suche nach einem neuen Hund war, sind mir Dinge passiert, die ich mir bis dahin gar nicht vorstellen konnte.
Auf der einen Seite sollte ich nicht zu knapp Informationen über mich herbeibringen, nur um dann auf der anderen als Antwort den einzigen Satz zu lesen: „Sie bekommen keinen Hund von mir!“
Als nächstes las ich die Homepage über das Hundeparadies auf irgendeiner Mittelmeerinsel, wo die Hunde täglich schwimmen durften und Wellnessmassagen bekamen und die Ansprüche an die Interessenten so immens hoch waren (allerdings auch der Kaufpreis), dass sich der Normalbürger zu Recht fragt, ob da nicht etwas überzogen gehandelt wird.
Die nächste Tierschützerin machte es sich wieder einfach und klärte mich am Telefon auf, dass der ausgesuchte Hund „schon lange vermittelt“ sei, im gleichen Atemzug kam dann ein: „Nehmen Sie doch die Schwester.“ Auf mein Nachfragen, wie die denn so sei vom Wesen, kam erst einmal gar nichts und dann: „Wie eben junge Hunde so sind, was soll ich da groß sagen?“
Okay, ich habe meinen Traumhund letztendlich doch gefunden und halte heute noch mit der Pflegestelle Kontakt, die es auch nach Monaten interessiert, ob es dem Hund gut geht.
Weiterhin viel Spaß mit unseren Hunden.
Daniela Tschepe
Mönchengladbach, April 2016
Wie erwerbe ich einen Hund aus Spanien? Im Prinzip ist das ganz einfach: Man schlägt die Zeitung auf und wird förmlich erdrückt von Angeboten seriöser und nicht so seriöser Organisationen. Daneben gibt es inzwischen viele Privatpersonen, die mit Absicht oder durch Zufall Hunde mit nach Deutschland gebracht haben.
Wer durchs Internet surft, hat manchmal den Eindruck, dass es zwar sehr viele Tierschutzorganisationen gibt, die sich um deutsche Hunde bemühen, aber mittlerweile auch ebenso viele, die sich um ausländische Hunde kümmern. In den Vermittlungssendungen im Fernsehen geht es ähnlich zu. Aber ist die Sache so einfach? Ist es völlig gleichgültig, woher mein Hund stammt?
Kaum ein Interessent macht sich aber wirklich Gedanken darüber, was für Rassen sein neuer Hausgenosse in sich birgt. Und das ist leider gar nicht so unwichtig.
Erst neulich stand ich einem Besitzer gegenüber, der sich wunderte: „Ach, so sehen Podencos aus! Ich dachte, die seien größer.“ (Wohlgemerkt: Wir redeten über seinen Hund!) Woraufhin ich den Herrn dann leider aufklären musste, dass es „den“ Podenco gar nicht gibt, sondern es sich im Gegenteil bei dieser Rassengruppe um eine ganze Reihe von Hunden in allen möglichen Größen und mit unterschiedlichen Haarstrukturen handelt. Sie alle haben allerdings eines gemeinsam: Es sind Jagdhunde und nur die wenigsten Exemplare besitzen keinen ausgeprägten Jagdtrieb. Das war dem neuen Besitzer leider auch nicht bekannt. Er hatte den Rüden ausgewählt, weil er so hübsch gezeichnet war.
Ebenfalls aus allen Wolken fielen Neuerwerber, die nur einen kleinen, pflegeleichten Hund zum Spazierengehen suchten. Klein war der Hund aus Spanien wohl, aber auch ein Überlebenskünstler von der Straße; einer, der von der Pike auf gelernt hatte zu überleben, koste es, was es wolle. Vermutlich ist er ein Terriermischling mit sehr viel Temperament, Ausdauer und einem Hang zum Bellen, wenn es seiner Meinung nach nicht schnell genug geht. Ein ganz normaler Hund also, der ebenso konsequent erzogen werden will wie der Jack Russell Terrier aus deutscher Zucht. Kein Traumhund aus den Boomerfilmen, der mir meine Wünsche von den Lippen abliest und es mir in allem nur recht machen will ...
Gehen Sie also bitte nicht nach Äußerlichkeiten. Das sollten Sie nie bei einem Hundekauf tun! Informieren Sie sich lieber gründlich auch von anderer Seite (hundeerfahrene Freunde und Bekannte, Tierärzte, Hundeplätze und - schulen, Rassebeschreibungen in Büchern, Zeitschriften und im Internet) über Charaktereigenschaften bestimmter Rassen. Verlassen Sie sich dabei nie auf EINE Aussage, sondern sammeln Sie erst einmal Informationen! Gerade aus südlichen Ländern stammen viele recht anspruchsvolle Rassen. Zu den Wind- und Jagdhunden gehören Galgo Español, Podenco Ibicenco, Podenco Canario, Greyhound (ursprünglich aus England stammend, werden sie leider sehr oft zur zweiten Rennkarriere nach Spanien gebracht, bis sie schließlich ganz ausrangiert werden) sowie die Podengo Português (aus Portugal in verschiedenen Schlägen und Größen). Hunde mit langen Beinen, einer ausgesprochenen Intelligenz und viel Bewegungsdrang. Da sie aber fast immer auch sehr viel Jagdtrieb besitzen (sie wurden und werden auch heute noch im Allgemeinen zur Hasen- und Kaninchenjagd eingesetzt), stehen viele Halter plötzlich vor Problemen, an die sie gar nicht dachten. Das heißt, wenn Sie sich für solche Hundetypen (meist sind es Mischlinge) interessieren, sollten Sie bereit sein, an dem Gehorsam dieser Hunde zeitlebens zu arbeiten. Sie brauchen viel Bewegung, aber sie brauchen genauso viel geistige Auslastung! Spaziergänge ausschließlich an der kurzen Leine in immer gleicher Runde ums Feld sind eine Tortur für Mensch und Hund ...
Um zu den positiven Eigenschaften zu kommen, die diese Hunde so interessant und faszinierend machen: Besonders im Haus sind sie absolut tolle Familienhunde, die meistens recht gern schmusen und sehr ruhig sind.
Wer einen Weg findet, diese Hunde auszulasten, erhält Einblick in eine faszinierende Hundepersönlichkeit!
Abbildung 4: Joey
In der Türkei finden Sie viele Kangalmischlinge. Der Kangal ist ein Herdenschutzhund von enormer Selbstständigkeit und Eigenwilligkeit, verbunden mit einer gehörigen Portion Schutztrieb. Sehr schöne Hunde – aber Sie sollten sie nicht unbedingt in einer Spielstraße im Reihenhaus mit Vorgärtchen halten ...
Ihr hübscher, halbhoher Kangalmischling kann also ebenfalls recht selbstständig und wachsam sein. Manchmal nicht direkt vom ersten Tag an, aber vielleicht in einem halben Jahr, wenn er etwas älter geworden ist (diese Hunde sind ausgesprochen spätreif) und sich bei Ihnen richtig wohlfühlt. Damit muss man umgehen können – mit Konsequenz, sehr viel Geduld und Verständnis (beispielsweise, wenn es darum geht, dass Sie entscheiden, wer zu Besuch kommen darf, und nicht Ihr Hund).
Haben Sie kleine Kinder, durch die hundertmal am Tag die Haustür auf und zu geht und die Spielfreunde rein und raus rennen, kann dies die falsche Hundewahl sein.
Mein erster Hund war so ein Typ „Beschützer“. Kinder? Kein Problem, die durften einfach alles. Aber kein Vater und keine Mutter durfte in irgendeiner Form die Stimme gegenüber den Sprösslingen erheben. Da musste der Hund auf jeden Fall sicher in Verwahrung sein.
Was gibt es noch? Jedes Land hat seine Rassen und es existieren noch eine Vielzahl anderer Hunderassen, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Ich staune immer wieder, was durch diese großen Importe alles in meiner Hundeschule zu finden ist: Ratero (ein kleiner Rattenfänger aus Mallorca), Perro de Agua Español (Spanischer Wasserhund), Bardino (ein Hütehund der Kanaren), Katalanischer Hütehund (sieht mit seinem Wuschelfell sehr ansprechend aus, ist aber auch ein richtiger Arbeitshund), um nur ein paar zu nennen. Schade nur, dass die allerwenigsten Besitzer überhaupt wissen, was sie vor sich haben, um dementsprechend auf typische Eigenschaften zu reagieren. „Der sah irgendwie nett aus“, höre ich leider viel zu oft als Begründung der Hundeanschaffung und das geht nicht selten genug schief.
Wenn Sie sich für einen Mischling entscheiden, ist es oft noch schwieriger zu erkennen, welche Charaktereigenschaften der Hund in sich birgt.
Es ist mir unbegreiflich, wie man einen temperamentvollen, jungen Hund zu einer alleinstehenden Person geben kann, die den ganzen Tag außer Haus ist. Oder einen Hund zu Leuten vermittelt, die der Meinung sind, ihren Kindern gehöre der Hund und die sollten ihn erziehen und mit ihm spazieren gehen. Gibt’s nicht? Oh doch, so etwas erlebe ich jede Woche ...
Keinesfalls sollte man seinem Herzen folgen und ohne große Vorbereitung einen Hund aus dem Türkeiurlaub mitbringen. Mitleid ist der schlechteste Weg, einen neuen Hausgenossen zu wählen – vor allem, wenn man nicht weiß, was einen erwartet. Mehrfach hörte ich von den Fällen, in denen die „Mitbringsel“ mehrere Wochen in einem deutschen Tierheim in Quarantäne verbrachten, weil der Zoll sie nicht durchließ. Zu Recht, wie sich herausstellte, in der Türkei gab es Tollwutfälle und die Hunde waren nicht geimpft. Überlegen Sie einmal, was das für einen jungen Hund in der Sozialisierungsphase bedeutet. Diesen Schock können Sie nie wieder vollständig beheben! Es gibt inzwischen zahlreiche Bestimmungen, die die Einfuhr von Hunden regeln, und die alle zu kennen, ist nicht einfach.
Ein anderer kleiner Mischling, den ich neulich traf, ist mit seinen nunmehr sieben Monaten so weit, dass er Frauchen vollends unter Kontrolle hat und sie bereits bitterböse anknurrt, wenn sie etwas von ihm will, was ihm nicht passt. Sie steht dem „neuen“ Verhalten ihres Hundes hilflos gegenüber und kann sich nicht durchsetzen. Warum ist der ehemalige Strandbewohner, den sie aus dem Urlaub mitbrachte, nicht nett zu ihr? Nicht mehr lange, und er wird vermutlich im Tierheim sitzen. Gerettet, um dann abgeschoben zu werden – ob das der Traum vom Glück ist?
Ehemalige Strandhunde werden es Ihnen keinesfalls danken, wenn Sie sich nicht wie ein souveräner Anführer benehmen. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Hund dankbar ist oder sich jahrelang daran erinnert, was Sie für ihn getan haben. Er wird es nicht tun.
In den wenigsten Fällen mag also der Weg, den Hund selbst mitzubringen, der richtige sein. Meist reicht die Zeit nicht aus, den Hund ordnungsgemäß zu entwurmen und zu impfen. Und wie gesagt, wenn Sie ihn schmuggeln wollen, riskieren Sie, dass er beschlagnahmt wird. Das werden Sie nicht wirklich wollen!
Also wenden Sie sich am besten an eine erfahrene Organisation. Und zwar sowohl vor Ort im Urlaub, wenn sie etwas für die dortigen Streuner tun wollen, als auch hier in Deutschland, wenn Sie sich für eine mögliche Adoption interessieren.
Nun beginnt eigentlich der wichtigste Teil Ihrer Suche. Wie finde ich einen seriösen Menschen, der mir bei der Auswahl eines Hundes behilflich ist? Die Seiten im Internet hören sich alle gleich gut an – gleichgültig, ob es sich um die Tierhilfe XY oder das Straßenhundprojekt 123 handelt. Ausschlaggebend ist eigentlich, was auf der Homepage nicht steht.
Abbildung 5: Minosch
Wenn auf diesen ersten Seiten zwar Dutzende von Hunden angeboten werden, aber kein Wort dazu fällt, was für Ansprüche an die neuen Halter gestellt werden, bin ich schon sehr misstrauisch. Kommt dann noch hinzu, dass kein einziger Satz zu den möglichen Risiken, z. B. in Bezug auf Krankheiten, fällt, werde ich sogar wütend.
Es gibt tatsächlich Seiten, auf denen stehen 30 Hunde untereinander mit Bild und dem einzigen Satz daneben: „Er ist total lieb und unkompliziert!“
Glauben Sie das bitte nicht und erwarten Sie es auch nicht von Ihrem neuen Hund! Was mich an diesen Beschreibungen auch schockiert: Ist das alles, was ein Pfleger über seinen Schützling sagen kann? Wie sieht es aus mit Vorlieben, Abneigungen, was hat man schon testen können, was nicht? Jeder Hund ist ein Individuum, genau wie wir Menschen auch. Mit positiven, aber sicher auch negativen Eigenschaften.
Sie müssen sich immer wieder sagen: Sie brauchen einen Hund, der zu Ihnen passt! Selbst dann wird es genügend Punkte geben, an denen Sie arbeiten müssen. Aber wenn Sie Kinder haben und Ihr neuer Hund hat panische Angst vor Kindern, dann dürfte das weder für Sie noch für den Hund gut ausgehen.
Tierschutz hört nicht damit auf, Tiere zu retten. Man muss auch dafür sorgen, dass sie es von nun an besser in ihrem Leben haben!