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Im dritten Band der Abenteuer Kerguelenland trifft der Sträfling Peter Strupp bei seiner Flucht auf die unglücklichen auf der Heard-Insel Ausgesetzen. Als sie auf der Suche nach einem Unterschlupf eine geheimnisvolle Höhle finden, beginnt eine abenteuerliche Reise. Wieder ein herrlich nostalgisches Abenteuer von W. Belka für Junge und jung Gebliebene.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Schmökerkiste – Band 5
Walter Belka- Peter Strupp, der Sträfling
Abenteuer Kerguelenland, Teil 3
1. eBook-Auflage – November2013
© vss-verlag Hermann Schladt
Titelbild: Armin Bappert unter Verwendung des Originalcovers der Vorkriegsserie
Lektorat: Hermann Schladt
Peter Strupp, der Sträfling.
Von Walter Belka.
Der Flüchtling auf den Kerguelen.
„Peter, das hast Du wieder einmal fein gemacht! Es lebe die Freiheit!“
Peter Strupp rief diese Worte frohlockend, sprang mit kühnem Satz auf eine Felsnase der steinigen, hohen Küste und kletterte dann mit einer beneidenswerten Gewandtheit das steile Gestade empor, ohne sich um die Gewehrkugeln, die klatschend in seiner Nähe gegen die Felsen schlugen, auch nur im geringsten zu kümmern.
Das Motorrennboot, das den deutschen Flüchtling bis an diese Küste in windschneller Fahrt gebracht hatte, schaukelte nun einsam auf den Wassern der tief in das Land einschneidenden Bucht, während sein bisheriger Lenker zwischen den Felstrümmern des wild zerrissenen Randes des Steilufers verschwand, nachdem er seinen Verfolgern in dem zweiten Motorrennboot noch mit der grauen, leinenen Sträflingskappe ein letztes Lebewohl übermütig zugewinkt hatte.
Peter Strupp, ein schlanker, mittelgroßer Mann in besten Jahren mit sonnverbranntem, kühn geschnittenem Gesicht, in dem eine Adlernase von recht ansehnlichen Größenverhältnissen besonders auffiel, blieb jetzt im Schutze eines mächtigen Felsens, wo er vor jedem Geschoss sicher war, erst einmal eine Weile stehen, um zu verschnaufen. Die Mütze hatte er noch in der Rechten, und mit der Linken fuhr er sich über die schweißfeuchte Stirn und den kahlgeschorenen Sträflingsschädel, lächelte dann vergnügt und sagte halblaut vor sich hin:
„Ja, meine Herren Franzosen, so leicht ist der Peter Strupp doch nicht nach eurer Verbrecherkolonie Neu-Kaledonien zu transportieren! Ein gutes Gewissen ist nicht nur ein sanftes Ruhekissen, sondern auch eine Quelle, aus der feine Fluchtpläne entspringen, bei deren Ausführung man eben auf eine gütige Mitwirkung der Vorsehung hofft!“
Dann zog er die graue Kappe wieder über den Kopf, wandte sich in ruhigem Trab nach links, immer dem Steilrand der Küste folgend, vermied die wenigen sandigen Stellen, um keine Spuren zu hinterlassen, und bog erst nach einer guten halben Stunde von der bisherigen Richtung ab, um dem Inneren der großen Insel zuzustreben, die nach seiner Berechnung nur der Mittelpunkt jener Anhäufung zahlreicher Eilande und Klippen sein konnte, deren Gesamtheit die Seekarten als Kerguelenland bezeichnen und die im südlichsten Teile des Indischen Ozeans hart an der nördlichen Grenze des Treibeises der Südpolargebiete, der Antarktis, liegen.
Schon bevor er die gute Gelegenheit einer Wettfahrt französischer Offiziere, die sich mit auf dem Transportschiffe, „Präsident Loubet“ befunden hatten, dazu benutzt hatte, auf einem der beiden Motorrennboote nach Beendigung der Wettfahrt zu fliehen, die er als Bedienungsmann des einen Bootes mitmachen durfte, war er unverfroren genug gewesen, dem Kapitän des Sträflingstransportschiffes eine große Karte des Indischen Ozeans und der australischen Gewässer zu stehlen, da er in jedem Falle einen Fluchtversuch wagen wollte, bevor der Präsident Loubet in einen lebhafter befahrenen Meeresteil kam. Dass er vom Glücke so sehr begünstigt werden würde, hatte er nie zu hoffen gewagt. Stürme verschlugen den Dampfer weit nach Süden, und ein Maschinenschaden zwang dann das Schiff zu tagelangem Stillliegen in einer vollständigen Flaute (Windstille), dass die Offiziere aus Langeweile auf den Gedanken verfielen, ein Wettrennen zu veranstalten. Als er auf dem einen Motorrennboot mit voller Geschwindigkeit davonjagte, wäre die Sache beinahe noch schief gegangen, da die Wachen vom Dampfer aus ein wildes Schnellfeuer hinter ihm drein eröffneten und eine Kugel den einen Kühler beschädigte, sodass der Motor sich leicht heiß lief. Nur aus diesem Grunde war auch das Boot der Verfolger stets so dicht hinter dem Flüchtling geblieben, dass es ihn nicht aus den Augen verlor. Peter Strupp hatte trotz der gefährlichen Hetzjagd seine Ruhe keinen Moment eingebüßt, hatte sogar Zeit gefunden, die „geborgte“ Seekarte zurate zu ziehen und dem Rennboote daher einen Kurs gegeben, der es auf die Kerguelen-Inseln zuführen musste, die, wie der Deutsche wusste, unbewohnt, sehr unwirtlich und größtenteils noch unerforscht sind. Wohlweislich hatte er die der Hauptinsel im Norden vorgelagerten Cloudy-Inseln im weiten Bogen umrundet und erst in eine Bucht eingelenkt, als er überzeugt war, nunmehr die Hauptinsel vor sich zu haben, wo die Franzosen eine weitere Verfolgung zu Fuß als aussichtslos bald aufgeben würden.
Diese Erwartung traf auch zu. Peter Strupp erblickte bereits am Spätnachmittag von einem Berge aus, den er erklettert hatte, Mithilfe des von Bord des Rennbootes mitgenommenen Fernrohres die beiden Boote, die nach Norden zu die Gewässer des Archipels verließen, um schleunigst wieder den Dampfer aufzusuchen, da die leicht gebauten Motorfahrzeuge bei einem Sturm unfehlbar verloren gewesen wären.